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> liebe krankenschwestern unter euch...
marie87
Beitrag 16.Aug.2008 - 11:43
Beitrag #1


Suppenköchin
*******

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... vielleicht habt ihr ein paar gute worte für mich... ich arbeite zurzeit auf einer nephro-station. seit einer woche und ich kann es kaum abwarten dort wieder weg zu sein! mir macht diese arbeit dort keinen spaß. ich helfe sehr gerne menschen, aber das einzige highlight in diesen acht stunden am tag ist eine tasse senseo-kaffee für mich...
wenn ihr arbeitet, habt ihr dann eure gedanken über gott und die welt einfach ausgeschaltet? die menschen dort leiden alle und dann sterben sie. ich versuche diesen menschen alles so schön wie möglich zu machen und ihnen so viel leid abzunehmen wie ich nur kann, aber das ist mir nicht genug. ich kann ja nichts rückgängig machen, ich bin keine wunderheilerin... und am ende eines arbeitstages bin ich nur noch wütend, dass es keinen gott gibt, der es nie hätte so weit kommen lassen...

habt ihr einen tipp wie ich besser damit umgehen kann? wie ich diese nächsten wochen besser rumkriegen kann, als diese letzte?

liebe grüße,
marie
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Reena
Beitrag 16.Aug.2008 - 11:50
Beitrag #2


Satansbraten
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Also, das ist ein schwieriges Thema. Ich bin jetzt seit 13 Jahren bei einer Sozialstation beschäftigt. Zu Anfang konnte ich gar nicht gut damit umgehen, wenn ein Patient im Sterben lag. Ich litt die ganze Zeit mit und auch, als es vorbei war.

Aber im Laufe der Jahre habe ich für mich einen guten Weg gefunden, damit umzugehen.

Du hast Recht. An der Tatsache, dass ein Mensch stirbt, können wir nichts ändern. Aber wenn man den Patienten liebevoll begleitet, bei ihm sitzt, die Hand hält und sich einfach Zeit dafür nimmt, so kann man förmlich spüren, wie dankbar das angenommen wird. Und wenn er dann verstorben ist, dann finde ich das nicht schlimm, sondern empfinde es als Beruhigung, dass er es geschafft hat.

Wir gehen alle diesen Weg einmal. Und wenn es so sein sollte, dass ich irgendwann mal im Sterben liege, dann würde ich mir wünschen, dass die Person, die mich gepflegt hat auch an meinem Bett sitzt und genau das tut.

Ich weiß, wie schwer das ist. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und vielleicht kannst Du bei Deiner Aufgabe auch für Dich was abgewinnen.

Liebe Grüße,

Reena
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LaPia
Beitrag 16.Aug.2008 - 16:47
Beitrag #3


Naschkatze
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Hallo Marie,

das, was du beschreibst, kenne ich auch so ähnlich. Wir gehen in so einen Beruf, weil wir Menschen helfen wollen und fühlen uns oft so unsäglich hilflos.

Hier geht es mal wieder um die Unterscheidung, dass wir Dinge, die wir nicht ändern können, akzeptieren sollten, da uns DAGEGEN ankämpfen nur müde und krank macht. Hier sind so Tatsachen gemeint, wie, dass alle Menschen sterben müssen, dass es Leiden und Ungerechtigkeit in der Welt nunmal gibt, auch wenn wir es nicht mögen.
Wie Reena auch meinte, ist es jedoch viel, was wir tun können. Es gibt immer diesen Gestaltungsspielraum, diese Dinge, die wir ändern können. Und auf die solltest du dich auch konzentrieren, um dich besser zu fühlen.

Hilft es dir, wenn du immer denkst, das, was du tust, ist nicht genug?
Vielleicht wäre es besser so (oder ähnlich) zu denken:
Ich mag es nicht, dass es Leid in der Welt gibt. Aber ich kann es nicht ändern, also muss ich es auch nicht ändern. Ich tue, was ich kann, um Menschen ihre Situation zu erleichtern. Das ist gut. Ich tue viel Gutes. Ohne mich ginge es diesen Menschen vermutlich noch schlechter.
Es ist zwar unangenehm, aber ich kann es aushalten, wenn ich nicht allen Leuten helfen kann.

