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Die gute alte Küche - in neuem Gewand _ Mattscheibe _ Blau ist eine warme Farbe (La vie d'Adèle)

Geschrieben von: Kara am 10.Sep.2013 - 14:11

Habt ihr diesen Film gesehen? Auf Video scheint es ihn noch nicht zu geben. Er wurde in Cannes preisgekrönt.

Geschrieben von: Kara am 10.Sep.2013 - 14:23

ZITAT(Kara @ 10.Sep.2013 - 15:11) *
Habt ihr diesen Film gesehen? Auf Video scheint es ihn noch nicht zu geben. Er wurde in Cannes preisgekrönt.


Kinostart ist der 19.12.13, dann kann er ja noch nicht auf DVD sein.

Geschrieben von: Amber am 11.Sep.2013 - 16:47

Den muss ich sehen. Ich hab schon öfter recherchiert, ihn aber nirgends gefunden. Daher heißt es wohl: Warten...

Geschrieben von: Cookie85 am 11.Sep.2013 - 21:55

Hier gibt es den Trailer:
[Link entfernt]

edit kawa: bitte keine Links zu YouT*be posten! (siehe http://www.lesbenforen.de/iv/index.php?showtopic=19)

Geschrieben von: Pirola am 17.Sep.2013 - 20:16

Da leider kein Link zu You T*be möglich , kann ich nur wiedergeben , was die eine der beiden
stockheterosexuellen Darstellerinnen des Films im Nachhinein veröffentlicht hat :
es sei ihr hochpeinlich gewesen , als sie zum ersten Mal die Sexszenen ansah, die mit ihr und der
Filmpartnerin gedreht wurden .

Geschrieben von: Amber am 17.Sep.2013 - 21:23

Tatsächlich?! Welche denn von den beiden?

Geschrieben von: Pirola am 18.Sep.2013 - 16:39

Das weiss ich jetzt nicht , hatte mich nicht weiter interessiert , weil ich so viel Negatives über den Film gehört hatte.
Alles soll nur aufgesetzt sein , gespielt und eben auf "lesbisch" gemacht , dies jedoch aus Männeraugen und mit Effekthascherei sozusagen .

Sie ist blond und das kurze Interview ist auf YouT*be zu sehen.

Geschrieben von: Amber am 18.Sep.2013 - 20:14

Och Mensch, das wär ja schade. Ich war so gespannt... naja, wir werden es sehen. smile.gif

Geschrieben von: june am 23.Dec.2013 - 12:15

Liebe Cineastinnen,

ich war gestern in "Blau ist eine warme Farbe", einem dreistündigen Liebesfilm des französischen Filmemachers Kéchiche, der von der ersten großen Liebe handelt: Adèle, eine 15-jährige Schülerin, verliebt sich in die Kunststudentin Emma - und umgekehrt.
Adèle wird Emmas Muse und die beiden beginnen ein Leben zu zweit. (Ich lasse das Ende jetzt mal hier zunächst offen, falls noch jemand den Film sehen mag. wink.gif)

Der Film begleitet sehr unaufgeregt ca. 5-7 Jahre von Adèle; gezeigt wird spannenderweise immer nur der Sommer, sodass man gar nicht richtig merkt, wie die Jahre dahinfließen; erkennbar allenfalls an den Frisuren der beiden hinreißend gespielten Protagonistinnen.

"Blau ist eine warme Farbe" hat die Goldene Palme gewonnen - und im Vorfeld für diverse Kontroversen gesorgt: Zum einen, weil die Preisverleihung mitten in die französische Debatte um die Homoehe platzte, zum anderen, weil der Film explizite S**Szenen enthält, von deren Dreh die beiden involvierten Schauspielerinnen berichteten, dass sie sich dabei teilweise von dem Regisseur nicht adäquat behandelt vorgekommen sind (um es jetzt mal vorsichtig zu formulieren).

