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Beitrag
#1
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- keep it up you go girl - ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 13.733 Userin seit: 21.02.2007 Userinnen-Nr.: 4.099 ![]() |
Gerade wird in den Medien darüber diskutiert, ob die Bildungs-Card für alle Kinder eingeführt werden soll. Sie sollte zunächst für bedürftige Kinder eingesetzt werden, damit sie Zugang zu Förderkursen und Musikunterricht bekämen.
Die CSU möchte dies nicht und setzt auf direkte Geldleistungen. Welche Meinungen, Informationen, Gedanken usw. habt ihr dazu? |
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Beitrag
#2
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Vorspeisenexpertin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 60 Userin seit: 07.02.2007 Userinnen-Nr.: 4.041 ![]() |
Was mich unabhängig vom Sinn oder Unsinn einer Bildungs-Card (wieso eigentlich Card, wurde Karte abgeschafft?) stört, ist eine zunehmende Tendenz, die Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens permanent nach 'unten' zu nivellieren. Wir scheinen uns vollkommen von der Vorstellung verabschiedet zu haben, es sei entscheidend, der durchaus vorhandenen breiten Zustimmung zu dieser Gesellschaft und den damit verknüpften Willen, diese positiv mitzugestalten, zu fördern und zum Maßstab zu machen.
Irgendwie habe ich verstärkt den Eindruck, dass alle Aspekte des Lebens geregelt werden, indem sich an verschwindenden Minderheiten orientiert wird, deren Verhalten als Maßstab herangezogen und daraus Regeln für alle abgeleitet werden, die dann zwar als Zwang für alle bestehen, das Problem an der Stelle, an der es auftrat, aber keineswegs beseitigen. Da soll eine Minderheit von Bildungsverweigerern ins Bildungsboot gezwungen werden, das andere aus freiem Willen und mit Freude betreten. Diese anderen gelten aber nicht als Maßstab, an dem sich Förderung orientiert, nein, zum Maßstab wird der verdammungswürdige Verweigerer, was dann zur Folge hat, dass nun jeder erst einmal unter den Generalverdacht gerät, nur unter Zwang erreichbar zu sein. Und ich wage die Prognose, dass eine Bildungs-Card dennoch nur von denen genutzt werden wird, für die keinerlei Zwang erforderlich gewesen wäre, während diejenigen, an deren Einstellung sich die Maßnahme orientiert, diese Karte nicht einmal zur Kenntnis nehmen, geschweige denn nutzen werden. Ich gestehe, dass mich dies zunehmend ärgert. Anderes Beispiel: Da muss Oma N. 200 Euro Strafe zahlen, weil sie früh um 6 in einem menschenleeren Park gewagt hat, ihren uralten Bello, der sich kaum noch rühren kann, von der Leine zu lassen. Und dies, weil wir uns Gesetze und Verordnungen verpasst haben, die sich daran orientieren, dass bestimmte gesellschaftlich ohnehin problematische 'Gruppen' vor Jahren mit Hunden aufgerüstet und schlimme Unfälle verursacht haben. Oma N. war nie ein Problem. Sie entfernt sogar den Kot ihres Köters. Der geht jetzt an der Leine. Diejenigen, die reglementiert werden sollten, verfahren jedoch weiter wie bisher. Ein bisschen weniger offensichtlich vielleicht, aber ansonsten unverändert. Auch ein schönes Beispiel für eine Nivellierung nach 'unten'. Ohne Sinn, ohne Wirkung im Hinblick auf das eigentliche Problem - aber mit gewaltigen Auswirkungen auf das Leben einer Unzahl von Menschen, die überhaupt nicht gemeint waren. Ich frage mich seit Jahren, wohin das führt. Wir kapitulieren als Gesellschaft an jeder Ecke vor Problemen, schaffen dabei in blindem Aktivismus mit wehenden Fahnen Schritt für Schritt die freiheitliche Grundordnung unserer Gesellschaft ab, ohne im Gegenzug auch nur irgendeinen positiven Effekt zu erzielen. Ist das Dummheit oder hat das System? |