Du hast ganz Recht, du bist keine Wunderheilerin. Und deswegen musst du auch nicht versuchen, eine zu sein. DAS wird dir sowieso nie gelingen, oder? Warum also etwas fordern, was du sowieso nie wirst erreichen können?

Das, was du tun kannst, ist so viel...! Die Zeit, die die Menschen noch haben, versuchen, möglichst angenehm für sie zu gestalten. Ihnen helfen, mit ihrem Leid besser zurecht zu kommen. Zuhören. Wünsche erfüllen, die zu erfüllen dir möglich sind.
Viele Menschen finden es ganz in Ordnung, zu sterben, wenn es nunmal so weit ist, oder? Hast du das nicht auch schon erlebt? Viel schlimmer ist dagegen, nicht gut betreut zu sein, wenn es auf das Sterben zu geht. Und sehr gut ist es, wenn jemand (wie du?) da ist, der zuhört, versteht, mit aushält und da ist, wenn man sie braucht.

Du bist so viel - mehr musst du auch nicht sein!

Sei lieb gedrückt.
Die meisten Menschen kommen mit der Zeit besser damit zurecht. Es ist ein Lernprozess.

La Pia
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marie87
Beitrag 16.Aug.2008 - 20:23
Beitrag #4


Suppenköchin
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danke ihr beiden. mir geht es auch weniger um den tod... damit komme ich gut klar. aber eben nicht mit diesem leid... aber ich glaube ihr habt mir jetzt eine gute richtung gegeben... ich muss wohl aufhören zu versuchen mich dagegen zu wehren dass ich das nicht verhindern oder wegmachen kann... das ist nicht so leicht, aber ich probiere das.

wenn einer aber noch etwas einfällt, nur zu, bitte schreibt mir.

manchmal ärgern mich auch die krankenpfleger... ein patient kann sich nicht selbst bewegen und ihm tut eigentlich alles weh. deshalb möchte er (logischerweise) dass man ab und zu seine position verändert. er hat geklingelt und gefragt ob ich ihn nochmal umlege. ich sagte: "ja, na klar." und der krankenpfleger meinte zu ihm: "nein. wir legen Sie erst zum mittagessen wieder anders hin!" der mann sagte: "bitte... mir tut wirklich alles weh." und der krankenpfeleger: "nein! erst später!" dann sind wir wieder raus aus dem zimmer gegangen. ein ganz bisschen später, als der krankenpfleger weg war, bin ich zurück ins zimmer gegangen und hab den mann umgelegt. ich konnte nicht daran denken, dass man ihn einfach so liegen lässt! und ich konnte das nicht so lassen! und ich verstehe nicht, warum der pfleger so blöd war/ist!

ich möchte übrigens gar keine krankenschwester werden und wollte auch nie. ganz zu recht, wie ich feststelle. ich muss nur in zusammenhang mit meiner eigentlichen ausbildung einmal auf so eine station gehen...
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LaPia
Beitrag 17.Aug.2008 - 10:52
Beitrag #5


Naschkatze
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Liebe Marie,

das
QUOTE (marie87 @ 16.Aug.2008 - 21:23)
ich möchte übrigens gar keine krankenschwester werden und wollte auch nie. ganz zu recht, wie ich feststelle. ich muss nur in zusammenhang mit meiner eigentlichen ausbildung einmal auf so eine station gehen...

finde ich gut. Du hast jetzt mehrere Wochen Gelegenheit, dir das anzuschauen. Du weisst, dass es nicht dein Lebensinhalt sein wird. Deswegen: nehme es als Erfahrung mit. Du hast ganz bestimmt etwas davon, auch wenn es dir jetzt gerade nicht sehr angenehm ist.