Ich bin noch völlig geflasht von dem Film und wollte jetzt keine fundierte Filmkritik schreiben, sondern würde gerne eure Meinung dazu hören.
Für mich ist er einer der herausragendsten Filme der letzten 10 Jahre; den expliziten Szenen stehe ich sehr kritisch gegenüber; finde jedoch, dass man sie durchaus nicht nur p*rn*graphisch lesen kann, sondern durchaus auch als Zeichen der intensive Liebe (bzw. des intensiven Begehrens) der beiden Frauen zueinander.

Grübelnde Grüße
June

Geschrieben von: Pirola am 23.Dec.2013 - 12:57

Meine Freundin und ich wollen auch in diesen Film gehen ( es gab hier einen kurzen thread dazu ) .
Aber mit Vorbehalt wegen dieser umstrittenen Szenen .
Es ist ein komisches Gefühl zu wissen , dass die Schauspielerinnen
im Nachhinein nicht zu den Sexszenen stehen .
Ich bin gespannt , wie nun diese Liebe dargestellt ist , denn
da ja der Film so gut ankommt , muss das ja dann der Inbegriff von
leidenschaftlicher Liebesbeziehung sein .
Und Du warst also auch so angetan , June ?
Ich habe gehört , der Zuschauerin gehe die Distanz verloren , wenn
sie den Film sehen würde , also dass frau sich völlig identifizieren würde .
Ich frage mich , wie das ein männlicher Regisseur mit Heterofrauen
geschafft hat . Aber ich muss ihn mir ja erstmal ansehen .
Hab richtig Schiss davor , muss ich sagen .

Geschrieben von: june am 23.Dec.2013 - 13:26

Irgendwie spinnt meine Suchfunktion... Wenn es schon einen Thread zu dem Film gibt, können die beiden Threads natürlich gern verschmolzen werden!

Hui, das mit der Identifikation hatte ich vorher so nicht gelesen, muss jedoch gestehen, dass ich mich ertappt fühle...

Die Protagonistinnen haben sich diesbezüglich inzwischen auch widersprüchlich geäußert. Léa Seydoux meinte sinngemäß, es sei nicht anstrengend gewesen, da der Körper seine eigene Wahrheit habe. - Nun weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll und was davon evtl. auch geschickte PR ist.

Daher kann ich mich nur zum Film selbst äußern. Beide Hauptdarstellerinnen waren für mich authentisch und sympathisch; mit beiden konnte man gut mitempfinden, was bisweilen auch im Kinopublikum für entspannte "Wiedererkennnungs-Lacher" gesorgt hat. Es ist, wie der Regisseur selbst sagte, tatsächlich eine universelle Liebesgeschichte - erzählt anhand zweier Frauen.

Wie die Se*Szenen auf mich gewirkt haben? - Schwierig. Ich bin da generell kein Fan von. In diesem Fall kommt für mich hinzu, dass ich sie für sehr übertrieben halte - eine sehr lange Szene kommt mir so vor, als sei das gesamte Kamasutra durchgeturnt worden. Vielleicht ist es aber auch das gewesen, was die beiden Protagonistinnen sich unter lesbischem Se* vorgestellt haben?

Ich kann nur von mir sprechen, aber mich hat der Film so berührt wie ewig kein Film mehr und ich bin auch heute noch richtig gefangen.
Bin wirklich völlig distanzlos in den Film aufgesogen worden.

Aber wer weiß? Vielleicht bewirkt er bei dir gerade das Gegenteil?
Ist ja immer alles höchst subjektiv... smile.gif

Geschrieben von: Pirola am 23.Dec.2013 - 13:34

Ja , ich werde dann berichten , wie es mir im Kino erging.

Geschrieben von: kawa am 23.Dec.2013 - 14:29

ZITAT(june @ 23.Dec.2013 - 13:26) *
Wenn es schon einen Thread zu dem Film gibt, können die beiden Threads natürlich gern verschmolzen werden!

