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Beitrag
#1
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mensch. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 6.514 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 ![]() |
Ihr Lieben...
ich eröffne hier ja recht selten eigene Threads, denn in meinem Leben geht es mittlerweile entspannt zu, jedenfalls was mein Lesbisch-Sein und das Drumherum angeht. Das war sicher nicht immer so, früher (vor 10 bis 15 Jahren) war für mich ein Coming-out auch immer so ein Eiertanz, am Anfang bitte nur die besten Freunde, dann vielleicht nette Kollegen, dann half mir das Internet sehr und ich habe gut üben können, wie ich ganz selbstverständlich mein Privatleben unverschlossen lasse - ohne in Exhibitionismus zu verfallen (das ist mir natürlich auch passiert (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) - lang ehe es überhaupt "social networks" gab, auf denen ich peinliche Fotos von mir hätte veröffentlichen können)... In meinem Freundeskreis geht es bunt gemischt zu, Heteros, Homos, Unentschlossene, Teilzeitlesben... Die Liste ließe sich einige Zeilen lang fortführen. Die sexuelle Orientierung, Umorientierung oder Desorientierung ist bislang kein Kriterium für mich gewesen, eine Freundschaft in Frage zu stellen. Das hat sich am Wochenende geändert. Ich befinde mich im Stadium der Fassungslosigkeit und großen Irritation. Eine alte Freundin war zu Besuch.Wir kennen uns länger, als ich das Wort lesbisch überhaupt kenne (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Naja, so ungefähr jedenfalls. Sie hatte Freunde und ich irgendwann eine Freundin und als sie soweit war, hat sie mich dann darauf angesprochen und ich hab gesagt: "Ja, ich bin's." (frei nach Melissa Etheridge) - so hab ich's damals eiertanzig halt gerne gemacht: mich sicht- und erlebbar gemacht, aber nicht sonderlich offensiv und explizit, wenn es sich nicht von alleine ergab. Sie hatte nie ein Problem damit, eine lesbische Freundin zu haben - hat sich dann selbst einige Jahre lang gefragt, ob sie vielleicht auch... und dann hat sie sich in eine Frau verliebt. Mittlerweile hat sie eine mehrjährige Beziehung hinter sich, so komplett mit zusammenwohnen und so. Mit einem kleinen Freundeskreis scheint sie ab und an auf schwul-lesbische Partys zu gehen (wir wohnen weit voneinander entfernt) und natürlich schaut sie gerne UFo-Tatortse. Gut, sie ist am Arbeitsplatz nicht geoutet. Jede, wie sie mag - und ich war's ja auch nicht immer, wer wäre ich, da einen Stein aus meinem Glashäuschen zu werfen? Gestern stöberten wir durch eins dieser Social Networks, sie wollte mir Leute aus ihrem Leben zeigen, die da auf ihrer Kontaktliste stehen. Wir sind beide in dem Netzwerk und ich meinte irgendwann: "Mensch... irgendwie lustig, ich bin nie auf den Gedanken gekommen hier nach Dir zu suchen." (Sie ist sonst nicht viel im www unterwegs) "Ich bin ja gar nicht auf Deiner Kontaktliste und Du noch nicht auf meiner." Das Gespräch lief weiter, denn eigentlich waren wir bei einem anderen Thema. Ein paar Minuten später meinte sie dann unvermittelt: "Ich kann Dir sagen, warum Du nicht auf meiner Liste bist. Ich weiß nicht, was man von mir denkt, wenn man sieht, dass ich mit Dir befreundet bin." Ich war so baff, ich dachte, das sei ein Scherz und antwortete "Weil meine Homosexualität ansteckend ist, oder was?" (Ich hab tatsächlich Homosexualität gesagt, sag ich sonst nie!) Und sie nickte. Ich komm damit irgendwie nicht klar, ich kann's immer noch nicht richtig fassen. Meiner Mutter war es vor 5, 6 Jahren das letzte Mal peinlich, dass ich lesbisch bin. Ich dachte, aus der Nummer bin ich raus. Und jede/r kann sich gerne für sich selbst schämen, aber doch nicht für mich. Das sind so Gedanken, die mir seit dem Wochenende immer wieder durch den Kopf schießen. Plötzlich entsteht ein Bild von ihrem Leben vor meinem inneren Auge, das ich immer anders gedeutet hatte: Während sie von schwul-lesbischen Parties in etwas entfernteren Städten erzählt hat dachte ich, sie tastet sich halt an "die Szene" heran. Dabei hält sie vielleicht auch nur "die Szene" aus ihrem privaten Umfeld fern. Wenn sie erzählt, dass sie niemanden außer mir hat, mit dem sie über die Probleme ihrer (Frauen-)Beziehung reden kann, dann dachte ich, dass wir halt so alte und vertraute Freundinnen sind und ich vielleicht auch die Rolle der "erfahreneren, ollen Lesbe" habe (lag noch gerade so im Rahmen der Möglichkeiten meines Erfahrungsschatzes) -doch vielleicht war es einfach so, dass sie generell mit niemandem darüber redet. Es täte mir total leid für sie, wenn dem so wäre. Aber im Moment tut es mir besonders leid für mich, wenn dem so ist. Ich