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> 11 September 2001, Wo warst Du am 11 September 2001 ?
Greeneyes30
Beitrag 11.Sep.2011 - 15:50
Beitrag #1


Salatfee
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Dieser Tag wird wohl bei keinem mehr so schnell aus dem Gedächtnis gehen.

Ich erinnere mich genau, es war an einem Dienstag Nachmittag 14:45 h. Wir hatten damals einen TV bei uns auf der Arbeit, ich machte ihn durch Zufall an, plötzlich sah ich wie ein Flugzeug in einen Turm einschlug. Dieser Turm kam mir sehr bekannt vor und ich dachte noch: Cooler Actionfilm.

Plötzlich kam Peter Klöppel ins Bild und ich hab dann sofort gecheckt, dass da was nicht stimmt.
Ich stand fassungslos wie angewachsen vor dem TV und konnte gar nicht fassen, was ich gesehen habe.
Dann der Zweite Turm. Es war einfach nur schrecklich. Die Tänen liefen mir übers Gesicht hinter mir standen noch viele Angstellte, die ich gar nicht bemerkte.

Ich war Zeuge wie unschuldige Menschen ihr Leben verlohren haben.Und nicht nur ich. Die ganze Welt (IMG:style_emoticons/default/sad.gif)

Und jetzt 10 Jahre danach, bekomme ich immer wieder einen schauer über Rücken, wenn ich die Bilder im TV sehe.


Greeneyes

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McLeod
Beitrag 13.Sep.2011 - 22:26
Beitrag #2


mensch.
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Obwohl ich am 11.9.2001 fernab jedweder TV- und Radioausstrahlung war und der Mobilfunkempfang lückenhaft und teuer, weiß ich noch ausnehmend genau, wie der Tag verlief und sich anfühlte (und vor allem der Morgen danach). So, wie ich mich gut an den Moment erinnere, als im Fernsehen der Nachrichtensender vier Worte einblendete, die nicht zusammenzupassen schienen: "Lady Diana ist tot". Oder der Tag an dessen Ende ich erfuhr, das meine Großmutter gestorben war... an dem mein Vater mir eröffnete, dass sich meine Eltern scheiden lassen würden... ...die Tsunami-Nachricht - war das 2006? ... der Nachmittag der Love-Parade 2010 ... das Gespräch und die kleinen Momente, ehe ich das erste Mal aus vollem Herzen verliebt eine Frau küsste... Es gibt auch vergilbte schöne Momente, die sich immer wieder aus dem Fotoalbum holen lassen. (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif)

Kollektive oder persönliche Eindrücke vom Leben.

Als ich Mitte de 90er zum ersten Mal in die USA flog, war "deren" größte Sorge, ich können illegal einwandern und mich mit Schwarzarbeit durchschlagen - der Mann bei der Passkontrolle stellte freundlich ein paar Fragen: wen ich besuchen würde und wieviel Geld mir für welche Aufenthaltsdauer zur Verfügung stand. Und Polizisten gaben bereitswillig Auskunft nach dem Weg zum nächsten Ziel.

Vor ein paar Jahren sah der Zollbeamte dann mürrisch und wortkarg auf meinen Pass, wies mich bellend an, meine Fingerabdrücke per Scanner abzugeben und neutral in die Biometrie-Kamera zu schauen. Und Polizisten standen vor allen möglichen Gebäuden und untersagten mir, Fotos zu machen, auf denen die Bank, das Gericht oder was auch immer sie gerade bewachten zu erkennen sei. Und mein ehemaliger Gastvater erklärt mir, dass meine Heimat kein Problem mit Neonazis habe, sondern jetzt mit Muslimen, die aus der Türkei kämen und unsere Gesellschaft unterwanderten. Er war kaum öfter hier, als ich dort, sein letztes Mal in Deutschland mag Ende der 90er gewesen sein...

Und dann spricht Obama am Sonntag, niemand habe sich vom Terror in die Angst drängen lassen, alle seien die geblieben, die sie schon vorher gewesen seien.

Meine Sympathie reicht nicht aus, um das stimmig zu finden, obwohl ich sehr viel Sympathie für ihn habe.

Ich kann's auch nicht wegreden, mich mürrisch dem medialen Wiederheraufbeschwören entziehen. Es sind nicht die paar letzten Tage, die mir die Veränderungen zeigen, es ist mein eigener unkontrollierbarer Gedanke, wenn ich an der Moschee in de Innenstadt vorbeifahre, ob ich nicht lieber mal google, ob der dortige e.V. zu den bedenklichen gehört. Es ist meine Aversion gegen den biometrischen Reisepass mit Speicherchip, während ich gleichzeitig ein Facebook-Profil habe. Es sind die mittlerweile nur noch wöchentlichen Berichte aus Kabul oder anderen Orten in Afghanistan, in denen kurz die neusten Opferzahlen von Selbstmordattentaten oder fehlgeleiteten West-Raketen verkündet werden. Letztere hallen noch ein paar Tage länger durch die Nachrichten. Ich hab mal für Demonstrationen gegen den Irakkrieg einen Schulverweis riskiert. Das ist nicht viel länger her, als meine erste USA-Reise. Heute ist "Demonstration" ein Wort, das 10 Jahre nach mit Geborene nur noch aus der Wikipedia kennen oder als Freizeitveranstaltungen von Gewerkschaften (noch so ein Wikipedia-Nachschlagewort) und Randalierern am 1. Mai.

Das Wochenende über konnte ich gut wegschalten. 12 Stunden Doku am Stück... hallo? Ein paar Minuten in den Hauptnachrichten zur Gedenkfeier und Eröffnung des Memorials. 1993 war ich selbst oben im WTC - und 10 Jahre später sehr erstaunt, dass das das Jahr des ersten Anschlags gewesen war. In der frisch geprägten Erinnerung des 11. September erschien es mir unvorstellbar, dass uns Lehrer/innen überhaupt erlaubt hatten, dort hinauf zu fahren... damals war das alles komplett unbeschwert, trotz der Tiefgaragenbombe ein halbes Jahr zuvor.

Geschichte erschließt sich wirklich erst in der Rückblende, im Vergleich, im es-erfahren(-haben). Mir jedenfalls, die ich mir Jahreszahlen bestenfalls anhand irgendwelchen Fußballmeisterschaften merken kann ;-) Geschichte war kein Schulfach, das mir besonders lag. Vor 10 Jahren waren unzuverlässig übertragene SMS die einzige Kommunikationsquelle, heute wäre W-LAN oder UMTS mit Online-Zugang auf jeden Fall irgendwo in Reichweite und Skype oder Ähnliches sorgt dafür, dass sich 8000 Kilometer im Grunde genauso "anfühlen", wie 50 oder 200... Jedenfalls bei mir.

Die Welt ändert sich und wie sie und sie uns. Gerade deswegen ist es unlogisch und sureal, wenn Obama proklamiert, wir/sie seien noch dieselben, die sie vorher waren.

So, das war mein Wort zum (vergangenen) Sonntag.
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