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> Lesbisch und Christsein - geht das?
meandmrsjohns
Beitrag 29.Jun.2020 - 13:07
Beitrag #1


Gut durch
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Gruppe: stillgelegt
Beiträge: 1.127
Userin seit: 25.02.2010
Userinnen-Nr.: 7.294



Hallo liebe Frauen,

ich habe mich lange Zeit hier im Forum nicht mehr gemeldet.
Zwischenzeitlich ist sehr viel passiert in meinem Leben. Seit September vergangenes Jahres habe ich mich vollkommen den HERRN Jesus anvertraut und ich bin Wiedergeborene Christin.
Ich habe mich von meiner langjährigen Beziehung getrennt aber das ist eine lange Geschichte die ich hier nicht weiter kommunizieren möchte und die Trennung hatte nichts mit meinem Glauben zu tun.

Nach der Trennung habe ich mir überlegt, ob ich mich mit anderen Lesben treffen sollte, einfach um mal wieder unter Gleichgesinnte zu kommen. Durch mein Bibelstudium bin ich allerdings zu dem Schluss gekommen, dass ich lieber nicht zu den Treffen gehen sollte, alleine schon deshalb, um nicht „Gefahr“ zu laufen mich in eine Frau zu verlieben. Denn anhand der Bibel gibt Gott mir zu verstehen, dass eine Liebesbeziehung zwischen einem Mann und einer Frau das ist, was er sich für mich wünscht. Die Beziehungen die ich bisher zu Frauen hatte, standen demnach nie unter Gottes Segen, auch die nicht, die ich und meine Frau von einer Pastorin in einer evangelischen Kirche haben segnen lassen.
Ich hatte mich also bewusst dagegen entschieden, Frauen kennenlernen zu wollen. Nach dem Motto „nicht mein, sondern dein Wille geschehe, HERR“.
Ab diesem Augenblick hatte ich das Gefühl, das etwas in mir geschah. Etwas ist von mir gegangen und ich fühlte mich nicht mehr zu Frauen hingezogen. Ich würde also von mir behaupten, nicht mehr lesbisch zu sein, Dank Jesu Hilfe. Ich habe nicht gebetet, dass Gott mir mein lesbisch sein nehmen soll, umso erstaunter war ich.
Ich habe das Gefühl als hätte mich ein Dämon verlassen.
Ich wusste bis vor kurzem noch nicht einmal was Dämonen sind und war eher ein nüchterner Typ der nur glaubte was er sah. Der HERR Jesus spielte in meinem bisherigen Leben eine eher beiläufige Rolle. Meine Beziehung und meine Familie waren mir das Allerwichtigste. Die Reihenfolge hat sich für mich nun geändert. Mein Schöpfer steht für mich an höchster Stelle und darum möchte ich ein Gott gefälliges Leben führen.

Jetzt zu meiner Frage an Euch:
Inwieweit seid ihr gläubig? Denkt ihr, lesbisch zu sein und Christ passt zusammen? Glaubt ihr überhaupt an Gott?

Ich freue mich über einen freundlichen Austausch.
Bis bald
Meandmrsjohns
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McLeod
Beitrag 30.Jun.2020 - 07:25
Beitrag #2


mensch.
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Guten Morgen, meandmrsjones.

Innere bzw. Glaubenskonflikte finde ich eine sehr spannende Sache. Auch wenn meine geradezu nichts mit Religion oder Gott oder Bibelauslegungen zu tun haben. Zugehörigkeit zu einer sozialen Gemeinschaft, welche konstituierenden Momente dabei eine Rolle spielen oder ob die Zugehörigkeit endet, wenn sich daran etwas ändert (und welche Menschen oder Dynamiken darüber mit-entscheiden) - da könnte ich schon ein Weilchen laut drüber nachdenken, nach mehr als einem Jahr Moratorium über mein ganz persönliches Verhältnis zu Community, Zugehörigkeit, zu welchem Preis, mit welchen Schönheiten und Sicherheiten im Gegenzug. Bei Bibel und Gott bin ich leider echt raus. Vielleicht gibt die LuK noch - Lesben und Kirche, wo Du sehr viel mehr Menschen mit Bibelkenntnis und mit Erfahrungen zu diesen Konflikten treffen kannst. Gerade erst hat Annie Heger wegen eines Abschnitts im Podcast mit Johannes Kram (queerkram, auf queer.de zu finden) und einer typisch queer.de-Boulevard-Überschrift krasse Verurteilungen online abbekommen. Es ist ein schwieriges Verhältnis für viele in LSBTQ und vielleicht auch I Kontexten mit den Religiinsgemeinschaften und Institutionen Kirche.

