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> Coming-out reloaded
McLeod
Beitrag 02.May.2016 - 13:29
Beitrag #1


mensch.
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Hallo, Ihr Lieben...

mein Thema ist etwas ungewöhnlich, aber Ihr wisst ja, dass ich Eure Fragen und anderen Perspektiven schätze und in meinem Freundeskreis komme ich da gerade auch nicht weiter, die Gespräche versickern recht schnell... Meine Mutter und ich haben seit Längerem eine Funkstille. Sind letztes Jahr einfach mehrfach aneinander geraten, haben versucht, das zu klären und zu ergründen und das ging total in die Hose, wir waren am Ende beide einfach nur noch tief verletzt. Während sie anfangs dazu zurückmeldete, dass es ja schade sei, dass wir wieder aneinandergeraten sind, hat sich in der Stille danach und nun auch in einem kurzen Kärtchen an meine neue Adresse offenbart, dass sie da noch verarbeitet, wie sie schreibt. Ich sende ab und an Lebenszeichen, lasse sie an ein paar Gedanken teilhaben und sortierte neulich alte Fotos, davon auch welche von uns, die ich prompt mit dem Handy fotografierte und per Nachricht zusandte. Ich erwarte keine direkte Reaktion. Sie hat ja zuletzt klar geschrieben, dass sie nicht weiß, wann wir uns wieder sehen oder wieder in Kontakt kommen.

Die Situation erinnert mich (gerade eben und darum dachte ich, ich schreibe hier...) an mein Coming-out. Damals ist sie auch wochen- und monatelang unerreichbar gewesen, hat so viel mit sich ausgemacht, mit anderen geredet über mich, aber nicht mit mir. Ich musste auch damals dran bleiben, ergriff die Initiative und es kam zu einer erlösenden Aussprache.

Nun haben wir ja die versuchte Aussprache hinter uns. Was fürchterlich schief ging. Am Ende war es dramatischer und verletzender, als es vorher war und eine Katharsis scheint dieses Mal nicht in Sicht. Für meinen Teil ist es so, dass ich mich wenig wahrgenommen fühle - was jetzt kein sonderlich neues Ding ist. Und es wäre auch okay, wären nicht die sporadischen Kontakte seit einer Weile, seit dem großen Scheitern in meinem Leben (privat, beruflich) so bewertend. Oder eher abwertend. Von den Haaren, über das Körpergewicht und die Kleiderwahl bis zum Verdienst: ich könnte aus mir mehr machen. Was auch immer das konkret heißen soll. Früher waren die Klamotten und die Frisur "zu männlich",, jetzt soll das nie Thema gewesen sein, es wäre immer nur darum gegangen, dass ich mich ungünstig verhülle und style...

Mich nervt allerdings diese Messlatte an Einkommen und Äußerlichkeiten viel mehr, als früher. Früher habe ich mir die Schuhe gern angezogen, hielt mich lange für komplett inkompetent, was sowas angeht. Allerdings war es auch in meiner Erinnerung zumindest nie so massiv und engmaschig, waren die Bemerkungen dazu seltener. Jedenfalls werde ich da mittlerweile recht spröde und spreche das dann auch direkter an. Ab da wird es dann allerdings dynamisch und eskaliert schnell zwischen uns.

Ich bin mir sicher, wir wollen uns nur Gutes. Und ich bin auch dafür, dass jede ihre eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten haben darf. Bei meiner Mutter steht der Übergang vom Arbeitsleben in den sog. Ruhestand an. Sie würde gern endlich einmal im Leben das tun, was sie will und nicht das, was die Umstände erfordern. Es gab viele Umstände, mein Vater ein steter Quell an Überraschungen und nicht alle waren romantisch-spannend-bereichernd. Meine Mutter hat viel Verantwortung für mich übernommen und das auch lange, was ich nie so ganz zu schätzen wusste. Ich glaube, in unserer kleinen Familie war Vieles selbstverständlich - auch für sie: dass sie die Dinge halt regeln muss, dass es Lösungen für alles gibt und dass auch die größten Schwierigkeiten irgendwie geregelt werden könnten. Der Laden lief immer. Irgendwie und mit bestimmt viel Verzicht. Das hat sie so lange gemacht und getan, dass sie in den letzten Jahren ins Grübeln kam, was sie nach der Arbeit machen könnte, das einfach einmal nur für sie sein soll, aus ihr selbst heraus, ihrem ganz persönlichen Herzenswunsch folgend. Nur, dass sie davon so gar keine Vorstellung hat. Sie bekam - jedenfalls solange wir darüber noch sprachen - sozusagen keinen Kontakt zu sich selbst.

Und nun beschweigt sie mich, ist verletzt - und ich weiß nicht genau wovon. Sie zog diverse Parallelen zwischen ihrem Leben in meinem Alter und meiner Gegenwart. Da würden sich doch deutlich Ähnlichkeiten zeigen. Aber vielleicht anders als sie damals "darf" ich jetzt frei entscheiden, versuche meinem Herzen zu folgen und nicht alles ist vernünftig und schon für meine Zeit bis zum Arbeitsausstiegsalter durchgedacht und abgesichert. Ich bin niemandem verpflichtet, ich weiß, dass meine Mutter ausgsorgt hat für ihr Alter und mein (von ihr lang geschiedener) Vater, der ja schon länger im Ruhestand ist, der wird von mir immer nur die Grundversorgung bekommen, so wie ich von ihm nicht mal die bekam, im Studium... Meine Erfahrungen mit meinen Entscheidungen sind generell sehr gut. Ich wollte sie vergangenes Jahr daran teilhaben lassen. Ich würde es jetzt gern mit ihr teilen. Und meine Traurigkeit über das große Scheitern (was ja schon ein wenig, wie der titel eines Asterix-Comics klingt) ist aktuell groß, kommt irgendwie mit viel Verspätung endlich ans Licht. Trost würde ich natürlich bei aller Abgeklärtheit und Eigenverantwortung auch gern bekommen.

