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> Stammzellen, ein unüberschaubar anmutendes Feld
LadyGodiva
Beitrag 23.Nov.2004 - 13:41
Beitrag #1


Strøse
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Da im Verlauf der Diskussion um Organ- und Blutspende auch das Thema Stammzellforschung angeschnitten wurde, möchte ich dem schon aus eigenem Interesse nun mehr Platz einräumen als in tausend hellgrauen OTs.

Was sind Stammzellen?

QUOTE
Als Stammzellen bezeichnet man Zellen, die sich durch drei Eigenschaften auszeichnen:
•  Sie sind nicht endgültig differenziert.
•  Sie haben die Fähigkeit zur fortgesetzten Selbsterneuerung und Vermehrung in
einem relativ undifferenzierten Zustand.
•  Sie haben die Fähigkeit, sich unter geeigneten Bedingungen zu Zellen unterschiedlicher
Spezialisierung zu differenzieren, so z. B. zu Herz-, Nerven-, Hautoder
Muskelzellen.

Eine grobe, aber recht greifbare Definition, die ich in einem überhaupt sehr interessanten Schweizer Artikel gefunden habe - Menschliche Stammzellen, bietet einen ersten, guten Überblick und verfügt über einen Anhang, in dem noch einiges an Definitionen angeführt wird.
Grundsätzlich kann in embryonale und adulte Stammzellen unterschieden werden.
Adult bedeutet: die Stammzelle wurde aus einem geborenen, gereiften Körper entnommen; adulte Stammzellen kommen u.a. in Blut und Knochenmark vor.
Embryonale Stammzellen werden aus menschlichen Keimen entnommen, die wenige Tage alt sind und die nach der Entnahme der Zellen nicht mehr lebensfähig sind.
Warum werden nicht ausschließlich adulte Zellen verwendet? Diese scheinen mehrheitlich schon so spezialisiert zu sein, dass sie eben nicht mehr die Möglichkeit besitzen, annähernd jedes Gewebe neu zu bilden - was man sich augenblicklich von embryonalen Zellen verspricht.
Gerade im Bereich der Immunologie und Neurobiologie sind aber sog. toti- bzw. pluripotente Zellen (also die embryonalen "Alleskönner") besonders wichtig, da diese Zellen eine hohe Kompartibilität, wie auch einen großen Grad an "Lernfähigkeit" aufweisen und in der Lage scheinen, Abbauprozesse stoppen oder sogar umkehren zu können.
In diesem Zusammenhang weise ich aber noch einmal darauf hin, dass Stammzellforschung nicht mit der Forschung an embryonalen Zellen gleich zu setzen ist - es gibt bereits Therapieansätze, in denen adulte Stammzellen des eigenen Körpers im Labor gezüchtet und wieder in den Körper zurück geführt werden; über die Erfolge liest man im Moment viel, aber nichts, was auch nur annähernd wirklich aussagt: Ja, adulte Stammzellen vermögen x oder y; ebenso wie es verschiedene "Glaubensrichtungen" der Wissenschaft gibt, woran eine adulte Stammzelle eigentlich erkannt wird - aber das würde den Rahmen sprengen. ;)
Viel interessanter und brisanter jedoch ist die Forschung an oben beschriebenen embryonalen Zellen:

Der Dialysepatient - ein kritischer (und uU auch polarisierender) Artikel in einer Zeitung für potentiell betroffene PatientInnen.

Unser deutsches Embryonenschutzgesetz - grobe Inhalte im oben eingestellten Artikel - erlaubt zwar den Import vor 2002 gewonnener embryonaler Stammzellen zu Forschungszwecken, nicht aber deren Gewinnung im Inland.
Doppelmoral? Wenn überhaupt eine Moral erkennbar ist...
Zu den ethischen Aspekten der Gewinnung und Verwendung von Stammzellen gesellt sich ein wichtiges Argument, das ich mehrfach von unterschiedlichen Stammzellforschern bereits gehört habe:
Gefrorene, klonierte Stammzellen scheinen dennoch zu "altern", sprich: sie verlieren einen Teil ihrer "natürlichen" Eigenschaften und könnten so ggf Forschungsergebnisse verfälschen bzw. stellen in meinen Augen den Sinn der Forschung an Stammzellen in Deutschland an sich in Frage.
Stammzellforschung ist teuer, arbeiten wir künftig konkurrenzlos mit überlagerten Stammzellen? Wie lässt sich unsere europäische Ausnahmeregelung moralisch wirklich begründen?
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Bilana
Beitrag 23.Nov.2004 - 15:36
Beitrag #2


Capparis spinosa
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QUOTE
Wie lässt sich unsere europäische Ausnahmeregelung moralisch wirklich begründen?


