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> Ich brauche Eure Hilfe und Einschätzung, Newbie
ilmli
Beitrag 14.May.2016 - 14:31
Beitrag #1


Geschirrspülerin
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Hallo Zusammen,

ich bin völlig neu hier und brauche Euren Rat.
Ich lebe in einer Beziehung mit einem Mann, seit 9 Jahren und bin jetzt fast 40 Jahre alt. Als 20 Jährige habe ich mich in eine Frau verknallt - meine Lehrerin - 18 Jahre älter. Wir haben uns angefreundet und vielerlei tiefsinnige Gespräche in dieser Zeit geführt, sehr viel Zeit auch außerhalb der schulischen Örtlichkeiten. Eigentlich hat sich sichtbar für alle schon damals ein starke Verbundenheit und Freundschaft entwickelt. Ich war damals zu Ende der Schulzeit sehr geknickt, hatte Verlustängste - das volle Programm eben. In der Abschlusszeit sagte sie mir damals ganz vorsichtig, dass sie heiraten werde, da sie ein Kind erwarte. Ich freute mich zu sehen, dass sie so froh war - trotzdem hab ich Ihren Tonfall von damals noch im Ohr. Es klang fast wie eine Beichte. Mir war sie als Mensch so wichtig, dass ich das selbst auf eine andere Ebene bringen wollte - weg von der jugendlichen Schwärmerei hin auf die Ebene einer tiefen und festen Freundschaft. Das war auch so, ich lernte Mann und später dann auch das Kind kennen. Wir besuchten uns immer wieder und verbrachten Zeit. Eine schöne Freundschaft eben. Meine wahren Gefühle zu Ihr blieben unausgesprochen.

Mein Leben änderte sich irgendwann, wurde durch den beruflichen Erfolg meinerseits hektischer und hektischer. Zudem lernte ich meinen Lebensgefährten kennen und zog 800km weit weg. 7 Jahre habe ich nichts von mir hören lassen. Im Nachhinein war es gut, denn ich habe diese persönliche Entwicklung gebraucht, sie vielleicht auch. In diesen 7 Jahren dachte ich zwar immer wieder an Sie, verwarf den Gedanken der Kontaktaufnahme, aufgrund meines schlechten Gewissens wieder.
Glücklicherweise war irgendwann die Emotion stärker und ich rief sie einfach an. Wir haben uns lange unterhalten und ich hab sie einfach übers verlängerte WE zu uns eingeladen. Ich freute mich wie ein kleines Kind über Ihre Zusage. Gesagt, getan - ein paar Tage später saß sie im Flieger und ich holte sie ab.

Wir knüpften einfach da an, wo wir vor 7 Jahren stehen blieben - nur ich war viel souveräner, als ich das mit meinen paar und zwanzig je hätte sein können. Irgendwie waren wir durch die uns fehlenden Jahre auf gleicher Augenhöhe angekommen. Unser gemeinsames Wochenende war wirklich schön, wir verbrachten die meiste Zeit mit reden, reden, spazieren, gutem essen und nochmals reden. Klar, wir brauchten Updates vom Leben des Anderen. Sie lernte meinen Freund kennen, mein Leben und meine Umgebung. Diese gemeinsam Verbundenheit und Zuneigung war tief wie eh und je - eine sehr starke freundschaftliche Liebe. Vor jedem Zubettgehen umarmten wir uns innig und wir genoßen einfach beide, dass wir an gleichem Punkt ansetzen konnten.

Soweit - so gut! Als ich sie nach 2 Tagen zurück zum Flughafen brachte, bedauerten wir schon auf der Fahrt, dass wir so weit auseinander wohnen. Sie erklärte mir wie schade sie es fände, jetzt zurück zu müssen - und ich dass ich sie gerne noch bei mir hätte. Als wir uns verabschiedeten liefen Ihr dicke Krokodilstränen über die Wangen. Ich kann es nicht mehr zählen, aber ich glaube sie hat mich ganze fünf mal in den Arm genommen und verabschiedet. Und sie weinte und weinte. Sie konnte sich zum Schluß gar nicht mal mehr umdrehen zu mir, sondern ging weinend und hob die Hand ohne weiteren Blick. Dabei war klar, dass wir uns in spätestens 4 Wochen und dann erneut in 8 Wochen wiedersehen würden.

