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Die gute alte Küche - in neuem Gewand _ Coming-out und andere LesbenLebenslagen _ Wofür man lebt....

Geschrieben von: Sin am 15.Jul.2010 - 21:42

Wofür lebt ihr?

Die Antworten hierauf gehen bei den Menschen in meinem Umfeld stark auseinander.
Und sind so banal, wie es meiner Meinung nach bei (fast) keiner jungen Generation war...

Sachen wie Beruf, Religion und Glaube, Familie und Kinder sind die meisten Antworten, die ich wohl in meinem Umfeld bekommen würde.
Einige schauen mit leerem Blick auf und verstumpfen in einem Leben, welches dem "Ich lebe um nicht tot zu sein"-Prinzip folgt.

Woran glauben wir noch? Wer setzt sich noch für was ein?
Bedingt es einer religiösen und persönlichen Enstellung, die das ganze entweder auf die simple Befriedigung der eigenen Bedürfnisse reduziert oder gibt es etwas darüber hinaus?

Unsere Regeln und Gesetze lassen uns in den sozialen und staatlichen Beschränkungen agieren.
Für Fussball gehen wir auf die Straße. Für ein vernünftiges Steuersystem nicht.
Woraus reslutiert die Grundsatzfrage nach der Herkunft solcher Regeln?

Oder lebt der Einzelne heute nur noch dafür, wofür er sterben würde?

Geschrieben von: Sinai78 am 15.Jul.2010 - 22:33

Hi Sin

Interessante Fragen die Du da gestellt hast. Direkt formten sich folgende Gedanken in meinem Geist :
Ich lebe für das Leben. Ich lebe, um bereichernd zu sein, Freude zu schenken, Liebe zu geben. Ich lebe, um zu schützen was mir gelingt zu schützen. Ich lebe um zu mich an dieser Welt zu beteiligen, so gut ich das in meinem jeweiligen Entwicklungsstand überhaupt kann. Ich lebe, weil ich etwas zu geben habe- nämlich mich.
Ich habe keinen Glauben, nein ich habe das Wissen, das ohne Interesse an dem Leben es keines (mehr) ist. Lebendig sein, sich einbringen das sind richtige Wege. Wegschauen, Abschalten (aus meiner Sicht) die die unweigerlich Richtung Tod führen. Den Seelentod. Zu leben heißt nicht, ständig haben wollen, ständig zu nehmen. Leben heißt geben, schenken, Gutes tun. Und über die eigenen Begrenzungen zu blicken und das Gesamte im Blick zu behalten. (Think global act local?) auch wenn die eigene (finanz.) Not hin und wieder dem entgegen zu stehen scheint. Aufbauen nicht "nach unten treten" ist ebenfalls Leben.

LG Sinai


Geschrieben von: käferle am 15.Jul.2010 - 23:30

Guten Abend Sin,

danke für diesen Thread - ich finde, Du schneidest damit ein sehr wichtiges und interessantes Thema an, das mich ebenfalls häufig beschäftigt

ZITAT(Sin @ 15.Jul.2010 - 22:42) *
Für Fussball gehen wir auf die Straße. Für ein vernünftiges Steuersystem nicht.

thumbsup.gif
Für mich einer der klügsten Sätze, die ich in letzter Zeit gelesen habe! (besonders in Anbetracht des derzeitigen politischen Klimas)

Ich persönlich lebe vor allem dafür, Dinge zum Positiven hin zu verändern. Mich hat insbesondere schon immer der rücksichtlose und grausame, z.T. gleichgültige Umgang mit Tieren und Natur beschäftigt, den der Mensch in seiner irrwitzigen Selbstwahrnnehmung als Krone der Schöpfung an den Tag legt. Und ich wusste früh, dass ich dagegen etwas unternehmen will. Ich war daher schon als Kind im Bereich karitativer Tierschutz, Tierrechte und Umweltschutz aktiv, zum einen ehrenamtlich, zum anderen hatte ich aber auch das große Glück, Tieren zu helfen zu meinem Beruf machen zu können. Ich finde es sehr wichtig, sich - auch wenn es einem selbst mies geht - ins Gedächtnis zu rufen, wie viele Menschen und Tiere sehr viel schlimmer dran sind als wir und dass diese unsere Hilfe brauchen. Diese Einstellung ist für mich nicht religiös motiviert (ich bin überzeugte Atheistin), sondern hat ihre Grundlage in Empathiefähigkeit und Mitgefühl (daher schätze ich Schopenhauers Philosophie auch sehr).

Ich bedauere oft, dass so viele Menschen vor allem für sich selbst und die Erfüllung ihrer eigenen (mir oft trivial erscheinenden) Bedürfnisse leben und es nicht schaffen, über ihren eigenen Gartenzaun hinauszublicken und auch Verantwortung für andere zu übernehmen (z.B. schon ganz einfach in Form von bewusstem Verbraucherverhalten - Fairtrade, vegan/vegetarisch/bio/artgerechte Tierhaltung, Vermeidung von Kleidung aus Kinderarbeit etc., regionale Produkte statt global player - es gibt so viele Möglichkeiten, als Einzelne Einfluß zu nehmen!!!). Und ich wünsche mir oft, dass Dinge wie Mitgefühl, Altruismus, Ehrenamt und Hilfsbereitschaft einen höheren Stellenwert in dieser Gesellschaft hätten - also einfach mal sich selbst zurückzustellen, um das Leben anderer Menschen und Tiere ein Stück schöner und lebenswerter zu machen und natürliche Ressourcen zu schonen.

Käfer wavey.gif

Geschrieben von: McLeod am 16.Jul.2010 - 00:27

Natürlich will ich täglich die Welt verbessern. Und angehimmelt werden dafür biggrin.gif

Und mich ein Stück weiter selbst finden - bis auf die 5 Minuten, nachdem ich mal wieder aus der Teetasse mit "Life isn't about finding yourself, but creating yourself!" getrunken habe. Die Wirkung ist leider eben nur temporär.

Mein Alltag ist ein steter Balance-Akt zwischen der Autosuggestion, ich können tatsächlich die Welt und Gesellschaft ein paar Gramm schöner machen und der Erkenntnis, dass ich gleichzeitig so viel dazu beitrage, sie zu belasten, auszubeuten und ein selbstzentrierter und -gerechter Mensch zu sein, bei alledem. Mir fehlt eine gewisse Demut - sicherlich herleitbar aus der Biographie. Aber was nützt es...? Es wird davon ja nicht besser. Ich lebe dafür, diese Spannung zu er- und überleben, zwischen Gut-Sein-Wollen und Mensch-Sein-Müssen.

Und manchmal lebe ich dafür, nachts irgendwelche skurrilen Forenbeiträge zu schreiben, bei denen ich meist schon einen Tag später nicht mehr weiß, was für ein Dämon mich dabei geritten hat.

roetel.gif
McN8

Geschrieben von: meandmrsjohns am 16.Jul.2010 - 09:05

Für Fussball gehen wir auf die Straße. Für ein vernünftiges Steuersystem nicht.


... "gebt dem Volk Brot, Wein und Spiele und es wird nicht aufbegehren" patsch.gif


Zum Thema wofür Lebst du?
Als kleines Kind dachte ich, wenn ich groß bin, und alle anderen Kinder auch, machen wir alles besser als die Erwachsenen. das Müll,- und Klimaproblem lösen, den Hunger in der Welt beseitigen etc.....
Naja, und dann wird man älter und hat seine eigenen Sorgen. Erste Liebe, Lehrstelle suchen usw. Heute weiß ich: ich kann die Welt nicht retten, muss ich auch nicht. Kein Mensch verlangt das von mir. Ich schaue auf meinen nächsten. Ich mache meinen Job täglich so gut ich kann und das gerne. Ich gucke die Welt an und finde sie sehr schön. Unser Schöpfer hat da etwas wunderbares geschaffen, und ich erfreue mich stets daran. Woran ich mich nicht erfreue ist, wie die Menschen damit umgehen. Aber da kann ich nix für. Die Menschen kann man nicht ändern.
Ich lebe um glücklich zu sein.
Ich versuche mich selber glücklich zu machen. Das gelingt mir recht gut. Ich möchte unabhängig von Menschen und Dingen sein.
Ich lebe um zu Leben.
Denn das Leben ist lebendig. Leben heißt akzeptieren. Egal ob man arm oder reich, krank oder gesund, jung oder alt ist. Es ist wie es ist. Wenn man immer schaut was der andere hat, wird man nie zufrieden sein. Die anderen sind immer schöner, reicher, gesünder, glücklicher. Dem nachzustreben ist in meinen Augen verkehrt. So wie es ist, ist es gut, sonst wäre es anders.
Wenn ich hier nicht gerne wohnen würde, und denken: "hmm, in einer anderen Stadt wäre es bestimmt viel besser", habe ich zwei Möglichkeiten. Enweder ich ziehe um, oder ich bleibe wo ich bin und bin damit zufrieden.
Wenn ich denke "mit einer anderen Frau wäre ich bestimmt viel glücklicher", kann ich sie verlassen oder bleibe und bin zufrieden. Alles andere wäre Selbstzerfleischung. Ich habe mein Leben selbst in der Hand!
Das gleiche ist auf Job, und alles andere anzuwenden. Wenn etwas nicht passt, kann ich es ändern. Ändere ich nichts, bin ich zufrieden und ärgere mich nicht! Was ich nicht ändern kann, z.B. ein amputiertes Bein, muss ich akzeptieren! Ich habe keine andere Wahl. Das Bein wächst nicht nach!
Ich habe täglich mit alten, kranken Menschen zu tun. Es ist manchmal verblüffend was man von 90 jährigen alles lernen kann!

Das Leben ist wirklich so einfach. Ich habe es ausprobiert rolleyes.gif
Und wenn mir etwas unklar ist, frage ich Gott. wink.gif

Einen schönen Tag Euch allen flowers.gif

Geschrieben von: Sägefisch am 16.Jul.2010 - 09:47

Ich glaube dass nur sehr wenige Menschen "für etwas" leben, und schon gar nicht für Steuersysteme.

Zunächst lebt man eben, hoffentlich nicht zu überfrachtet. Und in diesem Leben tut und lässt man. Bei mir ist das bislang stark in Phasen aufzuteilen, die sich meistens irgendwie darum drehten mit mir selbst einen Schritt weiterzukommen, mich aus-zu-bilden. Derzeit steht eher der physische Rahmen für die nächsten vielen Jahre Leben im Mittelpunkt, der geschaffen sein will. Maslow (im Grabe) umgedreht, um ihn wieder auf die Füsse stellen zu können.

Und ich habe sicher besonderes Glück gehabt, dass ich auf einem recht grundlegenden Niveau anfangen muss(te) - das ist ja nicht gerade das Stammrevier wadenbeissender Sinnfragen.

Das bezieht sich also durchaus alles sehr auf mich selbst, wirft aber nebenbei (nicht beiläufig) auch für mir liebe Menschen was ab. Liesse es sich zusammenfassen, es hiesse wohl: Wachsen, bestehen, aufbauen und teilen.

Geschrieben von: sonnenstrahl am 16.Jul.2010 - 10:30

Wofür ich lebe?
Weit weniger um die Welt besser zu machen, als um ihr Bestes zu entdecken.
Ebenso wie ihr Schrecklichstes.
Je mehr ich dieser Frage nachspüre, umso mehr merke ich:
Alles in Allem lebe ich um zu staunen.
Um das Geschenk meines Da-Seins wirklich zu erleben, zu erfühlen, zu entfalten, zu durchleiden, auszukosten.
Um Erfahrungen zu machen:
Mit dem, was durch mich lebt.
Mit mir.
Mit meinen Sinnen, meinem Denken, meinem Fühlen, meinem Agieren und Reagieren zwischen Hingabe und Widerstand.
Mit dem, was mir begegnet.
Mit dem, was zwischen mir und dem, was mir begegnet, entsteht.
Immer wieder jetzt.
Für nicht mehr und nicht weniger.
Das ist viel.
smile.gif

Geschrieben von: shark am 16.Jul.2010 - 16:26

Es fällt mir schwer, die Frage, wofür ich lebe, zu beantworten.
Denn ich lebe wohl nicht zu einem höheren Zweck, sondern vornehmlich, weil es mich eben gibt. Weil ich vor 41 Jahren geboren wurde und bis heute noch am Leben bin.

Natürlich fülle ich mein Dasein mit Sinn, wo mir das möglich ist. Oder besser: ich bin auf der Suche nach dem, was mich glücklicher, mein Leben erfüllter, mein Dasein nützlicher macht - für mich und Andere.

Lange Jahre habe ich vor allem "für" meine Kinder gelebt. Dafür, dass es ihnen gut ging, dass sie zu an Leib und Seele gesunden Menschen heranwachsen konnten. Das hat mir so etwas wie "Erfüllung" geschenkt.
Genauso wie die Beziehung zu meiner Frau und zu meinen FreundInnen.

"Nebenbei" hatte ich natürlich immer auch andere Anliegen.
Ich bin ein sozialer Mensch und habe möglichst immer versucht, die Welt um mich herum nicht nur für mich selbst besser zu machen.
Ich habe junge Mütter betreut, Kinder aus "schwierigen" Familien, homosexuelle Jugendliche...
Das alles habe ich, so denke ich, aus einem tiefverwurzelten "Gerechtigkeitssinn" getan - weil ich wollte, dass es diesen Menschen (auch)gut geht, dass sie (auch) Hilfe bekommen, sich nicht allein fühlen müssen.

Es scheint aber, als habe ich allzuoft mich selbst vergessen.

Meine Kinder sind nun groß, manches Ehrenamt, manches berufliches Engagement hat sein Ende gefunden.

Und ich habe mir fest vorgenommen, zukünftig ein wenig mehr das zu tun, was sonnenstrahl in ihrem Beitrag beschreibt: auskosten, staunen, erleben.
Und mich nicht schlecht fühlen, nur weil ich es mir gutgehen lasse, (auf) mich achte, nicht immer zuerst an Andere denke.

Ich will "für das Leben leben". Aus reiner Neugier und Lust.


shark

Geschrieben von: Lucia Brown am 17.Jul.2010 - 08:04

Heute Morgen, in der Stille des Tages, als es noch so leise vor sich hinregnete und die Vögel sehr zaghaft zu singen begannen, begegnete mir ein Zitat von Alberbert Schweitzer:

"Ich bin das Leben, das leben will; umgeben vom Leben, das leben will."


Liebe Grüße

Lucia B. morgen.gif

Geschrieben von: dandelion am 17.Jul.2010 - 11:46

Für die Menschen, die mir am Herzen liegen.
Um Klischees zu zergrinsen.
Um zu sehen, was die anderen nicht sehen, und davon zu erzählen.
Um Geschichten von denen zu hören, die sehen, was ich nicht sehe.
Für den Spaß am Verstehen, für den Eifer auf der Suche danach.
Für Sonne auf dem Bauch und Regen auf der Nase. (nicht gleichzeitig biggrin.gif )
Für den Geschmack von Pesto und Himbeereis und warmen Brötchen und und und... und für das zufriedene Gesicht erfolgreich bekochter Mitmensch(inn)en.
Für Schöpferfreude nach langem Basteln.
Für tanzen bis die Knie quietschen.
Für das Leuchten in den Augen anderer, wenn sie voll in ihrem Element sind.

