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> "Ich hab da kein Problem damit", stört Euch diese Formulierung ?
Ricky
Beitrag 18.Nov.2010 - 13:46
Beitrag #1


Naschkatze
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Ein Hallo in die Runde,

ich bin schon oft über vorgenannte Formulierung gestolpert. Nämlich immer dann, wenn Heteros über eine mutmaßliche bzw. geoutete homosexuelle Person sprechen, irgendwann kommt dann immer / meistens dieses "(aber ist ja auch egal), ich hab da (ja) kein Problem damit" oder in ähnlicher Variante.

Stören Euch solche Formulierungen ?

Ich bin mir selbst nicht sicher. Denn ich verstehe schon, woher diese Aussage rührt, aber gleichzeitig wirkt sie manchmal so "großzügig" und eigentlich ist allein dieser Satz schon verkehrt, denn es bringt ja zum Ausdruck "es ist eigentlich nicht ok, aber ich bin ja tolerant, also hab ich kein Problem mit".

Widersprechen sich der tolerante Gedanke und die Betonung mit dem Extrahinweis ?

Wahrscheinlich darf mans gar nicht hinterfragen und sollte es positiv sehen, dass die Mitmenschen kein Problem "damit" (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) haben, aber ein paar Meinungen von Euch würden mich schon interessieren...

Viele Grüße,
Ricky

Der Beitrag wurde von Ricky bearbeitet: 18.Nov.2010 - 13:46
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dandelion
Beitrag 18.Nov.2010 - 14:11
Beitrag #2


don't care
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Statt "ja" oder "nein" zu sagen, liste ich mal ein paar Dinge auf, von denen ich vermute, daß sie Grund für diesen Satz sein können.

- Es könnte der Anfang für ein "aber" sein.
- Es könnte der Versuch sein, der Person, die sich geoutet hat, die Angst vor Ablehnung zu nehmen (soll ja Menschen geben, die nervös sind, während sie sich outen, und/oder unsicher wirken).
- Es könnte ein Satz sein, um der Überraschung ein bißchen Raum zu lassen, ohne daß sie wie Erschrecken wirkt; ähnlich wie die Überraschung, wenn ein bekennender Mittelalterfreak auf einmal Plastiktechno hört - unabhängig vom eigenen Musikgeschmack wird das vermutlich überraschen.
- Es könnte ein Versuch sein, um Zeit für eine Verarbeitung des Schocks zu schinden.
- Es könnte ein Synonym für "Alles klar"/"Kein Problem"/"Aha" sein. Ein Outing muß ja nicht in eine Ansprache des Gegenübers münden.
- Es könnte "Ja und?" bedeuten.

Ich würd mal sagen, es kommt auf den Kontext an (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Im Zweifelsfall nehme ich es meistens als "Aha".
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Thyra
Beitrag 18.Nov.2010 - 14:25
Beitrag #3


Filterkaffeetrinkerin
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Hmm also ich habe das schon oft in dem Kontext gehört, dass es wirklich gönnerhaft rüberkam bzw auch so gemeint war. Vor allem bei sehr konservativ erzogenen Menschen habe ich das erlebt aber auch bei ach so toleranten.

Auf der anderen Seite habe ich das schona ls positiv gemeint gehört, so im Sinne von "Ach xy hat da ein Probelm damit, dass du schwul/lesbisch bist? Ich ja nicht."

Das ist wirklich eine Frage vom Kontext und auch Betonung vor allem, finde ich.
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Deirdre
Beitrag 18.Nov.2010 - 15:06
Beitrag #4


Satansbraten
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Die Leute wissen halt aus dem Fernsehen, was ein aufgeklärter Mensch zu sagen hat. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

In Wirklichkeit fremdeln aber fast alle, was Homosexualität betrifft, außer denen, die im Alltag (bewusst) Kontakt zu Homosexuellen haben.

