Hallo, die Damen.
http://www.lesbenforen.de/iv/index.php?showtopic=11401&st=0entry1094850763 stammt diese Aussage von mandelbäumchen, die ich zum Anlass nehmen möchte, um mit Euch in den Austausch darüber zu treten, ob und in welcher Form Ihr möglicherweise schmerzhaften Erfahrungen ausweicht, Euch ihnen durch Entscheidung entzieht oder ob Ihr eine solche vielleicht in dem Bewusstsein trefft, dass Schmerz zum Leben gehört, Euch weiterbringt auf Eurem persönlichen Weg und ein, wenn auch unwahrscheinliches, "gutes Ende" das Risiko wert ist, vermutlich "auf die Nase zu fallen".
QUOTE |
Und gelegentlich tut's weh, und am Ende kommt doch etwas Gutes dabei heraus, wenn auch vielleicht nicht das Erwartete. Mit mehr Übung und Erfahrung umso öfter. Letztendlich sind es die vertanen Chancen, die am schwersten wiegen. Das ist zumindest meine Erfahrung. Um es mal ganz flapsig auszudrücken: Leben tut gelegentlich heftig weh, so what? |
hallo shark
wenn ich auf den unterstrichenen Thread klicke offnet sich ein Zitatfenster und kann gleich einen Beitrag schreiben
kann es sein das du einen falschen Link gesetzt hast?
Ja, ich verbessere das sofort. Der Fehler ist wegen des Zitierens entstanden. Danke für den Hinweis.
Also diese Aussage kann man ja auf alles mögliche beziehen,auf Partnerschaft,oder Familie,oder Freundschaften....ich denke dass ist auch so allgemein gemeint,oder?
Also ich bin durch viele Schmerzen gegangen um für mich klar zu haben,dass eine Person in meinem Leben nur darauf bedacht ist mir Steine zwischen die Füße zu schmeißen und mir weh zu tun.... Hätte ich das früher für mich klar gehabt,hätte ich schon viel früher einen Strich darunter gezogen um mich dem nicht weiterhin auszusetzen...
Es gehört bestimmt dazu,zum Leben,auch mal negative Erfahrungen zu machen,aber wenn ich das vorher weiß,dass ich dabei nur - für mich und mein Leben - verlieren kann,dann muß ich mich dem nicht unbedingt aussetzen,denn es werden im Leben noch genug Situationen kommen,wo ich das nicht von vornherein weiß und reinschlittere...
Ich denke es wird im Leben noch genug Situationen geben wo ich sagen werde "ja,manchmal tut das Leben weh".....also kann ich den Situationen oder Menschen aus dem Weg gehn,wo ich das weiß,dass sie so sind - um mich zu schützen....
Ich hoffe das war jetzt nicht am Thema vorbei und ich habe das richtig verstanden...
Sehr spannendes, wie ich finde wichtiges Thema. Ich war auch schon kurz davor, was zu dem o.g. Zitat zu schreiben. Jetzt muss ich allerdings erst mal zur Arbeit - aber ich werd einstweilen (mal wieder) wohl drüber nachdenken ...
Ich bin ein Bauchmensch
Entscheidungen treffe ich (fast) immer aus dem Bauch heraus. Dabei riskiert frau allerdings auch so mache Fehlentscheidung, manchen Schmerz. Aber den nehme ich dann gerne auf mich.
Hätte ich so manche Dinge vom Kopf her entschieden, wäre ich zwar um einigen Schmerz ärmer, aber auch um manch schöne Erfahrung. Deshalb...ich würde jederzeit den schmerzvolleren Weg gehen, wenn er auch Schönes birgt. Durch ihn findet ja auch immer ein Lernprozess statt, der für Lebensentscheidungen unter Umständen wichtig sein kann
@Nordlicht
Also ich bin auch ein Bauchmensch....und zwar durch und durch....aber trotzdem muß ich mir nicht "absichtlich" weh tun....
Finde ich...
Leah, nein, absichtlich würde ich mir auch nicht weh tun, aber bei manchen Entscheidungen lässt es sich vorher ja nicht abschätzen, ob es schmerzvoll wird oder nicht. Eine Bauchentscheidung treffen heisst doch auch immer, ein kleines Wagnis eingehen....mit dem Kopf entscheiden heisst, vorher alle Risiken ausschliessen, soweit sich das vorhersehen lässt. Ich möchte mir natürlich auch nicht unnötig Schmerz zufügen, aber bei einer Bauchentscheidung gehe ich doch ein größeres Risiko dessen ein
Ja, Leah, Du hast das richtig verstanden.
Mir ist beim Lesen des anderen Threads einfach aufgegangen, dass das, was ich für unabdingbar halte (nämlich ziemlich sicher voraussehbaren Schmerz durch Entscheidung zu vermeiden), womöglich nicht "der Weisheit letzter Schluss" sein könnte. Ich vermeide damit ja auch eine Erfahrung, die vielleicht wichtig für meine persönliche Entwicklung wäre und nehme mir selbst die Möglichkeit, an dieser Erfahrung zu wachsen...
Eigentlich sehe ich es so wie Du...
Wenn ich kann, vermeide ich Schmerz - weil ich denke, dass Freude, Glück, Zufriedenheit erstrebenswerter ist. Aber ich weiß auch, dass mich großer Schmerz in der Vergangenheit mir selbst näher gebracht hat, ich viel lernen konnte daraus.
Und ich denke gerade auch an einen Beitrag von DTaM im http://www.lesbenforen.de/iv/index.php?showtopic=5207&st=40entry1094849899, in dem der Satz "Wir bekommen nicht, was wir wollen, sondern was wir brauchen" zu lesen ist...
Brauchen wir manchmal schmerzhafte Erfahrungen, auch wenn wir sie absehen können? Oder sind wir, wenn wir erkennen, dass Schmerz durch eine bestimmte Entscheidung zu erwarten ist, schon "weiter"?
Mir ist dieser Satz von @mandelbäumchen gestern auch aufgefallen, und so ein bisschen hat er mich auch zum Nachdenken gebracht.
Wobei damit wohl weniger der körperliche Schmerz gemeint war. Den suche ich nämlich irgendwie sogar, beim Footballspielen geh ich immer direkt und volle Kanne rein, beim Biken kanns gar nicht lang und steil genug sein, beim Joggen will ich nicht wegen ein oder zwei schmerzender Blasen aufgeben... So Sachen.
Aber seelischer Schmerz ist da was ganz anderes. In letzter Zeit stelle ich immer mehr fest, dass ich davor davonlaufe, bzw versuche mich nicht den Situationen auszusetzen, die solchen Schmerz hervorrufen könnten. Sprich, ich versuch bestimmten Leuten, die mein Herz zerrissen haben, auszuweichen, obwohl ich sie vermisse. Geh nicht auf Parties, auf die ich extrem gern gehen würd, weil ich weiß dass diejenige dort ist & ich nach dem Hochgefühl der Party wieder wochenlang nicht davon wegkomme.
Oder, andere Baustelle, ich hab den Kontakt zu meinem Bruder vor kurzem mal für Wochen komplett aufgegeben, weil ich mit seinem Lebenswandel nicht klarkomme. Bei jeder Meldung von einem Autounfall oder einer Schlägerei oder versuchtem Selbstmord hatte ich Angst, dass er darin verwickelt ist, und ich hatte Alpträume Ende nie. Weil Zureden schon die letzten Jahre nichts genutzt hat, hab ich auch hier die Notbremse gezogen, weil ich diesen zusätzlichen Schmerz zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr ertragen hätt.
Und solche Begebenheiten häufen sich in letzter Zeit.
Und ich stell mir auch immer die Frage: versäume ich durch das Ausweichen, Verstecken nicht auch etwas? Geht nicht das halbe Leben ungelebt an mir vorbei? Die Antwort ist leider: natürlich tut es das.
Aber es ist so schwer, zu unterscheiden zwischen Schmerz, der dann von den guten Dingen aufgewogen wird; und Schmerz, dem man sich unsinnigerweise/unnötigerweise aussetzt. So wie @Leah gemeint hat: es werden noch soviele Situationen kommen, in denen der Schmerz nicht vorhergesehen wird, dass ich dem, den ich weiß, doch ausweichen kann.
Aber man kann alles übertreiben, und ich befürchte dass ich jetzt schön langsam soweit bin.
QUOTE (Nordlicht @ 18.Jun.2008 - 10:40) |
Entscheidungen treffe ich (fast) immer aus dem Bauch heraus. Dabei riskiert frau allerdings auch so mache Fehlentscheidung, manchen Schmerz. Aber den nehme ich dann gerne auf mich. Hätte ich so manche Dinge vom Kopf her entschieden, wäre ich zwar um einigen Schmerz ärmer, aber auch um manch schöne Erfahrung. Deshalb...ich würde jederzeit den schmerzvolleren Weg gehen, wenn er auch Schönes birgt. Durch ihn findet ja auch immer ein Lernprozess statt, der für Lebensentscheidungen unter Umständen wichtig sein kann |
QUOTE (ToBeAnnounced @ 18.Jun.2008 - 10:47) |
Oder, andere Baustelle, ich hab den Kontakt zu meinem Bruder vor kurzem mal für Wochen komplett aufgegeben hab, weil ich mit seinem Lebenswandel nicht klarkomme. Bei jeder Meldung von einem Autounfall oder einer Schlägerei oder versuchtem Selbstmord hatte ich Angst, dass er verwickelt ist, und ich hatte Alpträume Ende nie. Weil Zureden schon die letzten Jahre nichts genutzt hat, hab ich auch hier die Notbremse gezogen, weil ich diesen zusätzlichen Schmerz zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr ertragen hätt. |
Ein sehr kluger Mensch, dem ich viel verdanke, hat einmal gesagt "Man kann nicht nur das Schöne erleben. Wenn man sich dem Schmerz verweigert, kann man auch das Glück nicht empfinden." (vermutlich nicht wortwörtlich wiedergegeben).
Das war in einem etwas anderen Zusammenhang gemeint, es ging um Gefühle, die bereits in einem stecken durch früher Erlebtes. Aber ich denke, es passt trotzdem hierher. Wenn ich ständig mit halbem Fuß auf dem Bremspedal lebe, dann kann ich nicht zur selben Zeit das Glückspedal voll bedienen.
