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Die gute alte Küche - in neuem Gewand _ Coming-out und andere LesbenLebenslagen _ Coming-out-Erfolgsgeschichten

Geschrieben von: kawa am 16.Feb.2011 - 21:47

Angeregt durch diesen http://www.lesbenforen.de/iv/index.php?showtopic=14436&view=findpost&p=1095012421 wink.gif möchte ich einen Thread eröffnen, in dem ihr eure schönsten Coming-Out-Geschichten erzählen könnt. Zum Mutmachen für die, die sich noch im Schrank herumwinden, und zum Mitfreuen für alle.

Ich mache auch gleich den Anfang.

Das CO vor meiner Mutter geschah am Telefon und war recht unspektakulär. Ich sprang auf den Zug von Anne Will auf, die sich kurz zuvor öffentlich zu ihrer Homosexualität bekannt hatte, um mich meiner Mutter zu öffnen.
Reaktion: "Ach... Naja, habe ich mir irgendwie schon gedacht. ... Bist du mit X zusammen?" (X = meine beste Freundin)
Ich: "Nee, die ist hetero."
Meine Mutter: "Ach, so. Naja, man weiß ja immer nicht so genau, was das heißt 'beste Freundin'... Soll ich es deinem Vater sagen?"
Ich: "Ja, bitte."
Was sie dann auch tat. smile.gif

Ein völlig ungeplantes und daher sehr schönes CO ergab sich mal am Arbeitsplatz. Ich war bereits anwesend mit den Kolleginnen A und B. Dann kam Kollege C herein und stöhnte laut: "Ich will ein Bett! Jetzt! Hier! Ich bin müde!"
Ich erwiderte: "Wenn hier ein Bett stünde, wäre es besetzt, weil ich drin liegen würde."
Darauf Kollege C: "Dann würde ich mich eben dazulegen."
Ich: "Okay!"
Er: "Wir könnten fernsehen, Pizza essen..."
Kollegin A: "...ein bisschen vögeln..."
Darauf ich: "Nö, vögeln nicht."
Kurze Stille, Kollegin A unsicher: "Warum nicht vögeln?"
Ich: "Ich vögele doch nicht mit Männern!"
Wieder kurze Stille. Dann Kollege C: "Stehst du nicht auf Männer?"
Ich: "Nein."
Wieder kurze Stille. Dann Kollege C: "Da haben wir was gemeinsam."
Wir mussten alle vier lachen und gingen dann zur Tagesordnung über. smile.gif

Geschrieben von: Liane am 16.Feb.2011 - 22:01

Schööön flowers.gif

Ein halbes Coming-Out:

Ich sollte an meinem Arbeitsplatz gleich von einem Freund abgeholt werden und kündigte sein Kommen einer Arbeitskollegin an, für den Fall, dass ich dann noch nicht zurück im Zimmer wäre. Darauf fragte sie, sichtlich irritiert, ob ich denn nicht lesbisch wäre. Sie (selbst hetera) hätte nämlich mehrere lesbische Freundinnen und wäre vom ersten Tag an überzeugt gewesen, ich müsse auch lesbisch sein.
Ich konnte sie zum Glück beruhigen. rolleyes.gif

Geschrieben von: dandelion am 18.Feb.2011 - 12:11

lach.gif

So ähnlich lief es, als ich einen neuen Freund kennenlernte. Es war an der Uni, wir hätten wohl die gleiche Vorlesung gehört. Er sah meine Verwunderung über den leeren Hörsaal und sprach mich an, die Veranstaltung falle aus. Wir kamen ins Gespräch und gingen zur Bahn zurück. Irgendwann fragte er mich (den Kontext habe ich vergessen), ob ich auch mal Kleider trüge. Ich sagte "zuletzt bei meiner Kommunion." Daraufhin er, sehr aufgeregt: "Huch, dann hatte ja ich zuletzt von uns beiden nen Fummel an!"
Bei der Verabschiedung: "Sehen wir uns mal wieder im Zauberberg*?" - "Da war ich noch nie...?" - "Oh... Aber lesbisch bist du schon, oder?" - "Ja, aber ich geh immer ins aKW**."
biggrin.gif

Outing vor der neuen Mitazubine (sinngemäßer Chatlog im damaligen institutseigenen Messaging-System):
sie> Und was hast du so für Hobbys?
ich> tanzen, im Chor singen, schreiben in nem Onlineforum... und du?
sie> auch tanzen und'n Forum... welches bei dir?
ich> lesbenforen.de - und bei dir?
sie> ok, alles klar - bei mir l.esarion ^^

Sehr hübsch war die Reaktion meines Vaters. Ich hatte meiner Mutter ein paar Tage zuvor Bescheid gesagt. Wie da die Reaktion war, weiß ich nicht mehr.
Mein Vater brüllte mich, wie erwartet, an. Aber der Inhalt überraschte mich.
"Hältst du mich für so blöd, dass ich das nicht merke, oder für so kleinkariert, dass du es mir nicht sagen kannst?!"
Sie hatten dann doch noch ihre Schwierigkeiten, aber mittlerweile passt das. smile.gif

* Ein Club in der Nähe des Würzburger Hafens, monatliche Gay.Volution - Party "Pink Friday"
** autonomes Kulturzentrum Würzburg, jeweils monatliche Gay- und Frauendisco (geschlossen 2009, Frauenparty abgesetzt im Sommer 2005)

Geschrieben von: Liane am 18.Feb.2011 - 12:22

ploep.gif

Alle 3 sehr hübsch! laugh.gif thumbsup.gif

Geschrieben von: kawa am 18.Feb.2011 - 12:34

Schöne Geschichten, Liane und dandelion, danke fürs Teilen! smile.gif

Geschrieben von: shark am 18.Feb.2011 - 14:00

Herzerwärmend war die Reaktion meiner Oma damals. Ich hatte es ihr am Telefon gesagt, weil sie mich gefragt hatte, weshalb ich mich denn scheiden ließe.