Auf beides weist dieser schöne Satz hin. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
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Lucia Brown
Beitrag 18.Nov.2010 - 15:50
Beitrag #5


- keep it up you go girl -
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"Ich habe da kein Problem damit".

Die meisten gesprochenen Sätzen, die Negationen (kein, nein, ohne...) verwenden, werden nicht verstanden, weil wir uns ein Bild machen, von dem was wir hören.

Genau wie: "Ich sage dir doch, dass du dir keine Probleme machen sollst"! Und wir machen uns Probleme.

Oder ein anderes Beispiel: "Denke jetzt nicht an einen rose Elefanten"

Na, was denkst du?

lg

Lucia B.
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Ricky
Beitrag 18.Nov.2010 - 20:14
Beitrag #6


Naschkatze
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@ Dandelion,
stimme Deiner Auflistung grundsätzlich schon zu, auch dem "kommt auf den Kontext an", allerdings meinte ich es weniger als direkte Reaktion auf ein Outing, sondern mehr dieses passive über jemand reden...

ZITAT(Lucia Brown @ 18.Nov.2010 - 15:50) *
"Ich habe da kein Problem damit".
Die meisten gesprochenen Sätzen, die Negationen (kein, nein, ohne...)...

Auch wieder wahr, eigentlich ists ja "ehrlicher und passender" als ein "ach, ich finds klasse", das find ich nämlich im Gegenzug ebenfalls befremdlich, warum findet es jemand klasse ? was hat er / sie davon ?


edit:
Anpassung da zwei Antworten in einen Beitrag..

Der Beitrag wurde von Ricky bearbeitet: 18.Nov.2010 - 20:15
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shark
Beitrag 18.Nov.2010 - 20:48
Beitrag #7


Strösenschusselhai
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ZITAT(dandelion @ 18.Nov.2010 - 14:11) *
Ich würd mal sagen, es kommt auf den Kontext an (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Im Zweifelsfall nehme ich es meistens als "Aha".



Ich auch.

Aber ich habe auch schon im Subtext mitschwingen hören, was Deirdre beschrieb: aufgesetzte Aufgeklärtheit und durchaus auch so etwas wie versteckte Homophobie.

Meist aber habe ich herausgehört "Oh, bestimmt stößt Du da ab und an auf Probleme - keine Sorge: bei mir nicht."

Ich versteh dennoch, dass "Ich hab da kein Problem" auch so ankommen kann als sei gemeint: "Eigentlich müsste ich ein Problem haben, weil man mit homosexualität eben irgendwie immer ein Problem hat, aber neee... ich doch nicht...Ich bin ja tolerant!"

shark
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McLeod
Beitrag 18.Nov.2010 - 21:35
Beitrag #8


mensch.
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Ein junger Versicherungsvertreter versuchte souverän zu wirken, als ich ihm ohne Schonung sagte, dass es bei mir keinen Ehemann geben könne, sondern eine Lebenspartnerin. "Sie wissen schon, seit August 2001 heiraten auch Schwule und Lesben, wenn sie wollen."

"Ja, ich hab da auch kein Problem mit."

"Sehen Sie, ich mit Heteros und Männern ja auch nicht."

- Stille -

- viel Stille -

Schlimmstenfalls knabbert er heute noch dran (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
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Sinai78
Beitrag 18.Nov.2010 - 22:03
Beitrag #9


Gut durch
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ZITAT(McLeod @ 18.Nov.2010 - 21:35) *
Ein junger Versicherungsvertreter versuchte souverän zu wirken, als ich ihm ohne Schonung sagte, dass es bei mir keinen Ehemann geben könne, sondern eine Lebenspartnerin. "Sie wissen schon, seit August 2001 heiraten auch Schwule und Lesben, wenn sie wollen."

"Ja, ich hab da auch kein Problem mit."

"Sehen Sie, ich mit Heteros und Männern ja auch nicht."

