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> Binationale Beziehungen
schneeland
Beitrag 28.Aug.2009 - 21:34
Beitrag #1


Gut durch
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Guten Abend die Damen,

ok dann wage ich es doch mal das Thema vielleicht auch hier anzuschneiden. Ich habe bewusst dieses Unterforum gewählt auch wenn ich weiß, dass es bei Babylon International um andere Sprachen geht. Dennoch hat das Ganze irgendwie für mich auch mit Verständigung/Verständnis zu tun, weswegen ich es erstmal hier "geparkt" habe. Solltet ihr, liebe Strösen, befinden es gehöre doch in ins Coming Out Forum könnt ihr es vielleicht einfach verschieben.
Nun mal zum Anliegen.
Wie vielleicht manche von euch wissen, bin ich mit einer Partnerin zusammen die aus Osteuropa kommt (es gab irgendwann schonmal einen Thread zu einem ähnlichen Thema, aber ich konnte ihn leider auch im Küchenschrank nicht wiederfinden). Vor diesem Hintergrund leben wir eine nicht öffentliche Beziehung. Naja, bzw. eine halb öffentliche Beziehung. Meine Familie, Freunde, Bekannten und Arbeitskollegen wissen es alle. Von ihrer Seite gibt es immerhin zwei Leute die etwas wissen, wobei eine, eine gemeinsame Freundin von uns ist und die andere, eine Landsfrau von ihr, die ebenfalls im Ausland jedoch in einem anderen Land lebt.
Mir fällt dieses ganze Versteckspiel zunehmend schwer. Vieles hat sicherlich auch mit weiteren Faktoren zu tun. Neben Freunden und Familie ist es glaube ich vor allem "der eigene Kopf" meiner Freundin der nichts davon wissen darf, wenn das irgendwie verständlich ist. Sie versucht standhaft nicht darüber bewusst nachzudenken, was wir da eigentlich tun. Es gab mehrere Hochs und Tiefs, aber um die soll es gar nicht gehen.
In letzter Zeit ist mir ein Perspektivwechsel zunehmend schwer gefallen. Angesichts unklarer Zukunftsaussichten habe ich mich gedanklich mehr und mehr mit einer möglichen Trennung auseinandergesetzt als mit Verständnis für ihre Situation muss ich zugeben (wobei das zur genüge, auch zwischen uns beiden, besprochen ist).
Heute ist es mir, durch einen "Zufall", zum ersten Mal wieder gelungen zu verstehen, wie dieses "Brett vorm Kopf" vielleicht so fest bleibt. Durch ein Gespräch über Bekannte von ihr, in ihrem Heimatland, die ein komplett verstecktes Paar sind und anschließende (erneute) Recherchen zu dem Thema und der Situation in ihrem Land (hatte das zwar alles vorher schon gelesen, scheint aber ne Weile her gewesen zu sein) sowie einigen Berichten auf den Seiten des LSVD ist mir seit langem Mal wieder ein Perspektivwechsel geglückt.
Ich würde mich nun gerne weiter damit auseinandersetzen. Und hierzu suche ich den Austausch. Angeregt durch Aylaas Post in diesem Thread zum sichtbar/nicht sichtbar sein viel mir auf, dass es eventuell auch hier noch die ein oder andere "Versteckte" geben könnte, die selbst ähnliche Erfahrungen hat. Oder eine von euch war vielleicht schonmal in einer ähnlichen Lage wie ich?! Oder ihr habt Freunde und Bekannte und kennt es aus der Perspektive? Ich weiß nicht ich suche einfach Denkanstöße, wie sich das ganze vielleicht bei anderen entwickelt hat. Wie geht man damit um, wenn man auf einmal merkt man liebt eine Frau, aber in dem Land aus dem man kommt gibt es sowas eigentlich gar nicht? Und wenn man doch schonmal was davon gehört hat, dann ist es sehr negativ besetzt? Wie ist das, wenn man auf einmal entdeckt man ist anders und könnte den Rückhalt der "community" im Sinne von "Landsleuten vor Ort" verlieren? Wie kann sich so eine Beziehung entwickeln, was kann sich ändern, wodurch, was bleibt usw.
Über Anregungen jedweder Art würde ich mich freuen. Gerne auch per PM.
Vielen lieben Dank und liebe Grüße vom
schneeland
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miriam
Beitrag 29.Aug.2009 - 19:17
Beitrag #2


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Hallo Schneeland,

ich habe zwar keine Partnerin aus Osteuropa, dafür jedoch eine aus Ostasien, aus einem Land, in dem gleichgeschlechtliche Liebe immer noch so wenig Toleranz findet, daß eine entsprechende Internetseite für gegenseitigen Austausch (wie z.B. dieses Forum) mit der Begründung verboten ist, sie sei eine Gefahr für die Jugend, wie meine Partnerin vor Kurzem betrübt feststellen mußte...