Puh.... In diesem Moment war alles wieder präsent, was 20 Jahre zuvor zu brodeln begann. Aber irgendetwas hat sich geändert. Nicht mit mir, sondern in ihr. Diese Tränen hätte ich früher niemals zu Gesicht bekommen, wenn es diese Tränen in der Vergangenheit überhaupt gegeben hat? Ich war völlig perplex. Einen Moment lang dachte ich, die Rollenbesetzung in unserem persönlichen Lebensfilm hat sich umgekehrt. Ich dachte huch, was ist denn mit ihr los. Das hätte ja mein Part früher sein können. Aber wie gesagt - dieser Gedanke beschlich mich nur kurzen Moment. Denn da waren Sie wieder - 20jährige Schmetterlinge, die eher ausgewachsenen Adlern glichen. Ich war völlig von der Rolle.

Wir haben am gleichen Tag noch 3mal telefoniert. Wenn ich als Schüler früher, doch eher die Initiative mit Anrufen etc. übernehmen musste, so war das jetzt eine völlig neue Erfahrung für mich. Plötzlich kommen vorsichtige Nachrichten wie "Ich vermisse Dich" und stundenlange Telefonate.
Ich habe mich vor Ihr - und - nach Ihr nie wieder in eine Frau verliebt, ich hab keinerlei Erfahrungen mit dem gleichen Geschlecht und nur langjährige heterosexuelle Partner gehabt. Ich weiß nicht, ob ich mich generell in eine andere Frau verlieben könnte, aber DIESE Frau liebe ich nach wie vor. Und ich ahne, das meine persönliche Erfüllung und Zufriedenheit genau hier liegt. Ich fühle, dass kein Mann mir diese Liebe geben kann, nachder ich mich wirklich sehne. Seit Tagen wünsche ich mir nichts mehr als den sprichwörtlichen WINK mit dem Zaunpfahl, oder hoffe auf "ich muss dir was sagen..."

Allmählich fängt das Kopf-Karussell "Sie liebt mich, sie liebt mich nicht..." sich erneut an zu drehen und ich überlege die ganze Zeit wie (man) "Frau" so etwas zu deuten hat. Habt Ihr es denn schon mal erlebt, dass nach außen lebende "Hetero's" tief in Ihrem innern sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlten und das auch zuließen?
Ich möchte einfach nicht so weiteres den ersten Schritt tun. Mir ist diese Frau zu wichtig, als dass ich sie in irgendeiner weise verschrecke, oder unsere Freundschaft zurück werfe. Die Angst davor ist zwar nicht mehr ganz so schlimm wie vor 20 Jahren, da ich glaube, dass eine so innige Freundschaft ein solches Geständnis irgendwie verkraftet, aber sie ist da.
Was habt Ihr für Reaktionen auf Geständnisse dieser Art erlebt? Hat man sich von Euch abgewandt?

Danke für Eure Gedanken

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just1
Beitrag 14.May.2016 - 19:56
Beitrag #2


Vorspeisenexpertin
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Oh wow Ilmli!

Ich sitze hier mit pochendem Herzen und kann kaum noch schlucken!

Nächsten Monat sind es genau 20 Jahre, dass ich mich in meine Lehrerin verliebt habe. Auch ich bin über 9 Jahre mit einem Mann in einer Beziehung gewesen.
13 Jahre hatte ich keinen Kontakt zu ihr, letztes Jahr habe ich das dann in Angriff genommen und wir haben uns getroffen.
Sie wusste allerdings damals schon, dass ich in sie verliebt bin. Ich habe es ihr gestanden mit 14.
Auch bei unserem Treffen letztes Jahr habe ich ihr gesagt, dass ich immer noch Gefühle für sie habe. Die Adler kreisen jeden Tag bei mir und meine Gedanken sind ständig bei ihr.
Bei uns ist es schwierig. Sie lässt mich nicht wissen, wie sie denkt. Wir haben zwar Kontakt, aber sie meidet Treffen. Ich werde noch nicht schlau bei ihr... Sie erzählt viel und offen und ist dann wieder völlig verschlossen.
Ich habe es nie geschafft, mich in eine andere Frau zu verlieben - bei mir gibts nur sie im Kopf und im Herzen und das macht mich verrückt und ich kann mir so gut vorstellen, wie du dich fühlst.