Was mach ich jetzt, kann ich was machen, soll ich was machen? Ich finde die Situation sehr sonderbar - obwohl wir nie einen dauerhaft engen Bezug hatten. Aber mich treibt jetzt auch nichts an, einen Salto zu schlagen, nur damit sie vielleicht wieder mit mir redet. Ich bin sanft-beharrlich. Anders als beim Coming-out, als mein drängendster Wunsch und Bedarf ja war, ein "Du bist okay" zurückzubekommen. Akzeptanz. Als ich Angst vor Ablehnung hatte. Vielleicht bringt der allgegenwärtig beworbene Muttertag das Thema auch einfach nochmal hoch...

Anmerkungen, Fragen, Ideen anyone?
McLeod
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Pirola
Beitrag 02.May.2016 - 15:01
Beitrag #2


Bekennende Urlesbe
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Eine Frage Deinerseits an uns ?
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McLeod
Beitrag 02.May.2016 - 15:41
Beitrag #3


mensch.
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ZITAT(McLeod @ 02.May.2016 - 14:29) *
Was mach ich jetzt, kann ich was machen, soll ich was machen?
Anmerkungen, Fragen, Ideen anyone?


Was hältst Du von der Sache?

(IMG:style_emoticons/default/roetel.gif)
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Engeljess
Beitrag 02.May.2016 - 19:42
Beitrag #4


Gut durch
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Hallo McLoard,

Wen deine Mutter eigentlich immer für dich da War, fürhsorglichich, dir in schwierigen situation beiseite stand , dan würde ich
auf sie zu gehen und erneut ein Gespräch suchen.
So wie ich es heraus gelesen habe, War sie immer eine Mama.
Das heißt ja nicht das sie nicht auch Fehler machen darf.
Und sie eine eigenständige Person ist.

Gut, es gab Meinungsverschiedenheit und Missverständnisse und gerade wen die Kommunikation nur auf der subjektiven, emotionale Art verläuft, spricht man etwas aus, was man anschließend, eventuell nicht so meinte. Eine Mama kann auch verzeihen.
(Was mit Sicherheit nicht in Ordnung War, aber Fehler machen wir alle)
Vieleicht War es auch nur eine Reaktion von ihr( ihre Vorstellung, was deine Person angeht, wie sie sich Es selbst vorstellt)
Weil sie mit sich selbst eventuell nicht im reihnen ist.
So wie ich es verstanden und gelesen habe, War sie auch immer nur für andere da nur nicht für sich selbst...........?
Irgendwann ist sie auch sie dran, sich selbst zu finden.

Ist schwierig jemanden etwas zu raten wen man nicht selbst in der Person steckt. Da man doch nicht den ganzen hinter Gründe weiss.
Aber so ganz abgeneigt ist sie nicht, wen Reaktionen von deiner Seite
Kommen. Darauf auch zu antworten.
Wen sie gestresst, genervt war aus irgendwelchen Gründen könnte es
Eventuell eine überfordern ihrer seits sein.
Dan ist die Frage....
wer macht Dan den ersten Schritt. ......?

Muttermal wäre optimal!!!

Wünsche viel stärke bei deiner Entscheidung
Ein Schönen abend.
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McLeod
Beitrag 02.May.2016 - 22:04
Beitrag #5


mensch.
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Danke, Engeljess...

Ich hab ordentlich gezuckt, weil ich sie nicht mit fürsorglich beschreiben würde. Aber vielleicht ist sie es nur auf eine sehr untypische und nicht so deutlich-warme Art. Denn wenn ich drüber nachdenke, hat sie in der Tat so viel getan. Auch wenn es durch Karriere war, vieles wäre ohne ihr Einkommen nicht möglich gewesen. Und für den Job musste Familienzeit zurückstehen. Habe mich nie gefragt, was sie zu ihrem Workaholismus antreibt. Er war einfach immer da. Meiner war genährt aus dem Wunsch, gut genug zu sein. Vielleicht ist ihrer ja wirklich ganz anders strukturiert...

Darüber muss ich ordentlich nachdenken. Danke!!

McLeod
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Engeljess
Beitrag 03.May.2016 - 06:47
Beitrag #6


Gut durch
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Guten morgen,

Führsorglich könnte auf unterschiedliche bahnen berlaufen....
So ist es meiner erfahrung ergangen. Meine sichtweise
Und die wie ich sie zurück bekommen, unterscheiden sich. Was führsorglich angeht.
Gerade wen jemand beruflich, Kariere bezogen orientiert ist,
Ist es schwierig alles unter einem Hut zubekommen.
Sehr oft, das die Familie, kinder drunter leiden......
Schade, da schlussentlich das wesentliche nichts mit Geld,
Kariere, Beruf zu tun hat.

Aber schön zu Lesen das du dich nicht, beeinflussen lassen hast.Bist die geblieben wie du dich am Wohlsten fühlst. Das finde ich super.........solange du dich wohl fühlst. Ist es egal, was andere sagen.laut deinen Thread, lese ich herraus das du eine starke Frau bist und weiss was du möchtest, denke dan war es nicht immer schlecht.