Alten Thread gefunden und mit deinem zusammengeführt. smile.gif

Geschrieben von: june am 23.Dec.2013 - 14:39

Vielen Dank und ein virtuelles Schälchen Weihnachtskekse nebst leckerer Tasse Tee @ kawa!

Geschrieben von: kawa am 23.Dec.2013 - 14:55

Danke! *mampf* smile.gif

Um hier auch was zum Topic beizutragen:

ZITAT(june @ 23.Dec.2013 - 13:26) *
Die Protagonistinnen haben sich diesbezüglich inzwischen auch widersprüchlich geäußert. Léa Seydoux meinte sinngemäß, es sei nicht anstrengend gewesen, da der Körper seine eigene Wahrheit habe. - Nun weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll und was davon evtl. auch geschickte PR ist.

Von den widersprüchlichen Aussagen der Protagonistinnen habe ich auch gelesen. Und es ist sicher was dran, dass da mehr PR als Wahrheit dahintersteckt, um dem Film ein bisschen "Skandalcharakter" zu verleihen: umstrittene Filme ziehen mehr Publikum. Für einen Lesbenfilm ohne Skandälchen interessiert sich nur eine kleine Zielgruppe.

Was du über dein 'Geflashtsein' berichtest, june, macht mich jedenfalls neugierig. Zudem finde ich es interessant, dass der Film über eine Zeitspanne von mehreren Jahren erzählt.

Geschrieben von: Sophie1990 am 23.Dec.2013 - 22:51

Hallo allerseits,

ich habe mir mit meiner Freundin den Film vor ein paar Tagen angesehen und kann genau nachfühlen, was du mit "aufgesogen" meinst, june smile.gif
In unglaublichen 180 Minuten hatte ich vor allem das Gefühl, einer sehr berührenden, sehr ergreifenden, aber auch manchmal schwer zu ertragenden Nähe zu den beiden Protagonistinnen ausgesetzt zu sein. Der Film besteht fast nur aus Nahaufnahmen, in denen einfach alles gezeigt wird (wirkt nochmal stärker auf Leute, die zu spät kommen und deshalb in der ersten Reihe sitzen müssen wink.gif )

Damit ist er bei mir auf jeden Fall zu einem der beeindruckensten Filme dieses Jahres aufgestiegen, den ich mir aber unter keinen Umständen nochmal anschauen würde - und das liegt auch an den S*xszenen. Da hätte meiner Meinung nach 1. eine wirklich ausgereicht und 2. es an sich auch deutlich gekürzt werden können. Ich habe mich nicht an dem pornografischen Aspekt gestört, den einige Kritiker dem Film vorwerfen, sondern vor allem an der unfassbar lange gezeigten Nähe zwischen den beiden. Das war mir einfach zu viel. Versteht mich nicht falsch: Ich mochte das Gefühl, an der aufrichtigen Liebe zwischen den beiden teilzuhaben und die Emotionalität, die durch den S*x entfacht wurde. Aber ich gehe nunmal nicht ins Kino, um mich dort unwohl zu fühlen, weil ich mir vorkomme, als läge ich mit den Darstellerinnen in einem Bett, während sie sich einander hingeben. Und das auch noch, während mindestens 100 andere da vermutlich auch herumliegen. wink.gif

Zu den Äußerungen der beiden: Die Schauspielerin der Adèle sagte wohl nach der Premiere in Cannes, sie habe sich während der umstrittenen Szenen dermaßen erniedrigt gefühlt, dass sie nicht hinschauen konnte. Beide Schauspielerinnen wollen angeblich nicht mehr mit dem Regisseur arbeiten, vor allem, weil er ihnen unfassbar viel abverlangt hat. Arbeitszeiten sollen nicht eingehalten worden sein, zudem hat die Schauspielerin der Emma sich wohl beim Dreh "wie eine Prostituierte" gefühlt. Später haben beide ihre Aussagen revidiert und nur von einem sehr kräftezehrenden Dreh gesprochen.
Ein bisschen habe ich da auch den Verdacht, es geht vor allem um gezielt eingesetzte PR. Andererseits ist zumindest Adèle Exarchopoulos sehr jung und unerfahren, vor diesem Hintergrund hätte sie vielleicht ein bisschen besser geschützt werden müssen - gerade bei so einem kontroversen Film.
So, und jetzt freue ich mich auf weitere Meinungen! smile.gif

