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> Wer abschreibt und rumeiert, wenn er ertappt wird,
Wer abschreibt und rumeiert, wenn er ertappt wird,
Du kannst das Ergebnis dieser Abstimmung erst ansehen, wenn du abgestimmt hast. Bitte melde dich an und stimme ab, um das Ergebnis dieser Umfrage zu sehen.
Abstimmungen insgesamt: 38
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Hortensie
Beitrag 23.Feb.2011 - 02:38
Beitrag #1


"Jeck op Sticker"
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Akademische Würden und Titel scheinen in unserer Welt wichtig zu sein. Fast jede hat schon mal von Menschen gelesen, die Doktorwürden ihr eigen nannten die sie garnicht besassen.
In der Millionenstadt, in der ich lebe, hat eine solche Vorspiegelung einem Mandatsträger sein Mandat gekostet.
Viele bedauern dies, weil er in seinem Fachgebiet (Kulturausschuss) als versierter und geschätzter Experte galt.
Der fehlende Sachverstand hat mittlerweile dazu geführt, dass viele über die "Kulturpolitik" in dieser Stadt nur noch den Kopf schütteln.

Sei es drum.

Jetzt also der bundesweit in vielen Umfragen so beliebte, meist sehr smart wirkende Freiherr mit dem Nachnamen, der an "Buchdruck" denken lässt.
Er hat zwar nicht behauptet, einen "Doktortitel" zu haben, ohne eine Doktorarbeit geschrieben zu haben, sondern er soll vielmehr diese Doktorarbeit im größeren Umfang abgeschrieben haben.

Seine Chefin, die Kanzlerin, gibt ihm zwar "Rückendeckung" in dem sie jetzt in Interviews klarstellt, sie habe keinen wissenschaftlichen Mitarbeiter berufen.

Aber irgendwie ist das Ganze schon ein wenig obskur. Oder soll hier einfach nur ein allseits beliebter Politiker auf´s Abstellgleis geschoben werden?

Bevor zur "Doktorwürde" noch die "Kanzlerwürde" hinzukommen könnte?

Der Beitrag wurde von Hortensie bearbeitet: 23.Feb.2011 - 02:42
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shark
Beitrag 23.Feb.2011 - 10:47
Beitrag #2


Strösenschusselhai
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Was der Grund für die Nachforschungen war, spielt mE keine Rolle für die Bewertung des Umstands, dass Guttenberg nachweislich betrogen und, um sich aus der Affaire zu ziehen, dreist gelogen hat.
Damit hat er seine Glaubwürdigkeit verloren und kann einfach nicht weiter als Minister (und schon gar nicht als potentieller Kanzlerkandidat) im Spiel bleiben.
Der Doktortitel muss ihm offiziell aberkannt werden (da nützt sein scheinbar so ehrbarer Vorgriff, den Titel nicht mehr tragen zu wollen, gar nichts) und er muss aus seinem Amt entfernt werden.

Die Begründung der Bundeskanzlerin, auf seinen Doktortitel käme es ihr gar nicht an und deshalb könne er natürlich weiter in seinem Amt verbleiben, ist haarsträubend und im Prinzip noch schlimmer als der Betrug Guttenbergs:

Weil eben nicht der unrechtmäßig erworbene Titel das Problem ist, sondern Guttenbergs kriminelle Energie und seine unhaltbare Behauptung, nicht absichtlich getäuscht zu haben.

Er ist ein Dieb, ein Betrüger und ein Lügner - und auf dieser Grundlage muss mit ihm auch verfahren werden.

Ich finde es unerhört, dass Merkel einen Minister in seinem Amt lassen will, der seine Unglaubwürdigkeit so eindrucksvoll bewiesen hat wie Guttenberg.


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 23.Feb.2011 - 10:48
Bearbeitungsgrund: Einschub
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kahikatea
Beitrag 23.Feb.2011 - 11:11
Beitrag #3


Reisefreudige Nacht-zum-Tag-Macherin
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Sehr generell finde ich es erstrebenswert, die berufliche Tätigkeit von Personen nach deren Arbeitsleistung zu beurteilen und außerberufliche Kriterien soweit wie irgend möglich außen vor zu lassen - egal, ob es um das seltsame Privatleben ehemaliger US-Präsidenten geht oder beispielsweise um ein lesbisches Outing der nächstbesten Grundschullehrerin (nicht daß ich persönlich diese Situationen für vergleichbar halte, aber nach den moralischen Maßstäben mancher Leute sind sie womöglich gleichermaßen verwerflich).