Immer gut genug zu sein........Glaube das haben viele. Laut dein aussagen bist du sehr gut......
Vieleicht sieht es deine Mutter auch das du gut genug bist.
Das nur durch unterschiedliche sichtweisen es nicht zu sprache kommt.

Schöne grüsse,

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pfefferkorn
Beitrag 03.May.2016 - 10:23
Beitrag #7


Gut durch
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gestern hab ich das gelesen und das hat mich begleitet auch bei den überlegungen, wie ich mich dazu verhalten will, dass meine mutter gerade sich sehr verletzt hat - und ich das erste mal das gefühl habe, ich mag nicht in Urlaub fahren, wenn sie so gelähmt rumliegt... und auch das gefühl zu haben, ich habe l u s t sie aufzumuntern.... und mit ihr zeit zu teilen....
und das ist mein impuls....
vielleicht.... ist das eine Möglichkeit...frei zu gucken, wozu du l u s t hast... und das zu tun....wenn es (noch) keine lust gibt etwas mit ihr zu unternehmen.... dann nicht....
interessant war für mich auch die frage... ob ich meine noch was bekommen zu müssen/ wollen von meiner mutter.... und klar zu haben, dass sie getan hat, was sie tun konnte für mich - ich hätte mir an manchen stellen anderes gewünscht... aber sie hat ihre Möglichkeiten genutzt... und nicht die, die ich mir erhofft hätte:-) insofern habe ich beschlossen, die zeit, die uns gemeinsam bleibt.... möglichst gut zu verbringen... und damit gute Erfahrungen gemacht -
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McLeod
Beitrag 03.May.2016 - 17:54
Beitrag #8


mensch.
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Danke, pfefferkorn.

Ich hab ja Lust, sie an meinem Leben teilhaben zu lassen. Subversiv mache ich das ja ungefragt und in Gelassenheit dessen, was da wohl nicht zurückkommt. Ihr Feedback, sie wisse noch nicht, wann wir uns wiedersähen war ja quasi die Absage auf meine neue Adresse mit Einladung und die Aussicht, dass ich im August bei ihr in der Nähe sein werde.

Vergangenes Jahr meinte ich noch, eine bestimmte Form von Interesse bekommen zu müssen. Eine wertfreie(re), eine einfühlsamere. Was ich bekam, war ich in dieser Deutlichkeit und Ungefiltertheit nicht gewohnt. So war ich nicht aufgewachsen, dass Menschen nach Einkommen, Status und Aussehen bewertet wurden. Im Gegenteil... Aber ich weiß auch, dass sie sich in ein Umfeld begeben hat, in dem das stärker Thema ist und sie ist gern dort. Und offenbar weniger gern in meiner Welt. So wie ich ungern in ihrer jetzigen... Ein Kreislauf.

Vielleicht ist es tatsächlich eine schlüssige Konsequenz, wenn wir uns weiterhin aus dem Weg gehen, wenn ich meinen Bedarf an Mitteilsamkeit ohne Erwartungen weiterhin auslebe. Es geht mir ja auf eine sonderbare Art gut mit der Situation. Sie ist definitiv besser, als ein weiteres Mal in eine Konfrontation mit Verletzungen zu geraten. Was mich etwas piekst ist, dass wir gerade dabei sind, die Situation ihres lanjährigen Lebenspartners "nachzubauen", der seit über 20, eher seit 30 Jahren nicht verknust, dass seine Tochter eigene Wege geht, die er nicht für richtig hält... Oder die Situation zwischen ihrer Mutter und ihr selbst. Meine Oma starb unerwartet, als die beiden gerade im Clinch waren... Ich will meine eigene Mutter-Tochter-Sache... *aufstampf* (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) ja, kaum, dass ich es schreibe, wird es komisch. Humor war schon immer gut, um den Schmerz beiseite zu schieben oder nicht ausdrücken zu müssen. Ich spür da keinen Schmerz, aber das heißt irgendwie nichts, musste ich feststellen. Hmmmm...

Danke für Deine so persönlichen Gedanken, pfefferkorn.
McGrübel
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Joey
Beitrag 03.May.2016 - 19:20
Beitrag #9


Im Frühling.
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Ohne alles vorher gelesen zu haben - ich bin zu müde.

Liebe McLeod.

Mütter sind auch nur Menschen. Und nur, weil sie Mütter sind, ist dieses Quentchen an Tiefgrund nicht unbedingt gegeben. Sie können extrem oberflächlich sein, was nicht schmälert, was sie dem Kinde mitgegeben haben. Aber sie können so sein.
Warum erwartet man (und damit meine ich - vielleicht - nur mich), dass Mütter über allem erhaben sind und alles perfekt meistern?

Sie hat Dich in die Welt gesetzt und wird ihre (vermutlich unbewussten) festen Vorstellungen von Deinem Leben und Lieben gehabt haben. Nun erfüllst Du das nicht so, wie sie es sich vorgestellt hat. Und sie brauchte damals Zeit und scheint sie nun wieder zu brauchen. Das ist völlig legitim. Es ist gut, dass sie mit anderen spricht, damit ihre Enttäuschung (?) und ihr aufgewirbeltes Denken nicht sofort auf Dich treffen. Vielleicht auch ein Schutz für Dich. Ganz sicher sogar.

Dass eure Aussprache so mies lief, ist absolut schade und ich wünsche euch sehr, dass es sich bessern mag.

