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> Bildungs-Card, Bildung für alle Kinder mit elektronischer Card
Lucia Brown
Beitrag 18.Aug.2010 - 11:10
Beitrag #1


- keep it up you go girl -
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Gerade wird in den Medien darüber diskutiert, ob die Bildungs-Card für alle Kinder eingeführt werden soll. Sie sollte zunächst für bedürftige Kinder eingesetzt werden, damit sie Zugang zu Förderkursen und Musikunterricht bekämen.

Die CSU möchte dies nicht und setzt auf direkte Geldleistungen.

Welche Meinungen, Informationen, Gedanken usw. habt ihr dazu?
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dandelion
Beitrag 18.Aug.2010 - 11:55
Beitrag #2


don't care
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Es kommt drauf an, was an Sozialmitteln die BildungsCard aufwiegen soll. An sich finde ich die Idee gut, weil sie den Gedanken der Verwendung schon in Richtung Sportverein, Musikschule oder Bücherei lenkt. Und weil ich Hobbies wichtig finde, um Spezialwissen und Spezialfähigkeiten zu erlangen, aber auch als ganz praktischen, handfesten Halt im Leben. Ich für meinen Teil habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, daß es zu Beginn/Mitte der Pubertät einfacher ist, sich über das Hobby zu definieren, als völlig frei im Raum zu stehen (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
Die Vereine klagen aber regelmäßig über Nachwuchsprobleme. Eigentlich wäre eine breite Förderung in dieser Richtung nötig. Die BildungsCard könnte da ein guter Anfang sein.

Andererseits kann das fehlende Mittel für die Grundversorgung von Kindern nicht ersetzen. Ob der Vorschlag eingebracht wurde, um zu niedrige Versorgungsbeträge durchzudrücken, kann ich nicht beurteilen, ich fände es wichtig, das gründlich zu prüfen.
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McLeod
Beitrag 18.Aug.2010 - 12:36
Beitrag #3


mensch.
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Wenn es eine effiziente, schnell einzuführende Maßnahme ist, das Geld zu verwalten und hilft, den bürokratischen Aufwand von Einrichtungen (Vereinen, Bildungseinrichtungen, Argen) möglichst gering zu halten und gleichzeitig Sicherheit für die ordnungsgemäße Verwendung gibt, dann wäre es mir wurscht, ob es eine Chipkarte, statt Gutscheinen oder Anträgen gibt.

Vor 1, 2 Tagen hörte ich die Kritik des Paritätischen Gesamtverbands, dass der kommunale Rückbau der letzten Jahre allerdings im Grunde zu einer Versorgungslücke geführt hat, sollten nun Kinder die ihnen zugesicherten Angebote nutzen wollen.

Dann wär's auch egal, ob es eine Karte oder ein Gutschein ist...

McVorLeod
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AusDemOff
Beitrag 18.Aug.2010 - 21:11
Beitrag #4


Salzstreuerin
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Kinder, denen die Bildungscard zusteht, erhalten: Lernförderung, freies Schulmaterial und Mittagessen, sowie die Möglichkeit, kostenfrei Musikschulen oder Sportvereine zu besuchen.
Das sind Dinge, die alle Kinder kostenfrei bekommen sollten, ohne dass Eltern dafür bezahlen müssen.
Und wenn wir uns dazu entschließen würden, müssten wir uns auch keine Gedanken darüber machen, wer berechtigt sein soll, diese Leistungen als Unterstützung zu erhalten, und in welcher Form diese Unterstützung gewährt werden soll (in Geld, von dem keiner weiß, ob es den Kindern zu Gute kommt, oder als Bildungscard, die die Kinder unvermeidlich als anders stigmatisiert).

edit: ein "wenn" dazu

Der Beitrag wurde von AusDemOff bearbeitet: 18.Aug.2010 - 21:14
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McLeod
Beitrag 18.Aug.2010 - 22:50
Beitrag #5


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@AusDemOff

Wie würde dann Deiner Meinung nach die (Finanz)Struktur eines e.V. (Sport, Musikschule, Förderverein) aussehen können?

Ich frage mangels eigener Ideen (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
McLeod
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ella1
Beitrag 19.Aug.2010 - 16:13
Beitrag #6


Naschkatze
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Wenn die Politik davon ausgeht, dass manche Eltern zuwenig Geld zur Verfügung haben um ihren Kindern wichtige gesellschaftliche Teilnahme zu finanzieren, verstehe ich nicht wieso diese Eltern nicht das Geld bekommen um dies zu leisten.

In einer Bildungscard für Eltern die gering verdienen, Transferleistungen bekommen steckt ein Mißtrauen welches alle trifft auch wenn es wenige meint.
Das Mißtrauen Geld wird artfremd angelegt.

Es ist eine Entmündigung.


Ggf. wäre es angesagt alle Leistungen für Kinder (egal aus welcher Einkommensschicht die Eltern entstammen) in Bildungscardpunkten "auszuzahlen".

Das heißt jeder Kindergeldempfänger/Transferemfänger bekommt statt Leistungen in Geld, ganz oder teilweise "Punkte" auf eine solche Karte. Eben den Anteil der vom Gesetzgeber "als Anteil an dieser gewollten Teilnahme" erdacht wurde.






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magic
Beitrag 19.Aug.2010 - 18:15
Beitrag #7


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Denke ich darüber nach, so möchte ich dies an Beispielen aus dem täglichen Leben fest machen:

Kinder an einer Musikschule anzumelden ist das eine. Die Frage ist doch, inwieweit werden die Kosten übernommen für Folgeleistungen: beispielsweise das Musikinstrument?

Ferner bleiben die Kosten für die Wegstrecke zur Musikschule. Sicherlich ist es nett, wenn der Staat den jährlichen Beitrag für Musikschule XY übernimmt, aber die Kosten der Wegstrecke und andere Kosten müssten von den Eltern selbst getragen werden.