Ich fände es gut, wenn dies in beiden Richtungen gelten würde: sowohl für die Frage der (Un-)Tragbarkeit eines Ministers, dessen akademische Arbeit möglicherweise hinterfragbar ist, als auch für die Frage, ob ein akademischer Titel irgendwie für die Aufgaben eines Ministers qualifiziert. Die Grenze zwischen beruflich wesentlichen Kriterien und Privatleben ist vermutlich nicht immer einfach zu ziehen, aber im konkreten Fall sehe ich zumindest die Relevanz der Dissertation für eine Arbeit als Verteidigungsminister bisher nicht.

Die Partei des Anlaßgebers dieses Threads steht mir fern. Aber ich frage mich bei solchen Entwicklungen, wer ein Interesse an der Entwicklung hat. Meinem persönlichen Eindruck nach bestehen politische Debatten mittlerweile oft aus gefühlten 90% Diskreditierung des politischen Gegners und bestenfalls 10% konstruktivem Anteil. Da wundert es mich nicht, wenn bei einem der eher wenigen Verteidigungsminister dieses Landes, die anscheinend einen relativ guten Stand in der Truppe haben, außerfachliche Kritikpunkte zum gefundenen Fressen werden. Diese Entwicklung finde ich unschön - egal wen sie betrifft - und für gute Politik hinderlich.

Angesichts dessen, daß das Bewerten akademischer Arbeiten nicht immer einfach ist, finde ich es grotesk, wenn Leute sich im Internet dazu berufen fühlen, eine öffentliche "Plagiat-Jagd" zu organisieren. Wenn ich ein mutmaßliches Plagiat auf dem Tisch hätte, würde ich zur Prüfung natürlich auch im Netz suchen - weil sich die Plagiatoren heutzutage oft dort bedient haben dürften. Aber dann würde ich dies vor dem Hintergrund meines Fachwissens tun. Ob beispielsweise die Nennung der Kriterien einer Begriffsdefinition ohne Quellenangabe (ein vielleicht nicht repräsentatives, aber öffentlich zu findendes Beispiel, das mir in Erinnerung blieb) ein Plagiat ist oder im jeweiligen Fachgebiet eine Binsenweisheit, für die niemand Quellenangaben erwarten würde, können meines Erachtens nur Menschen beurteilen, die selbst in genau diesem Fachgebiet zuhause sind (und die kein politisches Interesse dabei verfolgen - bei beidem bin ich angesichts der Menge der sich aktuell dazu berufen fühlenden Plagiatsjäger im Netz skeptisch).

Ganz persönlich fühle ich mich, wenn sich eine Arbeit als Plagiat erweist, akademisch verschaukelt, um es sehr vorsichtig auszudrücken. Mein akademisches Vertrauen in die "Verfasser" ist dann dahin. Das kann in manchen Fällen auch über das Akademische hinaus gehen, muß es aber nicht unweigerlich.


Edit: Etwas ent-personifiziert.
Und außerdem noch Grammatik...


Der Beitrag wurde von kahikatea bearbeitet: 23.Feb.2011 - 12:37
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dandelion
Beitrag 23.Feb.2011 - 12:16
Beitrag #4


don't care
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ZITAT(kahikatea @ 23.Feb.2011 - 11:11) *
Sehr generell finde ich es erstrebenswert, die berufliche Tätigkeit von Personen nach deren Arbeitsleistung zu beurteilen und außerberufliche Kriterien soweit wie irgend möglich außen vor zu lassen - egal, ob es um das seltsame Privatleben ehemaliger US-Präsidenten geht oder beispielsweise um ein lesbisches Outing der nächstbesten Grundschullehrerin (nicht daß ich persönlich diese Situationen für vergleichbar halte, aber nach den moralischen Maßstäben mancher Leute sind sie womöglich gleichermaßen verwerflich).

Ich fände es gut, wenn dies in beiden Richtungen gelten würde: sowohl für die Frage der (Un-)Tragbarkeit eines Ministers, dessen akademische Arbeit möglicherweise hinterfragbar ist, als auch für die Frage, ob ein akademischer Titel irgendwie für die Aufgaben eines Ministers qualifiziert. Die Grenze zwischen beruflich wesentlichen Kriterien und Privatleben ist vermutlich nicht immer einfach zu ziehen, aber im konkreten Fall sehe ich zumindest die Relevanz der Dissertation für eine Arbeit als Verteidigungsminister bisher nicht.

(IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif)

Okay, da hat einer offensichtlich gröbstens geschlampt. Bei einer Jura-Doktorarbeit.
Angesichts dessen, was in juristischen Studienarbeiten erwartet wird, verstehe ich die Aufregung tatsächlich nicht. Gefühlte 90% einer solchen Arbeit besteht aus Zitaten, insofern wundert es mich überhaupt nicht, wenn nicht alle gekennzeichnet sind. Aber es ist schlampig, wenn die Mängel tatsächlich so erheblich sind wie dargestellt.
Aber zu Guttenberg ist durchgemauschelt worden, sogar summa cum laude. Titel und Titel gesellt sich eben gern.

Und jetzt hat jemand die Arbeit nochmal angesehen und überprüft. Und ich frage mich, warum. Die meisten Abschlussarbeiten verschwinden auf Nimmerwiedersehen in Regalen, und werden bestenfalls selbst gelegentlich ganz selten mal als Quelle verwendet. Dass sowas auffällt, ist wesentlich untypischer, als dass es passiert.
Heißt: jemand wollte im Dreck wühlen - und hat gefunden.

Zu Guttenberg hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die Uni Bayreuth sieht einer geschmälerten akademischen Anerkennung, aber einem gesellschaftlich gesteigerten Exklusivitätsstatus entgegen. Und uns wird gezeigt, dass zu Guttenberg im Knüpfen von Seilschaften offenbar langjährige Erfahrung hat. Für einen Minister gar nicht mal so schlechtes Handwerkszeug. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Für mich riecht das nach Werfen mit Dreck, weil die Argumente ausgehen.
Für beides habe ich kein Verständnis. Zu Guttenberg ist doch fachlich weit genug davon entfernt, übers Wasser gehen zu können. Warum also nicht mit politischen Argumenten gegen ihn vorgehen, sondern in seiner Vergangenheit stochern? Es gab doch genug Alternativmaterial.
Auch da habe ich nicht den Eindruck, dass der große Ruhmtopf auf die Beteiligten gegossen hat.

Ein gekauftes medizinisches Ausbildungszeugnis finde ich ehrlich gesagt gruseliger.



An der Abstimmung habe ich mich bewusst nicht beteiligt, weil ich mich aus Pseudoverallgemeinerungen lieber heraushalte. Es passiert mir öfter, dass Menschen ihren Standpunkt untermauern, indem sie pseudoverallgemeinern: "Was würdest du tun, wenn jemand..." - es folgt eine wilde Übereinanderverkleisterung von Oberbegriffen aller Details des Anlasses zur Aufregung, sodass die Sammlung auf keinen anderen Fall mehr passen würde, aber trotzdem das Deckmäntelchen der Allgemeingültigkeit trägt. Das reinste Phrasen-Pappmaché.
Wenn wir es den Politikern übelnehmen (wollen), warum dann in gleicher Münze zurückzahlen?

"Wer abschreibt und rumeiert" ist nicht zwingend Minister und kann nicht zwingend von irgendwas zurücktreten. Warum steht da nicht gleich "zu Guttenberg"?
Unter "ich habe auch schon" stehen derart allgemeine Dinge, die implizit zu Guttenberg beigeschrieben werden, dass kaum jemand den letzten Punkt anklicken kann, ohne zu heucheln.
Ich verstehe... die mögliche Signifikanz des dritten Umfrageteils nicht.


Der Beitrag wurde von dandelion bearbeitet: 23.Feb.2011 - 12:30
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shark
Beitrag 23.Feb.2011 - 12:31
Beitrag #5


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Er hat nicht geschlampt.
Er hat betrogen.

Ich finde, das ist durchaus ein Unterschied.
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dandelion
Beitrag 23.Feb.2011 - 12:42
Beitrag #6


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Das Problem, das ich damit habe, ist, dass Schlamperei eine plausible Erklärung für die Faktenlage ist, wenn man die Perspektive des Jurastudenten kennt.
Insofern möchte ich einem Umstand, über den ich nichts sicher weiß, kein ausschlaggebendes Gewicht geben. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
Hinzu kommt: er ist derzeit kein Rechtsanwalt und kein Richter, sondern Mitglied der Exekutive. Hätte ein gekauftes Mathediplom für dich die selbe Bedeutung?

Unabhängig von der Frage muss mit der Hochschule eine Mauschelei gelaufen sein, damit eine solche Arbeit durchkommt.
Was mir an juristischen Fakultäten (korreliert zu Papas gutem Namen) viel zu gang und gäbe scheint, um mich drüber aufzuregen.

