lesbenforen.de

Willkommen, Gast ( Anmelden | Registrierung )

> Bitte beachten

Denk bitte daran, dass unser Forum öffentlich einsehbar ist. Das bedeutet: wenn du hier dein Herz ausschüttest, kann das von allen gelesen werden, die zufällig unser Forum anklicken. Überleg also genau, was du preisgibst und wie erkennbar du dich hier machst. Wir löschen keine Threads und keine Beiträge, und wir verschieben auch nichts in unsichtbare Bereiche.

Du kannst deinen Beitrag nach dem Posten 90 Minuten lang editieren, danach nicht mehr. Lies dir also vor dem Posten sorgfältig durch, was du geschrieben hast. Dazu kannst du die "Vorschau" nutzen.


Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Webseite erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.

 
Reply to this topicStart new topic
> "Patenkind" von Hochzeit erzählen?
-Agnetha-
Beitrag 26.Sep.2018 - 21:54
Beitrag #1


ungerader Parallel-Freigeist
************

Gruppe: Members
Beiträge: 10.873
Userin seit: 25.08.2004
Userinnen-Nr.: 83



Seit ca. 7-8 Jahren habe ich eine Patenschaft über Plan International, ein Patenkind in Peru. Das heißt, ich spende monatlich eine bestimmte Summe, die aber nicht die Familie direkt bekommt, sondern in Projekte fließt, die der ganzen Gemeinde zu Gute kommen. Mit dem Patenjungen selbst schreibe ich aber regelmäßige Briefe und er bekommt immer wieder Geschenke.
Gerne schicke ich ihm auch Fotos von mir, meinem Umfeld, meiner Stadt, usw.

Der Kontakt bedeutet mir doch einiges. Er schreibt immer sehr lieb, fragt auch interessiert und schickt oft eine Zeichnung mit.

Inzwischen ist er 14.

Bisher habe ich über mein Privatleben nicht geschrieben.
Da meine Partnerin und ich im Juni geheiratet haben, überlege ich nun aber ob ich ihm das schreiben sollte.

Ich bin da sehr unsicher.
Ich habe keine Ahnung wie eine Bauernfamilie aus Peru das findet.
Bei Wikipedia habe ich folgendes gefunden:
ZITAT
"Homosexualität ist in Peru legal; Menschenrechtler beklagen jedoch eine gesellschaftliche Intoleranz gegenüber Homosexuellen. Es besteht weder die Möglichkeit zur gleichgeschlechtlichen Ehe noch zur eingetragenen Partnerschaft. "


Eigentlich fände ich es gut und richtig es zu schreiben, denn so ist Homosexualität für ihn vielleicht dann positiv belegt. Ich meine, er "kennt" mich doch schon länger, hat ein positives Bild von mir. Weiß somit dann ja, dass homosexuelle Menschen auch nicht anders sind.

Auf der anderen Seite ist die Situation nicht ganz einfach. Weil ich ja sehr wahrscheinlich in den Fall nie erfahren werde, was er und seine Familie wirklich darüber denken.
Ganz theoretisch könnte die Familie so schockiert sein, dass sie die Patenschaft lösen will. Ab und zu gibt es sicherlich Menschen, die da so fanatisch sind, dass ihnen dann alles egal wäre. Die da sozusagen auch ihren (falschen) Stolz haben.
Das ist aber dann doch unwahrscheinlich.

Wenn er in seinem Briefen aber gar nicht darauf eingeht, wüsste ich nie was sie eigentlich denken.

Es gab einmal ein Merkblatt mit Infos darüber, was man seinem Patenkind schreiben kann und was besser nicht.
Da stand auch politische Themen besser nicht anzuschneiden.
Aber ist das ein politisches Thema? Irgendwie ja, auch wenn es in dem Fall nur um mich privat geht.


Mich würde interessieren, ob es hier noch mehr Frauen gibt, die eine Patenschaft über eine Organisation haben und wie ihr mit diesem Thema umgegangen seid?
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Herzfilz
Beitrag 27.Sep.2018 - 06:12
Beitrag #2


Naschkatze
**********

Gruppe: Members
Beiträge: 365
Userin seit: 05.02.2010
Userinnen-Nr.: 7.217



ZITAT(-Agnetha- @ 26.Sep.2018 - 22:54) *
Bisher habe ich über mein Privatleben nicht geschrieben.
Da meine Partnerin und ich im Juni geheiratet haben, überlege ich nun aber ob ich ihm das schreiben sollte.

