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> "Schwarze Seide" Teil 1, Kommentare und Fragen zu S. 5 - S. 102
admin
Beitrag 18.Jul.2008 - 19:32
Beitrag #1


Administrator
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Ab 1. Oktober 2008 lesen wir gemeinsam mit der Autorin Tereza Vanek ihren Roman "Schwarze Seide". In diesem Thread könnt ihr eure Kommentare und Fragen zum ersten Teil (S. 5-102) posten.

Wenn ihr vorgreifen wollt, weil ihr schon weitergelesen habt als Seite 102, dann "spoilert" euren Text bitte (= schreibt ihn in weiß und damit "unsichtbar"), damit den anderen der Lesespaß nicht verdorben wird.

Das sieht so aus:
ZITAT
... blablabla...
Spoiler:
Aber später stellt sich ja heraus, dass sie nie etwas miteinander hatten.
Jedenfalls blablabla...

Wer den Spoiler lesen möchte, markiert ihn einfach mit der Maus, dann wird der weiße Text sichtbar.

Und so geht's:
QUELLTEXT
... blablabla...
Spoiler:
[COLOR=white]Aber später stellt sich ja heraus, dass sie nie etwas miteinander hatten.[/COLOR]
Jedenfalls blablabla...


Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Weitere Info:

Einladung zur Leserunde
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regenbogen
Beitrag 01.Oct.2008 - 12:21
Beitrag #2


a.D.
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Na, dann fang ich mal an. :)

Ich habe das Buch in weiser Voraussicht schon im Sommer gelesen, weil ich wusste, dass ich um diese Zeit wahrscheinlich den Kopf dafür nicht wirklich frei haben würde. Ich habe mir aber ausführliche Notizen gemacht, und wenn ich mir die jetzt so angucke, würde ich das Buch wirklich gern gleich nochmal lesen. ;)

Zum Anfang: Die Tagebuchform liest sich gut. Die Frage ist, wie plausibel sie gerade hier ist? Natalja schreibt ausführlich, z.B. über ihr Missgeschick mit der Tinte, während sie noch im Gasthaus sitzt. In einem Reisetagebuch würde ich eher schreiben “Ich habe mir das Kleid schmutzig gemacht, weil…”, und dann würde es vielleicht hinterher in die jetzige Erzählform gebracht. Aber dann würde man eben nicht mehr “Ich sitze” schreiben.

Die Sprache insgesamt gefällt mir. Sie ist zwar modern, hat aber einen gewissen wiegenden Rhythmus, der für eine Verlangsamung sorgt, das passt zu der Zeit, die erzählt wird.

S. 5 - Schön, dass Natalja Malerin ist! Da entstehen im Kopf gleich viele bunte Bilder. Außerdem wird eine andere Welt/Gesellschaftsschicht beschrieben als bei Jane Austen oder Georgette Heyer. Auch mal schön.

Auf S. 11 bei den "Arien des Herrn Mozart" hab ich neugierigerweise mal nachgeforscht: Als Natalja noch in Prag ist, lebte Mozart dort noch gar nicht. Das hat mich zuerst ein bisschen geärgert - bis ich im Nachwort darauf stieß, dass Tereza gewisse Verschiebungen der Chronologie vorgenommen hat, damit es passt. Dann finde ich's wieder legitim.

Auf S. 11 erfahren wir außerdem, wer die Erzählerin ist: die “Tochter des Grafen Serbinskij”. Überhaupt werden bisher viele Andeutungen gemacht: die Mutter der Erzählerin, Jelena, Jelenas Sohn… das macht mich neugierig.

Soweit mal meine ersten Eindrücke... ich bin auf eure gespannt. :)
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Tereza
Beitrag 01.Oct.2008 - 16:27
Beitrag #3


Gemüseputzi
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QUOTE (regenbogen @ 01.Oct.2008 - 12:21)

Zum Anfang: Die Tagebuchform liest sich gut. Die Frage ist, wie plausibel sie gerade hier ist? Natalja schreibt ausführlich, z.B. über ihr Missgeschick mit der Tinte, während sie noch im Gasthaus sitzt. In einem Reisetagebuch würde ich eher schreiben “Ich habe mir das Kleid schmutzig gemacht, weil…”, und dann würde es vielleicht hinterher in die jetzige Erzählform gebracht. Aber dann würde man eben nicht mehr “Ich sitze” schreiben.

