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Beitrag
#1
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strösen macht blau! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 12.621 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 12 ![]() |
gestern vor 25 jahren hat die gründungsversammlung der grünen stattgefunden. ich behaupte mal, dass kaum eine andere partei in diesem zeitraum unsere politik und damit unser leben so stark beeinflusst hat. viele neuerungen dieser zeit sind von den grünen auf den weg gebracht worden - um auch in den programmen anderer parteien zu landen. als stichpunkte: energie- und resourcenbewusstsein, präsenz von frauen in den parteigremien, parlamenten und in ministerämtern, ökologische landwirtschaft, homoehe. nach gut sechs jahren beteiligung in der bundes-regierungsverantwortung sind einige grüne forderungen in politische entscheidungen eingeflossen (atomausstieg, ökosteuer, homoehe). aber der weg dorthin war nicht immer gerade, viele mitglieder sind im laufe der zeit von der entwicklung der partei enttäuscht worden. die streitigkeiten zwischen fundis und realos haben die grünen bis weit in die 90er jahre hinein beschäftigt. heute geht bei den grünen kaum was bis nichts ohne die schillernde figur joschka fischer.
für mich stellen sich in letzter zeit immer wieder folgende fragen: unterscheiden sich die grünen mittlerweile überhaupt noch von den 'etablierten' parteien? wenn nicht, können sie denn überhaupt noch eine treibende kraft in sachen umwelt und emanzipation sein, sind die wurzeln überhaupt noch erkennbar? - kann eine konzentration auf den leithammel fischer auf dauer gutgehen? - was macht eigentlich jutta ditfurth heute? |
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Beitrag
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Reisefreudige Nacht-zum-Tag-Macherin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 2.215 Userin seit: 04.12.2004 Userinnen-Nr.: 869 ![]() |
Interessante Fragen. Im Moment würde ich da gerne mit weiteren Fragen antworten.
Geht es um qualitative (Rotation, Trennung Amt-Mandat, gleichberechtigte SprecherInnen) oder quantitative Unterschiede? Ist es schlecht, sich nicht mehr (so sehr) zu unterscheiden? Bedeutet es, daß sich die Grünen bloß angepaßt haben? Sind andere Parteien auch einer Vorreiterrolle der Grünen gefolgt? Ist "treibende-Kraft-sein" eher in parlamentarischen und Regierungs-Strukturen möglich, oder ist es gerade da nicht möglich? Ist beides möglich und wichtig? Ist es sinnvoll, den eigenen Wurzeln so treu zu bleiben, daß Veränderung schwierig oder unmöglich wird? Oder führt die Entfernung von den Wurzeln zur Beliebigkeit? Wie viel Veränderung ist erstrebenswert? Jutta Ditfurth ist übrigens Stadtverordnete in Frankfurt am Main (als einizge Vertreterin der Gruppe ÖkoLinX-Antirassistische Liste). |
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Beitrag
#3
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strösen macht blau! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 12.621 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 12 ![]() |
es geht um qualitative unterschiede: die grünen als anders 'gestrickte' ( :rolleyes: ) partei. die punkte, die du genannt hast, oder z.b. auch die basisdemokratische ausrichtung waren ja wichtige errungenschaften, um sich deutlich von den etablierten zu unterscheiden, um demokratischere lösungen zu finden, nicht zuletzt um dem filz und dem geruch der persönlichen vorteilsnahme zu entgehen. - inzwischen werden auch grüne politiker von skandalen/skandälchen nicht verschont, die diskussion um die trennung von amt und mandat hat lange schatten auf das grüne selbstverständnis geworfen.
für mich haben die grünen ganz lange davon profitiert, dass sie in der partei so unterschiedliche strömungen hatten - und auch soviele utopien. was natürlich auf der kehrseite die jahrelangen querelen zwischen realos und fundis zur folge hatte. und das grosse kreative potential hat sich nach dem austritt vieler fundis nicht gehalten. es gibt nischen, in denen die grünen auch heute noch unschlagbar sind (z.b. schwul-lesbische politik), aber im kern haben sie sich mit der zuwendung zur praktikablen (regierungs-)politik auch von ihren (alten/überholten?) utopien entfernt. der fischersche pragmatismus, der z.b. auch einen afghanistan-einsatz der bundeswehr innerparteilich möglich gemacht hat, hat auch einiges an grünem idealismus weggespült. natürlich verwischen so die grenzen zu den etablierten. die wiederum haben viele themen, die die grünen in den achzigern auf die tagesordnung gebracht haben, verinnerlicht und tragen ihrerseits zum verwischen bei. in erster näherung find ich diese entwicklung durchaus schlecht, weil die unterscheidbarkeit leidet (und ich in gewisser weise dann doch konservativ bin). gemessen werden muss das ganze an dem, was unterm strich rauskommt. und die resultate können sich ja durchaus sehen lassen. dafür, dass die grünen eine (ca.) 10% partei sind, nehmen sie gehörigen einfluss - müssen dafür natürlich im gegenzug auch einige kröten schlucken.
