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Beitrag
#1
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auf Entdeckungsreise ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.151 Userin seit: 21.11.2004 Userinnen-Nr.: 800 ![]() |
Mich würde heute interessieren, wo Ihr in Bezug auf Euer "Lesbisch-Sein" steht.
Weitgehend "out", völlig normaler Alltag? Oder kämpft Ihr noch an der einen oder andern Stelle, mit Euch oder Eurem Umfeld? Wird Euch mitunter bewusst, dass Ihr "anders" seid als die Mehrheit dieser Gesellschaft? Wodurch? Oder habt Ihr Euch (schon?) so daran gewöhnt, dass es Euch nicht mehr auffällt? Wie offen geht Ihr in Eurem Umfeld mit Eurem Lesbisch-Sein um? Wie sehr hat Euer Coming Out Euer Leben verändert oder verändert es immer noch? Fragen über Fragen... Hintergrund ist einfach nur, dass ich grade selbst ein wenig darüber nachgedacht hab, wie mein Leben sich verändert hat. Das CO ist nun grad gut zweieinhalb Jahre "alt" und ich staune, wie sehr sich vieles geändert hat. Von der ersten Erkenntnis, den ersten unsicheren Schritten, die mir heute so weit weg erscheinen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich beispielsweise in der einen oder andern großen Buchhandlung stand und plötzlich ganz deutlich spürte, "ich" komme da eigentlich nicht vor, bestenfalls in der "Lebenshilfe"-Ecke und, mit ein wenig Glück, vertreten durch eine Handvoll Romane. Oder wenn ich durch die Stadt ging, mich umschaute und nur noch Hetero-Pärchen wahrnahm. Zeitweise fühlte es sich so verflixt fremd an, ich dachte, jedeR müsste sehen, dass ich "anders" bin. Vielleicht kleine grüne Antennen oder sowas? Mittlerweile hat sich dieses Gefühl wieder verloren. Ich fühle mich nicht mehr wirklich "anders" aufgrund der Tatsache, dass ich eine Frau liebe. Für mich war es ein sehr bedeutsamer Schritt, er hat mich und mein Leben nachhaltig verändert. Und immer wieder spüre ich, es geht noch weiter, ich bin noch nicht "fertig". (Keine Ahnung, ob man das jemals ist?) Aber es sind solche Momente, in denen mir immer wieder klar wird, dass ich heute noch nicht wissen kann, wie ich manches in drei Monaten, einem halben Jahr empfinde, wo die Reise hingeht. Es ist noch immer vieles am Wachsen und im Umbruch. Wie ist es Euch ergangen? Oder wie geht es Euch in diesem Moment damit? Es wäre schön, wenn Ihr ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern würdet! |
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Beitrag
#2
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Fürstin Pückler ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 234 Userin seit: 24.07.2005 Userinnen-Nr.: 1.898 ![]() |
Hallo Lisabeth,
Nun also ich will mal anfangen. Also als ich damals mit meiner Freundin zusammen kam (viele kennen hier meine Geschichte und ja ich bin wieder mit ihr zusammen.....) war es am Anfang sehr schwierig zu dem "lesbischsein" zu stehen, denn keiner von uns hatte vorher Erfahrung auf diesem Gebiet. Klar, fühlt man sich schon anders als die anderen, besonders wenn ich Heteropärchen sehe. Aber ich sehe es als etwas besonderes an so zu sein und ich schäme mich dafür nicht. Ich persönlich hätte keinen Anlass dazu es zu verschweigen. Leider ist meine Freundin da ein wenig anders eingestellt, ihre mutter darf es nicht erfahren, deswegen halten wir es geheim. Es ist jeder Tag ein neuer Kampf für mich mit ihr zur Schule zu gehen und uns nicht zeigen zu dürfen. es kostet mich sehr viel überwindung sie nicht küssen und umarmen zu können in der Öffentlichkeit. Ich finde es auch sehr traurig das es immer noch leute in unserer Gesellschaft gibt, die Frauenliebe nicht tolerieren. In unserem Freundeskreis hat es lange gedauert bis wir es 3-4 Leuten gesagt haben, aber das hat so unheimlich gut getan und war sehr befreient. Ich würde mich wie gesagt sofort outen, doch meine Freundin hat noch Probleme damit. Ich würde mir nichts mehr auf der Welt wünschen wenn wir allen unsere Liebe zeigen könnten...... Liebe Grüße Tini |
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Beitrag
#3
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don't care ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 34.734 Userin seit: 21.01.2005 Userinnen-Nr.: 1.108 ![]() |
joa... als ich mit meiner ertsen Freundin zusammen gekommen bin, habe ich in einer Gegend gewohnt, die ich in puncto Toleranz nicht einschätzen konnte... Das endgültige Outing an der Schule hat auf mich eigentlich nur befreiend gewirkt. Danach hatte ich dort keine Hemmungen mehr, zu mir zu stehen.