- Stille -

- viel Stille -

Schlimmstenfalls knabbert er heute noch dran (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)


Genial (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif) (IMG:style_emoticons/default/icon4.gif)
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Sägefisch
Beitrag 20.Nov.2010 - 10:51
Beitrag #10


Schlaudegen.
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Hm, gerade so ein Beispiel kann aber auch einfach nur Unsicherheit bedeuten? Schliesslich kann "Sie wissen ja..." auch als Herausforderung verstanden werden, sich dazu zu positionieren.
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dandelion
Beitrag 21.Nov.2010 - 10:53
Beitrag #11


don't care
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ZITAT(Ricky @ 18.Nov.2010 - 20:14) *
ZITAT(Lucia Brown @ 18.Nov.2010 - 15:50) *
"Ich habe da kein Problem damit".
Die meisten gesprochenen Sätzen, die Negationen (kein, nein, ohne...)...

Auch wieder wahr, eigentlich ists ja "ehrlicher und passender" als ein "ach, ich finds klasse", das find ich nämlich im Gegenzug ebenfalls befremdlich, warum findet es jemand klasse ? was hat er / sie davon ?

Also darf man weder positiv noch in Verneinung und schon gar nicht negativ drüber reden? (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)

In einem ähnlichen Kontext fühle ich mich oft mißverstanden. Wenn ich in Sachen Nahrungsaufnahme gefragt werde, ob ich ein bestimmtes Lebensmittel mag, und es mir herzlich egal ist, fühlt sich "ja" gelogen an, und "nein" führt zur Annahme, ich würde es ablehnen. Sage ich "ich mache mir nichts daraus, aber ich würde es problemlos mitessen", wird mir das als "nein" ausgelegt, obwohl es die ehrlichstmögliche Antwort ist.

Die sexuelle Ausrichtung anderer Leute (sofern da nicht die Mündigkeit Beteiligter beschnitten wird) ist für mich einer der wenigen Bereiche, in denen ich es am meisten verstehen kann, wenn mensch keine Meinung dazu hat. Wenn's dann doch mal zum Gespräch kommt, ist das Dilemma groß: mensch hat noch keine Meinung zum Thema, möchte aber keinesfalls intolerant und ablehnend wirken. Da macht es für mich durchaus Sinn, erstmal "ich habe kein Problem damit" rauszuschießen und erstmal drüber nachzudenken, ggf. die Meinungen der anderen auf sich wirken zu lassen.

Mir ist das an der Schule oft begegnet: "Ich habe kein Problem mit Lesben, aber du kannst nicht mit." Und das stimmte: Meine Mitschüler hatten ein Problem mit mir - denn nach meinem Coming-Out wurde es eher besser, aber immer noch nicht gut. In diesem Fall war der Satz also gemeint als "Ich habe kein Problem mit deinen Schubladen, sondern ich mag dich nicht." (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
Menschen, die es so meinen, wie du sagtest, mag ich nicht. Aber man kann, denke ich, nicht vom Satz auf die Gesinnung schließen, sondern bestenfalls vom Ton - und auch da nicht immer.
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Ilymo
Beitrag 21.Nov.2010 - 11:33
Beitrag #12


