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> Prostitution von und für Lesben?
LadyGodiva
Beitrag 03.Dec.2008 - 10:54
Beitrag #41


Strøse
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Selbstvermarktung ist bei explodierten Vergleichsmoeglichkeiten ein immer wichtigerer Evolutionsfaktor, sicherlich - und schliesst in der direktesten Konsequenz sicherlich den (vor allem weiblichen) Koerper ein, auch ohne explizit anschaffen zu gehen.
Natuerlich kann man konsequenterweise alles, das dieser dienlich ist, grosszuegig als Prostitution bezeichnen - und begeht damit einen fatalen Fehler, indem man verharmlost, was Prostitution im konkreten Sinne seit Jahrtausenden bedeutet: akzeptiertes Vergehen an Weiblichkeit. Und je marktwirtschaftlicher organisiert, desto vernichtender.
Mit erotischem Appetizing hat das, was den Begriff gepraegt hat, nicht im Geringsten zu tun. Prostitution bedeutet (im engeren und sicherleich auch gemeinhin so verstandenen Sinn) die Veraeusserung koerperlicher Zugestaendnisse an ein vermeindlich maennliches Urbeduerfnis.
Lesben sind fuer mich Frauen, die Frauen lieben und (ver)ehren - auch oder vor allem erotisch.
Sinnlichkeit ist fuer mich unveraeusserlich, um attraktiv zu bleiben.
Welche sich lediglich als homosexuell versteht, fuer die mag's ein Weg sein - mit einem nach wie vor verinnerlichten frauenverachtenden Fokus.
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DerTagAmMeer
Beitrag 03.Dec.2008 - 11:28
Beitrag #42


Adiaphora
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ZITAT(LadyGodiva @ 03.Dec.2008 - 10:54) *
Natuerlich kann man konsequenterweise alles, das dieser dienlich ist, grosszuegig als Prostitution bezeichnen - und begeht damit einen fatalen Fehler, indem man verharmlost, was Prostitution im konkreten Sinne seit Jahrtausenden bedeutet: akzeptiertes Vergehen an Weiblichkeit. Und je marktwirtschaftlicher organisiert, desto vernichtender.

Ich habe keinen "großzügigen" Begriff von Prostitution - ganz im Gegenteil: meiner ist ausgesprochen eng gesteckt. Und ich verharmlose auch nicht die Konsequenzen, die sich aus jahrhundertelangem Machtmissbrauch ergeben.
Ich versuche mich lediglich von einer Prüderie und Doppelmoral zu verabschieden, die traditionelle Ehen als finanzielles Versorgungsmodell für "Hausfrauen" gesellschaftlich respektiert, gesetzlich verankert und im Falle einer Scheidung finanziell entschädigt, während sie dasselbe Prinzip als "Zeitarbeitsmodell" kriminalisiert. Sexualisierte Gewalt kommt in beiden "Geschäftsbeziehungen" vor ... und wurde bis vor wenigen Jahren vor Strafverfolgung geschützt.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 03.Dec.2008 - 11:29
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LadyGodiva
Beitrag 03.Dec.2008 - 11:32
Beitrag #43


Strøse
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Warum dann die Verharmlosung* von Sex gegen Geld, dtam?

Mein (lesbisches) Lebenskonzept sieht eine monetaere Verguetung von Hingabe in keiner Dimension vor.
Ich wuerde mich auch hueten, ein Weibchen auszuhalten - vorrangig im eigenen Interesse.

*es stellt fuer mich eine Verharmlosung dar, Bezahlerotik (wie auch immer die aussehen mag) fuer homosexuelle Frauen salonfaehig zu sehen, waehrend Prostitution nach wie vor recht eindeutig fest gelegt ist.

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 03.Dec.2008 - 11:36
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DerTagAmMeer
Beitrag 03.Dec.2008 - 11:49
Beitrag #44


Adiaphora
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ZITAT(LadyGodiva @ 03.Dec.2008 - 11:32) *
Warum dann die Verharmlosung von Sex gegen Geld, dtam?

