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Die gute alte Küche - in neuem Gewand _ Coming-out und andere LesbenLebenslagen _ Lesbisch, Queer, Bi, non binäre Menschen

Geschrieben von: Hortensie am 23.Aug.2021 - 14:26

Ich weiß nicht, ob es am Wandel der Zeit oder der Wahrnehmung liegt.
Mir fällt mittlerweile auf, dass sich immer weniger Frauen als lesbisch definieren. Die meisten definieren sich als queer oder als Femmes und Butches. Bei den beiden letztgenannten ganz oft auch als "non binäre".
"Non binär" weil es keine Spiegelung in der patriachialen, heteronomativen Gesellschaft für das eigene Empfinden gibt.

Geschrieben von: Pirola am 23.Aug.2021 - 18:31

Jetzt mal ganz naiv gefragt : Sind Femmes und Butches denn nicht mehr gleichzeitig auch lesbisch was.gif ?

Geschrieben von: Hortensie am 23.Aug.2021 - 21:07

ZITAT(Pirola @ 23.Aug.2021 - 18:31) *
Jetzt mal ganz naiv gefragt : Sind Femmes und Butches denn nicht mehr gleichzeitig auch lesbisch was.gif ?


Das dachte ich auch immer. Eine jüngere Frau hat es mir so erklärt:
Dadurch, dass es keine Gendervorbilder sei es eigentlich so,dass Sie eine nonbinare Butch begehrende Femme sei.

Ich finde es komplex so zu denken. Und ja, Sie hat sich auch als Cis Frau definiert. Ich finde das alles ziemlich kompliziert....

Geschrieben von: Lucia Brown am 24.Aug.2021 - 14:57

ZITAT(Hortensie @ 23.Aug.2021 - 22:07) *
Ich finde es komplex so zu denken. Und ja, Sie hat sich auch als Cis Frau definiert. Ich finde das alles ziemlich kompliziert....

Ich finde das auch sehr kompliziert. Was ist denn eine Cis Frau? Muss ich das eigenlich wissen? Cis-Dur oder Cis-Moll kenne ich, aber Cis Frau?

Oh, soviele Fragezeichen???

Geschrieben von: Hortensie am 24.Aug.2021 - 15:08

Cis Gender ist die Differenzierung zu Trans....
....kommt als Begriff aus Se...alwissenschaft.

Geschrieben von: Hortensie am 24.Aug.2021 - 15:15

Die Diskussion um Cis oder Trans ist im Moment aber nicht das Thema.

Ich finde die queer Diskussion im wesentlichen spannender, weil es offenbar leichter ist, sich als queer als lesbisch zu bezeichnen.
Warum das so ist?

Vielleicht um einer möglichen Stigmatisierung zu entgehen.

Geschrieben von: Hortensie am 24.Aug.2021 - 15:41

Die Bezeichnung " Non Binar" finde ich persönlich auch für mich gut,weil es mich aus dem Genderterror der heteronomativen Gesellschaft raus nimmt und mich mein eigenes Gender inklusive Verhaltensweisen/Kleidungsstil dadurch definieren kann. Es hat ein Gefühl von Freiheit.

Geschrieben von: Lucia Brown am 24.Aug.2021 - 15:59

ZITAT(Hortensie @ 24.Aug.2021 - 16:15) *
Ich finde die queer Diskussion im wesentlichen spannender, weil es offenbar leichter ist, sich als queer als lesbisch zu bezeichnen.
Warum das so ist?

Vielleicht um einer möglichen Stigmatisierung zu entgehen.

Es ist möglich, dass du dir die Antwort bereits selber gegeben hast.

Gibt es eine Statistik darüber welche Altersgruppe sich als Queer bezeichnet? Gibt es Zusammenhänge zu größeren Städten?

Hier in der Kleinstadt kenne ich kaum solche Diskussionen. Ab und an hängt mal ein Plakat zu einer Queer-Veranstaltung. Allerdings ganz selten.

Geschrieben von: Hortensie am 24.Aug.2021 - 16:45

@Lucia B.: Nein, ich kenne keine konkrete Statistik dazu. Es ist mir nur allgemein im Internet und in Gesprächen mit Frauen zwischen 28 und 58 Jahren aufgefallen. Ob das eine Diskussion in größeren Städten ist, weiß ich auch nicht.


Geschrieben von: Lucia Brown am 24.Aug.2021 - 19:46

ZITAT(Pirola @ 23.Aug.2021 - 19:31) *
Jetzt mal ganz naiv gefragt : Sind Femmes und Butches denn nicht mehr gleichzeitig auch lesbisch was.gif ?


nein, sind sie nicht. Schau mal hier:https://100mensch.de/lexikon/butch-und-femme/

In diesem Online-Lexikon sind noch weitere Begriffe aufgeführt und erklärt.

Geschrieben von: Pirola am 24.Aug.2021 - 20:09

Also ist eine nicht lesbische Butch ein Mann - oder ist das dann zu genau festgelegt und zu "binar" , wenn ich wenigstens den Begriff richtig verstanden habe ?
Ich frage mich , warum das alles so extrem kompliziert und verästelt ist ? So überaus politisch korrekt . Da hätte ich dauernd Angst , was Falsches zu sagen , wen zu diskriminieren .

Geschrieben von: Lucia Brown am 24.Aug.2021 - 21:12

ZITAT(Pirola @ 24.Aug.2021 - 21:09) *
Ich frage mich , warum das alles so extrem kompliziert und verästelt ist ? So überaus politisch korrekt . Da hätte ich dauernd Angst , was Falsches zu sagen , wen zu diskriminieren .