Wir sind seit 17 Jahren zusammen und in Zeiten, in denen es in Deutschland noch kein Lebenspartnerschaftsgesetz gab, buchstäblich durch dick und dünn, sprich bis in die Niederlande gegangen um zusammenbleiben zu können, da sie hier keine Aufenthaltsgenehmigung bekam. In diese sowieso sehr schwere Zeit fiel für meine Partnerin auch die Auseinandersetzung mit der Tatsache, daß sie eine Frau liebt und davon niemandem in ihrer Heimat etwas erzählen kann, auch nicht ihrer Familie und ihren Freunden. An all diesen Belastungen wäre unsere Beziehung damals beinahe zerbrochen.

Inzwischen ist sie zwar "stabil", aber noch immer weiß keiner ihrer Landsleute von ihrer Beziehung mit mir, obwohl wir uns nicht sicher sind, ob es nicht zumindest ihre Mutter ahnt. (Immerhin haben wir vor einigen Jahren gemeinsam ihre Familie besucht und leben seit vielen Jahren zusammen, mit wechselnden Wohnorten.) Aber angesprochen wird das Thema nicht. Zeitweilig hat mich das gestört und meine Partnerin hat darunter gelitten. Aber inzwischen haben wir uns damit arrangiert: da ihre Familie so weit weg wohnt, daß sie kein direkter Bestandteil unseres alltäglichen Lebens ist, beeinträcht die Tatsache, daß unsere Beziehung nicht an- bzw. ausgesprochen wir, unser Leben in keinster Weise. Darum können wir mit unserem "offenen Geheimnis" leben, auch wenn es vielleicht traurig ist. Traurig ist auch, daß meine Partnerin hier keine Freunde aus ihrem Heimatland hat, was für sie schon alleine wegen des Verzichts auf das Sprechen ihrer Muttersprache nicht leicht ist.
In dem Moment aber, wo wir uns Familie und/oder Freunden gegenüber aktiv verstecken müßten, weil sie in unserer räumlichen Nähe sind, würde ich mir ganz sicher klare Verhältnisse wünschen und ich denke, meine Partnerin auch. Aber das ist natürlich eine Frage von Kraft und Selbstbewußtsein. Und was letzteres betrifft, so ist meine Partnerin da schon sehr gewachsen, denke ich. (Und davon einmal abgesehen ich auch.) Dieses Wachsen braucht vielleicht auch bei Deiner Partnerin Zeit. Ich glaube, daß Du völlig Recht hast wenn Du der Meinung bist, daß sie für sich erst einmal akzeptieren und für gut befinden muß, "was ihr da eigentlich tut". So lange sie das nicht kann, ist sie sicher nicht stark genug für ein coming-out in ihrem Kulturkreis, das sehr wahrscheinlich zumindest anfangs Ablehnung hervorrufen dürfte. Ich weiß nicht, ob Ihr Kontakt zu anderen Lesben habt (egal, aus welchem Land) aber ih denke, das würde Deiner Freundin gut tun.

Ich wünsche Euch viel Kraft und Durchhaltevermögen, Miriam

PS. Zu diesem Thema ist vor kurzem übrigens ein, wie ich finde, schöner Film auf DVD herausgekommen: "I can't think straight" schildert die Liebe zwischen einer Jordanierin und einer indischstämmigen Engländerin und ihre Schwierigkeiten, dazu zu stehen. Der Film beruht auf autobiografischen Begebenheiten aus dem Leben der Drehbuchautorin/Regisseurin und ihrer Partnerin, der Produzentin des Films.

Der Beitrag wurde von miriam bearbeitet: 29.Aug.2009 - 19:18
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schneeland
Beitrag 31.Aug.2009 - 17:34
Beitrag #3