Nehme ich das Beispiel Sportverein (eben in der Satzung nachgeguckt), so habe ich hier ebenfalls meine Zweifel:

Der Jahresbeitrag für Jugendliche bis 18 Jahren liegt bei 84 Euro im Jahr. Es ist gut und schön, wenn der Staat das übernimmt und ich mein Kind in diesem Verein auf diese „Bildungscard“ anmelden könnte. Leider ist dies aber doch erst die Spitze des Eisberges. Es bleiben Kosten für die Ausrüstung. Kinder wachsen stetig. Die Kinder benötigen „Material und Ausrüstung“ für das Feld und für die Halle. Dies bedeutet u.a. bei meiner Sportart zwei verschiedene Schläger, zwei verschiedene Schuhe, Zahnschutz, spez. Handschuh. Ist mein Kind nun in einem Teamsport integriert, so folgen Turnierkosten oder Übernachtungskosten für Spieltage.

Die Ländersportvereine haben mittlerweile Sprit-Erstattungskosten für Auswärtsspiele immens reduziert. Das bedeutet wiederum, dass auch diese Kosten von Eltern getragen werden müssen und die, welche nicht fahren, einen Anteil berappen sollten.

Daher ist mein Gedanke als jahrelange Trainerin von Jugendlichen und Kindern aus allen Schichten dieser: Es bringt vermutlich nicht viel, den Jahresbeitrag eines Vereins zu übernehmen, wenn es den Eltern an Geld mangelt.

Ich lasse es mal dahingestellt, ob es hier nun wirklich um eine Hilfe für sozial schwache Kinder geht. Jedenfalls halte ich diese Idee der Bildungscard für nicht ganz durchdacht und nicht aus dem wirklichen Leben gegriffen.

Edit: , -

Der Beitrag wurde von magic bearbeitet: 19.Aug.2010 - 18:18
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McLeod
Beitrag 19.Aug.2010 - 18:30
Beitrag #8


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ZITAT(ella1 @ 19.Aug.2010 - 17:13) *
Wenn die Politik davon ausgeht, dass manche Eltern zuwenig Geld zur Verfügung haben um ihren Kindern wichtige gesellschaftliche Teilnahme zu finanzieren, verstehe ich nicht wieso diese Eltern nicht das Geld bekommen um dies zu leisten.


Ehrlich gesagt hatte "die Politik" diesen Bedarf bislang per Pauschale (ca. 1,84 EUR pro Kind und Monat für - glaube ich - Sport) irgendwie im Standard-Satz gedeckt gesehen. Das Verfassungsgericht hat festgehalten, dass *den Kindern* für eben jene Förderleistungen oder Teilnahme am gesellschaftlichen Leben Zuwendung vom Staat (= uns, der Geld via Steuern zusammenschmeißenden Gesellschaft) in besserer Form zukommen soll. Zweckgebunden also. Eltern hätten z.B. mit so einer Karte weiterhin freie Wahl, wo ihr Kind Musikunterricht und -ausleihe betreibt oder in welchen Sportverein sie es zu welcher Sportart schicken möchten. Da Kinder bis 14 nicht voll geschäftsfähig sind - per gesetzlicher Erklärung (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) - würde ich *ihnen* das Geld auch nicht fröhlich direkt in die Hand drücken. Ich weiß jedenfalls, für welchen Mist ich mein Taschengeld ausgegeben habe: Kippen, Computerspiele, Feuerwerkskörper. Zu meinem Glück haben meine Eltern den Sportverein und die Jugendmusikschule direkt bezahlt.

Ich finde es - solange es keine angemessene Grundversorgung für alle Kinder gibt - angemessen, die Zweckbindung der steuerlichen Mittel möglichst nachvollziehbar vollzogen zu halten. Solange genügend Wahlfreiheit in Sachen Angebote vorliegt. Wenn es Sportvereine geben sollte, in denen nur Menschen / Kinder ohne Sozial- oder Bildungs- oder Kinderkarte aufgenommen werden, oder Bildungsträger sich in irgendeine Überweisung-/Bargeld-Elite zurückziehen können, ist die ganze Idee einer Chipkarte oder von Gutscheinen nicht sinnvoll.

Kindergarten- und Studiengebühren und -beiträge einzuführen, BaFÖG auf uraltem Stand zu lassen und auch nur an kleine Empfängerkreise auszugeben --- das sind die Punkte, wo ich das Gefühl habe, "die Politk" verarscht uns fröhlich. Verzeiht den Kraftausdruck. Sie "schenken" Geld oder Leistungen vom Geld, das sie uns an anderer Stelle aus der Tasche ziehen. Absurd. Das nenn ich neuerdings den KiK-Kreislauf: Verkäuferinnen mit staatlicher Unterstützung ausbeuten, so dass sie sich sowieso nur Billigware leisten können - quasi die eigene Kundschaft erzeugen.

McSeufz
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AusDemOff
Beitrag 19.Aug.2010 - 20:16
Beitrag #9


Salzstreuerin
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ZITAT(McLeod @ 18.Aug.2010 - 23:50) *
@AusDemOff

Wie würde dann Deiner Meinung nach die (Finanz)Struktur eines e.V. (Sport, Musikschule, Förderverein) aussehen können?


Du meinst, wie das Ganze finanziert werden könnte? Ok, dann schreib ich jetzt einfach mal drauf los, ohne das Ganze lange durchdacht zu haben.

- Wenn es keine Bildungscard gibt, wird schon mal das Geld für die Chipkarten, die Infrastruktur zum Lesen und Schreiben der Karten, der Aufwand für die Bedürftigkeitsfeststellung und der ganze andere damit zusammenhängende Verwaltungsaufwand gespart

- Vielleicht könnten es die Krankenkassen finanzieren? Ich bin davon überzeugt, dass Kinder, die Sport treiben und Musik machen, körperlich und seelisch gesünder sein werden, als andere. Und das spart den Krankenkassen enorme Kosten (wenn nicht sogar die gesparten Kosten den Finanzierungsaufwand langfristig sogar übersteigen). Allerdings müssten die Krankenkassen dann eigentlich in Gesundheitskassen umbenannt werden.

- Wie wäre es mit einer Kinder- und Jugendabgabe auf alle durch die Vermarktung von sportlichen und musikalischen Großveranstaltungen anfallenden Einnahmen?