Auf S. 11 bei den "Arien des Herrn Mozart" hab ich neugierigerweise mal nachgeforscht: Als Natalja noch in Prag ist, lebte Mozart dort noch gar nicht. Das hat mich zuerst ein bisschen geärgert - bis ich im Nachwort darauf stieß, dass Tereza gewisse Verschiebungen der Chronologie vorgenommen hat, damit es passt. Dann finde ich's wieder legitim.

Hallo,

so, jetzt bin ich auch da und melde mich gleich zu Wort. :)

Was den Tagebuchstil betrifft, muss ich jetzt, über zwei Jahre nachdem ich den Text geschrieben habe, zustimmen, dass du bei der Tinten-Szene wohl recht hast: Natalja würde wahrscheinlich erst den Tisch abwischen lassen und dann weiterschreiben, dass sie gerade ein Tintenfass umgekippt hat. Ich sah sie im Geiste die ganze Zeit schreibend vor mir. Allerdings hat sich mal eine Leserin beschwert, sie fände den häufigen Wechsel zwischen Präsens und Imperfekt am Anfang störend, also war es vielleicht ein wenig leserfreundlicher, den Vorfall nicht rückblickend zu schildern.

Was Mozart bestrifft: huch, ich staune, wie streng Leser einen doch so kontrollieren! ;)

Ja, ich habe da ein bisschen die Daten geschoben, aber eigentlich wird das erst in einer späteren Szene aktuell, wenn ein Prota erzählt, Mozart in Prag gesehen zu haben. Auch wenn er nicht mehr dort lebte, konnte doch ein Straßensänger vor dem Opernhaus seine Arien singen. :gruebel: Oder verstehe ich dich falsch.?

Ansonsten freut es mich, dass dir das Buch gefällt, und bin gespannt, was die Anderen sagen werden.

Viele Grüße

Tereza
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kawa
Beitrag 01.Oct.2008 - 18:29
Beitrag #4


Blau, weil Ströse.
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QUOTE (Tereza @ 01.Oct.2008 - 17:27)
Allerdings hat sich mal eine Leserin beschwert, sie fände den häufigen Wechsel zwischen Präsens und Imperfekt am Anfang störend

Ich muss gestehen, dass mich das auch genervt hat. :roetel:

Die Erzählform des Tagebuchs zu wählen, fand ich spannend, weil man doch das Gefühl hat, viel näher am Geschehen zu sein. ;) Allerdings stolperte ich über den Perspektivenwechsel auf Noas Sicht. Damit tat ich mich anfangs sehr schwer, und ich habe ziemlich lange gebraucht, um einzusehen, dass Noa Zugang zu Informationen hat, die Natalja fehlen, für den Verlauf der Handlung aber wichtig sind. Und natürlich ist es auch spannend, die Sicht der Sklaven zu erleben. :)

Sprachlich ist es angenehm zu lesen, da gebe ich regenbogen recht, auch wenn ich über so manchem grammatikalischen Schnitzer zusammengezuckt bin. Z.Bsp. ist der Plural zu (Schiffs-)Mast nicht "Mäste" (S.98), sondern "Masten" oder "Maste", und die Vergleichspartiekl ist "als" und nicht "denn". (Achtet die Lektorin auf so was nicht? :gruebel: )

Interessant fand ich, wie sich das langsame Erzähltempo des Anfangs so ganz allmählich beschleunigte. Ich habe das Buch gestern abend fertiggelesen und fand es gegen Ende immer schwieriger, die Lektüre zu unterbrechen. :D Aber ich will jetzt nicht vorgreifen.