Ich denke, wie weit frau von der Bremse herunter kann, hängt von den Lebensumständen ab. Manchmal ist man stark genug, Negatives zu erleben, manchmal muss man sich schützen und sich vor allem (Schmerz, aber dadurch auch Freude) abschirmen.
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 09:46) |
Ja, Leah, Du hast das richtig verstanden. Mir ist beim Lesen des anderen Threads einfach aufgegangen, dass das, was ich für unabdingbar halte (nämlich ziemlich sicher voraussehbaren Schmerz durch Entscheidung zu vermeiden), womöglich nicht "der Weisheit letzter Schluss" sein könnte. Ich vermeide damit ja auch eine Erfahrung, die vielleicht wichtig für meine persönliche Entwicklung wäre und nehme mir selbst die Möglichkeit, an dieser Erfahrung zu wachsen... Eigentlich sehe ich es so wie Du... Wenn ich kann, vermeide ich Schmerz - weil ich denke, dass Freude, Glück, Zufriedenheit erstrebenswerter ist. Aber ich weiß auch, dass mich großer Schmerz in der Vergangenheit mir selbst näher gebracht hat, ich viel lernen konnte daraus. Und ich denke gerade auch an einen Beitrag von DTaM im http://www.lesbenforen.de/iv/index.php?showtopic=5207&st=40entry1094849899, in dem der Satz "Wir bekommen nicht, was wir wollen, sondern was wir brauchen" zu lesen ist... Brauchen wir manchmal schmerzhafte Erfahrungen, auch wenn wir sie absehen können? Oder sind wir, wenn wir erkennen, dass Schmerz durch eine bestimmte Entscheidung zu erwarten ist, schon "weiter"? |
Ich denke gerade an Erfahrungen, die sich im Leben von Menschen auf die eine oder andere Weise zu wiederholen scheinen... das immerwiedereinlassen auf einen bestimmten Typ Mensch, der einer noch nie gut getan hat, das immerwiederversuchen von Beziehungen, die einander in wesentlichen Punkten ähneln... Natürlich kann frau da auch sagen "Menschen, Zeiten, Umstände sind anders/können sich ändern" und hat damit nicht unrecht...
Und vielleicht ist noch nicht "zuende gelernt" in diesem Bereich... Oder ist es dann genug, wenn Eine sagt "Das will ich nicht mehr!"? Ist das dann eine innere Entscheidung oder nur der Versuch, sich vor mehr Schmerz zu schützen? Oder beides?
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 11:13) |
Und vielleicht ist noch nicht "zuende gelernt" in diesem Bereich... Oder ist es dann genug, wenn Eine sagt "Das will ich nicht mehr!"? Ist das dann eine innere Entscheidung oder nur der Versuch, sich vor mehr Schmerz zu schützen? Oder beides? |
Ich denke dass kann auch eine innere Überzeugung sein....
In Bezihungen hatte ich das auch mal,als ich noch mit Männern zusammen war - ohne zu wissen warum... Es war immer der selbe Typ Mann....man kann mich nicht fragen was ich an diesem Typ Mann fand.... Eigentlich mochte ich ihn gar nicht.... Nach der letzten Beziehung habe ich mir auch gesagt "NEIN,dass kann es nicht sein...."
Danach war ich nicht mehr mit einem solchen Menschen zusammen....ich denke dass man das vielleicht einige Male erleben muß,aber dann irgendwann der Punkt kommt,wo man das aus voller Überzeugung nicht mehr will,weil man auch erkennt,dass da eigentlich nichts liebenswertes ist....dass man sich an einer Illussion festhält...
QUOTE (Liane @ 18.Jun.2008 - 11:17) | ||
Vielleicht hat man dann abgewogen zwischen Freud und Leid - Leid überwiegt in solchen Situation. Die "Kosten-Nutzen-Rechnung" geht nicht auf. Ich glaube aber, dass wir solche Entscheidungen später auch widerrufen können, je nachdem, wie unser Leben und Fühlen sich verändert hat. |
@shark
Was verstehst Du genau unter der "Weiterentwicklung"?
Für mich ist da nicht so ein großer Unterschied, denn wenn ich mich weiterentwickle, sieht die Kosten/Nutzen-Bilanz auch wieder anders aus.
Das ist mir auch gerade in den Sinn gekommen...
Ich denke eben,wenn man sich weiterentwickelt,dann merkt man auch was einem gut tut oder was nicht und wenn man dann eine Entscheidung,für sich trifft,die positiver ist,als das was man sonst getan hat....dann hat man wirklich gelernt auf sich und seine Bedürfnisse zu hören.....und vielleicht auch hat man dann ein Stück weit verstanden,warum man vorher so "gegen sich" gearbeitet hat...
Also ich für mich weiß warum das so war....ob ich sonst so denken würde - heute - das kann ich nicht sagen....
Hm, vor Schmerz schützen.
Ja - ich tue es, wenn ich es vorraus sehen kann.
Bei bestimmten Typ Mensch weiß ich, wieweit ich gehen kann und inwieweit ich mich darauf einlassen will.
Es gibt einige Typ Menschen, bei denen ich weiß, dass in meinem Leben kein (engerer) Platz mehr ist, aber bestimmte Eigenschaften durchaus ok sind.
Allerdings die Situation aus dem Thread - ich weiß nicht, inwieweit ich da reagieren würde.
Wenn es um Gefühle, Verliebt sein geht ist es nochmal etwas anders. Ich denke da wäge ich ab - bis zu einem bestimmten Punkt - ich setze mir da wohl eine Grenze.
Es war so, dass ich auch in der "Beziehung" zu meiner Ex-"Freundin" sagte "Bis hierhin und nicht weiter" - und sie ging bis dahin - und ich ging nicht weiter - schluss wars - und geschmerzt hat es trotzdem - und wenn sie den Schritt zurück gegangen wäre, weiß ich nicht, wie lange das hin und her gegangen wäre, ob ich nicht auch zurück gegangen wäre. Heute wäre es undenkbar, heute gäbe es aber für mich auch andere Lösungen als zu gehen - so leichtfertig wäre ich bei meiner Frau nicht *wär ich ja doof!*
Die letzte wirklich schmerzhafte Erfahrung die ich machte, war bzgl. meiner ehemals besten Freundin - 10 Jahre waren wir befreundet - und von diesen 10 Jahren kann ich 5 wirklich als "vergeudet" ansehen - freundschafstmäßig einfach voll von schmerzhaften Erfahrungen und voll von Mustern aus der Vergangenheit, die sie anrüttelte und ich leider noch drauf ein ging - und in den 10 Jahren fügte sie mir immer wieder den Selben Schmerz zu - mit anderen Darstellern sozusagen.
Jedoch gefangen in einem bestimmten Anspruch und das Offen sein für anderes nicht mehr möglich.
Da brauchte ich lange, um wirklich sagen zu können "Das wars" - und richtig ausgesprochen ist es bis heute nicht - kommt aber noch .
Bis ich das so wirklich verarbeitet habe - ich denke bis dahin wird es für mich schwierig sich auf tiefe Freundschaft einzulassen.
Und mit jemanden, die mich an sie erinnert - sowieso nicht.
Was ich sagen will - die Narben aus dem Schmerz den ich erfuhr - sie sind mein Wegweiser zur Schmerzverhütung.
Viele Narben weise ich auf, viele alte - die unter der Oberfläche Bluten und viele die aber eben schon zu sind, wo Narbenschmerzen (wie dandi mal schrieb) aber noch da sind.
Abwägen, was an den Narben Erfahrungsreich war und was eben heute noch Schmerzhaft ist - aber ausweichen, tu ich nur, wenn ich 1. mal kann (nicht auf Arbeit oder so) und 2. wirklich sehe, dass mehrere Punkte in die Selbe Richtung laufen, die eine Verletzung einst auch aufwies.
War das noch verständlich?
Ich bin ein Gefühlsmensch - mit vielen Zweifeln - und doch der Verstand ist noch da um Gefühle zu übertrumpfen - wenn sie nicht zu stark sind.
Und mein Bauchgefühl warnt mich oft, je mehr ich darauf höre um so besser sind die Verletzungen einzugrenzen, und wenn ich nicht darauf höre und mir trotzdem Schmerz zugefügt wird - dann verbuche ich es für mich unter "Selber schuld, ich habs vorher gewusst, hätte ich nur auf mich gehört!" (wenn es wirklich vorhersehbar war) - allerdings passiert es mir heute nicht mehr so oft!
Viele Schmerzen sind auch einfach so "Ich kenne es, kann damit umgehen" und wenn Situationen nicht zu verändern sind - ja gut - dann nehme ich es an - radikale akzeptanz sozusagen
edit: wobei der Satz
QUOTE |
"Wir bekommen nicht, was wir wollen, sondern was wir brauchen" |
Ich schätze, dass meine Denkweise die ist, dass ein Mensch bestimmte Erfahrungen sammelt, um künftig den Schmerz, den er selbst vermeiden kann, rechtzeitig zu erkennen, um ihm entgehen zu können. Dahinter steckt wohl die Idee, dass Schmerz etwas ist, dem man sich nicht freiwillig aussetzt/aussetzen sollte.
Deshalb ist es schwierig und oft unverständlich für mich, wenn ich erlebe, dass Personen, die eigentlich genau wissen, was auf sie zukommen wird, sich trotzdem für den schmerzhaften Weg entscheiden.
Aber seit gestern überlege ich, ob das nicht auch eine ganz bewusste Entscheidung sein kann... nicht eine, die eine Person trifft, weil sie nicht anders kann....