- Flugbenzin versteuern und Spekulationsgewinne (Börse, Immobilien, ...) sehr viel höher versteuern

- Müssen gemeinnützige Vereine eigentlich Umsatzsteuer zahlen? Wenn ja, könnte diese erlassen werden.

- Jetzt hab ich grad zum ersten mal in meinem Leben in den Bundeshaushalt geschaut, und zwar in den von 2010: Das Verteidigungsministerium braucht vielleicht nicht ganz so viel Geld (da will ich mich jetzt aber nicht näher mit beschäftigen). Beim schnellen Durchgucken sind mir jedoch zwei Posten aufgefallen, bei denen ich mich frage, ob wir das Geld nicht besser für die Kids verwenden sollten. Der eine Posten sind 600 Mio Euro für die Förderung des Wohnungsbaus (in meiner Gegend und in den Großstädten, die ich kenne, gibt's genug leerstehende Wohnungen und Häuser). Und der andere Posten sind 174 Mio Euro Zuschüsse, die an Unternehmen der Kernergiewirtschaft gezahlt werden. Wieso bekommen die Zuschüsse? Und weil wir hier grad so schöne Zahlen stehen haben, habe ich noch flugs ergoogelt, dass ca.12 Mio minderjährige Kinder in Deutschland leben. Teile das Eingesparte durch die Kinderzahl ((600 Mio + 174 Mio) / 12 Mio ) ergibt ungefähr 65 EU pro Kind im Jahr. Das reicht zwar noch nicht für den von magic ermittelten Jahresbeitrag von 84 EU im Sportverein, ist aber doch schon mal ein schöner Batzen. Und das nur durch Streichen dieser beiden Haushaltsposten. (Hab ich mich jetzt auch nicht verrechnet? Kommt mir so einfach vor (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) )

So ungefähr würde ich das Alles finanzieren, wenn ich Königin von Deutschland wäre ... (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif)
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Fledi
Beitrag 19.Aug.2010 - 21:29
Beitrag #10


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ZITAT(McLeod)
Kindergarten- und Studiengebühren und -beiträge einzuführen, BaFÖG auf uraltem Stand zu lassen und auch nur an kleine Empfängerkreise auszugeben --- das sind die Punkte, wo ich das Gefühl habe, "die Politk" verarscht uns fröhlich. Verzeiht den Kraftausdruck. Sie "schenken" Geld oder Leistungen vom Geld, das sie uns an anderer Stelle aus der Tasche ziehen. Absurd.


Das ist ja nichts Neues. Diese Art Schön-Wetter-Umverteilung gibt es ja bereits jahrelang. Wie war das noch? Da wird mal eben das Rentenniveau auf knapp 40% abgesenkt und Riester eingeführt. Plötzlich gibt es eine Prämie vom Staat. Geschenkt. Na klar... für den, der privat mal eben einen Betrag X von seinem Brutto wegspart. Um an das volle Geld"geschenk" zu kommen, muss man allerdings soweit in die Tasche greifen, dass der Normalsterbliche sich gelegentlich schon fragt, wovon denn eigentlich.

Guten Abend erstmal.

Ich habe nichts gegen die Gutscheinlösung. Ich persönlich vertrete ganz banal die Meinung, dass nur der etwas gegen den Gutschein oder die Karte haben wird und kann, der im Inneren bereits jetzt kalkuliert, den Betrag X gar nicht für sein Kind aufzuwenden. Natürlich ist das eine psychische Geschichte, eine verfahrene Kiste, bei dem man mal vom Denken der finanziellen Beschneidung oder Bevormundung wegkommen muss. Ich möchte überhaupt Niemandem zu nahe treten, aber ich persönlich gehe davon aus, dass das keine 0815-Entscheidung oder Überlegung darstellte. Klar ist, dass sich die Pro-Fraktion angreifbar macht, indem sie durch solch eine Lösung indirekt davon ausgeht, dass Hartz IV-Empfängern nur durch Sachleistung entgegen zu kommen ist, andererseits unterstelle ich im gleichen Atemzug der Contra-Fraktion eine gewisse Gleichgültigkeit. Nur damit sich Frau Maier von nebenan nicht in die Karten schauen lassen muss, von der Sachleistung abzusehen und den Betrag X mehr aufs Konto zu überweisen? Finde ich nicht richtig. Die Leistung muss beim Kind ankommen. Und ich finde Sachleistungen eine durchdachte Möglichkeit, die sich tatsächlich mit dem Kind befasst und nicht deren Eltern. Ich glaube nicht, dass die Eltern diese Vorgehensweise kritisieren, die diese Karte tatsächlich im angedachten Zweck einsetzen. Warum auch?

ZITAT(McLeod)
Das nenn ich neuerdings den KiK-Kreislauf: Verkäuferinnen mit staatlicher Unterstützung ausbeuten, so dass sie sich sowieso nur Billigware leisten können - quasi die eigene Kundschaft erzeugen.


Ich nenn das genauso. Seit vorletzter Woche Anne Will im 1. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Da war das ja der O-Ton. Letzten Sonntag gings aber in gleicher Sendung weiter. Und das fand ich richtig interessant. Ich habe es nicht kontrolliert, aber ich glaube es dem Herrn Prost, denn kaum einer hat sich mal so gut auf die Sendung vorbereitet wie er: Deutschland hat jährlich 560 Milliarden Steuereinnahmen. Da muss es doch wohl möglich sein, ein gesundes Gesamtkonstrukt zu stricken. Ohne dass die Menschen dafür bluten müssen, die mit ihrer Arbeitskraft den Kreislauf am Leben erhalten und ohne dass ein Kind in irgendeiner Art und Weise das Gefühl haben muss, benachteiligt zu sein. Das ist ja das Schlimme. Das Gefühl. Nur mit dem befassen sich leider die Wenigsten.

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McLeod
Beitrag 19.Aug.2010 - 22:09
Beitrag #11


mensch.
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ZITAT(AusDemOff @ 19.Aug.2010 - 21:16) *
ZITAT(McLeod @ 18.Aug.2010 - 23:50) *
@AusDemOff

Wie würde dann Deiner Meinung nach die (Finanz)Struktur eines e.V. (Sport, Musikschule, Förderverein) aussehen können?