Das mit Mozart ist mir natürlich nicht aufgefallen. Ich bin da nicht so bewandert und gehe davon aus, dass ein Roman, der historisch daherkommt, auch sorgfältig recherchiert ist. Deswegen war ich recht dankbar, dass Tereza im Nachwort die kleinen Zeitbeben benannt und erklärt hat. :)
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Tereza
Beitrag 01.Oct.2008 - 19:41
Beitrag #5


Gemüseputzi
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QUOTE (kawa @ 01.Oct.2008 - 18:29)

Sprachlich ist es angenehm zu lesen, da gebe ich regenbogen recht, auch wenn ich über so manchem grammatikalischen Schnitzer zusammengezuckt bin. Z.Bsp. ist der Plural zu (Schiffs-)Mast nicht "Mäste" (S.98), sondern "Masten" oder "Maste", und die Vergleichspartiekl ist "als" und nicht "denn". (Achtet die Lektorin auf so was nicht? :gruebel: )



Hallo Kawa,

bei den Schiffsmasten liegst du richtig - das hatte ich überlesen. "Denn" ist nach meinem Sprachgefühl ein eher veralteter, aber nicht völlig falscher Vergleichspartikel. Ich habe ihn manchmal verwendet, um Wiederholungen von "als" zu vermeiden. Da die Geschichte im 18. Jahrhundert spielt, schien mir ein mitunter nostalgischer Sprachstil durchaus angebracht. Die Lektorin schien das ähnlich zu empfinden, denn sie hat sich nicht daran gestört.

Lektoren achten natürlich auf Fehler. Aber auch sie sind nur Menschen und manchmal übersehen sie etwas.

Viele Grüße

Tereza
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Pumba
Beitrag 01.Oct.2008 - 19:42
Beitrag #6


Naschkatze
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QUOTE (kawa @ 01.Oct.2008 - 19:29)

Die Erzählform des Tagebuchs zu wählen, fand ich spannend, weil man doch das Gefühl hat, viel näher am Geschehen zu sein. ;) Allerdings stolperte ich über den Perspektivenwechsel auf Noas Sicht. Damit tat ich mich anfangs sehr schwer, und ich habe ziemlich lange gebraucht, um einzusehen, dass Noa Zugang zu Informationen hat, die Natalja fehlen, für den Verlauf der Handlung aber wichtig sind. Und natürlich ist es auch spannend, die Sicht der Sklaven zu erleben. :)


Auch mich hat der Tagebuchstil zunächst irritiert. Tatsächlich trägt dies aber zur Spannung des Buches bei, da bestimmte Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und interpretiert werden.
Die grammatikalischen Fehler sind mir nicht bewußt aufgefallen. Offenbar bin ich da nicht so empfindlich.

Mir ist aufgefallen, dass die Marie Luise der Natalja zu Marylouise bei Noa wird. Hat dies eine tiefere Bedeutung? Es hat mich leicht irritiert, da ich den Grund für die unterschiedlichen Schreibweisen nicht erkennen kann.

Ich finde das Buch liest sich wirklich recht gut. Nach ca. 40 Seiten oder nach 2 Perspektivenwechseln wird einem der Schreibstil schnell vertraut. Die Spannung wächst von Seite zu Seite. Ich bin jetzt auf Seite 250 und freue mich auf ein spannendes Finale (ich verrate hier nix darüber :P )


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Tereza
Beitrag 01.Oct.2008 - 19:53
Beitrag #7


Gemüseputzi
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QUOTE (kawa @ 01.Oct.2008 - 18:29)

Das mit Mozart ist mir natürlich nicht aufgefallen. Ich bin da nicht so bewandert und gehe davon aus, dass ein Roman, der historisch daherkommt, auch sorgfältig recherchiert ist. Deswegen war ich recht dankbar, dass Tereza im Nachwort die kleinen Zeitbeben benannt und erklärt hat. :)