QUOTE (Mausi @ 18.Jun.2008 - 11:47) |
Und mein Bauchgefühl warnt mich oft, je mehr ich darauf höre um so besser sind die Verletzungen einzugrenzen, und wenn ich nicht darauf höre und mir trotzdem Schmerz zugefügt wird - dann verbuche ich es für mich unter "Selber schuld, ich habs vorher gewusst, hätte ich nur auf mich gehört!" (wenn es wirklich vorhersehbar war) - allerdings passiert es mir heute nicht mehr so oft! |
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 10:48) |
Ich schätze, dass meine Denkweise die ist, dass ein Mensch bestimmte Erfahrungen sammelt, um künftig den Schmerz, den er selbst vermeiden kann, rechtzeitig zu erkennen, um ihm entgehen zu können. Dahinter steckt wohl die Idee, dass Schmerz etwas ist, dem man sich nicht freiwillig aussetzt/aussetzen sollte. Deshalb ist es schwierig und oft unverständlich für mich, wenn ich erlebe, dass Personen, die eigentlich genau wissen, was auf sie zukommen wird, sich trotzdem für den schmerzhaften Weg entscheiden. Aber seit gestern überlege ich, ob das nicht auch eine ganz bewusste Entscheidung sein kann... nicht eine, die eine Person trifft, weil sie nicht anders kann.... |
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 11:51) | ||
Wenn es eine bewußte Entscheidung ist,dann hat das ja einen Selbstverletzungscharakter....und ist nicht wirklich gesund.... |
Von einem Tag am Meer wird ja schon recht früh erwartet, dass er schwimmen lernt und so ein hübsches "Seepferdchenabzeichen" ergattert. Ich war allerdings von der ängstlichen Sorte und konnte mich nicht überwinden, vom Beckenrand zu springen. Also hab ich den Bademeister gebeten, mich ins Wasser zu werfen. Für das Abzeichen hat es gereicht - meine Angst bin ich so allerdings nicht los geworden. Schließlich fürchtete ich nicht den möglicherweise schmerzhaften Aufprall sondern den Sprung.
Später hab ich Menschen kennengelernt, die genau umgekehrt "tricksten" und ihr Leben damit zubrachten an Gummibändern in jeden verfügbaren Abgrund zu hüpfen, um ihre Angst vor einem wirklichen Aufprall zu besänftigen. Das hat genauso wenig geklappt wie mein "pseudokühner" Fatalismus.
Deshalb glaube ich mittlerweile, dass im Leben nur zählt, was selbst durchlebt - nicht was berechnet/befürchtet/phantasiert/umgangen/herbeigedacht wurde.
Dann ist es trotzdem selbstverletzendes Verhalten.... Ich tu mir weh um daran zu wachsen????
Also gesund is das nicht....
QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 12:02) |
Deshalb glaube ich mittlerweile, dass im Leben nur zählt, was selbst durchlebt - nicht was berechnet/befürchtet/phantasiert/umgangen/herbeigedacht wurde. |
Glaube ich nicht.
Allerdings kann durch eine (aus Trotz, Verzweiflung oder Angst) getroffenen Vermeidung eine Richtung eingeschlagen werden, die eine wirkliche Alternative zum vermiedenen Schmerz darstellt. Die löst das Problem aber nicht, sondern macht eine Lösung überflüssig, weil sich das Problem dort einfach nicht mehr stellt (was ja wunderbar und nicht hoch genug zu schätzen ist). Andernfalls ist das Problem eh ganz schnell wieder da und macht durch Wiederholung deutlich, dass es gelöst - nicht umschifft werden möchte
Und was ist - frage ich provokativ - mit Vermeidung (die dann ja eigentlich eher eine bewusste Entscheidung FÜR einen anderen Weg ist) aus Vernunft, Erfahrung, Einsicht?
edit: Gemeint ist:
"Ich werde nicht warten, bis sich diese Frau die nächste Ausrede dafür ausgedacht hat, weshalb sie ihren Mann jetzt nicht verlassen kann. ich habe schon zuviele Ausreden gehört."
"Ich möchte mein Leben nicht zusätzlich durch diese unerquickliche Freundschaft erschweren - ich brauche meine Kraft für andere Dinge und Schmerz raubt mir diese."
"Ich erkenne ein gewisses Muster im Umgang mit dieser Person und möchte diesem nicht weiter nachgehen."
Ich würde das nicht Vermeidung nennen....ich nenne das Selbstschutz....aber selbst wenn ich schlimme Situationen vermeide....daran ist nichts schlimmes,oder verwerfliches,man achtet auf sich...das ist doch nur positiv zu bewerten!
Ich möchte ja auch gar nichts "bewerten"; einfach verschiedene Wegge nebeneinander stellen, weil ich mireben gewisse Gedanken gemacht habe, die relativ neu für mich sind.
Eine interessante Dikussion.
Ich versuche, mein Leben nach dem Lustfaktor zu leben. Wenn ich in mir spüre, diese Erfahrung möchte ich leben, dann versuche ich sie zu leben. Vorher berechne ich allerdings alles, was mir passieren könnte. Dann wäge ich ab, hole mir Meinungen von anderen Menschen ein und gehe das Risiko ein. Das Risiko, das mein Bauch wünscht.
Ich denke sonst, vielleicht etwas verpasst zu haben. Nicht ausreichend gelebt zu haben.
So habe ich schon viele Verletzungen empfunden, aber auch sehr viele interessante Menschen und sehr interessante Erfahrungen kennen gelernt.
Aber mit meiner mittlerweile zunehmender "Weisheit", überlege ich mir auch mehr, was andere Menschen für mich wagen, damit ich mein Risiko eingehe. Früher habe ich oft nur auf meine Wünsche geachtet und mich ausprobiert. Mittlerweile möchte ich auch von den Menschen ein Zeichen, dass es sich lohnt...für mich wie auch für sie.
In meiner Berufswelt erlebe ich Menschen, die in vieler Art verletzt worden sind und es trotzdem schaffen, ihr Leben weiter zu leben. Ich bewundere diese Menschen und denke, mit möglichst vielen Erfahrungen bildet sich der Charakter und die eigene Identität aus und macht uns zu den Persönlichkeiten die wir sind.
Es gibt diese interessante Theorie, wo es um den eigenen Sicherheitsbereich geht und die Möglichkeit, diese Komfortzone zu verlassen. Um in eine Risikozone einzutretten. Dann kommt das Gefühl, zu leben...
Danach versuche ich zu leben, nicht nur beruflich sondern vor allem emotional. Ich erinnere mich ab und zu an Verletzungen und schöne Erfahrungen und bin froh, sie eingeganen zu sein. Denn sie machen mich zu der, die ich bin.
Gruß Charleene
Ich verurteile das auch nicht,denn ich habe solche Phasen auch alle durch,es hat einfach lange gedauert,bis ich sie verstanden habe....ich denke es ist ein Lernprozess,den jeder mehr oder weniger erlebt und durch macht....ich denke das bringt das Leben und das älter werden irgendwie mit sich - auch die Gedanken die man sich macht...
Mpf ... das kommt davon, erst zu posten und dann zu edieren ... sorry.
Stimmt, ich hatte erst "Entscheidung" geschrieben. In "Vermeidung" geändert hab ich es, weil beim diesem "Entscheiden" vor Augen steht, was NICHT gewollt wird. Frei nach dem Motto der Bremer Stadtmusikanten: Etwas Besseres als den Tod können wir überall finden! Wenn danach die eigentliche Geschichte erst beginnt: Umso besser! Trotzdem entschied sich keines der Tiere für den Traum vom Superstar ... sie sind allesamt ins Ungewisse aufgebrochen.
QUOTE (charleene @ 18.Jun.2008 - 11:26) |
In meiner Berufswelt erlebe ich Menschen, die in vieler Art verletzt worden sind und es trotzdem schaffen, ihr Leben weiter zu leben. Ich bewundere diese Menschen und denke, mit möglichst vielen Erfahrungen bildet sich der Charakter und die eigene Identität aus und macht uns zu den Persönlichkeiten die wir sind. Es gibt diese interessante Theorie, wo es um den eigenen Sicherheitsbereich geht und die Möglichkeit, diese Komfortzone zu verlassen. Um in eine Risikozone einzutretten. Dann kommt das Gefühl, zu leben... Danach versuche ich zu leben, nicht nur beruflich sondern vor allem emotional. Ich erinnere mich ab und zu an Verletzungen und schöne Erfahrungen und bin froh, sie eingeganen zu sein. Denn sie machen mich zu der, die ich bin. Gruß Charleene |
Ich finde es wichtig, zu unterscheiden, ob man sich für etwas entscheidet, obwohl man aus Erfahrung weiß, dass Schmerz damit verbunden sein könnte, oder ob man es tut, weil man den Schmerz sucht. Wie wohl fast alle Menschen habe ich schon eine Menge Schmerz verschiedenster Art erfahren, und wo immer möglich, versuche ich, aus der Erfahrung zu lernen, um denselben Schmerz in der Zukunft zu vermeiden. Ich kann und will mich dadurch jedoch nicht vom Leben abhalten lassen. Ich hatte im letzten Herbst einen üblen Unfall mit dem Fahrrad, aber selbstverständlich fahre ich immer noch Rad, obwohl ich weiß, dass es wieder passieren könnte. Und ich habe wirklich, *wirklich* schon schlimm unter Liebeskummer gelitten, aber ich werde mich trotzdem wieder auf eine neue Beziehung einlassen, wild entschlossen und starrköpfig, in der vielleicht naiven Hoffnung, dass diesmal alles anders sein wird.
Schmerz bewusst zu suchen, um daran zu wachsen, das habe ich, glaube ich zumindest, noch nie getan, und ich bin auch nicht sicher, ob das in dieser Form überhaupt sinnvoll ist. Der Schmerz, den man auf diese Weise findet, ist womöglich nicht derjenige, an dem man wirklich wachsen kann. Vielleicht kann nur der Schmerz, dem wir voller Hoffnung, mit offenen Armen und ohne ihn zu erwarten entgegengehen, uns wirklich verändern und unseren Horizont erweitern.
Ihr seid mir einfach zu schnell ...
Und irgendwie hab ich Schwierigkeiten, die abstrakte Vorstellung einer "Schmerzvermeidung" zu konkretisieren. Wie sehen solche Entscheidungen denn bei Euch praktisch aus?
