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> Hmm ... ich bin doch nicht die Einzige, die derzeit beunruhigt ist, oder?, Libyen, Japan
Hortensie
Beitrag 24.Mar.2011 - 16:04
Beitrag #21


"Jeck op Sticker"
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Tja, was soll ich sagen? Mehr als zu "Anti Atom-Demos" gehen und politisch Stelllung beziehen zu den Kriegshandlungen ist mir in der letzten Zeit auch nicht eingefallen....

Irgendwie war es dann aber auch soviel, von dem ich das gefühl hatte, es stürmt auf mich ein, dass ich auch ein bisschen in so eine "Verweigerungshaltung" reingerutscht bin.

Vielen Dank für diesen Therad und für das nochmal darauf aufmerksam machen, dass ein "Dagegenhalten" nicht aufhören darf und der Frieden für alle immer noch ein Ziel sein muss, für dass frau kämpft.

(IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)

...aber auch für das Bewusstmachen durch den Blick auf Japan, wie zerbrechlich unser leben ist und das frau achtsam mit sich und ihrem Leben umgehen sollte, um am Ende nicht soviele "ich wollte doch" übrig zu behalten.
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malene
Beitrag 24.Mar.2011 - 16:24
Beitrag #22


Gut durch
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ZITAT(dandelion @ 24.Mar.2011 - 09:23) *
Vielleicht beunruhigt mich das Ganze deshalb etwas weniger, weil ich seit Jahren auf die Rechnung für diesen Frieden warte. Sie wird kommen, da bin ich sicher; Leben pendelt erfahrungsgemäß immer irgendwie um ein Gleichgewicht.


Das hatte ich vorhin überlesen...

Woher kommt diese Sicherheit, dandi ? (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) Könnte es nicht auch sein, dass Du zu den Ausnahmegenerationen gehörst, bei denen diese bittere Rechnung nicht aufgeht? Wenn Du Dir die Menschheitsgeschichte anschaust, gab es durchaus friedliche Epochen, oder zumindest jahrzehntelange Perioden, in denen große Bevölkerungsteile vom Krieg und Elend verschont wurden.

Falls Dir das Gewissensbisse verursacht oder Du glaubst, es widerspreche universalen Gesetzen, denke daran, im nächsten Leben wird vielleicht alles ganz anders. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
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miriam
Beitrag 24.Mar.2011 - 20:44
Beitrag #23


Gut durch
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ZITAT(Liane @ 24.Mar.2011 - 11:08) *
Wie kann es sein, dass ich mich über eine verpasste Straßenbahn oder eine neugekaufte, aber dennoch verdorbene Mango aufrege und an anderen Orten geht permanent die Welt beinahe unter? Womit habe ausgerechnet ich das Paradies verdient? (Wobei ich es schaffe, mir dieses Paradies selbst madig zu machen.)

Ich bin sprachlos in angesichts der Vorgänge in der Welt - sprachlos, machtlos, hilflos. Ich überweise Spendenbeiträge an Hilfsorganisationen, aber das ist nur ein Pflästerchen zur Notfallbehandlung der Symptome.
Während ich hier sitze und den Beitrag schreibe, verbrauche ich Strom und gieße damit Wasser in die Mühlen derer, die hier (auf erdbebengefährdetem Gebiet - auch wenn in den Medien "Sicherheit" vorgegaukelt wird, weil ja die Wahrscheinlichkeit gering ist) die Unmöglichkeit des Atomausstiegs propagieren.
Alle sprechen vom Stromsparen, gleichzeitig werden aber immer mehr strombetriebene Geräte auf den Markt gebraucht und rund um mich auch mit Begeisterung gekauft (zum Teil absolut sinnlose Dinge wie z.B. elektrische, beleuchtete Pfeffermühlen). Menschen benutzen tagsüber den Aufzug und gehen abends ins Fitnesscenter, um dort auf dem strombetriebenen Laufband die fehlende Bewegung nachzuholen. Ich erleben den Großteil der Menschheit, wenn es ihm gut geht, leider als dumm und gleichgültig. Und dadurch resigniere ich.