Im Endeffekt sondiere ich in neuen Lebensbereichen erstmal, wie die wohl reagieren werden - und bislang war die Frage des Outing primär eine Zeitfrage, nur in den meisten Praktika kam es mangels genügend langer Anwesenheit nicht vor. Ansonsten rede ich sehr normal z.B. über das Wochenende "bei meiner Frau" oder ähnliches. Ich hatte vorher schon Übung darin, mich als (Teil einer) Randgruppe zu fühlen, von daher bin ich dafür wohl betriebsblind geworden... Allerdings: im Alltag "Menschen die auch so sind" zu treffen, war eine schöne Erfahrung, auf die ich warten mußte, bis ich 20 war. Ich gehöre zur Spezies Lesbe, Märchenleserin, Hobbymusikerin, Experimentköchin, ... Und primär zur Spezies Mensch, also kein Grund zur Isolation ;) |
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Beitrag
#4
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 919 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 101 ![]() |
Ach ja..... Ich glaub vor zwei Jahren hab ich angefangen mich bei manchen als lesbisch zu outen.. wobei ich damals schon meinte, dass ich nicht weiß, ob bi oder lesbisch. Ich hate eben diese typischen Ängste: Wie wird es aufgenommen? Werden sich meine Freunde von mir abwenden..? Naja, also den paar den ich es erzählt hab, die haben es locker aufgenommen.. ein Kumpel hat etwas schmollig reagiert, aber sich wieder gefangen.. Ja, aber es weiß trotzdem nicht jeder. Selbst Mädels mit denen ich 2.5Jahre befreundet bin, wissen es noch nicht. Keine Ahnung warum. Aktueller Stand: bin bi. Wobei ich mich damit auch net zufrieden geben kann, weil ich weiß, dass da noch diverse Unsicherheiten sind und es bei mir eh auf und ab geht. Wobei bisher nur eine kurze Beziehung mit ner Frau, wobei auch net richtig.. ist dann vor kurzem auseinander gebrochen.. nu mit nem männlichen Wesen.. ist alles sehr kurz auf einander geflogt.. weiß selbst net was mit mir los ist. Was aber eben dafür spricht, dass ich nicht weiß wo ich nun stehe... :wacko: Sehr nervig. Aber gut, ich drück mich halt auch vor der Entscheidung, was zu anderen Problemen führt und.. ja.. *lol*
Aber so alles in allem, ist eben alles ziemlich wirr. Aber hey, ich bin noch recht jung und will mich damit auch nicht hetzen. Ich denke irgendwann werden alle dann Bescheid wissen, wenn ich es auch weiß. Wobei ich das jetzt auch net in die Welt hinausschreien werde, wenn mich wer fragen würde, würde ich es halt bejahen.. aber sonst. Geht ja keinen was an *g* Hmm.. ach ja.. mein Leben hat es nicht verändert. Obwohl.. also oberflächlich gesehen nicht. Aber was mein Inneres betrifft herrscht da absolutes Chaos und es beschäftigt mich schon jeden Tag.... Soa.... ich hoffe ich konnte mich halbwegs verständlich machen *lol* |
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Beitrag
#5
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Strösenschusselhai ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 ![]() |
Mein CO war 1997. Ich war damals 28 Jahre alt und verheiratet (aber das wisst Ihr ja schon lange... ;) )