Mein (lesbisches) Lebenskonzept sieht eine monetaere Verguetung von Hingabe in keiner Dimension vor.
Ich wuerde mich auch hueten, ein Weibchen auszuhalten - vorrangig im eigenen Interesse.


Ich dachte, ich hätte deutlich gemacht, dass Sex und Hingabe für mich zwei sehr unterschiedlich Paar Schuhe sind.

Auch habe ich geschrieben, dass die konkrete Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen für mich durch den Umstand ausgeschlossen ist, dass die etablierten Rahmenbedingungen ein Klima voll Machtmissbrauch, gesellschaftlicher Ächtung und Demütigung schaffen, das ich nicht bereit bin zu unterstützen, (abgesehen davon, noch dass es mich erotisch nicht anspricht).

Trotzdem würde ich mit ähnlicher "Harmlosigkeit" einen Workshop bei Laura Méritt buchen wie an der hiesigen Volkshochschule einen Kochkurs. Einfach weil da jemand etwas gut kann, was ich gern lernen möchte.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 03.Dec.2008 - 11:59
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sonnenstrahl
Beitrag 03.Dec.2008 - 11:52
Beitrag #45


verboden vrucht
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ZITAT(LadyGodiva @ 03.Dec.2008 - 11:32) *
Warum dann die Verharmlosung* von Sex gegen Geld?


Ich sehe nicht das Geld, das es für se.uelle Dienste gibt, als das Problem, sondern die Herabwürdigung, den Mangel an Achtung. die Wegwerfmentalität, die meist damit einhergeht.


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DerTagAmMeer
Beitrag 03.Dec.2008 - 11:57
Beitrag #46


Adiaphora
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ZITAT(LadyGodiva @ 03.Dec.2008 - 11:32) *
*es stellt fuer mich eine Verharmlosung dar, Bezahlerotik (wie auch immer die aussehen mag) fuer homosexuelle Frauen salonfaehig zu sehen, waehrend Prostitution nach wie vor recht eindeutig fest gelegt ist.


Da hast Du mich tatsächlich völlig falsch verstanden. Aber wie so oft bei unseren Missverständnissen liegt's wohl an unserer unterschiedlichen Sicht auf Heterosex und möchte auf dieser Plattform nicht erörtert werden (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
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LadyGodiva
Beitrag 03.Dec.2008 - 12:04
Beitrag #47


Strøse
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Gut, dann haben wir offensichtlich vollkommen andere Ansprueche an uns selbst und uns als Beziehungsmenschen oder Hobbykoechinnen- ich empfinde gerade im Umstand, nichts zu muessen, sondern alles zu duerfen eine derartige sexuelle Befreitheit, Lust und Leichtigkeit, dass es wohl schwer faellt, dem nicht gerecht zu werden. Wenn ich allerdings jede meiner vermeindlichen "Schwaechen" fuer therapierbar oder gar -beduerftig halte, mag eine professionelle Inspirateurin auf dem Laken schon eine plausible Loesung sein, mit einer aehnlichen Selbstverstanlichkeit wie eine Sarah Wiener am Herd.
Aber mein Frauenbild ist da wohl grosszuegiger auf ein wenig groeberes Leinen gepinselt und ich koche und liebe immer anders charmant dilettantisch-freestyle. Und irgendwie lebt auch mein Begehren davon, ein wenig sehr unvermittelt bleiben zu duerfen.
Ebenso wenig glaube ich, dass Liebesdienerinnen Maennern ueber die Jahrhunderte zur Initiation vollendeter Liebeskunst gereichen durften.
Denn eigentlich bleibt's immer dabei: Verkaufte Exklusivitaet - anders uebrigens als in der traditionellen Versorgungsehe, ohne diese lobpreisen zu wollen.
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LadyGodiva
Beitrag 03.Dec.2008 - 12:10
Beitrag #48


