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> das prinzip klinsmann, übertragbar auf deutschland?
blue_moon
Beitrag 30.Jun.2005 - 07:36
Beitrag #1


strösen macht blau!
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Beiträge: 12.621
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Userinnen-Nr.: 12



gestern abend hab ich noch ein bisschen von dem fussball-spiel deutschland - mexico gesehen. (nein, ich bin nicht im falschen unterforum gelandet ;)) da gab es guten fussball, am ende einen sieg, die deutschen jungs haben ein transparent mit einem dankeschön ausgerollt und den fans vor die nase gehalten...

jürgen klinsmann hat ein dreiviertel jahr gebraucht, um den ewig pessimistischen deutschen fussball-guckern und von-zuhause-aus-alles-besserwissenden, hoffnung für die zukunft des deutschen fussballs einzuhauchen. es ist ihm gelungen, aus einer truppe, die auf dem platz eher re-agiert als agiert hat, eine zu machen, die an sich glaubt, mit offensichtlicher begeisterung attraktiven fussball spielt und ankommt. allein die presseschau von heute morgen spricht bände: da ist von grosser moral, energieleistungen, lust auf ein wiedersehen, einem spektakel, grossem fussball...
die rede.

jetzt mal ein bisschen rumgesponnen: nicht nur der deutsche fussball, auch die deutsche politik re-agiert. es herrscht pessimismus. jeder weiss es von zu hause besser als die, die es eigentlich richten sollen. und mal ehrlich: aufbruchstimmung im angesicht einer möglicherweise neuen regierung??? - vielleicht fehlt es der deutschen politik an einem, der mit gnadenlosem optimismus an die sache herangeht, die schuld nicht bei anderen sucht, verkrustete strukturen aufzubrechen bereit ist, den leuten beibringt, an sich zu glauben - auch, wenn sie mal einen fehler machen, querdenkt, neue wege sucht und der aus einzelkämpfern ein team zusammenschustert, das funktioniert - auch wenn mal einer ausfällt.

nein, das ist nicht der vorschlag, jürgen klinsmann zum kanzler zu machen. :rolleyes: es geht nur um den geist, der da im team transportiert wird und der auch zu den fans überspringt. lockerheit, offenheit, toleranz, selbstbewusstsein, initiative. fehler nicht bestrafen, sondern daraus lernen, es besser zu machen. und einfach mal die überhören, die in jeder suppe ein haar finden. sollen sie doch! ich gestehe: ich hab spass am derzeitigen deutschen fussball. wär doch schön, wenn man sowas von der politik auch mal behaupten könnte. nein, das ist kein vorschlag, jürgen klinsmann zum kanzler zu machen. aber lasst den mal weltmeister werden... ;)
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DerTagAmMeer
Beitrag 30.Jun.2005 - 10:53
Beitrag #2


Adiaphora
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wie unterschiedlich die welt trotz gleicher pappfiguren vor der nase wahrgenommen kann!
ich komme grade von einem besuch bei meinen eltern, deren christlich reaktionären umfeld zur zeit von derartiger begeisterung, triumpfattitüden und aufbruchstimmung beflügelt wird, dass mein doch eigentlich so abgeklärter alter herr sich nun genötigt sieht, wegen haarsträubender politischer positionen im ohr selbst laut zu werden - wenn nicht gar streiten zu müssen.
je substanzloser sich frau merkel äußert, desto hemmungsloser können ihr lang gehegte wünsche nach einem härteren durchgreifen gegenüber all den unliebsamen schmarotzern, anders lebenden, denkenden, sprechenden und aussehenden kulturen und kritikern der eigenen alleswisserei unterstellt werden.
einerseits bin ich positiv überrascht, mit meinen eltern auf der selben seite zu stehen - andererseits ist unübersehbar, dass es die verliererseite ist.

auf der rückfahrt berichtet mir die neon, dass auch klinsmann der neuerdings rechten "mitte" den rücken stärkt:
QUOTE
die heterosexuellen deutschen mögen zwar über schwulen humor lachen können, allerdings möchten sie selbst nicht in die nähe gerückt werden. so räumte die bild-zeitung jürgen klinsmann in einem interview viel platz für seine ansichten zum thema ein. der hatte es als beleidigung empfunden, von harald schmidt als schwul bezeichnet zu werden - und rückte im interview die etwa sechs millionen in deutschland lebenden homosexuellen in die nähe von werteverfall und dekadenz. klinsmann: "das war eine bitterböse unverschämtheit und hat mich verletzt ... ich komme aus einer sehr gefestigten familie, in der werte noch eine große rolle spielen." wer vom DFB eine auskunft darüber erhalten möchte, was schwulsein mit dem verfall von werten zu tun hat, wird schlichtweg ignoriert.

nicht dass ich glaube, dass union/fdp, union/spd oder gar "union, the one and only" wirklich etwas anders machen und ändern könnten (in welche richtung auch immer). mir reicht es schon, dass sich so viele selbstgerechte deutsche nasen berufen fühlen, störenden que(e)rspieler mal ordentlich über den platz zu jagen, damit sie selbst wieder was zum stolz sein und ausgeben haben.
und ich frag mich, wie all jene, die einen "befreiten wettbewerb" vorfreudig bejubeln, auf die idee verfallen sind, dass ausgerechnet sie dann oben schwimmen, wenn alle sich nach unten besser abstoßen dürfen.
und gröhlende horden auf dem weg zum fussball stimmen mich ehrlich gesagt auch nicht optimistischer als charismatische gebetsmärsche mit wiedergeborener rockmusik open air. erst recht nicht, wenn sogar die gefahr besteht, dass die alle auch noch waldmeister werden.

wenn ich ganz ehrlich bin, fühl ich mich seit der wahl in nrw recht häufig und deutlich als "verliererin", wenn ich die zeitung aufschlage. als frau, als linke, als lesbe, als orientierungslose, als generation, als spätzünderin, als beziehungsmensch ...
doch irgendwie glaub ich immer mehr, dass das ganz gesund für mich ist.
denn nach dem ersten schock, dass es wohl so, wie ich es mochte, nicht weitergeht, stellt sich ganz langsam eine gewisse dankbarkeit ein, dass es ja sehr lange so gewesen ist. viele der chancen und freiheiten, die "die fetten jahre" mir und meiner generation geboten haben, habe ich nutzen dürfen. das ergebnis dieser jahre möchte ich heute nicht missen - auch wenn ich wohl mit ein bisschen mehr disziplin, zielstrebigkeit und konkurrenzdenken eher aussicht auf eine üppige altersversorgung hätte.
und irgendwie wäre es auch zu einfach gewesen, wenn politische parteien, schlagworte, wegen denen ich sie gewählt habe, auch beherzigen würden. es wäre bequem gewesen - aber genauso kurzsichtig und trügerisch wie die hoffnungen derer, die aus angie jetzt eine lichtgestalt machen wollen.
es wird wohl zeit, dass meine eigene politische verantwortung endlich aus den kinderschuhen raus kommt - keine ahnung ob das spaß macht .... mal sehen ;)
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