Ganz meine Meinung! Und ich möchte noch hinzufügen, daß ich nicht die Naturgewalten fürchte sondern den Menschen, der sich einbildet, sie berechnen oder gar beherrschen zu können.

Gruß, Miriam
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Hortensie
Beitrag 25.Mar.2011 - 05:58
Beitrag #24


"Jeck op Sticker"
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Meistens fehlen mir Angesicht der Massivität und der Ausmasse dieser Katastrophe in Japan auch einfach die Worte. Ich finde einfach keine Worte, die meine Betroffenheit angemssen ausdrücken könnten.
Da ich mich dadurch sehr blockiert fühle, schalte ich einfach auf Abwehr und vermeide einen Austausch, wenn es geht.
Ich versuche, einfach mein kleines Leben weiterzuleben und mir und meiner Umgebung gegenüber etwas großzügiger und gelassener zu sein, weil ich gerade massiv vor Augen habe, wie schnell alles zerbrechen kann und vorbei sein kann.

...ständig sich wiederholende Fassungslosigkeit angesichts im Minutentakt auf mich einprasselnder Horrormeldungen ...

verstärkt eher meine Verunsicherung und macht gleichzeitig jeden Moment der zwischenmenschlichkeit umso kostbarer.

Der Beitrag wurde von Hortensie bearbeitet: 25.Mar.2011 - 05:59
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Lucia Brown
Beitrag 25.Mar.2011 - 09:31
Beitrag #25


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Gestern las ich in einer Zeitung, dass die Anwohner einer Straße um drei gefällte Bäume trauern. Wie ich finde, zurecht!

Japan ist sehr weit weg und für viele unfassbar. All zu menschlich ist es doch, wenn wir unsere Gefühle bei nahe liegenden Ereignissen zeigen können. Zugleich finde ich dass es gar keinen Sinn macht, das Nahe-stehende derzeit nicht mehr zu achten.

Was sollen wir tun? Alle nach Japan fliegen und das Land dort wieder aufbauen? Ist es das?
Oder hier in diesem Land bzw. Europa dafür kämpfen, dass endlich dieser Atomare Wahnsinn aufhört. Und dann stellt sich mir die Frage, ob gerade dies dann für die Welt Vorbildcharakter haben könnte?

Ganz sicher ist, dass es noch vielen Menschen hier im Lande völlig egal ist, woher der Strom kommt. Hauptsache dieser kommt aus der Steckdose und ist billig. Eine Betroffenheit ist schon zu spüren und zugleich Verunsicherung.

Ich kann in 1:1 Gesprächen gerade solche Menschen informieren. Viele wundern sich hinterher, wie leicht ein Umdenken doch auch sein kann.

Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Liebe Grüße

Lucia B.
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dandelion
Beitrag 25.Mar.2011 - 10:40
Beitrag #26


don't care
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ZITAT(malene @ 24.Mar.2011 - 16:24) *
ZITAT(dandelion @ 24.Mar.2011 - 09:23) *
Vielleicht beunruhigt mich das Ganze deshalb etwas weniger, weil ich seit Jahren auf die Rechnung für diesen Frieden warte. Sie wird kommen, da bin ich sicher; Leben pendelt erfahrungsgemäß immer irgendwie um ein Gleichgewicht.


Das hatte ich vorhin überlesen...

Woher kommt diese Sicherheit, dandi ? (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)

Ist ein bißchen sowas wie meine Religion. Schließlich glaube ich auf dem selben Prinzip auch an das Ende von Krisen, selbst wenn sie gerade nicht absehbar erscheinen (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
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miriam
Beitrag 25.Mar.2011 - 17:28
Beitrag #27


Gut durch
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ZITAT(Sägefisch @ 24.Mar.2011 - 11:27) *
Libyen und Kernschmelze sind meinetwegen schon wichtiger als ein Eisbär im Zoo. Nur lässt sich über das kleine manchmal mehr sagen als über das grosse.