Strøse
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Geld hierarchisiert - und so lange Frauen durch ihre Geschlechtszugehoerigkeit wirtschaftlich generell benachteiligt sind, so lange ist "Bezahlerotik" ein mieser Deal. Egal, von wem in Anspruch genommen.
Und danach..., naja, mei, wem's denn g'faellt... (IMG:style_emoticons/default/blink.gif) Ich bin dann eher in anderen VHS-Kursen zu finden.

edit: Franzoesich fuer Fortgeschrittene, zB. (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif)

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 03.Dec.2008 - 12:15
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DerTagAmMeer
Beitrag 03.Dec.2008 - 12:15
Beitrag #49


Adiaphora
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ZITAT(LadyGodiva @ 03.Dec.2008 - 12:04) *
Wenn ich allerdings jede meiner vermeindlichen "Schwaechen" fuer therapierbar oder gar -beduerftig halte, mag eine professionelle Inspirateurin auf dem Laken schon eine plausible Loesung sein, mit einer aehnlichen Selbstverstanlichkeit wie eine Sarah Wiener am Herd

Hab ich das geschrieben?
Oder ist es eine Interpretation deinerseits, die mehr über Dich aussagt als über mich?
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LadyGodiva
Beitrag 03.Dec.2008 - 12:20
Beitrag #50


Strøse
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ZITAT
Trotzdem würde ich mit ähnlicher "Harmlosigkeit" einen Workshop bei Laura Méritt buchen wie an der hiesigen Volkshochschule einen Kochkurs. Einfach weil da jemand etwas gut kann, was ich gern lernen möchte.

Mag sein, dass du die harmlosere bist.

Mich macht nur stutzig, welche seltsamen Verknuepfungen und welch fuer mich kleinbuerglichen Mensch kuriose Vorstellungen es innerhalb des Themas zu geben scheint.
Also, ehrlich gesagt, macht mich die Selbstverstaendlichkeit sehr nachdenklich, mit der am (eigenen) Frauenbild gefeilt wird - allzeit wohlschmeckend und verfuehrerisch. Aber das leitet wirklich vom Thema weg.
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Joey
Beitrag 03.Dec.2008 - 12:42
Beitrag #51


Im Frühling.
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ZITAT(DerTagAmMeer @ 03.Dec.2008 - 10:25) *
ZITAT(Joey @ 03.Dec.2008 - 01:05) *
Was mich allerdings schockiert ist die häufige Gleichstellung von P. gegenüber anderen Dienstleistungsberufen wie Friseurin, Alten-/Krankenpflegerin, Masseurin, etc. pp. Es schockiert mich ehrlich!
Denn P. handelt mit einem (in meinen Augen) durchaus sehr kostbaren, wertvollen Gut - dem Körper, Intimität, seelischer wie auch physischer Hingabe.

Ich verstehe nicht, was daran schockierend ist. Wirklich nicht. Wahrscheinlich, weil der von Dir beschrieben Konflikt aus meiner Sicht in jedem Beruf vorhanden ist und ganz individuell gelöst werden muss. Frauen, die in einem Hospiz arbeiten, werden schließlich nicht mit einem Schalter geboren, der es ihnen ermöglicht, sich vom Schicksal ihrer Patienten abzuschotten. Auch Frauen, die täglich mit kleinen Kindern arbeiten, müssen lernen, Nähe, Machtlosigkeit und Hingabe auszuhalten, sich innerlich abzugrenzen und dennoch aufmerksam zu bleiben.


Hm... ich möchte nicht anmaßend klingen und hoffe, dass dies nun auch nicht so rüberkommt. Ich finde dennoch, dass man diese Art von Berufen nicht vergleichen kann.
Vielleicht ist das meine konservative Sichtweise, vielleicht meine romantische Vorstellung von Nähe und Liebe - sich hingeben dem Menschen, der mir auch etwas bedeutet.