Ich bin da sehr unsicher.
Ich habe keine Ahnung wie eine Bauernfamilie aus Peru das findet.
Bei Wikipedia habe ich folgendes gefunden:
ZITAT
"Homosexualität ist in Peru legal; Menschenrechtler beklagen jedoch eine gesellschaftliche Intoleranz gegenüber Homosexuellen. Es besteht weder die Möglichkeit zur gleichgeschlechtlichen Ehe noch zur eingetragenen Partnerschaft. "


Eigentlich fände ich es gut und richtig es zu schreiben, denn so ist Homosexualität für ihn vielleicht dann positiv belegt. Ich meine, er "kennt" mich doch schon länger, hat ein positives Bild von mir. Weiß somit dann ja, dass homosexuelle Menschen auch nicht anders sind.



Also erst mal, ich finde das total cool, dass du so etwas machst!

Zweitens würde ich ihm das, glaube ich, nicht schreiben. Ich denke dabei an das Dorf, von dem ich komme (und das liegt nicht in Peru, sondern "nur" in Franken), aber als ich vierzehn war, hätte es mich sicher überfordert, eine Patentante zu haben, von der ich wusste, dass sie lesbisch ist.

(M)eine Bauernfamillie aus Franken wäre ziemlich sicher einigermaßen irrititiert, wenn so etwas zur Sprache käme, auch wenn dort seit einigen Jahren die Ehe zwischen homosexuellen Menschen Realität ist. Die Leute dort allerdings assoziieren das meinem Eindruck nach mit etwas, das vielleicht in bestimmten, in ihrer Wahrnehmung nicht so gut beleumundeten Vierteln von Berlin passiert, nicht aber bei ihnen zu Hause.

Ich bezweifle auf diesem Hintergrund, dass so etwas wie der Versuch, Homosexualität positiv zu besetzen, in so einem Umfeld gelingen kann, wenn die Person, die als Adressat von dem ganzen fungiert, nicht aus ihrer eigenen Involviertheit gezwungen ist, sich mit der Frage auseinander zu setzen. Dass du es schreiben möchtest, leuchtet mir ein, allerdings vermute ich, dass es den Buben überfordern könnte, es zu lesen.

Der Beitrag wurde von Herzfilz bearbeitet: 27.Sep.2018 - 06:13
Go to the top of the page
 
+Quote Post
McLeod
Beitrag 27.Sep.2018 - 06:39
Beitrag #3


mensch.
************

Gruppe: Members
Beiträge: 6.490
Userin seit: 29.03.2006
Userinnen-Nr.: 2.777



Moin...

oh wie ich Deine Situation in einem anderen Kontext kenne... ich hatte Gasteltern in den USA, die ich nach langen Jahren ohne Kontakt wieder einmla besuchte. Und wie gern ich in meiner gewohnten Art von meinem Alltag erzählt hätte... Ich konnte es irgendwie nicht, weil mein Gastvater ein ehemaliger Soldat, alles tat, damit wir nicht persönlicher wurden in den Gesprächen. So lernte ich die "don't ask - don't tell"-Kultur am eigenen Leib kennen - und es war keine schöne Erfahrung für mich. Insofern ist es für mich gar keine Frage von "einfacher Bauernfamilie", zumal die sogenannten "einfachen Familien" in die ich partnerschaftlich verbunden war, diejenigen mit der entspanntesten, herzlichen Akzeptanz waren. Das nur am Rande, es ist keine statistisch taugliche Stichprobengröße, dafür lebe ich wohl etwas zu spießig ;-)

Zurück zu Deiner Situation oder meiner damaligen in den USA. Ich hab auf dem Heimweg alle Spannungen aus meinen Körper herausgeweint. So schwierig war es für mich gewesen, dass ich nicht ich selbst gewesen sein konnte. Ich hatte das Gefühl mich (und vor allem meine zu Hause gebliebene Partnerin) verleugnet zu haben. Und auch, meinen Gasteltern nicht mehr so verbunden zu sein - mit der Gastmutter hatte ich bei einem Spaziergang zu zweit ein offeneres Gespräch gehabt, bei dem ich mich und mein schönes, zufriedenes Leben schon erzählt habe.