Jedenfalls für ne ganze Menge. Sind alles keine großen Heldentaten, aber wenn alle nach den Sternen greifen würden, würd sich niemand mehr um bunten Bodendecker kümmern - vom Stau im Luftraum ganz zu schweigen biggrin.gif

Geschrieben von: Sinai78 am 17.Jul.2010 - 12:48

@Dandelion

ZITAT
aber wenn alle nach den Sternen greifen würden, würd´ sich niemand mehr um bunten Bodendecker kümmern
Ich finde, Bodendecker sind ohnehin oft sehr schön- die müssen noch nicht mal bunt sein smile.gif Schön gesagt jedenfalls flowers.gif ...

@LuciaBrown
ZITAT
Heute Morgen, in der Stille des Tages, als es noch so leise vor sich hinregnete und die Vögel sehr zaghaft zu singen begannen
Oh ja, auch dafür lebe ich sehr sehr gerne. Eben so ganz schlichte "unaufällige" "selbstverständliche (?!) Dinge..

Überhaupt sind hier sehr sehr schöne Gedanken/Antworten zustande gekommen wub.gif

Sinai78

Geschrieben von: Sin am 17.Jul.2010 - 13:34

Hallo!

Danke für eure Antworten.

Meine Antwort früher war:
Ich lebe nur für das, wofür ich sterben möchte.

Heute betrachte ich das etwas differenzierter.
Ich lebe nicht mehr in den Tag hinein, habe gefestigte Riutale und Menschen um mich herum.

Dennoch verabscheue ich Menschen, die mit ihrem kleinen Leben nichts anzufangen wissen. Die einfach und schlicht existieren. Die nicht fähig sind, etwas tiefer in sich hineinzuhorchen und nachdenken, welchen gesellschaftlichen Beitrag sie beisteuern könnten.
Solche Menschen verkriechen sich abends um 20:15 Uhr auf ihr Sofa und lassen sich von irgendwelchem Mist berieseln - UND DAS JEDEN TAG!
Das ist doch die reinste Verschwendung.

Ich habe diese Frage einigen Menschen in meinem Umfeld gestellt:
Die Antworten waren sehr unterschiedlich.
Von " Ich mag jetzt nicht darüber nachdenken"

oder "Für dies und für jenes"
"und was ist dies und jenes"
"Keine Ahnung. Ich lebe halt"

Und meist sind das Leute, die auch auf nichts in ihrem Leben zurückblicken können außer auf ihre 1.000 Filme, die sie bis jetzt gesehen haben. huh.gif



Geschrieben von: dandelion am 17.Jul.2010 - 14:07

ZITAT(Sin @ 17.Jul.2010 - 14:34) *
Dennoch verabscheue ich Menschen, die mit ihrem kleinen Leben nichts anzufangen wissen.

ZITAT(Sin @ 17.Jul.2010 - 14:34) *
Die einfach und schlicht existieren.

ZITAT(Sin @ 17.Jul.2010 - 14:34) *
Die nicht fähig sind, etwas tiefer in sich hineinzuhorchen und nachdenken, welchen gesellschaftlichen Beitrag sie beisteuern könnten.

ZITAT(Sin @ 17.Jul.2010 - 14:34) *
Solche Menschen verkriechen sich abends um 20:15 Uhr auf ihr Sofa und lassen sich von irgendwelchem Mist berieseln - UND DAS JEDEN TAG!

ZITAT(Sin @ 17.Jul.2010 - 14:34) *
Und meist sind das Leute, die auch auf nichts in ihrem Leben zurückblicken können außer auf ihre 1.000 Filme, die sie bis jetzt gesehen haben. huh.gif

Ist das für dich ein automatischer Zusammenhang, eine Auflistung verschiedener Dinge, die du ausnahmslos verabscheust oder ein Zusammenkommen für dich unangenehmer/unverständlicher Eigenschaften, das erst als Konglomerat Abscheu verursacht?

Abscheu ergreift mich eher, wenn jemand ein Menschenleben verächtlich als "klein" bezeichnet. Daher frage ich lieber nach, ehe ich auf Grund eines Mißverständnisses zurückschieße...

Geschrieben von: Joey am 17.Jul.2010 - 14:10

Sorry, aber von Abscheu zu sprechen, finde ich da ganz schön heftig. Es gibt nun einmal Menschen, die sich keine großen Gedanken machen und froh sind, wenn sie das auch nicht tun müssen. Jeder hat doch das Recht, das für sich als wichtig zu erachten, was er möchte. Und wir haben da alle unsere Daseins-Berechtigung.
Ich kann es vielleicht nicht nachvollziehen, wenn sich Jemand nicht so recht Gedanken über und für sein Leben macht, aber das nehme ich genauso hin. Menschen sind eben unterschiedlich.


Früher hätte meine Antwort auf die Frage, wofür ich lebe, anders geklungen als heute. Damals habe ich vielleicht offensichtlich mehr für Andere gelebt, als für mich. Und manche Erfahrung davon mag ich nicht missen. Es ist schön, Anderen zu helfen, für sie da zu sein. Das bin ich heute immer noch, jedoch auf andere Art und Weise - dafür umso authentischer und ehrlicher. Bedingungsloser.

Wofür ich nun lebe?
Für's Leben. Für's Lachen.
Für meine Familie.
Für meine Freunde.
Für schöne und intensive Gespräche.
Für Flausen im Kopf und kleine Neckereien.
Für gute Bücher. Für schlechten Geschmack. biggrin.gif
Für das Entdecken der kleinen Wunder und das jeden Tag auf's Neue.
Für leuchtende Kinderaugen.
Für meinen Blutspende-Freitag, an dem ich danach immer meiner Oma einen Besuch abstatte.
Für ein kleines, großes "Ich hab Dich lieb".
Für's Türe Aufhalten und Aufstehen im Bus/Wartezimmer, damit Andere sich setzen können.
Für nächtliche Telefonate, wenn Jemand ein offenes Ohr braucht.
Für spontane Jam-Sessions am Rhein.
Für einen leckeren Kakao und ein Glas Rotwein in trauter Zweisamkeit auf dem Balkon.
Für Helfen im Kleinen, das keines großen Aufsehens und Stolzes bedarf, um wahrgenommen und geschätzt zu werden.
Für Lächeln und Dankbarkeit.

Es sind mittlerweile viele Dinge, die mein Leben bereichern und es lebenswert machen. Dinge, die mir gut tun. Dinge, die Anderen gut tun.
Ich brauche nicht weiter aufzulisten, wofür ich lebe. Ich lebe... und das endlich wieder mit Leidenschaft, Lust, Freude und Spaß daran. Alles Andere ergibt sich daraus. smile.gif

Joey, die auch eine beinahe heimliche Filmleidenschaft hegt. Denn auch für Diese lebe ich. Nicht jeden Tag, aber wenn, dann sehr gerne. wink.gif

Geschrieben von: Sinai78 am 17.Jul.2010 - 14:16

Nun ja, man kann Menschen nicht "bekehren" dennoch kann man Ihnen Impulse bieten, oder (noch besser) ihnen vor-leben wie es auch anders gehen könnte. Dies wiederum funktioniert aber auch nur bei Denen, die eh wenigstens im Grundfundament offen + interssiert sind. Einen Film wie "Nomaden der Lüfte" wird sich ein Jäger anders anschauen als ein Mensch der ein gesundes Grundempfinden zu Menschen und Tieren hat, das besagt das keinem Lebewesen, aus welchem Grund Weh und Schmerz (bewusst und am besten auch nicht unbewusst) angetan werden darf unsure.gif Er wird die (gesellschafts) kritischen "Untertöne" vermutlich gar nicht mitbekommen und, nachdem er die nächste Wildgans aus einem (Familien)gefüge vom Himmel geschossen hat sich immernoch und immerwieder als "Naturschützer" bezeichnen. Und glaubt sich damit im Recht. Diese "Sorte" Mensch kann man nicht beeinflussen und ich gebe zu diesen Menschen gegenüber durchaus eine Form von Abscheu, wenigstens Gegenwehr entgegenzubringen. Impulsartig. Ein Gefühl von Ungerechtigkeit und der Mißachtung des Lebens. Woher das kommt- warum dieses bei so Einigen fehlt- ich weiß es nicht. Ich werde auch nie "dahinterkommen".

Nun, ich habe ebenfalls einige Filme gesehen, aber auch zu handeln wo man kann ist damit durchaus nicht ausgeschlossen. Wobei ich ebenfalls nciht verstehen kann wie Jemand z.b. Schlachtiertransporte oder "Nutzierhaltung" angreift, dann nicht wenigstens seinen Fleichkonsum um ein Minimum reduziert. Viele denken: ach , solange es mich selbst nicht betrifft.. gruebel.gif In Anbetracht aber, dass alles (nur??) Bindegleider eines großen Ganzen sind, SIND wir immer auch (mit)betroffen! (sieht Film: Earthlings). Also wenn man denn schon sieht muss man auch Etwas damit tun. Alles Andere bleibt leeres Gerede. Und vom "Gutreden" wird es bekanntlicherweise nicht gleichsam gut. Klar kann man abschalten- muss man vielleicht auch ab und an um das aushalten zu können. Aber eben nicht auf Dauer..Was man nicht sieht (nicht sehen will) ist trotzdem noch DA. Und viele Tropfen auf einem heißen Stein bilden u. Umständen einen Wasserfall - oder viele Wassertropfen ein Meer-mal so versinnbildlich dargestellt. Man sollte es wenigstens versuchen. Alles Andere ist m.e. purer Egoismus. Und was nützt der sog. "Selbsterhaltungstrieb" wenn das nächste Kernkraftwerk (mal wieder) ein bisschen "aus der Form" läuft?? Was machst Du dann mit all Deiner Materiellen Anhäufung? Erfüllt diese dann noch irgendeinen Sinn?

Der größte Beitrag ist m.E. schon interessiert zu sein an Geschehnissen, sich einbringen. Und wenn man Mißtstände aufdeckt auch nach diesen Einsichten danach zu handeln. Ohne Handeln hilft kein noch so Großes : Ist das schlimmt! Wo soll das noch hinführen..Ach wenn ich nur könnte wie ich wollte. Bei so vielen "kleinen" Dingen kann man anfangen und es macht überhaupt keine Mühe! Einfach etwas bewusster sein/leben. Wobei ich denke, nur wer mit sich selbst achtsam und respektvoll umgeht tut (kann?) dies auch mit anderen Lebewesen/seiner Umwelt. Eigene Härte wird oft an "Untenstehende" (z.b. Tiere aber durchaus auch die eigenen Kinder!) "weitergegeben". Ein unendlicher Rattenschwanz. Jede Ursache eine Wirkung. Also sorge ich dafür (bestmöglich) dass ich "Samen sähe" und nicht zerstöre- da wo ich drauf Einfluss nehmen kann jedenfalls nicht.. Denn mein Autofahren z.b. "kostet" mich auch schon mal 4-6 Schmetterlinge die Woche (auch wenn ich bremse wenn ich sehe dass sie aufs Auto zusteuern) roetel.gif Beim Kleinstlebewesen fängt es an- bei den Weltozeanen (längst noch nicht) auf.

Tja, so meine Sicht.
LG Sinai78

Geschrieben von: Lucia Brown am 17.Jul.2010 - 14:25

@ Sin - oh, was sind denn dann Menschen für dich, die übers Leben nachphilosophiere und zwar den ganzen Tag und dann am Abend (wenn Zeit dafür ist) völlig entspannt auf dem Sofa liegen und Fußball, Quizshows, Sitcoms, Liebesfilme etc. ansehen?

Geschrieben von: sonnenstrahl am 17.Jul.2010 - 18:09

ZITAT(Sin @ 17.Jul.2010 - 14:34) *
Ich lebe nicht mehr in den Tag hinein, habe gefestigte Riutale und Menschen um mich herum.

Dennoch verabscheue ich Menschen, die mit ihrem kleinen Leben nichts anzufangen wissen.


@Sin:

Abgesehen davon, dass du uns hier wissen lässt, du habest heutzutage eine differenziertere Sichtweise als früher, lebest nicht mehr in den Tag hinein und habest gefestigte Rituale und Menschen um dich herum, und du habest eine Umfrage zum Thema Lebenssinn gestartet, hast du bisher in diesem von dir gestarteten Thread nichts über dich geschrieben.
Jedenfalls nicht direkt, denn:
"Verabscheuen" ist ein zu starkes, zu emotionales Wort, um nichts über den Menschen auszusagen, der so empfindet und es offen verwendet.

Einem unter reflektierten Menschen einigermaßen verbreiteten Verständnis zwischenmenschlicher Psychodynamik nach, spricht in aller Regel das, was wir am meisten verabscheuen, aus einem Teil in uns, der uns an uns selbst irgendwie verhasst ist, den wir nicht wahrhaben, geschweige denn leben wollen.

So gesehen hat alles was uns abstößt, aufregt, was wir verachten oder was uns eklig erscheint, mit uns selbst zu tun.

Sprich: Was wir an anderen verurteilen, könnte durchaus und mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit das sein, was wir insgeheim an uns selbst verurteilen.

Von diesem Standpunkt, den ich ebenfalls vertrete, ausgehend, frage ich dich:

Wäre es nicht ehrlicher (und konstruktiver), sowas zu schreiben wie "Ich fühle mich in letzter Zeit etwas unentspannt, und mache mir viele Gedanken über Sinn und Unsinn meines Lebens. Und ich muss feststellen, dass ich große Schwierigkeiten mit dem Teil von mir habe, der gerne mal alle Fünfe grade sein lassen, und einfach nur ziellos abhängen mag. Ich und meine verinnerlichten Vorbilder mögen meinen aktiven, engagierten, erfolgsstrebenden Teil viiiiel lieber."?
(Um nicht zu sagen: Mit letzterem Anteil identifiziere ich mich, den erstgenannten spalte ich lieber ab, und projiziere ihn auf andere, in denen ich fortan eine Masse von Mitmenschen zu erkennen meine, "die einfach und schlicht existieren. Die nicht fähig sind, etwas tiefer in sich hineinzuhorchen und nachdenken, welchen gesellschaftlichen Beitrag sie beisteuern könnten. Solche Menschen verkriechen sich abends um 20:15 Uhr auf ihr Sofa und lassen sich von irgendwelchem Mist berieseln - UND DAS JEDEN TAG! ... Und meist sind das Leute, die auch auf nichts in ihrem Leben zurückblicken können außer auf ihre 1.000 Filme, die sie bis jetzt gesehen haben. huh.gif ")

Und aus diesem Sich-Zeigen dann vielleicht etwas unvoreingenommenere Fragen entstehen zu lassen wie:
Wie geht es euch in dieser Hinsicht?
Was erwartet ihr von euch?
Ertragt ihr es, wenn eure Muss-Latte öfter mal am Boden liegt? Könnt ihr sie unbeachtet lassen, wenn ihr das wollt?
Mögt ihr euch auch dann noch, wenn ihr eine zeitlang nichts Nachweisbares leistet?
Welchen Stellenwert hat das Leisten in eurem Leben?
Wie geht ihr damit um?
Hat sich diesbezüglich im Laufe der Jahre was verändert in euerem Leben?
Lebt ihr im Großen und Ganzen ein Gleichgewicht zwischen lustvoll-produktiver Anspannung und selbstverständlicher Entspannung?
Und wenn ja: Wie kriegt ihr das hin?
Oder hängt eure Waage schief?

Einen herzlichem Gruß von

sonnenstrahl

Geschrieben von: Mausi am 18.Jul.2010 - 00:14

ZITAT(Sin @ 17.Jul.2010 - 14:34) *
Hallo!