Aber Prostitution... das mag ich nicht schön reden. Das mag ich nicht verharmlosen. Ich verstehe darunter nichts weiter, als seinen Körper zu verkaufen. Wo kämen wir hin, wenn wir all sowas mit Kreativität oder freier Entfaltung oder sonstigen schönklingenden Begriffen belegen würden?

Ich habe in meinen jungen Jahren im Bekanntenkreis einige Frauen kennen gelernt, die dieses Gewerbe einst ausgeführt haben und das mehr oder weniger freiwillig. Eines haben aber alle gemeinsam durchlebt: trotz des Geldes, das sie verdienten, haben sie Eines verloren - den Selbstwert. Alle kamen sich irgendwann wertlos vor, obwohl man für sie zahlte. Ihr Bild von Liebe und Beziehung, von Nähe und Berühren hat sich verschoben. Zurück blieben verschwommene Bilder in den Köpfen, Angst, sich auf eine echte Beziehung einzulassen, Misstrauen.

Den Körper hinzugeben - ob beim Sex oder "sich lieben" - stellt für mich eines der kostbarsten und verletzlichsten Dinge dar, weil man sich öffnet, jeden Schutz fallen lässt und sich dem Gegenüber völlig ausliefert. Gehört da nicht eine Menge Vertrauen zu?
Und das alles für Geld (oder auch ohne) einem Menschen zu geben, den ich nicht kenne, der mich vielleicht "anwidert", der mir nichts bedeutet. Nein, das könnte ich nicht (mehr).


ZITAT(DerTagAmMeer)
Was mich - zwar nicht schockiert, aber doch verwundert, ist die Vorstellung bei einer Prostituierten "Nähe" und "Anerkennung" zu suchen, "physische Hingabe" oder "Verschmelzung" zu erhoffen. Von einer Verhaltenstherapeutin erwarte ich doch auch nicht, dass sie meine beste Freundin und Seelenverwandte ist. Ganz im Gegenteil! Ich erwarte von ihr eine professionelle Distanz, die es ihr ermöglicht frei von eigenen Ambitionen auf mich einzugehen.


Nunja, wie soll ich das erklären? Es gab eine Zeit, da war die Suche nach Anerkennung und Nähe für mich... hm... Ventil. Lebenserhaltung. Ich müsste zu weit ausholen, um das näher zu erklären. Hätte es keinen Menschen gegeben, der in greifbarer Nähe war und mir auch jene körperliche Nähe hätte geben können, vielleicht... ja, vielleicht hätte ich diese dann gegen Bezahlung gesucht.
Ich weiß mittlerweile, dass ich nicht die Nähe gefunden hätte, die ich damals suchte... Meine Definition von "Nähe" hat sich nun auch im Laufe der Jahre gewandelt. Aber damals... damals hätte ich geglaubt, jene Nähe nur auf grund der körperlichen Nähe zu finden.
Besser erklären kann ich es leider nicht. Ich hoffe dennoch, dass in etwa verständlich ist, was ich damit sagen möchte.
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-Agnetha-
Beitrag 03.Dec.2008 - 13:02
Beitrag #52


ungerader Parallel-Freigeist
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Ich frage mich, ob P. der einzige Beruf ist, bei dem man etwas von sich verkauft oder zurücklässt. (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)
Es gibt Berufe, in denen ich es wohl so empfinden würde, als müsste ich meine Seele verkaufen.
Wahrscheinlich wäre ich lieber P. als Le*chenwäscherin. Ich hatte schon immer ein großes Problem mit dem Tod. Müsste ich so einen Beruf ausüben, hätte ich wahrscheinlich Albträume und könnte mein Leben nicht mehr wie gewohnt führen. Ich hätte das Gefühl für Geld in Kauf genommen zu haben, dass meine Seele angeknackst, vielleicht gar nach und nach zerstört wird.
Anderen könnte das bei anderen Tätigkeiten so gehen.
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dandelion
Beitrag 03.Dec.2008 - 14:18
Beitrag #53


don't care
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ich hätte das Gefühl gehabt, sogar als Rechtsanwältin meine Seele zu verkaufen. deshalb bin ich nun keine.