Der Beitrag wurde von dandelion bearbeitet: 23.Feb.2011 - 12:43
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shark
Beitrag 23.Feb.2011 - 14:09
Beitrag #7


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Ja, auch ein erschlichenes, gekauftes, fremdgeschriebenes, abgekupfertes Mathediplom würde mir zeigen, dass der Mensch, der so zu seinem Titel gekommen ist, unehrlich ist und über kriminelle Energie verfügt.
Solch eine Person würde ich weder als Mathelehrer meiner Tochter akzeptieren noch gar als höheren staatlichen Angestellten mit besonderen Befugnissen in Bezug auf die Geschicke des Landes, in dem ich lebe.

Ich korrigiere regelmäßig Diplomarbeiten und habe auch schon eine Doktorarbeit Korrektur gelesen.
Und ja: Da kommen Fehler vor.

Aber noch nie habe ich erlebt (und kann mir auch keinen harmlosen Grund vorstellen, wie es dazu kommen können sollte), dass Teile eines nicht als solches kenntlich gemachten Zitats als Fußnote auftauchen, statt im Text und dass innerhalb von Zitaten, bei denen lediglich die Anführungszeichen und Verweise vergessen worden sind, durch eigene Worte (die besser zum Kontext passen als das Original) "aufgepimpt" wird. Man weiß doch, was man selbst geschrieben hat und was nicht.

Zumal in diesem Fall ja auch noch der größere Teil des Werkes abgekupfert ist. Mir ist das deutlich zu viel "Fehler", als dass das noch Schlamperei sein könnte.

edit:

Ich finde übrigens, es macht diesen Fall kein bisschen weniger "schlimm", dass auch andernorts geschummelt wird, was das Zeug hält.
Und dass da auch an der Universität gemauschelt worden sein muss, damit das alles überhaupt passieren konnte, muss ebenfalls Konsequenzen haben.

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 23.Feb.2011 - 14:13
Bearbeitungsgrund: Zwei Fehler korrigiert
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dandelion
Beitrag 23.Feb.2011 - 14:21
Beitrag #8


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Okay. Verständlicher Standpunkt.

Allerdings würde ich gern auch die ans Licht ziehen, die da so lange im Dreck gestochert haben, bis sie was gefunden hatten.
Und ich wüßte gern, was durch diese Aktion in den Medien untergehen soll (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Das finde ich sogar wesentlich spannender... (IMG:style_emoticons/default/pfeif.gif)
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kahikatea
Beitrag 23.Feb.2011 - 15:17
Beitrag #9


Reisefreudige Nacht-zum-Tag-Macherin
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Natürlich ist Schlampen und Betrügen nicht das Gleiche. Die Grenze dazwischen ist aber in akademischen Arbeiten zumindest meiner Erfahrung nach manchmal arg schwierig zu beurteilen, selbst wenn man das Fachgebiet kennt. Von daher fände ich zumindest es besser, wenn darüber Menschen urteilen, die die Arbeit gelesen haben und in deren Fachgebiet zuhause sind. Falls man in Bayreuth Mauscheleien für möglich hielte, gibt es jenseits der dortigen Kommission, deren Aufgabe die Beurteilung jetzt ist, sicher auch anderswo fachlich hinreichend einschlägige und darüber hinaus neutrale Menschen.

Mir behagt diese Selbstverständlichkeit nicht, mit der aktuell so viele Menschen jenseits persönlicher Meinungen Urteile abgeben. Tatsächlich selbst vor der Aufgabe zu stehen, persönlich über Plagiatsvermutungen und damit Scheinvergaben oder Abschlüsse anderer Menschen zu entscheiden, erscheint mir nur dann einfach, wenn man es sich einfach macht.

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Fledi
Beitrag 23.Feb.2011 - 17:45
Beitrag #10


...
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ZITAT(dandelion)
Angesichts dessen, was in juristischen Studienarbeiten erwartet wird, verstehe ich die Aufregung tatsächlich nicht. Gefühlte 90% einer solchen Arbeit besteht aus Zitaten, insofern wundert es mich überhaupt nicht, wenn nicht alle gekennzeichnet sind.