@Sägefisch

Da hast Du sicher Recht! Ich habe mich auch nicht über die Eröffnung Deines Threads über Knuts Tod an sich gewundert sondern mich vielmehr gefragt, warum es über Japan keinen gab. Und die Antwort darauf schließlich bei mir selbst gefunden.

Im Übrigen finde ich es keineswegs schlicht, seinem Bedauern über den Tod eines Tieres Ausdruck zu verleihen, im Gegenteil!

Gruß, Miriam
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Deirdre
Beitrag 25.Mar.2011 - 20:15
Beitrag #28


Satansbraten
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Ich fand die Existenz des Eisbärenthreads neben der Abwesenheit eines Japanthreads auch sehr interessant, ohne dem EBT seine Berechtigung absprechen zu wollen. Ehrlich nicht.

Was Japan angeht, war ich einfach sehr, sehr damit beschäftigt. Emotional, rational ... zeitlich ... privat ... über die Arbeit ... Ich hatte nicht das Bedürfnis, mich in einem Forum darüber zu äußern.

Ich war mir auch ganz sicher, dass alle Menschen um mich herum durch die Japankatastrophe anfänglich einen großen Energieverlust erlitten haben - und in den ersten Tagen stimmte das so auch, wie ich spürte und auf Nachfragen bestätigt bekam. Niemand wollte übrigens viel dazu sagen ... genausowenig wie in den Foren, die ich besuche.

Das Gefühl einer "Zeitenwende" hat mich ebenfalls angeweht, allerdings haben mich Kröpis Ausführungen über die Jahre 1985 und 1986 etwas von diesem Anflug der Schicksalsgläubigkeit befreit. Heißen Dank, Kröpi! (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)

Normalerweise bin ich der festen Ansicht, dass unsere Aufgaben in unserem eigenen Lebensumkreis zu suchen und zu bewältigen sind - aber es gibt Ausnahmen, denen zumindest ich mich offensichtlich nicht entziehen kann. Gegenwehr zwecklos. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Da fand ich es auch völlig legitim, mich in sämtliche Medien zu vergraben, um mich mehr in die Situation hineindenken und -fühlen zu können. Meine persönliche Bewältigungsstrategie, nehme ich an.

Jedenfalls, doch: Japan geht mich etwas an, auch wenn es praktisch auf der anderen Seite der Erde ist. Und dabei rede ich nicht von der Reststrahlung, die hier ankommt, sondern von einer tiefen, nicht zu verleugnenden Betroffenheit.

Der Beitrag wurde von Deirdre bearbeitet: 25.Mar.2011 - 20:17
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Sägefisch
Beitrag 25.Mar.2011 - 20:43
Beitrag #29


Schlaudegen.
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Im Grunde zeigt der Verlauf dieses Threads, dass jede mit ihren Empfindungen schon reichlich zu tun hat. Möglich, dass da für eine Sachdiskussion gerade wenig Platz übrig bleibt.
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Lucia Brown
Beitrag 26.Mar.2011 - 10:47
Beitrag #30


- keep it up you go girl -
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ZITAT(Sägefisch @ 25.Mar.2011 - 20:43) *
Im Grunde zeigt der Verlauf dieses Threads, dass jede mit ihren Empfindungen schon reichlich zu tun hat. Möglich, dass da für eine Sachdiskussion gerade wenig Platz übrig bleibt.

Ich habe Mausi so verstanden, dass es ihr hier um unsere Gefühle zu diesem Thema geht.

Wie stellst du dir eine Sachdiskussion vor?
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DerTagAmMeer
Beitrag 26.Mar.2011 - 11:26
Beitrag #31


Adiaphora
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Ich glaube, dass Mitleid eine unverzichtbare menschliche Eigenschaft ist.
Ich weiß, dass meine empathischen Kapazitäten begrenzt sind.
Ich sehe, dass das Leid der Welt unbegrenzt ist und meine Möglichkeiten maßlos übersteigt.
Ich glaube nicht an einen Gott, der all diesem Leid standhalten, der es lindern, begründen oder ihm einen Sinn geben könnte.