In meinem eigenen Leben fällt mir eine einzige Situation ein, in der ich mich ganz bewusst gegen den Schmerz und für den ungelösten Knoten entschieden habe. Mittlerweile ist das etliche Jahre her. Ich bereue weder die forcierte Trennung noch den Zeitpunkt. Trotzdem würde ich - beförderte mich eine Zeitmaschine zurück an den Tag der ersten Begegnung - alles ganz genauso wieder tun - auch im Wissen um den Ausgang. Darum hat der Knoten im Tschentuch für mich seine Berechtigung und erinnert mich daran, dass ein Stück von mir in dieser unabgeschlossenen Geschichte hängen geblieben ist.
Also ich kann nicht behaupten alles noch mal genauso machen wollen zu würden...aber darauf kommt es glaube ich auch nicht wirklich an...
Alles was passierte gehört wohl irgendwie zu meinem Leben und hat mich sicher zu dem Menschen gemacht,der ich heute bin!
Den Konflickt,den ich für mich beendet habe,stellt auch im Nachhinein für mich kein ungelöster Knoten mehr dar....denn ich habe ihn für mich gelöst! Vielleicht nicht mit der Person,die es betrifft,aber es war mit ihr nicht zu klären,also habe ich es für mich geklärt,denn man kann bei anderen sicher nichts verändern,sondern nur bei sich selbst...und das habe ich getan...
Auch das Problem das ich früher mit beziehungen hatte,dass konnte ich nur mit mir selber klären und für mich verändern....das hing ja mit meinem verquirlten denken zusammen,was man mit sich machen läßt,wie man sich behandeln läßt - das hat ja einen Ursprung....woher das kommt und warum das so ist...
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 13:13) |
Den Konflickt,den ich für mich beendet habe,stellt auch im Nachhinein für mich kein ungelöster Knoten mehr dar....denn ich habe ihn für mich gelöst! Vielleicht nicht mit der Person,die es betrifft,aber es war mit ihr nicht zu klären,also habe ich es für mich geklärt,denn man kann bei anderen sicher nichts verändern,sondern nur bei sich selbst...und das habe ich getan... |
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 13:13) |
Also ich kann nicht behaupten alles noch mal genauso machen wollen zu würden...aber darauf kommt es glaube ich auch nicht wirklich an... |
QUOTE (Amelia @ 18.Jun.2008 - 12:46) |
Vielleicht kann nur der Schmerz, dem wir voller Hoffnung, mit offenen Armen und ohne ihn zu erwarten entgegengehen, uns wirklich verändern und unseren Horizont erweitern. |
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 11:54) | ||||
Vielleicht ist es aber auch ein tieferes Wissen um den Gewinn durch schmerzhafte Erfahrung...? Das frage ich mich gerade... |
QUOTE (shark @ 18.Jun.2008 - 10:13) |
Und vielleicht ist noch nicht "zuende gelernt" in diesem Bereich... Oder ist es dann genug, wenn Eine sagt "Das will ich nicht mehr!"? Ist das dann eine innere Entscheidung oder nur der Versuch, sich vor mehr Schmerz zu schützen? Oder beides? |
Schmerz ist für mich gleichbedeutend mit jedweder Form von bewusst gewordenem Integritätsverlust.
Schmerz ist möglicherweise Erwachsenwerden, Endlichsein - bei jeder Schmerzerfahrung ein Stückchen mehr:
die erste Brandblase zeigt, dass Eisen tatsächlich zu heiß sein können,
der erste Liebeskummer, dass Mutterliebe ein Ideal ist und war,
der erste Trauerfall begräbt auch die eigene Unendlichkeit.
Und damit die glanzäugig-staunende Schönheit des Kindseins - den Glauben an Allmächtigkeit, an Zauberei - und an ein nimmer endendes Umarmtsein von der Welt.
Aber - jeder Schmerz verleiht uns eine eigene Tiefe und seine Akzeptanz die nötige Gelassenheit des Überdauerns. Und macht uns, unsere Wahrnehmung und Bewertung der Welt wohl nachhaltiger einzigartig als alles andere es je vermag.
QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 12:21) | ||
Wie? |
QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 12:22) | ||
Worauf kommt es an? |
QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 13:08) |
Ihr seid mir einfach zu schnell ... Und irgendwie hab ich Schwierigkeiten, die abstrakte Vorstellung einer "Schmerzvermeidung" zu konkretisieren. Wie sehen solche Entscheidungen denn bei Euch praktisch aus? ... |
QUOTE (DerTagAmMeer @ 18.Jun.2008 - 13:28) | ||
Ich weiß zwar nicht warum ... aber dieser Satz "fühlt sich an", als würde er ins Schwarze treffen. |
Ich wollte mit meinem Satz nicht dafür plädieren, schmerzhafte Situationen bewusst zu suchen, sich blind in irgendetwas zu stürzen oder in furchtbaren Situationen zu verharren.
Auch mein Bestreben ist es, mich von Schmerz fernzuhalten. Ich nehme eine Schmerztablette, wenn ich Migräne habe, lasse mir bei der Zahnärztin ein Spritze geben, wenn es wahrscheinlich wehtun wird. Ich vermeide Arztbesuche, weil sie für mich mit ziemlich fiesen Gefühlen einhergehen. Das das fatal werden könnte ist mir bewusst, und ich finde es auch nicht gut.
Auch ich bin bestrebt, mir Lebensumstände zu schaffen, die mir mehr Freude als Leid bescheren. Einen Arbeitsplatz, an dem ich respektiert werde, Menschen, die mir gut tun. Ich will glücklich sein, unbedingt! Und sollte ich eine tödliche Diagnose bekommen, will ich versuchen in ein Hospiz zu kommen, wo alles dafür getan wird, mir meine letzten Tagen so wenig unangenehm zu machen wie möglich.
Ich halte es für unheimlich wichtig, auf sich zu achten, auf die eigenen Grenzen und Bedürfnisse und natürlich auch Erfahrungen heranzuziehen, um Situationen zu beurteilen.
Aber Schmerzen lassen sich auch bei aller Erfahrung nicht immer voraussehen. Und manchmal verbirgt sich hinter dem, was wie Schmerz aussieht, das große Glück. Da mag es dann so aussehen, als sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass etwas schief geht. Aber wenn es wichtig genug ist, könnte es sich doch trotzdem lohnen, einen Versuch zu wagen. Pawlowsche Reaktionen weniger Ernst zu nehmen und von Schema F abzuweichen, die Dinge mal unter einem anderen Aspekt zu sehen.
Manchmal bringt uns eine riskante Entscheidung, gar eine Grenzüberschreitung dem Glück näher. Und wenn's dann doch nichts wird, sind wir um eine Erfahrung reicher. Oder um etwas anderes, mit dem wir nicht gerechnet haben. Selten enden solche Versuche tödlich. Aber es ist möglich sich zu Tode zu schützen. Ich weiß, wovon ich rede. Mein Schutzbedürfnis ist so hoch, dass ich manchmal sehr um meine Lebendigkeit kämpfen musste und muss.
Sport ist übrigens ein gutes Beispiel, wie Schmerz wohldosiert und vernünftig eingesetzt, die eigenen Möglichkeiten erweitern kann. Das erhöht dann auch die psychische Belastbarkeit im Alltag und es hilft Schmerz als etwas zu begreifen, was vorbeigeht. Schmerz ist dann nicht mehr so absolut, das nimmt ihm viel von seiner Macht.
Wenn wir leben wollen, kommen wir nicht um den Schmerz herum. Um lebendig zu bleiben, müssen wir uns bewegen, doch Bewegung birgt immer das Risiko der Verletzung.
Und eigentlich brauchen wir den Schmerz auch, um unsere Freude besser zu spüren. Als Kontrastmittel. Manchmal kann Schmerz auch sehr süß sein. Besser jedenfalls als Dumpfheit. Manchmal muss ich durch den Schmerz hindurchgehen, um von der Leere zur Freude zu kommen.
Sich auf andere Menschen einzulassen führt zwangsläufig zu Schmerz und Verletzungen. Da können wir einander noch so viel Wohl wollen, es passiert einfach.
Die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Liebesbeziehung am Ende mindestens eine der Beteiligten große Schmerzen leiden wird, ist sehr, sehr hoch. Es ist so gut wie unvermeidlich. Schließlich ist unsere Zeit hier auf Erden begrenzt.
Ich arbeite noch daran, dass mich dieses Wissen immer weniger davon abbringt, mich auf andere einzulassen. Hab aber noch einen weiten Weg vor mir.
Ich gebe mir aber - gelegentlich schmerzhafte - Mühe, auch unterwegs schon so glücklich wie möglich zu sein.
QUOTE (robin @ 18.Jun.2008 - 18:51) | ||
Wie schmerzvermeidung 'praktisch' aussieht? Habe ich dich richtig verstanden? Das übe ich ja tagtäglich ... was ich nicht verstehen kann ist den schmerz bewusst ausleben zu wollen. |
Je mehr es mir gelingt, Achtsamkeit und Einsicht in meinen erfahrenen Schmerz zu bringen, desto weniger schreckt mich neuer Schmerz, und desto weniger klammere ich mich an etwas, was sich in mir oder äußerhalb von mir zu verändern wünscht.
Ich gehe mit meinem Schmerz nicht immer gleich um: Mal weise, mal kindisch, mal hintenrum, mal überschwenglich ... je nach momentaner Verfassung. Entsprechend offen oder verschlossen bin ich gegenüber seinem Besuch, entsprechend taktisch oder impulsiv, zaghaft oder unerschrocken bin ich in meinem Handeln.
Doch eine Erkenntnis setzt sich allmählich so oder so durch:
Mein Schmerz ist letztlich immer derselbe, immer schon da gewesen, berührt durch die verschiedensten Anlässe.
Einen anderen als diesen wohlbekannten Schmerz wird es in meinem Leben nie geben - mal zeigt er nur mal eben einen Zipfel von sich, mal dauert sein Besuch in meinem Bewusstsein länger als sonst üblich, mal erscheint er in seiner vollen Größe mit Unmengen von Gepäck.
Wenn er da ist, ignoriere ich ihn manchmal erst eine Weile. Das kennt er schon von mir. Dann spielt er den Verschmähten, und bläst sich riesig auf. Und manchmal schmeiss ich mich ihm ohne Verzug in die ausgebreiteten Arme.
