Neulich hab ich beim "L-Word-Party-Foto-Stöbern" eine Frau entdeckt, mit der ich die letzten zwei Jahre die Schulbank gedrück habe, ohne auf die Idee zu kommen, dass sie "zur Familie" gehören könnte. Und irgendwie stelle ich fest, dass mich das konsterniert - dass ich eigentlich schon erwarte, dass "lesbe" sich zu erkennen gibt, wenn sie es mit mir zu tun hat. Zumal ich mich als ziemlich unoffensichtliche Lesbe ja auch nicht automatisch oute, sondern mir schon einiges einfallen lassen muss, um meine Lebensverhältnisse beim Gruppenplaudern möglichst unkrampfig richtig zu stellen - sich also etliche Gelegenheiten ergeben hätten mit einem unauffälligen "kenn ich" Farbe zu bekennen, wenn über CSD's, das LPartG oder meine heterophoben Kater geplaudert wurde.
Wie seht ihr das so? Macht Ihr einen Unterschied, WER Euch für hetero hält? Fühlt Ihr Euch im Zugzwang, wenn sich andere vor Eurer Nase outen? Oder ist das deren Sache und geht Euch nix an?
ich geb mir den stressnicht mehr...
nachdem ich meist für eher hetero gehalten werde - hat´s mir lange gestunken mit irgendwelche drehs überlegen zu müssen, um "rüberzukommen" -
ich hab öfters mal mit schwulen oder lesben zu tun, die mehr oder weniger out sind und fühle mich nur dezent unter zugzwang - wenn mir jemand von ihrer lebengefährtin erzählt oder seinem partner muß ich ja nicht auch gleich lostönen, aber meist ergibt sich dann doch auch mal eine gelegenheit und es gab schon nette sitautionen, wo alle gays wußten, worum´s geht und alle heteros im raum irgendwie "außen vor" waren
heteros den heterokater zu erklären - das hab ich noch nicht versucht :-)
Früher war es eher so, dass mich die Männer für lesbisch hielten und die Frauen nicht. Das hat meine "Marktchancen" gewaltig eingeschränkt.
Ich gebe zu, bei Männern stört es mich weniger, wenn sie mich für heterosexuell halten als bei Frauen. Besonders bei solchen Frauen, mit denen ich gerne flirten würde ...
QUOTE (pfefferkorn @ 24.Sep.2008 - 13:21) |
aber meist ergibt sich dann doch auch mal eine gelegenheit und es gab schon nette sitautionen, wo alle gays wußten, worum´s geht und alle heteros im raum irgendwie "außen vor" waren. |
QUOTE (blaustrumpf @ 24.Sep.2008 - 14:00) |
Ich gebe zu, bei Männern stört es mich weniger, wenn sie mich für heterosexuell halten als bei Frauen. Besonders bei solchen Frauen, mit denen ich gerne flirten würde ...![]() |
vielleicht hat sie ja nur ihre beste lesbische freundin auf diese party begleitet?
solche freundschaftskonstellationen sollen ja durchaus vorkommen.
bei unserem partybilderverzeichniss der gaybewegung steht unter jedem bild:
"Rückschlüsse auf die sexuelle Orientierung der abgebildeten Personen zu ziehen ist unzulässig."
ok, das ist aber auch bayern
edith: "s" eingefügt
QUOTE (DerTagAmMeer @ 24.Sep.2008 - 13:09) |
...hätten mit einem unauffälligen "kenn ich" Farbe zu bekennen, wenn über ... meine heterophoben Kater geplaudert wurde. |
QUOTE (Simonetta @ 24.Sep.2008 - 15:59) |
Wieso sind deine Kater heterophob? ![]() ![]() |
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Macht Ihr einen Unterschied, WER Euch für hetero hält? |
QUOTE (Simonetta @ 24.Sep.2008 - 15:59) |
Wieso sind deine Kater heterophob? |
Hm, kann ich wenig zu sagen, alldieweil ich nur selten nicht für - zumindest höchstwahrscheinlich - lesbisch gehalten werde: Irgendwie attraktiv, interessant und "nett"- aber verdächtig kurzhaarig, immer ungeschminkt, ungesträhnt (mal von den natursilbernen Akzenten abgesehen) und fast immer sehr leger behost und tendenziell stilbruchig gekleidet, gelegentlich mal mit was doll Glitzerndem am Handgelenk ...
Mit Sicherheit, das kann ich wohl noch hinzufügen, hab ich das irgendwann vor Jahrzehnten mal so angefangen (abgesehen von den natursilbernen Akzenten), um möglichst nicht für hetero gehalten zu werden (denn bei meinen immer seltener gewordenen bzw. irgendwann ausgebliebenen Experimenten mit Röcken/Kleidern und wallenden Haaren hab ich durchaus gehäuft die Erfahrung männlichen Interesses an meiner Körperlichkeit gemacht - und stellte fest, dass es mir meistens lästig war. Ich wusste sehr früh, dass ich S.x und Lebensgemeinschaft mit Frauen wollte, und damit basta.).