kann man dauerhaft wirklich treibende kraft sein, wenn man die verantwortung für die ausgestaltung der utopien komplett anderen überlässt?
ich glaube, die kunst ist, die wurzeln nicht zu verleugnen, sich aber soweit zu verändern, dass sie ziele erreichbarer werden. es nützt gar nichts, sich stur an den wurzeln festzuhalten, auch wenn die parameter sich ändern. so wird es keine änderungen, keinen fortschritt und auch keine entwicklung geben. |
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Reisefreudige Nacht-zum-Tag-Macherin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 2.215 Userin seit: 04.12.2004 Userinnen-Nr.: 869 ![]() |
Was qualitative Unterschiede angeht, sehe ich die Entwicklung auch recht skeptisch und frage mich, welche der ursprünglichen basisdemokratischen Besonderheiten tatsächlich deshalb verschwunden sind, weil unser parlamentarisches, gesellschaftliches und Medien-System auf hierarchisch organisierte Parteien ausgerichtet ist und Basisdemokratie deshalb schwierig umzusetzen war, und welcher Teil der Unterschiede vielmehr dem Machthunger von Personen innerhalb der Partei zum Opfer gefallen ist. Ich fürchte, der letztere Teil ist seit Mitte bis Ende der Neunziger Jahre nicht ganz unerheblich, gerade wenn ich an Themen wie die Trennung zwischen Amt und Mandat oder das Abführen von Einkünften denke. Im Spannungsfeld zwischen Pragmatismus und Utopien fände ich interessant, für welche Utopien grüne Politik, zumindest auf Bundesebene, zur Zeit wirklich steht. Unabhängig von der (Nicht-)Realisierbarkeit von Utopien unter gegebenen politischen Strukturen und Mehrheitsverhältnissen würde es mich freuen, wenn sie doch als Leitbild noch erkennbar blieben. In einem Bereich wie der lesbisch-schwulen Politik ist das meines Erachtens sicher der Fall, aber bei anderen Themen? Damit möchte ich jemand wie Fischer nicht Prinzipienlosigkeit unterstellen, aber offenbar zugrundegelegte Prinzipien sind von früheren Utopien der Grünen schon ein ganzes Stück entfernt.
Schon wahr - daß sie allerdings mal für eine soziale Grundsicherung für Alle standen und nun als Koalitionspartner für massiven Sozialabbau im Interesse der Arbeitgeber mitverantwortlich gemacht werden können, ist eine durchaus schwer verdauliche Kröte, um ein Beispiel zu nennen. Im Bereich des AKW-Ausstiegs oder der Verkehrspolitik - ursprünglich mal sehr zentrale grüne Themen - sieht es für mein Verständnis auch ziemlich mau aus. Das mit dem "unterm Strich rauskommen" erinnert mich übrigens fatal an einen ehemaligen Bundeskanzler. :P
Denke ich auch nicht, meine Sympathie gilt da eher dem Versuch, Inner- wie Außerparlamentarisches zu verbinden. Das aber erfordert ein ständiges "Zusammenraufen" und Kompromisse-Finden zwischen Idealen und Utopien auf der einen Seite, und der pragmatischen Sicht, soviel wie eben erreichbar in den bestehenden politischen Strukturen umsetzen zu wollen. Je machthungriger die eine Seite und je unbeweglich-grundsatzverhafteter die andere, desto weniger funktioniert dies, wie die erwähnten "Realo" vs. "Fundi"-Querelen leider zu gut zeigten. Möglicherweise ein Stück weit ähnliche Gegensätze funktionieren in anderen Parteien auch nicht gut - die heutige SPD hat sich in ihrer Politik von einer sozialstaatlichen Basis ja auch deutlich entfernt, und entsprechend fehlen ihr auch Personen, die daraufhin nun z.B. eher bei den Grünen oder der PDS zu finden sind.
Unterschreib' ich, :) finde es allerdings auch wichtig zu beobachten, wo diese Gratwanderung in eine (wenig erstrebenswerte) Entwicklung übergeht, bei der die Argumentation mit "Fortschritt" primär dazu dient, politische Ziele und Ideologien rechtfertigend zu verschleiern. Diese Verwendung des Konzepts "Fortschritt" erscheint mir in politischen Debatten allzu häufig, wenngleich ich bei den Grünen am ehesten einen im positiven Sinne kritischen Umgang mit dem Begriff sehe. |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 10.05.2025 - 08:39 |