Früher oder später jedenfalls heul ich ganz furchtbar, liefere mich ihm aus, und überschwemme mich selbst mit meinen Tränen ... bis ich beschließe, dass ich mich jetzt auch mal wieder um meine anderen Gäste kümmern will.
Ein guter Freund, der manchmal nervt und verdammt lästig, ja geradezu nestbesetzerisch erscheint, und mit dem ich schon das eine oder andere Mal wütend brechen wollte, so sehr fühlte ich mich durch ihn am glücklichen Leben gehindert - aber Hand auf´s Herz: Was wär ich ohne ihn geworden? Wüsste ich überhaupt, was Glück ist? Welch Kreativität hat er in mir geweckt! Welche Wege hat er mir erschlossen! Was für Kräfte in mir hab ich durch ihn entdeckt ...
Unglücklich war ich eigentlich gerade dann, wenn ich versucht habe, Schmerz zu vermeiden.
So weit meine Ode an den Schmerz für heute abend.
(Nein, ich bin keine Masochistin.)
Nächtle.
wow...das ist ja ein spannendes Thema!!!!!!!!!!
Und es rattert und rattert in meinem Kopf....
Für mich selber ist mein größter Schmerz meine Kindheit! Und da ich dem so völlig ungeschützt damals ausgesetzt war, komme ich heute in Situationen, wo es mich völlig unvorhersehbar in die Knie zwingt....
Und das finde ich das schwierige daran...es ist ein Abwägen zwischen...das kenne ich schon und brauche es nicht mehr....das kenne ich aber das Risiko will ich eingehen, habe ich doch die Hoffnung, dass es anders wird ( und Hoffnung treibt uns immer an ) oder auch ein anderer Antrieb...nämlich: diesmal schaff ich es, diesmal haut es mich nicht so aus den Puschen!
In manchen Situationen ist es einfach...ich manchen sehr schwer, weil auch andere Gefühle und Konsequenzen eine Rolle spielen!
Und ist der Schmerz denn wirklich so alleine zu betrachten??? Wenn ich es wirklich schaffe, mich vor dem Schmerz zu schützen, was ist mit den anderen Emotionen? Vielleicht plagt mich ein furchtbar schlechtes Gewissen? Vielleicht kann oder möchte ich mit der daraus entstandenen Verantwortung nicht leben???
Und...die Frage: wie kann jemand sich für den Schmerz bewußt entscheiden...das ist doch krank!
Ich habe mal - vor einiger Zeit - gesagt: mit Schmerz kenne ich mich aus, da weiß ich ,was ich fühle!
Das passte in mein Muster Ich konnte mich ( ich sage das mal ganz provozierend ) in meinem Schmerz verziehen, es war die Ausrede für meine Unfähigkeit, darauf konnte ich mich ausruhen! Ich bekam sogar noch Aufmerksamkeit..die arme Lilly..
Natürlich bügel ich meine Wäsche, obwohl ich mich verbrannt habe, natürlich verliebe ich mich wieder, obwohl ich verletzt wurde!
Und natürlich passe ich heute besser auf mich auf! Aber ich merke, wie ich mir viele Dinge genommen habe, indem ich entweder in meinem Schmerz versunken bin oder aber meine Mauer sooo hoch gebaut habe, dass ich ihn erst gar nicht spüren kann!
Davon versuche ich mich gerade zu lösen! Es zuzulassen...auch auf die Gefahr hin, dass ich verletzt werde...dass der Schmerz wiederkommt. Denn ich für mich kann sagen, dass ich nur wirklich leben und lieben kann, wenn ich auch das Risiko zulassen, leiden zu können!
Denn wo fängt das an??? Der Schutz!?
Ich wollte jahrelang so gerne eine Katze! Habe mich aber dagegen entschieden, weil ich es einfach so schlimm finde, wenn dem Tier dann mal etwas passiert.
Nun haben wir 2 wundervolle Katzen..eine absolute Bauchentscheidung...und ja!!! ich hätte das umgehen können, indem ich einfach ins Tierheim nicht mitgefahren wäre...bin ich aber! Und nun sind sie bei uns...ihre Lebenserwartung wird nicht sehr hoch sein, weil sie beide ziemlich angeschlagen sind. Aber! Und ich kann jetzt schon sagen, dass ich es nicht bereut habe und es auch nicht tun werde, denn das, was sie uns schenken...diese Dankbarkeit und das Vertrauen, als wüßten sie, was wir getan haben, das bereichert mein Leben mit soviel Freude und Glück!
Und selbst, wenn ich mich heute davor schütze, meiner Mutter zu nah zu kommen...sie ist in meinen Gedanken...und ich kann nicht abschätzen, was es in mir auslösen wird, wenn ihr was passieren sollte und ich keine Möglichkeit mehr habe, etwas zu klären..nicht, dass ich jetzt wüßte, dass ich was klären will. Aber ich finde einfach, dass der Schmerz nie alleine steht! Und dass wir, selbst, wenn wir wissen, dass uns etwas schmerzen wird, nie sicher sein können, was es anstelle von dem Schmerz mit uns tun wird!
Wißt ihr, wie ich das meine??
Vielleicht sollte die Frage einfach anders formuliert werden
Wie kann es mir gelingen, meine gemachten Erfahrungen und meine eigenen Muster mit meinen Wünschen und Hoffnungen in Einklang zu bringen, und zwar so, dass es MIR damit gut geht
Nein..im Ernst..ich denke, dass unser Unterbewußtsein da schon eine sehr gute Aufgabe macht, es..oder wir..schützen uns eh schon vor vielen Dingen, die uns nicht gut tun! Und am Ende ist es doch auch gut, dass wir manche Dinge bewußt entscheiden können...mit allem, was wir haben..unseren Erfahren..unserem Bauchgefühl...mit dem Wissen, ins offene Messer zu rennen aber es versucht zu haben!
Und auch mit der Möglichkeit, es beim nächsten Mal anders..besser..oder auch schlechter machen zu können!
Liebe Grüße,
Lilly
QUOTE (Leah @ 18.Jun.2008 - 11:51) | ||
Wenn es eine bewußte Entscheidung ist,dann hat das ja einen Selbstverletzungscharakter....und ist nicht wirklich gesund.... |
Lebendigsein ist die jahrzehntelange Kunst der Agonie.
Die Anerkennung dieser Tatsache kann ich nicht mit Masochismus assoziieren, eher im Gegenteil. Allein das Wissen um die Möglichkeit des endgültigsten aller Schmerzarten zwingt mich in eine pralle Lebendigkeit. Das empfinde ich als lebensnatürlich, als eine Art kindlichen Trotz wider die Empirie.
wenn ich diesem trotzigen Kind nun Worte in den Mund lege, lauten sie dann folgendermaßen?
"So so, Tod. Du meinst also, ich kann dir nicht entkommen?
Weißt du was? Du kannst mich mal. Ich leb jetzt. Ob's dir paßt oder nicht."
So zirka? (Verständnisfrage, kein Lauern auf Verrißmöglichkeiten, eher im Gegenteil )
Ja, in etwa ein globales *nänänänänäää*
na denn: "Ällabäääätsch!"
Nur zwischendurch von shark, die es hasst, einen Thread eröffnet zu haben und dann in der Situation zu sein, ihn aus Zeitmangel gar nicht wirklich begleiten zu können (ich bitte um Entschuldigung ): Ich finde Eure Beiträge spannend und vielschichtig, erhellend und "aufklärend". Vielen Dank für Eure Aufrichtigkeit, die persönlichen Geschichten und alle Gedanken zum Thema.
Liebe Grüße,
shark
Beim Weiter-Drübernachdenken ist mir aufgefallen, dass es zwei Ur-Negativ-Vorbilder für mich gibt, was den Umgang mit seelischem Schmerz angeht:
1. Mein Vater, ein von seinen Gaben her poetischer, musischer, sinnlicher, sehr intelligenter, sensibler Mensch, der mit sehr wenig Liebe und sehr viel Überheblichkeit aufgewachsen sein muss. Nach einer Reihe von stolzverschraubten Schwierigkeiten im Laufe seines Lebens ist er zum dauergekränkten, zurückgezogenen Zyniker geworden, der vorgibt, ihm sei eh alles wurscht - Mensch sein ist doof. "Nie wieder fühlen müssen = nie wieder Schmerz erfahren" scheint seine traurige Devise zu sein.
2. Meine Mutter, naturliebend, ehrgeizig, wissbegierig und früh mit zu viel Verantwortung beladen, in einem mütterlicherseits unterkühlten, väterlicherseits schwärmerisch-grenzüberschreitendenden (wenn nicht abwesenden) Umfeld aufgewachsen, hat sich in einem Harnisch aus Dominanz und Manipulation eingerichtet, aus welchem heraus sie die Gefühle, Bedürfnisse, Ansichten und Eigenheiten anderer, ohne sich dessen bewusst zu sein, mit engelsgleicher Miene herunter spielt. So versucht sie, ihre Art von schmerzbefreiter Harmonie zu erzwingen. Ihre Devise könnte lauten: "Ich bestimme, was sein darf. Und wer sich dem widersetzt, den ignoriere ich sanft aber deutlich."
Beide ersticken nach und nach an ihren verdrängten Anteilen.
Bei ihm äußert sich das in chronischer (Weg-Raucher-)Bronchitis, sie ist am Dauer-Räuspern.
Sie behauptet meistens, es gehe ihr blendend - alles in Butter.
Er knallt, wenn er aus der Versenkung seiner Gartenlaube auftaucht, mit den Türen, um wenige Minuten später wie ein Känguruh wieder herein zu hopsen, und ein wutgeschlucktes "Guten Abend" zu krähen, als sei nichts gewesen. Habt ihr mich so infantil vielleicht eher lieb?
"Der ganz normale Wahnsinn", werden wahrscheinlich viele von euch denken. Die meisten von uns haben ähnlich grotesk-tragische Vorbilder, die sie dennoch (mehr oder weniger offen eingestanden) lieben.
Schwer, sich aus solch einem fatalen Gestrick zu befreien.