Da sieht es bei dir doch aber viel besser aus!
Sie beichtete dir damals, dass sie heiratet und schwanger ist? Interessante Formulierung - beichten... und sie weinte so sehr beim Abschied am Flughafen? Zärtliche Gesten und Umarmungen. "Ich vermisse dich". Wenn ich das so lese, sehe ich doch etwas, das weit über eine Freundschaft hinaus geht. Ihr habt wohl eine sehr innige Beziehung. Ob es Liebe ist bei ihr, wird aber nur ein Gespräch klären. Und zu gut verstehe ich, dass du um die Freundschaft bangst, wenn du den ersten Schritt machst. Dennoch tut es einfach wahnsinnig gut, es auszusprechen. Und wenn von ihr nichts kommt, wirst du eben mit dem Zaunpfahl kommen müssen. Vielleicht vorsichtig herantasten? Ist sie noch verheiratet? Wenn ihr so viel redet, gibt sich vllt auch mal die Möglichkeit das Thema "Frau liebt Frau" zu streifen. Und selbst wenn sie nicht so empfindet, sollte eine so innige Freundschaft auch das überstehen.

Ich hoffe so sehr für dich, dass deine Sehnsucht sich erfüllt, das ihr einen Weg zueinander findet (Mir kommen schon wieder die Tränen).

Alles Gute für dich!!
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ilmli
Beitrag 14.May.2016 - 20:14
Beitrag #3


Geschirrspülerin
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Danke Just,

es tut so gut deine Worte zu lesen. Zu lesen, dass es nicht nur mir so geht - nach so einer langen Zeit.
Wenn ich ganz tief drin in meinen Erinnerungen krame, dann fällt mir ein dass ich irgendwann, ziemlich am Anfang von Ihr den Film "Grüne Tomaten" bekam. Wobei ich mich an den Inhalt nur noch ganz wage erinnere. Sollte ich unter dem Aspekt vielleicht nochmal ansehen.

Ich schreib dir gleich mal eine PN

Ilmli

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just1
Beitrag 14.May.2016 - 20:23
Beitrag #4


Vorspeisenexpertin
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Gerne, ich freu mich drauf (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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McLeod
Beitrag 14.May.2016 - 22:01
Beitrag #5


mensch.
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Userinnen-Nr.: 2.777



Und lies das Buch...

Ansonsten kann ich nicht viel sagen. Es geht seinen Weg. Ihr geht Eure Wege. Wie sie sich kreuzen und verflechten... Zeigt sich. Dem Flow folgen. Mal mutig, mal achtsam vorsichtig...

Klingt einfach so für mich.
McLeod
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ilmli
Beitrag 14.May.2016 - 23:06
Beitrag #6


Geschirrspülerin
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ZITAT(McLeod @ 14.May.2016 - 23:01) *
Und lies das Buch...

Ansonsten kann ich nicht viel sagen. Es geht seinen Weg. Ihr geht Eure Wege. Wie sie sich kreuzen und verflechten... Zeigt sich. Dem Flow folgen. Mal mutig, mal achtsam vorsichtig...


Meinst du "Grüne Tomaten" als Buch? Ist das besser?
Langsam kommen meine Erinnerungen wieder - vielleicht stand ich schon früher auf dem Schlauch.. Ich glaube es gab noch 1-2 Bücher die wir tauschten.. Ich muss mal nachsehen, was das war und wie die heißen.

Deine Gedanken sind schön McLeod - deine Worte nehme ich mit in mein Leben und in meine Handlungen... Mal MUTIG - Mal ACHTSAM..
Danke dafür!
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McLeod
Beitrag 15.May.2016 - 07:58
Beitrag #7


mensch.
************

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Ja, das Buch ist - in meiner Erinnerung - viel konkreter. Übrigens auch bei "Club der Teufelinnen", wo die lesbische Figur mal eben von einer der drei Ex-Frauen zu einer Tochter von ihnen umgeschrieben wurde. Wegen der Marktchancen für den Film und so... (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
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Meerwind
Beitrag 19.Jun.2016 - 11:29
Beitrag #8


Salzstreuerin
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Liebe Ilmli,

darf man denn nachfragen, wie's bei euch weitergegangen ist? Ich finde, es hat sehr vielversprechend begonnen nach eurer jahrelangen Kontaktpause. :-)
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Maata
Beitrag 27.Jun.2016 - 02:44
Beitrag #9