(...)

Dennoch verabscheue ich Menschen, die mit ihrem kleinen Leben nichts anzufangen wissen. Die einfach und schlicht existieren. Die nicht fähig sind, etwas tiefer in sich hineinzuhorchen und nachdenken, welchen gesellschaftlichen Beitrag sie beisteuern könnten.
Solche Menschen verkriechen sich abends um 20:15 Uhr auf ihr Sofa und lassen sich von irgendwelchem Mist berieseln - UND DAS JEDEN TAG!
Das ist doch die reinste Verschwendung.

(...)

Und meist sind das Leute, die auch auf nichts in ihrem Leben zurückblicken können außer auf ihre 1.000 Filme, die sie bis jetzt gesehen haben. huh.gif


Wow - wie heftig!

Mal abgesehen davon, dass - für mich- bei Deinem Beitrag eine Mischung aus Gefühlskälte & Agression rüberkommt, kann ich nicht so gediegen sein wie die anderen hier.

Ich frage mich gerade, wie Du dazu kommst SO über andere zu Urteilen.
Was hättest Du denn mit deren Menschenleben vor?
Wenn es Verschwendung ist, (sie ergo - so wie sie sind- nicht nützlich sind) für was haben sie denn dann eine Berechtigung, wenn ihre Entscheidung ist, es so zu handhaben?

Wenn die Menschen SO glücklich sind, was ist denn daran schlimm?

Für was lebst DU denn?

Was ist, wenn meine Vorstellungen vom Leben z.B. gänzlich andere sind als die Deinen ?
(mal abgesehen davon, dass ICH Menschen nicht mag, die so vorschnell so dermaßen ABurteilen! - und da bin ich wieder bei diesem Aburteilen - wirklich, ich habe das Gefühl ich bin derzeit empfindlich was das angeht wink.gif - NICHTSDESTROTZ geht es mir auch in diesem Beitrag gegen den Strich!)
Bin ich, oder andere auch verabscheuenswürdig?
Es - so kommt es rüber - nicht wert, eine Daseinsberechtigung zu haben, solange sie nicht in Deinem Sinne genutzt wird?

Fragen & dann urteilen - tolle Wurst.
Was bringt es Dir - wie bringt es Dich denn weiter, die Frage hier zu stellen? Über was willst Du Dich denn austauschen oder ist es eher ein " Ich festige meine Meinung weiter" "Sondiere ob hier Menschen ´meines Schlages`/´meiner Richtung`/´meiner kostbaren Person`wert sind, mich hier weiter aufzuhalten"?

ok, nun frage ich doch nach - weil ich den Sinn hinter Deiner Fragestellung, Deiner harschen Reaktion & Deiner (auf mich wirkenden!) Kaltblütigkeit weder verstehe noch nachvollziehen kann.

Eigentlich wollte ich zum Ursprungsthread was schreiben - aber erstmal nicht, wenn ich nicht weiß, was Du damit bezweckst oder ob es einfach eine Feldforschung sein soll.

Edit: Entschärft um es neutraler zu halten

Geschrieben von: ella1 am 18.Jul.2010 - 13:54

Ich glaube die Frage: "wofür man lebt" ist schlicht zu umfangreich,ungenau, zu wechselnd um sie beantworten zu können.

Es gab Phasen in meinem Leben in denen ich an Krankenhausschläuchen hing, in denen lebte ich schlicht um weiter zu atmen, für Möglichkeiten, völlig unbestimmbare, unklare Möglichkeiten.

Es gab Zeiten da lebe ich scheinbar für ein Kind, eine Frau....den Kauf eines Hauses, .... .

Zeiten in denen lebte ich für einen G*tt und höhere Ziele (die ich mir so hindeutete wie eine das eben macht).

Es gab behütende, beschützende, hilfsbedrftige, geniale und verzweifelte Situationen in meinem Leben und vermutlich lebte ich eben für diese Momente und Situationen.

Es gab egoistische und altustische Ziele in Leben. Meist spielte es sich irgendwo ungeplant zwischen den Zielen ab, mein Leben. Es kam oft anders als gedacht. Nicht unbedingt schlechter, nur anders... .


Wenn ein Schmetterlingsschlag Chaos verursachen kann, hat mein Dasein sicherlich Wirkungen. Welche auch immer. Sicherlich keine von mir umfassend vorhersehbaren und überschaubaren Wirkungen (bei allem Bemühen und überheblicher Planungen).

Vermutlich ist die Anwort auf Deine Frage: 42

Vermutlich ist diese Antwort mit absoluter Sicherheit korrekt. Nur ist damit nichts anzufangen, weil niemand weiß, wie die Frage eigentlich genau lautet.

Geschrieben von: Fledi am 18.Jul.2010 - 18:54

Ich bin ein Phasenmensch.

Geht es mir gut, dann lebe ich leidenschaftlich für die Dinge, die mein Leben bereichern, schöner machen, mich er- und ausfüllen.
Geht es mir schlecht, dann lebe ich genauso leidenschaftlich. Für diese und alle Dinge, die es schlimmer machen.

Die positiven Aspekte meines Lebens unterstreiche ich nur zu gern durch Dinge, die ich kann, die mir liegen, die mich erfreuen. Ob es das Betrachten das Gänseblümchens auf der Wiese ist, die keiner kennt, oder ein Geschenk, das ich mir selber mache. Und sei es das Gänseblümchen, dass ich mit nach Hause nehme, presse und es jahrelang für mich erhalte. Das ist für den Einen minimalistisch. Für mich ist es das Aufbewahren der Natur, ein Stück Weitblick, welches außer mir Niemand wahrnimmt.
Zeitlich gesehen müsste ich mir nachsagen lassen, für meine Arbeit zu leben. Tue ich, tue ich gerne. Jetzt kann ich es, ich bin gesund, habe Kraft und kreative Ideen. Für diese lebe ich diesen Abschnitt meines Lebens. Ich weiß nicht, wie es in 5 Jahren aussieht.
Vielleicht habe ich übermorgen einen Unfall und kann nicht mehr arbeiten. Dann kann ich dennoch auf ein ereignisreiches Leben mit einem spannenden Arbeitsumfeld zurückblicken.

Mir war es immer wichtig, die Dinge zu tun, für die ich im jeweiligen Moment gelebt habe. Es gab für mich viele Momente, in denen nichts um sie herum existierte.

Ich wurde oft gefragt - "Wie, Du studierst, arbeitest noch dazu im Ausland, hast eine eigene Firma und und und... - WANN lebst Du eigentlich mal?" Genau in diesen Momenten. Auch da hatte ich die Kraft mehrere Dinge gleichzeitig zu tun und habe dafür gelebt.

Aber es gibt ja auch die schlechten Phasen im Leben. Und dann lebte ich, wie geschrieben, leidenschaftlich für alles, was es schlimmer machte. Die ganze Welt sollte über mir zusammenbrechen und was habe ich in meinem Leben geflucht, gelitten und geheult. Aber... auch dafür habe ich gelebt und es rückblickend gerne, mit der einen oder anderen Flasche Bier oder Fehltritten noch schlimmer gemacht.

Sich an intensiven Leben zu laben ist für mich nicht unwirklich. Was entwickelt uns besser als die Dinge, für die wir leben? Für die anderen ist es möglicherweise negative Entwicklung, für uns selbst allerdings muss ein gelebter Erfahrungswert nicht vor Jedermann vertretbar sein. Bessere Menschen begegnen uns nur im Spiegelbild.

Und alles in allem versuche ich schlicht zufrieden zu sein. Ich habe mir abgewöhnt, zu jammern oder die Menschen um mich herum zu urteilen. Was betrifft mich der Faulpelz auf dem Sofa? Wenn ich selbst zum Faultier werde, werden wir uns finden. Bis dahin treffen unsere Lebenswege allein aus Zeitgründen sowieso nicht aufeinander.

Alles in allem bin ich ganz normal. Ich lebe einfach für mich, die Dinge die mir wichtig sind. Ob damit jemand konform geht, kann ich nicht beeinflussen. Aber ich freue mich über Menschen, denen die Dinge gefallen, die ich tue oder die mich kritisieren. Jenen Menschen, die ich nicht interessiere, kann ich mich ohnehin nicht auf die Nase binden. Klar wird es vom ersten Hörensagen auch Menschen geben, die von Menschen wie mir behaupten, sie zu "verabscheuen". Und warum? Weil sie sich genau das Merkmal meines Lebens"werkes" herausgepickt haben, mit dem sie nicht zurechtkommen (wollen). Nun gut, ich zwinge Niemanden dazu. Daher sind mir ihre Sym- oder Antipathien relativ gleich.

Ich lebe nicht für Antipathie. Aber unter anderem für Antipasti biggrin.gif

Und eben so vieles mehr.

Geschrieben von: Joey am 19.Jul.2010 - 10:03

ZITAT(Sin @ 17.Jul.2010 - 14:34) *
Die einfach und schlicht existieren. Die nicht fähig sind, etwas tiefer in sich hineinzuhorchen und nachdenken, welchen gesellschaftlichen Beitrag sie beisteuern könnten.


Was ist eigentlich falsch am schlichten und einfachen Existieren?


ZITAT(Sin)
Die nicht fähig sind, etwas tiefer in sich hineinzuhorchen und nachdenken, welchen gesellschaftlichen Beitrag sie beisteuern könnten.


Warum muss man immer einen gesellschaftlichen Beitrag erbringen? Und wie schaut das für Dich konkret aus? Wie leistest Du ihn?

Sicher: ich bewundere Leute, die sich aktiv für den Tierschutz einsetzen oder für die Umwelt. Leute, die auf die Straße gehen und demonstrieren. Die sich eine Partei aussuchen (oder gründen), um auch in der Politik etwas zu bewirken.
Ja, das alles würde ich auch gerne tun und dennoch sind das seit Jahren nur gute Vorsätze, weil mir doch manches Mal einfach Zeit und Muße fehlen, weil ich feste Termine in der Woche habe, die ich gerne wahrnehme. Weil Familie und Freunde auch nicht zu kurz kommen sollen. Sprich: weil es Dinge gibt, die mir dann doch wichtiger sind, was aber nicht heißen soll, dass ich mir keine Gedanken zu Umweltverschmutzung, Tierversuchen, Kernenergie etc. mache oder Politik mich nicht interessieren würde. (Wobei ich da zugeben muss, dass ich wenig von Politik verstehe und mich nicht sehr um Verständnis bemühe.) Die Interessen sind nun einmal von Mensch zu Mensch verschieden.

Für mich fangen gesellschaftliche Beiträge schon im Kleinen an - wenn ich bloß ein Kaugummi-Papier von der Straße aufhebe und in den nächsten Mülleimer werfe oder einer älteren Dame meinen Sitzplatz anbiete. Einfach Gutes tun, denn das kann schon viel bewirken. Und wenn die Dame bloß lächelnd und dankbar den Sitzplatz annimmt, wurde schon von zwei Menschen der Tag ein kleines bisschen erhellt. smile.gif

Für mich sind "Helden" auch all Jene, die ihren Beitrag leisten - durch jede noch so "banale" Tat und die darum kein Aufsehen machen, sondern es als selbstverständlich ansehen.
Und wie lautete einst meine Signatur, die ich von William Hazlitt angeführt habe?
"Nur Jene verdienen ein Denkmal, die Keines brauchen."

Wenn man im Kleinen beginnt, kann etwas Großes daraus entstehen. smile.gif Aber letztlich soll Jedem selbst überlassen bleiben, wie er was ändern möchte.

Geschrieben von: Sin am 19.Jul.2010 - 17:35

@ dandelion: Es ist ein Konglomerat an den genannten Dingen, die ich nicht nachvollziehen kann. Ein Menschenleben als vergeudet oder unvervollständigt anzusehen ist meiens Erachtens nicht das selbe wie es als „klein“ zu bezeichnen. Kein Schauen von oben auf diese Tatsache herab, sondern eher ein mitleidiger Blick, nicht mehr vom Leben kennengelernt zu haben.

@Sinai78: Ja, genau so sehe und emfpinde ich das auch. Der Vergleich mit „Nomaden der Lüfte“ ist sehr treffend.

@ Lucia Brown: Wenn Menschen über das Leben philosophieren, dann ist es ganz legitim seine Seele baumeln zu lassen. Ist das Philosophieren nur eine Art Gewissen beruhigen oder steckt da mehr dahinter? Etwas mit konkreten Umsetzungen?

@sonnenstrahl: Ja, du hast Recht. Am meisten verabscheue ich dies, weil es stark mit mir zu tun hatte. Weil ich in meinem Elternhaus regelmäßig gegen eine Wand lief. Gegen Menschen lief, die abends zur Prime Time vor der Glotze lagen, kein Interesse an gemeinsamen Unternehmungen zeigten und einfach in den Tag lebten und ein Elternteil sich regelmäßig hinter der eigenen angeblichen Unfähigkeit und Hilflosigkeit versteckte. Natürlich gibt es auch bei uns ruhigere Phasen, in der wir mehr entspannen, aber ehrlich gesagt halte ich nicht mal 3 Tage ohne irgendeinen Ansatz meiner Arbeit durch.
Deine Ausführungen über eine mögliche ehrlichere Antwort kann ich nicht unterschreiben. Ich habe keine Schwierigkeiten mit dem Teil von mir, der gern mal alle Fünfe gerade sein lassen möchte. Ich bin ein sehr aktiver Mensch, der nicht ziellos rumhängen KANN. Ich rede auch nicht davon, andere zu verurteilen, die das können. Ich rede von den verschwendeten Tagen, den versäumten Stunden, weil man sich nicht traute oder zu faul war oder zu bequem. Und davon gibt es genug…

Ich erwarte von mir, dass ich meine Sache gut mache. Nicht perfekt, nicht zu schnell, nicht zu langsam. Sondern gut. Ich habe auch keine MUSS-Latte, die zeitweise am Boden liegt.

@mausi: Es tut mir ja sehr leid, wenn sich einige hier gleich angesprochen fühlen. Ich habe weder Menschen verurteilt, noch war ich aggressiv. Ich habe lediglich beschrieben mit welcher Haltung ich nicht zurecht komme und dass auch ich zeitweise über meinen Sinn und wofür ich lebe nachdenke. Ich habe weder geschrieben, dass diese – sich mehr oder weniger angesprochenen - Leute was anderes machen sollten oder wie unmöglich dere Lebensweise ist. Für MICH wäre es unmöglich, einfach in den Tag zu leben, am Fließband zu arbeiten, abends meine Filme ansehe und dann wieder schlafen gehe, um am nächsten Tag für den selben Trott aufzustehen. Einige Kommentare deinerseits ziehe ich auf die Interpretation des Ausdrucks zurück. Weder war ich Kaltblütig, noch harsch. Ich war wohl leider zu kurz angebunden, um meinen letzten Beitrag näher auszuführen. Meinst du etwa, dass jeder hier eine Miss Gandhi sein soll, damit ich mir ihr „rede“? Mich berühren sehr wohl die ersten Ausführungen von dandelion und shark. Vielleicht sollte man lieber nicht allzuoft davon ausgehen, das hinter jedem kurzen Beitrag eine Kaltblütigkeit oder ein Herablassen steht.
Für mich sind die anderen Antworten durchaus interessant. Wie wandelbar der Sinn ist und wie stark von der jeweiligen Lebensphase abhängig.

