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> "Man muss..., *triggert*
shark
Beitrag 24.Jul.2006 - 15:07
Beitrag #21


Strösenschusselhai
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Sehr verschieden gehen wir alle heran an die persönlichen Wunden und deren Heilung...Interessant zu lesen.

Für mich ist die Verbindung zwischen mir und dem Täter nicht gekappt gewesen, solange ich ihn hasste...Hass ist für mich ein so starkes Gefühl wie Liebe und derart starke Gefühle wollte ich dem Täter nicht entgegenbringen...Abgesehen davon, dass mich Hass lähmt...mir Kraft nimmt, die ich dringender für die Bewältigung des frei gewählten Lebens brauche..Ich habe entschieden, nicht mehr zu hassen...aber ich verachte ihn zutiefst und empfinde ihn als ganz jämmerliche Person, die nicht verdient hat, den Thron des Feindbilds in meinem Leben zu besteigen.
Und so ist er nun, was er ist: ein kläglicher Versager, der es noch nicht mal selber merkt...

Wie ich schon schrieb: für Vergebung im christlichen Sinne habe ich mich auch nicht entschieden...durchaus aber dafür, ihn realistisch zu sehen, als einen, der versucht hat, mir das Leben zu nehmen und die Würde...der aber nicht gewonnen hat mit seinem fiesen Spiel...Ich wäre nun in der Position, ihm zu vergeben, aber er ist mir noch nicht einmal dafür mehr wichtig genug...
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shark
Beitrag 24.Jul.2006 - 15:09
Beitrag #22


Strösenschusselhai
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QUOTE (Lempicka @ 24.Jul.2006 - 15:57)
QUOTE (Mab @ 24.Jul.2006 - 15:00)
Denn Vergeben heißt für mich, dass die Tat verzeihlich sei.

Ich möchte dies mal eben aufgreifen um zu sagen, dass für mich "vergeben" und "verzeihen" zwei paar Schuhe sind.
Warum?
Für mich unterscheidet es sich wie folgt:
Den Prozess des Vergebens kann ich alleine (ohne Beteiligung mit dem Täter) angehen und durchführen. (einseitig)
Der Prozess des Verzeihens wird bei mir ausgelöst durch die Frage des Täters, ob ich ihm verzeihen kann und beruht daher (für mich) auf einem zweiseitigen, dialektischen, Prinzip.

Das sehe ich auch so. Und das Alleine-entscheiden-können mag Menschen, die sich zuvor schwach und erniedrigt gefühlt haben, innerlich mehr Macht verleihen...Und sie über jene erheben, die sie gedemütigt und verletzt haben.
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Mausi
Beitrag 24.Jul.2006 - 16:24
Beitrag #23


Mama Maus
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QUOTE (shark @ 24.Jul.2006 - 16:07)
Wie ich schon schrieb: für Vergebung im christlichen Sinne habe ich mich auch nicht entschieden...durchaus aber dafür, ihn realistisch zu sehen, als einen, der versucht hat, mir das Leben zu nehmen und die Würde...der aber nicht gewonnen hat mit seinem fiesen Spiel.

Leider doch, für eine gewisse Zeit.

Er hat vieles Gewonnen was man verloren hat.
Die Unschuld, das Kind sein, es wurde einem genommen weil ein anderer davon gezehrt hat.

Nichts destotrotz kann man daraus Stärke ziehen, nach einer Zeit der Trauer, der Demütigung und des Schmerzes.

Doch die Tatsache, dass jemand anderer einen benutzt und viel mehr Dinge mit einem getan hat.. diese bleibt.. unauslöschbar eingebrannt.

Auch wenn ich es nicht möchte, so hat der/die Täter doch etwas erreicht ... dass ich lange zu kämpfen hatte.. bis ich mein Leben wenigstens zeitweise (wenn auch inzwischen zu 90% der Zeit) als lebens - und liebenswert empfinden konnte.

Und dies werde ich nicht mehr aufgeben, selbst wenn ich mir darüber bewusst bin und es mich immernoch schmerzt.. so werde ich meine Freiheit so sein zu dürfen wie ich bin, mir von keinem Täter oder keinem Gefühl was ein Täter in mich impliziert hat mehr nehmen lassen.

Koste es was es wolle.