Geschrieben von: PikSieben am 26.Dec.2013 - 21:08

Hallo, ihr Lieben,

meine Frau und ich sind gerade aus dem Kino gekommen, das wir nach den Lorbeeren, den der Film erhalten hat, mit großen Erwartungen aufgesucht haben.

Leider kann ich so gar kein gutes Haar an dem Film lassen und war ausgesprochen enttäuscht.

Das Erste, was mir wirklich über das Maß unangenehm war, war die schier unappetitliche Nähe, die durch die extrem nahen Kameraeinstellungen hervorgerufen wurde. Zu meinem Leidwesen wurde in dem Film unheimlich oft gegessen, auch schon zu Beginn des Films (es gab auch noch Spaghetti mit viel Soße) und die Unfähigkeit der Figuren, mit geschlossenem Mund zu kauen, Geräusche zu vermeiden oder sich wenigstens mal den Mund abzuwischen, hat mich dermaßen angewidert, dass ich mich so gar nicht in den Film hineingesogen fühlen konnte. Und die Ess-Szenen sollten nicht das Einzige bleiben, was ich so in Großaufnahme wirklich eklig fand. Aber um den einzigen Spannungsbogen des Films für diejenigen, die ihn noch sehen möchten, nicht zu zerstören, werde ich nicht verraten, ob Adèle bis zum Ablauf der drei Stunden Film wenigstens einmal auf die Idee kommt, eine Serviette oder ein Taschentuch zu benutzen.

Von der großen Zuneigung zwischen den beiden Protagonistinnen habe ich leider auch nicht viel gespürt. Ich hatte ein bisschen den Eindruck, das einzige, was die beiden überhaupt miteinander verband, sei der S*x gewesen. Das würde dann auch erklären, warum er so ausschweifend gezeigt wurde. Ich finde, der Film hat ohnehin von allem ein bisschen zu viel erzählt. Da, wo für gewöhnlich der Phantasie Raum gegeben wird, wurde hier gnadenlos so viel weitergezeigt, bis alles zu einem belanglosen Einerlei zerfloss.

Das einzige, was man dem Film vielleicht zugute halten kann, ist, dass er ungewohnt wenig künstlerisch verzerrt hat - kaum schön fotografierte Bilder, so gut wie keine Musik und wenig Verstelltes. So ist es sogar richtig gut gelungen, ganz unverklärt von den Unsicherheiten und Selbstzweifeln von Adèle während der Zeit des ersten Verliebtseins und der fortgeschrittenen Pubertät zu erzählen. Aber meinem Anspruch an Kino entspricht das irgendwie nicht.

Es tut mir sehr leid, aber ich kann den Film so gar nicht empfehlen.
Für mich persönlich war die große Nähe der Kamera und damit der Betrachterin viel zu viel und eher abschreckend.

Geschrieben von: Rafaella am 27.Dec.2013 - 15:01

Liebe pik7, danke für deine Einschätzung. Bei Nahaufnahmen von Körperfunktionen und -flüssigkeiten bin ich eher abgestoßen... shudder.gif Daher werde ich mir jetzt sehr überlegen, ob ich reingehe

mit "prüden" Grüßen... wink.gif

Geschrieben von: Hortensie am 28.Dec.2013 - 10:45

Ich glaube, dass ist kein Film für mich, aber vielen Dank für die Einschätzungen.

