Meine Kollegin und ich Einstellungen

[carol1921]

Guten Tag,

mein Nickname ist Carol und ich bin neu hier.
Ich wusste schon immer, dass ich auf Frauen stehe. Jetzt habe ich ein Problem.

Mein Anliegen hier ist folgendes:

Seit 20 Jahren arbeite ich in einer Firma. Vor 10 Jahren habe ich meine Kollegin kennen gelernt. Wir verstehen uns von Anfang an gut. Sie arbeitete damals in Abteilung x - ich in Abteilung y

Was bis dahin kein Problem war. Wir sind uns immer wieder begegnet und haben uns unterhalten. Können über alles reden. Es ist so, als wären wir Seelenpartnerinnen. Damals und heute.

Mein Problem ist, ich habe sie immer angelogen und habe gesagt, ich hätte einen Freund, was aber gar nicht stimmte. Ich weiß, das war blöd. Aber es sollte halt unauffällig wirken. In Wirklichkeit habe ich sie von Anfang an gemocht und ich hatte ich in laufe der Zeit in meine Kollegin verliebt..... (IMG:style_emoticons/default/sad.gif)

Meine Kollegin ist verheiratet. Das habe ich von Anfang an gewusst.

Dann fing die Coronazeit an. Arbeit und Ablenkung. Jeder ging andere Wege. Nur aus dem Weg gehen und schnell nach Hause. Kaum Kontakt.

In der Zwischenzeit habe ich versucht meine Kollegin zu vergessen. Ab und zu an sie gedacht. Das ist ja normal.

Bis letztes Jahr. - Personalverschiebungen -

Seitdem arbeiten wir beide in einer Abteilung zusammen. Haben teilweise unterschiedliche Arbeitszeiten, was ok ist. Nur nicht ständig zusammen sein.

In den letzten 4 Wochen mussten wir aber echt zusammen halten und miteinander arbeiten. Leider konnte ich nicht mehr flüchten. Jetzt möchte meine Kollegin, das ich mit ihr in der Schicht zusammen arbeite - für immer.


Tja, jetzt geht es mir schlecht. Jeden Tag denke ich an sie. Kann nachts nicht mehr schlafen.

Meine Kollegin merkt sofort, wenn ich Kummer oder Probleme habe. Sie hat immer ein offenes Ohr für mich. Fragt immer, wie geht es dir?

Sie drückt mich und sagt, ich soll nicht immer so traurig gucken.
Ja, was soll ich denn machen?

Sie schreibt mir „Hab dich lieb“, wenn sie zu Hause ist.

Ich kann ihr doch nicht sagen, dass ich sie seit 10 Jahren mag, sie liebe und es immer schlimmer wird.

Ich könnte so weinen..... (IMG:style_emoticons/default/sad.gif) (Privat treffen wir uns nicht, aber persönliche Details habe ich weggelassen)

[McLeod]

Huiuiui... Hallo Carol.

Da hast Du eine tiefe, lange Liebe in Dir vergraben. Und eine große schwere Angst im Nacken. Plus das Geheimnis Deiner Lüge (was ich nicht dasselbe Geheimnis finde, wie nie übers Lieben gesprochen zu haben).

Wie geht es Dir, nun nachdem Du darüber geschrieben hast? Ist das hier das erste Mal gewesen oder hast Du schon mit Menschen in Deinem Umfeld Runden gedreht auf der Wippe der Sorgen und Sehnsüchte? Was machst Du in Deiner Zeit in der Du nicht arbeitest?

Leise Grüße
McLeod

PS: Wenn eine oder alle Fragen gerade nicht das ist, worüber Du jetzt oder jetzt schon reden magst ist das btw voll fein. Schau, dass Du Dir hier die Fäden raussuchst, wo es Dich auch hinzieht oder worüber Du mit Fremden im Netz quasi öffentlch und nur durch Pseudonym und möglichst abstraktes Beschreiben geschützt, reden kannst und magst.