Bin mir gerade unschlüssig, wie ich die Frage auf eine angenehme und angemessene Weise formuliere... ist bei Deinen Recherchen, wie jene Familie in Peru vielleicht reagieren würde, auch ein Stück Sorge um Dich selbst und wie sie Dich als Mensch mit Leib und Seele sehen und dann vielleicht anders sehen, drin? Eine Sorge um eine unkontrollierbare Welle, am anderen Ende der Welt...? Die befürchtete Ablehnung der Patenschaft könnte sich wie eine Ablehnung Deiner Person anfühlen...?

Ob das eigene Leben ein Politikum ist, ist eine spannende Frage. Und ob es wenn, dann eins bleiben sollte, ebenfalls.

Es wäre sicherlich sehr, sehr schade, wenn das Dorf diese Patenschaft wegen Unstimmigkeiten verlöre. Aber es gibt auch neue Patenschaften, die dann folgen und Du könntest auch woanders eine neue Patenbeziehung starten. Jede Patenschaft bringt durch die Brieffreundschaften auch Veränderungen in den verschiedenen Kulturkreisen mit sich. Du informierst Dich nochmal mehr über Peru, zum Beispiel. Das ist ja auch ein Gedanke dahinter... die eigenen Vorurteile durch reale Begegnung oder Kontakte zu ersetzen.

Ich persönlich finde eine Hochzeit eine tolle Nachricht. Ich würde sie wissen wollen, selbst wenn sie mir fremd wäre. Vielleicht würde ich an Deine Stelle (und dass ich da nicht bin, ist mir klar) auch die Unsicherheit beschreiben und die Gedanken, die Du gerade hast. So hab ich das Gespräch mit meiner Gastmutter eröffnet, es ging gar nicht anders, weil es für mich so eine sonderbare Situation war, zu merken, dass ich beim Mitgestalten des Gesprächs wie an einer Teflonpfanne abglitt die ganze Zeit. Ich würde vielleicht auch schreiben, dass ich den Kontakt sehr mag und dadurch ein viel besseres Bild von Peru bekommen hab, als es in Büchern oder Filmen möglich gewesen wäre. Dass es in Deutschland Menschen gibt, die das ein besonderes Thema finden, wenn zwei Frauen oder zwei Männer heiraten, die das nicht mögen und manche dann auch ziemlich fies sein können, und ich mich frage, ob das in Peru auch so ist.

Vielleicht helfen Dir meine Morgengedanken irgendwie weiter...

McLeod
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Françoise
Beitrag 27.Sep.2018 - 08:12
Beitrag #4


Satansbraten
***********

Gruppe: stillgelegt
Beiträge: 522
Userin seit: 24.09.2016
Userinnen-Nr.: 9.670



Liebe Agnetha,
erstmal herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif) (IMG:style_emoticons/default/cheerlead.gif)

Zu Deiner Frage....hm.
Deine Überlegungen kann ich gut nachvollziehen.
Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Du Dich fragst, weshalb es Dir wichtig wäre, diesem 14jährigen Kind am anderen Ende der Welt davon zu erzählen und wie viel dieser Gründe mit ihm, wie viel aber auch mit Dir (also Deiner Geschichte, Deinen Sehnsüchten) zu tun haben. Wie groß die Prise "Politik" ist, die auch darin steckt. Und wie wichtig Dir der politische Aspekt in genau dieser Beziehung ist.
Liebe Grüße
Go to the top of the page
 
+Quote Post
Françoise
Beitrag 27.Sep.2018 - 09:14
Beitrag #5


Satansbraten
***********

Gruppe: stillgelegt
Beiträge: 522
Userin seit: 24.09.2016
Userinnen-Nr.: 9.670



ZITAT(McLeod @ 27.Sep.2018 - 07:39) *
Ich persönlich finde eine Hochzeit eine tolle Nachricht. Ich würde sie wissen wollen, selbst wenn sie mir fremd wäre. Vielleicht würde ich an Deine Stelle (und dass ich da nicht bin, ist mir klar) auch die Unsicherheit beschreiben und die Gedanken, die Du gerade hast. So hab ich das Gespräch mit meiner Gastmutter eröffnet, es ging gar nicht anders, weil es für mich so eine sonderbare Situation war, zu merken, dass ich beim Mitgestalten des Gesprächs wie an einer Teflonpfanne abglitt die ganze Zeit.



Da stecken gleich zwei vielschichtige Themen drin......

