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> Wenn der Rückfall in alte Schemata droht..., ... wie kann man entgegen wirken?
Joey
Beitrag 23.Jun.2008 - 12:14
Beitrag #1


Im Frühling.
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Hallo,

ich habe hier lange nicht mehr um Rat gebeten. Ich weiß nicht einmal, ob ich gerade Ratschläge suche oder mich einfach über Austausch freuen würde. Mich beschäftigt nur seit dem Wochenende eine Frage ganz besonders. Um darauf zu kommen, muss ich ein wenig ausholen:

Ich habe bis zu meinem 22. Lebensjahr ein Weltbild gehabt, welches unerschütterlich schien. Aufgrund meiner bis dato sehr schönen und unproblematischen Vergangenheit wirkte ich auf viele meiner Mitmenschen wie ein kleines Naivchen. Ich sah die Welt – zumindest ihrer Meinung nach – in rosigen und herrlich bunten Farben.
Ich war ein lebenslustiger Mensch, lachte viel und gerne und antworte auf die Frage, wie es mir gehe, immerzu mit einem überzeugten „Prima“, auch wenn es in mir immer anders aussah.
So kam es, dass meine Umgebung mich immer als sehr optimistisch, gutgläubig und in der Welt das beste Sehend wahrnahm. Kurz: man hielt mich für naiv. Zugegeben, ein wenig war ich es sicherlich. Zumindest bis zu dem Tage, an dem mein damaliges Weltbild arg zu beben begann und ich irgendwann nicht einmal mehr wusste, wo oben oder unten war.
Damals jedoch kam meine kindlich naive, optimistische Art gut an – auch beim gleichen Geschlecht. ;) So fiel ich sicherlich in eine Rolle, die ich zwar nicht nur spielte, die jedoch nicht nur Teil meines ganzen Selbst war und ist. Ich mag sicher naiver, optimistischer und gutgläubiger sein als manch Andere, dennoch stelle auch ich mich der Realität, denke viel nach... nehme hin, flüchte, gebe auf, zweifle. Aber genau diese Seite lasse ich nur selten heraus, und falls doch, dann nur in geringem Maße. Ich lerne langsam, auch zu dieser Seite zu stehen... mich so zu akzeptieren.

Mir ist nun jedoch in letzter Zeit aufgefallen, dass es gewisse Personen gibt, die mich zwar schon lange kennen, aber diese Seite an mir eben bisher nicht wahrgenommen habe. Sie kennen mich als die kleine, gutgläubige Joey, die immer gut drauf ist, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat und sich nur selten von etwas unterkriegen lässt. Diese Rolle kommt gut an, ist aber für mich nicht mehr als eine Rolle, die ich nur noch teilweise authentisch ausfüllen kann. Jedoch merke ich, dass ich gerade bei diesen Leuten in meine „damalige“ Rolle zurückfalle... dass ich mich gern als die „kleine Joey“ gebe, weil ich aus Erfahrung weiß, dass das gut „funktioniert“ und „ankommt“. Dieser Rückfall in alte Verhaltensschemata ist nicht bewusst, sondern geschieht meist sehr unbewusst.

Um ein wenig zu veranschaulichen, was ich mit all dem Gedankenwust hier sagen möchte, ein sehr aktuelles Beispiel:
Am Wochenende habe ich mich zum ersten Mal mit der Frau getroffen, in die ich mich vor knapp vier Jahren verliebt hatte. Für mich war sie die erste Frau überhaupt... Damals war ich noch sehr naiv und durch meine christliche Vergangenheit stark geprägt. Sie lernte mich kennen als Jemand, der noch nicht viel vom Leben mitbekommen hat und zu blauäugig in der Welt herumlief. Es stimmte. Zumindest damals. Meine unbeholfene, kindliche Naivität interessierte sie. Sie fand mich süß... Und dieses Unbekümmerte an mir reizte sie.
Nun trafen wir uns das erste Mal seit unserer Trennung wieder und schon nach kurzer Zeit drückte sie mich in die Rolle von damals. Mein Fehler: ich habe mich hineindrücken lassen und bin wieder in meine alte und doch abgelegte Rolle zurückgefallen. Das wollte ich eigentlich gar nicht und es dauerte einige Zeit, bis ich es schaffte, mich dagegen zu „wehren“. Versuche, die vielleicht gescheitert sind oder doch Erfolg brachten. Ich weiß es nicht genau.
Jedenfalls unterhielt ich mich lange Zeit mit einer Freundin, die beim Treffen zugegen war und ähnliche „Rückfälle“ selbst zu verarbeiten hat.

Nun meine Frage:
Kennt Eine von Euch ähnliche „Rückfälle“ – dass man in Schemata zurückfällt, weil man weiß, dass sie mal „funktioniert“ haben oder Andere dies von Einer erwarten?
Wie geht ihr dann damit um?
Wie kommt man aus dieser Rolle heraus?
Wie kann man Anderen begreiflich machen, dass man gelernt hat, reifer geworden ist und das von ihnen Erwartete und Bekannte nicht mehr ganz oder nur noch teilweise ausfüllt?
Muss man es überhaupt begreiflich machen?