lege in meiner Verwandtschaft und meinem Freundeskreis keinen sonderlichen Wert auf halbgare Akzeptanz. Würde ich einen runden Geburtstag feiern, lüde ich niemanden nur aus Pflichtgefühl ein, sondern immer nur die, mit denen ich den Tag wirklich teilen wollte. Plötzlich ist da diese alte Freundschaft, vertraute Gespräche über 15... nein fast schon 20 Jahre. Und jetzt will sie nicht mehr mit mir gesehen werden in ihrem Umfeld?? Ich weiß nicht, ob ich zicken soll oder entrüstet sein, ob ich ihr eine Coming-out-Gruppe empfehlen soll oder mein Beileid ausdrücken (okay, das fiele schon wieder unter "zicken" (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) - ich mache zwar Smileys, aber heute sind es irgendwie die von der Sorte, bei denen mir das Lachen im Halse stecken bleibt. Kann mir die eine oder andere vielleicht ihre Sicht zu alledem schenken und mir einen Spiegel geben? Da ich selbst nicht weiß, was ich davon halten soll und nur mein Bauch und mein Herz gerade in Aufruhr sind, mein Kopf aber schwirrt, gibt es nichts, wozu mir beizupflichten oder wovon mir abzuraten wäre. Ich schwimme und weiß noch nicht, an welches Ufer. Herzliche, verwirrte Grüße McLeod |
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Beitrag
#2
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Strösenschusselhai ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 ![]() |
Aber bitte: bloss weil eine Freundin eine erkennbare Lesbe ist, lässt das doch nicht sofort Rückschlüsse auf die eigene Identität zu!
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Beitrag
#3
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Im Frühling. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 14.196 Userin seit: 14.12.2004 Userinnen-Nr.: 931 ![]() |
Aber bitte: bloss weil eine Freundin eine erkennbare Lesbe ist, lässt das doch nicht sofort Rückschlüsse auf die eigene Identität zu! Natürlich nicht, aber als Ängstliche kommt man auf solch verquere Gedanken, dass Andere es womöglich daraus schließen könnten. Wenn man unsicher ist im eigenen Handeln, Denken und Fühlen, passiert es leider sehr schnell, dass man den Sinn für Logik verliert und sich Dinge zurechtspinnt, die gar nicht sein müssen. Absurde Dinge. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass frau, wenn sie sich vor einem "Outing" fürchtet - in welche Richtung auch immer - auf einmal Gedankengänge konstruieren kann, die für jede Außenstehende und Normaldenkende absolut nicht nachvollziehbar wären. (Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: ich wurde sehr christlich und sehr konservativ erzogen und glaubte, dass ich mit dem ersten Mal bis zur Hochzeitsnacht warten sollte, müsste und wollte. Das wurde mir beigebracht und daran wollte ich mich irgendwann selber halten, ob aus wirklich freien Stücken, bezweifle ich nun. Es geschah, was geschehen musste. Ich verliebte mich in meine erste Freundin und da die Zeit, die wir zusammen miteinander verbrachten, absehbar war, wir aber Beide das Gefühl hatten, uns nicht nur küssen zu wollen, verbrachten wir unsere erste gemeinsame Nacht miteinander. Überwältigt von diesen starken Gefühlen, überwältigt davon, doch nicht nach meinen "Prinzipien" gehandelt zu haben, fuhr ich voller Gefühlsschwebe und gleichzeitiger Enttäuschung über meine "Schwäche" nach Hause und glaubte tatsächlich, dass Jeder aus der Gemeinde und v.a. auch meine Eltern mir ansehen würden, dass ich gerade mein erstes Mal hinter mir hatte. Als würde es auf meiner Stirn stehen. Für Außenstehende ist so ein Gedanke, es stünde mir auf der Stirn, sicherlich lächerlich und unlogisch. Ich kam mir aber so vor, als würde man mir ansehen, mich meiner fleischlichen Schwäche hingegeben zu haben. Ich war verwirrt, unsicher, ängstlich und wusste nicht, wo ich meine Gefühle und meine Gedanken lassen sollte. Zu schön war es mit ihr. Zu sehr wollte ich diese Art der Nähe wieder erleben. Zu sehr war ich enttäuscht, nicht gewartet zu haben, weil ich mir immer noch einreden wollte, dass ich bis zur Ehe hätte warten sollen.) Angst kann lähmen... und unsinniges, übertriebenes, dummes und wenig nachvollziehbares Verhalten zur Folge haben, ohne dass die Ängstliche sich ihrer absurden Gedanken und derer Konsequenzen bewusst ist. Ich mag sicher keine Lanze für die Freundin brechen. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass solche Ängste dahinter stecken. Nur ändert das auch nichts an der Tatsache, dass so ein Verhalten und so eine Ablehnung zu Schmerz, Verwirrung, Fassungslosigkeit und Traurigkeit führen. edit: gegraut Der Beitrag wurde von Joey bearbeitet: 09.Mar.2009 - 23:13 |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 07.05.2025 - 20:32 |