Geschrieben von: june am 29.Dec.2013 - 12:47

smile.gif

Liebe PikSieben,

vielen Dank für diese sehr amüsante Filmkritik! smile.gif

Ich stimme mit dir in allen Punkten überein, habe sie jedoch anders "gelesen":
Das Essen bei Adèles Familie hat für mich die Funktion, uns ihre (Unterschichten-)Lebenswelt aufzuzeigen (bzw. die stereotypisierte Sicht auf das, was wir für Unterschicht halten sollen): Während des Essens läuft die Glotze, man schlingt, hat keine Manieren etc.. Insbesondere die Spaghetti Bolognese, die ihr Vater zubereitet, steht dabei jedoch für die familiäre Harmonie: Es ist das Leibgericht der Familie, der Vater bereitet sie sehr gut zu und auch Adèle kocht dieses Gericht bei der Gartenparty und erfährt dafür viel Lob von den Künstlerfreunden Emmas, denen sie sich ansonsten unterlegen vorkommt.

Im Kontrast zu Adèles Familie steht die Tischgemeinschaft in Emmas Familie - überflüssig, hier mehr dazu zu schreiben.

Aber hey, ich meine, es ist ein französischer Film - logisch, dass Essen, Trinken (und leider auch Rauchen) hier unkommentiert einen großen Raum einnehmen. wink.gif (soviel zu meinen francophilen Stereotypen... wink.gif)


Zu den Gemeinsamkeiten zwischen Adèle und Emma: Auch ich glaube, dass die se*uelle Anziehungskraft zwischen den beiden das bindende Element war. Kein Wunder, dass A die Muse von E wurde... Das ist ja alles auch nichts Neues.
Und als dann nach ein paar Jahren die se*uelle Anziehungskraft abflaut, stellen beide - oh Wunder - dies auch auf ihre jeweilige Weise fest.

Was mich an dem Film dennoch (obwohl gegessen und gelebt, der Mund offengehalten und keine Manieren eingehalten werden) fasziniert, ist, dass wir aus der Sicht Adèles einen Entwicklungsprozess miterleben, mit dem ich mich einfach identifizieren konnte; einfach, weil ich in meiner Jugend Ähnliches erlebt habe - nein, ich war keine Muse einer Künstlerin, aber dieses bedingungslose erste Mal verliebt sein, seine Liebe gewinnen und wieder verlieren; nicht drüber nachdenken, was man gemeinsam hat, sondern sich einfach den Gefühlen hingeben - das war das, was für mich den Film sehenswert gemacht hat. (Auf die expliziten Szenen hätte in dieser Form meiner Meinung nach sehr gut auch verzichtet werden können...)

Bin gespannt, ob noch mehr Forendamen den Film sehen... wink.gif

Liebe Grüße
June

Geschrieben von: PikSieben am 30.Dec.2013 - 11:08

Hallo, june smile.gif,

ich habe das Gefühl da noch mal etwas klarstellen zu müssen.

ZITAT(june @ 29.Dec.2013 - 12:47) *
Das Essen bei Adèles Familie hat für mich die Funktion, uns ihre (Unterschichten-)Lebenswelt aufzuzeigen (bzw. die stereotypisierte Sicht auf das, was wir für Unterschicht halten sollen): Während des Essens läuft die Glotze, man schlingt, hat keine Manieren etc.. Insbesondere die Spaghetti Bolognese, die ihr Vater zubereitet, steht dabei jedoch für die familiäre Harmonie: Es ist das Leibgericht der Familie, der Vater bereitet sie sehr gut zu und auch Adèle kocht dieses Gericht bei der Gartenparty und erfährt dafür viel Lob von den Künstlerfreunden Emmas, denen sie sich ansonsten unterlegen vorkommt.

Im Kontrast zu Adèles Familie steht die Tischgemeinschaft in Emmas Familie - überflüssig, hier mehr dazu zu schreiben.