(IMG:style_emoticons/default/huh.gif)

Ist das so? Ich habe zwar noch keine juristische Doktorarbeit verfasst aber dafür jede Menge anderweitiger juristischer Studienarbeiten. Wenn andem ist, wie Du schreibst, wundert mich nicht, warum ich nie zu den Besten gehörte, denn meine Arbeiten bestanden kaum aus Zitaten, als eher der Anwendung von Gesetzen. Richtig waren sie immer. Daher wunderlich. Die vollkommene juristische Arbeit zu verfassen, ist sicherlich nicht einfach, da selbst in der verwendeten Literatur stets mehrere Hilfswerke verwendet werden müssen, wenn man nicht als vollkommener Depp dastehen möchte. Jurist A als geschätzter Kommentator des BGB schreibt in seiner geschätzten Kommentierung von Schwachsinn, während geschätzter Kommentator B, ebenfalls Jurist, in einer anderen kommentierten Ausgabe des BGB von der Wichtigkeit desselben schreibt, was von A als Schwachsinn abgetan wurde. Da kommt es leider durchaus auf den persönlichen Geschmack des Lesers an, der die Studienarbeit vor sich hatte. Hier bedient man sich allerdings wenig reine Zitate, denn sonst würde eine juristische Arbeit schnell einer Lachnummer gleichkommen, die widersprüchlicher nicht sein kann, sondern schreibt direkt von der Auffassung des Jurists A oder B. Soviel zu dem Pieks, den Deine Worte in meinen Rippen verursachten.

Aber: Egoistisch gedacht, da ich nicht für alle Menschen Deutschlands sprechen kann finde ich es im besagtem Fall eine außerordentliche Verhöhnung aller Jurastudenten und Absolventen, die sich in mühevoller Kleinstarbeit durch ihre juristischen Arbeiten quälten. Die, die das alles nicht so wesentlich finden und meinen, es gibt wichtigeres möchte ich gern mal in die Uni setzen und den typischen Zweitsemesterfall vor Augen halten, in welchem sie dann in einem unzitierten Gutachten die Rechtslage darstellen dürfen. Person A mietet stundenweise die Wohnung von Person B um einen angekündigten Karnevalsumzug vom Fenster aus betrachten zu können. Der Karnevalsumzug wird aufgrund eines nicht näher beleuchteten Umstandes jedoch kurzfristig umgeleitet. Welche Ansprüche hat Person A gegen B und umgekehrt, wie ist die Rechtslage? (IMG:style_emoticons/default/wacko.gif)

Ein Jurastudium ist teilweise zum verzweifeln, zum heulen und manchmal echt zum rückwärts essen. Und ja, da fühle ich mich verhöhnt so nach dem Motto "ich kann - und du nicht!" Allein schon für die vielen echten und richtigen Doktorarbeiten muss es hier Konsequenzen geben.
Ein Herr zu Guttenberg scheint sich in vielen Dingen seiner Sache relativ sicher zu sein. Für meinen Geschmack ist es - wie Shark bereits schrieb - Betrug und ein solcher darf nicht ungestraft bleiben. Vor allem nicht, wenn man den Sachverhalt noch so ins Lächerliche zieht, wie der Herr Verteidigungsminister. Ich finde es schon anmaßend auf einer öffentlichen Kundgebung dann noch so selbstverliebt aufzutreten und den Witz zu machen, dass man selbst dort stünde und kein Plagiat.

Abstimmen konnte auch ich nicht, da sich mit einer Stimme eine andere immer wieder ausschloss und irgendwie das, wobei es mir in dem Fall geht, nicht dabei war.
Ich fühle mich einfach persönlich auf den nicht vorhandenen Schlipps getreten, weil ich nicht den Nachnamen zu Guttenberg habe und mir in meinen Arbeiten vermutlich doppelt soviel Mühe geben musste um wenigstens ein "Richtig - aber trotzdem doof" zu erhalten und ich mir Nächte, Wochenenden und was weiß ich wie viele Tage um die Ohren schlagen durfte, um manche Arbeit zu verfassen.
Und, was dazu kommt - es wird in solchen Dingen ja gern auf alle geschlossen. Erwähnt man also seinen (ehemaligen) Studiengang, darf man sich unter Umständen schief anschauen lassen. Und das finde ich, hat sicherlich der größte Teil nicht verdient.


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shark
Beitrag 23.Feb.2011 - 19:51
Beitrag #11


Strösenschusselhai
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Titel aberkannt.