Doch ich erfahre (nicht nur an mir selbst), und bin überzeugt davon: Es lohnt sich, zu lernen, dem Schmerz aufmerksam und freundschaftlich zu begegnen, anstatt sich lebendig einzumauern, oder ignorant über ihn hinweg zu brettern (um sich dabei, wie jüngst meine Mutter, mal eben mit dem Rasenmäher den großen Zeh abzusäbeln. Körperliche Schmerzen als Ventil für uneingestandene, gut eingemachte seelische Schmerzen.).
Ich denke, niemand, weder man selbst, noch irgendein anderer Mensch, noch das Schicksal trägt die "Schuld" an dem Schmerz, den wir spüren. Denn er gehört zu uns und ist wichtig - als sowas wie ein Mahner, der uns aufzeigt, wo es gesund wäre, unsere Art, über die Dinge und Geschehnisse zu denken, nochmal (und nochmal, und nochmal ... ) zu überprüfen.
Je mehr ich diese Aufgabe meines Schmerzes sehe, und in mir zu würdigen weiss, desto leichter wird mir mein Leben. Und desto weniger muss ich andere verteufeln oder zu manipulieren trachten.
edit: ein "z" wie Zorro
QUOTE (sonnenstrahl @ 21.Jun.2008 - 16:38) |
... Es lohnt sich, zu lernen, dem Schmerz aufmerksam und freundschaftlich zu begegnen, anstatt sich lebendig einzumauern, oder ignorant über ihn hinweg zu brettern (um sich dabei, wie jüngst meine Mutter, mal eben mit dem Rasenmäher den großen Zeh abzusäbeln. Körperliche Schmerzen als Ventil für uneingestandene, gut eingemachte seelische Schmerzen.). |
QUOTE |
Sport ist ein unheimlich gutes Mittel, den Schmerz und die damit zusammenhängenden Gefühle raus zu lassen - frei zu laufen, frei zu schwimmen oder eben sich einfach davon zu befreien. |
QUOTE |
...der Satz jedoch hörte sich so "lax" an, eben wenn man nicht in der Situation ist sozusagen. |
QUOTE (mandelbäumchen @ 21.Jun.2008 - 17:45) |
Bauchschmerzen macht mir manchmal die zu enge Verknüpfung von Schmerz und Kreativität, die in der Auffassung gipfelt, Künstlerinnen müssten gelitten haben, um wirklich gute Kunst machen zu können. Eine, wie ich finde, ausbeuterische Haltung. Vielmehr sehe ich einen Zusammenhang zwischen Lebendigkeit und Kreativität. Um lebendig zu bleiben muss ich alles zulassen, auch den Schmerz. |
QUOTE (sonnenstrahl @ 21.Jun.2008 - 19:05) |
So ist das, was meine Verknüpfung von Kreativität und Schmerz angeht, auch gemeint... |
QUOTE (mandelbäumchen @ 18.Jun.2008 - 19:26) |
Auch mein Bestreben ist es, mich von Schmerz fernzuhalten. Ich nehme eine Schmerztablette, wenn ich Migräne habe, lasse mir bei der Zahnärztin ein Spritze geben, wenn es wahrscheinlich wehtun wird. |
QUOTE (DerTagAmMeer @ 21.Jun.2008 - 20:56) |
Darum provoziere ich auch schmerzende "Bekenntnisse", um endlich zu wissen, woran ich bin, um den Schmerz auszumessen, abzuschreiten, von jeder äußeren Einflussnahme abzukapseln |
QUOTE (DerTagAmMeer @ 21.Jun.2008 - 20:56) |
... Für mich ist die Angst vor dem Schmerz tatsächlich viel viel schlimmer als der Schmerz selbst. |
QUOTE (robin @ 22.Jun.2008 - 10:32) |
"... ich kann nicht vermeiden, dass die kummer/schmerz/sorgen-vögel über meinem kopf kreisen. Dass sie aber ihre nester in meinem haar bauen, das kann ich verhindern." |
QUOTE |
Vielleicht weil ich katholisch geprägt bin ... ich lehne immer mehr diese erlösung-durch-schmerz-kultur ab. Sie widert mich nur noch an. |
QUOTE |
... das verlangen, mich mit der freude und dem glück ... auseinanderzusetzen mit den wegen dorthin zu gelangen, und sei es auch nur annährend. |
QUOTE (DerTagAmMeer @ 21.Jun.2008 - 20:56) |
Da ich ja meist Deiner Meinung bin , hat mich hier ein Unterschied zwischen uns stutzen lassen. So beruhigend es nämlich für mich ist, Schmerzmittel "im Haus" oder die Option auf eine Spritze beim Zahnarzt zu haben - so ungern nutze ich sie. Betäubungen machen mir Angst - weil ich nicht einschätzen kann, wie stark der einsetzende Schmerz sein wird, wenn sie nachlassen. Darum versuche ich lieber, unvermeidbare Schmerzen auszuhalten und so eine gewisse Kontrolle über sie zu haben als auf die abnehmende Wirkung einer Narkose zu warten. |
QUOTE (sonnenstrahl @ 22.Jun.2008 - 12:16) |
... Ja, gerne. ... Meiner Erfahrung nach gelingt das allerdings nur bedingt, indem wir alles meiden, was weh tun könnte. ... Geht es jedoch darum, Schmerz in Kauf zu nehmen, wenn ich meinen ganz eigenen, für andere manchmal sicherlich schwer nachvollziehbaren Weg weiter gehen will, dann bin ich bereit. Und hat jemand mehrfach meinen Schmerz berührt, der mir für mein weiteres Leben/meinen Weg wichtig erscheint, dann werde ich diesen Menschen garantiert nicht aus meinem Herzen und meinem Leben zu verbannen versuchen, sondern setze mich immer wieder damit auseinander. Ein für mich sehr interessanter Gedanke in diesem Zusammenhang: "Ich will, dass meine Partnerin/meinE FreundIN/Mutter/Schwester/mein Vater/NachbarIN etc. will, was sie/er will. Sie/er tut was sie/er tut. Das ist es, was ich liebe." Alles andere wäre nur ein Funktionalisieren auf meine (vermeintlichen) Bedürfnisse hin. Wenn nur all diese kindlichen Anteile in mir sich nicht so gerne weigern würden, überhaupt darüber nachzudenken, warum es sie zu bestimmten - z.T. wirklich unkonstruktiven -Verhaltensweisen drängt! Da wünsch ich meinen erwachsenen Anteilen doch mitunter noch mehr klare, ruhige Autorität gegenüber diesen aufmüpfigen Blagen ... |
QUOTE (mandelbäumchen @ 22.Jun.2008 - 11:26) |
Ich glaube, wie stark ein Schmerz wird hat auch viel damit zu tun, wieviel Schmerz ich erwarte. Gibt's dazu nicht auch Studien? |
QUOTE |
@robin ...allerdings finde ich, es ist genauso wichtig zu wissen, was ich selber will, um meinem glück näher zu kommen, bevor ich mich um das wohlergehen anderer bemühe. Erwachsenen fluggästen wird auch gesagt, zuerst die sauerstoffmasken aufzusetzen, bevor sie es mit den kindern tun ... |
QUOTE (DerTagAmMeer @ 21.Jun.2008 - 20:56) |
So beruhigend es nämlich für mich ist, Schmerzmittel "im Haus" oder die Option auf eine Spritze beim Zahnarzt zu haben - so ungern nutze ich sie. Betäubungen machen mir Angst - weil ich nicht einschätzen kann, wie stark der einsetzende Schmerz sein wird, wenn sie nachlassen. Darum versuche ich lieber, unvermeidbare Schmerzen auszuhalten und so eine gewisse Kontrolle über sie zu haben als auf die abnehmende Wirkung einer Narkose zu warten. Bei seelischen Schmerzen reagiere ich ähnlich - ich halte es einfach nicht aus, hilflos auf ein Unglück zu warten. Also tue alles, was in meinen Möglichkeiten liegt, um es zu packen. Als ich damals ahnte, dass mich meine erste große Liebe betrog, hab ich sie die halbe Nacht gesucht, bis ich beide schließlich eng umschlungen in irgendeinem Hauseingang fand - natürlich tat es trotzdem höllisch weh - aber ich hatte die Situation unter Kontrolle, konnte entscheiden, ob ich eine Szene mache oder mich still umdrehe und wieder nach Hause fahre. In gewisser Weise habe ich solche Trennungsszenarien meist herausgefordert, um dem Schmerz wenigstens seinen Zeitpunkt zu diktieren. Darum provoziere ich auch schmerzende "Bekenntnisse", um endlich zu wissen, woran ich bin, um den Schmerz auszumessen, abzuschreiten, von jeder äußeren Einflussnahme abzukapseln und mir in einem eigenen Tempo einzuverleiben. Bissen für Bissen, Stück für Stück ... bis er vollständig verdaut ist und mir nichts mehr anhaben kann. Für mich ist die Angst vor dem Schmerz tatsächlich viel viel schlimmer als der Schmerz selbst. |
QUOTE (robin @ 22.Jun.2008 - 12:41) |
... es ist genauso wichtig zu wissen, was ich selber will, um meinem glück näher zu kommen, bevor ich mich um das wohlergehen anderer bemühe. Erwachsenen fluggästen wird auch gesagt, zuerst die sauerstoffmasken aufzusetzen, bevor sie es mit den kindern tun ... |
QUOTE (mandelbäumchen @ 22.Jun.2008 - 12:09) |
... vielleicht in der Erkenntnis, dass nicht die andere für mein Glück verantwortlich ist, sondern ganz allein ich selbst. Und dass es zu meinem Glück beiträgt, aktiv an einer Veränderung mitzuarbeiten, die ich ursprünglich gar nicht selbst gewollt habe. Noch'n chinesisches Sprichwort: "Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen." |
QUOTE (mandelbäumchen @ 22.Jun.2008 - 13:09) |
Das stellt mich vor die Entscheidung: Breche ich die die Beziehung ab, weil zu weh tut. Oder bleibe ich und setze mich auseinander. Manchmal ist es besser zu gehen. Manchmal lohnt es sich zu bleiben, vielleicht in der Erkenntnis, dass nicht die andere für mein Glück verantwortlich ist, sondern ganz allein ich selbst. Und dass es zu meinem Glück beiträgt, aktiv an einer Veränderung mitzuarbeiten, die ich ursprünglich gar nicht selbst gewollt haben. Noch'n chinesisches Sprichwort: "Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen." |
Naja, gezwungenermaßen sehe ich schon einen Unterschied zwischen einer körperlichen Missempfindung (die durchaus psychische Ursachen haben darf, wie zB Spannungskopfschmerz) und der eher endogenen Pein der Unausweichlichkeit, Traurigkeit, Getriebenheit.