Das Problem bei P. stellt sich vor einem Hintergrund besonders:
Es gibt keine rechtlich verbindliche Ausbildung. Die meisten Menschen erfüllen also die formalen Bedingungen, diesen Beruf auszuüben. Trotzdem sind wohl nur wenige tatsächlich in der Lage dazu.
Und hier kommt das Problem: was sagt das Arbeitsamt? Ist P. ein Beruf wie alle anderen, haben Arbeitsuchende dann auch die Pflicht, die angebotenen Stellen anzunehmen?

Körperlich gesehen ist es schon einer der Berufe, die die körperliche Intimsphäre am meisten einschränken (um nicht von deren völliger Zerstörung zu sprechen).
Seelisch sieht das anders aus, das denke ich auch. Danke dtam. (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)

@LG: das geht allerdings eine ganze Ecke weiter, hin zur "Selbstverwirklichung/-perfektion". Sicher, da kann auch P. einen Weg aufzeigen. Kommt halt drauf an, was man aus sich machen will (in jeglicher Marschrichtung und Intensität gesprochen).
ich finde schade, daß angenommen wird, nur Frauen würden diesem Druck gegenüberstehen. Bedauerlicherweise war es mal so, und man hat als Ausweg die Männer mit ins Boot geholt, statt die Frauen herauszuholen. Schade.

Ein Punkt, den ich in Joeys Beitrag mißverstanden sehe (und hoffe, nicht selbst mißzuverstehen), ist die Diskrepanz zwischen dem, was "Kunden" sich von P. versprechen, sich selbst vormachen, und dem, was P. zu leisten in der Lage ist:
Auf der Suche nach Nähe wird deren Hülle gefunden, auf der Suche nach Abenteuer ein "Handwerk". Sicherlich. Das ändert aber die Motive, die zu dem ganzen führen, nicht.
Man kann auch versuchen, mit einer Karotte eine Zwiebel zu schneiden. Der Umstand, daß es nicht funktionieren wird, hält nicht jede(n) vom Versuch ab.
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McLeod
Beitrag 03.Dec.2008 - 15:50
Beitrag #54


mensch.
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ZITAT(Joey @ 03.Dec.2008 - 12:42) *
Ich habe in meinen jungen Jahren im Bekanntenkreis einige Frauen kennen gelernt, die dieses Gewerbe einst ausgeführt haben und das mehr oder weniger freiwillig. Eines haben aber alle gemeinsam durchlebt: trotz des Geldes, das sie verdienten, haben sie Eines verloren - den Selbstwert. Alle kamen sich irgendwann wertlos vor, obwohl man für sie zahlte. Ihr Bild von Liebe und Beziehung, von Nähe und Berühren hat sich verschoben. Zurück blieben verschwommene Bilder in den Köpfen, Angst, sich auf eine echte Beziehung einzulassen, Misstrauen.