Bør opbevares under vandet
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Oftmals folgt dem "Ich habe damit kein Problem" ein "solange sie mich in Ruhe lassen". Den ersten Halbsatz finde ich überflüssig (mir im Grunde egal, ob einer ein Problem "damit" hat, im Zweifelsfalle ist es sein Problem), er muss aber im Kontext betrachtet werden. Ist er zum Beispiel Antwort auf die Frage: "Hast Du ein Problem mit Schwulen und Lesben?" hat er durchaus seine Berechtigung. Der zweite Halbsatz ist grässlich. Er impliziert nämlich diese Vorstellung, dass sowohl Schwule als auch Lesben alles bespringen, was nicht schnell genung rennen oder hoch genug klettern kann. Dieser Halbsatz war es, der mich zu meiner ersten Signatur hier im Forum brachte, für die ich mir einiges bzgl. meiner mir nicht zustehenden Intoleranz via PM anhören bzw. -lesen durfte. Der Sprecher dieses Halbsatzes wirftt damit auch in den Raum, dass er/sie für jeden anderen Menschen ein unbedingt zu ergatterndes Lustobjekt darstellt, an das aber nun wirklich nicht jedeR 'randarf.
Eine (dem Himmel sei's gedankt) frühere Kollegin sagte einmal, sie habe überhaupt nichts gegen Schwule und Lesben, aber dann sollten die auch dazu stehen, dass die "so" seien. Ich (dort nicht geoutet) fragte sie, ob sie denn mit einem Schild um den Hals "Ich mach's gern gebückt von hinten, bevor ich bl*se" herumlaufe oder ein bedrucktes T-Shirt bevorzuge.
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LadyGodiva
Beitrag 21.Nov.2010 - 12:05
Beitrag #13


Strøse
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Ilymo - ich weiß nicht, ob's gegen-illustrativ dann auch hier, und sei es nur beispielsweise, so deutlich werden muss.

Das Statement nehme ich, wie es kommt - und zwar verbindlich. Wenn ich im weiteren Miteinander dann doch den Eindruck gewinne, dass es sich wohl eher um einen selbstformulierten frommen Wunsch handeln müsse, dann spreche ich durchaus gerne noch einmal klarer an, was ich unter "kein Problem" verstehe: nämlich nichts explizit Nennenswertes, keinen hilflosen Versuch eines konstruierten Zusammenhangs.

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 21.Nov.2010 - 12:18
Bearbeitungsgrund: Deutsch, was mach ich nur aus dir.
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McLeod
Beitrag 21.Nov.2010 - 13:48
Beitrag #14


mensch.
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ZITAT(Sägefisch @ 20.Nov.2010 - 10:51) *
Hm, gerade so ein Beispiel kann aber auch einfach nur Unsicherheit bedeuten? Schliesslich kann "Sie wissen ja..." auch als Herausforderung verstanden werden, sich dazu zu positionieren.


War es auch. So wie ein "...bei dieser Versicherung kann Ihr Ehemann dies oder das..." mich auffordert zu hinterfragen, ob der Versicherungsvertreter fachlich auf der Höhe der Zeit ist, bzw. sich mit den für mich in Frage kommenden Lebenssituationen auskennt. Da ist mir seine persönliche Stellungnahme zum Thema Homosexualität doch wurscht - ich will mit ihm ja nicht ab sofort Samstags Kaffee trinken gehen und seine beste Freundin werden, sondern eine Versicherungsempfehlung von ihm. Und umgekehrt will er mir etwas verkaufen und nicht mein bester Freund werden.

Bei einem neuen Bekannten, mit dem ich nach näherem Kennenlernen schon gerne mal shoppen oder Fußball gucken wollen würde, wäre ich vermutlich ein wenig einfühlsamer:

Ich: "......L......." (...irgendeine Erzählung, die beinhaltet, dass ich lesbisch lebe...)

Er/Sie: "Ich hab übrigens kein Problem damit."

Ich: "Ich auch nicht." / "Ich hätte keins damit, wenn Du eins hättest." / "Huch, hab ich grad über was Problematisches geredet?"

Okay, meine Einfühlsamkeit wird oft übersehen (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 21.Nov.2010 - 13:49
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Marsali
Beitrag 21.Nov.2010 - 18:26
Beitrag #15