Wenigstens das.
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svan
Beitrag 23.Feb.2011 - 22:57
Beitrag #12


Gut durch
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Zu Guttenberg ist ein Mann, dem alle möglichen positiven Attribute zugesprochen werden aufgrund dessen, dass er ein Mann ist und seiner Herkunft, seines Namens seiner Selbstdarstellung.
Er ist nicht nur irgendein Minister, er ist auch Dienstherr von zwei Bundeswehruniversitäten. Wer sich da auf diese Art einen Doktortitel erschleichen möchte, wird fliegen oder schlimmeres, unehrenhaft entlassen und anderes.
Hier geht es nicht um eine Kleinigkeit.
Abschreiben von Mathehausaufgaben.
Es ist hier schon eine andere Qualität und Deliktgröße.
Ich kenne sehr viele fähige Leute, die ihre Doktorarbeit aus dem einen oder anderen Grund nicht geschafft haben, nachdem sie sich jahrelang gemüht haben. Einem Bekannten ist der PC geklaut worden, wo die Arbeit drauf war. Einer bekam nach jahrelanger Forschung in Mathe kein Ergebnis.
Guttenberg lügt und das finden viele offenbar nicht schlimm, da sie ihm einen Heiligenschein zuschreiben.
Da wird mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen.
In welchem Land leben wird denn?
Was würde denn einer unbekannten Person passieren, die so eine Arbeit abliefert?
Es geht doch hier nicht darum, ob jemand mal einen Fehler macht.
Frau Dr. Käsmann ist wegen einem Glas Alkohol zurückgetreten. Wobei eine kleine zarte Frau nicht viel trinken muss, um zu viel zu trinken.
Einem Doktor werden alle möglichen positiven Eigenschaften zugeschrieben und unterstellt. Auch wenn das nicht immer stimmt. Frau Dr. Haarer, Herr Dr. Mengele, ......
Zu Guttenberg sieht gut aus und ist reich und braucht nicht zu arbeiten, wozu braucht er einen erschlichenen Dr.Titel. Für mich hat das Ganze auch viel mit dem Patriarchat zu tun.
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svan
Beitrag 24.Feb.2011 - 14:14
Beitrag #13


Gut durch
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Für mich ist er ein Bübchen, dem einfach viele positive Eigenschaften zugeschrieben werden.
Was hat er denn vorher gemacht? Ein 1.Staatsexmamen und sonst nicht wirklich was gearbeitet. Etwas in einer familieneigenen Firma, die mit drei Angestellten einen Umsatz von 25.000 Euro per Anum erwirtschaftet hat. Dann eine andere Familienfirma verkauft und dafür 260Millionen bekommen.( Quelle Wiki)
Er muss also nicht arbeiten.
Möchte sich aber gern irgendwo profilieren, was ja grundsätzlich ok ist.
Doktorarbeiten schreiben sich nun mal nicht nebenbei.
Und wer etwas erreichen will, muss dafür erstmal etwas leisten.
Juristen machen normalerweise ein 2.Staatsexamen, da erst damit eine berufliche Möglichkeit gegeben ist.
Mogeln lässt sich dabei in der Regel nicht, da es zu viel Praxis enthält.
Warum hat er das nicht gemacht?
In unserer Gesellschaft gibt es immer noch ein starkes Oben-unten-Denken und die Causa Guttenberg ist für mich nur ein Indiz dafür. Hätte man einem Cem Özdemir oder einer Claudia Roth das durchgehen lassen?
Oder einem Guido Westerwelle?
Wenn man Politker ist, wird die Diss beleuchtet. Wie oft haben wir denn über die Aussagen von Dr. Helmut Kohl über die Menschen in der Pfalz gelacht?
Guttenberg hätte wissen müssen, dass die Sache auffliegt.
Viele Leute wünschen sich offenbar ein Prinzchen und sie bekommen es.
Und sie merken es garnicht, was da eigentlich abläuft.
Dass hier mit unterschiedlichem Maß gemessen wird.
Es leben die Ewig-Gestrigen.
Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wieder haben. Aber bitte mit Bart.
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sonnenstrahl
Beitrag 25.Feb.2011 - 01:29
Beitrag #14