Gegen erstere stehen uns hochpotente Gegenmittel zur Verfügung - beginnend bei der Grande Dame Aspirin als Dauerbegleiterin im Pillendöschen und endend am Morphin-Perfusor. Mit vergleichsweise einfachen körperlichen Grundlagen. Eine schmerzverursachende Gallenblase wird entfernt. Gegen Migräne hilft Dunkelheit, Schlaf und ggf eine spezielle Ernährung.
Seelische Pein stelle ich mir ein wenig komplexer vor - sicherlich bahnt sie sich auch ihren Weg, in den Bauch, ins Herz, ins Gebein - besteht sie doch aus hochindividuellen Anpassungsschwierigkeiten an die Welt. Sei es, dass plötzliche Ereignisse traumatisieren, oder stetige Negativerfahrungen ein eigenes Verhaltensmuster bahnen. Immer ist es jedoch eine negative Selbstwahrnehmung in der Auseinandersetzung mit der Umwelt, die auf eigene Strategien trifft, damit umzugehen. Das, was wir Persönlichkeitsstruktur nennen, das uncharmantere Pendant zu Charisma vielleicht, die Negativliste der Big5. Fußend auf unserem ganz eigenen Nervenzellstoffwechsel.
Natürlich gibt es auch für diese Form des Leids recht wirksame Mittel, von deren Wirkweise nur ein Bruchteil gesichert ist - die therapieren aber tatsächlich nur rein symptomatisch: wer ängstlich ist, bleibt nach Injektion eines entsprechenden Mittels ganz ruhig, auch wenn der Löwe noch hinter ihm steht.
Dadurch werden möglicherweise die letzten Minuten wurschtiger, nicht aber die Situation an sich weniger bedrohlich.
Warum also nicht unsere Lernfähigkeit nutzen, die uns ermöglicht, andere Wege zu bahnen? Dazu muss man wissen, was Schmerz ist - und erkennen, wie bezwingbar er durch Hausmittel (zB Biofeedback, Hypnose) sein kann, bei ganz klarem Bewusstsein, ohne zugeführte Modulatoren. Dass der Körper eigene Strategien bereithalten kann, sich mit der Missempfindung mindestens zu arrangieren.
edit: einer meiner 10 liebsten Lieblingsfehler
Ich glaub ja nicht wirklich, dass meine kleine Philosophie der Zahnschmerzen von allgemeinem Interesse ist ... vom Aufschieben ist in diesem Schmerzbereich allerdings grundsätzlich abzuraten ... darauf können wir uns wahrscheinlich einigen ... weitere Details erpare ich uns lieber.
Auch beim Herzschmerz steht man ja selten vor der Enscheidung "Leiden oder Glück". Und bleibt lediglich die Wahl zwischen einem Ende mit Schmerzen oder den (gedämpften) Schmerzen ohne Ende, hat die erste Variante nicht zu leugnende Vorteile.
Schwieriger ist der Umgang mit die Angst vor dem Schmerz, wenn das Glück im Zenit steht und uns zu Bewusstsein kommt, dass es vergänglich ist.
Meine geliebte Großtante hat sehr häufig von ihrem Tod gesprochen ... als sie starb war ich in gewisser Weise vorbereitet ... es hat mir gut getan so viele Jahre Zeit zu haben zum Abschiednehmen.
Und je älter unser Glückskater wird, desto häufiger sticht mich der Gedanke, ihn einmal begraben zu müssen - dann bin ich traurig und sehr dankbar, dass ich jetzt noch die Chance habe, mein Gesicht in sein Fell zu vergraben und eine Träne zu verdrücken. Wenn er nicht mehr da ist, wird das wohl nicht mehr so einfach sein mit dem Weinen.
@mandelbäumchen
QUOTE |
Welche Situation? Der Satz ist etwas knapp, aber kein Telegramm von der fernen Insel der Schmerzfreiheit, davon kannst du ausgehen |
QUOTE (mandelbäumchen) |
Das stellt mich vor die Entscheidung: Breche ich die die Beziehung ab, weil zu weh tut. Oder bleibe ich und setze mich auseinander. Manchmal ist es besser zu gehen. Manchmal lohnt es sich zu bleiben, vielleicht in der Erkenntnis, dass nicht die andere für mein Glück verantwortlich ist, sondern ganz allein ich selbst. Und dass es zu meinem Glück beiträgt, aktiv an einer Veränderung mitzuarbeiten, die ich ursprünglich gar nicht selbst gewollt haben. Noch'n chinesisches Sprichwort: "Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen." |
QUOTE (LadyGodiva @ 22.Jun.2008 - 12:22) |
Seelische Pein stelle ich mir ein wenig komplexer vor - sicherlich bahnt sie sich auch ihren Weg, in den Bauch, ins Herz, ins Gebein - besteht sie doch aus hochindividuellen Anpassungsschwierigkeiten an die Welt. Sei es, dass plötzliche Ereignisse traumatisieren, oder stetige Negativerfahrungen ein eigenes Verhaltensmuster bahnen. Immer ist es jedoch eine negative Selbstwahrnehmung in der Auseinandersetzung mit der Umwelt, die auf eigene Strategien trifft, damit umzugehen. Das, was wir Persönlichkeitsstruktur nennen, das uncharmantere Pendant zu Charisma vielleicht, die Negativliste der Big5. Fußend auf unserem ganz eigenen Nervenzellstoffwechsel. Natürlich gibt es auch für diese Form des Leids recht wirksame Mittel, von deren Wirkweise nur ein Bruchteil gesichert ist - die therapieren aber tatsächlich nur rein symptomatisch: wer ängstlich ist, bleibt nach Injektion eines entsprechenden Mittels ganz ruhig, auch wenn der Löwe noch hinter ihm steht. Dadurch werden möglicherweise die letzten Minuten wurschtiger, nicht aber die Situation an sich weniger bedrohlich. Warum also nicht unsere Lernfähigkeit nutzen, die uns ermöglicht, andere Wege zu bahnen? Dazu muss man wissen, was Schmerz ist - und erkennen, wie bezwingbar er durch Hausmittel (zB Biofeedback, Hypnose) sein kann, bei ganz klarem Bewusstsein, ohne zugeführte Modulatoren. Dass der Körper eigene Strategien bereithalten kann, sich mit der Missempfindung mindestens zu arrangieren. |
Mir fehlt da noch was:
5. dass wir unsere körperliche und psychische Unversehrtheit, ggf. unser Leben bedrohenden Situationen ausgesetzt sind, die unsere Möglichkeiten damit umzugehen weit übersteigen. Ohne die geringste Chance, diese Erfahrungen zeitnah und begleitet zu verarbeiten. Verschärft wird das ganze noch, wenn es sich um eine Situation handelt, die über viele Jahre besteht. Und/oder wenn das Umfeld leugnet, dass sie überhaupt besteht. Oder bestand.
QUOTE (sonnenstrahl @ 22.Jun.2008 - 14:14) |
Schmerz hingegen sehe ich als etwas Momentanes (in chronischen Fällen immer wieder Momentanes ..., mit dem es immer wieder einen Umgang zu finden gilt, bis der neue Umgang ein selbstverständlicher Umgang geworden ist.) |
QUOTE (mandelbäumchen @ 22.Jun.2008 - 15:22) |
Mir fehlt da noch was: 5. dass wir unsere körperliche und psychische Unversehrtheit, ggf. unser Leben bedrohenden Situationen ausgesetzt sind, die unsere Möglichkeiten damit umzugehen weit übersteigen. Ohne die geringste Chance, diese Erfahrungen zeitnah und begleitet zu verarbeiten. Verschärft wird das ganze noch, wenn es sich um eine Situation handelt, die über viele Jahre besteht. Und/oder wenn das Umfeld leugnet, dass sie überhaupt besteht. Oder bestand. |
QUOTE (malene @ 22.Jun.2008 - 16:18) | ||
Als ich intensiv Karate gemacht habe, hatte uns unsere Karatelehrerin gelehrt, den körperlichen Schmerz, der bei dieser Art von Sport sehr stark sein kann, wie von "aussen" zu beobachten, sich nicht in ihm "versinken" zu lassen. Nach einigen Monaten hatte ich es gelernt: der Schmerz war da, aber ich war ihm weniger ausgeliefert. Später versuchte ich, das gleiche mit seelischem Leid zu tun; wenn ich verletzt war, wenn es mir schlecht ging, stellte ich mich "ausserhalb" und sah mir selbst zu. Und siehe da, nach einiger Zeit verlor das Leid ein wenig an Macht über mich. |
QUOTE (malene @ 22.Jun.2008 - 17:18) |
Später versuchte ich, das gleiche mit seelischem Leid zu tun; wenn ich verletzt war, wenn es mir schlecht ging, stellte ich mich "ausserhalb" und sah mir selbst zu. Und siehe da, nach einiger Zeit verlor das Leid ein wenig an Macht über mich. |
QUOTE (mandelbäumchen @ 22.Jun.2008 - 17:11) |
Gelegentlich angewendet ganz brauchbar. Als Dauerlösung riskant. Pass auf, dass du dich nicht aussperrst! Passiert mir leider dauernd, und dann stehe ich neben mir und suche verzeifelt den Schlüssel. Und finde ihn dann manchmal gerade im Schmerz. |
QUOTE |
@sonnenstrahl Was durschnittlich und was extrem traumatisiert ist, lässt sich manchmal von außen schwer erkennen. |
QUOTE |
In jedem Fall ist die richtige Einstellung wichtig für den Verlauf, das bestreite ich nicht. Nur entsteht die nicht im luftleeren Raum. Es muss etwas da sein von außen, heilend und wegweisend, in Kombination mit der Möglichkeit es auch auf- und anzunehmen. Eine sehr kompexe Geschichte, finde ich. |
QUOTE |
Bei allen Bemühungen bleibt oft nur ein Leben auf Krücken. Aber auf Krücken lebt sich ja oft sehr glücklich. Nur ist das Vorankommen damit meist etwas langsamer und gelegentlich auch ermüdend . |
QUOTE |
Ich möchte keinem Menschen, die Schuld am eigenen Leid geben, so leicht mir selbst die Verletzung auch erscheinen mag. Wohl aber die Veranwortung für die Veränderung. Und mein Mitgefühl, wenn es trotzdem scheitert. Manchmal scheitere ich damit, menschlich anmaßend, wie ich nunmal bin. |
QUOTE (mandelbäumchen @ 22.Jun.2008 - 17:11) | ||
Gelegentlich angewendet ganz brauchbar. Als Dauerlösung riskant. Pass auf, dass du dich nicht aussperrst! |
QUOTE (malene @ 22.Jun.2008 - 18:59) | ||||
Wenn man diese Methode richtig anwendet, ist "Aussperrung" unmöglich. edit: ein r zu viel |
QUOTE (malene @ 22.Jun.2008 - 17:59) |
Wenn man diese Methode richtig anwendet, ist "Aussperrung" unmöglich. edit: ein r zu viel |
QUOTE (mandelbäumchen @ 22.Jun.2008 - 18:02) | ||||||
Dann hab ich sie wohl falsch angewendet. |
*Schluck*
Ich geh wohl besser mal eben raus ...