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ZITAT(Ilymo @ 21.Nov.2010 - 11:33) *
Oftmals folgt dem "Ich habe damit kein Problem" ein "solange sie mich in Ruhe lassen". Den ersten Halbsatz finde ich überflüssig (mir im Grunde egal, ob einer ein Problem "damit" hat, im Zweifelsfalle ist es sein Problem), er muss aber im Kontext betrachtet werden. Ist er zum Beispiel Antwort auf die Frage: "Hast Du ein Problem mit Schwulen und Lesben?" hat er durchaus seine Berechtigung. Der zweite Halbsatz ist grässlich. Er impliziert nämlich diese Vorstellung, dass sowohl Schwule als auch Lesben alles bespringen, was nicht schnell genung rennen oder hoch genug klettern kann. Dieser Halbsatz war es, der mich zu meiner ersten Signatur hier im Forum brachte, für die ich mir einiges bzgl. meiner mir nicht zustehenden Intoleranz via PM anhören bzw. -lesen durfte. Der Sprecher dieses Halbsatzes wirftt damit auch in den Raum, dass er/sie für jeden anderen Menschen ein unbedingt zu ergatterndes Lustobjekt darstellt, an das aber nun wirklich nicht jedeR 'randarf.
Eine (dem Himmel sei's gedankt) frühere Kollegin sagte einmal, sie habe überhaupt nichts gegen Schwule und Lesben, aber dann sollten die auch dazu stehen, dass die "so" seien. Ich (dort nicht geoutet) fragte sie, ob sie denn mit einem Schild um den Hals "Ich mach's gern gebückt von hinten, bevor ich bl*se" herumlaufe oder ein bedrucktes T-Shirt bevorzuge.


Ihre Antwort würde mich interessieren.... (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)


Also, wenn ich spüre, dass es sich um eine Doppelbotschaft handelt und die, die es sagt, doch Probleme damit hat, werde ich sauer. Ich habe eine Freundin aus Schulzeiten, wir treffen uns alle paar Monate zum Essen beim Italiener. Früher war ihre erste Frage "was macht die Männerwelt"? Seit sie weiß, dass ich Frauen liebe, fragt sie nichts mehr, ich spüre aber, dass sie das Thema umgeht. Das mag ich nicht, also erwähne ich es. Worauf sie dann auch mal sagte "ich hab ja kein Problem damit, wir haben im Bekanntenkreis auch ein lesbisches Paar und die benehmen sich aber völlig normal, knutschen nicht rum oder sonstwas..." Meine Frage daraufhin war, wie lange die beiden zusammen sind und nach ihrer Antwort - natürlich sind es bereits ein paar Jahre - fragte ich, ob sie denn mit ihrem Mann noch rumknutschen würde auf irgendwelchen Parties - die beiden sind auch schon über zwanzig Jahre zusammen.

Als säßen sich Schwule und Lesben ständig auf dem Schoß und könnten nur an "das Eine" denken. Sowas nervt mich ungemein!

Der Beitrag wurde von Marsali bearbeitet: 21.Nov.2010 - 18:29
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McLeod
Beitrag 21.Nov.2010 - 19:10
Beitrag #16


mensch.
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ZITAT(Ilymo @ 21.Nov.2010 - 11:33) *
Eine (dem Himmel sei's gedankt) frühere Kollegin sagte einmal, sie habe überhaupt nichts gegen Schwule und Lesben, aber dann sollten die auch dazu stehen, dass die "so" seien. Ich (dort nicht geoutet) fragte sie, ob sie denn mit einem Schild um den Hals "Ich mach's gern gebückt von hinten, bevor ich bl*se" herumlaufe oder ein bedrucktes T-Shirt bevorzuge.


Hm, bei so einem Gesprächsverlauf krieg ich leicht ein nervöses Zucken unterm Auge (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Für mich ist es nichts Intimes oder eine Offenbarung meiner Lieblings-Sexpraktiken, wenn ich sage "ich lebe mit Anke/Marion/Edelgunde zusammen" oder "meine Freundin Elke/Anita/Brunhilda hat mich verlassen, ich bin todtraurig und hab keinen Bock auf Romantic Comedy im Kino" oder schlicht "...als olle Lesbe interessiere ich mich nur marginal für Methoden, wie ich nicht ungewollt schwanger werde".