Ähem, bei historischen Romanen ist da schon ein bisschen Vorsicht angebracht. Sie sind keine Fachbücher, sondern Fiktion. Manche Autoren wie z.B. Kai Meyer gehen sehr freizügig mit historischen Fakten um, schaffen eher eine Fantasy-Welt vor historischer Kulisse. Das heisst aber nicht, dass sie nicht recherchieren, sie nehmen sich diese Freiheit ganz bewusst. Auch wer sich bemüht, auf dem Boden der überlieferten Tatsachen zu bleiben, kann hier und da Fehler machen. Manche Dinge müssen Autoren sich ausdenken, da es dazu keine Infos gibt. Oder die Infos sind widersprüchlich, je nach Meinung des Historikers. Gelegentlich wird eben auch ein bisschen was geändert, um eine bessere Story zu haben, denn man/frau will seine Leser ja nicht belehren, sondern vor allem unterhalten. Hier bietet sich eben ein Nachwort zur Erklärung an.

Das nur so als allgemeine Anmerkung zum Thema HR.

Schönen Abend noch!

Tereza
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Tereza
Beitrag 01.Oct.2008 - 20:01
Beitrag #8


Gemüseputzi
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QUOTE (Pumba @ 01.Oct.2008 - 19:42)

Mir ist aufgefallen, dass die Marie Luise der Natalja zu Marylouise bei Noa wird. Hat dies eine tiefere Bedeutung? Es hat mich leicht irritiert, da ich den Grund für die unterschiedlichen Schreibweisen nicht erkennen kann.


Nochmals hallo,

also das hat einen Grund. Natalja kann sehr gut deutsch und verwendet den deutschen Namen, denn so hat sie ihre Freundin kennen gelernt. Noa spricht nur englisch, daher verwendet er die englische Version dieses Namens.

Viele Grüße

Tereza
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kawa
Beitrag 01.Oct.2008 - 21:01
Beitrag #9


Blau, weil Ströse.
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QUOTE (Tereza @ 01.Oct.2008 - 20:41)
"Denn" ist nach meinem Sprachgefühl ein eher veralteter, aber nicht völlig falscher Vergleichspartikel.

Das kann sein, ja. :gruebel:

QUOTE (Tereza @ 01.Oct.2008 - 20:53)
Ähem, bei historischen Romanen ist da schon ein bisschen Vorsicht angebracht. Sie sind keine Fachbücher, sondern Fiktion.

Das ist mir schon klar ;), und ich will ja auch den AutorInnen das Recht auf künstlerische Freiheit nicht nehmen. :blumen: Ich lasse mich nur gerne von einem historischen Rahmen "einlullen" und falle auf das, was "Fakten" sein könnten, herein. :roetel: Deswegen bin ich ja auch dankbar, wenn dann im Nachwort steht, wo die Historie eine Pirouette gemacht hat. Geschichtsunterricht für Dummies, sozusagen. :D
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Marsali
Beitrag 01.Oct.2008 - 22:11
Beitrag #10


Satansbraten
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Hallo miteinander!

Huch, ich dachte, wir fangen heute zu lesen an. Okay, heute ist gleich vorbei und ich bin auf der ersten Seite.... ich besser mich, versprochen!

Ich freu mich jedenfalls über das Thema und die Zeit und bin gespannt.


Grundsätzlich kann ich sagen, dass Romane deutscher Autoren teilweise schwieriger zu lesen sind als Übersetzungen, was ich aber auf die Übersetzer zurück führe. Ist ja ein bisschen wie die Synchronisation beim Film....


Also, ich leg dann mal los!
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Lucia Brown
Beitrag 01.Oct.2008 - 22:44
Beitrag #11


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Ich suche das Fachwort für die Verschiebungen der Chronologien. Sie sind doch auch im Film ein sehr beliebtes, will mal sagen, künstlerisches Mittel.

Auch ich hatte mit dem häufigen Wechsel zwischen Präsens und Imperfekt am Anfang Probleme. Wird wohl noch eine Weile dauern. Vor allem, weil ich nach einer langen Zeit Lesepause, endlich mal wieder lese. Und wie es den Anschein hat, sind hier Leseprofies am Werk. B)

In Natalja habe ich mich sofort verliebt. Jedenfalls ist es spannend und erweckt Neugier in mir. So soll es sein.