Nun ist guter Rat teuer und ich habe nur wenige Cents beizutragen. Ich verstehe mich mit meiner Mutter blendend, kann mit ihr über beinahe alles reden und sie ist eine gute Freundin für mich. Das klingt nun unpassend, aber worauf ich hinaus möchte: manchmal langt ein kleiner Satz von ihr, der mich zutiefst verletzt. Sie wird sich dessen nicht bewusst sein und doch trifft es mich nachhaltig und ich zweifle gar manchmal an ihrer Ansicht… oder ihr. Und diese Zweifel sind genau so berechtigt, wie das Zugeständnis, dass sie nicht immer perfekt sein braucht.

Ich finde gut, dass Du immer mal wieder kleine Zeichen entsendest und noch meinst Du vielleicht einen Kampf gegen Windmühlen zu kämpfen, aber ich bin sicher und zuversichtlich, dass irgendwann etwas Schönes daraus hervorgeht.
Du siehst: ich habe keine weisen Ratschläge. Nur ein paar Worte, die mir einfielen, als ich Deine Zeilen las.
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Mausi
Beitrag 03.May.2016 - 21:38
Beitrag #10


Mama Maus
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Hm, ich versuchs mal. Entgegen meiner sonstigen Beiträge wird das wahrscheinlich kurz - und evtl. für Dich garnicht zielführend.

Als Grundlage davor muss ich erwähnen: Kontakt zu meinen Eltern ist abgebrochen seit einigen Jahren - meine Mutter spielte eh nie die Rolle, war immer (! - nein ich übertreibe nicht) passiv und mein Vater- tat innerhalb seiner Möglichkeiten unter anderem vielleicht das, was er konnte, leider reichte das nicht, für keinen von uns. (er sieht es nicht so und versteht es nicht, egal, wie oft ich ihn konfrontierte, er wischte es weg und es war egal, was das mit mir machte).

Irgendwann, vor einigen Jahren, begriff ich, dass ich das nicht erhalten werde, was ich benötige/brauchte um zu heilen - von meiner Familie. Dass ich das nur selbst kann.

Beim Lesen Deiner Zeilen fragte ich mich, wieso Du es machst. Warum Du Dich meldest?
Verletzt es Dich nicht, dass sie Dir stetig Absagen erteilt?
Es wirkt auf mich, als ob Sie Dich ablehnt -eben, wie Du schon schriebst, nicht gut genug bist.
Ich erlebe das, was Du schreibst, nicht als fürsorglich. Vielleicht vordergründig, aber nicht "spürbar", eher auf den Schein bezogen.

Ich frage mich, wieso Du daran festhältst, an jmd. , der Dich scheinbar nicht sieht?

Natürlich, es ist Deine Mutter - aber gibt es ihr das Recht, Dich stetig abzulehnen, weil Du nicht das Leben führst, welches sie sich für Dich vorgestellt hat?

Es mag jetzt hart klingen.
Ich habe 10 Jahre gebraucht oder noch etwas länger, um mich endgültig zu lösen und es benötigte die Gefahr, dass ich mein Kind verliere, dass ich sagte "Jetzt ist Schluss". Davor immer wieder Chancen, abgegrenzte Versuche mit Kontakt halten, weil es ist ja Familie.
2 Jahre später brach der Kontakt zu meinem Bruder ab. (er kann irgendwie auch niemanden sehen, außer sich selbst)
Einzig zu meiner Tante blieb, sie ist aber auch "sehend" - heißt, sie nimmt andere wahr.

Ich habe keine Ursprungsfamilie mehr - und mir geht es besser so - die Gedanken sind freier, die Last ist weg und ich habe nicht mehr das Gefühl, ich bin verpflichtet Dinge zu erfüllen oder hinter her zu rennen, wenn jmd. denkt, mich emotional manipulieren zu müssen (bzw. das machte ich nicht mehr, aber ich musste mich dem verwehren, dass die "Knöpfe" gedrückt werden).

Und bei meinem letzen Satz frage ich mich, welche Knöpfe drückt Deine Mutter mit ihrem Verhalten?

Vielleicht liege ich falsch - komplett, aber das fiel mir zu Deinem Post ein.
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plop
Beitrag 03.May.2016 - 22:15
Beitrag #11


feministische winterfeste klimperlesbe
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ich denke ,dass mausi den einen guten weg zeigt ,wenn gar nicht kompatibel werden kann.was die natur erstmal eher symbiotisch angelegt hat.

der andere-aber das kommt sehr auf den grad der erlittenen verletzungen ist:
der mutter das zugestehen lernen ,was ich selbst von ihr möchte /brauche:
eine art bedingsungsloser akzeptanz .
ich habe bei mir selbst festgestellt,dass ich mich ihr gegenüber genauso unnachgiebig und
selbstgerecht verhielt,wie ich es ihr unterstellte mich zu sehen.

sie zu akzeptieren,als die ,die sie wirklich ist-oder besser versuchen sie anzunehmen als die,sie sie wirklich ist,die sie auch durch ihre lebensumstände geworden ist -
(und nicht als die,die ich im idealfall als supermutter gerne hätte haben wollen)hat geholfen eine neue basis zu schaffen und
ein gefühl von achtung ,respekt und auch liebe wieder wachsen lassen.

dazu gehört durchaus je nachdem wie dir zumute ist,der totale rückzug(durchaus auch über eine langen zeitraum) oder ein zeichen ,dass es ja euch beide noch immer gibt:-))

aber das haben die anderen ja schon ganz klug beschrieben:-))
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McLeod
Beitrag 03.May.2016 - 22:16
Beitrag #12


mensch.
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Danke, Ihr Lieben. Wahnsinnige Einblicke. (IMG:style_emoticons/default/bluemele.gif)

Liebe Mausi,

ein bisschen kenn ich schon das, was Du schreibst. Früher fühlte ich meine Knöpfe sehr aktiv und gedrückt. Es war mir wichtig, Anerkennung zu erhalten. Nach dem Coming-out war es schrecklich, abgeschnitten zu sein. Nach der Aussprache damals wurden wir Freundinnen, für eine Weile.