Ich find diese Gegenoffensive reduziert umgekehrt heterosexuelle (und eigentlich aber alle) Partnerschaften auf bevorzugte Beischlafmethoden.

Tatsächlich finde ich, das alltägliche Coming-out von Heteros verträgt mein ebensolches nur allzugut. Ständig erzählen Heteros ungefragt von ihrer neusten Liebe, vom gemeinsamen Urlaub, vom gemeinsamen Kinder-Erziehen, von der abendlichen Verabredung, vom schrecklichen Ex und der netten zukünftigen Schwiegermeutter. Heterosexuelles Coming-out ist ein Dauerzustand. Und ich hab da kein Problem mit.

Das begänne erst mit dem ungefragten Ausbreiten ihrer Vorlieben im Bett. Too much information for my little head... Oder eben, wenn sie mich bespringen wollen.

(IMG:style_emoticons/default/icon4.gif) McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 21.Nov.2010 - 19:12
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shark
Beitrag 21.Nov.2010 - 19:27
Beitrag #17


Strösenschusselhai
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@Ilymo:

Ich finde, mit Deiner Antwort hast Du selbst etwas gemacht, was Du bestimmt nicht wolltest: nämlich ihre und Deine Lebensweise auf das Sexleben reduziert.
Klar kann man empfindlich reagieren, wenn nach einem "Warnschild" für Homosexuelle verlangt wird - aber solch eine Reaktion find ich wenig sinnvoll; dieses Reduziertwerden auf Sex ist doch das, was "unsereins" oft so ärgert, oder nicht?
Aber sinnvoll sollte die Entgegnung ja vielleicht auch nicht sein - sondern einfach gegen-provozierend. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Wie hat sie denn darauf reagiert, die Kollegin?

shark
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Ilymo
Beitrag 21.Nov.2010 - 20:39
Beitrag #18


Bør opbevares under vandet
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Ja, es sollte provokativ sein. Ihr ging es nämlich nicht um ein offenes Miteinander, sondern um so eine Art rosa Wimpel. In dem Haus war man äußerst homophob. Ein Outing hätte ein Spießrutenlaufen zur Folge gehabt, ich hätte wahrscheinlich nicht mehr die Umkleide benutzen dürfen usw. Von der einen Berufsfachschule hieß es immer, diese sei die "Warme Schwestern Schule". Ja, ich kam mir feige vor, aber die Folgen eines Outings glaubte ich nicht schultern zu können. Als die PDL einmal einer bedrückt aussehenden Kollegin den Arm um die Schultern legte und sie fragte, ob es ihr gut gehe oder sie ihr vielleicht irgendwie helfen könne, hieß es sofort: Die L... ist ne Lesbe (war sie gar nicht, war selber homophob. Als ich mich nach meinem Ausscheiden dort vor ihr outete [wobei ich unerwähnt ließ, dass ich einst ein Auge auf sie geworfen hatte], sagte sie zwar, dass sie sich über mein Vertrauen freue, brach aber sofort jeden Kontakt ab).
Meine Antwort auf die Forderung der Kollegin war insofern überflüssig, da sie über jedes Detail ihres überaus abwechslungsreichen Boudoirlebens schonungslos und ungefragt berichtete sowie auch von den Diagnosen in ihrem Rachenraum, die man, wenn heute überhaupt noch vorkommend, dort nun gar nicht vermuten würde.
Ihre Entgegnung auf meine Frageantwort war übrigens: "Spinnst Du, ey, wat solln dit? Ick bin ja normal!"
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Ricky
Beitrag 21.Nov.2010 - 23:36
Beitrag #19


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ZITAT(dandelion @ 21.Nov.2010 - 10:53) *
Also darf man weder positiv noch in Verneinung und schon gar nicht negativ drüber reden? (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)