Doch sehen, dass er/sie eine Zeit lang gewonnen hat .. das muss ich leider tun.. eben auch um darum zu trauern und eben Frieden mit mir schließen zu können-
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Leandra
Beitrag 24.Jul.2006 - 17:46
Beitrag #24


Fürstin Pückler
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Ich kann und will nicht vergeben, fühle mich aber trotzdem frei! Mir ist es schlicht egal wo er ist, was er macht... Zu der Zeit, als er vermutlich (wegen Datenschutz wurde mir das ja nicht gesagt) entlassen wurde dachte ich für mich, ich müsste mich mit ihm als Person auseinandersetzen, verstehen, vergeben... Es klappte nicht, mittlerweile weiss ich: ich will ihm keinen einzigen Gedanken mehr schenken. Das Geschehene kann ich nicht verdrängen, aber dabei geht es um mich und nur um mich, ihm gegenüber empfinde ich nicht einmal mehr Hass und ich lebe ganz gut so :)
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Blubb
Beitrag 24.Jul.2006 - 18:42
Beitrag #25


Gut durch
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HUhu Ihr alle...

wow...ich bin gerade bißchen geplättet.... So viele Antworten... so viele interessante Sichtweisen...

Ich kann (in meinem Fall) vergeben und verzeihen nicht differenzieren. Für mich ist das eins und es ist eindeutig etwas, das ich nicht kann, nicht will. Tag für Tag sehe ich die Auswirkungen... wenn ich in den Spiegel gucke, wenn ich meine Arme sehe...

Ich sehe mich nicht mehr als Opfer, weil dieser Mensch keine direkte Gewalt über mich hat. Dass er indirekt noch in meinem Leben ist, tja ob ich das komplett in den Griff bekomme, weiß ich nicht. Aber ich kenne das Problem, ich bin mir dieser Schwäche bewusst und das alleine gibt mir die Macht, dass ich es ändern kann. Langsam, mit viel Mühen/Schmerzen/Weinen, aber ich kann es ändern und das ist gut.

Ich möchte frei sein, aber ich will mir nicht sagen lassen, wie ich diesen Weg in die Freiheit finde. Wenn mir jemand sagt, ich finde die Freiheit nur, wenn ich vergebe, dann kann das nicht die Freiheit sein, die ich mir für mich wünsche, denn es wär geheuchelt.
Versteht Ihr, was ich meine??

Ihr habt mir sehr viele interessante Ansatzpunkte gegeben. Ich habe mir das erstmal ausgedruckt und werde es nochmal in Ruhe lesen.
Ich bin gerade sehr froh, dass ich gestern einfach meinem Bauch gefolgt bin und das hier geschrieben haben. Danke Euch allen einfach sehr! Ich fühle mich gerade ein ganzes Stück weniger alleine. Es tut sehr gut, dass meine Gedanken nicht einfach im Nichts erlischen... Danke Euch :blumen2:

Ich wünsche Euch allen einen schönen Abend... Passt alle bitte gut auf Euch auf!

Lieben Gruß, Blubb
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chaophraya
Beitrag 24.Jul.2006 - 18:45
Beitrag #26


Naschkatze
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Ich glaube, dass eine Vergebung, die wie im Eingangspost beschrieben, dem Täter eine zweite Chance gibt, ihn somit quasi von seiner Schuld freispricht, oftmals gar nicht möglich und auch überhaupt nicht angebracht wäre. Schön ist es jedoch, wenn man es schafft, sich und das eigene Leben, nicht von dauerhafter Wut beherrschen zu lassen. Das kann man als Vergebung bezeichnen, im Sinne von Aufhören dem Täter immer und immer wieder seine Tat vorzuwerfen (im eigenen Kopf, nicht unbedingt ihm persönlich gegenüber).
Aber ich kann nicht einfach so entscheiden, zu vergeben. Wenn mir in der Zeit des Hasses der Gedanke gekommen wäre "Vergib, dann bist du frei", hätte ich das in keinster Weise umsetzen können. Wahrscheinlich hätte mich der Satz auch geärgert. Irgendwie macht er dem Opfer Leistungsdruck, welcher nicht so aktiv erfüllbar ist.
Bei mir brauchte es Zeit, in der ich mich gedanklich Stück für Stück vom Täter entfernte, bis er nicht mehr so viel Bedeutung hatte und ich irgendwann merkte, dass diese übergroße Wut nicht mehr da war. Es ist schon befreiend, nach vorne blicken zu können, anstatt immer nur zurück.
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sonnenstrahl
Beitrag 25.Jul.2006 - 18:29
Beitrag #27


