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Beitrag
#1
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Im Frühling. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 14.196 Userin seit: 14.12.2004 Userinnen-Nr.: 931 ![]() |
Liebe Damen,
auch auf das Wissen und die Gefahr hin, dass dieses Thema schon vielfach ausdiskutiert und besprochen wurde - nach einem Gespräch mit zwei lieben, weisen Frauen und der Auseinandersetzung mit Leslie Feinbergs Roman Träume in den erwachenden Morgen muss ich dieses Thema einfach eröffnen, da mich seither einige Fragen beschäftigen. Kurz zum Inhalt des Buches (damit auch die, die es nicht kennen, wissen, worum es mir geht): Das Buch handelt u.a. von der Lesbenszene in den 60er/70er-Jahren in Amerika. Aufgrund des Verbotes von Homosexualität traf man sich in den Hinterzimmern von Kneipen und Bars, lebte in der ständigen Angst, der nächsten Polizeirazzia zum Opfer zu fallen, und träumte von einer Gleichberechtigung und der Möglichkeit, sich und seine Liebes- und Lebensweise offen zeigen zu dürfen. Ich mag nicht weiter ausschweifen, das soll nur kurz den Inhalt wiedergeben. (Und wer das Buch bisher nicht gelesen hat: es ist absolut lesenswert!) Dieses Buch hat mich jedenfalls sehr bewegt und mit vielen Gedanken und Fragen zurück gelassen. Letztere wurden mir teilweise schon von Frauen, die die damalige Zeit selbst miterlebt haben, beantwortet. Den Rest mag ich hier veröffentlichen: In dem Buch gibt es klare Vorgaben, was die damalige lesbische Lebensweise angeht: Butch und Femme gehörten einfach zusammen. Es schickte sich nicht, als Butch mit einer anderen Butch das Bett und Leben zu teilen. Für Femmes galt das Gleiche. Strikte Rollenvorgabe, so will man meinen. Mittlerweile weiß ich, dass diese "Vorgabe" damals sein musste, da man nicht auffallen wollte und nicht noch mehr aus der Norm brechen wollte. Es hatte eben auch schlimme, schmerzliche Folgen (siehe nur die zahllosen Razzien zur damaligen Zeit, die meistens die Butches brutal und zerstörend traf). Was mich anfangs irritierte (noch immer irritiert) ist die strikte Trennung zwischen Butch und Femme. Es gab nur das Eine oder Andere. Alles dazwischen wurde sogar in der Szene nur wenig bis gar nicht akzeptiert. Vielleicht gar totgeschwiegen. Eine Butch musste stark sein und durfte keine Gefühle zeigen. Von einer Femme erwartete man Gegenteiliges. Es hat sich bis heute vieles getan. Sehr viel. Öffentlich und gesellschaftlich, als auch bezüglich der inneren Haltung. Dennoch frage ich mich: gibt es so ein Rollendenken immer noch in unserer Szenen-Gesellschaft? Besser gefragt: in unseren Köpfen? Ich habe immer noch oft das Gefühl, dass man als Lesbe gleich in eine Schublade gesteckt wird - egal, ob "Butch", "Femme" oder "Sonstiges" darauf steht. Ich habe das Gefühl, dass wir sogar einander selbst in Schubladen stecken. Mag ja sicher nicht immer verkehrt sein, denn Schubladen helfen dem Ein- und Zuordnen und können bisweilen gar einen Schutz darstellen. Dennoch beschäftigt mich dieses Thema. Ich merke ja selber, dass ich kategorisiere. Von einem "Ich steh nur auf weibliche Frauen - Femmes" habe ich mich nun auf ein "Ich habe gerade gar keine Ahnung" geeinigt. Mir ist in der "Szene" aufgefallen, dass es doch sehr oft noch so ist, dass man eher Butches/Femmes antrifft als andere Konstellationen und ich selber merke, dass ich mich in der Gegenwart einer Butch ganz anders gebe als in der einer Femme. Hinzu kommen zu den ganzen Femmes und Butches mittlerweile Androgyne und Queers, deren Definitionen ich allerdings nicht kenne. Mir scheint, dass Beides jeweils für Etwas "dazwischen" zu sein scheint. Für Jene, die sich offensichtlich in keiner vorhandenen Schublade unterbringen lassen. Man möge mich korrigieren. Zum Anderen würde mich als Femme interessieren, wie eine Butch denkt und fühlt. Ob sie mit dem "Weiblichen" an ihrem