Aber hey, ich meine, es ist ein französischer Film - logisch, dass Essen, Trinken (und leider auch Rauchen) hier unkommentiert einen großen Raum einnehmen. wink.gif (soviel zu meinen francophilen Stereotypen... wink.gif)


Ich nehme überhaupt keinen Anstoß daran, dass die Leute Spaghetti futtern oder der Fernseher läuft oder jeder nur für sich allein vor sich hin kaut. Ich selbst esse übrigens auch sehr gern Pasta jeglicher Art und ich kann auch damit umgehen, dass dabei mal ein Soßenspritzer ans Kinn oder sonstwohin gelangt - ganz so "etepetete" bin ich gar nicht. Aber der Film (sprich: die Kameraeinstellung) zwingt mich, dieser Szenerie aus einer Nähe beizuwohnen, die ich zu essenden Menschen nicht herzustellen bereit bin. Dass Adèle beim Essen schlingt, könnte ich auch in einer gepflegten Totalen sehen. Aber aus mir unerfindlichen Gründen muss ich direkt mit meiner Nase vor dem kauenden Mund sitzen (so kommt es mir vor) und aus nächster Nähe beobachten, dass Adèle ihren Bissen in den Mund befördert noch bevor der vorherige Bissen vollständig hinuntergeschluckt ist. Das ist mir an dieser Stelle definitiv zu viel Nähe. Und diese wird ja mit irgendeiner erzählerischen Absicht hergestellt (die sich mir, wie gesagt, nicht erschließt).

Nächster zu naher Moment: Adèle trifft sich mit diesem Typen, um, was wohl?, einen Lahmacun oder so etwas zu essen. Perspektive für das Kinopublikum mal wieder: mit der Nasenspitze direkt an den Zwiebeln - wozu?

Bis die beiden Mädels das erste Mal S*x miteinander haben, habe ich bereits so viele "intime" Momente mit Adèle erlebt, dass der S*x das auch nicht mehr toppen kann. Und als rein p*rnografische Szene ist es mir einfach zu langweilig aufgenommen: Ausgerechnet jetzt kommt endlich die nüchterne Totale zum Einsatz, die ich mir in der Ess-Szene erwünscht hätte.


ZITAT(june @ 29.Dec.2013 - 12:47) *
Was mich an dem Film dennoch (obwohl gegessen und gelebt, der Mund offengehalten und keine Manieren eingehalten werden) fasziniert, ist, dass wir aus der Sicht Adèles einen Entwicklungsprozess miterleben, mit dem ich mich einfach identifizieren konnte; einfach, weil ich in meiner Jugend Ähnliches erlebt habe ...

Und eben das finde ich an dem Film besonders enttäuschend: Den Entwicklungsprozess vollzieht eben nicht Adèle, sondern bestenfalls ihr Umfeld. Sie selbst bleibt auf dem Niveau stehen, auf dem sie mir schon als 17jährige auf den Keks gegangen ist. Was in dem Alter vielleicht noch verzeihlich gewesen wäre (sie kommt schon ziemlich dämlich rüber), ist mit Anfang zwanzig dann nur noch unerträglich. (Als Emma Adèle vorschlägt, doch mehr aus ihrem schriftstellerischen Talent zu machen, habe ich mich gefragt, woran sie das festmacht - schließlich hat sie den ganzen Film über nicht einen einzigen intelligenten oder wenigstens geistreichen Satz von sich gegeben.)
Sie entwickelt sich kein Stück. Stattdessen lässt sie es (über-zwanzig-jährig) mit fast schon bewundernswerter Teilnahmslosigkeit geschehen, dass ihr beim Heulen der - sorry - Rotz durchs Gesicht läuft (schön in Großaufnahme eingefangen shudder.gif - nein, sie zieht ihn nicht hoch, Taschentuch? - Fehlanzeige, Ärmel? - auch nicht. Wer ansehen möchte, was mit den Rotzmassen geschieht - viel Spaß im Kino! sleep.gif

Ich fand's unerträglich.