Einmal dieses teflonartige Abgleiten....
Das habe ich auch des öfteren erlebt. Und so schwer das auch manchmal ist, wenn das Miteinander, das man sich wünscht, ein anderes wäre, so signalisiert das Gegenüber ja mit diesem Abgleitenlassen sehr deutlich : "ich will da nicht drüber reden. Nicht jetzt, nicht mit Dir, vielleicht gar nicht".
Davon kann man halten, was man will und natürlich für sich selbst auch Konsequenzen ziehen....aber ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass es wichtig ist, so ein Signal zu respektieren und dann eben über manche Dinge nicht zu reden.


Und dann die Hochzeit. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass auch mir Dinge fremd sein können und mich eher auf Distanz bringen. Auch Hochzeiten. Vor einigen Jahren war das so, als ein verheirateter guter Freund mir erzählte, dass er "übrigens" in seinem Heimatland noch eine weitere Frau habe und sich nun noch eine dritte Frau "nehme". Die mit großer Selbstverständlichkeit vorgetragenen Gründe fand ich ausgesprochen frauenfeindlich weshalb ich auf Distanz gegangen bin.
Sprich: Da war es dann nicht so, dass mir die eigentlich positiv besetzte Freundschaft eine meinem Wertesystem fremde Lebensweise näher gebracht hat, sondern eher so, dass sich diese Freundschaft abgekühlt hat.

Der Beitrag wurde von Françoise bearbeitet: 27.Sep.2018 - 09:27
Go to the top of the page
 
+Quote Post
plop
Beitrag 27.Sep.2018 - 10:42
Beitrag #6


feministische winterfeste klimperlesbe
************

Gruppe: Members
Beiträge: 5.474
Userin seit: 02.09.2004
Userinnen-Nr.: 232



wird jetzt etwas ausschweifender und sehr aus meinem eigenen blickwinkel betrachtend :

ertsmal zum "politschen" aspekt,den einige von euch ansprechen:

ich gehöre noch zu der generation sandkastenlesben,die mit null positivem role model aufgewachsen sind.ich wusste sehr früh ,dass irgendetwas anders ist bei mir habe aber recht lange gebraucht bis ich zulassen konnte zu erkennen was anders war.
aber ein leben mit mann kam nie in frage-eher die vorstellung als völlig autarke freifrau zu leben:-)

ich persönlich glaube, jedes coming out hat erstmal hochgradig etwas mit mit zu tun,
dem wunsch ,wahrgenommen zu werden mit einer seite von mir,die mein leben fundamental beeinflusst,die aber noch immer etwas zumindest anderes ist als die gesellschaftkonforme norm-so sehr wir in einer umbruchzeit leben. es hat mich jede menge kraft gekostet,den lesbischen weg von beginn an zu gehen.

jede sehnsucht nach einem weiteren coming out konfrontiert mich mit meinen verinnerlichten ängsten und homophoben anteilen,die ich mit mir rumschleppe-und ist die sehnsucht danach und der weg ,diese ängste ganz hinter mir zu lassen

zu agnethas patenkind-frage:

das leben beschenkte mich mit meiner liebsten-einer nativen kennerin der problematik ,da in diesem teil amerikas aufgewachsen-aber nicht in peru!
ich habe das thema mit ihr besprochen:

ihre meinung:sagen und schreiben kannst du es wenn du dir nichts davon versprichst-also wenn du keine reaktion erwartest sondern wenn dein bedürfnis es auszusprechen überwiegt-weil du dich und euch nicht verstecken willst.
das ist ein standpunkt den ich sehr gut nachvollziehen kann:eine sache ist es ,gar nichts zu erwähnen -die andere eine nichtreaktion auf diese nachricht zu akzeptieren weil das gegenüber nicht damit umgehen kann.das wurde oben ja auch schon angerissen.

ein bisschen info zum land :
peru ist ein land welches in dieser beziehung noch- positiv formuliert- im anfang des XX jhd.steckt mit einer entsprechend blinden und tief verankerten katholischen gläubigkeit.
ein befreundetes deutsch-peruanisches hetero- paar hat probiert sich in lima ein leben auszubauen,
sie und ihre ehe ist gescheitert an post- kolonialistischen gesellschaftsstrukturen und den normen ,die die katholische kirche dem gesellschaftlichen leben aufzwingt.eine superkombi....
sie waren hier ein sehr gleichberechtigtes kreatives paar-dort war er der sohn der familie und sie die schwiegertochter,deren leben und verhalten die schwiegermutter bestimmt.