verboden vrucht
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:type:
Was mich anspringt von deiner Frage, Blubb, ist nicht das Wort "Vergebung". Es ist das "man muß". In "man muß" steckt: "Kampf. Entbehrung. Zwang. Abschneiden. Kontrollieren. Abgewöhnen. Ausmerzen. Wenn nicht ... dann."
Mit Vergebung, wie ich sie verstehe, läßt sich "man muß" nicht vereinbaren. Vergebung muß nicht. Vergebung wächst. Sie geschieht, aus einem Sich-Ausdehnen, Sich-Öffnen heraus. Vergebung ist Leben, ist ein Prozeß. Sie ist etwas Geschmeidiges, Weiches. Mensch kann nicht hergehen und sagen: "so! Jetzt vergebe ich.", und es mal eben über´s Knie brechen. Sie ergibt sich ganz von selbst, wenn ich lerne, mich meines Problems nicht entledigen zu wollen (was nicht geht), sondern es zu meinem Verbündeten zu machen. Ich heiße es willkommen, trete in Kommunikation, frage, lausche.
Meine Frage lautet nicht: "Warum?", sondern "Was?" - "Was fühle ich?" Der Grund ist unwichtig.
Ich ehre die Gefühle, die mir aus Schmerz und Verlust entstehen ebenso, wie die, die mir aus Freude herangewachsen sind. Ich lebe sie - ohne ihnen eine Richtung zu geben.
Ist da Haß? Okay, es ist MEIN Haß. Ist da Wut, bittere Enttäuschung? Okay, es sind MEINE. Es ist MEINE ENERGIE. Will ich sie teilen, indem ich sie an jemanden herantrage, jemanden beteilige? Nein, ich NUTZE sie. FÜR MICH. .... und sie verwandelt sich in Leben. Sie IST Leben. Sie kann Antrieb, Schaffenskraft, Lust, Liebe, Kreativität sein. Diese Aspekte meiner Energie teile ich mitunter gerne. Ich mag die Konsequenzen, die sie nach sich ziehen.Ich sehe zu, daß ich nur das teile, von dem ich will, daß es mit Verstärkung zurückkommt. Alles andere lasse ich das sein, was es ist, und gebe es der Verwandlung anheim.(Außer, wenn eines meiner inneren Kinder es schafft, vorübergehend das Ruder zu übernehmen. Dann will ich nicht mehr für mich selber sorgen - so lange, bis die große sonnenstrahl es ein bißchen schaukelt und beruhigt und es sich wieder zum Spielen trollt)

Wut wird kleiner, wenn sie mit weit ausgebreiteten Armen empfangen wird. Ebenso Schmerz. Wenn ich mich mit ihnen verbünde, öffne ich mich dem Ganzwerden, dem Heilsein: Nichts, was zu mir gehört, wird ausgesperrt. Aus jeder Begegnung, aus jeder Krankheit, aus jeder Krise, aus jeder Verletzung gewinne ich Kraft, so wie auch aus jeder Herzensfreude.

"Du mußt" beinhaltet "dieses - im Gegensatz zu jenem." "Du mußt das tun, das andere mußt du lassen." Diese Haltung heißt uns ausblenden. Da ist etwas, das soll nicht zu mir gehören. Da ist jemand, den ich Täter nenne, der soll nicht in meine Welt gehören. Ich "muß" ihm dafür vergeben. Damit wasche ich mich rein von den dunklen Seiten meines Lebens. Ich wasche meine Welt rein. Oder? Wo wasche ich die dunkle Seite hin?

Habe ich nicht selbst das Potential: Zu verletzen, Gewalt auszuüben, zu morden?

Alles steckt in uns allen.

Vergebung bedeutet für mich nicht: Diesem einen Menschen etwas zu vergeben, wozu nur er (oder sie) in der Lage ist. Er und Kreaturen wie er. Diesem einen Menschen etwas zu vergeben, der das Leid in mir zum Klingen gebracht hat.
Vergebung bedeutet: Uns Menschen zu vergeben, daß wir Menschen sind. Mir zu vergeben, daß ich all das (auf vielleicht andere Weise) auch könnte. Mich zu lieben - mit all diesem Potential. Denn nur, wenn ich das Tal meiner Schatten durchschritten habe, nur, wenn ich mich annehme mit all der Wucht und Grausamkeit und Barbarei, die auch in mir wohnt, dann, erst dann kann ich so frei sein, mich ihrer NICHT zu bedienen. Das heißt auch: Mich ihrer in Gedanken nicht zu bedienen. Den Gedanken, die mir permanent einflüstern: "Man(n) hat mir wehgetan. Ich bin ein Opfer. Da war Gewalt + ist Gewalt + bleibt Gewalt" keinen Glauben zu schenken. Es ist vorbei. Da ist eine Frau, mit oder ohne Narben, die lebt.
Die Erinnerung verliert ihre Macht.