Omi: "Oh, das ist aber schön!"
Ich: (ziemlich verblüfft) "Du findest das schön?"
Omi: Ja, sicher. Weißt, ich hab auch mal für eine Frau was gefühlt. Im Arbeitslager. Da war ich aber schon verlobt und deshalb wurde nix draus..."
Ich: "Wirklich? Das hast Du nie erzählt!"
Omi: "War ja auch niemand da, dem ich es erzählen hätte können. Bis jetzt. Wie ist sie denn, Deine Liebste?"
Ich: "Ich hab noch gar keine...."
Omi: "Du wirst schon eine finden, Schatz. Und wenn Du glücklich bist, dann bin ich es auch."

Und ich glaub, damit meinte sie nicht nur, dass es ihr egal ist, wen ich liebe, sondern auch, dass sie mir die Liebe einer Frau von Herzen wünschte. wub.gif


Witzig waren die Reaktionen meiner Kinder. Sie waren damals 7 und 5.

Ich: "Also, dass der Papa und ich keine "Verliebten" mehr sind, haben wir Euch ja schon gesagt...."
Kind 1: (verständnisvoll nickend) "Ja, so gehts mir auch mit dem Nils. Wir sind auch keine "Verliebten" mehr...."
Ich: "Ach, wirklich? Warum denn?
Kind 2: (vorlaut) "Ich weiß es! Ich weiß es!"
Kind 1: (streng) "Das ist aber mein "Verliebter" gewesen, deswegen sag's auch ich und nicht Du!"
Ich: "Du magst es mir sagen?"
Kind 1: "Ja. Der Nils liebt mich nicht mehr...."
Ich: "Oh..."
Kind 2: (ruft kichernd dazwischen) "Der liebt jetzt den Hannes!!"
Ich: (ein bisschen erstaunt, wie das gespräch sich entwickelt) "Er liebt den Hannes?"
Kind 1: (lakonisch) "Ja, das hat er gesagt. Macht aber nix. Die passen viel besser zusammen. Der Hannes mag auch Transformers. Und ich find die doof."
Kind 2: (ganz wichtig) "Dann sind die schwul, der Nils und der Hannes!"
Kind 1: "Ja, wie der Tom." (Tom ist ein schwuler Erzieher in unserem Kindergarten und einer meiner Freunde)
Ich: "Ja, der Tom ist schwul. Und ich bin lesbisch. Wisst Ihr, was das heißt?"
Kind 1: "Ja, wenn ein Mädchen die "Verliebte" von einem anderen Mädchen ist. Ist die Sandra Deine "Verliebte? (Sandra ist meine beste Freundin)
Ich: "Nein. Ich hab noch gar keine "Verliebte"." (Es hatte da zwar eine gegeben, diedie Kinder auch kannten, aber es wurde nix aus uns...)
Kind 2: (ganz bedauernd) "Oh, Du Arme!!"
Kind 1: (entrüstet) "Die Mama nimmt halt nicht Jede."
Kind 2: (rutscht zu mir in den Arm und streichelt mir tröstend die Wange) "Aber Du findest bestimmt bald ne ganz tolle "Verliebte!"

Damit war eigentlich alles gesagt. biggrin.gif Und ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte....

Bisher habe ich das so genau noch niemandem erzählt...Aber wenn ich dran zurückdenke, wird mir immer ganz warm ums Herz. Tom sei Dank für seine Existenz. Auch wenn wir heute nicht mehr befreundet sind: er hat mir mein Outing sehr leicht gemacht...

Geschrieben von: Liane am 18.Feb.2011 - 16:10

Bei Deiner Familie wird mir ganz warm ums Herz. wub.gif

Geschrieben von: kawa am 18.Feb.2011 - 16:13

Ach, shark, was für wunderschöne Geschichten! wub.gif

Geschrieben von: shark am 18.Feb.2011 - 16:31

Danke. smile.gif

Ja, Liane, Teile meiner Familie waren/sind einfach toll! wub.gif

Geschrieben von: Deirdre am 19.Feb.2011 - 08:50

Ich hab es mir überlegt: diese hübschen Geschichten sind bei mir gar nicht passiert.

Natürlich habe ich mich schon vor vielen Menschen geoutet. Fast alle (bis auf eine Weißrussin, die mir wünschte, dass sich meine Präferenz wieder ändern möge) reagierten im ersten Moment emotional gelassen, oft verhalten positiv. Und erst in den Monaten danach kristallisierte sich heraus, was ihre geänderte Perspektive auf mich für sie wirklich bedeutete - wobei das auch weiterhin veränderlich ist. Das betrifft auch meine sämtlichen erwachsenen Familienangehörigen.

Die großen Ausnahmen sind Menschen, die selbst homosexuell aind: die waren überrascht, haben sich dann gefreut, und unser Verhältnis ist vertrauter, entspannter, geworden. smile.gif

Geschrieben von: kawa am 19.Feb.2011 - 15:54

ZITAT(Deirdre @ 19.Feb.2011 - 08:50) *
Menschen, die selbst homosexuell aind: die waren überrascht, haben sich dann gefreut, und unser Verhältnis ist vertrauter, entspannter, geworden. smile.gif

Das habe ich auch schon erlebt. thumbsup.gif Ein schwuler Kollege zum Beispiel fiel mir um den Hals, als ich mich vor ihm outete. biggrin.gif


ZITAT(Deirdre @ 19.Feb.2011 - 08:50) *
diese hübschen Geschichten sind bei mir gar nicht passiert.