Hallo joey,

siehst Du - ähnlich erlebe ich derzeit einige Kreativ-Arbeiter/innen in meinem Umfeld. Nicht mit allen Konsequenzen, was Beziehungen angeht (wobei mangelnder Selbstwert sich sicherlich grundsätzlich auch ins sogenannte Privatleben zieht). Und ich glaube fast, das dieses Phänomen des Selbstwertverlustes mit Folgen im gesamten Leben letztlich alle berührt, die solche Entwicklungen in ihrem Berufsleben erfahren. Und das unabhängig davon, ob sie den Beruf einmal aus Passion und freiwillig begonnen haben. Ich habe die Vorstellung, dass wer sich ernstlich freiwillig prostituiert, sich gerade nicht hingibt, wie es in einer Liebesbeziehung geschieht oder geschehen kann. So wie sich ein Anzeigenmotiv auf Bestellung (von außen) von freier Kunst als Selbstausdruck unterscheiden wird. Auch wenn es mittlerweile Ausstellungen über Werbung gibt und umgekehrt Prostituierte freundschaftliche Beziehungen zu einigen Freier/inne/n führen mögen, unterscheiden sich Kunst und Kreativjob, Prostitution und Beziehung genau in diesem Punkt. Bestenfalls nur in diesem. Wichtig: ich spreche nicht von erzwungener Prostitution.

McLeod grüßt herzlich
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mandelbäumchen
Beitrag 03.Dec.2008 - 17:44
Beitrag #55


Naschkatze
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@McLeod (nur dieser Absatz)
Stellt sich mir die Frage, wie frei ist die freie Kunst wirklich (wenn sie sich nicht gerade vor dem Hintergrund einer Millionenerbschaft oder im Hobbykeller abspielt). Welche Künstlerin kann schon ihre Kundinnen handverlesen?


Ich verstehe mich als als Kunstschlampe, die sich zurzeit leider (noch?) für sehr wenig Geld, aber alles in allem doch sehr selbstbestimmt und meistens mit Herzblut, Leidenschaft und Hingabe schreibend prostituiert. Und mitunter ist die Abgrenzung zum Kreativ- oder Brotjob gar nicht so stark: auch Künstlerinnen nehmen Auftragsarbeiten an, auch für Kreativjobberinen kann die Arbeit Passion sein.
Aber dass zur Prostitution Hingabe gehört will ich damit überhaupt nicht sagen. Mich stören nur Überhöhungen, sei es von S*x, von bestimmten Berufen oder von bestimmten emotionalen, s*xuellen und politischen Orientierungen.
Wir müssen alle essen, wir wollen es warm und kuschlig haben (ich jedenfalls). Und wir müssen alle sterben. Und notfalls fressen wir Dreck. Und nein, ich bin nicht die Spur zynisch. Ich mag Menschen sehr und finde sie oft besser als ihren Ruf.

Und wenn manche Berufe das Selbstwertgefühl untergraben, liegt das am Beruf oder nicht vielleicht doch an der Geringschätzung, die ihm und der ihn Ausübenden entgegen gebracht wird? Aber ich sehe ein, jetzt, hier und heute ist der Unterschied vielleicht ja gar nicht von Bedeutung.
Ich bedanke mich trotzdem bei der Putzfrau, die mein Büro putzt, und freue mich, wenn meine Chefin mir Kaffee kocht.

Ansonsten sehe ich mich mal wieder sehr stark auf einer Wellennlänge mit dtam (Überraschung!) mit Abweichungen im Einzelnen, sonst wär's ja auch unheimlich. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Einen neuen Aspekt würde ich gerne noch hinzufügen:
Wie steht ihr zur Prostitution oder S*xualassistenz für Menschen, die selbst nicht mehr in der Lage sind, sich selbst Befriedigung zu verschaffen? Da sind ja sicher auch Lesben darunter. Ist das für Euch etwas anderes als "herkömmliche" Prostitution. Ehrbarer vielleicht? Vergleichbar mit Betreuung und Pflege? Macht es einen Unterschied, wie stark der eigene Körper dabei eingesetzt wird, wie weit es nur "Handarbeit" ist?

Mandelbäumchen

Edit: Kenntlichmachen, wobei ich mich mich auf McLeod beziehe und vergessenes Wort eingefügt

Der Beitrag wurde von mandelbäumchen bearbeitet: 03.Dec.2008 - 18:13
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Leila
Beitrag 03.Dec.2008 - 18:27
Beitrag #56


Fürstin Pückler
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ZITAT(mandelbäumchen @ 03.Dec.2008 - 17:44) *
Einen neuen Aspekt würde ich gerne noch hinzufügen:
Wie steht ihr zur Prostitution oder S*xualassistenz für Menschen, die selbst nicht mehr in der Lage sind, sich selbst Befriedigung zu verschaffen?

