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> Angst und Ressentiment
Sägefisch
Beitrag 21.Nov.2009 - 11:20
Beitrag #1


Schlaudegen.
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Angeregt durch diesen Beitrag wälze ich gerade die Frage, ob das nicht im Grunde ein nie so recht ausgeloteter Allgemeinplatz ist, dass Ablehnung immer einer Angst vor dem anderen entsprünge, oder grundsätzlich spiegelte was in einem selber wohnt. (Keine Kritik an Dir, malene).

Ich habe das selbst noch nicht ganz ausgebrütet, würde es aber gerne schon in die Runde werfen. Auch wenn das nochmals eine Metadiskussion ergibt, finde ich doch dass die bisherigen Threads unter anderem den Sinn von Begriffsklärungen aufgezeigt haben.

Vorschlagsweise wäre schön: on topic, auf den Punkt und keine Beispiele und Zitate aus den Geschwisterthreads.

Glück ab: wie kommt´s zustande und wie vom einzelnen auf einen breiten Stand?




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Antworten
Sägefisch
Beitrag 21.Nov.2009 - 22:38
Beitrag #2


Schlaudegen.
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Und wenn man es nun auf die Ebene von Gruppen und deren verbindende Elemente überträgt?

Es gibt ein Spannungsfeld zwischen gemachten Erfahrungen mit überpersönlichen Eigenheiten und dem Anspruch, einzelne Mitglieder von Gruppen nicht in Sippenhaft zu nehmen - und natürlich das Bestreben, erst gar keine "unzulässigen" Zusammenfassungen zu betreiben. Man kann aber trotz letzterem auf (durchaus sich selbst als solche identifizierenden) Kollektive stossen, deren "Fremdsein" nicht nur Vielfalt, sondern im Erleben primär Konflikt bedeutet, je nachdem wieviel Raum man dem "eigenen" zugestehen möchte.

Was dann? Wenn man gegen bestimmte Prinzipien und deren Abstufungen Ablehnung empfindet, wo verläuft dann die Grenze zur unreflektierten Ideologie?

Der Beitrag wurde von Sägefisch bearbeitet: 21.Nov.2009 - 22:42
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PikSieben
Beitrag 22.Nov.2009 - 11:06
Beitrag #3


ausgewilderte Großstadtpflanze
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ZITAT(Sägefisch @ 21.Nov.2009 - 22:38) *
Und wenn man es nun auf die Ebene von Gruppen und deren verbindende Elemente überträgt?

Es gibt ein Spannungsfeld zwischen gemachten Erfahrungen mit überpersönlichen Eigenheiten und dem Anspruch, einzelne Mitglieder von Gruppen nicht in Sippenhaft zu nehmen - und natürlich das Bestreben, erst gar keine "unzulässigen" Zusammenfassungen zu betreiben. Man kann aber trotz letzterem auf (durchaus sich selbst als solche identifizierenden) Kollektive stossen, deren "Fremdsein" nicht nur Vielfalt, sondern im Erleben primär Konflikt bedeutet, je nachdem wieviel Raum man dem "eigenen" zugestehen möchte.

Was dann? Wenn man gegen bestimmte Prinzipien und deren Abstufungen Ablehnung empfindet, wo verläuft dann die Grenze zur unreflektierten Ideologie?


Hm.
Ich versuche, deinen Begriff von „überpersönlichen Eigenheiten“ zu fassen, aber es gelingt mir nicht so ganz. Vielleicht kannst du helfen? Vielleicht auch mit einem Bespiel?

Aber auch, wenn ich mir noch nicht sicher sein kann, deine Anmerkung begrifflich richtig erfasst zu haben, will ich mich an einer Antwort auf deine Frage versuchen.

Erstens denke ich immer noch, dass nicht die Ablehnung an sich das Problem ist. Es ist doch ok, wenn ich weiß, dass ich auf bestimmte Dinge/Verhaltensweisen ablehnend reagiere. Der Schritt zur Unreflektiertheit vollzieht sich für mich beispielsweise aber dann, wenn ich diese meine Ablehnung nicht primär als MEINE Empfindung wahrnehme, sondern sie dem Abgelehnten anlaste. Will sagen, es ist für mich ein Unterschied, ob ich sage: „Ich habe ein Problem, damit umzugehen, wenn Menschen laut sind.“ oder ob ich sage: „Lautsein ist schlimm. XYZ ist laut. Also ist XYZ schlimm.“ Die Unreflektiertheit besteht hier für mich darin, nicht zu sehen, dass das Schlimmsein von Lautheit kein allgemeingültiges moralisches Gesetz ist, sondern lediglich eine unzulässige Verallgemeinerung meiner ganz subjektiven - von Sozialisation oder persönlichen Erfahrungen geprägten - Empfindung darstellt.

Ja, und bei Zweitens – dem Schritt zur Ideologie – bin ich mir aus oben genannter Begriffsunsicherheit heraus noch unklar. Ist nicht schon die Annahme der Existenz „überpersönlicher Eigenheiten“ einer Gruppe eine ideologisierende Übergeneralisierung, die ja den Kern von beispielsweise Rassismus ausmacht? Oder habe ich einfach deinen Begriff nicht richtig verstanden?

Und zweieinhalbtens denke ich, dass der Schritt zur unreflektierten Ideologie auch dann stattfindet, wenn man als Einzelne oder als Gruppe nicht bereit ist, eine andere Gruppe als lose (und möglicherweise willkürlich zusammengefasste) Gruppe von INDIVIDUELLEN Persönlichkeiten anzusehen. Oder wenn man einen Einzelnen lediglich als Angehörigen einer Gruppierung oder Träger eines (negativ besetzten) Merkmals wahrnimmt und sich gar nicht die Mühe macht, hinter diesem vorurteilsbelagerten Putz den eigentlichen Menschen zu sehen.



Und um nun doch noch einmal zur Ausgangsfrage: „Angst als Auslöser von Ablehnung?“ zurückzukommen, denke ich, dass es – was mich betrifft – weniger wirklich Angst, als vielmehr ein konfliktbehaftetes* Aufeinandertreffen unterschiedlicher, sozialisationsbedingter Wertvorstellungen oder manchmal auch einfach nur unterschiedlicher Geschmäcker ist, das Ablehnung auslöst. Und ich finde diese Ablehnung dann nicht schlimm, wenn man eben reflektiert damit umgeht.

* Eine Form eines solchen Konflikts kann natürlich auch Angst sein.


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Sägefisch
Beitrag 27.Nov.2009 - 10:38
Beitrag #4


Schlaudegen.
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QUOTE(PikSieben @ 22.Nov.2009 - 11:06) *
Ist nicht schon die Annahme der Existenz „überpersönlicher Eigenheiten“ einer Gruppe eine ideologisierende Übergeneralisierung, die ja den Kern von beispielsweise Rassismus ausmacht?


Eben darum soll´s hier ja gehen.

Treffen verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Interessen aufeinander und versuchen diese durchzusetzen, kann ein entsprechender -ismus zum Mittel werden, muss aber nicht Voraussetzung sein.

Es gibt da eine Ebene die ich nicht rein individualistisch aufgebohrt kriege. Spannungen zwischen Kollektiven existieren ja. Wie aber kann man die austragen, wenn das oberste Gebot lautet: Du darfst immer nur den Einzelnen sehen.
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