Dann kam die Erfahrung hinzu, dass ich immer häufiger für mich spürbar Frauen (lesbisch oder auf-der-Suche) tatsächlich gefiel, was mein Ego ordentlich pinselt(e).
Und dann isses so geblieben (abgesehen von den natursilbernen Akzenten - die kommen nach und nach dazu ).
Sag doch einfach daß Du graue Haare kriegst.
QUOTE (Sägefisch @ 25.Sep.2008 - 11:34) |
Sag doch einfach daß Du graue Haare kriegst. ![]() |
Ich nenne das tatsächlich Hüftspeck.
QUOTE (Sägefisch @ 25.Sep.2008 - 11:34) |
Sag doch einfach daß Du graue Haare kriegst. ![]() |
QUOTE (DerTagAmMeer @ 24.Sep.2008 - 13:09) |
Wie seht ihr das so? Macht Ihr einen Unterschied, WER Euch für hetero hält? Fühlt Ihr Euch im Zugzwang, wenn sich andere vor Eurer Nase outen? Oder ist das deren Sache und geht Euch nix an? |
Wer mich mit offener Jacke und eilig übergeworfenem Schal meine Arbeitsstelle verlassen sieht, denkt wohl allererst an eine Mama, die ihre Sprößlinge von der Kita abholen hetzt. Dass ich zum Zug eile, um meine Frau endlich wieder zu sehen, ist in meinem Planspiel "Mitmensch LG" offenbar nicht vorgesehen. Und mich stört's so auch nicht. Wer mit mir ein wenig plauscht, kann fest stellen, dass ich mitunter recht beredt sein kann, in der Regel aber gleichzeitig auch wenig an "harten Daten" von mir preis gebe. Wer etwas sensitiver für Intonationen ist, merkt, dass da ein klein wenig anderer Hintergrund Nebensächlichkeiten ver- und betont. Wem das nicht auffällt, der plaudert dennoch mit mir und hat wohl das Gefühl, sich prächtigst unterhalten zu haben. Warum auch nicht?
Ich halte Erkennen für ein höchst seltenes und kostbares Gut der Begegnung, welches tausendfach anders geartetes Treffen nicht ausschließt oder völlig sinnleer macht. Das beginnt bei "Interessen" und berührt auch "Familie" und mehr
Hin und wieder passiert "es" einfach - eine erkennt mich wieder und kann einen anderen Kontext sehen, vermutlich vorrangig deshalb, weil sie auch so leise lebt wie ich. Die meisten lächelnden, wortlos-offenbarenden und bewusst erlebten Wiederbegegnungen teilte ich übrigens mit Frauen, die nicht zur offensiv-Fraktion gehören, vielelicht, weil auch sie für Konnotatione empfänglicher sind als jene, die einen Aspekt ihres Lebenskonzepts derart offenbaren möchten, dass ihnen dessen ungefragte Präsentation in Fleisch und Blut übergegangen ist. Wer weiß schon?
Ich oute mich nur äusserst ungern.
Ich mag mein Lesbischsein an mir. Alle wirklich wichtigen Leute, mit denen ich meine Sorgen und Nöte teile, wissen auch davon.
Aber ansonsten bin ich - vielleicht ein wenig wie LadyGodiva - auch eher stille.
Ich mag mich nicht mit jedem x-beliebigen darüber unterhalten, das ist mir zu privat. Es stört mich auch, wenn ich Heteras kennenlerne, deren 2ter Satz enthält: ...und mein Freund sagt dazu..., ... meinen Mann stört blablubb. Ich wills nicht wissen.
Wenn ich jemanden besser kenne gehören für mich nur die Infos zum gemeinsamen Wissen dazu, die jede/r Einzelne gerne erzählt haben will. Wenn dann eine mir von Problemen mit ihrem Freund erzählen will, soll sie das tun, ich höre normalerweise gerne zu. Wenn sie es nicht tut, gibt es 1001 interessante andere Themen, über die ich mich fast lieber unterhalte.
Und genau in diesem Sinne finde ich, dass es für die meisten Menschen in meiner Umgebung völlig gleichgültig ist, mit wem ich zusammen lebe. Wir kennen uns z.B. aus Arbeitszusammenhängen, also geht es um Arbeit. Oder in der Freizeit um Entspannung. Meine sexuelle Orientierung mache ich nur da offen, wo ich es möchte, und das ist eher selten.
Es war noch nie eine an einem meiner Arbeitsplätze offensichtlich (für mich) lesbisch und ich weiß deshalb nicht, ob ich mich dann auch gerne ihr gegenüber outen würde oder nicht.
Für Hetero gehalten zu werden ist mir egal. Ich finde es nicht erstrebenswert, aber auch nicht unangenehm.