Dieser Aspekt hat ja auch eine Bezeichnung, wie ich gerade in Wikipedia lernen durfte: Surrogatpartner.
Etwas, über das ich mir noch nie Gedanken gemacht habe, aber - wie ich finde - eine gute und wichtige 'Therapie-Arbeit'
Darauf kam ich übrigens bei der Erklärungssuche nach 'Prostitution' in Wikipedia und dabei fiel mir auch der Begriff der Hetäre auf: Gefährtinnen für "Kunst, Kultur, Literatur und Philosophie" und Geschl*tsverkehr... eine durchaus überlegenswerte Kombination ;-)
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LadyGodiva
Beitrag 03.Dec.2008 - 19:53
Beitrag #57


Strøse
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Ich denke, "Berührerinnen" arbeiten lediglich in anderen Abhängigkeiten - ob allerdings die genitale (?) Sexualität um jeden Preis reanimiert werden muss, wenn es auch andere Wege gibt, die (nunmehr eingeschränkte) Körperlichkeit zu erfahren, liest sich vielleicht zynischer als es tatsächlich gedacht ist.
Und der Themenzusammenhang? Den find' ich sicher noch.
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Grübler
Beitrag 03.Dec.2008 - 20:38
Beitrag #58


blau ist gesund
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hm.. das Thema ist interessant und die unterschiedlichen Sichtweisen, noch mehr.

Kleiner Einwurf, es gibt Menschen die gehen mit einem Menschen Essen, verbringen einen schönen Abend. Mensch A, der alles bezahlt hat, geht stillschweigend davon aus, mit Mensch B anschließend in die Kiste zu hüpfen. So seltsam es klingen mag. Wo ist der Unterschied? mit der P. ist es faierer, die o.g Variante ist sozialisierter? (IMG:style_emoticons/default/huh.gif)
Ich persönlich finde das Verhalten mies und würde es nicht machen. (die Essen gehen Geschichte (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) Das mit der P. weiß ich schlicht nicht.

P. ist ein harter Beruf ja. Vielleicht hat es sich mittlerweile geändert, leichter geworden, er ist anerkannt. P. können "alleine" arbeiten. Aber hier wird darüber geredet, wie es
den Frauen geht. Ehrlich gesagt kann ich mich auch in meinem Beruf prostut. und behalte dabei die Klamotten an. Kann mich verbiegen, tue Dinge die ich nicht möchte. Weil ich das Geld brauche. Miete, Essen, Heizung will alles bezahlt werden. Bin ich nun eine P? je nach Sichtweise.. Aber ich habe es einfacher den Job zu wechseln. In meinem CV steht etwas anderes und ich muß nichts erklären. Vielleicht ist das für diese Frauen schwieriger. Keine Ahnung.

Was bewegt eine Frau dazu, diesen Beruf auszuüben? darüber wurden mehrere Bücher geschrieben. Es gibt keine Antwort, es gibt viele. Aber wer sind wir, dass wir über diese Frauen urteilen oder verurteilen können?
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mandelbäumchen
Beitrag 03.Dec.2008 - 21:12
Beitrag #59


Naschkatze
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ZITAT(LadyGodiva @ 03.Dec.2008 - 19:53) *
Ich denke, "Berührerinnen" arbeiten lediglich in anderen Abhängigkeiten - ob allerdings die genitale (?) Sexualität um jeden Preis reanimiert werden muss, wenn es auch andere Wege gibt, die (nunmehr eingeschränkte) Körperlichkeit zu erfahren, liest sich vielleicht zynischer als es tatsächlich gedacht ist.
Und der Themenzusammenhang? Den find' ich sicher noch.