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 17.Jun.2023 - 08:49

[carol1921]

Huiuiui... Hallo Carol.

Da hast Du eine tiefe, lange Liebe in Dir vergraben. Und eine große schwere Angst im Nacken. Plus das Geheimnis Deiner Lüge (was ich nicht dasselbe Geheimnis finde, wie nie übers Lieben gesprochen zu haben).

Wie geht es Dir, nun nachdem Du darüber geschrieben hast?

Hallo. Danke für dein Posting.

Meine Lüge mit dem Freund.... Im Moment reden wir nicht darüber. Meine Kollegin fragt nicht nach. Falls sie fragt, habe ich keinen mehr. Da möchte ich sie nicht weiter anlügen.

Meine Gefühle zu ihr kann ich nicht so einfach abstellen. Heute schrieb sie mich an, hat mich was gefragt.
Wie soll ich denn Abstand halten? Ist schwierig.

[Pirola]

Hallo Carol ,
Deine Beschreibung klingt so , als würdest Du den jetzigen Zustand kaum noch aushalten .
Nun gibt es die Wahl zwischen folgenden Möglichkeiten : 1.) weiterhin alles zu verschweigen ,
(bis auf das mit dem angeblichen Freund , was Du endlich aufklären willst ) , 2.) sich langsam an die Offenbarung herantasten ,
also immer wieder mal etwas durchklingen lassen , was in Richtung Deiner lesbischen Gefühle
geht und am Ende dass Du Gefühle für sie persönlich hast und 3.) sich sehr zeitnah dazu
zu bekennen , was Du für sie empfindest .
Die dritte Option wird höchstwahrscheinlich auch krasse Folgen nach sich ziehen . So ist es ja meist ,
dass dadurch die Freundschaft zerbricht , dass dann die heterosexuelle Frau Reissaus nimmt ,
in Deinem Fall schnell wieder in eine andere Abteilung wechseln will und Dir aus dem Weg geht .
Ich würde an Deiner Stelle die zweite Möglichkeit wählen .
Die erste käme gar nicht für mich in Frage . Das Verschweigen würde mich krank machen .

Der Beitrag wurde von Pirola bearbeitet: 18.Jun.2023 - 20:27

[carol1921]

Hallo Pirola,


schön, dass du antwortest. Genauso ist es. Ich stecke ziemlich in der Klemme.

Bisher habe ich alles verschwiegen. Die 2. Option wäre eine Idee. Ich werde darüber nachdenken.
Selbst dann könnte dadurch die Freundschaft zerbrechen.

Von mir aus alles, nur kein Drama auf der Arbeit. Oder sollten wirklich wieder getrennt werden.
Im Moment sieht es aber eher danach aus, dass wir wegen der Urlaubszeit eng zusammen arbeiten müssen. *seufz*

[Pirola]

Liebe Carol ,
dann wünsche ich Dir viel Glück mit der zweiten Option .
Ich habe leider keine Zeit für zusätzliche PNs .
Alles Gute !

[McLeod]

Du verlangst Dir viel ab, hm? Schweigen, Aushalten, Durchstehen... Es liest sich so aus der Ferne (und das mag gar nicht stimmen, korrigiere es gerne), wie ein anstrengender Drahtseilakt in großer Höhe. Ständiges Balancieren in höchster Konzentration und viel Anspannung, Angst, Nervenkitzel... Dramatik liegt ständig in der Luft...

Wenn es plop machen würde: selbe Jobsituation, selbes Leben, aber die Kollegin wäre weg und nie dagewesen. Wie würde Dein Leben dann eigentlich aussehen, wie Dein Alltag, wie Dein Innenleben?

[carol1921]

Ich habe gestern Abend spontan die 3. Variante gewählt und alles geschrieben, erklärt.
Was ich fühle. Was ich empfinde.

So musste ich meiner Kollegin heute nicht in die Augen sehen.... und ja, sie hat ziemlich gelassen reagiert und sich schon so was gedacht.