Anfänglich hatte ich aller Schwierigkeiten, mein Leben und das meiner Kinder "neu" zu planen, zum Trotze, ein richtiges "Anders-Sein-High". Ich nahm mich die ganze Zeit irgendwie "exklusiv" wahr...Kein Wunder, gab und gibt es doch in unserer kleinen Stadt außer mir und meiner Frau keine einzige weitere bekennende Lesbe. (In den "Schränken" sieht es natürlich ganz anders aus...) Ich fühlte mich im wahrsten Sinne des Wortes und äußerst positiv "besonders", was mir ganz gut gefiel. Kommunikativ, wie ich bin, begeistert, wie ich war, fiel es mir auch wenig schwer, zu meiner Homosexualität zu stehen; auch da, wo mir durchaus bewusst war, dass diese kritisch bis ablehnend gouttiert werden würde. Aber ich war sooo berauscht von meiner Erkenntnis, lesbisch zu sein, dass mich das nicht wirklich störte. (Glücklicherweise, denn nur so kann ich mir erklären, so viele und massive Anfeindungen wie in den ersten Jahren nach meinem CO, "unbeschadet überlebt" zu haben...) Natürlich habe ich mich mit den Monaten an meine "Besonderheit" gewöhnt und kam wieder "auf den Teppich". Geblieben ist , und das freut mich selbst, ein geradezu "politisches" Bewusstsein meiner Homosexualität und mein Einsatz für und mit Menschen, die ebenfalls auf irgendeine Art "anders" sind. Inzwischen kommt mir die Tatsache, dass ich mit meiner Familie fast ausschließlich in Hetero-Zusammenhänge lebe, auf andere Weise zugute. Denn, und darüber musste ich, als ich das Eingangsposting dieses threads las, keine Sekunde nachdenken: ich empfinde mich heute als gerade ebenso "besonders" wie alle anderen Menschen um mich herum...Nicht mehr, nicht weniger. Das hat sicher damit zu tun, dass ich - von wenigen unerfreulichen Ausnahmen abgesehen - nicht mehr als "anders" wahrgenommen werde, seit die Nachricht, shark sei lesbisch, nicht mehr DIE "Sensation" ist, und auch mit meiner Homosexualität akzeptiert und geschätzt bin; in nahezu jedem Bereich meines Lebens. Ob unter Freunden, auf bisherigen Arbeitsstellen, in der Schule, in der Familie, beim Einkaufen: kaum eine/r hier weiß nicht, dass ich lesbisch bin...das hatte sich flugs herumgesprochen, als ich noch eine "Attraktion" gewesen war :D . Und kaum eine/r macht es noch zum Thema - ich bin eben shark; eine, die Schauspielstunden gibt, Katzen hat, Mutter ist, gerne Cappuccino trinkt, ein bisschen moppelig ...und eben lesbisch ist. "Fremde" reagieren manchmal leicht be-fremdet, aber da sowohl meine Frau, als auch ich irgendwie "gewinnende Wesen" sind, tritt unser "Lesbisch-Sein" auch hier recht schnell in den Hintergrund. Ich bin zufrieden mit meinem "Status" und froh, dass ich nicht die Flucht ergriffen habe, als ich mein CO hatte. Ich bin hier am richtigen Ort; das fühle ich und das beweisen mir immer wieder die Menschen, mit welchen ich lebe: ich bin eine Kleinstadtlesbe mit "Familien"-Anschluss in beide Richtungen - einmal hier im Forum und wenn ich befreundete Lesben, die anderswo leben, treffe, aber auch in meinem direkten, heterosexuellen, Umfeld. Gruß, shark :) edit: Ich hatte die Familie vergessen... :roetel: Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 28.Apr.2006 - 18:14 |
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Beitrag
#6
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3Sterne Delux Köchin :-) ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.283 Userin seit: 16.12.2005 Userinnen-Nr.: 2.396 ![]() |
Lass mich mal nach denken... mein CO war einer Seits echt positiv und anderer Seits habe ich auch gekämpft das man mich so nimmt wie ich bin (Familie).Zu meinen Freunden habe ich nur gesagt das ich mit ..... zusammen bin und mehr nicht die meisten haben mich in den Arm genommen und gesagt Glückwunsch und das sie sich für mich freuen.