Das Verhalten des Krankenpflegers erscheint mir, so wie du es beschreibst, auch ganz und gar nicht in Ordnung. Unprofessionell und kalt. Es arbeiten in so einem Beruf eben auch nur Menschen. Und die sind nicht immer optimal, so schade das ist.
Mich schüttelts auch bei so was, ehrlich!!! In solche Hände möchte man nicht geraten...
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Rafaella
Beitrag 17.Aug.2008 - 10:57
Beitrag #6


Freies Vögelchen
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ich denke gerade an die nette junge Krankenschwester, die sicher auch zur "family" gehörte ;) , die gestern trotz abendbrotpause, sofort und bereitwillig zu meinem vater kam, um ihm zu helfen. :blumen2:

Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 17.Aug.2008 - 10:57
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Ilymo
Beitrag 17.Aug.2008 - 13:06
Beitrag #7


Bør opbevares under vandet
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Das Verhalten des Pflegers ist nicht nur unprofessionell, es erfüllt den Tatbestand von Gewalt in der Pflege. Dafür muss man nicht Hand anlegen, es genügt schon, etwas nicht zu tun, also die Notlage eines hilflosen Menschen auszunutzen, um die eigene Stärke zu demonstrieren.
Ich weiß nicht, in welchem Bundesland Du lebst, aber ähnliche EInrichtungen gibt es sicher in allen Bundesländern. Ich habe Dir hier Links für Berlin und Brandenburg hineingestellt.

http://www.gesundheitberlin.de/index.php4?...0&type=infotext


http://www.lr-online.de/regionen/elbe-elst...art1056,2124935


Ich war als Teenager selbst lange Patientin auf der Nephrologie. Es ging mir, zumindest am Anfang, ziemlich schlecht. Und auch, als es mir wieder etwas besser ging, machten die strengen Einschränkungen, die Nierenerkrankungen erfordern sowie auch zusätzlich auftretende Erkrankungen mir sehr zu schaffen und verursachten mir zeitweise dunkle Stimmung. Schwestern gab es sone und solche. Mit einer habe ich mich angefreundet, und wir haben uns noch einige Zeit privat getroffen. Heute bin ich selber in der Pflege tätig. In einzelnen Fällen fällt es mir mehr als schwr, mich abzugrenzen. Immerhin hat man es mit Menschen zu tun, nicht mit Akten. Es gibt aber Trainingsprogramme, die dabei helfen, ein dickeres Fell wachsen zu lassen. Dennoch, leicht ist es nicht, die Gratwanderung zwischen Anteilnahme und Abgrenzung zu vollführen. Aber das Wort Anteilnahme sagt ja eigentlich schon aus, dass man teilnimmt, sich also nicht ganz und gar von den Belangen des Patienten aufsaugen lassen sollte.
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Reena
Beitrag 17.Aug.2008 - 15:59
Beitrag #8


Satansbraten
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Das war so ein Krankenpfleger, der sich stur an den Plan gehalten hat. 30 Grad rechts/links-Lagerung jeweils morgens und abends oder so. Das ist das ALLERLETZTE!!(IMG:http://www.smilies.4-user.de/include/Wut/smilie_wut_011.gif)

Klassischer Fall von Beruf verfehlt. Echt schlimm sowas.

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Ilymo
Beitrag 17.Aug.2008 - 21:08
Beitrag #9


Bør opbevares under vandet
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Nein, Reena, es ist schlimmer als Dienst nach Vorschrift, es ist Gewalt in der Pflege. Ich hoffe, ich darf diesen Link posten:
http://www.altenpflegeschueler.de/sonstige...-der-Pflege.php

Hier wird klar gesagt, dass nicht nur Aggression, sondern auch Vernachlässigung Gewalt bedeutet. Hätte es irgend eine nachvollziehbare medizinische Begründung für das Nicht-Lagern gegeben, hätte der Pfleger es dem Patienten ja erklären können. Hier ging es um eine Machtdemonstration. Ich habe so etwas oft genug miterleben müssen.