Das ist richtig schade, Deirdre! unsure.gif

In diesem Thread soll es aber weiterhin um diese schönen Geschichten gehen. Wer also noch eine auf Lager hat, immer her damit! cheerlead.gif

Geschrieben von: kröpi am 19.Feb.2011 - 22:08

Das Outing in meiner Familie war im großen und ganzen ziemlich unspektakulär, da gibt's keine schöne Geschichte. Aber ich habe noch eine "zweite Mutter", die ich während meines Schüleraustausches in einem weit entfernten Land auf einem anderen Kontinent als Mutter meiner dortigen besten Freundin kennen lernte. Dort habe ich mich aber nicht selber geoutet, sondern dieses Outing wurde telefonisch von meiner Freundin vollzogen, die inzwischen in London wohnt und regelmäßig mit ihrer Mutter telefoniert. Meine Freundin hat zwei Schwestern und diese, meine Ersatzmama, somit drei Töchter (und mich rolleyes.gif ). Dieses Gespräch lief dann also wohl in etwa so (wie mir später berichtet wurde):

Freundin (F): "Also Kröpi hat sich von ihrem Mann getrennt. Und er hat inzwischen eine neue Freundin, und sie auch."
Mama (M): "Aha"
F: wiederhole bitte, Mama, was ich gesagt habe.
M: Kröpis Mann hat eine neue Freundin, und sie hat auch einen neuen Partner.
F: Nein. Das habe ich nicht gesagt. Er hat eine neue FreundIN und SIE auch!
M: Oh. Ach so. Ja das ist ja toll! - Dann kriege ich ja doch noch eine Schwiegertochter!

Vor diesem Outing hatte ich mehr Malesche als vor dem bei meinen Eltern - vielleicht, weil sie so etwas wie eine "Wahlmutter" für mich war/ist und aus einem der katholischsten Länder der Welt kommt... und sie und ihre Zuneigung mir einfach unglaublich wichtig sind. Aber in solchen Beziehungen zeigt sich in der Reaktion dann wahre Zuneigung. Inzwischen war ich mit meiner Frau schon zu Gast in ihrem Haus und wir sind sehr warm aufgenommen worden... Meine Frau gehört jetzt auch "zur Familie" rolleyes.gif

Geschrieben von: Indhira am 09.Apr.2011 - 17:35

*Thread wieder ausgrab und an die Spitze schubse*

Die grösste CO-Erfolgsgeschichte war das CO mir selbst gegenüber, als ich mir selber bewusst geworden bin WAS ich möchte und die Gefühle Frauen gegenüber zulassen konnte ohne mir immer einzureden "leb *normal*, mit Mann und irgendwann mal Kinder - das ist richtig" - so kriegt frau es eben immer wieder eingetrichtert....kleine Anmerkung: ich wohne in einem Bergdorf, alles hat in gewohnten Bahnen zu laufen, Mann + Frau + Kinder + Haus, sehr klischeelastig halt rolleyes.gif ...dort anders als die Anderen zu sein kann einem das Leben schon schwer machen. Meinte ich ^^

Die ganze Geschichte mit Trennung nach 10 Jahren von einem Mann, wieder zurück ins Heimatdorf ziehen und eine FreundIN haben ging bei mir recht schnell....erst alles laaaaang rauszögern bis ich es nicht mehr aushalte und dann muss es einfach schnell gehen.

Mehr oder wenige lustige CO's hab ich immer wieder...
Reaktion meiner Schwester (ihr konnte ich das SOFORT erzählen): Augen gross aufgerissen, schallendes Gelächter "oh mein Gott, muss meine grosse Schwester erst so alt werden um zu wissen was sie wirklich will...das hätte ich dir schon lang sagen können das DU nix für Männer bist" ...grosse Glubschaugen meinerseits!
Meine Mutter hats schon vorher geahnt und hinterrücks mit meiner Schwester (sie hat ihr keinen Ton gesagt) gewettet wann ich mich bei ihr oute "Du Mama...das mit S. und mir...." "Ja, ich weiss, hat ja lang gedauert bis du mal was sagst..." Punkt, Thema fertig, akzeptiert...easy going, dabei hab ich mir vorher wochenlang das Hirn zermartet wie sie es aufnehmen würde / könnte patsch.gif

Ich habs geschafft mich recht unfreiwillig vor einem ganzen *morgendlichen-Kaffeetrinker-Stammtisch* zu outen....ich passe schon auf bei wem ich mich oute, die *Stille - Dorfpost* ist hier recht schnell ;-)....also, wie schon erwähnt - Bergdorf, jeder kennt jeden, ich weiss nicht was ich an mir habe, aber sämtliche ältere Herren wollen mich entweder heiraten oder adoptieren weil ich ja "sooooo lieb und nett" bin...grosses Thema war - mal wieder - meinereiner und das Leben ohne Mann (hat schon jeder mitgekriegt das ich in meiner Wohnung allein lebe) "Wird bald Zeit das du wieder einen Mann mitbringst, kann auch gern von ausserhalb sein!" Ich finds ja rührend das sich die halbe Dorfgemeinschaft so Sorgen um mich macht ^^ Ich habs allerdings schon so satt das ich immer wieder darauf angesprochen werde, murmel deshalb in meinen Kaffee rein "wird meine Freundin was dagegen haben wenn ich einen Mann anschleppe....". "Was hat eine Freundin damit zu tun?" "Zuhören...ich hab gesagt MEINE Freundin"
Die Gesichtsausdrücke reichten von blossem Entsetzen über totale Ausdruckslosigkeit und Sprachlosigkeit bis zum Lächeln mit dem Nachsatz "ich wusste es".....naja, nun weiss es zumindest die halbe Dorfgemeinschaft, wurde so hingenommen und ich hab jetzt meine Ruhe beim morgen.gif im Dorf ...alles überhaupt nicht schlimm, ganz anders wie ich es mir ausgemalt hatte - ich seh immer zuerst das Negative und das zwingt mich dann aufzugeben bevor ich überhaupt angefangen habe - so eingeschworene Dorfgemeinschaften sind ab und zu doch nicht so klischeeliebend wie frau es sich vorstellt und Angst davor hat... roetel.gif

Zum Schluss jetzt nun ein kleine SORRY...ich weiss das ich sehr wirr und durcheinander schreibe, eine Macke von mir, wenn etwas unverständlich rüberkommt einfach nachfragen ;-)

LG Indhira

Geschrieben von: kawa am 09.Apr.2011 - 21:09

ZITAT(Indhira @ 09.Apr.2011 - 18:35) *
ich weiss das ich sehr wirr und durcheinander schreibe, eine Macke von mir, wenn etwas unverständlich rüberkommt einfach nachfragen ;-)