Ich habe mich nie als was "besonderes" oder "anderes" gefühlt ich bin nur eine Frau die halt nicht auf Männer sonderen Frauen steht.Ich gehe ganz offen damit um. In der Arbeit hatte ich auch bisher keine Probleme doch ich merke das ich die in meinem neuen Betreib habe (das macht mich schon etwas fertig). Zu mir hat mal jemand gesagt: "Warum muss ich mich vor all den Menschen(Familie) Outen, meine Schwester muss sich auch nicht vor all denn Menschen (Familie) Outen, nur weil sie einen Mann Liebt"Über den spruch denke ich noch oft nach. Was sagt ihr dazu? |
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Beitrag
#7
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Strösenschusselhai ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 ![]() |
Ich sage dazu, dass niemand sich ihrer/seiner emotional-sexuellen Präferenzen wegen zur Diskussion stellen muss. Wer wem wann was sagt, entscheidet jedeR selbst.
Ebenso, wie es keinerlei Veranlassung gibt, als HeterosexuelleR jedem Menschen Auskunft über Lebensentwurf und -realität zu geben, so steht es auch jeder/jedem homosexuellen Menschen zu, sein Privatleben privat zu halten. Wann es wichtig, ratsam, nützlich oder was auch immer ist, sich zu outen, entscheidet niemand aneres als ich selbst. Allerdings halte ich es für mich für eine "politische" Aufgabe, als Lesbe ein Stück weit "öffentlich" zu sein, um einerseits für eine "Gewöhnung" unter skeptischen Mitmenschen und andererseits dadurch für die CO-Erleichterung kommender Generationen von Homosexuellen zu sorgen. Aber das kann ich nur für mich persönlich sagen...Es ist kein Anspruch an ALLE Lesben. |
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Beitrag
#8
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 412 Userin seit: 30.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.782 ![]() |
Das sehe ich ganz genauso! :) Ich weiß, dass das eigentlich gar nicht geht, aber irgendwie scheine ich mich gerade in einer Phase zu befinden, in der ich "stolz" darauf bin, anders zu sein als die Mehrheit. Natürlich ist mir klar, dass man nur auf etwas stolz sein kann, was man auch selbst erreicht hat, aber hat man nicht schon viel erreicht, wenn man zu sich selbst stehen kann (zumindest im Inneren), obwohl man ständig mit der Heterowelt konfrontiert wird? Das hat aber keinesfalls etwas mit Überheblichkeit zu tun, sondern eher damit, dass ich mich wohl in meiner Haut (mir gegenüber) fühle. Vielleicht ist statt "Stolz" der Begriff "innere Zufriedenheit" angemessener! Kann das jemand nachvollziehen? |
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Beitrag
#9
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auf Entdeckungsreise ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.151 Userin seit: 21.11.2004 Userinnen-Nr.: 800 ![]() |
@ H_Golightly Ja, ich kann das schon nachvollziehen. Grade die "innere Zufriedenheit". Ich bin froh, dass ich dieses CO zulassen konnte, und damit erfahren konnte, was vorher nicht gestimmt hat, was gefehlt hat. Ich kann heute zu mir stehen, so wie ich bin, auf eine ganz andere Art und Weise, als ich das "vorher" konnte, als ich noch scheinbar Teil der großen Masse war. Ich hab meinen Platz gefunden, im Großen und Ganzen. Und das ist ein unheimlich schönes Gefühl.
