Vor dem Beginn der Familiensynode am Sonntag hat sich ein Mitglied der Glaubenskongretation (eine zentrale Behörde der kath. Kirche) als schwul geoutet.
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/homosexualitaet-im-vatikan-outing-eines-schwulen-priesters-a-1056031.html
Er wurde daraufhin von seinen Ämtern enthoben, was mal wieder typisch ist und mich als bekennende Katholikin ank*** Jedoch finde ich es äußerst mutig von ihm, sich zu outen und ich hoffe (auch wenn das in dieser Kirche vielleicht etwas naiv ist), dass dadurch ein Stein ins Rollen gekommen ist.
Was sagt ihr dazu?
als ausgetretene Ex-Katholikin... sage ich dazu, dass es die Lehrmeinung der Amtskirche eben ist, homosexuelle beziehungen nicht als gleichwertig anzuerkennen und das zölilbat ist ja auch teil der
priesterlichen aufgaben - der priester soll auf sexuelle beziehungen jeder art ja deshalb verzichten, um ganz für seine schäfchen dasein zu können
- wieso sollte sich das jetzt ändern? ... und: steter Tropfen höhlt den Stein? ob sich das in dieser Frage bewahrheitet?
ich finde schon die amtskirchlichen strukturen zum k:::, und bin immer wieder erstaunt, wieviele lesben damit und in dieser kirche leben können
Eine zutiefst patriarchale, frauenfeindliche Religion, die immer wieder außergewöhnlich tolle Menschen - aller Geschlechter - anzieht und hervorbringt, ein Widerspruch, den ich, als eher kirchenfern, gerne aushalte.
Ich denke nicht, dass es naiv ist. Irgendwer muss ja anfangen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er der einzige Schwule im gesamten
Vatikan sein wird, aber den meisten anderen ist der Job eben doch noch ein Stück wichtiger als die persönlichen Rechte - was ich zum
Teil auch verstehen kann; Miete zahlt sich nun einmal nicht von selbst.
Auch wird es viele Kirchenvertreter geben, die ihre Arbeit - trotz allem - gerne machen, schweigen und insgeheim vielleicht hoffen,
es würde eines Tages besser werden und sie könnten sich dann gefahrlos outen. Nur wird "eines Tages" nicht eintreten, wenn eben nicht
irgendwer den Anfang macht.
Pioniere haben es nie leicht, egal um was es geht. Und es wird noch sehr viel Wasser welchen Fluss auch immer herabfließen, bis sich
Grundlegendes ändert.
Am Rande: Keine der großen Religionen (wenn man sie wortgetreu auslegt) sympathisiert mit Schwulen/Lesben. Und auch gegenüber
Heteros, die vielleicht neben ihrer Arbeit für die Kirche gerne eine Beziehung und Kinder hätten, wird die Null-Toleranz-Schiene gefahren -
wobei diese allerdings nicht als "krank" oder was auch immer bezeichnet werden.
Er wäre auch mit einer Frau an seiner Seite wohl aus dem Amt gejagt, vielleicht etwas gnädiger freundlich versetzt...
Las dieser Tage in der Wikipedia zu einem Papst des 20. Jahrhunderts, er habe ehe er Papst wurde viele Jahre lang seinen Sommerurlaub vom Vatikan in einem bestimmten schweizer Frauenkloster verbracht, aus dieser Kongregation stamme seine lebenslange Haushälterin...
Die katholische Kirche lebt das "Don't ask, don't tell" der US-Armee deutlich länger - diese Doktrin ist dort in der Army zudem auch schon wieder zumindest offiziell abgeschafft.
Letztlich bleibt sie widersprüchlich und nach den heutigen Maßstäben für eine zunehmende Menge Menschen zumindest in den Top-Industrienationen nicht mehr glaubwürdig / erträglich. Siehe Umgang mit anderen Priester-Verfehlungen. Wenn dieses Wort keine Beschönigung für (zudem kriminelle!!!) Übergriffe von Priestern an Kindern und Jugendlichen ist...
Ich finde den nunmehr öffentlich sichtbar liebenden Priester auf Fotos übrigens sehr sympathisch und seine zitierten Sätze sehr warmherzig und vernünftig zugleich. Möge seine Mission, die ja nicht nur ein Akt der Emanzipation des Einzelnen ist, wie ein Löwenzahn auf Asphalt wirken. Ich würde es der gesamten katholischen Welt wünschen, denn die Härte mit der strukturell Menschen klein gehalten, ausgebeutet und mit deren Angst zum Zweck des Machterhalts gearbeitet wird, ist schon etwas, von dem ich mir weniger auf der Welt wünsche.
Amen.