Es hätte ein Coming-Out-Film werden können (dafür gab es ja sogar ganz gute Ansätze) - war es aber nicht. Es hätte ein Film über das Erwachsenwerden werden können (passiert leider nicht). Es hätte ein Liebesfilm werden können (Liebe? Ohne ein Mindestmaß an geistiger Nähe? no.gif ). Herausgekommen sind drei Stunden Film, die ohne die grenzüberschreitenden Kameraeinstellungen und die ach-so-vieldiskutierten S*xszenen einfach nur nichtssagend und belanglos gewesen wären.

So meine Meinung dazu. Tut mir leid. sad.gif

Geschrieben von: june am 30.Dec.2013 - 12:24

*seufz*
Liebe PikSieben,

ich gebe mich geschlagen. Denn, was soll ich sagen? Du hast ja Recht mit dem, was du (über die Kameraführung) schreibst.
Wobei ich schon eine Entwicklung bei Adèle sehe: Sie hat sich eben aus der Unterschicht "hochgearbeitet" zur Vorschul-/Grundschullehrerin, das finde ich schon einen Schritt.
Dass sie trotzdem ihre lesbische Beziehung verschweigt, finde ich persönlich auch problematisch... Aber so ist es eben manchmal.
Und dass Emma ihr vorwirft, nichts aus ihrem Leben zu machen, sehe ich als eher übergriffig an: Ist doch Adèles Sache, wie sie (beruflich) glücklich wird. Aber es ist eben ein Indiz, dass die beiden Frauen nicht (mehr) passen, da Emma eben doch mehr braucht als bloß eine Muse - sie vermisst wohl den künstlerischen, ästhetischen Freigeist...

Nunja. Popcornkauend warte ich gespannt auf weitere Beiträge... (Falls sich jetzt noch eine ins Kino traut. wink.gif)


Geschrieben von: Lucia Brown am 10.Jan.2014 - 12:11

http://m.taz.de/Kolumne-Luft-und-Liebe/!130665;m/ Die Kolumne vom 9. 1. 2014

Geschrieben von: Pirola am 10.Jan.2014 - 15:40

Hallo ihr ,
ich kenne den Film immer noch nicht vom Sehen , nur vom Hören , werde ihn wahrscheinlich erst- lieber in kleinem Format - sehen ,
wenn es ihn als DVD auszuleihen gibt oder so .
Auf jeden Fall scheint er ein Politikum zu sein , auf uns aufmerksam zu machen . Das ist doch was Positives .

Geschrieben von: kamai am 11.Jan.2014 - 00:27

Hallo ihr da draussen,

Zufällig bin ich über diesen Film gestolpert, der gestern bei uns in der Schweiz anlief.
Ich habe mich im Vorfeld über den Film informiert, da ich gerne weiss, was auf mich zukommt unsure.gif
So wusste ich auch um die langen Sexszenen...

... und ich muss sagen, ich finde es grandios und mutig, das so etwas (immerhin handelt es sich um gleichgeschlechtliche Liebe) im Kino gezeigt wird. Dass der Film eben kein Hollywoodstreifen ist, macht ihn für mich umso sympathischer.
Ich habe den Film genossen, auch die gesagten Szenen popcorn.gif
Wir waren lediglich 7 Nasen im ganzen Kinosaal. Ich hatte eine ganze Sitzreihe für mich alleine und habe mich gerade während diesen Szenen köstlich amüsiert.
Nach meiner Ansicht ist das ein Stück weit "Aufklärung". Für viele Menschen ist die gleichgeschlechtliche Liebe noch immer empörend, beschämend oder gar erschreckend. Sie stellen sich darunter etwas Unnatürliches vor, etwas Verstörendes, das ihnen Angst macht. Im Grunde zeigt der Film, dass dem nicht so ist, auch wenn die Sexszenen etwas übertrieben dargestellt sind (geb ich ja zu icon4.gif ). Vielleicht schreckt er auch etwas ab. Aber so what? Dadurch rüttelt er auf, was ihm einen provozierenden Charakter verleiht. Und gerade das gefällt mir. Er sagt frei heraus: Da sind zwei junge Mädchen, die sich lieben und die miteinander Sex haben. Es ist normal!