Also scheiter ich.
Ich kann mich entscheiden alles zu lesen und zu sehen, was ich in die Finger bekomme und meine Gefühle, meine Menschlichkeit abspalten, mich in Zynismus retten und sachlich bleiben.
Und ich kann eine Zeitung lesen. An einem Tag in der Woche. Unter Tränen. Und mich dann wieder erholen und Kraft für die nächste Reportage sammeln.
Oder ich kann meinen Focus ganz pragmatisch darauf richten, was ich TUN kann. Strom sparen, an Demos teilnehmen, Politik machen.

Glücklicherweise bin ich nicht allein.
Es gibt Menschen, die hinsehen können, wenn andere nur noch weinen und welche, die anpacken, wo andere erstarren oder beten. Nur zusammen können wir der Wirklichkeit gerecht werden. Allein ist es einfach viel zu viel und zu schrecklich und zu ungerecht.
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Sägefisch
Beitrag 26.Mar.2011 - 12:56
Beitrag #32


Schlaudegen.
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QUOTE(Lucia Brown @ 26.Mar.2011 - 10:47) *
Ich habe Mausi so verstanden, dass es ihr hier um unsere Gefühle zu diesem Thema geht.

Wie stellst du dir eine Sachdiskussion vor?


Ist gut und richtig, aber vielleicht kam der Thread so spät, weil viele zögern wegen Befindlichkeiten einen Thread aufzumachen. Besonders dann, wenn der Anlass so gross ist und man selbst gerade extra klein.

Irgendwie wird alles profan angesichts solcher Situationen.

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Lucia Brown
Beitrag 27.Mar.2011 - 00:29
Beitrag #33


- keep it up you go girl -
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ZITAT(Sägefisch @ 26.Mar.2011 - 12:56) *
ZITAT(Lucia Brown @ 26.Mar.2011 - 10:47) *
Ich habe Mausi so verstanden, dass es ihr hier um unsere Gefühle zu diesem Thema geht.

Wie stellst du dir eine Sachdiskussion vor?


Ist gut und richtig, aber vielleicht kam der Thread so spät, weil viele zögern wegen Befindlichkeiten einen Thread aufzumachen. Besonders dann, wenn der Anlass so gross ist und man selbst gerade extra klein.

Irgendwie wird alles profan angesichts solcher Situationen.

(IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif)

Die Medien berichten, dass 250 000 Menschen heute auf der Strasse waren, um zu demonstrieren. (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)
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Mausi
Beitrag 27.Mar.2011 - 12:32
Beitrag #34


Mama Maus
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Hallo ihrs,

danke Euch, dass Ihr Euch an dem Thread beteiligt!

@LG
Ich schreibe Dir, die nächsten Tage, wenn hier wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, eine PN - was ich als Wertend empfand. Danke aber nochmal, für die Klarstellung!

@all
Natürlich ist das, was nahe an meinem Leben liegt ebenfalls von Bedeutung - für mich, meine Existenz natürlich weit mehr, als das, was "am anderen Ende der Welt" geschieht.
Trotzdem darf & ist eben auch Betroffenheit bei mir - sehr starke Betroffenheit - spürbar geworden. Und erst kröpis Beitrag (vielmals Danke dafür (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif) ) hat mir die (wenn auch traurige) Wiederholung bewusst gemacht.
Auch ich musste, obwohl ich damals noch so jung war (6 oder 7) an Tschernobyl denken (gleichzeitig aber auch an einen Beitrag, den ich vor 1 Jahr sah - in dem klar gemacht wurde, dass Tschernobyl zwar weiterhin verstrahlt ist, die Natur sich aber die Stadt & die Gegend "zurückerobert" hatte. Die Tiere dort weiterhin leben, z.T. auch altersschwache Tiere dorthin ausgesiedelt wurden und eben doch länger , als in der "unverstrahlten" Natur überlebt haben. Ein verstrahltes Naturschutzgebiet quasi - in dem trotzdem ganz viel wieder und noch lebt. Die Genmutationen selbst waren jedoch in Generationen der Mäuse klar sichtbar - aber es war trotzdem nicht deren "Ende").