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Hallo Miriam,

vielen lieben Dank für Deine Antwort! Ich bin beeindruckt, was ihr beide zusammen für euch erreicht habt!
Allerdings sehe ich tatsächlich den Unterschied, den Du ja auch ansprachst, dass in eurem Alltag keine Kontakte zu Leuten aus der Heimat Deiner Partnerin bestehen. Das ist bei uns ganz anders. So lebt z.B. ein Geschwister von ihr in der gleichen Stadt wie sie und es gibt ein ganzes Netzwerk an Landsleuten und jeder kennt jeden und das Gewäsch ist groß. Allerdings vermute ich, dass ihre eigene Angst dennoch größer ist, als die befürchteten Reaktionen, denn am Anfang gab es in der Tat ein paar Leute die von der Sache Wind bekommen hatten und soooo schockiert waren die nun auch wieder nicht (wir haben dann so getan als sei das nur eine kurze Sache gewesen und bereits längst wieder vorbei. Das war vor zweieinhalb Jahren....). Ein Coming Out innerhalb ihrer Familie oder vor Bekannten von ihr ist auch nichts was mir vorschwebte. Aber mir fällt es einfach schwer, auch in der Stadt in der ich lebe unsere Beziehung nicht öffentlich leben zu können, eben auf Grund eigener Einstellungen meiner Freundin. Wobei mir natürlich bewusst ist, dass da neben kulturellen Aspekten jede Menge andere Dinge mit eine Rolle spielen. Deinen Vorschlag Kontakte zu anderen Lesben zu suchen finde ich entsprechend sehr gut, scheitert jedoch daran, dass meien Freundin dies nicht möchte.
Den Film haben wir übrigens auch gesehen und mir hat er sehr gut gefallen. Meine Freundin meinte, es sei ja doch nur ein Film. Das mit den autobiographischen Begebenheiten wusste ich noch nicht, das werde ich dann doch gleich mal weiterleiten, vielen Dank! (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Wir werden sehen wie es weiter geht. Dir auf jeden Fall vielen herzlichen Dank für das Teilhaben lassen an euren Erfahrungen und die Vorschläge!! (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)
Lieben Gruß
schneeland
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miriam
Beitrag 31.Aug.2009 - 20:37
Beitrag #4


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Hallo Schneeland,

so, wie Du Eure Situation schilderst, finde ich sie in der Tat sehr problematisch-und zwar genau wie Du vor allem wegen der offensichtlichen Unfähigkeit Deiner Partnerin, zu akzeptieren, daß sie eine Frau liebt. Daß ihr auch noch umgeben seid von klatschenden, vermeintlich intoleranten Landsleuten und Verwandten Deiner Partnerin kommt noch erschwerend hinzu.

Ich weiß nicht, ob Du die inneren Schwierigkeiten, die Deine Partnerin offenbar damit hat, daß sie eine Frau liebt, schildern möchtest und/oder darfst, bzw. ihre Einstellungen, wie Du es nennst. Aber auch unabhängig davon würde ich wohl sicher von meiner Partnerin verlangen, sich zumindest damit auseinander zu setzen und darum zu bemühen, daß sich das ändert, in ihrem, meinem und im Interesse unserer Beziehung. Ein coming-out, wo und bei wem auch immer, würde ich unter diesen Umständen natürlich auch nicht von ihr fordern, wohl aber, daß sie alles dafür tut zu lernen, wenn nicht zu so doch wenigstens fest hinter unserer Beziehung zu stehen. Ich begreife ehrlich gestanden nicht, wie sie so leben kann.

Warum möchte sie denn keinen Kontakt zu anderen Lesben? Weil sie Angst davor hat, ihre Landsleute könnten davon Wind bekommen? Weil sie etwas gegen Lesben hat? Weil sie damit vor sich selber zugeben würde, daß sie lesbisch ist? Weil sie scheu ist? Oder warum sonst?
Uns beiden hat ein solcher Kontakt jedenfalls gut getan und uns sehr gestärkt.

Liebe Grüße, wenn Du magst auch an Deine Partnerin, Miriam
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schneeland
Beitrag 01.Sep.2009 - 18:02
Beitrag #5


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Hallo Miriam,

vielen lieben Dank für die Rückmeldung. Ich möchte nicht im Detail auf die inneren Schwierigkeiten meiner Partnerin eingehen, da ich dies an dieser Stelle nicht richtig fände. Sie weiß zwar von diesem Austausch und den Inhalten, aber dennoch fände ich es nicht richtig in dem Ausmaß für sie zu sprechen. Nur soviel: Es ist nicht ganz so schwarz-weiß wie es klingt. Wir hatten auch schon ein Treffen mit einem anderen lesbischen Pärchen und das war auch ok und auch würde sie es nicht kategorisch ablehnen Lesben zu treffen/kennenzulernen. Nur quasi geplant und gezielt mit klarer Absicht möchte sie es nicht. Eben eher vor dem Hintergrund der dann geforderten eigenen Auseinandersetzung mit dem Thema. Es ist eher die Angst vor möglicher Ablehnung, was eben auch die eigene Auseinandersetzung mit dem Thema behindert. Ich hoffe es war ein wenig verständlich?!
Ich sehe jedoch zunehmend, wie wohl der kulturelle Hintergrund nur ein sehr kleinen Aspekt der Problematik ist, der zwar verwoben ist mit dem ganzen Rest aber offensichtlich nur ein Puzzleteilchen darstellt.
Dir auf jeden Fall vielen Dank für Deine Rückmeldungen!
Liebe Grüße
schneeland
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