@mandelbäumchen Deine Ironie ist wohl nicht angekommen ...
@malene: Meinst du nicht, dass deine Haltung zur Unfehlbarkeit der von dir gepriesenen Methode ein wenig anmaßend und überdenkenswert ist?
Danke.
... und komme bald wieder.
@sonnenstrahl: jede Methode ist "fehlbar", wenn die innere Einstellung nicht stimmt. Und wenn mandelbäumchen (nicht nur in diesem Thread) so grosszügig ironische Bemerkungen austeilt, darf sie auch mal eine einstecken. Wobei diese letzte nicht unbedingt ironisch gemeint war, ich habe ganz ehrlich den Eindruck, dass mandelbäumchen sich bei ihrer Schmerzbewältigung "verrannt" hat, und das nicht seit heute. Wenn mein Denkanstoss nicht willkommen ist, darf sie ihn gern ignorieren.
@malene: Wäre ich Schiedsrichterin, ich würde dich hiermit für mindestens ein Spiel sperren lassen! Du haust hier ganz schön unter die Gürtellinie - und das öffentlich! Und obendrein ohne persönliche Einladung und vorheriges, klärendes Nachfragen, ob du mandelbäumchen richtig verstanden hast, bzw. wie sie etwas meint, was dir aufstößt. Nicht schön ...
edit: Mir ist bisher weder aufgefallen, dass mandelbäumchen "großzügig" ironische Bemerkungen um sich wirft, noch dass sie sich hier im Forum in irgendetwas "verrannt" hätte ... Vielleicht ist ihre Sicht der Dinge und ihre Art des Umgangs mit sich und anderen einfach ungewohnt für dich?
Es tut mir leid, wenn Du diesen Eindruck hast.
Und wir sind zum Glück nicht auf dem Fussballfeld.
Muss das sein?
"Ich-hab-immer-alles-im-Griff-Userinnen" hat dieses Forum nun wirklich zu Genüge ... es kann doch nicht sein, dass persönliche Antastbarkeit hier als Einladung verstanden wird, verletzt zu werden.
@ Malene: ich bin mir nicht sicher, ob ich Deine Anspielung richtig verstanden und auf die von Dir gemeinten Themen bezogen habe ... wenn ja, kann ich beim besten Willen nicht verstehen, wieso Du das jetzt nötig hattest
QUOTE (mandelbäumchen @ 22.Jun.2008 - 16:22) |
Mir fehlt da noch was: 5. dass wir unsere körperliche und psychische Unversehrtheit, ggf. unser Leben bedrohenden Situationen ausgesetzt sind, die unsere Möglichkeiten damit umzugehen weit übersteigen. Ohne die geringste Chance, diese Erfahrungen zeitnah und begleitet zu verarbeiten. Verschärft wird das ganze noch, wenn es sich um eine Situation handelt, die über viele Jahre besteht. Und/oder wenn das Umfeld leugnet, dass sie überhaupt besteht. Oder bestand. |
( )
Da es ja ursprünglich irgendwie darum ging
QUOTE (mandelbäumchen) |
Leben tut gelegentlich heftig weh, so what? |
QUOTE (LadyGodiva @ 22.Jun.2008 - 22:37) |
Ist Leid die Bewertung des Schmerzes, kann eine Lösung nur im Bedeutungswandel liegen. Entweder ist das Übel tatsächlich vernichtbar, oder es müssen Strategien gefunden werden, die Tatsache des Integritätsverlustes ins selbst eigene Leben zu integrieren, möglicherweise durch den weitaus höheren Schwellenschmerz einer Anerkunnung der Tatsache, verletzlich wie endlich zu sein. |
QUOTE (LadyGodiva @ 22.Jun.2008 - 22:37) |
Das klingt möglicherweise härter als es begriffen werden kann. Ist Leid die Bewertung des Schmerzes, kann eine Lösung nur im Bedeutungswandel liegen. Entweder ist das Übel tatsächlich vernichtbar, oder es müssen Strategien gefunden werden, die Tatsache des Integritätsverlustes ins selbst eigene Leben zu integrieren, möglicherweise durch den weitaus höheren Schwellenschmerz einer Anerkunnung der Tatsache, verletzlich wie endlich zu sein. Also, eigentlich... chronifiziertes Menschsein. |
....was aber ist, wenn ich den Schmerz so weit von mir verwiesen habe, dass ich gar nicht weiß, dass ich Schmerzen leide????...wenn es mir selbst nicht bewußt ist und ich einfach nur irgendwie auf irgenwas reagiere??????
Wenn ich mich so sehr schütze...und in diesem Muster gefangen bin..und gar nicht merke, was wirklich passiert?????
Dann solltest Du Dir vielleicht jemanden suchen der Dir helfen kann Dich wieder zu spüren....jemand der sich damit auskennt vielleicht....(weißt Du wie ich das meine?)
QUOTE (Lilly76 @ 23.Jun.2008 - 21:33) |
....was aber ist, wenn ich den Schmerz so weit von mir verwiesen habe, dass ich gar nicht weiß, dass ich Schmerzen leide????...wenn es mir selbst nicht bewußt ist und ich einfach nur irgendwie auf irgenwas reagiere?????? Wenn ich mich so sehr schütze...und in diesem Muster gefangen bin..und gar nicht merke, was wirklich passiert????? |
@shark
Tut mir gut, das zu lesen. Danke!
QUOTE (shark @ 24.Jun.2008 - 21:22) |
Aber das Marmeladenglas des Lebens lässt sich erst dann öffnen, wenn ich in der Speisekammer nicht in jedem Regal getarntes Rattengift erwarte. |
Danke für Eure Wertschätzung
und herzliche Grüße,
shark
Auch auf die gefahr hin hier etwas zu wiederholen. Folgendes fällt mir noch ein:
Ja ich denke Schmerz gehört zum Leben und ihn vermeiden zu wollen heisst das leben vermeiden zu wollen. Erfahrungen, die bereichernd, wertvoll sein können.
Aber man sollte den Schmerz auch aushalten können, sofern frau ihn den kommen sieht. Frau sollte ihre Grenzen kennen.
Wenn die Erde nicht nur bebt, sondern sich der Boden unter einem auftut, dann ist auch niemandem gedient.. wenn frau dann eben "weg" ist, verschluckt, suizidiert, was ja die letzte Konsequenz eines nicht aushalten können ist.
Oder wenn der Schmerz so große Narben hinterlässt, das frau an Beweglichkeit einbüßt.
Denn unterm Strich geht es ja darum sich weiterzuentwickeln und wenn der Schmerz zu groß wird, kann das, finde ich, auch hinderlich sein. Dann ist Vermeiden solange sinnvoll, bis sich etwas neues ergibt.
ich möchte an dieser stelle einfach mal meine wertschätzung und allergrösste hochachtung an alle hier mitduskutierenden damen aussprechen.
ich möchte euch danken für eure ehrlichkeit, offenheit und sensibilität.
ich lese hier von der ersten minute an mit und hätte wohl einen halben roman zum thema schmerz schreiben können.
dazu, wie menschen sich vor schmerz verschliessen, sowohl körperlichem als auch seelischem, weil sie sonst daran zugrunde gingen, anschliessend in ihrem eigenem "ich-halte-allen-schmerz-draussen" käfig gefangen sitzen und dann erst einmal techniken erlernen müssen, um sich aus diesem gefängnis, welches widerum schmerz, in form von isolation und ohnmacht verursacht, zu befreien.
aber ich entschied mich nur zu lesen und (weiterhin) zu lernen.
dieser thread brachte mich in den letzten tagen einerseits ganz oft zum weinen, andererseits zeigte er mir immer wieder auf, wie weit ich schon bin.
mandelbäumchen, dir gilt mein besonderer dank, für deine weisen worte:blumen2:
danke für diesen thread
lg, pandora
edit...körperlichem und seelischem ergänzt
QUOTE (Bilana @ 24.Jun.2008 - 22:33) |
... Oder wenn der Schmerz so große Narben hinterlässt, das frau an Beweglichkeit einbüßt. Denn unterm Strich geht es ja darum sich weiterzuentwickeln und wenn der Schmerz zu groß wird, kann das, finde ich, auch hinderlich sein. Dann ist Vermeiden solange sinnvoll, bis sich etwas neues ergibt. |
@pandora
Dankeschön
QUOTE (Bilana @ 24.Jun.2008 - 22:33) |
Denn unterm Strich geht es ja darum sich weiterzuentwickeln und wenn der Schmerz zu groß wird, kann das, finde ich, auch hinderlich sein. Dann ist Vermeiden solange sinnvoll, bis sich etwas neues ergibt. |
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