@ Joey: Falsch ist sicher nichts am einfachen und schlichten Existieren. Für den, der es mag. Ich mag es nicht und ich kann auch keine Beziehung mit einem Menschen führen, der dies so lebt. Denn dies wäre – mit den Worten meiner Frau ausgedrückt : Stillstand.
Was hat Sinn des Lebens und gesellschaftlicher Beitrag unbedingt und ausschließlich mit Tierschutz, Demonstrieren ( machen wir eh nicht, weil wir nur für Fußball auf die Straße gehen) und Gedanken über Politik zu tun? Du siehst es schon wie ich – nicht unbedingt alles. In den kleinen Dingen fängt es an.

Geschrieben von: Sinai78 am 19.Jul.2010 - 18:58

Meine Güte wurde sich hier an dem Wort "Abscheu" aufgehängt. Etwas auf diese Weise zu benennen ist doch auch nur eine eine Ansichtssache?? Außerdem: nur weil ich tolerant und/oder aufgeschlossen für andere Ansichten als meine bin muss dass noch lange nicht bedeuten dass ich die ganze Welt mit einschließe rolleyes.gif Tja, und bei mir sind es eben nunmal die "Gefühlstäter" wie Jäger oder/und Menschen die bspw. Kinder missXXXXX oder missXXXXXX. Und da fiel mir in der Abschwächung bestenfalls Ablehnung oder/und Wut ein. Damit habe ich mich dann angepasst aber stößt bei Irgenwen dennoch auf. So ist das nun mal. Vielelicht sollte man einfach mal beim Inhalt bleiben anstatt auf den jeweiligen Ausdrucksweisen herumzuhämmern. Außerdem reicht da Einer völlig für aus, max. 2 icon4.gif

ZITAT
@Ella1 Wenn ein Schmetterlingsschlag Chaos verursachen kann, hat mein Dasein sicherlich Wirkungen. Welche auch immer. Sicherlich keine von mir umfassend vorhersehbaren und überschaubaren Wirkungen (bei allem Bemühen und überheblicher Planungen).


Das ist richtig- denn das Leben ist nicht planbar- egal wie vorsichtig oder/und umsichtig -sicherlich meintest Du das mit überheblich wink.gif ) man lebt, zu leben versucht. Ich glaube nicht dass es Etwas in einem besten Gewissen und Wissen zu versuchen in irgendeiner Form überheblich sein sollte. Nur weil es ungewohnt ist, das wer dies tatsächlich tut und sich nicht profilieren. Ich kann wirklich nichts dafür dass Du Dir sowas nicht(mehr) vorstellen kannst und ich hebe mich ebenfalls nicht über einen anderen Menschen. Wie käme ich dazu? Bei Ungerechtigkeiten, groben "Haut-drauf-methoden) usw. ob jetzt bei Mensch oder Tier, hört meine Toleranz allerdings auch irgendwann (oder schnell!) auf und da gibt es nun doch tatsächlich eine "Sorte" von Mensch die dies stetig und ohne jegliche Regung so durchsetzen, oder stets ignorant an Menschen vorbeilaufen die gerade verprügelt oder bedroht werden. Ich sage nicht dass man Immer und überall parat stehen kann- aber ich sage (so ganz überheblich) WENN man sowas von der Nase hat (wo man auch gezielt und sofort was tun kann) und dann - (aus Zeitmangel vielleicht? wacko.gif ) Nichts unternimmt, DANN ist man - aus meiner Sicht- ein Egoist und wird nie mein Freund werden (bei Gott nein nicht dass ich Jeden zu meinem Freund haben wollte oder der/die mich!?) Das ist meine Ansicht- und sie bleibt es auch. (Solange bis mich wer vom Gegenteil zu überzeugen schafft- bei den Jägern beisst man sich bei mir jedenfalls schon mal die Zähne aus ). Och und seit doch froh, meine Gegenwehr beziffert sich doch nur auf einen Mindesprozentsatz der Bevölkerung. Ich finde das legitim. Genauso wie das Wort Abscheu. Wenn Jemand Euren Hund (setzt einfach was ein was Euch "Heilig" ist) einfach aus Freude an der Sache quält, erschlägt und dann in einen Fluss schmeißt (rein spekulativ): WAS FÜHLT IHR DANN ??? (und ich meine jetzt nicht das Gefühl für Euer Tier). Also ich kann Euch sagen wass ich fühle: Abscheu, tiefste Abscheu. Also wann ist dieses Gefühl berechtigt und wann nicht? kleiner Denkanstoß bevor Sin hier nun nocheinmal "Spießrutenlauf" betreiben muss.

In diesem Sinne
Sinai78
(die es überaus scheiße findet, als überheblich hingestellt worden zu sein!! unbekannterweise, Beurteilt anhand von einem Text man stelle sich das mal vor)










Geschrieben von: dandelion am 19.Jul.2010 - 19:45

@Sinai: äääähm... unsure.gif verstehe ich grad was grundlegend nicht oder spielst du grad Mäntelchen-Woman? huh.gif Wo siehst du den Schuh, den du dir da mit unglaublicher Vehemenz anziehst?

Stimmt schon - eine einheitliche Antwort darauf werden wir nicht finden.

Und laut Doug Adams lautet die exakte Frage, wenn die Antwort (auf das Leben, das Universum und alles) 42 ist, "Wieviel ist sechs mal neun?" - ein klares Indiz, daß irgendwas sowieso von Grund auf unwägbar ist an diesem Planeten wink.gif

Allerdings würde ich vermutlich nicht dazwischen gehen, wenn fünf Typen in der Bahn einen sechsten angreifen. Wenn ich geistesgegenwärtig genug bin, vielleicht an der nächsten Haltestelle aussteigen und die Polizei alarmieren, aber ich halte auch eine Schockreaktion für realistisch.
Es kommt halt doch irgendwie auf die Gesamtsituation an. Und ich bin weder Mutter Teresa noch Chuck Norris, sondern eher ein chronisch verwirrter, leicht zu verunsichernder Mensch mit vielen vielen Fragen und ein paar ziemlich großen Ängsten. Und einer sehr begrenzten Physis.
Ist das für dich auch Egoismus? Wenn ja, werden zumindest wir wohl tatsächlich keine Freunde wink.gif
Damit möchte ich dich nicht von einer anderen Sicht überzeugen - nur mitteilen, daß meine eine andere ist.

@Sin: danke fürs aufklären - es wirkte in der Tat deutlich harscher und elitär-gedachter als offenbar gemeint. smile.gif

ZITAT(Sin)
Ich rede von den verschwendeten Tagen, den versäumten Stunden, weil man sich nicht traute oder zu faul war oder zu bequem. Und davon gibt es genug!

Das wiederum sehe ich ein - es kommt halt sehr drauf an, wie weit oder eng mensch für sich gesehen "verschwendet" definiert wink.gif Aus der Sicht meines Vaters, wie sie vor zehn Jahren war, habe ich mit Sicherheit drei Viertel des letzten Jahres verschwendet - und das vierte verschlafen biggrin.gif Trotzdem gab es erst heute ein Gespräch, das mir - für mein Empfinden - die völlige Sinnlosigkeit meines Daseins effektiv widerlegt hat. happy.gif Ich denke, so ziemlich(!) jede hat diesbezüglich schon mal eine empfindliche Auseinandersetzung mit anderen gehabt - in unserem Fall die eigenen Eltern.
Allerdings bin ich vor knapp zwei Jahren nur um ein Haar einem Burnout von der Schippe gesprungen - ich glaube, das relativiert den Anspruch an die eigene Aktivität zusätzlich.


Geschrieben von: Mausi am 19.Jul.2010 - 19:48

ZITAT(Sin @ 19.Jul.2010 - 18:35) *
@mausi: Es tut mir ja sehr leid, wenn sich einige hier gleich angesprochen fühlen. Ich habe weder Menschen verurteilt, noch war ich aggressiv. Ich habe lediglich beschrieben mit welcher Haltung ich nicht zurecht komme und dass auch ich zeitweise über meinen Sinn und wofür ich lebe nachdenke. Ich habe weder geschrieben, dass diese – sich mehr oder weniger angesprochenen - Leute was anderes machen sollten oder wie unmöglich dere Lebensweise ist. Für MICH wäre es unmöglich, einfach in den Tag zu leben, am Fließband zu arbeiten, abends meine Filme ansehe und dann wieder schlafen gehe, um am nächsten Tag für den selben Trott aufzustehen. Einige Kommentare deinerseits ziehe ich auf die Interpretation des Ausdrucks zurück. Weder war ich Kaltblütig, noch harsch. Ich war wohl leider zu kurz angebunden, um meinen letzten Beitrag näher auszuführen. Meinst du etwa, dass jeder hier eine Miss Gandhi sein soll, damit ich mir ihr „rede“? Mich berühren sehr wohl die ersten Ausführungen von dandelion und shark. Vielleicht sollte man lieber nicht allzuoft davon ausgehen, das hinter jedem kurzen Beitrag eine Kaltblütigkeit oder ein Herablassen steht.
Für mich sind die anderen Antworten durchaus interessant. Wie wandelbar der Sinn ist und wie stark von der jeweiligen Lebensphase abhängig.


Wäre es erkenntlich gewesen, für mich, dass gemeint ist (ausschließlich!) Du könntest nicht so leben, hätte ich nicht so reagiert - Deinen Beitrag fand ich nun auch nicht so kurz.
Mich selbst habe ich nun auch nicht in Deinem Beitrag beschrieben gefühlt, auch wenn ich darauf reagierte.
Hm - ich fühle mich z.B. nu auch nicht unbedingt davon angesprochen, dass ich hinter jedem (kurzen) Beitrag Kaltblütigkeit oder Herablassen sehe wink.gif.
Leider sind verschiedene Worte durch Umlaute für mich nicht lesbar (ich denke es wird auch im Zitat nicht lesbar sein) - denke aber den Sinn Deines Beitrages hat es nicht verfälscht.
Es war für mich eben auch nicht erkennbar, dass die Antworten für Dich verwertbar waren & es wirkte, wie schon geschrieben, als ob nur geurteilt werden sollte um sie zu verwerten.

@Sinai - da Du mich scheinbar (auch?) meinst, finde ich Deine Vergleiche hinken ein wenig. Es ist etwas anderes jmd. weh zu tun oder eben sein Leben nach seinem Gutdünken zu leben um das Gefühl des Verabscheuens hervorzurufen.

Nachdem das geklärt ist wink.gif zum Inhalt:
Es gab verschiedene Zeiten, mit verschiedenen Sinnen.
Die Meisten waren geprägt von überleben, in der Kindheit von "irgendwie durchkommen und den nächsten Tag halt erreichen, weil er erreicht werden soll", als es begann etwas mit Leben & Erleben zu tun zu haben kämpfte ich dann 1 Jahr real um mein Überleben (körperlich), danach forderte ich selbst dieses gewonnene Leben mehrfach heraus und bewegte mich eher an einer Grenze - an der es mir tw. egal war, ob leben oder sterben - das meist aber noch nicht mal mehr bewusst.
Es war mir nur bewusst, dass ich es selbst nicht aufgeben wollte, sondern irgendwie durchkommen wollte - von der Hoffnung getragen, es wird irgendwann ein Leben, wie ich es mir vorstelle - auch wenn ich nicht wusste, wie ich das sein könnte.
Irgendwann wurde es wieder zu einem Kampf ums Überleben & irgendwann war selbst das gefährdet.
Ich kämpfte mich da aber raus und lernte, dass es nicht nur um den Kampf für das Überleben ging, es wandelte sich zu überleben können, zu um ein Leben zu kämpfen, zu Leben ertragen bis hin zu "Jetzt würde ich sagen, ich lebe."
Es hat einige Jahre gedauert (die Mehrzahl meines Lebens) & diese Jahre würde ich auch nicht nochmal erleben wollen.
Quintessenz davon ist: Ich lebe v.a. für meinen Alltag, da ich weiß, wie schnell dieser vorbei sein kann (aus der Jugend). Ich lebe für soziale Kontakte, weil diese mir einfach wichtig sind. Ich lebe für meine Frau, die ich über alles liebe & ohne die vieles auch anders gelaufen wäre.
Ich lebe dafür, im Leben glücklich sein zu dürfen, auch wenn Tiefs nunmal die Begleiter sind immer mal wieder - aber auch damit lernt man/frau/ich zu leben.
Ich lebe dafür, mich am Sonnenaufgang, an der Frühlingsluft, Sommerluft, dem Duft nach Regen, dem Sonnenuntergang, dem Zwitschern der Vögel erfreuen zu können.
Ich lebe grundsätzlich deswegen und dafür, weil ich lernte es zu schätzen - und weil ich mich dafür entschied.
Und ich lebe auch dafür, mit mir allein sein zu können - nicht auf jemanden (existenziell) angewiesen zu sein. Mich mit Menschen zu umgeben, mit denen ich mich umgeben möchte & nicht weil ich sie brauche.
Lebe für meinen Sport - damit ich mich und die Menschen um mich herum - mich auch ausgeglichener erleben können.
Ich lebe nicht mehr dafür, alle Stimmungen erspüren zu müssen, alle Antennen ausfahren zu müssen um auf der Hut sein zu müssen - in vielerlei Hinsicht.
Ich lebe eben dafür, dass ich da raus bin, einen geregelten Alltag habe & mir diesen erkämpft habe & eben weil ich noch lebe & die Kurve habe kriegen können, weil ich eine erfüllende Beziehung führe, meine Lebensziele wirklich in greifbare Nähe gerückt sind (Kinder, Häuschen) - an die vor einigen Jahren noch nicht mal mehr zu denken war.

Ja - dafür lebe ich - weil ich einfach lernte es zu schätzen.
Da muss ich den Tag aber nicht vollballern mit Aktivitäten, sondern es reichen auch ruhige Stunden vor oder nach der Arbeit (edit: oder auch auf der Arbeit - die mir einfach Spaß macht), kurze Momente, das Beobachten meiner Haustiere, einen Tag nur draußen unterwegs, einen Tag nur in der Wohnung ...