und das ist gesellschaftlich anerkannter rahmen. mit perfektem mobbing um das erhalten dieses rahmens zu sichern.
ein befreundeter schwuler musiker,der hier total offen lebt ,hatte ein sich wiederholendes kleines festval dort,das wurde ihm sofort entzogen (noch während er da war)nachdem er sich geoutet hatte.
trotzdem-sagt auch die frau an deren seite ich lebe-warum nicht :es sagen ,wenn es dein bedürfnis ist.

persönliche randnotiz

wir haben unendlich lange den sommer mit ihren eltern im elternhaus nach der devise "don´t ask, don´t tell" gelebt-für mich war es unendlich schwer,für sie unmöglich sich und uns zu outen.....
ich war die arbeitskollegin ,die jedes jahr mitkommt .das ist fast witzig aber zeigt auch wie tief menschen sich abspalten können um wichtige aspekte nicht wahrzunehmen.
das betraf aber nur die häuslichen 4 wände-überall draussen sind ein paar-und das auch schon sehr lange!

seit 2 jahren sind wir offen im elternhaus -es hat sich sichtbar nichts geändert,wird nicht offiziell angesprochen aber trotzdem können wir alle dort fühlen,dass wir-einschliesslich mir-jetzt DIE FAMILIE sind.und die eine oder andere bemerkung meines unangeheirateten schwiegervaters lässt das bemühen um akzeptieren durchschimmern-auch wenn es gegen jede brutal ihm in seiner kindheit anerzogenen erziehungsmaxime geht.

Go to the top of the page
 
+Quote Post
-Agnetha-
Beitrag 27.Sep.2018 - 10:55
Beitrag #7


ungerader Parallel-Freigeist
************

Gruppe: Members
Beiträge: 10.873
Userin seit: 25.08.2004
Userinnen-Nr.: 83



Danke für die lieben, einfühlsamen und auch sehr interessanten Antworten!


ZITAT
Bin mir gerade unschlüssig, wie ich die Frage auf eine angenehme und angemessene Weise formuliere... ist bei Deinen Recherchen, wie jene Familie in Peru vielleicht reagieren würde, auch ein Stück Sorge um Dich selbst und wie sie Dich als Mensch mit Leib und Seele sehen und dann vielleicht anders sehen, drin? Eine Sorge um eine unkontrollierbare Welle, am anderen Ende der Welt...? Die befürchtete Ablehnung der Patenschaft könnte sich wie eine Ablehnung Deiner Person anfühlen...?


Ja, bestimmt.

Es ist sicherlich nicht so emotional wie bei deinen Gasteltern, da ich die Familie ja nicht persönlich kennen, sondern nur über Briefe.
Das ist natürlich ein großer Unterschied.
Trotzdem habe ich sicherlich auch Angst vor Ablehnung. Ich bin kein Mensch, der sowas leicht wegsteckt.

Es ist einerseits auch verlockend den "leichten" Weg zu gehen und nichts davon zu schreiben. In dem Fall ist es ja eigentlich nicht wirklich nötig.
Wenn man neue Leute real kennenlernt, ist das ja doch etwas anderes. Wenn man dann nicht ehrlich ist, kann es wirklich mitunter problematisch werden und eine Art "Versteckspiel". Hier würde es leicht fallen das Thema einfach auszuklammern.
Bisher habe ich das ja auch getan. Darum muss die Hochzeit nicht unbedingt etwas ändern.
Wobei sich mein Nachname geändert hat. Aber zum einen weiß ich nicht, ob das zwingend bis zum Patenkind durchsickern muss. Und selbst wenn, könnte ich theoretisch auch einfach kurz schreiben, dass ich geheiratet habe, aber offen lassen wen. (welches Geschlecht)

Ich denke wenn ich die Wahrheit erzähle, würde ich mich dem Patenkind noch näher fühlen. Wie McLeod das auch angesprochen hat, geht es dabei wohl auch stark darum sich wirklich als man selbst zu fühlen.

Es wäre sicherlich ein schönes Gefühl, wenn eine positive Reaktion kommt.
Beispielsweise liebe Glückwünsche. Oder eventuell auch Fragen zu dem Thema, die neugierig, aber nicht negativ sind. Also zB eine Frage danach, ob es denn in Deutschland für zwei Frauen möglich ist zu heiraten, usw.