Filterkaffeetrinkerin
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ZITAT(ilmli @ 14.May.2016 - 15:31) *
Hallo Zusammen,

ich bin völlig neu hier und brauche Euren Rat.
Ich lebe in einer Beziehung mit einem Mann, seit 9 Jahren und bin jetzt fast 40 Jahre alt. Als 20 Jährige habe ich mich in eine Frau verknallt - meine Lehrerin - 18 Jahre älter. Wir haben uns angefreundet und vielerlei tiefsinnige Gespräche in dieser Zeit geführt, sehr viel Zeit auch außerhalb der schulischen Örtlichkeiten. Eigentlich hat sich sichtbar für alle schon damals ein starke Verbundenheit und Freundschaft entwickelt. Ich war damals zu Ende der Schulzeit sehr geknickt, hatte Verlustängste - das volle Programm eben. In der Abschlusszeit sagte sie mir damals ganz vorsichtig, dass sie heiraten werde, da sie ein Kind erwarte. Ich freute mich zu sehen, dass sie so froh war - trotzdem hab ich Ihren Tonfall von damals noch im Ohr. Es klang fast wie eine Beichte. Mir war sie als Mensch so wichtig, dass ich das selbst auf eine andere Ebene bringen wollte - weg von der jugendlichen Schwärmerei hin auf die Ebene einer tiefen und festen Freundschaft. Das war auch so, ich lernte Mann und später dann auch das Kind kennen. Wir besuchten uns immer wieder und verbrachten Zeit. Eine schöne Freundschaft eben. Meine wahren Gefühle zu Ihr blieben unausgesprochen.

Mein Leben änderte sich irgendwann, wurde durch den beruflichen Erfolg meinerseits hektischer und hektischer. Zudem lernte ich meinen Lebensgefährten kennen und zog 800km weit weg. 7 Jahre habe ich nichts von mir hören lassen. Im Nachhinein war es gut, denn ich habe diese persönliche Entwicklung gebraucht, sie vielleicht auch. In diesen 7 Jahren dachte ich zwar immer wieder an Sie, verwarf den Gedanken der Kontaktaufnahme, aufgrund meines schlechten Gewissens wieder.
Glücklicherweise war irgendwann die Emotion stärker und ich rief sie einfach an. Wir haben uns lange unterhalten und ich hab sie einfach übers verlängerte WE zu uns eingeladen. Ich freute mich wie ein kleines Kind über Ihre Zusage. Gesagt, getan - ein paar Tage später saß sie im Flieger und ich holte sie ab.

Wir knüpften einfach da an, wo wir vor 7 Jahren stehen blieben - nur ich war viel souveräner, als ich das mit meinen paar und zwanzig je hätte sein können. Irgendwie waren wir durch die uns fehlenden Jahre auf gleicher Augenhöhe angekommen. Unser gemeinsames Wochenende war wirklich schön, wir verbrachten die meiste Zeit mit reden, reden, spazieren, gutem essen und nochmals reden. Klar, wir brauchten Updates vom Leben des Anderen. Sie lernte meinen Freund kennen, mein Leben und meine Umgebung. Diese gemeinsam Verbundenheit und Zuneigung war tief wie eh und je - eine sehr starke freundschaftliche Liebe. Vor jedem Zubettgehen umarmten wir uns innig und wir genoßen einfach beide, dass wir an gleichem Punkt ansetzen konnten.

Soweit - so gut! Als ich sie nach 2 Tagen zurück zum Flughafen brachte, bedauerten wir schon auf der Fahrt, dass wir so weit auseinander wohnen. Sie erklärte mir wie schade sie es fände, jetzt zurück zu müssen - und ich dass ich sie gerne noch bei mir hätte. Als wir uns verabschiedeten liefen Ihr dicke Krokodilstränen über die Wangen. Ich kann es nicht mehr zählen, aber ich glaube sie hat mich ganze fünf mal in den Arm genommen und verabschiedet. Und sie weinte und weinte. Sie konnte sich zum Schluß gar nicht mal mehr umdrehen zu mir, sondern ging weinend und hob die Hand ohne weiteren Blick. Dabei war klar, dass wir uns in spätestens 4 Wochen und dann erneut in 8 Wochen wiedersehen würden.

Puh.... In diesem Moment war alles wieder präsent, was 20 Jahre zuvor zu brodeln begann. Aber irgendetwas hat sich geändert. Nicht mit mir, sondern in ihr. Diese Tränen hätte ich früher niemals zu Gesicht bekommen, wenn es diese Tränen in der Vergangenheit überhaupt gegeben hat? Ich war völlig perplex. Einen Moment lang dachte ich, die Rollenbesetzung in unserem persönlichen Lebensfilm hat sich umgekehrt. Ich dachte huch, was ist denn mit ihr los. Das hätte ja mein Part früher sein können. Aber wie gesagt - dieser Gedanke beschlich mich nur kurzen Moment. Denn da waren Sie wieder - 20jährige Schmetterlinge, die eher ausgewachsenen Adlern glichen. Ich war völlig von der Rolle.