Und versteht überhaupt Jemand, was ich mit all dem hier sagen möchte?

Ich hab das Gefühl, dass ich nur wirr schreibe, weiß aber auch leider nicht, wie ich das alles, was mich grad beschäftigt, verständlicher in Worte packen kann.

Danke schon einmal fürs Lesen und Antworten.

Lieben Gruß,

Joey.


edit: Tippies.

Der Beitrag wurde von Joey bearbeitet: 23.Jun.2008 - 12:18
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Joey
Beitrag 25.Jun.2008 - 12:53
Beitrag #2


Im Frühling.
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Mausi, vielen Dank für Deinen offenen und so ehrlichen Beitrag. Er hilft mir, stimmt mich nachdenklich... ich erkenne mich wieder. Vielen, vielen Dank. :blumen:

QUOTE (Mausi)
Ich musste lernen (und tue es weiterhin) das früher, was zu mir gehört, auch wenn ich es tw. nicht gerne haben - wirklich zu mir gehört - mit allem wenn und aber. Das ein neues Leben nicht geführt werden kann, indem ein altes abgestreift ist. Sondern das Alte das Neue bedingt


Da ist etwas sehr, sehr Wahres dran. Lange Zeit hat man versucht, mir zu vermitteln, dass ein altes Leben vergessen werden kann und das alleine zählt, was nun ist. Ich sehe es mittlerweile so, dass die Vergangenheit nicht vergessen sein sollte, denn was man ist, ist geprägt von dem, was man war.
Man verändert sich. Mal ist es auffällig, mal versteckt. Jedoch kommt irgendwann der Punkt, an dem man es bemerkt und entweder annimmt/anerkennt oder aber es nicht sehen will. Und da kann man dann wirklich sagen:

QUOTE (Mausi)
Wer aber das Heute nicht sehen will, wie ich bin - der hat - gelinde gesagt, pech gehabt.


Eine gute Einstellung. Ich wünsche mir, dass ich sie verinnerlichen kann.



QUOTE (Mondstern)
Ich persönlich habe bisweilen das Gefühl, dass sich negtive Dinge stärker einprägen als Positive. Bei Erinnerungen ist das sogar wissenschaftlich bewiesen, und ich würde mich nicht wundern, wäre es in anderen Bereichen des Lebens genauso.


Ich hab letztens eine Fortbildung zum Thema Konfliktmanagement besucht und da wurde vom Referenten die These aufgestellt, dass auf einen unfreundlichen Verkäufer zehn freundliche Verkäufer fallen müssen, um die negative Erfahrung auszubügeln. Da ist etwas Wahres dran. Wenn ein Verkäufer unfreundlich ist, fällt das mehr auf, als wenn Einer freundlich ist. Vielleicht liegt es daran, dass man dieses gewisse Maß an Freundlichkeit voraussetzt, sobald man einen Laden betritt. Der Kunde ist doch König und wird man einmal nicht königlich behandelt, fällt es eher auf, als wenn man seinen Erwartungen entsprechend bedient wird.
Wobei ich schon registriere, wenn Jemand freundlich ist. Dann habe ich auch keine Scheu davor, der Person zu sagen, wie sehr mich die Freundlichkeit gefreut hat.

QUOTE (Mondstern)
Manchmal hilf es sehr, den "Beschuldiger" direkt darauf anzusprechen - was im Übrigen die Meisten nicht erwarten und dementsprechend schon deshalb ins Grübeln kommen.


Ein Versuch ist es wert, wobei ich leider auch da schon die Erfahrung gemacht habe, dass als Gegenreaktion kommt: "Na wenn Du Dich so verändert hast, warum sehe ich das dann nicht?". Aber eine direkte Konfrontation ist sicherlich eine gute Idee und sorgt schonmal dafür, dass man seiner Frustration etwas "Luft lassen" kann.

QUOTE (Leah)
Mir ist auch schon aufgefallen,dass es Menschen gibt die sich immer wieder auf alte Fehler,die man irgendwann mal gemacht hat,beziehen... "Aber damals hast du ... gemacht"...


Oh ja... manchmal reicht es, einmal eine falsche Entscheidung getroffen zu haben, um sie ein Leben lang vorgehalten zu bekommen. -_-

QUOTE (dandelion)
vielleicht ja auch ein Selbstschutz... ein Relikt aus alter Zeit.


Andere Frage zum Selbstschutz: Kann das Rückfallen in alte Verhaltensweisen nicht auch eine Art Selbstschutz sein? Weil es bekannt ist? Weil Andere Eine so kennen? Weil man "schon immer so war"? Weil alte Muster gar vertraut sind und dadurch sicher erscheinen mögen?

Bei mir ist das Problem, dass ich sehr wohl dieses "Alte" nicht mehr haben will, weil ich nicht mehr so bin (bzw. nicht mehr so extrem). Dennoch weiß ich, dass es mir eine gewisse Sicherheit gibt. Es hat ja schließlich immer funktioniert. Also befinde ich mich in dem Zwiespalt, loszulassen, was mich immer geschützt hat und mir vertraut ist... und den Mut zu haben, jene Sicherheit auch in dem zu finden, was ich nun bin.

Hm...
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