Vielleicht hat sich nun bei mir einfach auch viel vermischt aus der damaligen Zeit und jetzt. Trotzdem ist es jetzt furchtbar & ganz furchtbar an Japan ist, dass (zumindest mir) klar war, dass ganz viel getan wird um den Gau/Super-Gau zu verhindern, ich mir aber nicht vorstellen konnte, dass er verhindert werden konnte. Heißt - das Unglück wurde heraus gezögert, abgesehen davon, dass die Menschen nicht informiert wurden richtig (in Japan - also die direkt Betroffenen).

Mir ging es wirklich nur rein um die Gefühle, die das bei mir machte.
Sachlich können wir hier nicht wirklich was beitragen - außer es ist jemand hier Experte für Atomwissenschaften, aber selbst dann würde sie wahrscheinlich auch nicht hier sein sondern in Japan (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Den Atomausstieg in D setze ich nun nicht unbedingt mit Japan gleich - weil Tschernobyl (und lange vorher Hiroshima) schon zeigte, was Atomenergie für Schäden und Gefahren hat. Japan hat nun eine derzeitige Protestwelle hervorgerufen die, leider, wahrscheinlich wieder verebben wird, wenn es aus den Köpfen verschwunden ist.

Was Libyen angeht - stagniert es bei mir derzeit irgendwie. Allerdings geht der "Flächenbrand" ja weiter. Ich finde es weiterhin bedrohlich, bin inzwischen jedoch erleichtert, dass D sich raushält, die Nato übernommen hat. Krieg ist es weiterhin, v.a. von Frankreich wird er ja geführt - aber nun nicht mehr unter einem "Deckmantel".
Auch das beunruhigt mich weiterhin, bin aber wohl wieder mehr hier angekommen.
Wahrscheinlich gibt es einfach irgendwann, bei mir, eine Überfrachtung die ein Stimmungsmäßiges Auspendeln zur Folge hat.

Trotzdem bin ich froh und dankbar, dass ich von Euch ebenfalls Stimmungen/Meinungen und Gefühle hab hören dürfen.

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sonnenstrahl
Beitrag 29.Mar.2011 - 19:20
Beitrag #35


verboden vrucht
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(Ich habe die Flut der Beiträge nach dem Eingangs-Post nur überflogen, und gehe daher hiermit nur auf diesen ein)

Bin ich beunruhigt?

???


Ich habe in den letzten Wochen wieder einmal festgestellt, dass es Ereignisse gibt, die mich persönlich unruhiger, wütender, fassungsloser, hilfloser machen als andere Ereignisse.

So abgebrüht es vielleicht zunächst klingen mag:
Kriege, diese Kriege der letzten Jahre, wo auch immer sie stattfanden, fühlen sich für mich eher wie etwas an, was zwar entsetzlich klingt ... aber weit weg ist. Mein Verstand nimmt wahr: Da sterben Menschen gewaltsam. Und mein Land ist irgendwie - handgreiflich oder geschäftlich - daran beteiligt. Eine Instanz in mir verurteilt jeden Krieg. Gefühlsmäßig erreicht es mich nur peripher. Es triggert sozusagen nichts in mir, was zur Zündung bereit liegt.

Ich registriere also: Immerzu bekämpfen sich irgendwo auf der Welt Menschen im mehr oder weniger großen Stil unter Einsatz von tödlichen Waffen.
Denke: So war es bereits vor Jahrtausenden.
Ja, Scheiße.
Menschen kommen, Menschen gehen. Menschen kommen. ...
Manche leiden. Andere triumphieren.
Manchmal wendet sich das Blatt.
Manchmal nicht.
Es gibt viel Ungerechtigkeit.
Nicht immer zu meinen Ungunsten, z.T. ob ich will oder nicht.
Das ist der Lauf der Welt.

Würde der Krieg vor meiner Haustür oder gar in dem Haus, in dem ich lebe stattfinden, würde er mich sicherlich massiv beuinruhigen.
So wie es momentan ist, entrüstet es mich - gelegentlich.
Hier und da spende ich was - an medica mondiale z.B.

