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kröpi
Beitrag 19.Nov.2010 - 20:35
Beitrag #1


Naschkatze
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Beiträge: 379
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Userinnen-Nr.: 4.583



Hallo Ihr erfahrenen Frauen.

Hatte kürzlich ein Erlebnis, bei dem ich merkte, d. ich keine Handlungsoptionen im Repertoire hatte, heißt völlig hilflos mir den Abend habe verderben lassen. Folgendes ist passiert:

Wir waren mit einem anderen Betrieb auf einem industrie-gesponserten Abendessen. Es waren also meine Chefs, Kollegen, Angehörige des anderen Betriebes und zwei Menschen vom Sponsoring anwesend, wir saßen an einem großen, runden Tisch. Während des sehr netten Abends (bei sehr gutem Essen und feinem Wein) erwischte ich plötzlich einen Satz auf der anderen Seite des Tisches, zwischen einer mir nur entfernt bekannten Person des anderen Ladens und einer Kollegin von mir, den Satz: "ich finde sowieso, d. man homosexuellen Menschen nicht erlauben sollte, Kinder zu betreuen!" - leider sehr aus dem Zusammenhang. Es entspann sich auf der Seite des Tisches sofort eine Diskussion darüber und die besagte Person rechtfertigte sich mit den Worten, sie sei da eben sehr konservativ.
Ich saß dem ganzen hilflos auf der anderen Seite gegenüber - um mich vernünftig beteiligen zu können, hätte ich schon allein wegen der Größe des Tisches meine Stimme erheben müssen und hatte angst, schrill und quitschig zu klingen, außerdem war ich ja ursprünglich nicht an dem Gespräch beteiligt gewesen.
Ich merkte aber auch, wie ich innerlich total anfing zu kochen und mir 100 000 wichtige Sätze und Fragen und Argumente einfielen, die ich dieser dummen, unreflektierten Person gesagt, gefragt und unterbreitet hätte.
Meine direkten Tischnachbarn unterhielten sich aber themafern weiter mit mir, denn schließlich waren wir ja auch im Gespräch gewesen. Aber ich hatte eine unglaublich schlechte Laune von dem Moment an und als sich später noch ein Grüppchen aufmachte, das Nachtleben von Berlin zu durchwandern, ging ich ins Bett und war ziemlich betroffen. Und in mir kochten noch die ganzen nichtgesagten Sätze... (IMG:style_emoticons/default/mad.gif)

Ich fühlte, ich hätte etwas sagen müssen, wenigstens allein schon für meine Psychohygiene. Am liebsten hätte ich sie direkt gefragt, ob sie mich für unfähig hält, meine Kinder zu erziehen und warum. Und ob die sexuelle Orientierung bei heterosexuellen Erziehern etwa im Tagesablauf und im Kontakt mit den Kindern eine entscheidene Rolle spielt, also wie sexlastig denn wohl so ein Betreuungsvorgang sei. Aber ich sagte nichts....

Was hättet Ihr getan? Habt Ihr schon mal reagieren müssen in vergleichbarer Situation? Wie ging das dann weiter?

fragt sich Kröpi.... (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)
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McLeod
Beitrag 21.Nov.2010 - 12:56
Beitrag #2


mensch.
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Hallo kröpi, (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

ich hab grad ein Wochenende mit "konservativ-sturen" (ist natürlich meine wertende Bezeichnung (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) Haltungen in sogenannten Gesprächen hinter mir. Ich wurde zwar explizit nach meiner Meinung gefragt, allerdings ohne dass sie ernsthaft weiterverarbeitet wurde. Nach eine Weile war mein (Zwischen-)Fazit, dass wir gerne noch 2 Stunden weiterreden könnten oder es auch einfach lassen könnten, die so unterschiedlichen Meinungen seien ja mitgebracht und alle Beteiligten würden die ihrige offensichtlich auch gerne wieder am Ende mitnehmen. Vielleicht könnten wir einfach abkürzen, dass wir glücklicherweise in einem Land mit Meinungsfreiheit lebten und uns vielleicht lieber anderen Gesprächsstoffen zuwenden.