[carol1921]

Danke für eure mutmachenden Worte und Unterstützung.

[plop]

das ist doch erstmal wirklich sehr gut.du bist in aktion getreten-das ist toll.
ausserdem :herzlichen glückwunsch,dass du es geschafft hast-so zu dir und dem ,was dich auch ausmacht-zu stehen-nämlich zum lesbisch sein.

jetzt kann sich alles erstmal setzen und dann wird sich , unabhängig von deinen eigenen gefühlen,ziemlich sicher eine neue beziehungsebene zwischen euch beiden ergeben.mit welchen schwerpunkten -auch das wird sich ergeben.

alles gute !

[McLeod]

(IMG:style_emoticons/default/morgen.gif) (IMG:style_emoticons/default/happy.gif)

Wow. Das sind News. Alles Gute Dir und Euch, in der Entspannung Eure Wege zu finden.

[carol1921]

Eine kurze Info und ich bilde mir das nicht ein.

Meine Kollegin kam aus dem Urlaub zurück. Ich habe mich nicht gemeldet - sie auch nicht. Da ich ihr von mir noch einen persönlichen Brief mitgegeben habe, hat sie gesagt, sie liest ihn im Urlaub.

Am Montag war es dann so, dass ich gewinkt und nur Tschüss gesagt habe. Habe kurz gewartet, aber sie hatte viel zu tun. Sie sagte, „wir reden morgen“.

Sie hatte Dienstag noch nichts gesagt. In der Nacht zu Mittwoch bekam ich nur eine kurze Nachricht. Ich schrieb ihr am nächsten morgen kurz zurück. Bei Schichtwechsel war sie am telefonieren. Habe da auch nur kurz Tschüss gesagt.

In der Nacht zu Freitag bekam ich eine Nachricht, ob was passiert ist? Warum ich nicht mehr mit ihr rede?

Sie wollte am Dienstag zu mir kommen und mit mir reden. (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) (IMG:style_emoticons/default/was.gif)
Ich habe sie doch nur in Ruhe gelassen.

Also bin ich Freitag zu ihr hin. Sie musste sich ihre Tränen echt verdrücken. Hätte nicht mehr viel gefehlt. Ich habe meine Kollegin in den Arm genommen.... und sie hat mich so feste gedrückt und auf die Wange geküsst.

Ich habe deinen Brief noch nicht gelesen, hat sie gesagt.

Da ich aber Schluss hatte und nach Hause musste, habe ich aber gemerkt, dass meine Kollegin richtig traurig war.
Ich bilde mir das nicht ein. Das ist so.

Also, wenn meine Kollegin nicht verheiratet wäre, ich hätte sie zurück geküsst. Ich lasse es lieber..... In den Arm nehmen und drücken ja, ist gut.
Bei den Gefühlen von meiner Kollegin mische ich mich nicht ein. Das muss von ihr alleine kommen. Vielleicht ist sie durch mein Outing auch gefühlsmäßig etwas daneben.

[McLeod]

Hey Carol.

Danke für Dein Teilen. Ich wollte mit meinem Hinweis nicht sagen "alles nur Einbildung", sondern "es gibt viele unsichtbare Möglichkeiten". Nun wird es sichtbarer, weil Dein Coming/Going out auch Dich aus der Unsichtbarkeit geholt hat. Und huiuiui, da ist viel los, das Unausgesprochene klopft an die Tür. Finde gut, dass Du ihr Zeit lässt. Konntest ja nicht ahnen, dass sie den Brief nicht nicht gelesen hat. Mit dem Verschieben und Wartenlassen klingt es nach Angst vor der eigenen Courage. Und die Konsequenzen sind ja auch enorm, wenn es einen Menschen aus einem verbindlich geplanten Weg mit anderen Menschen werfen kann...

Alles Gute Dir und Euch
McL

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 22.Jul.2023 - 18:06