verboden vrucht
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Fuer mich gehoeren Doktoren- und Professorentitel ebenso zur Welt des schoenen, privilegierten Schein wie Adelstitel, Prada-Kostueme und Rolex-Uhren.
Ob solch ein Titel gekauft, erschlichen, geerbt oder hart erarbeitet, und ob die Rolex made in Taiwan ist, oder "echt", ist mir voellig schnuppe. Denn es geht - meiner Ansicht nach - dabei erstmal um die Exklusivitaet der gehobenen Einkommensklasse, und nicht um allgemeingueltige humane Werte: "Wir hier oben, ihr da unten."
Ein Casino, zu dem die meisten Menschen lebenslang keinen Zutritt haben. Ob hinter den alarmausgestatteten Mauern nun ehrlich gezockt oder gemauschelt und beschissen wird, kriegen wir auf der anderen Seite in der Regel eh nicht mit. (Was natuerlich nicht heissen soll, dass der Ausgang der Spiele dort grundsaetzlich keinen Einfluss auf das Leben ausserhalb dieser Mauern haette.)
Nichts davon, was dorthin Einlass verschafft, sagt etwas darueber aus, ob das Handwerk, fuer das eine/r antritt, wirklich beherrscht wird. Und es sagt schon gar nichts darueber aus, ob jemand sich dafuer einsetzt, aus dieser Welt eine bessere zu machen, sei's im kleinen, sei's im grossen Stil. Oder dafuer, dass die eigene goldene Nase noch durch ein paar Brillies verziert wird. Oder ob er aus Fahrlaessigkeit, Machtgeprotze und/oder Habgier etwas tut, was anderen tatsaechlich schadet oder sie sogar umbringt. Dort wuerde ich persoenlich dann auch das Wort "Kriminalitaet" ansiedeln. (Kriminelle Energien haben wir, denke ich, alle. Ob wir ihnen freien Lauf lassen, steht auf einem anderen Blatt.)
Die ueber das Platin-Ego des Einzelnen hinaus wirklich bedeutungsvollen Dinge finden auf dieser Ebene jedenfalls nicht statt. Meine ich.
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Lucia Brown
Beitrag 25.Feb.2011 - 09:16
Beitrag #15


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Gestern, auf dem Weg zum Auto, hörte ich das Gespräch zweier Nachbarinnen mit. "Thema Guttenberg".
Im Auto Radio ... Thema "G". An jeder Milchkanne gerade sehr präsent.

Besonders auffällig für mich ist das besonders extreme Lustig-Machen mit Cartoons die bei "Gesichtsbuch" verschickt werden. Darunter keine Harz4 Empfänger, die meisten davon wohl betucht.

Das Thema Harz4 wird so am Rande reformiert und kaum Gespräche darüber verloren. Uns geht doch gut, oder? Es sind doch die Anderen, die da gerade in Ägypten, Libyen usw. revoltieren und sehr viel Ärger haben. Auch da sitzen wir doch bequem dabei auf dem Wohnzimmersessel und schauen zu.

Kann es sein, dass das Thema Doktor-Arbeit zur Ablenkung dient? Ich jedenfalls betrachte diese öffentliche Debatte als solche.

lg

Lucia
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Yemaia 43
Beitrag 25.Feb.2011 - 09:25
Beitrag #16


Gut durch
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Ja, ich denke, das siehst Du richtig Lucia.
Ereignisse die sehr pressent probagiert werden, siehe auch letzte WM, haben die Aufgabe das Volk abzulenken. Nur so können diese Reformen und neue Gesetze im schweinsgalopp heimlich still und leise durchgpeitscht werden. Wenn frau genau hinschaut, erkennt frau auch die Taktik. Medien sind halt stattliche Institutionen. Also, schaut einfach mal hinter die Guttenberg-Affäre.
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kahikatea
Beitrag 25.Feb.2011 - 10:40
Beitrag #17


Reisefreudige Nacht-zum-Tag-Macherin
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ZITAT(sonnenstrahl @ 25.Feb.2011 - 01:29) *
Fuer mich gehoeren Doktoren- und Professorentitel ebenso zur Welt des schoenen, privilegierten Schein wie Adelstitel, Prada-Kostueme und Rolex-Uhren.[...]
Denn es geht - meiner Ansicht nach - dabei erstmal um die Exklusivitaet der gehobenen Einkommensklasse

(IMG:style_emoticons/default/lach.gif)

Kann es sein, daß Du nicht viele Menschen kennst, die z.B. in geistes- oder sozialwissenschaftlichen Bereichen eine Doktorarbeit schreiben?

Aber danke für den Lacher - das ist ja gesund.

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sonnenstrahl
Beitrag 25.Feb.2011 - 22:33
Beitrag #18