Geschrieben von: Sinai78 am 19.Jul.2010 - 21:07

Hallo Ihr

@Dandelion

ZITAT
Ist das für dich auch Egoismus?
Nein, denn wenn einschätzbar ist dass Du da defnintiv Nichts ausrichten kannst - wie in dem von Dir benanntem Beispiel- Du aber dennoch um Hilfe (er)suchst (Polizei rufen) hast Du bereits das (für Dich möglichste) getan. Du hast was gemacht! Nämlich nicht weg geschaut- darum gehts mir doch. Wenn ich sehe da keimt eine Prügelei auf dann hab ich eben den Impuls zu schlichten- und der geht irgendwie über meinen Selbsterhaltungstrieb hinaus (ist so-sorry-ich will, ob ich immer kann oder unter Schock stehe ist wiedrum eine andere Sache) Und sowieso fände ich es extrem blöde, mir keine Möglichkeit/Chance auf eine Freundschaft zu Dir wenigstens erhoffen zu dürfen morgen.gif

@Mausi: Naja, Alle die - für mein Empfinden- allzusehr Richtung Sin "mit Kanonen auf Spatzen geschossen haben" roetel.gif Mir ist klar dass ich das selbst schon bei einem Begriff (Unterschicht) sagen wir mal "übertrieben" habe. Dennoch geht es doch um die Ausdrucksweise und nicht darum wer sich dadurch evtl. angesprochen gefühlt hat. Und da haben sich Viele angesprochen gefühlt. Aber, anhand des Eingangspost gehe ich davon aus, dass Sin das allgemein gemeint hat, einfach "spontan" ohne auf evtl. Aussenwirkung zu achten (was auch nicht immer muss finde ich) und nicht Eine aus den Reihen hier angesprochen hat. Das "sich angesprochen fühlen" kommt natürlich vor, aber dann sagt man das Einmal, klärt das auf und dann ist Frieden oder Einsicht oder was auch immer? icon4.gif

Wobei wir nochmal bei dem "sich Angesprochen fühlen" bleiben können und dem Schuh, den ich mir vehemend angezogen habe. (ob nun "gerechtfertigterweise" oder nich`) sleep.gif :
Da nun mal ich den Schmetterling erwähnte und in diesem Zusammenhang der Begriff überheblich verwendet wurde (m.e. meint man das dann druchaus auch so und auf die Schreiberin verwiesen mit dem Schmetterling wink.gif ) kam das bei mir recht polemisch an. Evtl. könnte Ella1 aber aufklären wie sie das gemeint hat- ich bin ganz Ohr und evtl. ja wirklich zu empfindlich gewesen- Glauben ist ja nicht gleich wissen wink.gif

ZITAT
@Mausi um das Gefühl des Verabscheuens hervorzurufen

Ich glaube nicht, das Irgendwer dafür lebt Abscheu hervorzurufen unsure.gif Ein Gefühl ist denk ich spontan. Es ist auf einmal da. Ein bestimmter (negativ besetzter) Umgang mit dem Leben erzeugt allerdings von Gund auf in mir zumindest ein Unverständniss. Schlachtet Jemand vor meinen Augen ein Pferd ab entsteht (bei mir!) Abscheu. Aber glaubst Du wirklich das ich dieses Gefühl liebe?

LG Sinai

Geschrieben von: Joey am 19.Jul.2010 - 21:39

ZITAT(Sin @ 19.Jul.2010 - 18:35) *
@ Joey: Falsch ist sicher nichts am einfachen und schlichten Existieren. Für den, der es mag. Ich mag es nicht und ich kann auch keine Beziehung mit einem Menschen führen, der dies so lebt. Denn dies wäre – mit den Worten meiner Frau ausgedrückt : Stillstand.
Was hat Sinn des Lebens und gesellschaftlicher Beitrag unbedingt und ausschließlich mit Tierschutz, Demonstrieren ( machen wir eh nicht, weil wir nur für Fußball auf die Straße gehen) und Gedanken über Politik zu tun? Du siehst es schon wie ich – nicht unbedingt alles. In den kleinen Dingen fängt es an.


Aber schlichte Akzeptanz der Lebensweise Anderer heißt ja nicht gleich, dass Du diese Menschen heiraten musst. Wenn ich alle heiraten müsste, die ich akzeptiere, würde mein Leben nicht dafür reichen und Salomo mit seinen 700 Hauptfrauen und 300 Nebenfrauen vermutlich vor Neid erblassen. biggrin.gif

Nein, aber ich verstehe schon, was Du sagen möchtest. smile.gif


ZITAT(Sinai78 @ 19.Jul.2010 - 19:58) *
Meine Güte wurde sich hier an dem Wort "Abscheu" aufgehängt.


Es ist ja auch ein "starkes" Wort und hatte meiner Meinung nach nichts mit "Aufhängen" als eher mit Hinterfragen zu tun.


ZITAT(Sinai78 @ 19.Jul.2010 - 22:07) *
@Mausi: Naja, Alle die - für mein Empfinden- allzusehr Richtung Sin "mit Kanonen auf Spatzen geschossen haben"


Da ich auch "geschossen" habe... Es ging mir nicht darum, dass ich mich angegriffen gefühlt habe. Dazu verbringe ich momentan einfach zu wenig Zeit auf der Couch und zu wenig Zeit damit, Filme zu schauen. biggrin.gif (Es gab auch schon andere Zeiten.)
Mich hat das Wort "Abscheu" gestört, denn es hat meiner Meinung nach nicht nur etwas mit Ansicht zu tun, als vielmehr mit Wertung. Und wenn Abscheu vorhanden ist, hat es eben doch oft etwas mit "von oben herab" zu tun - zumindest in den meisten Fällen. Sicher: Jede kann denken und meinen, was sie möchte. Dennoch kommt es immer auf den Ton an, denn dieser zeugt von Respekt.
Und gerade, wenn Jemand ein solches Thema aus einer gewissen Intention heraus stellt und dann (für mein anfängliches Empfinden) plötzlich etwas Respektloses schreibt, so passt das für mich einfach nicht. Aber nun ist es ja geklärt und damit alles okay.


Und da ich sonst schon zu genüge zu dem Thema beigetragen habe, bleibe ich heute mal in Grau. wink.gif

Geschrieben von: Mausi am 19.Jul.2010 - 22:12

Hallo Sinai

ZITAT(Sinai78 @ 19.Jul.2010 - 22:07) *
@Mausi: Naja, Alle die - für mein Empfinden- allzusehr Richtung Sin "mit Kanonen auf Spatzen geschossen haben" roetel.gif Mir ist klar dass ich das selbst schon bei einem Begriff (Unterschicht) sagen wir mal "übertrieben" habe. Dennoch geht es doch um die Ausdrucksweise und nicht darum wer sich dadurch evtl. angesprochen gefühlt hat. Und da haben sich Viele angesprochen gefühlt. Aber, anhand des Eingangspost gehe ich davon aus, dass Sin das allgemein gemeint hat, einfach "spontan" ohne auf evtl. Aussenwirkung zu achten (was auch nicht immer muss finde ich) und nicht Eine aus den Reihen hier angesprochen hat. Das "sich angesprochen fühlen" kommt natürlich vor, aber dann sagt man das Einmal, klärt das auf und dann ist Frieden oder Einsicht oder was auch immer? icon4.gif


Mit Kanonen auf Spatzen geschossen war es, wie ich finde, in keinem von beiden Fällen.
Weißt Du, wäre ich Sin oder neelia damals ggü. gesessen wenn sie das gesagt hätten, hätte ich sie angeschaut & mich sehr gewundert und wohl direkt gefragt - im Kontext - ob sie das wirklich so meinen wie sie es sagen oder mit einem "Boah, ist Dir klar, was Du da sagst?" geantwortet.
Da das hier aber ein Forum ist, man nur auf das Geschriebene reagiert wird sollte man sich (größtenteils, ich bin es auch nicht immer) darüber bewusst sein, was man da schreibt oder auch was es für Reaktionen hervorrufen kann.
Manchmal "blickt" man es vielleicht nicht, je nachdem wie lange man in Foren unterwegs ist - behaupte ich einfach mal - hat man es aber raus.
Das Wort Abscheu hat etwas mit Verachtung zu tun, es drückt Ekel aus vor jemandem & es drückt aus, dass da etwas ganz furchtbares sein muss, was diese Person hat. Es ist in dem Moment eine Person, die geächtet wird. Es ist ein hochemotionales Wort & das weiß, eigentlich, jeder. Es "einfach mal so" dahin zu schreiben ist, v.a. bei so einem sensiblen Thema mit vielfältigen Antworten, - mal vorsichtig ausgedrückt- riskant.
Keiner der Lesenden kann wissen, was die Schreiberin wirklich meint & somit entstehen Eindrücke, die durchaus auch reflektiert werden dürfen.
Ich bin mir sicher, irgendwann werde ich auch mal wieder mächtig daneben hauen & es wird mir ebenso gesagt werden - zu Recht. Und dann bin ich da auch froh drüber.


ZITAT(Sinai78 @ 19.Jul.2010 - 22:07) *
ZITAT
@Mausi um das Gefühl des Verabscheuens hervorzurufen

Ich glaube nicht, das Irgendwer dafür lebt Abscheu hervorzurufen unsure.gif Ein Gefühl ist denk ich spontan. Es ist auf einmal da. Ein bestimmter (negativ besetzter) Umgang mit dem Leben erzeugt allerdings von Gund auf in mir zumindest ein Unverständniss. Schlachtet Jemand vor meinen Augen ein Pferd ab entsteht (bei mir!) Abscheu. Aber glaubst Du wirklich das ich dieses Gefühl liebe?


Ich habe nie behauptet, dass irgendjemand das Gefühl liebt. Aber wenn jmd./eine Person das Gefühl hervorruft, dann hat dieses Gefühl eher mit der Person selbst zu tun, die es hat (wie sonnenstrahl ja schon schrieb). Es entwertet aber - bei diesem heftigem Ausdruck- massiv die Person, die gemeint ist, von der Ausdrückenden Person. So meine Einstellung/so wie es rüberkam.
Es ist was komplett (!) anderes, als z.B. Tierquäler, s*x. Straftäter ... - bei denen jmd. weh getan wird, die Handlungen verurteilt werden & evtl. die Personen - weil sie wirklich (!) etwas schlimmes getan haben. Und nicht weil sie eben einfach so vor sich hin leben, niemandem weh tun & eigentlich auch niemanden tangieren.

Nur nochmal zur Klarstellung: Das Ding mit Sin ist für mich geklärt & ok.
Ich habe es jetzt nochmal ausgeführt für Dich, Sinai.

Da auch nicht zum Thema - auch in Grau wink.gif



Geschrieben von: Sinai78 am 19.Jul.2010 - 22:31

ZITAT
@Mausi Das Wort Abscheu hat etwas mit Verachtung zu tun, es drückt Ekel aus vor jemandem & es drückt aus, dass da etwas ganz furchtbares sein muss, was diese Person hat. Es ist in dem Moment eine Person, die geächtet wird. Es ist ein hochemotionales Wort & das weiß, eigentlich, jeder. Es "einfach mal so" dahin zu schreiben ist, v.a. bei so einem sensiblen Thema mit vielfältigen Antworten, - mal vorsichtig ausgedrückt- riskant.
Das ist richtig. Dennoch reicht es doch dann wenn EINE (hinter)fragt, wie das denn nun gemeint war. wink.gif Ansonsten komme es nämlich leicht so rüber wie: Alle drauf biiittteee sleep.gif und sowas mag ich halt nicht. Egal ob und wer nun "Recht" hat oder nicht.

Aprobos: Wenn für DICH Etwas geklärt ist- (du meinst überhaupt was hast klären zu müssen) kannst Du trotzdem nicht auch für MICH entscheiden, ob es das für mich ebenfalls ist. Das entscheide ich nämlich doch gerne noch selbst gell? Ich habe Dich ja auch nicht gebeten, ausführlicher (?)- extra für mich ich fühle mich geehrt - zu werden. biggrin.gif Falls Du DIch dazu "genötigt" gefühlt hast...nunja, wessen Gefühl war das- meins? Außerdem wenn es denn angeblich geklärt war für Dich, warum dann erneut das Wort mit A....ständig in den Mund nehmen?

"Benimmregeln" sind ja bis zu einem gewissen Grad hilfreich, aber sich mit Alleman auf "Fehltritte" draufzuschmeißen ebenfalls nicht notwendig. Und da der Ausdruck um den gekämpft wurde nicht Off Topic war, ist meine Antwort darauf - aus meiner Sicht- ebenfalls nicht Off Topic- also auch nicht in Grau. wink.gif Fing ja so schön an..bis eben das Wort XY kam.. tongue.gif Menschen sind ja leicht zu "ködern" irgendwie. So what.

In diesem Sinne
Sinai

Geschrieben von: Mausi am 19.Jul.2010 - 22:43

PN folgt - sonst ufert das hier nun noch aus rolleyes.gif

Geschrieben von: Sinai78 am 19.Jul.2010 - 22:59

Kannst Du Dir sparen. Für mich war nämlich das Ganze ebenfalls abgeschlossen- hab schon gar nicht mehr dran gedacht. Ähm, ich benötige übrigens auch keinen Ansprechpartner für Ausuferungen roetel.gif

Geschrieben von: sonnenstrahl am 22.Jul.2010 - 17:11

ZITAT(Sin @ 19.Jul.2010 - 18:35) *
@sonnenstrahl: Ja, du hast Recht. Am meisten verabscheue ich dies, weil es stark mit mir zu tun hatte. Weil ich in meinem Elternhaus regelmäßig gegen eine Wand lief. Gegen Menschen lief, die abends zur Prime Time vor der Glotze lagen, kein Interesse an gemeinsamen Unternehmungen zeigten und einfach in den Tag lebten und ein Elternteil sich regelmäßig hinter der eigenen angeblichen Unfähigkeit und Hilflosigkeit versteckte. Natürlich gibt es auch bei uns ruhigere Phasen, in der wir mehr entspannen, aber ehrlich gesagt halte ich nicht mal 3 Tage ohne irgendeinen Ansatz meiner Arbeit durch.
Deine Ausführungen über eine mögliche ehrlichere Antwort kann ich nicht unterschreiben. Ich habe keine Schwierigkeiten mit dem Teil von mir, der gern mal alle Fünfe gerade sein lassen möchte. Ich bin ein sehr aktiver Mensch, der nicht ziellos rumhängen KANN. Ich rede auch nicht davon, andere zu verurteilen, die das können. Ich rede von den verschwendeten Tagen, den versäumten Stunden, weil man sich nicht traute oder zu faul war oder zu bequem. Und davon gibt es genug…

Ich erwarte von mir, dass ich meine Sache gut mache. Nicht perfekt, nicht zu schnell, nicht zu langsam. Sondern gut. Ich habe auch keine MUSS-Latte, die zeitweise am Boden liegt.


O.k. ... mal sehen, ob ich dir folgen kann.

Zur Überprüfung werde ich versuchen das, was ich aus deinen Ausführungen herauslese, in ein glotze- und abhängfernes Bild zu übersetzen*:

Da eröffnet also eine einen Thread, in welchem sie halbwegs neutral anmutend fragt "Wie steht´s denn bei euch so mit dem Skifahren?" Und sogleich hinzufügt: A) "Ich persönlich verbringe meine Zeit lieber anders ...".
Nach einigen Antworten lässt sie durchblicken, dass sie B ) Skifahrer absolut zum Kotzen findet. Was bei manchen Mituserinnen sowohl Unmut auslöst, als auch auch das kommunikationsbereite Spiegeln einer wahrgenommenen Schrägheit.
Gefragt, warum sie eigentlich nicht von sich schreibt, anstatt über andere herzuziehen, antwortet sie: "Nun schaut, ich steh doch dazu, dass ich weder skifahren kann noch will."
Es stellt sich also schlussendlich raus: C) Die Thread-Eröffnerin KANN nicht Skifahren.

Kann meine Übersetzung deiner Meinung nach so stehenbleiben? Oder steh ich komplett auf´m Schlauch?

Sollte ich dich nicht völlig missverstanden haben, ergeben sich ab hier für mich folgende Feststellungen und Überlegungen:

Dass aus C) sehr leicht A) resultieren kann, ist für mich gut nachvollziehbar. Warum sollte eine ihre Freizeit mit etwas verbringen wollen, das sie nun mal partout nicht kann? Verspricht ja wenig Freude. Es sei denn, ihr Ehrgeiz fühlt sich angenehm gekitzelt ...

Wenn aus C) sich B ) ergibt, kann das viele mögliche Gründe haben.