Das seh ich genauso wie Du. Da ich mein Herz eher auf der Zunge trage und Ungerechtigkeiten nicht ausstehen kann, gehe ich an der Stelle auch recht offensiv mit dem Thema "Homosexualität" um.
Den Spruch kenn ich auch und ich musste auch lange darüber nachdenken. Natürlich muss sich jemand, bei dem alles "ganz normal" ist, nirgends outen. Und natürlich müssen wir das auch nicht tun, "nur" weil wir Frauen lieben. Der Knackpunkt für mich ist immer an der Stelle, dass ich in dem Moment, in dem ich mit anderen ins Reden komme, mich ja meist zwangsläufig oute. Wie soll ich von meinem Wochenende erzählen ohne von meiner Frau zu sprechen? Da kann ich entweder stillschweigend hinnehmen, dass die andern von eineM Partner ausgehen, oder ich kann sie auf das Missverständnis aufmerksam machen. Ich empfinde es immer als sehr quälend, an der Kante dessen zu balancieren, was nun grade gesagt werden darf und was nicht. Unbenommen bleibt natürlich immer die Freiheit, in bestimmten Zusammenhängen nicht aus dem Privatleben zu plaudern, egal ob hetero, homo oder sonstwas. Das halte ich mitunter schon auch so. (Bei meinem Ex-Chef beispielsweise, der immer ganz begeistert war, dass ich so eine nette kleine Familie hab.. Ich mochte ihn sehr gern, ein älterer Herr, der dann bald pensioniert wurde. Ich hab es nicht übers Herz gebracht, ihm zu erzählen, dass es mit der "netten kleinen Familie" vorbei ist, obwohl wir sonst auch viel privat geredet haben. Und durch seine Pensionierung war es halt auch nur eine Frage von wenigen Monaten.) Der Beitrag wurde von Lisabeth bearbeitet: 29.Apr.2006 - 09:56 |
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Beitrag
#10
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Heiligenanwärterin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 15.416 Userin seit: 06.09.2004 Userinnen-Nr.: 271 ![]() |
Ich sehe das ähnlich wie schon beschrieben.
Wenn ich sage, dass ich lesbisch bin, dann nicht, weil ich das Gefühl habe, es "gestehen" (das wird sehr häufig von aussen so formuliert - "Der Bürgermeister gab zu, schwul zu sein" - "Er gab zu, das Geld unterschlagen zu haben." fände ich eine treffendere Nutzung des Verbs...) zu müssen. Wenn ich berichte, dass ich mit meiner Freundin einen romantischen Urlaub gemacht habe, oute ich mich in gewisser Weise (denen, die offen sind, das zu verstehen, was es bedeutet). Wenn ein Mann sich für mich interessiert, der keine Ahnung hat, dass ich lesbisch bin (und der nirgends einen "Konkurrenten" entdecken kann), "oute" ich mich auch - d.h., ich versuche, "wie zufällig" etwas Unmissverständliches über meine Freundin zu erzählen - das ermöglicht mir, die Sache klarzustellen, ohne sagen zu müssen "Ich glaube, Du bist an mir als Frau interessiert, aber das geht nicht, weil..." So "offiziell geoutet" (im Sinne von wichtiger Mitteilung) habe ich mich aber auch - bei Familie und FreundInnen, die von mir einfach anderes gewohnt waren. Dass ich nie "fertig" bin, empfinde ich auch. Ich habe im Alltag sehr das Gefühl, als heterosexuell wahrgenommen zu werden, also vom Fahrkartenkontrolleur, von der Blumenverkäuferin, den ArbeitskollegInnen usw. Homosexuelle werden meine Regenbogenkleber etc. zu deuten wissen, für den grössten Teil der Heterowelt braucht es aber mehr, z.T. auch den Holzhammer. Sogar meine Mutter, die es eigentlich wissen müsste, möchte meiner Liebsten und mir immer 2 separate Zimmer zur Verfügung stellen - was bei den hetero-Gästen niemals vorkommt... ;) (oder :( ?) |