Nein. Aber diese positiven Jubelschreie, die find ich einfach übertrieben. Das ist dann schon wieder zuviel des Guten und wirkt auf mich gespielt. Das ist das eine Extrem.
Ein einfaches zur Kenntnisnehmen oder OK finde ich meist immer noch am stimmigsten.
Aber in meinem Eingangs-Thread ging es ja nicht um das direkte Coming Out und die direkte Reaktion des Gegenübers, sondern wenn über Dritte gesprochen wird und da hab ich mich noch immer nicht entschieden wie ich den Satz "bei xy wird ja gemunkelt... aber man weiß es nicht sicher.... aber ist ja auch egal.... ich mein.... ich hab da ja kein Problem damit...." finden soll.
Denn einerseits fühle ich mich dann im Zugzwang, als würde der Gegenüber von was reden, dann auffallen, moment mal, da steht ja Ricky vor mir, da wird ja ebenfalls gemunkelt, ich sollte mal lieber erwähnen, dass es mir nichts ausmacht und ich kein Problem damit hab...
Ups, da fällt mir auf, wahrscheinlich ist es das was mich stört!
Und zum anderen aber eben auch dies Formulierung an sich, über die ich einfach stolpere, aber gut, vielleicht ist hier etwas Toleranz meinerseits gefordert, die Heteros meinens ja gar nicht so ;-)

ZITAT(McLeod)
Heterosexuelles Coming-out ist ein Dauerzustand. Und ich hab da kein Problem mit.

Genaugenommen ich schon !! ;-)
Also manchmal gehen mir die ständigen Storries wirklich auf die Nerven.
Und das öffentliche rumgeknutsche/schoßgesitze auch, wo wir gerade beim Thema sind, da bin ich wohl etwas prüde oder so, aber ich habe manchmal den Eindruck, dass manche Paare kaum mehr Grenzen in der Öffentlichkeit kennen, vielleicht ist das aber auch nur ein sehr stark Single-geprägter Eindruck von mir...

Viele Grüße,
Ricky



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shark
Beitrag 22.Nov.2010 - 09:22
Beitrag #20


Strösenschusselhai
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ZITAT(Ilymo @ 21.Nov.2010 - 20:39) *
Ja, es sollte provokativ sein. Ihr ging es nämlich nicht um ein offenes Miteinander, sondern um so eine Art rosa Wimpel. In dem Haus war man äußerst homophob. Ein Outing hätte ein Spießrutenlaufen zur Folge gehabt, ich hätte wahrscheinlich nicht mehr die Umkleide benutzen dürfen usw. Von der einen Berufsfachschule hieß es immer, diese sei die "Warme Schwestern Schule". Ja, ich kam mir feige vor, aber die Folgen eines Outings glaubte ich nicht schultern zu können. Als die PDL einmal einer bedrückt aussehenden Kollegin den Arm um die Schultern legte und sie fragte, ob es ihr gut gehe oder sie ihr vielleicht irgendwie helfen könne, hieß es sofort: Die L... ist ne Lesbe (war sie gar nicht, war selber homophob. Als ich mich nach meinem Ausscheiden dort vor ihr outete [wobei ich unerwähnt ließ, dass ich einst ein Auge auf sie geworfen hatte], sagte sie zwar, dass sie sich über mein Vertrauen freue, brach aber sofort jeden Kontakt ab).
Meine Antwort auf die Forderung der Kollegin war insofern überflüssig, da sie über jedes Detail ihres überaus abwechslungsreichen Boudoirlebens schonungslos und ungefragt berichtete sowie auch von den Diagnosen in ihrem Rachenraum, die man, wenn heute überhaupt noch vorkommend, dort nun gar nicht vermuten würde.
Ihre Entgegnung auf meine Frageantwort war übrigens: "Spinnst Du, ey, wat solln dit? Ick bin ja normal!"


Uuuhh... (IMG:style_emoticons/default/ohmy.gif) Das muss schwer auszuhalten gewesen sein... und ich find es überhaupt nicht "feige", unter solchen Umständen ein Outing nicht in Betracht zu ziehen. (IMG:style_emoticons/default/sad.gif)

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