Du meinst, wie das Ganze finanziert werden könnte?


Oh... so weit gefasst meinte ich das noch nicht ;o) Nur, wie ein Sportverein finanziert werden soll, wenn z.B. Kinder kostenfrei dort sporteln dürfen sollen? Staatlich geschaffene Körperertüchtigung statt demokratischer Selbstverwaltung unter gewissen staatlichen Regeln (u.a. Gemeinnützigkeit) wäre mir ein Gräuel. Deswegen fragte ich nach Deiner Vorstellung, wie das Ganze gehen könnte. Auch übertragen auf Musik- und Bildungseinrichtungen ;-) Die Lösung kann - vermute ich - auch nicht nocht mehr Ehrenamt und 1-Euro-Jobber/innen oder privatwirtschaftliches Engagement nach Chef(innen)-Lust, also Sponsoring, sein...?

Die gemeinschaftlichen Einrichtungen heißen Schule, Kindergarten, Ganztagsbetreuung, Hort, Sport-AGs, Chor und Orchester dort u.ä. Das wird ja fröhlich infrastrukturell weggekürzt. Wie kann und wieso soll der SV Hintertupfingen das auffangen?

Das war Sinn und Zweck der Frage. Welche Idiotien im Bundeshushalt stecken, war nicht gemeint, wird aber mitllerweile hier und da zum Glück laut gesagt. Von der reduzierten Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen (aber nicht das Frühstück!), bis Flugbenzin-Nicht-Versteuerung, Wegfall der Vermögenssteuer - auf der Einnahmenseite - bis eigentlich komplett unklarer Ausgabenlage, für die der Bund der Steuerzahler mühsam die Verschwendungen auflistet - ohne echte Auswirkung. Von solchen Dummheiten, wie "wer weniger augibt als geplant, darf im nächsten Jahr noch weniger einplanen"-Prinzipien im öffentlichen Dienst ganz zu schweigen. Aber das war nicht ganz die Frage, die ich stellen wollte... Wenn *alle* Kinder und/oder Menschen eine Grundversorgung in Sachen Sport, Bildung und Kultur bekommen sollen, wer leistet sie aus welchen Mitteln, wie geht das mit dem eigentlich ganz guten Prinzip des mitgliedergetragenen Vereins (e.V.) zusammen?

Fragt weitschweifig, weil schon etwas üde
McLeod
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magic
Beitrag 20.Aug.2010 - 09:33
Beitrag #12


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ZITAT(Fledi @ 19.Aug.2010 - 22:29) *
Ich persönlich vertrete ganz banal die Meinung, dass nur der etwas gegen den Gutschein oder die Karte haben wird und kann, der im Inneren bereits jetzt kalkuliert, den Betrag X gar nicht für sein Kind aufzuwenden.


Und gerade hier hänge ich in meinen Gedanken wie Familien mit einer schwachen Infrastruktur (beispielsweise ländliche Gegenden) die BildungsCard in Anspruch nehmen könnten. Im Gegensatz zu Kindern in Städten entstehen Folgekosten. Würde also die BildungsCard einheitlich für alle Hartz4 Empfänger ausgestellt stellt dies meiner Meiung nach eine Ungerechtigkeit dar, weil eben Eltern aus Gebieten mit schwacher Infrastruktur vermutlich darauf verzichten werden.

Es mag sicherlich schwarze Schafe geben, bei denen das Geld nicht bei den Kindern ankommt. Jedoch nimmt man mit der BildungsCard denjenigen Eltern die Chance, die das Geld auch bei schwacher Infrastruktur trotzdem für ihre Kinder verwenden würden.

LG magic, die sich auch gleichzeitig in den Urlaub verabschiedet
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Lucia Brown
Beitrag 20.Aug.2010 - 09:40
Beitrag #13


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ZITAT(magic @ 20.Aug.2010 - 10:33) *
LG magic, die sich auch gleichzeitig in den Urlaub verabschiedet



Wünsche dir einen schönen Urlaub.
Ich packe auch gerade den Koffer, daher kann ich vorerst nicht weiter in die Diskussion einsteigen, die ich sehr interessant finde.


lg

Lucia B.
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Fledi
Beitrag 20.Aug.2010 - 12:24
Beitrag #14


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ZITAT(magic @ 20.Aug.2010 - 10:33) *
ZITAT(Fledi @ 19.Aug.2010 - 22:29) *
Ich persönlich vertrete ganz banal die Meinung, dass nur der etwas gegen den Gutschein oder die Karte haben wird und kann, der im Inneren bereits jetzt kalkuliert, den Betrag X gar nicht für sein Kind aufzuwenden.


Und gerade hier hänge ich in meinen Gedanken wie Familien mit einer schwachen Infrastruktur (beispielsweise ländliche Gegenden) die BildungsCard in Anspruch nehmen könnten. Im Gegensatz zu Kindern in Städten entstehen Folgekosten. Würde also die BildungsCard einheitlich für alle Hartz4 Empfänger ausgestellt stellt dies meiner Meiung nach eine Ungerechtigkeit dar, weil eben Eltern aus Gebieten mit schwacher Infrastruktur vermutlich darauf verzichten werden.

Es mag sicherlich schwarze Schafe geben, bei denen das Geld nicht bei den Kindern ankommt. Jedoch nimmt man mit der BildungsCard denjenigen Eltern die Chance, die das Geld auch bei schwacher Infrastruktur trotzdem für ihre Kinder verwenden würden.


Die Logik erschließt sich mir nicht. Würde die Bildungscard also die Folgekosten innerhalb des zur Verfügung stehenden Betrages mit abdecken, würden ländliche HartzIV-Empfänger also lediglich vor den Zoopark und ohne Besuch wieder nach Hause fahren? Das kann ich mir nicht vorstellen.