Das geht mir auch so. Jetzt komme ich mir schon vor, wie eine alte Oma, wenn ich mich daran erinnere, dass wir in Münschen bei den ersten Frauendemos gesungen haben: Wir sind die Homosexuellen Frauen .... Das Lied ist von den Flying Lesbians.

Wir hatten es mit viel einfacher, finde ich. Oder?

Kennt hier noch eine dieses Lied? Hier ist der ganze Text.

https://lyricstranslate.com/de/flying-lesbians-wir-sind-die-homosexuellen-frauen-lyrics.html

Geschrieben von: Pirola am 25.Aug.2021 - 09:52

Ja , Lucia ,
das war meine erste Platte mit lesbischer Musik . Damals hatten die "typischen Lesben" scheinbar
alle so tiefe Stimmen wie bei diesem Song . Ich freute mich , dass er immerhin mehrstimmig war .
Immer wieder ist es mir so gegangen , dass ich es schade fand , dass frauenpolitische / lesbische Interpretinnen /
Künstlerinnen und Literatinnen ehrlichgesagt meist nicht so versiert waren wie Männer .
Carolina Brauckmann aber ist z.B. ein Gegenbeweis .
Nochmal zu den tiefen Stimmen : ich wurde wegen meiner hohen Stimme immer ausgegrenzt .
Und das dürfte heute so nicht mehr passieren , denn ich könnte mich dann ja gut in einen dieser vielen Zwischenbereiche
einordnen , in denen ich wild und aggressiv , behaart und gleichzeitig zartstimmig sein kann wink.gif


Geschrieben von: McLeod am 25.Aug.2021 - 22:20

ZITAT(Hortensie @ 24.Aug.2021 - 16:15) *
Vielleicht um einer möglichen Stigmatisierung zu entgehen.


Findest Du, lesbisch ist noch sonderlich stigmatisiert? Ich finde, queer und lesbisch geben sich da nix, das sind gesellschaftliche Positionen, für die wenig Platz in der Gesellschaft ist und um die herum sich verschiedene Gemeinschaften bilden, die sich manchmal überlappen und manchmal sehr fremd zu sein scheinen. Wenn ich jetzt beides als Identität betrachte.

Wenn ich beides politisch betrachte, sind es beides nicht vorgesehene, widerständige Positionen. Die eine in einem binären Selbstverständnis ankernd - und dann auch wieder nicht, wenn ich die Abgrenzung FrauenLesben sehe, die aber eben auch eine solidarische Gemeinschaft beschreibt. Und queer ist intersektional solidarisch und dort "werfen" sie regelrecht mit Positionen und Labeln um sich, verstehen "lesbisch" allein als sexuelle Orientierung und nicht als autonome Position im Kampf gegen das Patriarchat. Weil mehr Positionen und Orientierungen, Selbstausdrücke usw angeboten werden, ist "lesbisch" dann auch nur eins unter vielen. Aber Politisch geht es um das Recht auf ein gewaltfreies, sepbstbestimmtes Leben und das Ende unterdrückerischer Strukturen und theoretisch ist es ja auch das, was eine feministische Bewegung von sich sagt. Oder eine Politlesbe.

Warum das nicht als konsekutive Generationen innerhalb einer Bewegungsfamilie gesehen wird, sondern als "komplizierte, fremde Kultur" ankommt - naja, passt vielleicht genau zum Thema "Generation". Die Lücke ist manchmal sehr groß und das einander nicht-Verstehen auch.

Mir persönlich ist der Umgang mit Kategorien und Labeln in jüngeren Gemeinschaften zu vereinfacht hier und da. Gleichzeitig neide ich ihnen durchaus die Bandbreite ihrer Möglichkeiten, sich selbst auszudrücken. In meiner Pubertät gab es nur Mann, Frau, homo und hetero. Und noch irgendwas Nebulöses jeweils "dazwischen" (bi und inter). Es gab trans, aber auch nur als bemitleidenswerte psychische Besonderheit. Und das war es. Obwohl es nicht diese rosa-hellblau-Vermarktung gab, war alles auf eine gewisse Weise simpel und geordnet und Butch/Femme eine komplexe Hochkultur in alledem.

Ich finde, da stecken sehr viele Ebenen drin. Vom Selbstausdruck über die Identität auch im Sinne von Zugehörigkeit. Junge Queers sind sehr offen für vielfältige Gruppen und Gemeinschaften und sie schaffen sich anders Schutzräume, indem sie auf Mehrfachmarginalisierung achten und Rücksicht zu nehmen versuchen. Oder indem sie viel mehr zu Konsens und Kommunikation miteinander verhandeln, als ich es gewohnt war und bin. Während ich dort kein Unverständnis über lesbische Mitstreiter*innen erlebe (weil sie ja mittenmang sind), erlebe ich Fragen und Threads wie diesen hier in bestehenden lesbischen Sphären durchaus häufiger. Wobei ich am meisten zu Queerness von älteren Lesben gelernt habe. Also die Hintergründe und Abstraktionen, nicht die Nutzung des Labels oder der Selbstbezeichnung. Aus queerer Sicht sind Lesben und lesbisch zu leben eine valide queere Lebensform. Nicht vorgesehen. Strukturell unterdrückt. Von Gewalt bedroht und betroffen. Auch von sozialen Ungleichheit qua System. (Soweit ich es verstehe, ich bin ja nun auch nicht mehr jung, Ber ich hab den Kram auch nie studiert und eher aus dem Leben.und dem Miteinander, als aus.Büchern gelernt.)

gruebel.gif McL

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