Vergeben ist oft ein langer, wenn ich will spannender Weg, mit Kurven, Sackgassen, Steilhängen. Frau "muß" diesen Weg nicht zuende gehen. Es trägt sie sowieso dorthin, ob sie will oder nicht. Eines Tages wird jede von uns den Tod erleben - als eine weitere große Verwandlung, als weiteren Teil ihrer Ganzheit, als weitere Ausdehnung ins große Miteinander. In die Leere. In die Fülle. In die Geburt, als was auch immer. und sei es, daß aus unserer Erde ein Baum wächst.

Je bewußter die Einzelne ihren Weg jedoch geht, je mehr sie in Resonanz geht, je weniger sie an die Getrenntheit von Licht und Schatten glaubt, je aufmerksamer sie schreitet oder tanzt oder fliegt oder rollt oder klettet oder pflügt, um so größer ist ihr Empfinden für das Geschenk des Lebens.

Das ist meine Erfahrung.

Wenn ich mich wirklich in meinem GANZEN Menschsein annehme, dann schließt das mühelos ALLE anderen mit ein. Wenn ich dann etwas nicht mag, nicht will, mich etwas nicht aussetzen will, was mit einem Menschen zu tun hat (einschließlich meiner selbst), so hat das mit seinem/ihrem VERHALTEN zu tun, nicht mit dem Menschen selbst. Ein großer Unterschied.

Vergeben ist etwas sehr Würdevolles.

(IMG:http://www.cosgan.de/images/smilie/verschiedene/s010.gif)

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 25.Jul.2006 - 18:32
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Zarah
Beitrag 25.Jul.2006 - 19:09
Beitrag #28


pola hrvatica
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QUOTE (Mab @ 24.Jul.2006 - 15:00)
Ich vergebe nicht.
Aber ich schaue auch nicht immer zurück.

Ich blicke nach vorn und tu mir Gutes und dabei tut mir das Nichtvergeben verdammt gut. Denn Vergeben heißt für mich, dass die Tat verzeihlich sei.

:zustimm:

mehr kann ich dazu nicht sagen....
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DerTagAmMeer
Beitrag 25.Jul.2006 - 21:12
Beitrag #29


Adiaphora
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Ich mag diesen Satz auch nicht - weil ich ihn meist von Leuten gehört habe, die den Schmerz anderer nicht ertragen konnten. Es war ein Satz, der es stets enorm eilig hatte, einer, der Leid nicht lindern sondern lieber annulieren sollte.

Es kommt mir manchmal so vor, als hätten sich diese gut gemeinten Worte selbst nie verziehen, überhaupt verletzt worden zu sein. Manchmal ist es vielleicht sogar leichter aller Welt zu vergeben, statt sich selbst, dass man menschlich ist und übel nimmt, was übel ist.

Deshalb würde gern behaupten, dass verzeihen von Zeit kommt. Vergebung geschieht, wenn die Zeit reif ist.
Eine von Euch hat diese schöne Signatur von dem Gras, das nicht schneller wächst, wenn man daran zieht.
Vor der Vergebung steht für mich immer zu allererst die Konsequenz - steht das, was ich bin.
Und erst wenn diese Konsequenz Freiheit bedeutet, kommt für mich der Zeitpunkt abzuschließen - loszulassen - zu vergeben.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 25.Jul.2006 - 21:23
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sonnenstrahl
Beitrag 26.Jul.2006 - 11:00
Beitrag #30


verboden vrucht
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QUOTE (sonnenstrahl @ 25.Jul.2006 - 19:29)
Ist da Haß? Okay, es ist MEIN Haß. Ist da Wut, bittere Enttäuschung? Okay, es sind MEINE. Es ist MEINE ENERGIE. Will ich sie teilen, indem ich sie an jemanden herantrage, jemanden beteilige? Nein, ich NUTZE sie. FÜR MICH. .... und sie verwandelt sich in Leben. Sie IST Leben. Sie kann Antrieb, Schaffenskraft, Lust, Liebe, Kreativität sein. Diese Aspekte meiner Energie teile ich mitunter gerne. Ich mag die Konsequenzen, die sie nach sich ziehen.Ich sehe zu, daß ich nur das teile, von dem ich will, daß es mit Verstärkung zurückkommt. Alles andere lasse ich das sein, was es ist, und gebe es der Verwandlung anheim.