QUOTE (LadyGodiva @ 27.Sep.2008 - 09:49) |
...jene, die einen Aspekt ihres Lebenskonzepts derart offenbaren möchten, dass ihnen dessen ungefragte Präsentation in Fleisch und Blut übergegangen ist. |
Hm. Auf der einen Seite intonieren also sensitive Feingeister dezent und unaufdringlich ihre schillernd vielfältige Persönlichkeit (und werden nahezu telepathisch von Schwestern im Geiste erkannt, deren Empfänglichkeit für Zwischentöne differenziert genug ist) – auf der anderen Seite präsentiert da eine Offensiv-Fraktion mit Doppelaxt ungefragt, aufdringlich, ferngesteuert und penetrant ihr Lesbischsein, weil sie sonst nichts zu sagen hat.
Für mich bedeutet die Information über meine Lebenswelt keine „Persönlichkeitskonstitution“, sondern ist ganz simpel die frühzeitige Vermeidung diverser Missverständnisse, welche meiner Erfahrung nach entstehen, wenn mich Menschen für hetero halten und alles, was ich sage oder tue, vor dem Hintergrund dieser Vorannahme interpretieren.
Ein Beispiel aus meinen unerschöpflichen Fettnapf-Fundus: dtam, noch recht neu in Job und Rheinland, saß mit einigen Kollegen/innen im Brauhaus und wurde gefragt, wie ihr Köln denn so gefiele. Neben der Schönheit des Rheins, allerlei kölschem Brauchtum und ihrem beeindruckendem Mietspiegel hatte mir diese Stadt in den ersten Monaten vor allem ihr schwules Touristen-Party-Gesicht gezeigt: Nirgendwo Lesben, kein bisschen Independent, keine (für mich erkennbaren) Zeichen einer alternativen Frauenszene, überall Madonna und Cappuccino, nirgendwo Punk und Filterkaffee. Drum sagte ich (recht unbedacht), dass ich Köln als extrem schwul erlebe – meinte „schwul“ im Gegensatz zu „lesbisch“. Verstanden wurde allerdings „schwul“ im Gegensatz zu „hetero“. Zum Glück klärte sich dieses Missverständnis umgehend auf, weil ein schwuler Kollege meine vermeintliche Homophobie zum Anlass nahm, offensiv für Toleranz zu werben. Sonst hätte ich die Chance, neue Freunde zu finden wohl recht nachhaltig verpatzt.
Heute lebe ich anders und erzeuge potentiell andere Missverständnisse. Die einzige Möglichkeit, diese zu vermeiden, wäre (in meinem Fall) gar nichts Privates mehr zu erzählen – aber so bin ich nicht. Also bekenne ich möglichst früh und unauffällig Farbe, um nicht ungefragt mit einer Grundierung getüncht zu werden, die mir nicht entspricht. Anschließend bleibt für die bescheidenen Ansprüche meiner Persönlichkeit genug Raum und Zeit bei Interesse noch allerlei Schattierungen und Zwischentöne beizumischen. Schließlich sind auch wir von der „Offensiv-Fraktion“ nicht nur lesbisch, sondern durchaus zum Teil differenzierte und komplexe Individuen
Dass mir bei der themenspendenden Begegnung der Wald vor lauter Bäumen entgangen sein dürfte, scheint mir rückblickend allerdings auch recht wahrscheinlich. Insofern bescheinige ich mir da durchaus mangelnde Sensibilität
Ich weiß nicht, wo immer diese 150%-Typinnen hergezaubert werden. Also, vielleicht habe ich mich dahingehend auch unglücklich ausgedrückt: egal, wie offensiv eine mit ihrer Frauenliebe umgeht - es ändert an meiner Bereitschaft, mehr über mich zu erzählen nichts. Und hätte ich konkreter Absichten, würde ich die tatsächlich anders kommunizieren. Mir gefallen Frauen als Mitmensch nicht anders, weil ich von ihrer Frauenliebe weiß.
Und wenn ich bei einer (vielleicht ist das auch ein recht spezifisch hauptstädtisches Phänomen) den Eindruck habe, ihre Sexualität sei ihr Leben, dann bin ich im Stillen dankbar, dass ich meine einfach leben kann.
Von Fotos die >woauchimmer< veröffentlicht wurden auf irgendwas zu schließen ist schwierig.
Ich kann mich erinnern, dass anläßlich des Europride in Köln (das war glaube ich 2002) Fotos von Renate Canisius und Anke Brunn in einer führenden Gay-Zeitung in San Fransisco abgedruckt wurden, auf dem die beiden beim Europride zu sehen waren und an einem Tisch sassen und Kaltgetränke zu sich nahmen. Untertitelt war das Bild mit "Auch die älteren Lesben hatten Spass beim Europride in Köln".
Vielelicht war die Kollegin nur als Mitgeherin bei der Party und wurde dann geknipst?
Wer auch immer Anke Brunn und Renate Canisius sind - ich entnehme Deiner Erwähnung, dass sie wohl entweder jung oder nicht-lesbisch sind und trotzdem in einem US-amerikanischen Magazin dort einsortiert wurden? Oder dass es Trillionen heterosexueller Freundinnen gibt, die ihre Milliarden lesbischer Freundinnen auf deren "Insider-Events" begleiten...?
Schmunzelgrüße
McLeod
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