Vielleicht ist da einfach Neid auf etwas, was die Threaderöffnerin auch gerne könnte.
Vielleicht hatten all die Kinder wohlhabender Eltern aerodynamische, spacige, bunte, teure Skiausrüstungen, mit denen es sich wie von alleine zu fahren schien, während sie sich so unendlich plump fühlte auf Urgroßmutters alten Eichenholz-Brettln, im schweren Janker und in den Leder-Knickerbockern.
Vielleicht war der verhasste Nachbar, damals, als sie noch ein kleines Mädchen war, passionierter Skifahrer.
Vielleicht ist ein geliebter Mensch bei einen Skiunfall schwer verletzt worden oder ums Leben gekommen.
Vielleicht hat auf einer Klassen-Skireise die beste Freundin sich mit der verhasstesten Feindin verbündet.
Vielleicht erinnern sie Skier an die viel zu kross fritierten Pommes, die es in der Kinderkur an der Nordsee immer gab ...
Vielleicht ist sie engagierte Umweltschützerin und sieht nur, wie dort, wo die unzähligen Pisten verlaufen, nichts mehr wächst, und wie die Fauna sich zurückzieht.
Vielleicht dies, vielleicht das.

Da kann aus einem Defizitgefühl heraus nun ein Bedürfnis entstanden sein, sich selbst aufzuwerten. Ganz spontan indem andere abwertet werden.
Oder aus einem Schmerz heraus ein Groll, für welchen Skifahrer nun als Projektionsfläche dienen.
Oder es wird an etwas erinnert, was nicht erinnert werden will.

Oder oder oder.

Alles sehr menschlich und daher nachvollziehbar für mich.

Aber dennoch höchst reflexionsbedürftig, wie ich finde.


An dieser Stelle möchte ich die folgende Frage aufgreifen:

ZITAT(Sinai78 @ 19.Jul.2010 - 19:58) *
Abscheu, tiefste Abscheu. Also wann ist dieses Gefühl berechtigt und wann nicht?


Gefühle haben keine Berechtigung. Sie sind einfach.

Die Frage, die sich nach meinem Dafürhalten stellt, kann also nicht sein: Darf mensch so fühlen? Und wenn ja: Wann? Sondern: Wie geht mensch mit heftigen Affekten um?

Bleibt mensch - warum auch immer - im bloßen Affekt stecken, so liegt das impuls-/reflexhafte Ausagieren häufig nicht allzu fern (siehe den Thread "Jugendliche männliche Täter ...").
Bzw. mag er allzuleicht dem Drang nachgeben, nach Gleichgesinnten zu suchen, nur um z.B. das noch immer recht wackelige Selbstwertgefühl durch gruppenimmanente Bestätigung abzusichern. Und um aus der Abneigung ein Dogma zu kreieren. ...

So werden - und das ist noch der harmloseste Fall - gewiss keine Brücken gebaut. Es wird nicht integriert, sondern es wird ab- und ausgegrenzt.

Anstatt die Kluft zwischen immer wieder auftretenden heftigen Gefühlsregungen und mitmenschlichem Anspruch als problematisierungswürdig zu erkennen, und mit der Benennung ebendieses Konfliktes so nach außen zu treten, dass ein Dialog möglich ist.

Und hier beißt sich (in meinen Augen) nun die Katze auf etwas absurde Weise in den zuckenden Schwanz:
Ging es nicht irgendwie auch um geistige Wachheit?
Und um entsprechend waches, verantwortungsbewusstes Handeln?
Also um das zu erstrebende Gegenteil von "mit leerem Blick aufschauen und verstumpfen ... "?
Ging es nicht auch darum, etwas dazu beizutragen, dass diese Welt besser, sprich lebensfreundlicher wird?

Ich denke, Abwertung ist keine günstige Voraussetzung dafür.





* Und nun, wo mein Beitrag fast fertiggeschrieben ist, fällt mir gerade ein, wieviele Menschen Skifahren nur als Wettkampfevent, das in der Glotze läuft, kennen ... naja, no example is perfect wink.gif

Geschrieben von: ella1 am 22.Jul.2010 - 18:48

ZITAT(Sinai78 @ 19.Jul.2010 - 19:58) *
.....
(die es überaus scheiße findet, als überheblich hingestellt worden zu sein!! unbekannterweise, Beurteilt anhand von einem Text man stelle sich das mal vor)


Ähhhhmmmmm. als ich das Wort "überheblich" benutze, meinen Beitrag schrieb, war mein Ziel/meine Planung mich nicht in Auseinandersetzungen einzumischen. Aus diesem Grunde schrieb ich über mich und benutze ein Bild aus der Chaostheorie bzw. dem Bucht "Per Anhalter durch die Galaxis" von Douglas Adams".


"Mitnichten wollte ich irgendjemanden als "überheblich" darstellen. Ich kam nicht auf die Idee, dass es so gesehen werden könnte. Interessanter weise wollte ich mich bewußt aus der Diskussion/Bewertung anderer heraushalten.
Das hat dann scheinbar nicht funktioniert. Soviel zu Vorhersehbarkeit.

Meine persönliche Planung ist manchmal von einer gewissen Hybris gezeichnet, einer Überheblichkeit, als könnte ich ausschließen "morgen vom Bus überfahren" zu werden. Die Betonung liegt auf "meine" ohne Rückschlüsse auf andere Menschen. Zumeist spielen Faktoren in Planungen hinein die nicht mal annährend von mir bedacht wurden, ggf. ein Schmetterlingsschlag auf der anderen Seite der Erdkugel.


[color="#808080"]Mein "Bild bei Douglas Adams und der "42". Bekanntlich wurde das Projekt um den ultimativen Sinn des Lebens zu erklären kurz vor dem Ergebnis für eine Umgehungsstraße in der Galaxis gesprengt. Auch hier wieder: Planung ist toll aber es kommt ggf.anders.Bitte wieder als meine "Lebenerfahrung" oder meine Vorstellung von Humor zu verstehen und nicht zu verallgemeinern

Geschrieben von: Marie18 am 22.Jul.2010 - 19:35

Ich lebe, um mein Glück zu finden. Mit Glück ist keine Beziehung, kein andrer Mensch gemeint, sondern ein Zustand tiefster innerer Ruhe und Zufriedenheit. Und zwar ein Zustand, der durch etwas ausgelöst ist, das nicht vergänlich ist (eben keine Beziehung usw.). Wenn man das erreicht hat, lächelt man über andere Menschen, die nicht aufhören können sich zu beschweren. Wenn man das erreicht hat, steht man morgens auf und muss schmunzeln, auch wenn Dinge nicht so gut laufen. Wenn man das erreicht hat, empfindet man die Dinge um sich herum nicht als Hektik und Stress, sondern als wahres, pulsierendes Leben. Wenn man das erreicht hat, fällt einem das Atmen leichter und man kann sich zurücklehnen und muss sich keine Sorgen machen. Wenn man das erreicht hat, hat man die Fähigkeit, sich selber, ohne Hilfe anderer, aus den dunkelsten Zeiten heuraus zu holen. Wenn man das erreicht hat, hat man das Gefühl fliegen zu können. Man ist frei. Das zu finden ist schwer. Und wenn ich dies gefunden habe, lebe ich, um zu genießen.

Geschrieben von: dandelion am 22.Jul.2010 - 20:50

Ich hoffe sehr, daß Glück nicht gefunden werden muß, wie ein Schatz, und dann ein Leben lang bleibt. ich fände es auch schade. Bliebe Glück für den Rest des Lebens, wäre das für mich wie eine Schokopudding-Diät - an sich wunderbar, aber ich wüßte es auf Dauer nicht mehr zu schätzen.

Es ist gar nicht so lange her, da hat mich eine Freundin die Schönheit der Tränen gelehrt. Es nimmt den Schmerz nicht weg. Im Gegenteil. Alles kribbelt, und die Lunge fühlt sich auf einmal doppelt so groß an, so als könnte man sie unmöglich durch Atembewegungen füllen. Was früher eben nasse Augen gab, sind nun große, schwere, platschende, Kronen bildende Tropfen. Daß Traurigkeit eine solche Schönheit und Poesie in sich trägt, macht ihre Unabwendbarkeit, ihre Bitternis und vor allem ihre Ungerechtigkeit nur noch stärker.
Beides zusammen (Leid und seine Anmut) ist echt heftig, und das noch nicht mal zwingend auf eine schöne Art und Weise. Missen möchte ich es trotzdem nicht happy.gif

Jedenfalls hoffe ich, daß es keinen Erleuchtungszeitpunkt gibt, ab dem dann alles easy-peasy läuft. Klingt seltsam, ist aber so.


Geschrieben von: malene am 22.Jul.2010 - 21:24

ZITAT(Marie18 @ 22.Jul.2010 - 20:35) *
Ich lebe, um mein Glück zu finden. Mit Glück ist keine Beziehung, kein andrer Mensch gemeint, sondern ein Zustand tiefster innerer Ruhe und Zufriedenheit. ... Wenn man das erreicht hat, hat man das Gefühl fliegen zu können. Man ist frei. Das zu finden ist schwer. Und wenn ich dies gefunden habe, lebe ich, um zu genießen.


Schön. smile.gif Bin sehr froh, dies hier zu lesen. Dies hatte ich auch immer unter Glück verstanden. Und ich finde, es muss/ kann gefunden werden, in uns, in einem bestimmten Augenblick. Oder, anders gesagt: man kann es erlernen. ;-)

Geschrieben von: Lucia Brown am 22.Jul.2010 - 22:15

gehört nicht unbedingt zum Thema.... rolleyes.gif

@ Sonnenstrahl - Was ist denn Leder-Knickerbockern?

@ - wann habt ihr bitteschön die Zeit, all das zu schreiben was hier steht? Hinter dem Geschriebenen leuchten ja auch die stundenlangen Gedanken auf, gemixt mit literarisch wertvollen Sätzen?

Müsst ihr nicht arbeiten? Geld verdienen?

lg

Lucia B.

Geschrieben von: sonnenstrahl am 23.Jul.2010 - 08:51

ZITAT(Lucia Brown @ 22.Jul.2010 - 23:15) *
gehört nicht unbedingt zum Thema.... rolleyes.gif

@ Sonnenstrahl - Was ist denn Leder-Knickerbockern?


http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.werkstatt-revue.de/shirtshop/images/artikel/big/Knickerbocker.jpg&imgrefurl=http://www.werkstatt-revue.de/shirtshop/show_det.php%3Fdet%3D57%26nav%3D&h=300&w=202&sz=7&tbnid=lK164AMmlOB4iM:&tbnh=240&tbnw=161&prev=/images%3Fq%3Dknickerbocker&hl=de&usg=__cwkd3NLhqnToBnC-hjRyqHCUIXU=&sa=X&ei=kkNJTOr4NYjdsAaoteTADw&ved=0CC0Q9QEwAA

ZITAT
@ - wann habt ihr bitteschön die Zeit, all das zu schreiben was hier steht? Hinter dem Geschriebenen leuchten ja auch die stundenlangen Gedanken auf, gemixt mit literarisch wertvollen Sätzen?

Müsst ihr nicht arbeiten? Geld verdienen?


Wäre das nicht ein vielversprechendes Thread-Thema für´s Sommerloch: Wie verlaufen bei euch die Wege vom ersten Gedankenanflug zum fertigen Beitrag?

Was mich angeht:
Meine Gedanken zucken eher wie grelle Blitze durch mich hindurch, als dass sie stundenlang geformt und zum Leuchten gebracht werden müssten. Zack! Da sind sie. Müssen nur noch bewusst wahrgenommen und in Worte gefasst werden. Viele bleiben ein halbbewusstes helles Sekunden-Zischen. Auch das Formulieren geht recht schnell. Wirklich Zeit kostet mich in der Tat Niederschreiben im Einfingersturzflugmodus (wobei auch das, verglichen mit Zehnfingerschreibsen, erstaunlich flott geht) - weswegen hier auch nur sehr sporadisch was von mir zu lesen ist. Und auch das Lesen der anderen Beiträge braucht Zeit - weswegen ich notorische Querleserin bin. Gäb´s nicht hier und da mal ein unverhofftes Freistündchen während meiner Arbeitszeit, das mit einer momentanen Lustwallung, mich hier einzubringen kollidiert, wären meine Beiträge sicherlich noch rarer ...



Geschrieben von: Marie18 am 23.Jul.2010 - 09:22

Natürlich läuft nicht alles "esay-peasy" wenn man sein Glück gefunden hat, das meinte ich gar nicht. trotzdem hat man dann natürlich noch Sorgen, Probleme verschwinden ja nicht einfach, sie kommen ja oft von außen, von der Umwelt,andren menschen bedingt, und das eigene Glück kommt von innen, also zwei völlig verschiedene Dinge. Aber was ich meine ist, wenn du dein Glück "gefunden hast" oder glücklich bist, dann hast du die Fähigkeit über solche Probleme auch zu lächeln und zu erkennen, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, als zB eine Freundschaft zu einem anderen Menschen. Du bist gelassen und fühlst dich leichter. Trotzdem wirst du dann noch negative Erfahrungen machen, ein Todesfall zb ist nicht etwas , was du beeinflussen kannst. Also wirst du dann weinen. Und weinen ist gut. Ich sage ja nicht, dass glücklich sein heißt, nicht zu weinen. Und solche Erfahrungen lassen uns wachsen, geben uns unser Gesicht. Außerdem weine ich auch oft vor Freude. smile.gif

Geschrieben von: dandelion am 23.Jul.2010 - 09:34

ZITAT(Marie18 @ 23.Jul.2010 - 10:22) *
Aber was ich meine ist, wenn du dein Glück "gefunden hast" oder glücklich bist, dann hast du die Fähigkeit über solche Probleme auch zu lächeln und zu erkennen, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, als zB eine Freundschaft zu einem anderen Menschen. Du bist gelassen und fühlst dich leichter.

gruebel.gif Nee. Weinen, die bleierne Schwere von Trauer, paßt für mich nicht mit "wenn du das Glück gefunden hast, fühlst du dich leicht" zusammen. Und ich glaube weder daran, daß man angesichts eines neuen, echten Problems lächeln kann (ohne es zu ignorieren) oder sein Glück gefunden haben muß, um nach der Bewältigung eines Problems darüber lächeln zu können.
Oder meinst du den Abschied von der Dramatik, die in manchen, oftmals jüngeren Menschen aus Unzufriedenheit den Hunger nach Revolution und Weltverbesserung erwachsen läßt?

gruebel.gif Ich glaub, ich werd's einfach nicht verstehen, und damit gut wink.gif

Geschrieben von: Marie18 am 23.Jul.2010 - 14:07


Oder meinst du den Abschied von der Dramatik, die in manchen, oftmals jüngeren Menschen aus Unzufriedenheit den Hunger nach Revolution und Weltverbesserung erwachsen läßt?

gruebel.gif Ich glaub, ich werd's einfach nicht verstehen, und damit gut wink.gif[/color]
[/quote]
Ja, vielleicht meine ich sogar das. Ich kann nur für mich selbst sprechen und ich hab schon so viel wirklich blöde negative Sachen erlebt, dass ich jetzt um so glücklicher bin, dass ich mich nicht mehr von so nem Mst runterziehen lasse. Schlimme Probleme kann man natürlich nicht weglächeln oder ignorieren, aber wenn man stark ist und weiß, was man kann, dann kann dafür von vornherein sagen - noch bevor das Problem gelöst ist - "ich werde da heil wieder rauskommen". Und das sagen zu können, sich sicher zu sein und sich selber beschützen zu können, das ist das Beste, was ein MEnsch auf Erden erreichen kann, oder nicht? Glück ist eh ein blödes Wort smile.gif

Geschrieben von: Sinai78 am 23.Jul.2010 - 14:12

ZITAT
@Marie18 Glück ist eh ein blödes Wort

Sehe ich übrigens auch so. Der Begriff ist so "gesellschaftsgemacht" find ich. Erfüllendes Leben, bereicherndes Leben, aufbauendes Leben trifft es da für mich eher als so eine "Floskel" wie Glück.