Der Beitrag wurde von Ilymo bearbeitet: 17.Aug.2008 - 23:17
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marie87
Beitrag 18.Aug.2008 - 06:30
Beitrag #10


Suppenköchin
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na ja er meinte, dieser mann würde andauernd klingeln, alle halbe stunde und war der meinung, dass er mindestens eine stunde in einer position aushalten soll. er (der pfleger) selbst war außerdem beschäftigt... aber ja, es waren genug andere da eigentlich...
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Liane
Beitrag 18.Aug.2008 - 07:31
Beitrag #11


Heiligenanwärterin
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Eine Stunde in 1 Position? Ist das nicht eines genau der Dinge, von denen gesunden Menschen immer abgeraten wird? Selbst im Schlaf wechselt der Körper automatisch die Position.

Meiner Meinung nach steckt da ein riesiges Maß an Dummheit und Grausamkeit dahinter.
"Ich habe einfach keine Zeit oder keine Kraft, ihn so oft umzudrehen" würde ich besser akzeptieren können als "Ich schreibe ihm vor, wie er sein Leben zu führen hat."
:unsure:
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Ilymo
Beitrag 18.Aug.2008 - 07:38
Beitrag #12


Bør opbevares under vandet
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Fest bettlägerig zu sein, bedeutet irgend wann, Schmerzen in allen Gräten zu haben. Wer sich selber drehen kann, tut es ständig, in der Hoffnung, endlich eine wenigstens schmerzarme Position zu finden. Also alle halbe Stunde klingelt der Patient. Natürlich, dann kann man ja verstehen, dass der Pfleger ihn etwas erziehen muss, wo kämen wir denn dahin, wenn sich ein Patient mit Nöten und Sorgen an den Pfleger wenden würde. Könnt ja jeder kommen.
Ich hatte es auch schon mit Patienten zu tun, die im 5 oder 10 Minuten Takt klingelten. Ich musste trotzdem zu ihnen. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass die allermeisten von ihnen ein echtes Problem haben, wenn es auch manchmal nicht offen zutage tritt. Es gibt so viele Möglichkeiten. Man kann versuchen, mit dem Patienten etwas auszumachen, zum Beispiel, dass man alle 45 Minuten unaufgefordert kommt. Hier ist es wichtig, das Versprechen einzuhalten, damit der Patient merkt, dass er sich auf den Pfleger verlassen kann. Das Intervall kann dann allmählich erweitert werden, aber immer in Absprache mit dem Patienten.
Bei Patienten mit nephrologischen Erkrankungen ist es schwierig mit Schmerzmitteln, aber es gibt Aromatherapien. Ätherische Öle (bei Schmerzen z.B. Lavendel oder Zitrone) wirken entspannungsfördernd, auch bei Patienten mit eingeschränktem Geruchssinn. Auch ein warmer Wickel oder einfach eine Wärmflasche helfen manchmal schon.
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marie87
Beitrag 18.Aug.2008 - 16:21
Beitrag #13


Suppenköchin
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uuuiii.... mein tag war heute ganz okay!!! gut, nun hatte ich heute auch nicht so viel mit den ganz schwer kranken zu tun, aber ich habe den ganzen tag an alles gedacht, was ihr geschrieben habt... vor allem an TEILnahme. danke! ich hoffe das wird auch bei anderen fällen helfen! ich probiere das weiter.

der patient bekommt jetzt irgendein schmerzmittel. er klingelt jetzt viieel weniger. ob das besser ist, weiß ich nicht. und dieser spezielle pfleger hat heute nicht gearbeitet.

oh und eine von diesen niedlichen omis hat gesagt, dass ihre enkelin später noch vorbeikommt und ihr die haare waschen möchte und dann hat sie mich gefragt, ob ich ihrer enkelin helfen kann. aber ich hab gesagt, dass cih gleich feierabend habe... woraufhin sie ein bisschen enttäuscht war und meinte, dass sie das lieber mit mir gemacht hätte, als mit jemand anderen.... so. darauf bin ich ein bisschen stolz :-) ...ich hab dann mit ihr abgemacht, dass ich den krankenpflegeschüler für sie frage, weil der auch ganz lieb ist
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hexe
Beitrag 20.Aug.2008 - 21:57
Beitrag #14


Gut durch
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Liebe Marie,

auf dieses Lob von der Omi kannst und darfst Du auch stolz sein,ist es doch ein Zeichen dafür,daß Du alles richtig machst! :)
Ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen;AnTEILnahme und Freundlichkeit,ein bißchen Zeit für ein Gespräch,die Sorgen und Nöte der PatientInnen ernst nehmen,das sind ganz wichtige Eigenschaften.

