zwischen 1977 und 1982, meine ersten Geschichten und Gedichte Einstellungen

[Rehauge]

Ich suchte etwas völlig anderes, nüchternes und fand dabei dieses kleine ein wenig vrgilbte handgeschriebene Büchlein, dessen Inhalt ich teilweise vergessen hatte.
Ich mag Euch ein wenig teilhaben lassen:

VERTRAUEN

Ich weiß
daß du das Streichholz hast
und die Zündschachtel findest
falls mir einmal
die Kerze des Mut's oder
die Kerze des Willens oder
die Kerze der kraft
erlischt
und
Ich weiß
daß du die Wärme hast
falls mir einmal
die Liebe
einfriert
und Ich weiß auch
daß ich nie
um Streichholz oder Wärme
flehen muß

[Rehauge]

Sie lag in ihrem Bett. Es war dunkel. Eine Kerze brannte.
Sie war bei Antje gewesen. Jetzt dachte sie über diesen Tag
nach. Es war ein schöner Tag.
Plötzlich fragte sie sich, ob sie lesbisch wäre. sie wußte es
nicht.
Sie hatte gelernt, dass lesbischsein etwas häßliches und
schlimmes sei.
Sie hatte gelesen, dass man Lesben heilen könne.
Sie hatte gesehen, daß man Lesben aus dem Weg geht.
Sie hatte gehört, daß man Lesben beschimpft.
Sie konnte nicht lesbisch sein, denn sie war doch nicht so.
Sie war doch wie alle anderen auch. ein ganz normaler Mensch,
gesund, schön und voller Liebe. Lesbischsein bedeutete doch
etwas schlimmes und sie war nicht schlimm.
Sie war wie jedes andere Mädchen auch... oder?
Dann, ein paar Sekunden lang hatte sie Gewissheit, sie ist lesbisch.
Sie hatte auf einmal keine Angst mehr und keinen Zweifel.
Sie schämte sich auch nicht, warum denn?
Sie wusste, dass sie gut und schön und gesund und lesbisch war.
Dann kamen ihr wieder Zweifel. Zu tief waren ihr diese Vorurteile
eingehämmert worden.
Vielleicht, vielleicht brauchte alles seine Zeit.