Natürlich wünschte ich, die Welt wäre friedlicher, alle Menschen gingen achtsam miteinander um, alle wüssten, wie sie ihre aggressiven Impulse in Kreativität umsetzen statt in Killerei, und Profitgier würde sich in Liebe zum Leben wandeln.
Es ist jedoch wie es ist.



Ähnlich geht es mir mit Naturgewalten und den menschlichen Katastrophen, die durch diese ausgelöst werden.
Es gibt sie nun mal.
Es hat sie seit jeher gegeben.
Bis jetzt hat mich keine persönlich betroffen, und mein Leben, sowie das Leben um mich herum geht weiter.


Ich habe mich sehr bewusst vor ca. 30 Jahren gegen das Vorhandensein eines Fernsehapparates in meinen privaten 4 Wänden entschieden.
Denn ich weiß: Ich bin alles mögliche - aber eben nicht abgebrüht.
Bilder, Musik, Gerüche können mich z.T. wochen- wenn nicht monatelang begleiten und beeindrucken.
V.a. was Bilder angeht, sorge ich deswegen dafür, dass ich mir manches erspare, was mich erstarren lassen könnte. Was ganz und gar nicht bedeutet, dass ich mich der Thematik von Krieg, Grausamkeit, Gewalt, Zerstörung ... verschließe. Im Gegenteil.

Seit über 20 Jahren arbeite ich therapeutisch, und seit Ende der Neunziger zunehmend mit traumatisierten, verängstigten, erstarrten, verstörten Menschen. Etliche von ihnen haben hier oder anderswo Krieg(e) erlebt, und/oder sind mit Eltern, Großeltern, Vertrauenspersonen aufgewachsen, die kriegstraumatisiert waren oder sind. Wahrscheinlich könnte ich ihnen nicht weiterhelfen, wenn ich mich allzusehr vom Schrecken in der Welt absorbieren ließe.
Ich geh dem aus dem Weg, was meinen Fluss vorübergehend stocken lassen könnte. Soweit es mir möglich ist. Denn ich möchte diesen Fluss, diese fließende Energie für mein Leben zur Verfügung haben. Und für das, was ich bewegen bzw. bewegen helfen kann.
Nur so ist mir jede Menge einfühlende aufbauende Begleitung und Unterstützung dieser Menschen möglich - weil ich in der Regel nun mal nicht mitleide und mich nicht lähmen lasse.



Ganz anders als das eben Beschriebene erlebe ich menschlich herbeigeführte Umweltkatastrophen:

Seien es durch die Blumenindustrie komplett verseuchte Lanstriche und Gewässer in Afrika und Mittel- und Südamerika. Sei es das größte Süßwasserreservoir der Erde - der Baikalsee - das mit Gift aus der Zellulosefabrikation verseucht worden ist - und weiter verseucht wird.
....
Ich weiß um ölverseuchte Meere. Um Unmengen von Plastikmüll und dessen Zersetzungsteile in den Ozeanen. Ich weiß: Tier- und Pflanzenarten sterben aus - weil Menschen ihren Lebensraum zerstören. Der Super-GAU von Tschernobyl wird noch lange - sehr sehr lange - lebensbedrohend, lebensvernichtend, lebensumbauend nachwirken.
Und nun Fukushima. ...
Bröckchen für Bröckchen trudelten Informationen darüber in mein normalerweise gut filterndes Bewusstsein. Über´s Radio. Über die Presse. Über Gespräche. Über den stummen, bewegte Bilder servierenden Bildschirm in der Deckenecke "meiner" napoletanischen Espresso-Bar.
"Hast du schon gehört ...?"
Mir ist der Atem gestockt.
Und ich habe sofort einen unbändigen Schmerz, eine unbändige Wut in mir gespürt.
Es ging mir durch und durch.
Das ist für mein Empfinden nicht weit weg.
Das erreicht mich unmittelbar.
Sowas geht ziemlich ungefiltert durch.
Es haut mir persönlich in den Magen. Wummmm!
Es bedroht mich persönlich.
Es ist, als würde man mir ins Bein schießen.
Denn diese Erde, die da für Jahrzehnte, Jahrhunderte, vielleicht für immer von uns sukzessive kaputt gemacht wird - das ist das Ganze. Das sind nicht nur einzelne ihrer Zellen, die absterben und durch neue ersetzt werden - wie wenn Menschen oder Tiere sich gegenseitig umbringen, wie sie es nun mal tun. Oder wie wenn eine Kuh einen Haufen Gras wiederkäut und verdaut und guten Dünger kackt.
Das ist kein Kreislauf mehr.
Noch nichtmal mehr ein grausamer, beschleunigter Kreislauf.
Jedenfalls nicht, solange ich meinen Blickwinkel aus der Sicht einer Erdbewohnerin beibehalte.
Das ist - verdammt nochmal - der Ast, auf dem ich sitze! Der einzige bewohnbare Ast weit und breit.
Der knirscht und wackelt.
Und es ist nicht nur der Ast, auf dem ich sitze: Es ist alles. Ich bin ein Teil von dieser Erde. Und sie ist ein Teil von mir.