LG Sinai78

Geschrieben von: Marie18 am 23.Jul.2010 - 14:20

ZITAT(Sinai78 @ 23.Jul.2010 - 15:12) *
ZITAT
@Marie18 Glück ist eh ein blödes Wort

Sehe ich übrigens auch so. Der Begriff ist so "gesellschaftsgemacht" find ich. Erfüllendes Leben, bereicherndes Leben, aufbauendes Leben trifft es da für mich eher als so eine "Floskel" wie Glück.

LG Sinai78



ganz genau smile.gif

Geschrieben von: shark am 23.Jul.2010 - 15:08

Ich finde nicht, dass "Glück" ein "blödes Wort" ist - es ist wohl nur so, dass viele leute es so interpretieren, als handele es sich dabei um einen seligen Zustand dauerhaften Taumels.
Das ist für mich "Glück" nicht.
Klar: manchmal kann einer das Herz schier springen vor Glückseligkeit, aber für mich bedeutet "Glück" vielmehr: in einem persönlichen Zustand zu sein, der zulässt, dass die vielen schönen Dinge des Lebens mich überhaupt treffen können, dass ich sie wahrnehmen, genießen und ausschöpfen kann. Ein Zustand, in dem ich auf mich und das Leben vertrauen kann und gelassen den Dingen entgegensehen kann.
Insofern kenne ich durchaus "glückliche" Menschen.
Und möchte sehr gern auch einer werden. Dahin bin ich auf dem Weg.

shark

Geschrieben von: dandelion am 23.Jul.2010 - 17:22

ZITAT(Sinai78 @ 23.Jul.2010 - 15:12) *
Sehe ich übrigens auch so. Der Begriff ist so "gesellschaftsgemacht" find ich. Erfüllendes Leben, bereicherndes Leben, aufbauendes Leben trifft es da für mich eher als so eine "Floskel" wie Glück.


wow, das erste Mal, daß ich schriftlich gespucktes Glück sehe...


ach ja, psssst: wenn du den Namen der zitierten Person bei Zitaten noch mit in die eckigen Klammern reinpackst, sieht es nicht in jedem einzelnen Posting so aus, als ob du jemanden zitierst, der die von dir tatsächlich zitierte Person anspricht wink.gif Ich weiß nicht, ob's nur mir so geht, aber das @ ist in meinem Kopf nach zehn Jahren Onlinedialogen festverdrahtet mit "ich spreche jetzt diese Userin an" und nicht mit "das hat diese Userin gesagt" - es verwirrt mich seit Wochen jeden Tag aufs neue. bluemele.gif sorry.
Funktioniert so: entweder in der ersten Klammer quote name='zitierte Userin' oder quote='zitierte Userin' in die erste eckige Klammer. Klappt sauber und verläßlich wink.gif


@shark:
Nee, den "Taumel" fand ich darin weniger - die Beschreibung hat für mich nur so einen heftigen Beigeschmack von Unverwundbarkeit, und die möchte zumindest ich gar nicht haben. Ich will gegen meine persönlichen Drachen und Dämonen in den Kampf ziehen und verschrammt, aber froh nach Hause kommen (über den Sieg, übers Überleben, über was weiß ich, Hauptsache froh). Meinetwegen auch mit Knochenbrüchen und ner Delle im Ohr.
Das ist mir auch sowas, um dafür zu leben. (Danke fürs schubsen, ihr zwei smile.gif jetzt hab ich's!)
Und etwas, um das Vertrauen in die Welt und mich zu füttern wink.gif Was sicherlich im Schnitt glücklicher und gelassener macht. thumbsup.gif Aber ich glaube, ich lebe nicht für dieses Vertrauen. Allerdings brauche ich es, um für irgendwas leben zu können. Hätte ich kein Vertrauen in die Welt, wäre mir nichts wert, dafür zu leben. Hätte ich kein Vertrauen in mich, wäre es zu riskant, mich auf etwas wertvolles loszulassen - ich würde dieses Kleinod (in meiner eigenen Vorstellung) schließlich mehr gefährden als schützen.

"Taumel" hat für mich im Gegensatz dazu etwas diffuses, unkoordiniertes. Dabei kann Workflow auch pures Glück sein - auch etwas, wofür es sich zu leben lohnt - und der ist hochgradig fokussiert. Überhaupt, ganz in einer Sache aufzugehen - das taumelt überhaupt nicht und macht wahnsinnig glücklich. smile.gif

Geschrieben von: LadyGodiva am 23.Jul.2010 - 19:47

Ich bezeichne mich durchaus als einen vom Glück bedachten Menschen - und habe es aufgeben zu begrübeln, ob das nun an meinem unverbesserlichen Stehaufoptimismus liegt, der auch am Rand eines Weges aus spitzen Steinen das Gänseblümchen ausmachen kann, oder ob ich einfach wirklich durch glückliche Umstände offenbar unweigerlich immer auf das mir Wohltuendste stoße.
Ich fühle mich einfach glücklich.
Mit Punkt und einem etwas schrägen Einfach.
Vielleicht liegt es auch daran, dass es nichts gibt, wofür ich explizit lebe - es dafür aber wohl umso mehr gibt, das mein Leben zum behaglichen Zuhause meiner selbst macht. Partnerschaft, Beruf, Wohnort sind von daher eher das Buntglas im Kaleidoskop. Und so sehr ich daran drehe, die Anmut und der Reiz liegen gerade an der wehmütig-schönen Einzigartigkeit des Moments.


Geschrieben von: Sinai78 am 23.Jul.2010 - 23:12

Ja, wer die Momente nicht erleben + genießen kann, wie kann er dann "das große Ganze " (wert) schätzen..das immer in und um uns ist und wir nur blind sind?

ZITAT
dandelion Gestern: 18:22

ZITAT(Sinai78 @ 23.Jul.2010 - 15:12)
Sehe ich übrigens auch so. Der Begriff ist so "gesellschaftsgemacht" find ich. Erfüllendes Leben, bereicherndes Leben, aufbauendes Leben trifft es da für mich eher als so eine "Floskel" wie Glück.

wow, das erste Mal, daß ich schriftlich gespucktes Glück sehe...


So richtig? roetel.gif Erklärst Du mir bitte noch das "schriftlich Gespuckte"? icon4.gif

Geschrieben von: malene am 24.Jul.2010 - 09:43

ZITAT(dandelion @ 23.Jul.2010 - 18:22) *
Nee, den "Taumel" fand ich darin weniger - die Beschreibung hat für mich nur so einen heftigen Beigeschmack von Unverwundbarkeit,


Es geht nicht – zumindest für mich – um Unverwundbarkeit, wenn man vom inneren « Glück » spricht. Vielleicht gibt es das, doch ich halte diesen Zustand für die meisten von uns für unerreichbar. Aber es gibt diesen Zustand
ZITAT(LadyGodiva @ 23.Jul.2010 - 20:47) *
Ich fühle mich einfach glücklich.

eine Art Grundstimmung, die alles in einem goldenen Licht erscheinen lässt.

Aufgrund dieser inneren Fröhlichkeit, die mich die meist Zeit begleitet, bin ich zum Beispiel oft als unheilbare Optimistin bezeichnet worden. Mittlerweile kann ich mit dieser Etikette gut leben. Das heißt bei weitem nicht, dass ich keine Tiefs erlebt hätte. Aber ich gebäre mich selbst immer wieder von Neuem, ;-) erstehe wie Phoenix aus der Asche und mit den Jahren gleite ich immer leichter über manches Hindernis und manche Bosheit hinweg und geniesse die Gegenwart, Sekunde für Sekunde. Ja, die meiste Zeit bin ich glücklich.

Geschrieben von: DerTagAmMeer am 24.Jul.2010 - 13:10

Die Frage hat es in sich. Ich hab da keine Antwort und kann Shark lediglich beipflichten, dass auch ich geboren wurde und bislang noch nicht gestorben bin.
Vor einigen Jahren hat mich in diesem Zusammenhang eine Streitschrift von Pascal Bruckner "Ich leide also bin ich" schwer beeindruckt:

ZITAT
Jeder ist heute mit sich allein, steht vor der Aufgabe, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, und seiner Existenz einen Sinn zu verleihen. Das moderne Individuum trägt die Last einer grenzenlosen Verantwortung auf den Schultern, denn mit der Auflösung archaischer Machtverhältnisse [...] verlor es seine Sicherheit. Sich von dieser Last zu befreien, gibt es zwei Fluchtwege, die zugleich die krankhaften Symptome der heutigen Gesellschaft sind: den Infantilismus und die Tendenz, sich ständig als Opfer zu begreifen
Ein paar Jahre später traf er mit "Verdammt zum Glück. Der Fluch der Moderne" erneut den Nerv meiner Sinnfrage. Wieder fühlte ich mich zutiefst verstanden. Aber wirklich einfacher, sinniger oder weniger widersprüchlich wurde mein Leben dadurch auch nicht.

Meist versuche ich anzunehmen, was mit zufällt, und möglichst lösungsorientiert damit umzugehen. Das kann durchaus vor der Glotze stattfinden und Weltflucht bedeuten, es kann von Pflichtgefühl oder Lebensfreude angetrieben sein, mir oder anderen nutzen, Glückseligkeit oder schlicht das geringste Übel bedeuten. Ich bin diesbezüglich eher handwerklich begabt als Lebenskünstlerin.

Geschrieben von: malene am 26.Jul.2010 - 15:55

Und wenn die Antwort auf die obige Frage wäre: „Sich Zeit zu nehmen?“

Gestern abend ist mir das Foto eines nahen Freundes in die Hände gefallen.

Er war in vieler Hinsicht das Gegenteil von mir: während ich alles hartnäckig rosa und golden färbte, tauchte er in seinem tiefsten Innern alles in ein trauriges Grau. Es war ihm auf den ersten Blick nicht anzusehen, denn er eilte von Party zum Vergnügen, von der Arbeit zum Klavierspielen, von der nächsten Reise zur übernächsten. Eilte dahin, um seiner Angst vor dem Tod, dem Altwerden und Verlusten verschiedenster Art zu entkommen. Er schaute nie fern, er nahm nie ein Buch in die Hand.

Er umgab sich liebend gern mit Menschen wie seinem Lebenspartner, meiner Frau und mir, die gern redeten und lachten. Er hatte nie viel zu sagen, er schien sich bei unseren Gesprächen lächelnd zu sonnen, wie ein alter Mann auf der Bank vor seiner Hütte.

Vor zwei Monaten ist er im Alter von 42 Jahren plötzlich gestorben. Nun wünschte ich mir, dass wir uns Zeit genommen hätten, über seine Ängste richtig zu reden, versucht hätten, ihm diese zu nehmen, oder zumindest sein Lebenskonzept zu hinterfragen.
Er war gerade zu dem Zeitpunkt gestorben, als sein Mann ihn verlassen hatte und er dabei war, gezwungenerweise, seine liebevoll eingerichtete Penthousewohnung zu leeren. Er war weder krank noch hatte er einen Unfall gehabt. Er ist einfach gestorben, als sei der dünne Faden, der ihm das Leben ermöglicht hatte, plötzlich gerissen. Als sei der plötzlich erzwungene Stillstand, dieses unerwartete Bremsen seines stetigen Voranschreitens, für ihn unerträglich gewesen.

Da ich nicht weiß, ob mein Beitrag noch zum Thema gehört oder meine Trauerarbeit mich auf seltsame Seitenwege verschlägt, setzte ich mal alles in Grau.

Geschrieben von: dandelion am 26.Jul.2010 - 19:47

troest.gif ich weiß nicht, ob es deinem Freund gerecht wird. aber es scheint tatsächlich nach deiner Beschreibung eine Frage gewesen zu sein, die ihn umtrieb. vielleicht würde er sich freuen, zu sehen, daß sein Wohl dir so am Herzen lag - und daß du, statt seinen Tod zu manifestieren, ihn weiter mitten ins quirlige, quietschende Leben trägst. Schließlich hat er auch so gelebt. smile.gif

Sich Zeit zu nehmen. Ja. smile.gif Wir kriegen jeden Tag 24 Stunden. Wenigstens ein bißchen von dem, was wir gern hätten oder täten, sollte da doch rein passen, oder? Wenn nicht, wüßte ich jedenfalls auf Dauer auch nicht, wofür leben.
Vor allem würde ich es schade finden, zu wissen, daß ich mein Leben selbst in Bahnen gelenkt habe, in denen es für mich weder Freiraum gibt noch schöne "Dinge", für die sich diese Bahnen "auszahlen" (ist jetzt wesentlich mehr marktwirtschaftlich geschrieben als gemeint).
Und ich würde mich auf Dauer fragen, warum ich nicht "einfach" nochmal das Steuer in die Hand nehmen und rumreißen soll...


Geschrieben von: sonnenstrahl am 27.Jul.2010 - 18:55

ZITAT(malene @ 26.Jul.2010 - 16:55) *
Und wenn die Antwort auf die obige Frage wäre: „Sich Zeit zu nehmen?“

....


Oh ja - eine ganz wichtige Antwort, das finde ich auch.
Mir Zeit nehmen - mir die Zeit wirklich anzueignen, die mir zur Vefügung steht, wird mir von Jahr zu Jahr wichtiger. In erster Linie gar nicht mal, um sie für etwas Bestimmtes, grundsätzlich Geplantes, oder für bestimmte Begegnungen zur Verfügung zu haben, sondern für mich. Um mich zu spüren. Und in zweiter Linie, um mich dem hinzugeben, was mir gerade oder langfristig wichtig ist - oder um das Bestmögliche aus dem zu machen, was einfach getan werden muss.

Eine wertvolle Errungenschaft diesbezüglich ist ein Marktroller, mit dem ich jetzt so gemächlich von hier nach dort zockel (gar nicht anders kann, was wirklich super ist), anstatt wie zuvor mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken im Stechschritt durch mein Leben zu hetzen ...

Bei all dem ist eine wesentliche Erkenntnis für mich: Alles hat seine Zeit.

Und: Bei allem Hinspüren und Denken und Wissen gibt es so vieles, das wir nicht wissen.

malene, Du schreibst, dein verstorbener Freund habe alles in seinem tiefsten Inneren in ein trauriges Grau getaucht. Weißt du das wirklich?
Und er sei geeilt von hier nach da, um seiner Angst vor dem Tod, vor dem Älterwerden, vor Verlusten zu entkommen. Es komme dir vor, als sei "dieses unerwartete Bremsen seines stetigen Voranschreitens, für ihn unerträglich gewesen". Weißt du das?

Wir interpretieren so vieles in Ereignisse und Situationen hinein, die im wahrsten Sinne unfassbar für uns sind. Wir reimen uns so vieles zusammen. Und machen uns vielleicht sogar obendrein selbst Vorhaltungen: "Hätten wir, wären wir doch ....!"