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Beitrag
#11
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 935 Userin seit: 31.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.788 ![]() |
Das Problem habe ich auch gerade. Ich mag es nicht, Leute anzulügen, und dieses Balanzieren ist wirklich schwierig und ziemlich unnötig eigentlich. Ich hab mich erst vor 2 Leuten geoutet, die aber selber lesbisch sind, bzw hab ich einfach nicht versucht, in dem Kreis in hetero-Bild zu bekommen. Aber das ist weit weg von daheim und zählt irgendwie nicht. Bei meiner Familie und meinen Freunden hab ich mich noch nicht geoutet, weil das alles selber noch neu für mich ist. Ich kann mir zwar nicht helfen, daheim immer begeistert von meiner Angebeteten zu erzählen; besonders meiner Mutter gegenüber komm ich irgendwie IMMER darauf zu sprechen und ins Schwärmen. Ich denke, sie ahnt schon was (sie hat von meinen Schwärmereien für Jungen auch immer mehr gewusst, als ich geglaubt hab). Genauso ist es bei einer guten Freundin und meinen Brüdern. Inwieweit mein Vater überhaupt sowas mitkriegt, weiß ich ned. Aber trotzdem muss ich momentan oft um gewisse Sachen herumreden, und das zieht an den Nerven. Ich will mich aber auch nicht outen, bevor ich keine fixe Freundin habe, bevor es nicht "offiziell" ist... Weiß nicht ob das nachvollziehbar ist. Aber das konkrete Problem ist das mit einer Mail-"Freundin" (Bekannten? weiß nicht) von mir, die ich (seit ca 2 Jahren) nur übers Internet / ein Forum kenne und mit der ich seit einigen Wochen alle paar Tage mal wieder lange Mails über alles und jeden schreibe. Irgendwann sind wir auch auf das Thema Frühlingsgefühle gekommen, und ich hab (natürlich) wieder von ihr erzählt, konnte nicht anders. Aber halt in der Form von "jemand", sächlich. Nur hat sie jetzt geantwortet "und, was ist mit dem Typen?". Damit steh ich vor dem Problem, ob ich die Frage einfach links liegenlassen soll (würde gehen) oder klarstellen, dass "der Typ" eine Frau ist... Aber ich glaube, ich hab das Ausbalanzieren satt, und mit der "politischen Aufgabe" hat shark ja zweifellos recht. Also auf denn, irgendwo muss man ja beginnen. :rolleyes: Und es ist nicht auszuschließen, dass das auch in meiner "realen" Welt den Stein ins Rollen bringt, da wir mal eine kleine "Foren-Clique" waren und ich von dort auch Leute persönlich kenne... |
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Beitrag
#12
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 402 Userin seit: 10.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.712 ![]() |
Irgendwo las ich mal ich habe nicht gerade ein L auf der Stirn, nun ja das habe ich auch nicht. Aber ich habe mich geoutet vor Jahren schon und ich mache es irgendwie jeden Tag aufs neue mal wieder.