Das gilt natürlich nicht für die akuten Wutimpulse in verletzenden und/oder bedrohlichen Situationen. Kinder sind mißhandelnden wesentlich älteren Bezugspersonen gegenüber gelähmt zwischen Abhängigkeit und Abwehr. Ebenso sind sie es sehr oft erwachsenen fremden Gewalttätern gegenüber, denn das Kräfteverhältnis erstickt jede Gegenwehr oft schon vor dem Spüren des Impulses. Diese Lähmung setzt sich meist in späteren Beziehungen fort. Die selbstverteidigende Wut bleibt im Körper stecken, und drückt sich nach und nach in mannigfaltigen Symptomen aus.
Erst nach langer, einfühlsamer, achtsamer Therapie ist es vielen möglich, der Wut ihren Weg nach draußen freizugeben - und das geschehen zu lassen, ist gut und wichtig. Und es ist auch gut und wichtig, der Wut als solcher gewahr zu werden. In dieser Phase der Verarbeitung werden Menschen häufig wegen "Kleinigkeiten" wütend: Weil die Kellnerin sie übersieht, weil ein Fahrradfahrer ohne Licht fährt, weil eine Milchpackung beim Einsortieren aus der Hand rutscht. Es ist ein Teil des Heilungsweges, das zuzulassen, sich eben aufzuregen - in ungefährlichen Situationen wird geübt, lange unterdrückten Impulsen Ausdruck zu verleihen.
In meinem vorangegangenen Text bin ich schon (mindestens) eine Stufe weiter.


Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 26.Jul.2006 - 11:02
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immi7
Beitrag 27.Jul.2006 - 09:52
Beitrag #31


Salzstreuerin
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Ich verfolge schon seit einigen Wochen diverse Sachen in den einzelnen Foren... und heute möchte ich auch mal meine Meinung abgegeben... Nein, heute muss ich sogar meine meine Meinung abgeben.

Habe mit gemischten Gefühlen die einzelnen Beiträge gelesen. Was mich stark irritiert ist, dass viele den Eindruck erwecken, dass es die eigene Entscheidung ist, vergeben zu können. Denn das ist es meiner Erfahrung nach nicht. Ich kann mich leider bis heute nicht hinstellen und sagen: "So, jetzt vergebe ich Dir, und dann geht es mir sicher besser...." Wenn es so einfach wäre, würde mein Leben um ein vielfaches schöner und leichter sein. Im übrigen möchte ich dieser Person auch gar nicht verzeihen.

Natürlich weiß ich dass ihr nicht gemeint habt, dass es leicht wäre zu vergeben, aber es kommt eben ein bissl so bei mir an. Deshalb auch meine überspitzte Interpretation. Also bitte nicht als Kritik auffassen

Ich glaube, dass einige aus ihrer Persönlichkeit raus die Möglichkeit haben zu vergeben. Aus einem unerfindlichen Grund haben diese Leute die Gabe zu verzeihen, ganz egal was ihnen angetan wurde. Glaubt mir, ich hätte diese Gabe auch gerne... aber leider habe ich sie nicht. Und deshalb denke ich dass man das nicht pauschalisieren kann. Jeder muss für sich einen Weg finden mit allem zurechtzukommen, dafür gibt es kein Allheilmittel. Aber dass es einen Weg raus gibt, daran glaube ich fest!

Und beschritten habe ich diesen Weg auch schon... vor über 13 Jahren. Und heute habe ich eine Frau und ein Kind... und hoffe dass ich irgendwann ohne Einschränkung meine Familie genießen kann. Bis dahin bleibt mir nur die Hoffnung dass die Geduld meiner Frau weiterhin endlos ist....

so.. ich glaube für meinen ersten beitrag habe ich genug geschrieben :D
werde das bestimmt jetzt auch mal öfters machen!
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Bilana
Beitrag 27.Jul.2006 - 18:43
Beitrag #32


Capparis spinosa
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QUOTE
Ich glaube, dass einige aus ihrer Persönlichkeit raus die Möglichkeit haben zu vergeben. Aus einem unerfindlichen Grund haben diese Leute die Gabe zu verzeihen, ganz egal was ihnen angetan wurde.
Ich bin mir nicht so sicher. Ich denke es gibt für jede eine Grenze dessen, was vergebbar ist und was nicht mehr.
Ich finde es auch nicht wichtig Tätern zu vergeben um ein für sich schönes Leben, was immer das sein mag, zu haben.
Zumindest sehe ich für mich, es gibt Dinge die will ich nicht verzeihen. Aber ich will irgendwann mich nicht mehr davon bewusst oder unbewusst davon gefangen nehmen lassen. Und vielleicht tue ich es schon jetzt nicht mehr, wo ich immer mehr meinen inneren Weg gehe.