Könnte es nicht auch sein, dass dein Freund im tiefsten Inneren ein Gespür dafür hatte, dass seine Zeit in diesem Leben keine sehr lange sein würde?
Könnte es nicht auch sein, dass seine Reise so oder so vor zwei Monaten zuende gewesen wäre - auch wenn er sich irgendwann für ein anderes Lebenskonzept entschieden gehabt hätte? Könnte es nicht auch sein, dass kurz vor seinem Tod sein bisheriges Leben auseinandergebröckelt bzw. -gebrochen ist, weil der Kitt, der Lebenskitt, der es zusammenhalten konnte, bereits den Großteil seiner Bindekraft verloren hatte? Könnte es nicht sein, dass dein Freund seinen Partner im tiefsten Inneren freigegeben, und dass er seine Wohnung, seinen Lebensplatz noch leergeräumt, die Reste seines Lebens in Ordnung gebracht hat, bevor er ging?
Könnte es nicht auch sein, dass er deshalb auf dich manchmal wie ein alter Mann wirkte, der sich auf der Bank vor seiner Hütte lächelnd in euren Gesprächen sonnte? Vielleicht war er bereits ein alter Mann? Und das war vielleicht ganz o.k. so ...?
...

Muss es so sein, dass er gestorben ist, weil er ein tieftrauriges Opfer der Umstände war? Könnte es nicht auch ganz anders gewesen sein? Viel runder und stimmiger eventuell? Und ohne "Schuldige"?

Dir, der dieser Mensch sicherlich fehlt und fehlen wird, wünsche ich Kraft.
Und dass er in dir weiterlächelt. Und dass er dir so lächelnd möglicherweise zu zeigen vermag, dass die Geschichten, die du dir zu ihm ausdenkst, um das Unbegreifliche zu begreifen, viel schlimmer sind als die Wirklichkeit. Könnte ja sein ...

Ganz herzliche Grüße von sonnenstrahl, deren bester Freund vor 9 Jahren auch mit 42 gestorben ist.










Geschrieben von: die-kleene am 27.Jul.2010 - 21:05

Eine sehr spannende Frage.
Aös erstes fiel ir auch erstmal ein: ich lebe eben nun einmal. Das hab ich mir nicht bewusst rausgesucht (jedenfalls nicht so viel ich weiß) und das meine ich jetzt nicht negativ. Als Kind war die Frage wofür ich lebe nicht wichtig, da war ich einfach da. Was mich gefreut hat, außer ich bin gerade hingefallen und hab mir sehr weh getan. rolleyes.gif Als ich bisschen älter war und gerade vieles nicht gut lief kam die Frage plötzlich auf mich zu und hat mich seitdem immer mal wieder ereilt. Aber manchmal vergess ich sie auch wieder und darüber bin ich oft auchl froh, weil ich in solchen Zeiten dann meist einfach lebe. Wofür ich lebe, hat sich also immer mal wieder geändert und die Frage war manchmal sehr wichtig und manchmal weniger (und alles hat zu seiner Zeit seine Berechtigung).

Es gab eine Zeit, da hab ich für andere gelebt, ganz bewusst. Für mich selbst hätt ich nicht gewusst, wie ich das hätte machen sollen und warum. Aber das für andere leben hat auch mir geholfen zu leben(also war es auch irgendwie für mich). Dann ist es wieder auch mehr bewusster für mich selbst geworden, dafür die Sonne zu spüren, gute Sachen zu schmecken, baden gehen zu können, zu lachen, die Natur zu genießen... Und manchmal leb ich auch für den Umweltschutz, dafür Kindern die Welt und vor allem den Spaß zu zeigen.
Und manchmal stress ich auch einfach nur, dann will ich für ganz viel leben und hab das Gefühl nichts zu schaffen.
Und das wechselt sich alles ziemlich ab, manchmal bewusst, manchmal unbewusst.

Und zum Thema Glück. Ich glaube, ich wirke auf viele weniger glücklich als ich mich meist fühle. Ich denke viel und grüble auch öfters, ich hab mit vielem zu kämpfen und mach mir einiges schwerer als es ist. Und dennoch fühl ich mich nicht unglücklich. Für mich bedeutet Glück nicht, zu wissen wie ich ein Problem überstehe oder meine Kraft immer zu spüren. Aber glücklichsein ist nach meiner Ansicht auch nichts, was immer bewusst da ist. Wenn ich jetzt für mein bisheriges Leben sage: Ich bin und war glücklich, dann stimmt das so. Weil ich immer wieder Zeiten hatte, in denen ich das gefühlt habe, in denen ich ganz bei mir war, ganz ich und das auch gemerkt habe. Und zwischendurch war das Gefühl gar nicht da, dann war aber oft auch keine Zeit darüber nachzudenken, weil genug damit zu tun war zu (über)leben. Zum Glücklichsein gehört für mich auch, mich so zu nehmen wie ich bin und ich bin oft kein Optimist, aber ich bin und das ist oft nicht leicht, aber es lohnt sich weiter zu sein.
Die Definition des Glükes oder glücklichseins ist glaub ich ziemlich individuell und das sollte sie auch sein.

Und sich Zeit nehmen, ist meiner Meinung nach eine sehr wichtige Sache. Mein Lieblingsspruch von klein auf ist: In der Ruhe liegt die Kraft. (und das nicht nur weil ich immer so langsam war wink.gif )

Danke für das nochmal zum Nachdenken anregende Thema. Ich find es manchmal gut sowas zu formulieren und sich auszutauschen.
Liebe Grüße
die-kleene

Geschrieben von: dandelion am 27.Jul.2010 - 21:30

mein Glück ist für mich, ganz im stochastischen Sinne, ein zu meinen Gunsten eintretendes Zufallsereignis.

Klingt erstmal dröge.

Aber es steckt mehr dahinter:
ich muß es als "günstig" einordnen, heißt, was Glück ist, bestimme ich selber.
es mußte nicht so kommen, ist also ein Geschenk des Universums an mich.
und: es hat eine Wahrscheinlichkeit, es wird also nicht immer klappen, aber immer wieder.

Die Gedanken mag ich. smile.gif

Geschrieben von: malene am 27.Jul.2010 - 22:36

@ dandelion und sonnenstrahl
Danke für eure netten Worte zum OT-Teil meines Beitrags. Ich hatte zunächst gezögert, ihn abzuschicken, aber ein unerwarteter Tod stellt uns manchmal die obige Frage auf eine besonders "brutale" Art, also schien er es mir fast "zwingend", mein "Grübeln" (und keine besonders gut strukturiereten Gedanken) hierzu mitzuteilen.


ZITAT(sonnenstrahl @ 27.Jul.2010 - 19:55) *
Muss es so sein, dass er gestorben ist, weil er ein tieftrauriges Opfer der Umstände war? Könnte es nicht auch ganz anders gewesen sein? Viel runder und stimmiger eventuell? Und ohne "Schuldige"?


Natürlich weiß ich nichts, meine Interpretation der Ereignisse ändert sich jede Woche, manchmal lautet sie so schön stimmig wie von Dir weiter oben beschrieben, ein anderes Mal ist sie "schuldbeladener".
Glücklicherweise bin ich dabei, loszulassen. Wie ihr schon beide es ähnlich geschrieben habt, die Erinnerungen an unsere Nächsten begleiten uns weiter im Leben, auch wenn sie lange nicht mehr da sind, und irgendwann lässt die Trauer und das Schuldgefühl nach und man erinnert sich vor allem der schönen Augenblicke. ;-)

Geschrieben von: neelia am 28.Jul.2010 - 13:05

So, zuerst habe ich einen zweiseitigen Text zu dem Thema geschrieben, doch das erschien mir sinnlos, weil ich es auch in einem Satz sagen kann. Ich habe echt mehrere Tage drüber nachgedacht aber die Erkenntnis blieb immer gleich.

Ich weiß nicht wofür ich lebe.

Geschrieben von: schneeland am 29.Jul.2010 - 18:24

Da ich gerade einen klaren Moment habe kann ich, quasi als memo an mich selbst, sagen: Ich lebe für die Liebe. Und damit meine ich Liebe in meiner eigenen Definition im Sinne zwischenmenschlichen Verbundenheitsgefühls oder überhaupt Verbundenheitsgefühl mit was auch immer.

Als Erinnerung für Tage, an denen ich, ebenso wie neelia es formuliert, nicht weiß wofür ich lebe.
Und ich merke, dass diese sch...anstregende Woche, mit etlichen latent sui**dalen und aggressiven Pat. und vielen Kriseninterventionen an einem Ort, wo der Rahmen dafür kaum gegeben ist, zumindest mein eigenes Gefühl für "ich lebe gern" gestärkt hat.
Daher wohl auch das Bedürfnis, das an irgendeiner Stelle, heute eben mal hier mit dem Statement "wofür ich lebe", loszulassen. Trotz aller Kraftlosgkeit die ich gleichzeitig spüre. *Urlaubsfotos here I come*.....*sich jetzt mal ablenken geht*...*wurstelwurstel*

Geschrieben von: Sinai78 am 29.Jul.2010 - 22:22

ZITAT(schneeland @ 29.Jul.2010 - 19:24) *
Ich lebe für die Liebe. Und damit meine ich Liebe in meiner eigenen Definition im Sinne zwischenmenschlichen Verbundenheitsgefühls oder überhaupt Verbundenheitsgefühl mit was auch immer.

Gefällt mir wub.gif

Geschrieben von: Sin am 04.Aug.2010 - 20:30

ZITAT(neelia @ 28.Jul.2010 - 14:05) *
So, zuerst habe ich einen zweiseitigen Text zu dem Thema geschrieben, doch das erschien mir sinnlos, weil ich es auch in einem Satz sagen kann. Ich habe echt mehrere Tage drüber nachgedacht aber die Erkenntnis blieb immer gleich.

Ich weiß nicht wofür ich lebe.


Und war das für sich ein Prozeß im Moment des Schreibens und deine Erkenntnis die Frucht deiner Gedanken? rolleyes.gif
so wie: Alle Klarheiten beim Schreiben beseitigt? rolleyes.gif

Geschrieben von: Sin am 04.Aug.2010 - 20:52

Ich habe für mich ein Lebenslineal im Kopf.

Es ist unterteilt in Einheiten zu je 7 Lebensjahren. Zu jeder Einheit kann ich für mich sagen, was ich erreicht habe.
Ich finde, 7 Jahre sind für die Entwicklung einer Persönlichkeit ein gutes Maß.

Die ersten 7 Jahre sind Kleinkindalter, die nächsten Kindheit und Jugend, die darauf wären Jugend/Übergang eigenständiges Leben, gefolgt vom wirklichen Erwachsenwerden bis hin zur Reife und irgendwann dem Tod.

Ich weiß, wohin ich möchte. So in 7 Jahren. Ich weiß, was ich erreichen möchte. Vielleicht habe ich auch nur einfach eine riesen Krise, weil dieses Jahr das böse Jahr mit der bösen böse „3“ davor kommt und ich mir überlege, was ich erreicht habe, was ich mal wollte, wohin ich will.

Und stelle ich mir die Frage, wofür ich lebe. Wie soll ich das erklären…

Vor mir liegt eine Wiese. Auf dieser Wiese blühen hunderte von Sorten Blumen. Beim Versuch, mir einen Strauß zu binden, bin ich immer so vorgegangen, dass ich alle Blumen wahllos ergriff und in einer Rekordzeit den Duft jeder Blüte, jedes Blatt, jedes kleine Teil einer jeden Pflanze auseinandernahm, sie erforschte und versuchte zu begreifen. Vieles ist nachhaltig in meinem Gedächtnis geblieben. Vieles verflogen und vergessen.

Nun werde ich älter. Ich habe nicht mehr den Elan so aufopfernd und kräftezerrend weiterzumachen. Für mich tun sich immer mehr Wiesen, immer mehr Blumen auf, so dass ich an einem Punkt in meinem Leben bin, wo ich überlegen muss, ob ich weiter alles mitreiße oder bei wenigen Blumen verharre… Organisiere ich mich so, dass ich mir Leute anstelle, die mir einzeln von den vielen Blumen berichten? Bekomme ich dadurch jeden Duft, jedes Blütenblatt noch mit? Sehe und erlebe ich dadurch nicht alles nur noch oberflächlicher?

Darum die Frage, wofür man lebt…

Kennt ihr diese Art MidLife-Crises???

Geschrieben von: Sägefisch am 04.Aug.2010 - 21:11

Meine Drittel-Krise hat sich eigentlich in Grenzen gehalten, obwohl ich mit ziemlich viel (oder doch zumindest intensivem) nicht-erreichten fertig werden musste und mir das zu der Zeit auch nachhing. Möglicherweise war ich diesbezüglich einfach gut im Training - Kummer gewöhnt, vieles bereits durchgekaut und irgendwann nicht mehr so leicht zu erschüttern.

Womöglich ist es für manche sogar nicht gerade gesund, angestrengt für "etwas" leben zu müssen, da selbiges ja unerspriessliche Eigenschaften auspacken könnte. Wie: sich nicht einzustellen, sich zu verflüchtigen, nicht abendfüllend zu sein oder anderweitige Erwartungen nach dem grossen Sinn nicht zu einzulösen.





Geschrieben von: Sinai78 am 04.Aug.2010 - 21:35

ZITAT(Sin @ 04.Aug.2010 - 21:52) *


Vor mir liegt eine Wiese. Auf dieser Wiese blühen hunderte von Sorten Blumen. Beim Versuch, mir einen Strauß zu binden, bin ich immer so vorgegangen, dass ich alle Blumen wahllos ergriff und in einer Rekordzeit den Duft jeder Blüte, jedes Blatt, jedes kleine Teil einer jeden Pflanze auseinandernahm, sie erforschte und versuchte zu begreifen. Vieles ist nachhaltig in meinem Gedächtnis geblieben. Vieles verflogen und vergessen.

Nun werde ich älter. Ich habe nicht mehr den Elan so aufopfernd und kräftezerrend weiterzumachen. Für mich tun sich immer mehr Wiesen, immer mehr Blumen auf, so dass ich an einem Punkt in meinem Leben bin, wo ich überlegen muss, ob ich weiter alles mitreiße oder bei wenigen Blumen verharre… Organisiere ich mich so, dass ich mir Leute anstelle, die mir einzeln von den vielen Blumen berichten? Bekomme ich dadurch jeden Duft, jedes Blütenblatt noch mit? Sehe und erlebe ich dadurch nicht alles nur noch oberflächlicher?

Darum die Frage, wofür man lebt…

Kennt ihr diese Art MidLife-Crises???


Das hast Du superschön beschrieben.. flowers.gif Und zu Deiner letzten Frage: zur Genüge rolleyes.gif Ich würde das bei mir in Etwa so beschreiben: ich habe viele feine Wurzeln die sich überallhin erstrecken aber nie fest verwurzeln. Ich liebe diese Form von leben, es ist ein glückliches Sein und Wirken, aber hin und wieder beschleicht mich das Gefühl, auch mal was "Tiefverwurzeltes" haben zu wollen. Etwas Langfristigeres. Aber ich weiß nicht wie ich das anstellen soll und wo ich damit anfange? Und das wirft soviele Fragen in mir aus dass ich hin und wieder schier wahnsinnig davon werde. Könnte man sicherlich ebenfalls als Midlive-Crises bezeichnen oder? unsure.gif

LG Sinai78

Geschrieben von: küken am 17.Aug.2010 - 17:25

Ich glaube imoment lebe ich nur zum Arbeiten icon4.gif Kannste mal einspringen? Wochenenden waren im Eimer, Freundin seltener gesehen. Bin ich froh das ich bald Urlaub habe icon4.gif

Geschrieben von: june am 14.May.2020 - 07:19

... und Sin? Folgst du immer noch der Sieben-Jahre-Theorie?
Und hast du für dich alles erreicht, was du dir vorgenommen hast?

Habe eben diesen ganzen Thread gelesen - man war der spannend, tief und gut! Und sooo viele tolle userinnen!

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