Nachfragen ist nicht nötig. Dass du eine Reihe schöner COs hinter dir hast, ist rübergekommen. wink.gif bluemele.gif

Geschrieben von: Indhira am 10.Apr.2011 - 10:19

ZITAT(kawa @ 09.Apr.2011 - 22:09) *
ZITAT(Indhira @ 09.Apr.2011 - 18:35) *
ich weiss das ich sehr wirr und durcheinander schreibe, eine Macke von mir, wenn etwas unverständlich rüberkommt einfach nachfragen ;-)

Nachfragen ist nicht nötig. Dass du eine Reihe schöner COs hinter dir hast, ist rübergekommen. wink.gif bluemele.gif

Naja, die weniger schönen bis grenzdebilen CO's gehören hier ja nicht rein rolleyes.gif ich bin nur immer wieder überrascht wie falsch ich Menschen eingeschätzt habe die ich schon jahrelang kenne, positiv wie negativ...jede einzelne positive Reaktion bestärkt mich schon gewaltig roetel.gif

Geschrieben von: malene am 10.Apr.2011 - 10:55

Ich würde die nachfolgende Anekdote als mein witzigstes, oder zumindest ungewöhnlichstes Coming-out bezeichnen.

Ich bin relativ neu auf meiner jetzigen Arbeitsstelle. Unter den Angestellten hatte ich gleich ein junges Mädchen (Mitte zwanzig) bemerkt, bei dem mein Gaydar voll ausgeschlagen hat. Da mein Vorgänger ganz unvorhergesehen und überstürzt seine Stelle verlassen hatte, hatte ich von Anfang an viel Arbeit und ich vergaß in den darauffolgenden Tagen schnell die schlaksige junge Frau.

Nach einigen Wochen fand ein Umzug innerhalb des Gebäudes statt, die Büros wurden neu verteilt und ich fand mich in einem Raum mit der jungen Frau wieder (Nennen wir sie T.). Ein kleines Büro, aber ausrechend für zwei Personen, mit schönem Blick auf den Garten.
Wir verstanden uns auf Anhieb. Wir hatten beide den gleichen Humor und die gleiche Konzentrationsfähigkeit, schon mal nicht schlecht für ein so enges Zusammenleben.

Am zweiten Tag trafen wir uns am Morgen vor dem Eingang. Sie sah mich aus der Ferne kommen und wartete, mir die Tür aufhaltend. Während ich näher eilte, musterte sie mich mit einer merkwürdigen Aufmerksamkeit von oben bis unten. Als ich sie erreichte, erwiderte sie nicht meinen Gruß, sondern komplimentierte mich zu meiner Figur, mir fest in die Augen schauend.

Mein Gaydar schlug wieder aus und ich bedankte mich, etwas verwirrt. Im Verlauf des Tages hatte ich wieder viel Arbeit und hob kaum den Kopf. Plötzlich hörte ich ihre Stimme: „Ich sehe, dass du viel zu tun hast. Soll ich diese Seiten für dich fotokopieren?“
„Ach, das wäre aber lieb von dir.“
„Ach, das wäre aber lieb von dir!“ wiederholte sie, tänzelnd näher kommend. „Weißt du, dass ich in deinen Akzent verliebt bin?“
Ich zuckte ein klein wenig zusammen und sie lachte sofort.
„Keine Angst, von mir hast du nichts zu befürchten! Ich habe einen Freund, weißt du.“
Etwas benommen gab ich ihr die Blätter und dachte, leicht enttäuscht, dass ich mich wohl gründlich geirrt hatte.

Am Nachmittag saß ich brütend über einem Problem und hörte plötzlich wieder ihre Stimme.
„Bist du verheiratet, Malene?“
Ich, ohne den Kopf zu heben: „Ja.“
Eine winzige Pause.
„Mit einem Mann?“
Ich, immer noch ohne den Kopf zu heben: „Nein.“
„YIPPPIIIEEEEEE!“
Ich zuckte zusammen und sah hoch. T. strahlte übers ganze Gesicht, warf beide Arme in die Luft und hüpfte auf ihrem Stuhl
„Yippiiiiiieeeee! Malene ist lesbisch! Jaaaaa!“
„Was soll das?“
„Ich auch, weißt du, ich bin auch lesbisch! Ich führe eine Fernbeziehung, und wir sind noch nicht verheiratet und es ist nicht immer leicht, da ich noch bei meinen Eltern wohne und…“
Ich unterbrach ihren Wortschwall.
„Du hast doch vorhin gesagt, du hättest einen Freund…“
„Erstunken und erlogen! Ich wusste ja nicht, ob ich mich nicht in dir geirrt hatte und du hättest ja auch voll homophob sein können…“
„Wie hast du erraten, dass ich lesbisch bin? Es passiert fast nie, dass ich auf den ersten Blick als Lesbe erkannt werde.“
„Na ja, auf den ersten Blick nicht, aber du schaust die Frauen ganz anders an als die Heten…“

Nun, seitdem werden wir die zwei Musketiere genannt (den dritten haben wir noch nicht gefunden). Und ich, so sehr ich meine Kollegin mag, muss innerlich manchmal seufzen. Da sie vom Alter her meine Tochter sein könnte, fühle mich in die Rolle… na ja, nicht Mutter, aber zumindest große Schwester gedrängt. Ich erhalte selbst am Wochenende Kurzberichte über ihre neuen Schwierigkeiten mit ihrer Freundin, ihrer homophoben Mutter und über die Frauen im Allgemeinen… Und ich kann nicht anders, als immer für sie da sein. Wenn ich mal mein Handy ausschalte, habe ich Gewissensbisse…

Nun ja, manche Coming outs sind folgenreich... biggrin.gif Ich hoffe, sie findet bald eine neue Freundin, mit der sie glücklicher sein wird und die sie dann ganz vereinnahmt. wink.gif

Geschrieben von: svan am 10.Apr.2011 - 20:47

Hier bleibt nichts verborgen. Irgendwann war ich mal mit einer damaligen Freundin in der Stadt und sah die Frau aus dem Blumenladen. In der Adventszeit kaufte ich einen Mistelzweig zur Deko und sagte: Eigentlich muss man den ja aufhängen und sich drunter küssen. Aber ich hab ja niemanden zum Küssen.
Darauf die Floristin: Ach, sind sie nicht mehr mit ihrer Freundin zusammen.