Wir haben am gleichen Tag noch 3mal telefoniert. Wenn ich als Schüler früher, doch eher die Initiative mit Anrufen etc. übernehmen musste, so war das jetzt eine völlig neue Erfahrung für mich. Plötzlich kommen vorsichtige Nachrichten wie "Ich vermisse Dich" und stundenlange Telefonate.
Ich habe mich vor Ihr - und - nach Ihr nie wieder in eine Frau verliebt, ich hab keinerlei Erfahrungen mit dem gleichen Geschlecht und nur langjährige heterosexuelle Partner gehabt. Ich weiß nicht, ob ich mich generell in eine andere Frau verlieben könnte, aber DIESE Frau liebe ich nach wie vor. Und ich ahne, das meine persönliche Erfüllung und Zufriedenheit genau hier liegt. Ich fühle, dass kein Mann mir diese Liebe geben kann, nachder ich mich wirklich sehne. Seit Tagen wünsche ich mir nichts mehr als den sprichwörtlichen WINK mit dem Zaunpfahl, oder hoffe auf "ich muss dir was sagen..."

Allmählich fängt das Kopf-Karussell "Sie liebt mich, sie liebt mich nicht..." sich erneut an zu drehen und ich überlege die ganze Zeit wie (man) "Frau" so etwas zu deuten hat. Habt Ihr es denn schon mal erlebt, dass nach außen lebende "Hetero's" tief in Ihrem innern sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlten und das auch zuließen?
Ich möchte einfach nicht so weiteres den ersten Schritt tun. Mir ist diese Frau zu wichtig, als dass ich sie in irgendeiner weise verschrecke, oder unsere Freundschaft zurück werfe. Die Angst davor ist zwar nicht mehr ganz so schlimm wie vor 20 Jahren, da ich glaube, dass eine so innige Freundschaft ein solches Geständnis irgendwie verkraftet, aber sie ist da.
Was habt Ihr für Reaktionen auf Geständnisse dieser Art erlebt? Hat man sich von Euch abgewandt?

Danke für Eure Gedanken




LIebe Ilmli,

ich hatte Gänsehaut, als ich Deine Geschichte las. Ich hatte eine ähnliche Geschichte - bzw . hab sie noch. Ich hab noch nie so eine innige Verbindung zu jemand ausserhalb meiner Ursprungsfamilie gespürt. Wie ein Zwilling - und die Anziehung wurde stärker und stärker. Ich kannte sie allerdings nicht so lange, vielleicht in Jahr. Und irgendwann hab ich es einfach nicht mehr ausgehalten, ich hab drei Anläufe gebraucht, ihr zu sagen, dass ich mich in sie verliebt habe (ich bin eigentlich auch hetero, wenn man das so einteilen kann...) und verliebt ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck. Ich liebe sie bis auf den Grund meines Herzens!

Und als es endlich raus war, hat sich die Situation verändert. Meine Angst war weg, sie hat mich nicht abgelehnt, auch wenn sie erst mal nicht auf Frauen steht. Unsere Verbindung ist noch enger geworden, wir konnten offener miteinander reden und ich war glücklich, mich nicht mehr vor ihr verstecken zu müssen. Und das gab dann so viel NÄhe, das die Annäherung von ihr kam - womit ich nicht gerechnet habe. Ich war wirklich im siebten Himmel. Das Thema sind aber unsere Lebensverhältnisse. Sie ist auch verheiratet und möchte ihre Ehe nicht gefährden. Seit sie es ihrem Mann gesagt hat, ist es nicht mehr so unbeschwert wie vorher - die Nähe ist nach wie vor da, aber wir können sie nicht richtig leben - und sie versucht, es gar nichct erst so gross werden zu lassen. Aber sie spürt nach wie vor, dass die Verbindung da ist. Diese Verbindung steht einfach, dass ich manchmal nur staune und das spüre - das ist einfach.

So versuche ich halt, mit dem, was ist, zu leben und freu mich, dass wir uns sehr oft sehen - auch wenn ich manchmal heulen könnte, weil ich nicht dazu stehen darf und mit ihr leben kann. Ich möchte mich nicht verstecken - aber ich kann verstehen, weiviel für sie auf dem Spiel steht. Letztlich habe ich Angst, dass es deswegen erstickt wird. Und das würde mich wahnsinnig machen. ich tröste mich zur Zeit damit, dass ich weiss, dass es LIebe ist, und dass sie so stark ist.

Was Du schreibst , klingt für mich auch so, dass sie starke Gefühle für Dich hat. Ich denke, diese Freundschaft hält es aus, wenn Du mit ihr sprichst.

Alles Gute für Euch!

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