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Beitrag
#3
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don't care ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 34.734 Userin seit: 21.01.2005 Userinnen-Nr.: 1.108 ![]() |
Da soll eine Minderheit von Bildungsverweigerern ins Bildungsboot gezwungen werden, das andere aus freiem Willen und mit Freude betreten. Diese anderen gelten aber nicht als Maßstab, an dem sich Förderung orientiert, nein, zum Maßstab wird der verdammungswürdige Verweigerer, was dann zur Folge hat, dass nun jeder erst einmal unter den Generalverdacht gerät, nur unter Zwang erreichbar zu sein. Und ich wage die Prognose, dass eine Bildungs-Card dennoch nur von denen genutzt werden wird, für die keinerlei Zwang erforderlich gewesen wäre, während diejenigen, an deren Einstellung sich die Maßnahme orientiert, diese Karte nicht einmal zur Kenntnis nehmen, geschweige denn nutzen werden. Ich gestehe, dass mich dies zunehmend ärgert. [...] Ich frage mich seit Jahren, wohin das führt. Wir kapitulieren als Gesellschaft an jeder Ecke vor Problemen, schaffen dabei in blindem Aktivismus mit wehenden Fahnen Schritt für Schritt die freiheitliche Grundordnung unserer Gesellschaft ab, ohne im Gegenzug auch nur irgendeinen positiven Effekt zu erzielen. Ist das Dummheit oder hat das System? Die von dir beschriebenen Beispiele haben ein System, allerdings nicht das, womit du es zusammenfaßt. Und entgegen sämtlicher Gewohnheiten fällt mir dazu etwas (ausnahmsweise gescheites) aus der Bibel ein, nämlich die Darstellung des guten Hirten (Mt 14,12) und das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32). Oder das ganz alltägliche Beispiel aus dem Sportkurs: ein Trainer kümmert sich weniger um die, die die Übung sofort beherrschen, als um die, die sich verletzen würden, wenn man sie machen ließe. So werden Gesetze normalerweise vergessen zu machen, wenn sich alle dran halten. Gibt es eklatante Verstöße, wird schnell die "Lücke" geschlossen - Resultat: ungenaue Formulierungen. Das ist keine neue Erfindung, sondern ein ganz normaler Vorgang, der seit Jahrhunderten die Rechtsfindung zum Problem macht. Ich finde da auch nicht alles gelungen, Stichwort "Maulkorbzwang". Aber lieber, als wenn da welche ungeschoren davon kommen, weil die Beamten die Wahl haben, Unrecht geschehen zu lassen oder ohne rechtliche Handhabe zu agieren, ist es mir schon. Das Rechtsstaatsprinzip halte ich für eine ausgezeichnete Idee. "kapitulieren vor Problemen", "blinden Aktivismus", "Abschaffen der freiheitlichen Grundordnung" - das klingt für mich nach Konsequenzen der medienorientierten Politik. Wer nicht sofort handelt, wird ausgebuht, also muß schnell eine Lösung her. Nicht, damit sie funktioniert, sondern damit niemand schreit, daß "die Politik nichts tut". Dementsprechend betrachte ich das Anerkennen eines Problems nicht als Kapitulation davor. Mit dem letzten Punkt allerdings sprichst du etwas an, das zweischneidig geworden ist. Das Problem ist die Gefahr, die in ökonomischem Sozialdarwinismus liegt, und ihre Kollision mit dem Schutz privater Persönlichkeitsrechte. Ich bin froh, daß mittlerweile die Neugier der Institutionen an ihre Grenzen stößt und immer wieder Urteile gefällt werden, was für Daten alle nicht erhoben werden dürfen. Da wird mit zweierlei Maß gemessen. Entweder wir wollen alle an die kurze Leine nehmen, oder wir lassen alle laufen - und die schwächeren bleiben auf der Strecke. Seit einigen Jahren hat man's mit dem Liberalismus übertrieben, durch die Wirtschaftskrise werden die Folgen dessen offenbar - jetzt geht's in die andere Richtung. Wer als Jugendlicher schon nicht den Ehrgeiz entwickelt, einen guten