Geschrieben von: dandelion am 02.Oct.2011 - 11:19

Noch ne Sammlung ist http://www.lesbenforen.de/iv/index.php?s=&showtopic=1179&view=findpost&p=1095024237 verlinkt.

Geschrieben von: alba am 22.Oct.2011 - 10:04

smile.gif eine schöne idee, kawa! bluemele.gif



das CO bei meiner schwester damals war toll.

wir, beide zu besuch bei den eltern, im gemeinsamen bad vorm zubettgehen.
ich druckse etwas, irgendwann:

ich: "..ich hab übrigens wieder eine beziehung.."
meine schwester: "cool! mit wem?"
ich : "mit einer frau, anna*"
schwester: "oh, ich dachte, es sei julia*.."

biggrin.gif



*= namen sind natürlich geändert..

Geschrieben von: Barthory am 22.Oct.2011 - 11:10

Das CO vor meiner Mutter, war üerraschend und ICH hatte noch nicht drüber nachgedacht,wann und wie ich es ihr erzähle, aber SIE hatte es anscheinend schon.. :

Ich: Mama? Kann ich am Wochenende nach Köln zu A?
Mama: Natürlich,du brauchst doch nicht immer zu fragen. Das weißt du doch.
Ich: Ok, dann muss ich nur zum Bahnhof gebracht werden!
Mama: Mach ich dann.
Ich: Ok, danke! (ich wollte gerade wieder aufstehen und gehen, als..)
Mama: Wissen As Eltern eigentlich von euch?
Ich: (völlig verdutzt und geplättet bleibe ich sitzen) Was? Wie meinst du das?
Mama: Meinst du ich merk das nicht?? Also bitte, ich hatte dich schon im Auge, seit dem du auf der Realschule warst.
Ich: ... Ehm. ... Nein, ihre Eltern wissen noch nicht von uns...
Mama: Achso, das hat sie aber schon noch vor,oder?
Ich: Ich denke, ja..

Danach hab ich erstmal ein bisschen gebraucht um zu merken, dass nicht ich mich geoutet hatte sondern meine Mama mich. laugh.gif

Geschrieben von: Veronika am 17.Dec.2012 - 19:34

ZITAT(shark @ 18.Feb.2011 - 14:00) *
Herzerwärmend war die Reaktion meiner Oma damals. Ich hatte es ihr am Telefon gesagt, weil sie mich gefragt hatte, weshalb ich mich denn scheiden ließe.

Omi: "Oh, das ist aber schön!"
Ich: (ziemlich verblüfft) "Du findest das schön?"
Omi: Ja, sicher. Weißt, ich hab auch mal für eine Frau was gefühlt. Im Arbeitslager. Da war ich aber schon verlobt und deshalb wurde nix draus..."
Ich: "Wirklich? Das hast Du nie erzählt!"
Omi: "War ja auch niemand da, dem ich es erzählen hätte können. Bis jetzt. Wie ist sie denn, Deine Liebste?"
Ich: "Ich hab noch gar keine...."
Omi: "Du wirst schon eine finden, Schatz. Und wenn Du glücklich bist, dann bin ich es auch."

Und ich glaub, damit meinte sie nicht nur, dass es ihr egal ist, wen ich liebe, sondern auch, dass sie mir die Liebe einer Frau von Herzen wünschte. wub.gif


Witzig waren die Reaktionen meiner Kinder. Sie waren damals 7 und 5.

Ich: "Also, dass der Papa und ich keine "Verliebten" mehr sind, haben wir Euch ja schon gesagt...."
Kind 1: (verständnisvoll nickend) "Ja, so gehts mir auch mit dem Nils. Wir sind auch keine "Verliebten" mehr...."
Ich: "Ach, wirklich? Warum denn?
Kind 2: (vorlaut) "Ich weiß es! Ich weiß es!"
Kind 1: (streng) "Das ist aber mein "Verliebter" gewesen, deswegen sag's auch ich und nicht Du!"
Ich: "Du magst es mir sagen?"
Kind 1: "Ja. Der Nils liebt mich nicht mehr...."
Ich: "Oh..."
Kind 2: (ruft kichernd dazwischen) "Der liebt jetzt den Hannes!!"
Ich: (ein bisschen erstaunt, wie das gespräch sich entwickelt) "Er liebt den Hannes?"
Kind 1: (lakonisch) "Ja, das hat er gesagt. Macht aber nix. Die passen viel besser zusammen. Der Hannes mag auch Transformers. Und ich find die doof."
Kind 2: (ganz wichtig) "Dann sind die schwul, der Nils und der Hannes!"
Kind 1: "Ja, wie der Tom." (Tom ist ein schwuler Erzieher in unserem Kindergarten und einer meiner Freunde)
Ich: "Ja, der Tom ist schwul. Und ich bin lesbisch. Wisst Ihr, was das heißt?"
Kind 1: "Ja, wenn ein Mädchen die "Verliebte" von einem anderen Mädchen ist. Ist die Sandra Deine "Verliebte? (Sandra ist meine beste Freundin)
Ich: "Nein. Ich hab noch gar keine "Verliebte"." (Es hatte da zwar eine gegeben, diedie Kinder auch kannten, aber es wurde nix aus uns...)
Kind 2: (ganz bedauernd) "Oh, Du Arme!!"
Kind 1: (entrüstet) "Die Mama nimmt halt nicht Jede."
Kind 2: (rutscht zu mir in den Arm und streichelt mir tröstend die Wange) "Aber Du findest bestimmt bald ne ganz tolle "Verliebte!"

Damit war eigentlich alles gesagt. biggrin.gif Und ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte....

Bisher habe ich das so genau noch niemandem erzählt...Aber wenn ich dran zurückdenke, wird mir immer ganz warm ums Herz. Tom sei Dank für seine Existenz. Auch wenn wir heute nicht mehr befreundet sind: er hat mir mein Outing sehr leicht gemacht...