Ich finde es sehr befreiend, ich habe wenig schlechte Reaktionen erlebt und gerade jetzt bei diesem Job bin ich total geoutet und das macht mich frei und lässt mich das sein was ich bin. Ich mag es gerade wenn ich von den Lehrlingen auf die Schippe genommen werde, ob das nicht eine tolle Frau für mich wäre, oder wenn sie mir Unfug auf mein Email senden über den ich dann echt lachen muss. Ich will hier wohlgemerkt niemand der noch nicht geoutet ist verurteilen, ich kann nur ein Leben richtig leben für mich und das ist meines. Ich finde die Reaktionen teils immer noch witzig, wenn jemand sagt was du da wäre ich jetzt echt niemals drauf gekommen und ich fühle mich auch wohler dadurch weil es mir zumindestens meistens gewissen männliche Avancen fernhält. Ich habe zwar zur zeit keine Frau, aber ich kann mich ja durchaus noch an meine letzte erinnern. Mich hätte es total gestresst wenn irgendwie von der Arbeit her ein Event gewesen wäre und ich meine Freundin nicht mitgenommen hätte, wenn alle ihr Familien mitbringen. Ich bin mir sicher das sich Menschen auch meines lesbischseins wegen von mir distanziert haben, aber wenn ich ganz ehrlich bin sind das ja dann sowieso die Leute auf die ich gerne verzichten kann. In erster Linie bin ich der Mensch der ich bin, und wer den mag, der mag mich ganz genauso wie ich bin, ansonsten kann man dann auch gerne sofort aus meinem Leben wieder rausmarschieren. Ich definiere mich nicht über mein lesbischsein aber es ist ein Teil von mir, und ich könnte niemals wenn es eine Frau an meiner Seite geben würde, so tun als seie sie ein Mann oder gar nicht existierend. Damit würde ich mich verletzen, an aller erster Stelle! Ich liebe bis zu einem gewissen Grad meinen Job, ich mag die Menschen, mit denen ich zusammen arbeite, und für mich ist jeden Tag wichtig das sie den Menschen schätzen und mögen der ich bin. Davon mal abgesehen finde ich persönlich, das ich weit schlimmere Macken habe die Leute dazu berechtigen würden auf Distanz zu mir zu gehen. Ich habe keine Frauenzeichen, keinen Regenbogenkram aber ich bin S. die lesbische Supporterin, und die Resonanz, eben, sie ist weitgehend positiv. Meine Eltern denke ich waren erst etwas erstaunt aber nun tragen sie es schon lange mit Fassung und als meine Frau verunglückt ist, war ich froh das sie da waren wie viele andere Menschen auch und mich unterstütz haben und sie waren auch sehr traurig, das hat mir gezeigt das sie längstens einverstand waren mit der Situation und sie ein Teil der Familie war. Und auch das wir alle sie jetz ab und an nach diesen fast 5 Jahren noch vermissen und es kein todgeschwiegenes Thema ist! Meine Mom beäugt allerdings jede Frau ganz genau die ich mal mit zu ihnen bringe und das finde ich sehr lustig, sie verscuht wohl einzuschätzen ob es eine potentielle zukünftige Kandidatin seie ;) Und das alles lässt mich mich sein und auch sehr frei sein! Edit: die üblichen vertappser und vertippser :patsch: Der Beitrag wurde von turandot bearbeitet: 29.Apr.2006 - 14:27 |
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Beitrag
#13
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Filterkaffeetrinkerin ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 25 Userin seit: 31.07.2005 Userinnen-Nr.: 1.935 ![]() |
In dieser Gegend ist es verpöhnt schwul oder lesbisch zu sein. Egal wo das Wort lesbisch fällt, es ist auf jeden Fall mit etwas negativem verbunden? Was sollte ich da schon tun? Ewig schweigen?
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Beitrag
#14
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Heiligenanwärterin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 15.416 Userin seit: 06.09.2004 Userinnen-Nr.: 271 ![]() |
Ewig zu schweigen macht die meisten kaputt oder belastet mindestens sehr. Vielleicht musst Du abwägen, was schlimmer ist: schweigen oder die möglichen Folgen von Reden. Ich hatte schon mehrmals den Eindruck, dass Menschen ihr Bild von Homosexuellen (das sie ja von Heterosexuellen übernehmen) sehr in Frage gestellt bzw. verwandelt sehen, wenn sie erfahren, dass die Menschen, die sie gerne haben und schätzen, "dazu" gehören. |
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Beitrag
#15
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Strösenschusselhai ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 ![]() |
:zustimm: Da stimme ich Dir mal wieder voll und ganz zu! :) |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 12.05.2025 - 23:45 |