Ich vermute mal, dass sie irgendwann, als mein Leben wirklich schwierig war, überfordert war. Seitdem blockt sie meinen Bedarf ziemlich ab - wenn ich jetzt so drüber nachdenke und dazu mal ne Arbeitshypothese bilde. Es geht dann sehr schnell in die Richtung: Dir muss doch jemand helfen - aber ich bin es nicht!

Nach dem Herbstdesaster bin ich im Grunde einverstanden mit der Funkstille. Möchte meinerseits nicht weiter konfrontiert sein mit dieser Wertewelt, die sie einfordert. Habe in den letzten beiden Jahren erstmals zwei Freundschaften innerlich für beendet erklärt, weil ich genug davon hab, es immer passend zu machen für die Andere. Immer diejenige zu sein, die einen Konflikt anspricht und Lösungen anbietet. Das hab ich mal sowohl als meine Stärke, als auch meine Mission empfunden: ausgleichen zu können. Lösungen zu finden.

Ich schicke meiner Mutter alle paar Wochen, wenn mir danach ist, etwas per Post oder Handy, weil ich dann will, dass sie die Chance hat, was mitzubekommen. Passiv rumsitzen und jammern, dass sie sich nicht interessiert oder nicht auf die "richtige Weise" (bin ich da wirklich anders gestrickt? Ich befürchte nicht...), das will ich nicht. Es ist diese Funkstille, die es mir ermöglicht, erstmals auf die Art zu senden, ganz proaktiv und selbstbestimmt, die ich mir wünsche. In das Nichts, das zurückkommt, kann ich Zuhören interpretieren. Das ist zwar eine Vermutung, aber es ist eine, die genauso wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist, wie das Gefühl, dass sie in ihrem Teil der Familie Brandrodung betreibt, was mich angeht. Das ist das andere Szenario, das mein Kopf entwirft. Statistsich und von der Erfahrung her, erscheint es mir trotzdem igendwie dann doch als das Wahrscheinlichere. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) aber irgendwas buddhistisches in mir sagt, dass ich mich nicht davon bestimmen lassen soll.

Ich schreibe also immer dann, wenn es aus mir heraus kommt. Mein eigener Wunsch ist, was wissen zu lassen. Etwas zu teilen mit einem Menschen, der quasi - das klingt sehr pathetisch und ist bestimmt auch nicht politisch korrekt - im Wachkoma liegt. Ich weiß nicht, was sie wie wahrnimmt, ob überhaupt. Aber das ist nicht der Punkt. Ich tue es für mich und meine Idee und Vorstellung von dem, was uns da verbindet. Verbinden könnte...

Ich geb ihr ja nicht mehr das Recht, mich abzuwerten. Darum eskalierte es ja. Weil ich die Faxen dicke habe. Hallo... Über 30 Jahre lang seh ich so aus, bewege mich so, kaufe Klamotten wie diese... Über 20 Jahre ist das Coming-out her... Ich bin wahrlich alt und erfahren genug, meine eigenen Entscheidungen zu treffen und ggf. Fehler zu machen. Und seit einer guten Weile kümmere ich mich ziemlich gut um mich. Es entwickelt sich einiges und zwar in dem Tempo, das es halt hat und mit dem Energieaufwand, über den ich verfügen kann... Ich sehe, dass da bei ihr einiges unterwegs ist. Ich sehe es aber auf dieselbe Art als ihr Ding an, sich damit auseinanderzusetzen. Nicht ich bin ihr Ruhestandsprojekt. Oder eines, dass sie davor "in trockene Tücher" bringen müsste. Sie hat längst genug getan, sich lang genug gekümmert, ein Auge drauf gehabt und bei Bedarf Fachleute ins Boot geholt.

So... Hm... Darüber schlafe ich jetzt erstmal.

Ich danke Euch herzlich für Eure Gedanken, Impulse und Erfahrungen. Ich kann da viel mitnehmen und draus ziehen, weiterspinnen, nachdenken, in Bewegung kommen.

(IMG:style_emoticons/default/flowers.gif) (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif) (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)
McFlowerPower

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 03.May.2016 - 22:19
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Hortensie
Beitrag 04.May.2016 - 12:11
Beitrag #13


"Jeck op Sticker"
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Ich bin sehr mitgenommen von er Dynamik, die ich zwischen Zeilen in deinen Postings lese, McFlowerPower, aber auch hingerissen, von der Energie, die zwischen Dir und deiner Mutter da ist.

Eine Frage zur Orientierung, weißt Du zufällig, wie das Verhältnis von deiner Mutter zu ihrer Mutter ist?
Vorsichtige Grüße
H.
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McLeod
Beitrag 04.May.2016 - 15:17
Beitrag #14


mensch.
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Klar. Das ist ein gewichtiges Thema in ihrem Leben gewesen. Ich schreib es Dir gerne per PN, denn da geht es dnn ja nur noch um sie und das möchte ich ungern - selbst unter Pseudonym - im Internet veröffentlichen.

Grüßkens und bis gleich, im Separée
McLächel
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-Agnetha-
Beitrag 18.May.2016 - 23:25
Beitrag #15


ungerader Parallel-Freigeist
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Hat sich inzwischen etwas getan?

Ich würde es dir wünschen!