Hallo shark,
meine Güte, das zu lesen mit deiner Oma: da wallen die lieben Gefühle nur so in mir hoch! Und dann das mit deinen Kindern! so können nur Kinder sein, so anrührend einfach und so voller Liebe!! Du hast da eine tolle Familie! Herzlichen Glückwunsch! flowers.gif Und ganz, ganz lieben Dank für dein Teilen. Veronika

Geschrieben von: Amber am 26.Mar.2014 - 15:33

Eine der bisher besten CO-Geschichten für mich: Eine Freundin fragte mich, warum ich auf eine Gayparty wolle... "weil ich gay bin? biggrin.gif" - "Wusste ich gar nicht! Ich auch!". Gegenseitig geoutet: Für sowas lohnt es sich doch, zu sich zu stehen - und auch so.

Habt ihr nicht auch noch etwas zu erzählen? Ich finde diesen Thread super. smile.gif

Geschrieben von: Pirola am 26.Mar.2014 - 21:26

Als ich meiner Grossmutter vor langer Zeit erzählte , dass ich lesbisch bin , sagte sie ,
sie habe auch immer mehr von Frauen gehalten und könnte das sehr gut verstehen .
Es gäbe nur den Nachteil , dass die Gesellschaft es nicht unterstützt .
Das ist 35 Jahre her und war damals wirklich keine Selbstverständlichkeit .

Geschrieben von: Rafaella am 26.Mar.2014 - 22:54

ZITAT(Barthory @ 22.Oct.2011 - 11:10) *
Das CO vor meiner Mutter, war üerraschend und ICH hatte noch nicht drüber nachgedacht,wann und wie ich es ihr erzähle, aber SIE hatte es anscheinend schon.. :

Ich: Mama? Kann ich am Wochenende nach Köln zu A?
Mama: Natürlich,du brauchst doch nicht immer zu fragen. Das weißt du doch.
Ich: Ok, dann muss ich nur zum Bahnhof gebracht werden!
Mama: Mach ich dann.
Ich: Ok, danke! (ich wollte gerade wieder aufstehen und gehen, als..)
Mama: Wissen As Eltern eigentlich von euch?
Ich: (völlig verdutzt und geplättet bleibe ich sitzen) Was? Wie meinst du das?
Mama: Meinst du ich merk das nicht?? Also bitte, ich hatte dich schon im Auge, seit dem du auf der Realschule warst.
Ich: ... Ehm. ... Nein, ihre Eltern wissen noch nicht von uns...
Mama: Achso, das hat sie aber schon noch vor,oder?
Ich: Ich denke, ja..

Danach hab ich erstmal ein bisschen gebraucht um zu merken, dass nicht ich mich geoutet hatte sondern meine Mama mich. laugh.gif

lach.gif

Geschrieben von: svan am 27.Mar.2014 - 20:51

ZITAT(Pirola @ 26.Mar.2014 - 21:26) *
Als ich meiner Grossmutter vor langer Zeit erzählte , dass ich lesbisch bin , sagte sie ,
sie habe auch immer mehr von Frauen gehalten und könnte das sehr gut verstehen .
Es gäbe nur den Nachteil , dass die Gesellschaft es nicht unterstützt .
Das ist 35 Jahre her und war damals wirklich keine Selbstverständlichkeit .

thumbsup.gif Solche Frauen wie die Großmutter gibt es sicher einige, die aus ökonomischen Zwängen geheiratet haben und ihre wahren Bedürfnisse nicht leben konnten.


Barthory hatte es einfach, weil ihre Mutter selbst lesbisch ist, hat sie es natürlich gemerkt. laugh.gif

Geschrieben von: MsGreen am 28.Mar.2014 - 12:04

Die Reaktion der Großmutter war ja wirklich toll, vor allem, weil das vor 35 Jahren ja sicher nochmal eine ganz andere Situation war als heute.

Ich habe mich am Wochenende auch endlich bei meiner Oma geoutet smile.gif Und im Nachhinein würde ich sagen, dass meine Eltern und ich meine Oma da wirklich unterschätzt haben. Meine Mutter hatte mir die ganze Zeit quasi "verboten", es meiner Oma zu erzählen, weil sie Angst hatte, dass sie einen Herzinfarkt bekommen könnte unsure.gif
Ich fand es aber irgendwie schade, dass sie es nicht weiß, weil wir eigentlich ein gutes Verhältnis haben. Also habe ich es ihr einfach erzählt. Und es stellte sich heraus, dass sie es gar nicht allzu schlimm findet. Sie meinte zwar die ganze Zeit "Für mich wäre das ja nichts. Mit einer Frau... nein, für mich wäre das das Letzte" wink.gif, aber im Grunde hat sie gut reagiert. Ein paar Tage später hat sie mich sogar nochmal angerufen, um mir zu sagen, dass sie sich darüber freut, dass ich es ihr erzählt habe und auch darüber, dass sie sich nun keine Sorgen bzw. mehr Gedanken mehr darüber machen muss, weshalb ich schon so lange keinen Freund habe wink.gif

Ich finde es unglaublich schön, dass ich mich nun auch vor meiner Oma nicht mehr verstecken muss und dass es jetzt auch keine Heimlichtuereien mehr gibt (nur von meinem Kirchenaustritt werde ich ihr nicht erzählen, das wäre wohl zuviel des Guten wink.gif)

Geschrieben von: Rafaella am 28.Mar.2014 - 12:18

ZITAT(MsGreen @ 28.Mar.2014 - 12:04) *
Die Reaktion der Großmutter war ja wirklich toll, vor allem, weil das vor 35 Jahren ja sicher nochmal eine ganz andere Situation war als heute.