Was mir simpel und einfach missfällt ist der Umstand, dass etwas getan wird und sofort alle schreien, dass ihnen die Umsetzung nicht gefällt. Wir müssen doch endlich mal Abstand davon nehmen immer nur Gründe zu suchen, warum dies und jenes nicht funktionieren kann oder es unter Umständen eeetwas unbequem für die Empfänger der Transferleistung wird, sondern den positiven Aspekten solcher Neuerungen ins Auge blicken. Lieber 60 Euro Gutschein für Bildungsmaßnahmen, die man frei wählen darf, als keine 60 Euro Gutschein. Wer seinen Kindern soziales Umfeld im Lehrbereich welcher Art auch immer bieten will, wird den Gutschein nutzen. Alle anderen werden ihn nicht nutzen.

Ich persönlich glaube nicht daran, dass es nicht hinreichend Studien zum Sozialverhalten von HartzIV-Empfängern gegeben hat, die die Sachleistung rechtfertigen und die Geldleistung verwehren.
Im persönlichen Umfeld habe ich 2 HartzIV-Empfänger, die unterschiedlicher nicht sein könnten:
Auf der einen Seite eine junge Mami von einem süßen Mädchen, die als HartzIV-Empfängerin sagt, es geht ihr gut. Hartz IV könnte auch ein bissl weniger sein und sie käme zurecht. Sagt eine Mutti, die eben in ihrem eigenen Garten das Gemüse anbaut, nicht raucht, nicht trinkt und Hartz IV als das sieht, was es ist. Ein soziales Auffangnetz. Warum? Weil durch Geburt und Diplomarbeit, etc. einfach das Leben noch ermöglicht wurde, OHNE dass sie sich hätte einschränken müssen.
Da ist die Argumentation für die Bildungskarte ganz einfach: Klasse, dass der Staat sich sowas überlegt hat. Nun geht Kind X im Monat einmal in den Zoo.

Auf der anderen Seite eine alleinstehende Frau, die sich jetzt schon darüber aufregt, was so eine Gutscheingeschichte überhaupt soll. HartzIV reiche vorn und hinten nicht und gehe schon für die Zigaretten drauf, die man im Monat benötige. Und die Lebensqualität sei gleich 0. Ändern wolle sie es schon, könne sie aber nicht, wegen der Gesundheit, der mangelnden Jobs, dem Staat, weil das Wetter schlecht ist und das Sofa so bequem. (Letztere beiden Argumente wurden von mir dazugedichtet *räusper)

Ich will weder einen in den Himmel heben, noch den anderen verurteilen, aber ich kenne nicht mehr HartzIV-Empfänger und so fällt meine Studie einfach 50:50 aus. Die Familien, die gesundheitsbewusst leben und Kinder haben, werden die Karte nutzen. In welcher Form auch immer.
Und Andere werden mit der Karte zum Zigarettenautomaten marschieren und zumindest mal probieren obs geht. Und das ist dann für mich kein Ungleichgewicht oder ungerechte Verteilung.
Wer den Bildungsgutschein nutzen will, wird es tun.

Genauso wie sich die Familie den Gutschein ausm Einkaufsladenprospekt ausschneidet, die Interesse an der angebotenen Ware zum vergünstigten Einkaufspreis hat.
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Sinai78
Beitrag 20.Aug.2010 - 14:17
Beitrag #15


Gut durch
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Hi Ihrs

Ich stimme Fledi in (fast) allen Punkten zu. Die Einführung der Bildungs-Card ist richtig und wichtig.

Aber auch Magics Gedankengänge finde ich nicht besonders abwägig:
ZITAT
magic Geschrieben: Gestern, 19:15
Denke ich darüber nach, so möchte ich dies an Beispielen aus dem täglichen Leben fest machen:

Kinder an einer Musikschule anzumelden ist das eine. Die Frage ist doch, inwieweit werden die Kosten übernommen für Folgeleistungen: beispielsweise das Musikinstrument?

Ferner bleiben die Kosten für die Wegstrecke zur Musikschule. Sicherlich ist es nett, wenn der Staat den jährlichen Beitrag für Musikschule XY übernimmt, aber die Kosten der Wegstrecke und andere Kosten müssten von den Eltern selbst getragen werden.

Nehme ich das Beispiel Sportverein (eben in der Satzung nachgeguckt), so habe ich hier ebenfalls meine Zweifel:

Der Jahresbeitrag für Jugendliche bis 18 Jahren liegt bei 84 Euro im Jahr. Es ist gut und schön, wenn der Staat das übernimmt und ich mein Kind in diesem Verein auf diese „Bildungscard“ anmelden könnte. Leider ist dies aber doch erst die Spitze des Eisberges. Es bleiben Kosten für die Ausrüstung. Kinder wachsen stetig. Die Kinder benötigen „Material und Ausrüstung“ für das Feld und für die Halle. Dies bedeutet u.a. bei meiner Sportart zwei verschiedene Schläger, zwei verschiedene Schuhe, Zahnschutz, spez. Handschuh. Ist mein Kind nun in einem Teamsport integriert, so folgen Turnierkosten oder Übernachtungskosten für Spieltage


Da ist was dran!
ZITAT
Fledi Geschrieben: Heute, 13:24
ZITAT(magic @ 20.Aug.2010 - 10:33)
ZITAT(Fledi @ 19.Aug.2010 - 22:29)
Ich persönlich vertrete ganz banal die Meinung, dass nur der etwas gegen den Gutschein oder die Karte haben wird und kann, der im Inneren bereits jetzt kalkuliert, den Betrag X gar nicht für sein Kind aufzuwenden.

Und gerade hier hänge ich in meinen Gedanken wie Familien mit einer schwachen Infrastruktur (beispielsweise ländliche Gegenden) die BildungsCard in Anspruch nehmen könnten. Im Gegensatz zu Kindern in Städten entstehen Folgekosten. Würde also die BildungsCard einheitlich für alle Hartz4 Empfänger ausgestellt stellt dies meiner Meiung nach eine Ungerechtigkeit dar, weil eben Eltern aus Gebieten mit schwacher Infrastruktur vermutlich darauf verzichten werden.

Es mag sicherlich schwarze Schafe geben, bei denen das Geld nicht bei den Kindern ankommt. Jedoch nimmt man mit der BildungsCard denjenigen Eltern die Chance, die das Geld auch bei schwacher Infrastruktur trotzdem für ihre Kinder verwenden würden.