Vielleicht sieht die Große Grundgütige das von ihrer kosmosumfassenden Warte aus anders.
Klar, was ist unser kleiner blauer Planet schon angesichts des ganzen unendlichen Universums ... ?

Was sind wir Menschen schon angesichts des ganzen Universums ... ?
Aber ich bin nun mal einer!
Zumindest auch.
Und ich will leben!
Hier! Jetzt!


Und nun?

Ich lebe.
Hier. Jetzt.

Nein, ich bin nicht erstarrt. Das war nur einen Moment lang so.
Ich habe mich sehr bald ausgetobt. Mir den Schock vom Leib geschüttelt.

Und dann habe ich weiter gelebt. Weiter meine Arbeit getan.
Ich war auf keiner einzigen Mahnwache oder Demo bis jetzt, weil ich am ersten Wochenende lieber in Ruhe spazieren gegangen bin, und mich von der Woche erholt habe. Und am vergangenen Wochenede hatte ich eine Fortbildung.
Ich war mit dem Herzen dabei.
Selbstverständlich.

Mehr noch als das verbinde ich mich täglich und stündlich und so oft es irgend geht bewusst mit allem, was lebt und schwingt. Das tu ich sowieso. Ob nun grade irgendwo ein AKW explodiert oder nicht. Aber nun tu ich es erst recht.
Ich schenke meinem erweitertzen Organismus - der Erde mit all ihren Bewohnern, meinen schuppigen, haarigen, blättrigen, samigen und auch menschlichen Geschwistern sozusagen - meine volle, wache und liebevolle Aufmerksamkeit. So gut es mir im jeweiligen Moment gelingt. Ich spüre hin. So, wie ich es mit meinem Körper tu, wenn er sich mit Schmerzen oder Niesanfällen oder was auch immer meldet.

Das ist das, was ich seit Jahren versuche, meinen Patienten beizubringen:
"Hör hin, was dein Körper dir sagen will. Sei einfach da. Setz dich im Geiste zu ihm - wie zu einem kranken Kind. Lausch einfach. Ohne verändern zu wollen. Ohne zu beurteilen. Ohne zu analysieren. Fühl einfach mit. Sei bei dir. Das ist es, was dein Körper von dir will.
Sei einfach da.
Lass deinen Körper spüren, dass du für ihn da bist."

Sei bei dir ... das kannst du letztlich nicht, ohne zugleich bei allem zu sein.


Lass deinen Mitmenschen spüren, dass du ihn wahrnimmst.
Lass die Erde spüren, dass du dich ihr zuwendest.
Sei einfach da.
Ganz still.
Nimm wahr.

Ja, das tu ich. So gut ich kann.

...



So geh ich damit um.





Und ich bin immer noch froh darüber, dass bei mir zuhause keine Schreckensbilder über den Bildschirm laufen.

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 29.Mar.2011 - 19:49
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