Ich habe mich am Wochenende auch endlich bei meiner Oma geoutet smile.gif Und im Nachhinein würde ich sagen, dass meine Eltern und ich meine Oma da wirklich unterschätzt haben. Meine Mutter hatte mir die ganze Zeit quasi "verboten", es meiner Oma zu erzählen, weil sie Angst hatte, dass sie einen Herzinfarkt bekommen könnte unsure.gif

Ich musste gerade ein bisschen griemeln - denn ich glaube, die Geschichte von der Mutter, die einen Herzinfarkt kriegt, ist ein Klassiker.
Habe ich auch mindestens zweimal zu meiner Tochter gesagt, die zwar heterosexuell ist, aber im Alter von 15 die Haare giftgrün färbte: "Mir macht das ja nichts aus, aber sage Oma vorher Bescheid, wenn sie dich unvorbereitet sieht, kriegt sie einen Herzinfarkt." Meine Mutter rief mich dann an: "Ich habe sie gesehen und als sie in der Tür stand, dachte ich, ich kriege einen Herzinfarkt." Zweite Nummer, als meine Tochter mit 19 schwanger wurde: "Bring es Oma bitte schonend bei, sonst kriegt sie einen Infarkt." Dann, als mal vor etlichen Jahren im alten Lesbisch-Schwulen Zentrum gefilmt wurde, dachte ich: "mir machts ja gar nichts aus, aber wenn meine Mutter mich im WDR-regional sieht, dann kriegt sich sicher einen.......Herzinfarkt.... "

Geschrieben von: svan am 28.Mar.2014 - 13:45

Und wie man sieht, hat niemand einen Herzinfarkt bekommen :rolleyes
Eine Freundin von mir hat sich umoperieren lassen, von Mann zu Frau, um nun lesbisch zu leben- ich muss sagen, ich empfinde es sehr stimmig bei ihr-
und sie hat sich auch davor gefürchtet, als sie ihr CO hatte als Frau leben zu wollen- und dann die Erfahrung gemacht, dass alle Bekannten gesagt haben, dass es sie nicht wundert, dass sie sie immer sehr weiblich empfunden haben.
Und meine eigene Erfahrung ist, dass es niemanden wirklich gewundert hat, weil ich von den anderen schon immer anders empfunden wurde.


Geschrieben von: shark am 28.Mar.2014 - 13:53

ZITAT(svan @ 28.Mar.2014 - 13:45) *
Und meine eigene Erfahrung ist, dass es niemanden wirklich gewundert hat, weil ich von den anderen schon immer anders empfunden wurde.


Ja, diese Erfahrung hab ich auch gemacht. Im engsten FreundInnenkreis. Da hieß es auch nur "Das haben wir uns eh schon lange gedacht." Hat mich damals echt erstaunt - aber eben auch wahnsinnig gefreut, weil alles so unspektakulär verlief. smile.gif


shark

Geschrieben von: MsGreen am 28.Mar.2014 - 16:28

ZITAT
Ich musste gerade ein bisschen griemeln - denn ich glaube, die Geschichte von der Mutter, die einen Herzinfarkt kriegt, ist ein Klassiker.
Habe ich auch mindestens zweimal zu meiner Tochter gesagt, die zwar heterosexuell ist, aber im Alter von 15 die Haare giftgrün färbte: "Mir macht das ja nichts aus, aber sage Oma vorher Bescheid, wenn sie dich unvorbereitet sieht, kriegt sie einen Herzinfarkt." Meine Mutter rief mich dann an: "Ich habe sie gesehen und als sie in der Tür stand, dachte ich, ich kriege einen Herzinfarkt." Zweite Nummer, als meine Tochter mit 19 schwanger wurde: "Bring es Oma bitte schonend bei, sonst kriegt sie einen Infarkt." Dann, als mal vor etlichen Jahren im alten Lesbisch-Schwulen Zentrum gefilmt wurde, dachte ich: "mir machts ja gar nichts aus, aber wenn meine Mutter mich im WDR-regional sieht, dann kriegt sich sicher einen.......Herzinfarkt.... "


Haha ja, meine Mama hat die Herzinfarkt-Befürchtung auch nicht zum ersten Mal vor meinem Outing bei der Oma angebracht. Das gab es früher schon oft - bei Piercing, Tattoo, Dreads, pinken und grünen Haaren (haha, die hatte ich auch wink.gif).... und dann ist doch alles gut gegangen smile.gif

Geschrieben von: leslie7259 am 28.Mar.2014 - 20:11

Das "Drama" um mein Coming-Out gegenüber meiner Familie mag ich jetzt nicht wiederholen, das schwirrt hier irgendwo im Forum sicher auch noch herum.
In den letzten Jahren ist es ohnehin immer seltener geworden, dass ich mich outen "musste" bzw. wollte - inzwischen wissen es eh (fast) alle.

Aber ich hatte gerade gestern tatsächlich ein traurig-schönes Erlebnis. Meine Integrationshelferin (bin Grundschullehrerin mit einem extrem schwierigen E-Schüler dabei, der rund um die Uhr ´ne I-Helferin braucht, sonst geht gar nix....) ist weinend zusammengebrochen (nicht vor mir, sie hatte ihn wie so oft mit rausgenommen, um mit ihm draußen zu arbeiten, und... neee, egal... führt zu weit hier...)
Jedenfalls hab´ ich sie nach diesem Vorfall dann am Nachmittag angerufen, weil sie mir einfach total leid tat... (wir hatten uns bisher gesiezt, ich wollte ihr immer das Du anbieten, hab´ mich aber irgendwie immer nicht getraut...) - und gefragt, wie es ihr inzwischen geht, und irgendwann hab´ich dann gesagt, dass das mit dem Siezen doch einfach blöd wäre - woraufhin sie dann meinte, das dächte sie auch schon eine Weile - und zack, waren wir beim Du. Normalerweise dauert sowas bei mir ´ne Weile, bis ich mich umgestellt habe, aber bei ihr ging das automatisch irgendwie sofort.
Was ich eigentlich sagen wollte: Wir haben geredet, geredet, geredet - und irgendwann rutschte mir dann raus: "Meine Frau hat gesagt,..." - joar, und somit hab´ ich mich dann auch bei ihr geoutet, und sie sagte, das wäre absolut kein Thema für sie, das sei doch alles ganz normal, und dann kam sie noch mit ein paar vertraulichen Sachen ihrerseits um die Ecke - es war einfach ein tolles Gespräch, und bevor wir uns versahen, war über ´ne Stunde rum... Das hat echt gut getan - sowohl ihr (sie bedankte sich am Ende sogar und meinte, das hätte sie jetzt tatsächlich einfach gebraucht), als auch mir (ich mochte sie schon von Anfang an sehr, aber ich bin dann eben immer sehr zurückhaltend....)