Ich glaube es ist manchmal sehr sehr schwer sich selbst zurück zu nehmen, wenn man sich sicher ist zu wissen wie ein anderer seine Situation verbessern könnte.
Das ist schon ab und zu bei Bekannten schwierig, aber bei einer Person die man lieb hat, natürlich noch viel mehr.

Du schreibst ja, du glaubst sie meint es gut mit dir. Das kann ich mir auch gut vorstellen. Leider ist "gut gemeint", aber dann manchmal das Gegenteil von gut.
Ich kenne es von mir selbst auch damit zu hadern etwas zu akzeptieren was man selbst ganz anders machen würde. Ich glaube manche Dinge sieht man einfach komplett anders und egal wie lange man darüber redet, egal wie sehr man versucht es für die andere Person nachvollziehbar zu machen, man bekommt keinen Zugang zu der anderen Sichtweise.

Menschen sind einfach so verschieden.

Es ist sicher nicht immer leicht Menschen die man liebt Fehler machen zu lassen, wenn man vorher vermutet, dass es ein Fehler sein wird.
Ob es dann wirklich einer ist, weiß sowieso keiner.

Mir fällt es manchmal schwer meine Mutter so sein zu lassen wie sie eben ist und mag sie manchmal ein bisschen zu einem anderen Verhalten ermutigen. Eigentlich sollte ich das nicht, aber es klappt nicht immer.
Wir verstehen uns ansich sehr gut und streiten uns sehr selten. Aber wenn wir uns streiten, dann war meistens sowas der Grund.
Umgekehrt macht sie das bei mir nicht, die Situation ist also quasi anders herum.




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McLeod
Beitrag 19.May.2016 - 07:22
Beitrag #16


mensch.
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Hallo Agnetha...

Ich hab erstmal nachgeschaut, wann ich überhaupt darüber geschrieben habe. Fühlte sich schon lange her an. Ist ja nicht mal drei Wochen her. Hatte zwei Familien-Wochenenden mit anderen Ecken meiner Patchworkfamilie. Väterlicherseits. Es hat sich nichts weiter getan. Ich schickte einen kurzen digitalen Muttertagsgruß, meinem Stiefvater ein Geburtstagsgeschenk von dem ich denke, dass es ihm gefällt.

In meinem Kopf ist er eine Quelle für diese Art von Bewertungen. Er sagte mir tatsächlich ernsthaft mal nach einem Abnehmjahr, dass ich eine tolle Frau die mich davor irgendwann wegen ihrer großen Liebe verlassen hatte vielleicht hätte "halten können, wenn ich früher schlanker gewesen wäre"... Er begeistert sich vor allem für Erfolge von Männern. Seine Tochter macht in seinem Augen seit 30 Jahren alles falsch, beruflich, familiär... Sie hat eine großartige Familie, tolle Kids, arbeitet hat, ist gut in ihrem Job... Eigentlich ist meine Mutter die einzige Frau, der er Respekt auf allen Ebenen zollt. Und seiner eigene Mutter... (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) geflohen nach dem Krieg...

Es kann aber auch sein, dass er eher wie ein Katalysator wirkt und dass meine Mutter eigentlich schon immer in diese Richtung dachte... Wir haben uns mal moderieren lassen in einem Konflikt. Ich wollte mein Studium abbrechen und Schriftstellerin werden (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) , sie argumentierte dagegen. Ich wollte es erst recht nicht für sie zu Ende bringen und ich wusste, ich würde in meinem Studienberuf nicht arbeiten. Auch nicht arbeiten können, der Arbeitsmarkt war damals zusammengebrochen bzw. gibt es bis heute erheblich viel zu viele Absolvent.inn.en... Jedenfalls kamen wir in dem Gespräch an dem Punkt an den ich merkte: Ich befürchtete, sie wurde mich in die Pflicht nehmen, in dem Beruf zu arbeiten. Schließlich finanzierte sie einen Großteil des Studiums. Sie sagte damals, dass dem nicht so ist. Dass es einen Unterschied im Berufsleben macht, ob man so ein Diplom oder Magister hat oder einfach eine Menge Semester auf der Uhr. Als ich nach einem Beleg fragte, wurde ich Ihr dem das glauben könnte, dass sie später nicht einfordern wird, meinte sie, dass das eine Vertrauenssache sei. Was könnte sie mir denn geben...?

Ich kann nicht mal sagen, dass es mich getroffen hat, dass sie in den letzten Jahren zunehmend darauf hinwies, dass ich in den Beruf zurück könnte / sollte... Längst hab ich vor solchen Forderungen keine Angst mehr wie offenbar damals... Aber diese Abwertung meiner Entscheidungen, meiner Wege und Wünsche... Die trifft mich.

Es hat sich nichts zwischen uns getan. Ich gönne mir jetzt ein Coaching, in dem das auch ein Thema ist. Es ist einfach ganz schön viel los in den letzten drei, vier Jahren. Das hat viel hoch gespült. Und ich neige zu Verknotungen der Fäden. Jetzt sortiere ich ein bisschen und hoffe, dass ich mich freier machen kann.

Mehr würde ich in ein paar Wochen hier nicht erwarten. Das Taxameter des Schweigens tickt ja schon fast ein dreiviertel Jahr. Ich weiss nicht, ob und was sie da bei sich tut. Wenn ich raten sollte, knappst sie sich ab und zu etwas Zeit ab, um etwas zu lesen, alternative Methoden ausprobieren / zu nutzen, redet vermutlich mit allen möglichen Vertrauten. Ich kann ja sehen, wer auch zeitgleich nicht mehr meldet und wie sie auf meine Kontaktaufnahmen reagieren (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ich glaube es ist ihr wichtig, die Kontrolle über das Narrativ zu behalten. Ich befürchte halt, dass sie sich damit vor allem Bestärkung in ihrer Interpretation einhandelt.