Die Logik erschließt sich mir nicht. Würde die Bildungscard also die Folgekosten innerhalb des zur Verfügung stehenden Betrages mit abdecken, würden ländliche HartzIV-Empfänger also lediglich vor den Zoopark und ohne Besuch wieder nach Hause fahren? Das kann ich mir nicht vorstellen


Es wäre durchaus denkbar, dass ein Besuch aufgrund der Höhe der Anfahrtskosten/die Kilometer pro Anfahrtststrecke (die wiederum ein Auto voraussetzt (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) ) evt. gar nicht erst stattfindet. Aber nicht, weil man nicht wollte, sondern weil das Geld für die "Drumherumkosten" schlicht nicht vorhanden ist. Es ist durchaus so, dass in ländlichen Gefilden eine Anfahrt zum nächsten Freizeitparkt ect. schon mal 1 Stunde oder länger bedeuten kann..Auch gibt es nicht in jedem Kaff die Angebote die eine Familie nutzen könnte wenn sie denn da wären. Die Umsetztung gestaltet sich daher aus meiner Sicht doch recht unterschiedlich.

Trotzdem bleibe ich dabei zu sagen, dass alleine die Einführung ein Schritt in die richtige Richtung ist..

LG Sinai
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ella1
Beitrag 20.Aug.2010 - 14:51
Beitrag #16


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ZITAT
Lieber 60 Euro Gutschein für Bildungsmaßnahmen, die man frei wählen darf, als keine 60 Euro Gutschein.


So eingeschränkt denke ich nicht. Eher sehe ich noch Möglichkeiten für Alternativen zum Gutschein.

Der statistischen Warenkörb für Hartz-IV-Bezieher - auch für Kinder - unfasst Posten wie Maßbekleidung, Segelflugkurse und Tabak. Andererseits werden wichtige Punkte wie Bildung und kulturelle Teilhabe kaum berücksichtigt.

Das BVerfG sagte dies muß neu berechnet werden, dabei ist vieles offen. Neu berechnet heißt nicht mehr, es heißt nicht weniger (auch wenn die Tendenz nach mehr aussieht). Es heißt auch nicht Gutschein.... . Erstmal nur Neuberechnung.

Gleichzetig steht Eltern das alleinige Erziehungsrecht nach dem Grundgesetz zu. Sie entscheiden was das Kind eben machen darf.Sollen sie auch weiter ohne Einschränkungen solange sie den Erziehungsauftrag erfüllen. Der Staat kann es nicht besser.

Ich fand Magics Einwand gut. Einmal z.B. in Bezug auf Sportvereine. Der Beitrag für den Sport ist längst nicht alles und gilt die Karte auch für Kleidung und Bus dahin oder wäre es nicht besser, 60 Euro und die Eltern haben das Geld für den Bus, die Kleidung und den Vereinsbeitrag?



Gutscheine im Asylrecht haben gezeigt sie sind nicht unbedingt klug. Es kam dazu, dass in bestimmten Läden eingekauft werden musste, ggf. nicht unbedingt billiger. Die Einkäufe waren auf bestimmte "Größenordnungen" festgelegt und Verwaltung und Kosten sind zudem etwas was bedacht werden sollte.

Ob man Eltern die sich jetzt nicht um Kinder kümmern, sie jetzt nicht in den Zoo begleiten, dazu bekommt indem man ihnen eine Chipcarte gibt, weiß ich nicht.

Vielleicht vertrinken auch einige "Kindergeld".



Ich habe einfach mal § 17 des SGB 9 aufgeschlagen.
Im Sozialgesetz sind auch Gutscheine vorgesehen.


ZITAT
Auf Antrag können Leistungen zur Teilhabe auch durch ein Persönliches Budget ausgeführt werden, um den Leistungsberechtigten in eigener Verantwortung ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen
§ 17 (2) Ausführung von Leistungen

Diesen Gedanken gibt es auch an anderen Stellen im Gesetz.

Ich glaube wir tun Menschen keinen Gefallen wenn wir ihnen Verantwortung (gerade für Geld) abnehmen.

Als Beispiel, ich habe mit Heranwachsenen zu tun, die bislang nur Transferleistungen erhielten, ihre Miete ging direkt an Vermieter, weil man ihnen nicht zutraut sie zu bezahlen. Sie haben kein Gefühl für Kosten von Wohnraum oder gewisse Nebenkosten..... .

Nun können Eltern ggf. entscheiden wo die Karte eingesetzt wird. Erfahrungsgemäß wird es Träger geben die diese abrechnen und welche die es nicht tun. Aber es wird das Gefühl für Leistung und Gegenleistung auch oft verlorengehen. Nebenbei wird das Einfordern von Geldleistungen vom Staat, gegen Bildungscardpunkte ein gigantisches Verwaltungs-System werden. Diesen müssen die Träger, d.h. Sportvereine & Co. bewältigen aber auch Verwaltungsbeamte der Behörden.

Spätestens dort versickert dann das Geld, was ggf. durch nicht eingelöste Bildungscards gespart wird.

Ob ich Eltern Geld gebe oder "Punkte", beides ist keine Garantie, dass Kinder den Vorteil erhalten (der ihnen zugedacht ist). Es steht und fällt mit dem Willen der Eltern. In diesem Sinne sollten Eltern gestärkt werden und ihnen sollte eine entsprechende Freiheit analog zu ihrer Verantwortung übertragen werden.
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McLeod
Beitrag 20.Aug.2010 - 17:35
Beitrag #17


mensch.
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ZITAT(ella1 @ 20.Aug.2010 - 15:51) *
ZITAT(§ 17 des SGB 9)
Auf Antrag können Leistungen zur Teilhabe auch durch ein Persönliches Budget ausgeführt werden, um den Leistungsberechtigten in eigener Verantwortung ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen
§ 17 (2) Ausführung von Leistungen

Diesen Gedanken gibt es auch an anderen Stellen im Gesetz.

Ich glaube wir tun Menschen keinen Gefallen wenn wir ihnen Verantwortung (gerade für Geld) abnehmen.


Genau hier hab ich neulich mal gedanklich eingehakt, weil es um dieses Thema - Eigenverantwortung im sozialen Auffangnetz - auf NDR info ging.