Körper gut zurecht kommt oder sich eher unwohl fühlt. Was unterscheidet eine Butch von einer Femme tatsächlich (unabhängig vom Äußeren)? Leslies Buch behandelt ein sehr, sehr sensibles Thema. Die Protagonistin fühlt sich nicht wohl in ihrem Körper - fremd. Und mag diesen gegen einen Körper tauschen, der dem anderen Geschlecht zugetan ist. (Ich weiß, das Thema soll hier nicht diskutiert werden.) Ich kann die Protagonistin verstehen, aber nachvollziehen kann ich das Denken und Fühlen nicht. Wie auch? Ich habe mich in meinem Körper immer wohl gefühlt - bis auf zwei Jahre meiner Anfangsschulzeit, in denen ich mich allen mit dem Namen meines männlichen Pendants vorstellte. Dennoch würde mich interessieren: was ist der Auslöser, dass man sich als Butch bezeichnet? Hat es nur mit Körperempfinden zu tun? Was ist Auslöser, dass man sich als Femme einordnet? So viele Fragen. Ich weiß. Anmerkung: Dies ist ein sehr sensibles Thema und es braucht Feingefühl, um sich nicht irgendwelchen Klischees zu bedienen oder Einer auf die Füße zu treten. Sollte dies passiert sein, bitte ich schon jetzt um Entschuldigung. Ich habe mir Mühe gegeben, alles so verständlich wie möglich zu schreiben. Nichts verurteile ich. Ich habe nur so viele Fragen... Der Beitrag wurde von Joey bearbeitet: 19.Jan.2010 - 00:57 |
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Beitrag
#2
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Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
Strikte Rollenvorgabe, so will man meinen. Im Gegensatz zu meinem Leben als Frau ist meine Femme-Identität keine Vorgabe, sondern meine freie Wahl. Das macht für mich einen gewaltigen Unterschied aus. Butch/Femme sind für mich keine Schubladen, sondern zwei Rollen in einem aufeinander bezogenen Tanz. Es geht nicht darum, wer wie ist, sondern darum, wer welche Haltung einnimmt, wer folgt und wer führt. Heutzutage ist es sozial unnötig klassische Gesellschaftstänze zu beherrschen. Es ist eine Chance auf eine gemeinsame, hochkomplexe Bewegung. Es ist eine Form, die sich mit Vertrauen, Hingabe und Verantwortung füllen lässt. Eine Leidenschaft, die zwei Menschen gemeinsam entdecken (oder auch ablehnen) können. Für mich ist es vor allem Vertrauen. Denn der Stolz beider Haltungen liegt darin, dass die Partnerin sich darauf einlässt. Dass sie die Differenz zulässt, stützt und ihrerseits vertraut. Nur aufeinander bezogen macht Tanzhaltung Sinn. Ich habe nicht den Anspruch in allem, was ich bin und tue, das Rad neu zu erfinden. Es bereitet mir auch kein schlechtes Gefühl zunächst mit Kochbuch zu kochen (mit Handbuch zu schrauben) bevor ich improvisiere. Traditionen sind für mich eine Hilfe - eine Möglichkeit aus Erfahrungen anderer zu lernen und meinen eigenen Weg zu gehen (statt mich mit der Machete durchs Unterholz zu schlagen). Die Schwierigkeit bei der Nutzung befestigter Straßen liegt in den Kreuzungen. Es gehört Orientierungsfähigkeit und Erfahrung dazu, einschätzen zu können, wohin ein Weg führt, wo ich wem begegnen kann, was mich erwartet und welche Steigungen ich meiner Kondition zutrauen sollte. Insofern erwarte ich von Femmes wie Butches Reflexionsvermögen und -bereitschaft. Ich erwarte, dass sie sich ihrer Entscheidungen bewusst sind. Ich erwarte, dass sie nicht einfach "nehmen, was zu kriegen ist", sondern sich darauf einlassen, der Geliebten die größtmögliche Freiheit und Freiwilligkeit zu lassen. Darin liegt für mich die Chance und die Gefahr dieses lesbischen "Beziehungskonzeptes". So wird vielleicht verständlich, warum ich B/F in der Praxis mit Reife, wohl auch einem gewissen Alter assoziiere und einige Jahre des Freestyle-Austestens voraussetze, was das Einfühlungsvermögen erst möglich macht, das ich als Femme von einer Butch erwarte. Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 19.Jan.2010 - 08:51 |
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