Manchmal können kleine Gesten große Ruhe vermitteln,z.B. wenn Omi xy Dir was erzählt,geh zu ihr (sofern Du die Zeit dazu hast),steh nicht an der Tür mit der Klinke in der Hand.
Wenn Du essen anreichst,setz Dich dabei hin.Das ist kein Zeichen von Faulheit,sondern signalisiert,daß Du Zeit hast,momentan ganz und gar nur für den/die Pat. da bist.
Mit solch kleinen Gesten kannst Du Deinen PatientInnen ein Gefühl von Geborgenheit,an - und ernstgenommen werden vermitteln.
Sie sind zufriedener,und Du bist es automatisch auch.

Was das mitleiden anbelangt:
während meiner Ausbildung konnte ich es irgendwann nicht mehr hören,finde aber trotzdem heute immernoch,man kann es dem medizinischen Personal nicht oft genug sagen:
EMPATHIE heißt das Zauberwort.
Bedeutet soviel wie...sich verständnisvoll auf die Sorgen,Nöte,Ängste der PatientInnen einlassen,zuhören,ehrlich Antwort geben,mitFÜHLEN statt mitLEIDEN.
Niemandem ist geholfen,wenn Du unter der Last der PatientInnen zusammenbrichst.
Es gibt Bücher zum Thema Empathie und,auch ein wichtiges Schlüsselwort,Validation.
Bücher,die natürlich weit mehr erklären und aussagen können,als ich jetzt grad ;)
Ich weiß nicht,wie lang Dein Praktikum geht,ob sich also der Aufwand der Buchbeschaffung zeitlich lohnen würde,das weißt Du besser :)

Was ich Dir auch noch mit auf den Weg geben möchte,anhand eigener Erfahrungen,die ich sowohl auf der Onkologie als auch auf der Intensiv gemacht habe:
wenn Dir die Worte fehlen und (z.B.am Sterbebett oder wenn Dir jemand weinend von seiner Diagnose erzählt) Dir die Tränen kommen:laß es zu.
Steh immer zu Dir und zu Deinen Gefühlen.
Man darf auch mal PatientInnen oder Angehörige,so sie das Bedürfnis signalisieren,in den Arm nehmen und mitweinen,sagen,daß man grad nichts zu sagen weiß.
Natürlich sollst Du nicht acht Stunden täglich flennend über die Station laufen,aber...naja,Du weißt schon,was ich meine,oder?
Dazu gehört übrigens auch,den KollegInnen im Zweifelsfall mal zu sagen "mit Pat.xy komm ich heute nicht klar,kannst du da bitte heute hingehen?"
Laß Dich nicht runterziehen von Deiner Arbeit,achte gut auf Dich und Deine Gefühle,sei ehrlich zu Dir selbst und überfordere Dich nicht ... dann kannst Du eine Menge für Dich und Dein Leben lernen und mitnehmen und nebenbei noch Spaß an der Arbeit haben. :)

Gutes Gelingen weiterhin wünscht
Schwester hexe
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pandora
Beitrag 21.Aug.2008 - 08:36
Beitrag #15


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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schwester hexe, für diesen einfühlsamen und inhaltlich sehr kompetenten beitrag, möchte ich dir gerne diese :blumen2: :blumen2: :blumen2: überreichen :zustimm:

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 21.Aug.2008 - 08:37
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hexe
Beitrag 21.Aug.2008 - 09:49
Beitrag #16


