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Geschrieben von: Rafaella am 21.Mar.2014 - 14:52

Im Traum bist du zu mir gekommen vorletzte Nacht. Wie schon einmal vor Monaten - und als ich dir damals davon schrieb, schriebst du zurück und schriebst herzlich und humorvoll, wie du bist: "Ich freue mich, wenn ich freundlich in den Träumen anderer auftauchen darf."
Von dem Traum vorletzte Nacht schreibe ich dir nicht. Du kamst zu mir in diesem Traum und bliebst den ganzen gestrigen Tag bei mir. Ich kenne solche Träume. Von Menschen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Platz hätten einnehmen können in meinem Leben. Und dann erwache ich und sie sind noch da, ganz nahe und gehen mit mir, eine kurze Weile lang.
Einen ganzen Tag begleitet mich das Gefühl, vielleicht den wichtigen Menschen verpasst zu haben.
Eine Traurigkeit um ein anderes Leben, um die vielen Leben, die ich nicht gelebt habe.
Du gingst gestern innig mit mir durch meinen Tag. Später schrieb ich dir eine freundliche Mail über Organisatorisches, wir vereinbarten ein freundschaftliches Date. Ich zählte die Tage.
Dann ging ich ins Bett. Nachts träumte ich dann etwas anderes. Von meiner Liebsten, der wirklichen, zuverlässigen. Die mein Leben teilt.
Ich wachte heute auf und du warst nicht mehr neben mir. Du warst in einer Nacht in mein Leben gekommen und in der nächsten wieder aus hinaus geschlichen.
Der Traum verblasst rapide mit jeder gelebten Minute. Adieu. Adieu.

Geschrieben von: june am 22.Mar.2014 - 01:53

*wow*
Vielen Dank fürs Teilen!

Geschrieben von: Jumple am 22.Mar.2014 - 04:37

Gefällt mir auch wahnsinnig gut.

Geschrieben von: Lucia Brown am 22.Mar.2014 - 12:35

Mag ich wohl konservativ sein und selbst wenn es auch ein Traum ist...für mich ist es "fremdgehen".

Geschrieben von: Rafaella am 22.Mar.2014 - 12:49

Fremdträumen ...ist übrigens kein biographisch-aktueller Text btw

Geschrieben von: Hortensie am 22.Mar.2014 - 18:10

Hallo Lucia B. ,
eine Kollegin von mir vertritt - gestützt auf Herrn Jung - die These, dass mensch im Traum alle personen aus seinem Selbst generiert. Also quasi, wenn ich von Lieschen Müller träume "bin" ich selber Lieschen Müller.
Ich glaube, das schliesst ein "fremdgehen" aus, da ich ja z.B. nicht mit mir selbst fremd gehen kann.
Herzliche Grüße
H.

Geschrieben von: Rafaella am 22.Mar.2014 - 18:48

krass- dann bin ich ja exkulpiert. danke!

Geschrieben von: shark am 23.Mar.2014 - 02:19

Liebe Rafaella,

mir gefällt dein Text sehr gut.
Inhaltlich, weil die Idee, dass auf der Traumebene Begegnungen in einer Weise fortgeführt werden können, wie sie im Realen nicht gelebt sind, und die mal eine Weile nachhallen und mal nicht, mir zusagt.
Ich find mich da wieder, ist mir (in einem anderen Zusammenhang allerdings) auch schon so gegangen.
Und daher kenn ich auch diese seltsame Art des Bewusstwerdens anderer möglichen Wege - ohne dass ich den, den ich eingeschlagen habe, infrage stellen würde. Das erkenne ich wieder in Deinem Text, der nur auf den ersten Blick eine innere Zerrissenheit spiegelt. Auf den zweiten Blick ist die gar nicht da, denn es gibt kein echtes Hadern mit dem Ist-Zustand, sondern eben nur das einen tag lang währende Bewusstsein für einen anderen Weg mit einem anderen Menschen.

Sprachlich finde ich den Text auch gelungen. Einfach und klar beschreibst Du die Vorgänge und Gedanken der "Ich"-Person. Und dennoch fehlt es nicht an Feinschliff. Besonders gelungen ist das Ende.
"Der Traum verblasst rapide mit jeder gelebten Minute" - sachlich beschreibend, ohne zu werten und dabei doch alles an die richtige Stelle rückend.
"Adieu. Adieu." Diese Wiederholung macht auf mich den Eindruck einer leichtgewordenen Verabschiedung. Schnell noch aus dem Fenster hinterhergewunken, liebevoll aber einverstanden mit dem Abschied. Ein "Winke-Winke" für Große.

Danke fürs Teilen, ich habs gern gelesen.


shark

Geschrieben von: Almita am 25.Mar.2014 - 21:01

Liebe Rafaella,

Ich finde diesen Text von Dir unglaublich schön geschrieben. Vielen lieben Dank.