Schulabschluss zu absolvieren, weil er eh "Hartz4" werden will, wie soll man Erwachsenen beibringen, dass sie sich gefälligst auch mal selbst um ihre Kinder kümmern könnten, und nicht nur in den kostenlosen Kindergarten, Hort, Sportverein, Musikschule ect. abliefern können. Wenn man den betreffenden Jugendlichen mal zuhört, ist der Tenor dieser Aussagen meist ein ganz anderer: "Ich komme von der Hauptschule, sogar unsere Lehrer sagen, wir werden höchstens Hartz IV-Empfänger." Wenn mir so viel Bestärkung entgegenschlüge, spränge ich auch nicht gerade vor Übermotivation aus dem Fenster. Vor ein paar Monaten ist mir in der Bahn ein mittleres Wunder begegnet: ein Junge aus meiner Nachbarschaft, der sein Leben lang nichts anderes gehört hat, als dergleichen aufbauende Worte. Trotzdem kämpft er sich gerade, mit sämtlichen pubertären Null-Bock-Gefühlen und völlig utopischen Zielen reichlich ausgestattet, durchs nachzuholende Abi. Er verschläft regelmäßig, und er schreibt nicht die besten Noten. Aber bestehen wird er doch. Obwohl ihn niemand zwingt, sein Abi zu machen. (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif) Kinder sollten aber auch mitkriegen, dass man sich Dinge verdienen und erarbeiten muss. Jedenfalls als Erwachsener. Bei einigen Familien würde schon das Bierdosenpfand und der Gegenwert einer Tagesration an Zigaretten ausreichen, um dem eigenen Kind privaten Ballett-, oder Fechtunterricht zu ermöglichen. Solchen Eltern Geld in die Hand zu drücken in der Hoffnung sie würden es für die Bildung ihrer Sprösslinge ausgeben ist wohl sehr tollkühn! Bei den meisten Familien, mit denen ich zu tun hatte, wird in solchen Situationen was anderes vermittelt: "Wir haben nichts, wir können uns nichts leisten." Als Konsequenz wird jedes bißchen Sparsamkeit wie eine kostbare Brosche am Revers getragen. Und ab und zu gibt's dann einen Anflug von Kaufrausch. Die das nicht nachvollziehen kann, möge eine radikal einschränkende Diät machen und ihr Verhältnis zu Essen am sechsten oder siebten Tag beschreiben. "Ich würde so gern arbeiten, aber ich kann nichts." Da wird ganz ganz oft Schwäche und mangelndes Selbstvertrauen (z.B. aus Bewerbungsabsagen oder Schicksalsschlägen) durch gutes Zureden überkompensiert. Wer das Gefühl hat, niemals einen Job finden zu können, redet sich ein, die tollsten Tätigkeiten erledigen zu können. Empfundene(!) eigene Häßlichkeit wird zu Hochmut gegenüber denen, bei denen frau selbst (nach eigenem Empfinden) nie eine Chance hätte. Resultat: Selbstüberschätzung und weitere Rückschläge. Ganz häßlicher Teufelskreis. Und da helfen genau solche Sprüche überhaupt nicht weiter, sondern schmeißen die Hartgesottenen und die Sensiblen in einen Topf, aus dem nur die, die verbohrt genug sind, sich davon nicht beeindrucken zu lassen, leidlich gesund wieder rauskommen. Ich plädiere dafür, dass alle Hartz 4 Empfänger morgens um 6 Uhr aufstehen müssen (spätestens), 2 Stunden mit 3x Umsteigen mit dem Zug oder dem Bus zum Bewerbungstraining fahren, und abends um 17 Uhr wieder nach hause können. Das bei weniger Transferleistung als bisher! Ich wette, nach spätestens 3 Monaten hätten 50% die Schnauze voll, und einen Job, weil, Faulenzen iss ja nich (IMG:style_emoticons/default/tongue.gif) Ich gehe mal davon aus, daß das ein schlecht gekennzeichneter Scherz ist. So züchtet man schließlich die Mentalität "Arbeit macht eh nur krank" - ein solches Arbeitsumfeld jedenfalls tut das. Wenn sich jemand ohnehin nichts zutraut und deshalb pessimistische Bewerbungsschreiben fabriziert, wird das, so denke ich, eher behandlungsbedürftige Gemütszustände erzeugen als Arbeitswillen. |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 13.07.2025 - 17:41 |