Als schwule Freunde kirchlich gesegnet wurden und der Pfarrer das Wort schwul so selbstverständlich aussprach, merkte ich erst, welche Last mir von den Schultern fiel und welche Anspannung sich löste. Ich hatte bis dahin nie Platz in einer Kirche gehabt. Auch wenn mein Sein/Lieben in den evangelischen Kontexten nie ausgesprochen diffamiert wurde, wie im katholischen Umfeld (in dem ich aufwuchs, Protestant*innen waren Minderheit, jüdisches Leben nahezu unsichtbar, muslimische und buddhistische Zusammenkünfte existent aber für die Stadtgesellschaft irrelevant) - so wurde es mir bei diesem Gottesdienst mehr als deutlich, wie resonanzlos stumpf der kirchliche Raum für mich gewesen war. Mein Sein kam bis dahin einfach nicht vor. Es schwang nicht mit. Das Buch Rut hatten wir im Konfirmandenunterricht besprochen und es war mir einfach immer ein inneres Vergnugen, Heteros bei ihren Trauungen den Satz aufgreifen zu sehen, der zwischen zwei Frauen gesagt worden war. Was ich damals von Rut mitnahm war die Verbindung die zwischen Schwiegerfamilienmitgliedern entsteht.

Mehr als Rut hab ich aber das Buch Esther (wenn ich es jetzt richtig zuordne, es ist lange her) mitgenommen aus der Konfi-Zeit. Jedenfalls die Geschichte, in der ein Vater dem Gast nach einer Szene irgendeiner Unhöflichkeit gegenüber dem Gast als Ausgleich eine Nacht mit seiner Tochter anbietet. Gastfreundschaft - so so. Eine Welt in der so etwas selbstverständlich war, war keinesfalls meine.

Ich habe meine glaubenden Freundinnen in der Coming-out-Zeit, die noch mehrere andere schwierige Themenstränge verflochten hatte, um ihr Aufgehobensein und ihre Zuversicht jenseits von Familie und Menschen durchaus beneidet. Alle haben ihren Konflikt mit den heteronormativen Auslegungen und "Anweisungen" in ihren Gesprächen und Auseinandersetzungen aufgelöst hin zu dem "GOTT liebt", das auvh hier nachzulesen ist. Ich kann leider keinen vergleichbaren Weg wie Deinen beobachten (leider, weil es dann ein Puzzlestück auf den Tusch zu legen gäbe, das Du Dir anschauen könntest, ob es zu Deinem Suchen passt). Eher kenne ich noch Menschen, die Gemejnden und Kirchen verließen, in denen sie versucht hatten, dieser Auslegung von GOTTes Willen zu Mann/Frau-Lebensgemeinschaften zu folgen und es als gewaltvillen Zwang, ihr eigenes Sein zu verraten und zu verbiegen - das von GOTT genau so geschaffen war für sie - beschrieben.

Auch das wird Abwehr gegenüber Christ*innen in queeren Gemeinschaft erklären. Wir haben die Seelsorge für die geleistet, die verletzt und manchmal auch verstoßen an die Tür klopften oder schon an unserem Tisch gesessen hatten.

Die Auflösung eines inneren Konflikts ist gut und wichtig. Auch wenn es mir auf so vielen Ebenen sehr fremd ist, was Du beschreibst, finde ich das sehr interessant und danke Dir für Dein Teilen. Ich sehe einige Parallelen, wenn ich es abstrahiere und auch wenn ich garantiert nicht das Bild der Befreiung von einem Dämon wählen würde, schwingt ein Teil von mir mit, der einen schwer zu fassenden, tief verquickten Konflikt mit - auch - lesbisch sein und dessen Preis der Zugehörigkeit beinhaltete. Mein Moratorium ist glaub ich noch immer im Gange. Wir werden sehen. Und ist hier ja auch nicht Thema (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Einen guten Tag Dir!
McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 30.Jun.2020 - 07:29
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