Es ist aber natürlich riskant.

ZITAT
Und dann die Hochzeit. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass auch mir Dinge fremd sein können und mich eher auf Distanz bringen. Auch Hochzeiten. Vor einigen Jahren war das so, als ein verheirateter guter Freund mir erzählte, dass er "übrigens" in seinem Heimatland noch eine weitere Frau habe und sich nun noch eine dritte Frau "nehme". Die mit großer Selbstverständlichkeit vorgetragenen Gründe fand ich ausgesprochen frauenfeindlich weshalb ich auf Distanz gegangen bin.
Sprich: Da war es dann nicht so, dass mir die eigentlich positiv besetzte Freundschaft eine meinem Wertesystem fremde Lebensweise näher gebracht hat, sondern eher so, dass sich diese Freundschaft abgekühlt hat.


Das kann eben leider auch sein.

Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich bei der Organisation nachfrage, was sie mir empfehlen würden.


ZITAT
Ich würde vielleicht auch schreiben, dass ich den Kontakt sehr mag und dadurch ein viel besseres Bild von Peru bekommen hab, als es in Büchern oder Filmen möglich gewesen wäre. Dass es in Deutschland Menschen gibt, die das ein besonderes Thema finden, wenn zwei Frauen oder zwei Männer heiraten, die das nicht mögen und manche dann auch ziemlich fies sein können, und ich mich frage, ob das in Peru auch so ist.


Stimmt.
Daran habe ich bisher noch nicht so gedacht.
Es wäre auch eine Möglichkeit quasi vorweg zu nehmen, dass ich hoffe die Familie ist dazu nicht negativ eingestellt.

Es würde mir aber, glaube ich, auch nicht so leicht fallen.

Bisher haben wir eigentlich kaum über Gefühle, Ängste und Sorgen geschrieben.
Der Kontakt war sehr herzlich, aber doch auch irgendwo oberflächlich. Mit herzlich meine ich, dass er zB immer eine "Umarmung" schickt. Einige Male hat er auch schon geschrieben, dass es schön wäre wenn ich zu Besuch kommen könnte.

Bei Plan International habe ich auch einmal gelesen, man solle sich nicht wundern, wenn Briefe von Patenkindern etwas distanziert wirken, also eben wenig über Gefühle geschrieben wird. Denn es wäre nicht überall auf der Welt üblich seine Gefühle schriftlich auszudrücken.




Go to the top of the page
 
+Quote Post
plop
Beitrag 27.Sep.2018 - 16:12
Beitrag #8


feministische winterfeste klimperlesbe
************

Gruppe: Members
Beiträge: 5.474
Userin seit: 02.09.2004
Userinnen-Nr.: 232



nachtrag und antwort auf deine frage liebe agnetha;
ich würde schreiben dass ich mich sehr freue darüber dass ich geheiratet habe(hast du ja auch schon so angedacht)
denn das ist ja ein doch gravierendes ereignis .

wenn keine nachfrage kommt-egal:-))
ich bin da pragmatisch:ich habe erstmal eine tatsache mitgeteilt.

falls später einmal das thema aufkreuzt und die frage nach deinem manm gestellt wird dann ist es gerade in einem mailkontakt
doch recht einfach mit dem pronomen SIE zu antworten ohne auf das thema lesbisch sein näher einzugehen.

und dann heisst es abwarten was pssieren kann:das ist doch dann auch spannend und gar nicht so unterschiedlich zu hier.

denn bei allen freiheiten(um im krichenjargon zu sprechen) :paradiesische zustände herrschen hier noch lange nicht-trotz gesetzen und thematisierung im öffentlichen leben.
Go to the top of the page
 