Es gibt ja Meinungs-Austausch in dem Sinne, dass jemand tatsächlich seine Meinung austauscht und aufgrund von Argumenten und/oder Sympathie von bis dahin gedachten Standpunkten Abschied nimmt. Das benötigt Offenheit. Oder es gibt Meinungs-Austausch im Sinne vom Kennenlernen bislang unbekannter Standpunkte - ohne sie zu übernehmen. Das ist bestenfalls mit ehrlichem Interesse und ebenfalls Offenheit sehr respektvoll möglich/erlebbar.

Es klingt jetzt nicht, als ob das da am anderen Ende des Tisches eins von beidem war. Vielleicht denk ich das aber auch nur, weil ich mich grad noch mit meinem "Austausch" beschäftige... (IMG:style_emoticons/default/unsure.gif) Dann bitte ich um Nachsicht.

Erst einmal zu Deiner konkreten Situation 2 Gedanken: erstens gibt es ja eine Art Dramaturgie oder einen Knigge von solch offiziellen Meetings mit abschließendem Essen und eigentlich war Small-Talk angesagt, insofern hat sich "die Konservative" nicht wirklich an die Etikette gehalten - bestenfalls hätte jemand souverän das Gespräch auf ein weniger glattes Eis - für sie! - geführt. Geschäftliche Abendessen sind nicht der Ort für Diskussionen über Adoptionsrecht für Schwule und Lesben, Atomstrom, Stuttgart 21 usw. Aus gutem Grund - denn es gibt nix zu gewinnen, nur zu verlieren, wenn der persönliche Standpunkt anfängt, die Zusammenarbeit zu belasten. Es war vermtulich nicht im Sinne des Sponsors oder Eurer Arbeitgeber/Firmen, dass sich "die Konservative" angegriffen und unerstanden fühlt und Du innerlich kochend nach Hause gehst. Das ist der eine Punkt, der vermutlich diskussionwürdig ist, wenn mensch großen Wert darauf legt, nur mit Menschen bestimmter Haltungen Geschäfte zu machen - dann vielleicht macht es ja Sinn, mal ein polarisierendes Thema anzuschneiden.

Zum anderen: Du bist zum Glück nicht in der Pflicht, immer an allen Diskussionen zu homosexuellen Lebensentwürfen teilzunehmen und Stellung zu beziehen. Und "wir" waren ja offensichtlich bereits gut vertreten von den bereits am Gespräch Beteiligten, die eine offenere / sympathischere Haltung zu dem "uns" und Dich betreffenden Thema hatten. Insofern - auch aber nicht nur im Hinblick auf das Setting des geschäftlichen Umfelds - kannst Du beruhigt sein, dass Dein Nicht-Einsteigen "unserer Sache" nicht geschadet hat.

Gleichwohl kann ich mit vorstellen, dass es sich für Dich ganz persönlich vielleicht wie Selbst-Verleugnung angefühlt hat? Irgend so ein ähnliches, kaum in Worte zu fassendes, auf jeden Fall seeeehr ungemütliches, traurig-machendes Gefühl hatte ich jedenfalls mal, als ich bei alten Bekannten irgendwie nicht aus meinem Leben erzählen konnte, weil jede Annäherung an "das Thema" (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) bewusst und gekonnt und strikt umgelenkt wurde. Dieses Sch...-Gefühl kann mensch nicht wegreden und -rationalisieren. (IMG:style_emoticons/default/troest.gif) Falls Du es hast, such Dir eine Schulter zum Anlehnen, mach Dir einen Tee, schreib eine Flaschenpost und schick mit ihr das Gefühl weg... was auch immer Dir hilft, Dich mit Dir selbst auszusöhnen und was schmerzt wieder ruhig werden zu lassen.

Sehr herzliche Grüße
McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 21.Nov.2010 - 15:36
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