Gut durch
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Oh,dankeschön :roetel: ...
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megan
Beitrag 21.Aug.2008 - 14:43
Beitrag #17


skaldkona
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QUOTE (hexe @ 20.Aug.2008 - 22:57)
Dazu gehört übrigens auch,den KollegInnen im Zweifelsfall mal zu sagen "mit Pat.xy komm ich heute nicht klar,kannst du da bitte heute hingehen?"
Laß Dich nicht runterziehen von Deiner Arbeit,achte gut auf Dich und Deine Gefühle,sei ehrlich zu Dir selbst und überfordere Dich nicht ...

eigene grenzen zu erkennen ist ein schlüsselmoment.
überforderung führt zielsicher zu unerwünscht inkompetentem pfegeverhalten.
nicht allein zu lassen ist unsere berufliche profession. manchmal bedeutet das, einen spagat zu vollziehen. dabei hilft reflexion, ehrlichkeit und menschlichkeit.

oft habe ich mich gefragt, wie ich zur pflege stehe.
die nähe zum patienten/menschen letztlich, die immer wieder erkämpft werden muß im hektischen berufsalltag, belohnt diese berufswahl.

in emotional belastenden momenten geben zu lernen beschenkt im nachhinein und belohnt für all die kämpfe mit sich, den patienten und den umständen.

gruß von sr. megan
noch nachdenklich, nachdem sie gestern erlebte, wie eine dreistündige rea erfolglos blieb, die verstorbene eine familie mit kindern hinterliess und der nichts geblieben war, als neben der rea-assistenz die angehörigen aufzufangen, der job ist manchmal furchtbar, aber er lässt auch wachsen.
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marie87
Beitrag 26.Aug.2008 - 13:23
Beitrag #18


Suppenköchin
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letztes wochenende habe ich gemerkt, dass mir auch viel an den anderen schülern liegt. das tut mir gut zwischendurch mit den krankenpflegeschülern reden zu können. am wochenende war ich leider die einzige schülerin und hatte noch dazu ärger mit einem meiner nachbarn. das war schon richtig ätzend. na ja, jetzt habe ich ein paar tage frei und dann bleiben mir nur noch sieben tage, an denen ich auf der station arbeite (ein einzelner und sechs tage am stück).

gestern war die intensivstation überfüllt und da wir noch am meisten platz übrig hatten von allen stationen im haus, kamen die intensiv-patienten natürlich alle zu uns. so alle in dem zustand von... essen nichts mehr, kaum ansprechbar und so. ich bin froh, dass ich gerade jetzt ins frei gekommen bin!

"Laß Dich nicht runterziehen von Deiner Arbeit,achte gut auf Dich und Deine Gefühle,sei ehrlich zu Dir selbst und überfordere Dich nicht ..."
ich glaube, gerade das kann ich nicht umsetzen... wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, möchte ich dort gar nicht arbeiten. ich stehe dort sowieso im konflikt zwischen "ich möchte eine gute beurteilung bekommen" und "ich möchte auf mich selbst achten". ich bin eigentlich ein mensch, der sich an neue sachen herantastet. ich gehe einen schritt vorwärts, lausche auf mich, ob mein bauch sagt: "ja. das ist in ordnung. geh weiter." dann gehe ich weiter,und komme meistens unendlich weit damit, weil ich auf diese weise sicher mit mir selbst bin. aber das ist hier eigentlich nicht möglich. es wird erwartet dass ich alles selbstständig hinkriege und ohne zögern hingehe und mir was einfallen lasse, was zu tun ist.
aber ich muss auch sagen, dass ich mich ja auch ohne mein eigenes rantasten gewöhnt habe und mit den meisten sachen auf der station mittlerweile sicher bin. (außer mit den "in-diesem-moment-sterbenden-menschen" und denen, die erst seit kurzem ihre diagnose wissen und mit mir darüber reden... ich wünsche mir dann immernoch schrecklich sehr, dass ich ihnen sagen kann, dass alles wieder gut wird und ich sie heilen könnte, aber das kann ich (immernoch) nicht und weiß ihnen dann leider nichts zu sagen. was glaube ich, ziemlich blöd ist.)


danke hexe und megan für eure beiträge.

ah und ich würde an der arbeit niemals weinen. ich glaube, das könnte auch hochschaukelnd auf den patienten wirken. ich glaube, wenn man selbst nicht weint, kann das als "fels in der brandung" dienen. als jemand der noch auf dem boden steht und diesen letzten dünnen faden, der verhindert, dass man vollends im himmel verschwindet, einfach nicht loslässt.

viele liebe grüße,
marie.