+Quote Post
LisaLouise
Beitrag 27.Sep.2018 - 17:02
Beitrag #9


Gemüseputzi
****

Gruppe: Members
Beiträge: 30
Userin seit: 23.06.2018
Userinnen-Nr.: 9.954



Ich kann die Bedenken gut nachvollziehen.
Du schreibst, in Peru sei es legal, jedoch gesellschaftlich problematisch und gerade das kenne ich gut, aus meiner eigenen Partnerschaft.
Meine Freundin ist ja zur Hälfte Chinesin und dort ist es eigentlich ganz ähnlich.
Die Situation dort hat sich augenscheinlich verbessert und offiziell ist ist es nicht mehr strafbar, oder wird verfolgt...
Allerdings heißt das mitunter nicht viel, denn dort wird Homosexualität von einigen wohl immer noch als Krankheit angesehen und es ist dabei nicht auszuschließen, in das Getriebe des Staatsapparates zu geraten. Es kann schon vorkommen das man dann in "Krankenhäuser" gebracht wird.
Und aus den Erzählungen der Mutter wissen wir das dies keine Orte sind, wo Frau hingeraten möchte. Die veröffentlichte Praxis ist also nicht unbedingt immer das wonach gehandelt wird und es gibt dort wohl immer noch eine gewisse Willkürlichkeit, was dieses Thema angeht.
Auch wenn man sowieso ein Dorn im Auge ist, ist anscheinend nicht auszuschließen, dass es gegen einen verwendet wird.


Das eigentliche Problem ist aber und hier die Parallelen zu Peru, dass gesellschaftliche Ansehen.
In ihrer Familie ist das nämlich bereits spürbar und es gibt Verwandte die nichts davon wissen dürfen. Die Provinz, aus der die Familie kommt ist sehr traditionell und man merkt das auch an ihrer Mutter.
Die ihre Orientierung zwar akzeptiert und mich liebt wie ihre eigene Tochter, aber dennoch...
Hin und wieder gibt es immer mal Situationen, oder Bemerkungen wo dann die Erziehung durchscheint und wo man von Ansichten hört, über die ich nur den Kopf schütteln kann.
Allgemein ist die Beziehung Eltern/Kind sowieso eine ganz andere und ab und an erkenne ich meine Frau nicht wieder, wenn sie ihrer Mutter gegenüber tritt.
Da gibt es kein Auflehnen, keine Widerworte etc.. Aber das ist ein anderes Thema.



Will sagen: Deine Bedenken sind durchaus berechtigt.
Einerseits bin ich natürlich immer dafür, zu sich selbst zu stehen und gerade diesem Thema größtmögliche Normalität zu ermöglichen.
Andererseits sehe ich hier auch die Gefahr, das hier Welten kollidieren und der Kontakt dann eine ungute Richtung nimmt. Was sehr schade wäre.
Zur persönlichen Ebene haben die anderen ja schon etwas gesagt, dass spare ich mir deswegen mal.

Am Ende noch:
Ich wünsche euch beiden alles Gute und gratuliere zur Hochzeit!

Der Beitrag wurde von LisaLouise bearbeitet: 27.Sep.2018 - 17:20
Go to the top of the page
 
+Quote Post
-Agnetha-
Beitrag 02.Oct.2018 - 22:24
Beitrag #10


ungerader Parallel-Freigeist
************

Gruppe: Members
Beiträge: 10.873
Userin seit: 25.08.2004
Userinnen-Nr.: 83



ZITAT
ich würde schreiben dass ich mich sehr freue darüber dass ich geheiratet habe(hast du ja auch schon so angedacht)
denn das ist ja ein doch gravierendes ereignis .

wenn keine nachfrage kommt-egal:-))
ich bin da pragmatisch:ich habe erstmal eine tatsache mitgeteilt.


Das wäre auch eine Möglichkeit.
Ich habe dann erstmal davon erzählt, so ein wichtiges Ereignis nicht verschwiegen.
Vielleicht kommt keine Nachfrage.
Falls eine Nachfrage kommt, also zB wie mein "Mann" denn heißen würden, kann ich immer noch überlegen ob ich mich outen will oder nicht.
Das Gute ist, dass es bei unseren Briefen nicht groß auffällt wenn eine Frage einmal unbeantwortet bleibt. Leider dauert es oft sehr lange bis ein Brief ankommt.
Das ist zwar normalerweise schade, aber würde es eben leichter machen auf Fragen nicht zu antworten, wenn ich es dann doch nicht will.



@LisaLouise:

Danke, dass du deine Erfahrungen mit mir teilst.

Und vielen lieben Dank auch für die Glückwünsche!



Go to the top of the page
 
+Quote Post

Reply to this topicStart new topic
1 Besucherinnen lesen dieses Thema (Gäste: 1 | Anonyme Userinnen: 0)
0 Userinnen:

 



Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 29.03.2024 - 07:23