Und derzeit - ich bin da gerne mitten im Gespräch und Austausch - empfinde ich es eben nicht besonder eigenverantwortungsfördernd, Sozialleistungen komplett auszubezahlen. Bzw. stelle ich (mir und damit allen Mitlesenden hier) die Frage, ob der Umgang mit gemeinschaftlich gestiftete Leistungen zum Zweck der Grundsicherung komplett eigenverantwortlich verwaltet werden sollten. Die umgekehrte Extremform, für alles nur Gutscheine zu geben, ist zum Glück für Asylbewerber/innen abgeschafft worden - ich bin keinesfalls eine Freundin einer "umgekehrt"-Lösung. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Ich freunde mich aber mit einer teils-teils-Lösung an, auch weil ich finde, dass Zweckbestimmung sinnvoll ist. Das bedeutet nicht - in meinen Augen - dass der Staat anfängt, Kinder zu erziehen. Ich finde es geradezu absurd, das so zu formulieren, weil die Zweckbindung eine Sicherungsmaßnahme ist, die den momentanen (bzw. schon lange andauernden) Handlungsbedarf für die Förderung von Kindern in finanziell schwachen Lebenssituationen zu beenden sucht. Der Staat fängt an, die vom Staat (also uns!!) mitverantwortete Misere, in der Kinder stecken zu beenden.

Das passiert nicht nur mit dem 1 Mittel eines Bildungszuschusses, sondern auch dadurch, dass Eltern und vor allem Müttern ermöglicht wird, eigenes Geld zu verdienen -> Ausbau von Kindergarten- und Krippenplätzen. *Das* ist für mich die Grundlage für Eigenverantwortung. Nicht: Geld geben, damit (vor allem) Mütter mehr Zeit zu Hause verbringen "können", unabhängig davon, ob sie wollen oder nicht, sondern Wahlfreiheit schaffen.

Dazu würde auch gehören, Kosten für Kinder zu reduzieren oder Arbeitsleistungen mit einer Mindestentlohnung würde- und verantwortungsvoll zu machen. Wenn Unternehmen oder Arbeitgeber/innen nicht eigenverantwortlich genug sind, um sozial-verträgliche Preise für ihre Produkte und Leistungen zu kalkulieren oder einen sozialverträglichen Umgang mit Gewinnen (Herr KiK lebt hervorragend von der Ausbeutung seiner Mitarbeiter/innen) betreiben wollen, dann ist Handlungsbedarf angesagt von unserer Seite, also des Staates, der Gesellschaft.

Zweckentfremden hat für mich nicht viel mit Verantwortung zu tun. Und das Wohngeld ist auch zweckgebunden, dass es nicht mehr direkt an Vermieter/innen geht, resultierte eines Wissens recht stark aus bürokratisch-juristischen Problemen, z.B. die Druchführung von Mietminderungen bei Mängeln an der Mietsache oder Haftungsproblemen, wenn Miete verspätet aus dem bürokratischen Apparat "Sozialstaat" überwiesen wurde. Dass es "mehr Gefühl für Kosten" erzeugen soll, einen durchlaufenden Posten auf dem eigenen Konto zu erleben, der für ein paar Tage auftaucht und dann bestenfalls per Dauerauftrag pünktlich und vollständig wieder "verschwindet", erschließt sich mir (noch) nicht. Beim Thema Wohnraum fände ich ein Ende der Zwangsumsiedlungen in ein paar Euro günstigere oder ein paar Quadratmeter kleinere Domizile viel stärker Eigenverantwortung erzeugend. Wenn das Wohngeld schlicht begrenzt ist und ich als Empfängerin mir überlegen kann: lieber rauchen oder 2 Bücher oder Fast Food - oder diese Wohnung?

"Der Staat" erzieht nicht nur keine Kinder, sondern auch keine Erwachsenen. Bestenfalls.

Zweckgebundenheit von Sozialleistungen ist keine Erziehung. Niemand ist gezwungen, in einen Sportverein zu gehen oder das Kind Flöte lernen zu lassen. Es soll nur nicht am Status "Sozialhilfeempfänger/in" liegen, dass ein Kind draußen bleiben muss.

Mir persönlich liegt (im Moment) daran, einen Teil der Sozialleistungen zweckbestimmt zu wissen. Weil ich es eigenverantwortlich finde, Entscheidungsfreiheiten durch Arbeiten zu erlangen - wenn Arbeiten mir möglich ist. Oder ermöglicht wird, in dem ich die Wahl habe, mein Kind (so ich eins habe) in einem Kindergarten gut aufgehoben zu wissen oder in einer Ganztagsschule. In dem ich die Wahl habe, mit einem Halbtagsjob als gut ausgebildete Einzelperson (so ich eine bin) über die Runden zu kommen, ohne dass mein/e Arbeitgeber/in die Gemeinschaft anhaut für eine sogenannte Aufstockung.

Die Eigenverantwortung tragen Eltern, die Sozialleistungen beziehen (müssen) nicht nur gegenüber ihrem Kind - sondern auch der gesamten Sozialgemeinschaft gegenüber. In meinen Augen. Die offen sind, für Gründe, warum Direktauszahlung das besser kann.

Liebe Grüße
McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 20.Aug.2010 - 17:38
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Fledi
Beitrag 20.Aug.2010 - 20:00
Beitrag #18


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Bzgl. des Anfahrtsweges kann man ebenfalls geteilter Meinung sein. Ich sehe nicht wirklich das Problem darin, dass Kinder ländlicher Gegenden benachteiligt sein sollen. Die Erfahrungen gehen sicherlich auseinander, aber es ist an den Eltern, sicher zu stellen, dass ihr Kind eine soziale Integration erfährt. Unabhängig vom Einkommen, Ruf, Lebensstandard an sich. Und das hat nichts mit einem finanziellen Betrag X zu tun, sondern schlichtweg der Bereitschaft, sich seines Nachwuchses überhaupt annehmen zu wollen. Meiner Meinung nach, oder besser gesagt, meiner Erfahrung nach sind Kinder aus ländlicher Umgebung wesentlich aktiver im Geschehen, als die aufwachsenden Kinder in der Stadt.