Ich wollte das nicht auf genitale Sexualität beschränkt sehen. Die Möglichkeiten, überhaupt Berührung zu erleben sind mitunter sehr eingeschränkt, egal an welchen Körperstellen.

Beim Finden des Themenzusammenhangs kann ich dir auch nicht helfen. Für mich ist er klar und ergibt sich einfach aus einem völlig anderen Verständnis von Prostitution, als du es hat. Zur Erläuterung meines Verständnisses verweise ich einfach auf meine bisherigen Beiträge zum Thema, auch in anderen Threads. Einem weiteren Clinch erlaube ich mir hier einfach aus dem Weg zu gehen.

Mandelbäumchen
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sonnenstrahl
Beitrag 03.Dec.2008 - 22:30
Beitrag #60


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ZITAT(mandelbäumchen @ 03.Dec.2008 - 17:44) *
Wie steht ihr zur Prostitution oder S*xualassistenz für Menschen, die selbst nicht mehr in der Lage sind, sich selbst Befriedigung zu verschaffen? Da sind ja sicher auch Lesben darunter. Ist das für Euch etwas anderes als "herkömmliche" Prostitution. Ehrbarer vielleicht? Vergleichbar mit Betreuung und Pflege? Macht es einen Unterschied, wie stark der eigene Körper dabei eingesetzt wird, wie weit es nur "Handarbeit" ist?

Mandelbäumchen


Habe ich bei meinem besten Freund, der ALS hatte, als unglaublich glücksbringend erlebt, und den freundlichen Dienstleister als enorm einfühlsam, um nicht zu sagen zärtlich und liebevoll - Ich hatte ihn bestellt, hereingelassen und sah im Nebenraum fern. Als der Mann nach gut bezahlten 1 1/2 Stunden wieder gegangen war, empfing mich mein Freund mit einem tiefen Strahlen, das noch wochenlang anhielt.

Ehrbarer, weil es Menschen dient, die selbst nicht mehr Hand/Duschkopf/Wasauchimmer anlegen können? Find ich nicht. Es gibt so viele Handicaps in unseren Köpfen, Seelen, Herzen. Bezahlte "S.xualassistenz" kann meiner Meinung nach ebenso eine heilsame Stufe auf dem Weg zur Selbstentfaltung sein, wie der Luxus einer Shiatsu-Session oder das Lesen eines guten Buches - ob dieser Weg nun nach der nächsten Abbiegung schon zum Tode führt, oder erst nach unzähligen Windungen, Irrungen und mitunter auch Höhenflügen, ändert für mich nichts an ihrer Wertigkeit.

Ob es einen Unterschied macht, ob nur die Hände oder mehr eigener Körper zum Einsatz kommen? Das kann, denke ich, nur die/der Dienstleistende selbst erspüren.
Ich vermute allerdings: Je mehr ein Mensch lernt, die eigenen Bedürfnisse wahr- und ernstzunehmen, und gut auf sich aufzupassen, um so weniger kommen bestimmte Berufe überhaupt noch in Frage. P. gehört mit großer Wahrscheinlichkeit in den meisten Fällen dazu, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mehrzahl der S.xarbeiterInnen ihr Gewerbe betreibt, ohne das Spüren und Fühlen weitgehend zu verdrängen oder wegzudröhnen, Teile von sich abzuspalten, sich für vermeintliche Schuld/Wertlosigkeit zu bestrafen, oder etwas für ihre Seele weit Schlimmeres aus ihrer Vergangenheit schematisch zu wiederholen. Ausnahmen mag es wohl geben.
Mich persönlich würde heutzutage "Handarbeit" - sollte ich innerhalb eines Zwanges noch die freie Wahl haben - sicherlich am wenigsten Überwindung kosten.

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 03.Dec.2008 - 22:32
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