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> Malou Berlin: "Zeit bis Mitternacht", Rezension
regenbogen
Beitrag 01.Feb.2007 - 20:11
Beitrag #1


a.D.
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Malou Berlin, "Zeit bis Mitternacht"

(IMG:http://images-eu.amazon.com/images/P/3896561286.03.MZZZZZZZ.jpg) <--- klick

Das Buch stand seit fast einem Jahr ungelesen in meinem Regal, weil ich eine Leseflaute hatte und es ihm nicht zutraute, mich da rauszuholen. Erster Roman einer unbekannten Autorin, wenn das mal gutgeht...

Es geht! Und wie! Und ich bin froh, dass ich das Ende meiner Leseflaute abgewartet habe, denn so konnte ich das Buch von Anfang bis Ende genießen.

QUOTE (Amazon über das Buch)
Berlin 1987. Als die Motorradmechanikerin Franka zum ersten Mal über die Mauer nach Ost-Berlin fährt, um Magdalena zu treffen, weiß sie sofort: Die rothaarige Schöne ist jemand Besonderes. Um sie besser kennen zu lernen, ist Franka bereit, alle Hindernisse zu überwinden. Und Hindernisse gibt's reichlich, denn Franka lebt in Kreuzberg im Westen, Magdalena in Prenzlauer Berg im Ostteil der Stadt. Aus Frankas Leben wird ein Pendeln zwischen den Welten: Grenzkontrollen, Zwangsumtausch und immer wieder Angst um Magdalena, die keinen „Westkontakt" haben darf. In Ost-Berlin erlebt Franka jedoch auch Stärke und Zusammenhalt, Offenheit und Wärme - alles Gefühle, die sie im Westen manchmal vermisst. Doch die politischen Ereignisse überschlagen sich und über Nacht verändert sich das Leben der beiden Frauen radikal. In ihrem fulminanten Debüt zeichnet Malou Berlin die Liebesgeschichte zweier Frauen vor dem Hintergrund der Vor-Wendezeit und lässt dabei auf beeindruckende Weise ein Stück deutscher Zeitgeschichte wieder auferstehen.

QUOTE (Amazon über die Autorin)
Malou Berlin wurde 1961 geboren, heute lebt sie nahe bei Berlin. Anders als alle vermuten, ist ihr Autorinnenname kein Pseudonym. „Zeit bis Mitternacht" ist ihr erster Roman. 2004 veröffentlichte sie im Querverlag ihre Erzählung „Wir hätten es also doch wissen können" in der Anthologie „Sappho küsst die Sterne".


Eine lesbische Liebesgeschichte, vor allem aber eine Zeit-Geschichte über junge Leute, darunter Lesben, in Berlin (West) und in Berlin (Ost), als es diese Unterscheidung noch gab. Ich war früher als Westdeutsche des Öfteren in der DDR, und in meinem Kopf sind beim Lesen viele Bilder wieder wachgeworden: ja, so hab ich's auch erlebt.

Dass Franka sich im Osten so wohlfühlt, dass sie dorthin übersiedeln will, hat mir hingegen großes Bauchweh bereitet, und ich habe mit ihrem guten Freund und Mitbewohner Michael und seiner kleinen Tochter Klara mitgezittert, ob sie diesen Schritt tatsächlich tun wird. Ihre linke Gesinnung in allen Ehren, aber sympathisiert sie wirklich genügend mit dem sozialistischen System, um sich all seinen Repressalien und Unzulänglichkeiten auszusetzen? Hat Michael nicht Recht, wenn er vermutet, dass Franka in Wirklichkeit vor etwas flüchten will? Denn er war schon im Sandkasten ihr Freund, und er kennt die Geschichte, wie sie als Kind von ihrem Vater für seine übergriffigen zwielichtigen Geschäfte massiv missbraucht wurde.

Frankas Erzählungen über ihre Kindheit verlangen der Leserin einiges ab; man kann plötzlich verstehen, weshalb sie sich auf der anderen Seite der Mauer in Sicherheit fühlt, sobald sie die Grenzkontrollen in Richtung Osten hinter sich gebracht hat, und dass sie dafür Woche für Woche komplizierte Verquickungen auf sich nimmt, um so viel Zeit wie möglich mit Magdalena zu verbringen.

Magdalena... sie ist Frankas große Liebe und zugleich ihr großes Problem, denn sie schafft es nicht, sich außerhalb ihres lesbischen Freundinnenkreises zu Franka zu bekennen. Das macht es für Franka schwer, ihren Einbürgerungsantrag in die DDR den neugierigen Behörden gegenüber authentisch zu vertreten, und es tut ihr weh, dass sie auf der Straße nicht einmal Magdalenas Hand nehmen darf.

Viele Baustellen also für Franka - doch die Autorin vereint sie zu einer stimmigen Geschichte, die mich ganz in ihren Bann geschlagen, mich mehrere Abende viel länger als geplant wachgehalten und mir zum guten Schluss ein paar gefesselte Lesestunden auf meinem Lieblingssofa beschert hat. Eine glaubwürdige lesbische Liebesgeschichte und ein meiner Meinung nach besonders gut gelungener Blick auf die deutsch-deutsche Geschichte in den 1980er Jahren mitten in Berlin.

Sehr zu empfehlen!
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Rafaella
Beitrag 02.Feb.2007 - 08:19
Beitrag #2


Freies Vögelchen
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Danke, regenbogen. :)

Das hört sich ja sehr interessant an - ich bin ja auch oft, was Lesbenliteratur betrifft, meist vergeblich auf der Suche nach Geheimtipps guter neuerer Autorinnen und lese zurzeit "aus Verzweiflung", die alte Literatur noch mal (Marlene Stenten, Violette Leduc).

lg
Rafaella
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-Agnetha-
Beitrag 02.Feb.2007 - 13:52
Beitrag #3


ungerader Parallel-Freigeist
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Ich habe es vor einiger Zeit auch gelesen und mir ging es dabei ähnlich wie regenbogen. Auch mir hat es sehr gut gefallen.
Die Ost-West-Thematik wird einmal mit einem etwas anderen Licht beleuchtet.
Nur fand ich etwas schade, dass man am Anfang schon erfährt wie es ausgeht.

(Spoiler:)
Das Ende war zwar traurig, aber dennoch nachvollziehbar und realistisch. :zustimm:
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quies
Beitrag 01.Mar.2007 - 22:07
Beitrag #4


Gemüseputzi
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Ich finde das Buch auch sehr empfehlenswert. Hab es an einem Wochenende ausgelesen :D
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