Mich tangiert es keineswegs, wie die Darstellerinnen in Nachhinein zu den Sexszenen stehen. Die Schauspielerei ist ihr Job, die Sexszenen gehörten dazu, und die haben sie grossartig umgesetzt, wie ich finde.

Natürlich hat Adèle Rotz und Wasser geheult. Na und? Sie ist verzweifeld, ihr Leid ist unendlich gross. Sie hat ihre erste grosse Liebe verloren. Das ist legitim. Ihre Verzweiflung um diesen Verlust wird sehr eindrücklich dargestellt, meiner Meinung nach.
Ich konnte mit ihr mitfühlen. Als ich meine erste grosse Liebe verloren habe, wollte ich mir das erste (und einzige Mal) das Leben nehmen.

Die Szene, in der Emma Adèle vor die Tür setzte, weil sie sie betrogen hatte, hat mich sehr bewegt und tief erschüttert. Ich fand's zu hart. Aber that's Life. Genau so.
Eine grosse Szene, in meinen Augen.

Das einzige was ich bemängeln kann, ist die Länge des Film. Als sich die beiden Jahre später in diesem Café trafen und Adèles Hoffnung, Emma zurückzugewinnen, zerbrach, war für mich der Film gelaufen. Emmas Ausstellung empfand ich als langweilig und irgendwie nichtssagend, da vorher schon deutlich gemacht wurde, dass die beiden nicht mehr zusammenkommen.

Es gibt kaum ein Kinofilm, der mich so bewegt hat, wie dieser.
Klar, das hat mit mir zu tun und ist aus genau diesem Grund nicht anderes als subjektiv peace.gif

Herzgrüsse
kamai



Geschrieben von: svan am 25.Jan.2014 - 12:25

Zwei lesbische Freundinnen haben den Film unabhängig voneinander gesehen. Die eine fand ihn nicht gut, sie fand die Sexszenen und Großaufnahmen vom Spaghettiessen eklig. Die andere war so begeistert, dass sie ihn sich noch ein zweites und ein drittes mal angesehen hat. Sie fand, das es realistisch dargestellt worden sei und das es klar darum ging, dass die erste Liebe der jüngeren und die Beziehung im Vordergrund gestanden hätten.

Geschrieben von: Pirola am 25.Jan.2014 - 20:48

Ich habe die ersten Begegnungen Adeles mit Emma und zwei längere Ausschnitte des Films
auf Y.T. gefunden und , soweit ich mir davon ein Urteil bilden kann , finde ich nichts Besonderes
an diesem Film , sondern eher sogar etwas Langweiliges , Konstruiertes . Unscharfe Bilder durch
diese ewig in Bewegung gehaltene Kamera , was nicht neu ist , dann die Bemühung , alles ganz ungezwungen
und zufällig und real aussehen zu lassen . Ich habe keine Lust , diesen Leuten beim Tanzen , Flirten , Sex etc.
zuzusehen . Es ist wie Reality - TV .

Geschrieben von: Zarah am 02.Feb.2014 - 20:02

Ich habe extra den Hype etwas abgewartet.

Was soll ich sagen... möchte und muss mich allumfassend PikSieben anschließen.

Es ist mir ein Rätsel, wie dieser Film so hochgelobt werden konnte...

findet Zarah







Geschrieben von: PikSieben am 02.Feb.2014 - 23:22

sad.gif
Bestätigt zu werden, fühlt sich auch nicht immer nur gut an. wink.gif

Geschrieben von: innocent am 10.Feb.2014 - 22:08

... mittlerweile gibts den kompletten film auf y*ut*ube (omeu) - und ich muss sagen, ich kann weder den positiven hype nachvollziehen noch die vernichtende kritik - ich konnte ihn - trotz der länge (fast drei stunden sind mir grundsätzlich zu lang) gucken und im kleinformat hat die kameraeinstellung auch nicht soo gestört ...

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