Ich finde es immer wieder toll, wenn ich mit meinem Hund im Wald spazieren gehe. Einem angelegten Stadtwald - sprich - Ansammlung und Waldwegen von Bäumen mitten in einer Stadt. Dort wurden für die Kinder Lernparcours angelegt. Wie weit springt eine Maus? Sein eigenes Sprunggeschick dem gegenüberzustellen wird dadurch gewährleistet, dass ein Sandkasten angelegt wurde und davor ein Schild, auf welchem verzeichnet wird, wie weit springen denn verschiedene Tiere überhaupt.
Oder: Welcher Baum steht wo. Anhand von Blättern, Baumbeschaffenheit und durch den Förster gelegten Hinweisen Kinder spielerisch an die Natur herangeführt.
Es ist erstaunlich, wieviele Familienausflüge dort hin führen. Mit dem Fahrrad.
Vor kurzem war Schulanfang. Die Stadt lässt sich etwas einfallen. Versteckt Knoppers und andere Leckereien innerhalb des Waldes und die neuen Schulklassen erhalten gemalte Schatzkarten, diese zu finden.
Und dazu braucht es weder Gutschein, noch Geldbetrag, noch irgendwas. Lediglich die Bereitschaft, überhaupt etwas lernen zu wollen, mit seinem Kind gemeinsam etwas zu erleben, etc.
Zumindest mir ist Niemand murrend entgegengelaufen, der vor sich hinbrummelte "...hätten sie mir doch bloß die 1,75 aufs Konto überwiesen, anstatt meinem Kind ein Knoppers hinzuhängen, nach dem es auch noch suchen muss...."

Natürlich erzieht der Staat keine Kinder. Aber die Städten und Gemeinden täten gut daran, ihren Anteil an einem Angebot beizusteuern. Man sieht doch in so vielen Städten, dass das geht. Und da braucht es keinen Bildungsgutschein oder keine 60 Euro in Bar.... sondern nur ein paar Schuhe, ein Fahrrad oder sonstwas.

Ebenfalls reichen sicherlich keine 60 Euro dafür aus, aus einem vernachlässigtem (überspitzt dargestellt) Kind, einen Leistungssportler zu machen. Als jahrelange Basketballspielerin hätten mir 60 Euro nicht mal für die Schuhe gereicht. Aber... das war Vereinssport der Kategorie 3-4x Leistungstraining die Woche, jedes Saisonwochenende Punktspiele. Das verlangt doch Niemand. Und es ist Augenwischerei, gleich nach den Sternen zu greifen, wenn der Staat gerade mal daran tut, ein Gänseblümchen auf die Wiese zu pflanzen.

Fakt ist doch: 60 Euro die bildungstechnisch genutzt werden dürfen, die es vorher nicht gab. Mir persönlich würden viele Dinge einfallen, die ich gerne machen würde. Und dank eines Gutscheines würde ich die dann auch machen, während mir bei 60 Euro Bargeld viel zu viele "Zwischenfälle" einfallen, die meine Wissenstandserweiterung blockieren könnten.

Der Neuberechnung von HartzIV-Sätzen stimme ich zu. Aber insofern, dass Tabak zB ersatzlos gestrichen werden dürfte. Niemand muss rauchen. Und wie oft sieht man es leider, sowohl bei Erwerbstätigen, als auch bei nicht Berufstätigen. Da wird lieber auf das Obst für Kinder verzichtet, als auf die Schachtel Kippen. Da fehlt mir jegliches Verständnis für.

Leider wird ja an den Kindern zuerst gespart. Das ist ja auch nicht erst seit heute so. Und wieder fällt mir dazu ein - durch eine Sachleistung kommt die Hilfe dort an, wo sie gebraucht wird.

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Sinai78
Beitrag 20.Aug.2010 - 21:56
Beitrag #19


Gut durch
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ZITAT(Fledi @ 20.Aug.2010 - 21:00) *
Bzgl. des Anfahrtsweges kann man ebenfalls geteilter Meinung sein. Ich sehe nicht wirklich das Problem darin, dass Kinder ländlicher Gegenden benachteiligt sein sollen. Die Erfahrungen gehen sicherlich auseinander, aber es ist an den Eltern, sicher zu stellen, dass ihr Kind eine soziale Integration erfährt. Unabhängig vom Einkommen, Ruf, Lebensstandard an sich. Und das hat nichts mit einem finanziellen Betrag X zu tun, sondern schlichtweg der Bereitschaft, sich seines Nachwuchses überhaupt annehmen zu wollen.


Dem stimme ich zu.

LG Sinai
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Sin
Beitrag 21.Aug.2010 - 21:37
Beitrag #20


Manche Sünde ist es wert, begangen zu werden.
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ZITAT(ella1 @ 20.Aug.2010 - 15:51) *
ZITAT
Lieber 60 Euro Gutschein für Bildungsmaßnahmen, die man frei wählen darf, als keine 60 Euro Gutschein.


Ich fand Magics Einwand gut. Einmal z.B. in Bezug auf Sportvereine. Der Beitrag für den Sport ist längst nicht alles und gilt die Karte auch für Kleidung und Bus dahin oder wäre es nicht besser, 60 Euro und die Eltern haben das Geld für den Bus, die Kleidung und den Vereinsbeitrag?




Für jeden Lösungsansatz bringst du neue Probleme und betreibst somit ein Problem-Mind-Mapping...

Und wie immer - für jedes Problem gibt es Lösungen...
zB Sportverein. Für kleinere Kinder bis 12 Jahre habe ich als Vorstandsmitglied im Handballverein 32 EURO Jahresbeitrag genommen.
Mitten in der Provinz in Bayern. Wenn Kinder dabei waren, die nicht die geeignetsten Schuhe anhatten oder in Jeans turnten, habe ich dies stets von dem Topf bezahlt, der meinen Mannschaften zur Verfügung stand. Ohne Aufsehen.
In diesen Topf floßen Spendengelder und meine Trainerauslagen.

Vielleicht sollte man sich einfach mal ein Beispiel an Stuttgart nehmen. Die haben so eine Art Bildungs Card in Form einer Stadtkarte.


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