Wichtig finde ich verzeihlich mit sich selbst zu sein. Warum muss die Geduld der anderen endlos sein? ja ja ich kenne das sehr von mir. Aber es könnte ja auch sein, dass es nicht mit endloser Geduld (die hat niemand) zu tun hat, sondern damit, das frau eben genau so gliebt wird wie sie ist.

btw: Willkommen im Forum.
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shark
Beitrag 27.Jul.2006 - 19:05
Beitrag #33


Strösenschusselhai
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@immi:

ich bin fest davon überzeugt, dass dem Prozess des allmählichen Vergebens tatsächlich eine Entscheidung zugrundeliegen muss; nämlich die, nicht länger die Opferrolle ausfüllen zu wollen; bzw. das Opfer-Sein des Gestern nicht länger in das Leben des Heute mitzunehmen. Ohne diese grundsätzliche Entscheidung ist weder Freiheit, noch gar Vergebung möglich.

Ich finde es nicht zwingend notwendig, zu vergeben, doch unabdingbar, mir die Freiheit zu geben, wirklich im Heute zu leben - ohne zu vergessen, was war...aber mit dem Gefühl, es "gemeistert" zu haben. Ob dann Vergebung dabei raus kommt...? Egal.

Diese Fähigkeit zur Reslienz hat mich schaffen lassen, was mir in den vergangenen Jahren und bis heute gelungen ist/gelingt: mich mit (und nicht trotz) all diesen schlimmen Erfahrungen lebenstüchtig zu machen und weder länger das Opfer des Täters, noch das Opfer meiner Erinnerung zu bleiben.
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Blubb
Beitrag 27.Jul.2006 - 20:39
Beitrag #34


Gut durch
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Danke Shark!

Das hast Du einfach sehr schön gesagt! Sich aus der Opferrolle befreien, hat nichts mit Vergeben zu tun. Aber wahrscheinlich kann Vergeben nicht möglich sein, wenn man sich nicht erst befreit hat.

Danach sollte der Satz doch eher heißen: "Um Vergeben zu können (immer vorrausgesetzt man will das - ganz ohne Zwang), muss man frei sein..." Jep!

Ich will nicht vergeben, dazu ist mir dieser Mensch gar nicht mal wichtig genug. Aber ich will frei sein! Und ich finde meinen Weg dahin!
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immi7
Beitrag 28.Jul.2006 - 10:14
Beitrag #35


Salzstreuerin
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Ihr habt schon in gewissen Punkten recht... Und genau das habe ich ja auch geschrieben und gemeint: Es gibt Leute die verzeihen können (ob bis zu Deiner gewissen Grenze oder grenzenlos), aber eben auch andere die können das nicht, bzw. tun sich sehr schwer damit.

Die Entscheidung nicht mehr Opfer zu sein habe ich schon lange selber getroffen. Aber ich kann für mich halt nicht entscheiden das alles hinter mir zu lassen, denn ich werde davon immer wieder eingeholt, ob mir das nun gefällt oder nicht.

Was ich entscheiden kann ist, daran zu arbeiten, dass es keinen Einfluss mehr auf mein Leben hat. Dass es nicht mehr Hauptpunkt meines Lebens ist, und ich stets dagegen kämpfen muss. Die Entscheidung dagegen vorzugehen kann und habe ich getroffen. Aber entscheiden zu vergeben kann ich nicht! Vielleicht kommt irgendwann der Punkt dass ich sagen kann "So, jetzt spielt es gar keine Rolle mehr in meinem Leben", aber ich hoffe nicht darauf. Und es ist auch nicht mehr wichtig. Ich habe mein Leben in die eigenen Hände genommen und versuche es zu leben so wie ich es will.... alles andere braucht Zeit!

@Bilana.... Du hast schon recht damit dass die Geduld meiner Frau nicht endlos sein muss. Meine Frau liebt mich sicher so wie ich bin, ansonsten wäre sie wohl nicht so lange mit mir zusammen. Denn einfach bin ich nicht... das muss ich ehrlich gestehen. Aber glücklicherweise gibt es wohl auch genug positive Sachen an und durch mich ;)
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