Also seit langem mal wieder ein "CO" - und wie (fast) immer mit positivem Verlauf...

LG, Leslie

Geschrieben von: Gänseblümchen am 12.Apr.2014 - 12:42

Zu diesem schönen Thread, insbesondere sharks Großmutter, fällt mir ein im Nachhinein sehr lustiger Dialog mit meinem Vater vor ein paar Jahren ein:

Ich, herumdrucksend: "Du, ich muss dir noch was sagen, die X ist nicht nur meine Mitbewohnerin, wir sind ein Paar."
Er: fängt an zu kichern.
Ich, verwirrt: "Lach nicht, das ist mein Ernst."
Er: "Jaja, es ist nur so, dass ich mich gestern mit meiner Schwester unterhalten habe, weil sie befürchtet, dass deine Cousine lesbisch sein könnte und es von unserem Vater geerbt hat. Oft vererben sich Dinge ja in die übernächste Generation."
Ich, leicht entsetzt: "Wie, der Opa war doch mit Oma verheiratet?"
Er: "Ja, aber das war doch nur zum Schein, der hatte immer parallel was mit Männern, wusstest du das nicht?"
Ich, mittlerweile sprachlos, kann nur noch den Kopf schütteln...
Er: "Ja, und warum ich mich so freue: dann hast DU die sexuelle Orientierung vom Opa geerbt und dein Bruder das musikalische Talent!" laugh.gif

(es ist doch wunderbar, wie man sich seine Welt zurechtlegen kann, umso gespannter bin ich auf die erste Beziehung meines mittlerweile pubertierenden Bruders und ob mein Vater mit dieser "logischen" Aufteilung des Erbmaterials nicht doch etwas daneben lag... mein Vater verstand sich mit meiner damaligen Freundin super und schien nicht undankbar, nicht mit einem Schwiegersohn konkurrieren zu müssen)

Geschrieben von: june am 14.Apr.2014 - 09:05

@Gänseblümchen: Ich möchte deinem Vater gerne einen Gay-Orden verleihen für das sicherlich niedlichste Coming Out-Gespräch, von dem ich je gehört habe! smile.gif

Was ist denn nun eigentlich aus deiner Cousine geworden? roetel.gif

Geschrieben von: Gänseblümchen am 15.Apr.2014 - 01:01

Danke smile.gif

ZITAT(june @ 14.Apr.2014 - 10:05) *
Was ist denn nun eigentlich aus deiner Cousine geworden? roetel.gif

Meine Cousine war offenbar einfach ein bisschen später dran mit allem. Sie würde zwar nach wie vor auf einer Szeneparty nicht auffallen von ihrem Äußeren, hat aber mittlerweile einen Freund nach dem anderen... rolleyes.gif
Muss ja nicht alles so eindeutig sein im Leben.

Geschrieben von: janina23 am 11.Aug.2014 - 16:58

Das sind wirklich schöne und lustige Geschichten, die mir mein Herz erwärmen rolleyes.gif

Geschrieben von: McLeod am 03.Jun.2015 - 13:11

Telefonierte dieser Tage mit einer ehemaligen Kollegin. Es ging auch um den CSD und ob unser damals gemeinsamer Arbeitgeber sich nicht einbringen möchte/könnte. Ihr Ärger, dass dem wohl nicht so wird, war spürbar. Das fand ich zunächst sehr sympathisch-solidarisch, aber auch etwas viel, irgendwie... meine Irritation endete bei ihrer erleuchtenden Erzählung, dass sich ihre minderjährige Tochter neulich geoutet habe. Und dass dabei in China wohl ein Sack Reis umgefallen sein müsse.

Darum ärgert sie die persönliche Befindlichkeit des Entscheiders, der sie nicht ausspricht, sondern nur drumherum laviert...

Fand ich toll! Auch wenn ich ihr den Ärger nicht wünsche. Wir treffen uns demnächst mal auf ein Käffchen...

McLeod

Geschrieben von: LilliBird am 03.Jun.2015 - 15:49

Meine Geschichten sind eigentlich recht unspektakulär.

Als meine Freundin das erste mal zu mir zu besuch kam (sie lebt ja in London) habe ich meinem Vater gesagt das wir mehr als nur Freunde sind, woraufhin er nur meinte "Das habe ich mir schon gedacht soviel wie ihr schreibt und telefoniert" biggrin.gif

Gegenüber meinem besten Freund war es ein bisschen schwieriger da er sehr gläubig ist aber auch er hat keine Probleme damit.

Ich habe erst im August 2014 eine neue Arbeit angefangen. Dort kam dann das "Kreuzverhör" und somit die Frage ob ich einen Freund habe worauf ich einfach geantwortet habe "Nö aber eine Freundin".
Es gab kurz erstaunte Blicke und Stille aber dann ging die Fragerunde einfach weiter wink.gif

Ich habe bisher nur positive Erfahrungen gemacht smile.gif

Geschrieben von: So What am 03.Jun.2015 - 21:50

Ist zwar kein richtiges Coming-Out, aber ich hatte mal ein folgendes Gespräch mit meinem ersten Freund:

Ich (in Bezug auf die aktuelle Freundin): Das kann doch unmöglich funktionieren! Das passt doch nicht, wie soll ich das nur anstellen?
Freund: Hat das mit mir damals denn gepasst?
Ich: Aber du warst doch immerhin keine Frau!
Freund: Ich glaube, dass ich keine Frau war, war eins unserer größten Probleme!



So, und jetzt hab ich was zu tun für die nächsten Tage. Diesen Thread mal durchlesen und Mut sammeln.

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