Mich macht zwar die Tatsache etwas traurig. Aber es gibt in mir keinen Drang, Klärung zu wünschen. Oder eine neue Balance. Was Sie gesagt hat, trifft mich immer noch weh ich zurück denke. Nicht mehr so heiß und brennend. Aber genug um von einer Reprise Abstand zu nehmen. Ich sortiere und lerne mich kennen. Hab mehr als genug damit zu tun.

Danke für Deine Nachfrage. <3
McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 19.May.2016 - 07:25
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malene
Beitrag 19.May.2016 - 11:05
Beitrag #17


Gut durch
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Hallo McLeod,


was mich nachdenklich macht ist, dass – soweit ich es aus Deinen Posts verstanden habe – eigentlich gar keine Entwicklung ihrerseits stattgefunden hat, zumindest was ihr Verhältnis zu Dir betrifft. Sie kritisiert wie schon dreißig Jahre (!) zuvor Deine Kleidung, Dein Aussehen, Deine beruflichen Entscheidungen.

Dass ein „Karriere-Mensch“ eine sogenannte unvernünftige berufliche Entscheidung nicht verdauen kann, dass sie sich als Mutter vielleicht um Deine Existenz Sorgen macht, das ist für mich noch nachvollziehbar und nicht weiter überraschend. Es gibt wohl wenige Eltern – ich persönlich kenne gar keine – die sich da anders verhalten würden, gleichgültig, wie sehr sie ansonsten in ihre Kinder vernarrt sind.

Dass sie sich aber in ihrer Einstellung zu Deinem Aussehen nicht gewandelt hat, finde ich sehr bedenklich. Schließlich sind Dein Look, Deine Figur, Dein Kleidungsstil ein Teil Deiner Persönlichkeit und sie hat Zeit gehabt, sich an diese zu gewöhnen, mit ihnen zu leben. Woher kommt es, dass sie diese nicht - wenn schon nicht lieb gewinnen - dann zumindest akzeptieren kann? Es ist, als würde man einer Person vorwerfen, dass sie die falsche Augenfarbe hat.

Ich finde es bewundernswert – ja, wirklich „chapeau“ und „total respect“ – dass Du weiterhin am Ball bleibst, SMS und Kärtchen schickst (zumindest hast Du das Anfang Mai geschrieben). Dass Du nicht die Jalousien runter lässt und Deinerseits eine Eisgletscherbarriere um Dich herum errichtest. Könnte es sein, dass Du trotz des Altersunterschieds viel reifer und ausgeglichener bist als sie? Dass Du trotz Deiner Verletzung und Enttäuschung viel liebevoller veranlagt bist? Dass Du am Ende in dieser Beziehung die Stärkere geworden bist, und dass sie diese Erkenntnis, noch weiter ins Schweigen treiben wird?

Hm, ich weiß, ich komme etwas verspätet hinzu und stelle hier Fragen, die etwas zu persönlich sind. Ich habe auch lange gezögert, ob ich meine Gedanken hier niederschreiben soll, doch da sie mich nicht in Ruhe ließen … Hier sind sie nun ;-)

Verlegene Grüsse

Malene
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McLeod
Beitrag 19.May.2016 - 11:29
Beitrag #18


mensch.
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Nachdem ich heute früh antwortete, kam eine Nachricht von meinem Stiefvater, inklusive Grüßen von meiner Mutter mit Dank für die Muttertagsnachricht. In unseren Verhältnissen also ein Schritt. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Liebe Malene, ganz herzlichen Dank für Deine Fragen und Gedanken. Es ist nie zu spät. Jedenfalls bei mir nicht (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ich denke immer mal wieder nach und Iterationen, so es überhaupt eine ist, mag ich dabei. Oder mache ich einfach.

Dass mit Stil und Frisur fand ich auch bemerkenswert. Ich changiere da zwar über die Zeit und es wurde zuletzt wieder das, was die meisten "maskuliner" einkategorisieren dürften. Ich wurde auch das erste Mal sehr offen von einem mir lieben Menschen dafür geschätzt und merkte erst da, wie wenig offene Akzeptanz es zuvor in meinem Leben gegeben hat. Bringt mich gerade nochmal nah an die Tränen... hmpf.. am Arbeitsplatz (IMG:style_emoticons/default/abschied.gif) Ich reiß mich zusammen. *lächel*

Das mit dem Dranbleiben ist neu für mich. Letztes Jahr bin ich telefonisch mal mit meinem Vater zusammengerasselt. Am nächsten Tag rief ich an. Wir waren beide wieder ruhig geworden und haben uns dann beide etwas verlegen sowas wie ein "Sorry, da sind alle Gäule mit mir durchgegangen" hin und her gemurmelt und uns vertragen. Vertragen war nie Alltag in unserer Familie, als wir noch zu dritt waren und auch danach haben wir eher unsere Kompetenzen in argumentativem Wettstreit oder vorwurfsvoll-verletzten Konflikten ausgelebt. (IMG:style_emoticons/default/morgen.gif) Es gibt so viele kleine Dinge, bei denen ich nicht mehr nach "bewährtem" Vorgehen handeln will. Also probiere ich das Neue aus, horche in mich hinein. "Was würde ich stattdessen wollen, wenn ich die Choreografie verlasse?"