Meiner Meinung nach überhaupt nicht. Oder will jemand etwa behaupten, dass Deutsche Embryonen, die hier verwendet werden, anderen moralischen Werten unterworfen sind als us-amerikanische, chinesische? Es spielt keine Rolle wo die Emryonen erzeugt wurden oder welchen Pass die „Spender“ haben, sondern wo die Embryonen verwendet werden.
Ich fand es übrigens interessant zu erfahren, das gefrorene Stammzellen weniger gut geeignet sind für die Forschung. Erschließt sich auch mit simpler Hausfrauenlogik. Gefrierwaren altern nicht nur, sondern durch das Einfrieren verändern sich ja auch Eigenschaften.
Das ist noch ein Aspekt, der die aktuelle Regelung unsinnig macht.
Ich denke dieses Thema gehört wirklich zu den Dingen, die nur ganz oder gar nicht Sinn machen. Entweder man ist für Forschung an embryonalen Stammzellen oder man ist dagegen und verbietet es grundsätzlich. Alles was sich dazwischen bewegt ist eine Doppelmoral, bzw. unmoralisch.
Es spricht ja auch keiner davon, das nun munter Keimzellen produziert und „verwertet“ werden. Jedes dieser Vorhaben würde doch von einer Ethik-Kommission geprüft werden, so wie es bei jeder Studie der fall ist, oder sehe ich das Falsch?
Und wie kann man es ethisch vertreten einen Weg zu versperren, der möglicherweise Heilung für bisher unheilbares bringt und auch Kostensenkung im Gesundheitswesen.
Ich verstehe die Ethik und Moral mit der man die ganze Geschichte auflädt nicht. Wir sind so weit, das Abtreibung erlaubt ist, auch zu einem viel späteren Zeitpunkt, wenn es schon eine Ausdifferenzierung gibt. Es wird an Eizellen geforscht und was passiert mit überschüssigen Keimen aus in vitro Befruchtung?
Die Argumente in dem 2. Artikel fand ich übrigens unlogisch bis unsinnig.

Und aus der Sicht von Technologie- und Standortpolitik wird das ganze noch widersinniger.
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LadyGodiva
Beitrag 23.Nov.2004 - 16:03
Beitrag #3


Strøse
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QUOTE (Bilana @ 23.Nov.2004 - 15:36)

Und wie kann man es ethisch vertreten einen Weg zu versperren, der möglicherweise Heilung für bisher unheilbares bringt und auch Kostensenkung im Gesundheitswesen.

=> Einschub
Das ist ein wichtiger Punkt - ein Kostenpunkt.
Wie können sich Menschen heute anmaßen, über den Sinn und Unsinn von möglichen Forschungsergebnissen zu urteilen - selbst wenn sich die gesamte Stammzellforschung eines Tages als nicht verwertungsfähig im Sinne der Medizin heraus stellen sollte - wovon ich übrigens nicht ausgehe - dieses merkantilistische Forschungs- und Bildungsdenken führt generell in die Sackgasse.
Wie soll bitte der Erfolg von Forschung vorhergesagt werden?
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Bilana
Beitrag 23.Nov.2004 - 16:29
Beitrag #4


Capparis spinosa
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QUOTE
Wie soll bitte der Erfolg von Forschung vorhergesagt werden?


Mit mir brauchst du über solche Fragen nicht zu diskutieren. :rolleyes: Aber ich kann mir denken, das es Menschen, die nichts mit Forschung zu tun haben nicht so einsichtig ist. Aber da ist von den Medizinern vielleicht mehr Aufklärungsarbeit nötig. Denn Menschen haben so ein Anspruchsdenken doch hauptsächlich an Medizin und Pharmazie, obwohl ihr Leben mit anderen Forschungsbereichen viel verbundener ist.

Natürlich muss man auch bei der Forschung aufs Geld gucken, aber gerade Grundlagenforschung bringt ja nun mal nicht unmittelbar Gewinne. (Das scheint selbst die DFG oft zu vergessen.) Aber ich denke im Endeffekt wird auch die Stammzellenforschung dazu beitragen Kosten im Gesundheitswesen zu denken, wenn Verfahren zum Standard gehören und bisherige Prozeduren ersetzt haben.

Und selbst wenn Stammzellenforschung in Deutschland generell verboten werden würde, würde man die Technologie doch, wenn sie erst mal da ist, importieren oder es würde ein Behandlungstourismus statt finden, der aus Deutschland rausgeht, irgendwohin, wo an solchen Sachen gearbeitet wurde und wird.
Dabei sollte es umgekehrt sein.
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LadyGodiva
Beitrag 23.Nov.2004 - 17:03
Beitrag #5


Strøse
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QUOTE (Bilana @ 23.Nov.2004 - 16:29)

Und selbst wenn Stammzellenforschung in Deutschland generell verboten werden würde, würde man die Technologie doch, wenn sie erst mal da ist, importieren oder es würde ein Behandlungstourismus statt finden, der aus Deutschland rausgeht, irgendwohin, wo an solchen Sachen gearbeitet wurde und wird.
Dabei sollte es umgekehrt sein.

...mit dir diskutiere ich aber gerne ;) Diskussion muss ja nicht nur aus Widerede bestehen

Ohne anderen Ländern böses nachsagen zu wollen:
Ich bin mit den Standarts made in Germany schon ganz schön glücklich.
Gerade im Bereich klinische Studien, deren Rekrutierung und auch Auswertung fällt mir das immer wieder auf und ein.
Es gibt so vieles, das auf Grund von vorzeitiger Interpretation von Studienergebnissen schnell en vogue oder eben komplett aus dem Geschäft war - ich glaube, da können die med. StatistikerInnen ein Lied davon singen.
Grundlagenforschung impliziert nun einmal, Grundlagen überhaupt zu erkennen - die Stammzellforschung steckt noch in den Kinderschuhen; was genau daraus werden kann, welchen Nutzen sie bei allen Risiken bergen kann - wage ich in meinem jugendlichen Übermut gar nicht zu posten.
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LadyGodiva
Beitrag 28.Nov.2004 - 23:16
Beitrag #6


Strøse
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Höre gerade im Rundfunk Volksabstimmung Schweiz: Gewinnung von embryonalen Stammzellen nun bis zum siebten Tag erlaubt....
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regenbogen
Beitrag 17.Nov.2007 - 17:21
Beitrag #7


a.D.
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Forscher vermelden Stammzellfund in Menstruationsblut
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