McLeod
http://www.welt.de/politik/ausland/article147200014/Familiensynode-beginnt-im-Schock-ueber-schwulen-Priester.html
Sehr interessant seine Aussage, dass der Klerus "überwiegend homosexuell" sei.
Die Macht der Liebe... verleiht Mut.
Ich finde es großartig, wenn Männern machterhaltende Institutionen von innen heraus ins wanken gebracht werden. Und es schaut ein wenig so aus,
als würde diese Möglichkeit hier bestehen.
Alle Zusammenkünfte von Menschen, die gleiche Interessen haben (egal ob es der religiöse Glaube ist, der heidnische Glaube, der Sport, das Geld, die Kunst...)
bringen immer wieder interessante, tolle, inspirierende Menschen hervor. Deshalb sehe ich es etwas anders, als Rafaella, diese nicht "nur" frauenfeindliche, sondern im Hohen Maße menschenverachtende Institution Kirche sollte nicht toleriert/ausgehalten werden. Auch wenn nicht alle Individuen, die in der einen oder anderen Glaubensgemeinschaft zusammengefunden haben, diese Ausgrenzungen befürworten, so predigen es doch ihre höchsten Vertreter. Und ich finde, die Stimmen gegen diese Klassifizierungen, Ausgrenzungen, Herabwürdigungen von Menschen müssten, gerade in den eigenen Reihen, noch viel lauter werden.
Allerdings ist mir auch klar, dass es sich dann sehr schnell erledigt hat mit der offiziellen Zugehörigkeit zu der entsprechenden Glaubensgemeinschaft
Was ich an diesem Coming-out sehr sympathisch und mitnehmend finde ist der sehr persönliche Tonfall, das Thema Liebe (nach der Angst). Als sich David Berger aus den erzkonservativen (und homophoben) katholischen Zirkeln herausbegab, erlebte ich das das vorwurfsvoll, schulmeisterlich, mit Ego stark gepfeffert. So erlebe ich ihn auch weiterhin als Kommentarjournalisten oder auf FB. ;-)
Der Satz "Die katholische Kirche ist die größte, transnationale Schwulenvereinigung" ist ja nicht neu. Und es verwundert ja auch nicht, wie emotional einige Männer in den höheren Hierarchieebenen der Katholiken gegen das sind, was sie selbst nicht leben können. Diese Hetze (oder akademischer Homophobie) hat Jahrehundertelang dafür gesort, dass Männer und Frauen, die nicht heteroliebend waren, sich dem Verein anschlossen. Die letzten 50 Jahre haben in der westlichen Welt zu echten Nachwuchsproblemen geführt.
Es wäre dem Männerbund zu wünschen, dass sie neue und andere Gemeinsamkeiten entdeckten und lebten, als diese zerstörerischen Tendenzen.
Medienwirksamer Kirchenaustritt mit einhergehender (vermutlich finanziell recht ertragreicher) Publicity sowie endlosen Auftritten in allen möglichen
Talkshows (kommt wahrscheinlich noch) - erinnert mich irgendwie an David Berger ...
Dennoch denke ich, dass auch ein kleiner Stein eine Lawine in's Rollen bringen kann - egal, mit welcher Motivation bzw. persönlichen Interessen der-
jenige die Sache angeht.
Allerdings sollte auch bedacht werden, dass nach dem (plötzlichen und/oder gewaltsamen) Sturz totalitärer, absoluter oder ähnlicher Systeme, selten
etwas Gutes nachfolgte. Das, was vorher war, wird ein Loch hinterlassen, und man sollte bereits im Vorfeld einen konkreten Plan haben, was dieses
Loch füllen soll - bevor es die Falschen tun.
Was ich viel problematischer finde ist, dass es immer Machthungrige gibt, die in die Lücke drängen, obwohl das Menschlichste vermutlich wäre, die Lücke in die Obsoleszenz zu versenken - man verzichtet auf den heterogenen Moloch, und die Kleinteile können autark und bedarfsoptimiert handeln.
Aber Machtpositionen wecken immer Begehrlichkeiten. Und wenn es keine Machtposition gibt, gibt es Alphatiere, die sie sich schaffen. Im Fall kleiner autarker Parzellen mit dem Schlachtruf "gemeinsam sind wir stärker".
Wären wir vernünftige Wesen, würden wir uns nicht mit Machtkämpfen aufreiben, sondern unsere Energie mit leiserer Freude (als dem triumphierenden MUAHAHA des siegreichen Aggressors) zum Wohle aller nutzen. Sind wir aber nicht; auch nicht in der Kirche. Das scheint mir das Einfalltor, an dem aus dem neutestamentarischen "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" ohne intrinsische Widersprüche ein altbündisches "Zerschmettere deine Feinde oder spüre den Zorn deines Herrn" wird.
Where is the love.
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