Ob ich liebevoller, stärker usw. als meine Mutter bin... ganz schwer zu sagen. Ich glaube, bei Stärke beispielsweise ist sie echt extrem stark. Aber lass mal einen Boxer und einen Judoka gegeneinander antreten: der eine taktiert zwischen Angriff und Verteidigung, blockt Schläge ab, der andere - soweit ich es weiß - lenkt die Energie der Angriffe um, auf dass der Gegner bestenfalls vom eigenen Schwung auf die Matte fällt... Ich glaube, wo ich es so hier schreibe, dass ich mit der kontrollierenden, sachorientierten Stärke meiner Mutter wenig anfangen kann und vielleicht meine Stärke im Annehmen, Reflektieren, Raum für Entwicklungen schaffen wollen habe. Sie mag Ziele definieren und dann hin dort... ich achte auf den Weg, ändere ggf. das Ziel.

Es hat sich schon entwickelt, das Beispiel mit den Klamotten ist ja eher ein Revival. Wir hatten auch andere Zeiten. Als ich im Job in stürmische Gewässer kam, hab ich sie oft angerufen und um Rat gefragt. Das fiel uns beiden als etwas Neues auf. Sie hat da ganz viel Erfahrung, die ich anzapfen durfte. Im letzten Jahr war es dann für mich mal an der Zeit, Entscheidungen mit mir auszumachen. Ganz allein. Wähend meine Mutter mit Anfang 20 schon Verantwortung für mich tragen musste und wollte und auch meinen Vater an der Backe hatte, gehe ich erst jetzt so langsam auf ganz eigenen Füßen durch's Leben. Würde ich sagen. Natürlich war ich in vielem eigensinnig, eigenverantwortlich und hab ja auch meinen Lebensunterhalt schon lange selbst verdient. Aber ich hab auch so manches echt verantwortungslos gehandhabt, mich auf meine Lösungskompetenz verlassen, mich manchmal von meiner Mutter retten lassen, vor allem finanziell. Wir haben das... nein... sie hat das vor gut drei Jahren, als ich wieder einmal Hilfe suchte/brauchte, beendet. Das war erstmal hart für mich. So viel stand damit auf dem Spiel. Aber es war auch ein heilsames Jahr, in dem ich Sachen bewegen konnte, von denen ich dachte, es wird immer so verquer und schlecht laufend bleiben. Ich hab zwar noch keine Riesenrücklagen, aber fast keine Schulden mehr und ich mache keine mehr, für ein Handy, Motorrad, eine Steuerzahlung o.ä. - alles Dinge, die nie große Summen waren, aber ich hab auch lange immer am Limit gelebt. Also hab ich ein Jahr lang jeden Cent umgedreht, mir selbst so 5 Euro-Dinge, wie Kino oder Kaffeetrinken-gehen sehr gut eingeteilt. Die Welt ist nicht untergegangen. Jedenfalls nicht daran.

Mein Leben hat sich vor einer Weile auseinanderdividiert und musste neu zusammengesetzt werden. Das hab ich ohne sie getan. Vielleicht hat sie das getroffen. Vielleicht sieht sie Bedarf, meine Entscheidungen auszusteuern. Mag alles sein. Es ist nicht mein Job, ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen. Es ist nicht ihrer, mich an die Hand zu nehmen. Ich brauch die Hand, um mich voranzutasten, um die Balance zu halten, ich möchte nicht in die Richtungen, die sie vorschlägt, in die sie weist.

So... hm... muss erstmal flugs weiterarbeiten. Danke sehr für die Fragen (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif) vielleicht nach dem Spontanen später nochmal mehr.

Ich hab die Nachricht von den beiden heute früh gleich beantwortet. Erfreut. Sie sind auf Reisen in eine Stadt, die ich letztes Jahr erkunden und entdecken durfte. Habe gleich ungefragt ein paar Tipps mitgegeben. Wird bestimmt toll dort... Unabhängig von meinen frischen Erinnerungen.

Bis bald...
McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 19.May.2016 - 11:32
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McLeod
Beitrag 19.May.2016 - 16:12
Beitrag #19


mensch.
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ZITAT(malene @ 19.May.2016 - 12:05) *
Kann es sein ... Dass Du am Ende in dieser Beziehung die Stärkere geworden bist, und dass sie diese Erkenntnis, noch weiter ins Schweigen treiben wird?


Jetzt bleibe ich an diesem Satz hängen... Ob ich in irgendeiner messbaren form "die Stärkere" bin - geschenkt. Ich glaub, Du triffst den Punkt - sie hat es so empfunden und kann damit nicht umgehen, nichts anfangen. In ihrer Welt ist das für sie wichtig, dass sie stark ist. In meiner ist es mir ziemlich egal, wer wie stark ist, weil Stärke für mich nicht mit Macht und Ohnmacht einhergeht. Sondern da kann mensch sich anlehnen, ausruhen oder selbst was geben. Ich hab gerade das Bild, dass in ihrer die Stärke das ist, was sie aufrecht hält, was wichtig ist, um zu überleben, um eigene Wege zu gehen. Etwas, das mit sich-durchsetzen zu tun hat.

(IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)
Wortlose Grüße
McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 19.May.2016 - 16:13
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McLeod
Beitrag 19.May.2016 - 16:55
Beitrag #20


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All das erklärt vielleicht das eine oder andere... aber ich sehe aktuell nichts, das als Hebel, Antrieb oder Möglichkeit taugt, um die stille Situation zwischen uns zu verändern. Mich hat das durchdenken und formulieren mal wieder auf neue Gedanken gebracht. Das ist schön ;-) (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)
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