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Mausi
Beitrag 26.Aug.2008 - 17:23
Beitrag #19


Mama Maus
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QUOTE (marie87 @ 26.Aug.2008 - 14:23)
ah und ich würde an der arbeit niemals weinen. ich glaube, das könnte auch hochschaukelnd auf den patienten wirken. ich glaube, wenn man selbst nicht weint, kann das als "fels in der brandung" dienen. als jemand der noch auf dem boden steht und diesen letzten dünnen faden, der verhindert, dass man vollends im himmel verschwindet, einfach nicht loslässt.

Oder es kann zeigen, dass die Pat. sich angenommen fühlen, spüren, dass die Verzweiflung ihrer Situation auch spürbar und reel ist.

Ich persönlich kann es auch nicht, und möchte es auch nicht.
Aber das Mit-Weinen ist Ausdruck von Emotionen - manchmal auch eben einfach das Ausdrücken, was der Pat. fühlt. Das bekommt man in der Situation dann raus, was besser ist.

Ansonsten - Intensivpat. sind hartes Brot.

Erzählen, dass die Pat. geheilt werden könnten - glaub mir, das bringt nicht unbedingt was. Wenn sie um die Diagnose wissen - für was wäre ein Anlügen gut? Ich kann Dir aus Sicht von einer Ex-Pat. sagen, dass Ehrlichkeit das Beste ist, was mir hat passieren können, und als Ges. & Krankenpflegerin kann ich Dir sagen, dass Anlügen ein Scheiß Gefühl verursacht - und eben die Pat. das auch spüren.

Das Leben ist endlich - immer - und nicht jede Krankheit kann geheilt werden.

Begleiten ist (m)ein Zauberwort - mehr können Pflegende nicht tun - Heilen - die Medizin ist nicht allumfassend und muss es auch nicht sein.

ich denke viel ist auch eigene Einstellung zum Tod - auch wenn der Tod mancher Pat. mehr berührt als der von anderen (v.a. wenns sich um junge Pat. handelt).

Liebe Grüsse
Mausi
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marie87
Beitrag 23.Sep.2008 - 16:51
Beitrag #20


Suppenköchin
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hallo nochmal
mein einsatz ist nun seit einer woche rum....
ich bin froh, dass es rum ist. nach der ersten woche und nach euren wirklich schönen beiträgen, ging es mir erheblich besser. dennoch bin ich jeden tag ohne antrieb dort hingegangen. nach dem motto: "augen zu und durch". und in meiner freizeit habe ich mich abgelenkt und schöne sachen zum ausgleich gemacht, damit ich mit meinen gedanken woanders hinkomme und nicht an den bildern von der arbeit hängen bleibe.
aber ich hatte nicht nur negative gefühle. ich habe mich dort auch wichtig gefühlt. nicht nur mit den arbeiten einer krankenschwester, sondern ich habe mir eine "arbeits-nische" gesucht :-) ich habe den patienten das erzählt, was die krankenschwestern vergessen haben oder wozu sie keine zeit hatten. und wenn ein blöder krankenpfleger da war, habe ich alles gemacht, was er nicht gemacht hat. manchmal habe ich mich auch einfach zu den patienten gesetzt und mich mit ihnen unterhalten. das hat ihnen auch immer gefallen. sie fanden das eine nette abwechslung. (und sowas ist für krankenschwestern auch nicht so möglich, weil sie wirklich viiieeel zu tun haben... schade...)
ja... und diese fünf wochen haben mein Ich gestärkt. ich habe neue lebenserfahrungen gesammelt und die waren gut und wichtig. ich bin daran gewachsen.

so. und jetzt! das leben geht weiter! und zwar verdammt spannend! :-)))

ganz ganz liebe grüße,
marie
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