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@Kahikateka: Okay, das mit dem ueppigen Bankkonto trifft sicherlich nicht auf jede Berufsgruppe gleichermassen zu.
(Wobei ueppig schon sehr relativ ist: Die Chefaerztin, Frau Professor Doktor, faehrt evtl. viermal im Jahr auf die Malediven, in den Suedpazifik oder in die Karibik zum Tauchen, und einmal obendrein in den Skiurlaub nach St. Moritz, und sie hat vielleicht echte, schlafraubende Angst um ihre 7 Mietshaeuser im angesagten Stadtteil. die nicht mehr ganz so viel abwerfen wie vor der Wende. Sie haette gerne soviel Kohle wie Madonna. Oder wie Prinzessin Caroline von Monaco. Die Kreativtherapeutin - ohne Titel-, die unter der Frau Professor, und unter der Oberaerztin, Frau Doktor, und unter der Stationsaerztin, Frau Doktor in spe, arbeitet, fragt sich, ob sie wohl zweimal im Jahr fuer zwei Wochen in den Urlaub fahren kann mit dem, was sie verdient. Und ob sie sich die dreijaehrige Fortbildung erlauben kann. Die Masseurin im gleichen Krankenhaus dreht jeden Cent um, damit sie sich einen Zweiwochenurlaub in Daenemark leisten kann. Und die Reinigungskraft war schon seit 7 Jahren nicht in ihrer Heimat, weil ihr Verdienst trotz mehrerer Nebenjobs dafuer nicht reicht, denn wichtiger ist ihr, dass ihre Kinder mal was "Besseres" werden als sie, und dass sie vor den Klassenkameraden nicht allzu schaebig dastehen. Das Weihnachtsgeld, das sie nun nicht mehr kriegt, sind fuer Frau Professor Peanuts. Fuer das Geld hat die sich neulich in Mailand, Corso Venezia, Schuhe gekauft, einfach so ...)
Dennoch versprechen sich vermutlich auch die Verfasser oder Abschreiber von geistes- oder sozialwissenschaftlichen Doktorarbeiten irgendetwas davon, dass sie sich drauf einlassen. Wenigstens ein kleines bisschen gesellschaftliche Aufwertung. Oder liege ich da voellig falsch - weil ich mir kaum vorstellen kann, dass jemand aus bluetenreiner Begeisterung fuer sein Fach monate- wenn nicht jahrelang etwas zusammenschreibt, was hinterher hoechstwahrscheinlich in irgendwelchen Archiven verstaubt?

edit: Gleichen Text 2x gepostet


Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 25.Feb.2011 - 22:45
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malene
Beitrag 25.Feb.2011 - 23:02
Beitrag #19


Gut durch
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ZITAT(sonnenstrahl @ 25.Feb.2011 - 22:33) *
Dennoch versprechen sich vermutlich auch die Verfasser oder Abschreiber von geistes- oder sozialwissenschaftlichen Doktorarbeiten irgendetwas davon, dass sie sich drauf einlassen. Wenigstens ein kleines bisschen gesellschaftliche Aufwertung. Oder liege ich da voellig falsch - weil ich mir kaum vorstellen kann, dass jemand aus bluetenreiner Begeisterung fuer sein Fach monate- wenn nicht jahrelang etwas zusammenschreibt, was hinterher hoechstwahrscheinlich in irgendwelchen Archiven verstaubt?


Ja, diejenigen, die ich kenne, versprachen sich etwas von ihrem Doktortitel, nämlich schlicht und einfach einen Job zu kriegen, und wahrhaftig nicht einen, der ihnen einen alljährlichen Malediven-Urlaub ermöglicht. Übrigens haben sich dabei einige verrechnet – nun sind sie für manchen Job überqualifiziert.

Meinen Doktortitel – in einem naturwissenschaftlichen Fach – habe ich übrigens aus Not gemacht; als ich nach dem Diplom auf Jobsuche ging, wurde mir ein Weiterstudieren vielfach dringend (und durchaus herablassend) empfohlen, mit der Begründung, dass ich ohne Doktortitel in meinem Fach niemals eine Stelle finden würde.


Der Beitrag wurde von malene bearbeitet: 25.Feb.2011 - 23:10
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Sägefisch
Beitrag 26.Feb.2011 - 08:22
Beitrag #20


Schlaudegen.
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Meine Freundin J. wurde Anfang der 80er Jahre, nach einem abgebrochenen Geschichtsstudium und mit etwas Glück und Kontakten, Volontärin bei einer recht angesehen Zeitung wo sie zur Wirtschaftsredakteurin ausgebildet wurde. Um die Jahrtausendwende berichtete sie davon, dass Redakteursnachwuchs in den gewichtigen Ressorts bereits zur guten Hälfte promoviert sei oder auf dem Wege dorthin - was freilich keinen Niveauzuwachs, sondern die Degradierung des Titels zur Siebfunktion bedeutet. Oder aber die Studienabschlüsse sind heute so wenig aussagekräftig, dass nur die grosse akademische Kraftprobe noch das garantiert, was man früher bei einem Magister voraussetzen durfte?

Ich glaube, die Koppelung von Universität mit allzuviel Berufsgedöns war der Todesstoss für die Geisteswissenschaften. Ein paar Überzeugungstäter mit wirklich schmucker Dissertation dürften aber dennoch überwintert haben, auch wenn es leider wenige sind.

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