Der Beitrag wurde von Lucia Brown bearbeitet: 01.Oct.2008 - 22:46
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regenbogen
Beitrag 01.Oct.2008 - 23:02
Beitrag #12


a.D.
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Das mit dem häufigen Wechsel zwischen Präsens und Imperfekt ist mir überhaupt nicht aufgefallen. (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif)

"denn" beim Vergleich mag ich sehr gerne. Es klingt ein bisschen antiquiert, aber ich mag das. In der modernen Sprache (und selbst da ist es vermutlich nicht ganz "üblich") kenne ich es eigentlich nur, um ein doppeltes "als" zu vermeiden - "sie war als Sängerin erfolgreicher denn als Schauspielerin".

Ich mach mal ein bisschen mit meinen Notizen weiter...

Es gefällt mir, dass die Perspektive wechselt, und ich rätsle erst einmal ein bisschen, wer das jetzt ist, der da erzählt. Eigentlich gefällt es mir nicht so, wenn ein Autor den Leser bewusst im Dunkeln lässt, aber hier finde ich es ganz schön, nach weiteren Andeutungen zu suchen. Auf S. 19 sagt Noa z.B. "habe Gefallen am Schreiben gefunden" - da frage ich mich schon mal, wer dieser Erzähler ist, dass er a. überhaupt schreiben und b. sich so gewählt ausdrücken kann.


@Tereza, waren die beiden Perspektiven von Anfang an so geplant, oder hat sich das erst im Laufe des Schreibens ergeben? War es klar, dass es diese beiden Perspektiven sein mussten, oder hast du auch überlegt, aus Sadies Sicht zu schreiben (vielleicht dann nicht als Tagebuch, sondern als Erzählung oder wie auch immer)?

Das hier ist ja wohl nur noch toll (S. 21):
"Ich habe allmählich begriffen, dass es sich weitaus besser lebt, wenn man anderen Menschen die Gelegenheit gibt, manchmal nett zu einem zu sein."
Hätte Noa das hier im Forum geschrieben, wäre er bestimmt für die Aphorissima nominiert worden!

Auf S. 22 wüsste ich gerne, von welchen Büchern Noa es hat, vor allem das über das arme Mädchen, "das sich weigert, die Geliebte eines reichen Mannes zu werden, und schließlich von diesem geheiratet wird" (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) @Tereza, das gibt's doch sicher wirklich?
Der "gewisse Milton" ist jedenfalls "Paradise lost"...
auf Deutsch: "Das verlorene Paradies" von John Milton

Und auf S. 23 fand ich den letzten Satz klasse - schönes Bild, wie beim Schreiben die Gedanken aus allen Richtungen herbeikommen wie die Leute auf den Marktplatz, wenn neue Ware eingetroffen ist. (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif)
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blaustrumpf
Beitrag 02.Oct.2008 - 09:20
Beitrag #13


Ich will Durchblick! Darum ist meine Brille von MrsM!
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Also. Spannend geht das los!
Das ominöse "denn" hat mich übrigens entzückt ob seines Auftauchens.
;)
Ich mag solche Wörter, die ein bisschen aus dem heutigen Wortsalat herausragen.

Was ich dagegen nicht so gerne mochte, war das Hin und Her mit den Zeiten. Ich bin gespannt, ob ich mich noch daran gewöhnen werde.

Und wenn ich schon beim Maulen bin: Ganz glücklich bin ich auch nicht, dass sich das Bier mit der Tinte "zu fein geschwungenen Mustern" vermischt. Ich spüre, dass mir da etwas beschrieben werden soll, aber ich sehe diese Muster eben nicht. Vielleicht, weil ich bei "Muster" an Druck- oder Webmuster denke, also an etwas Zweidimensionales. Weder die Bewegung noch die Dreidimensionalität der Matscherei ist mir da eingefangen. Schön hingegen finde ich, dass die Malerin dann auch sofort die neue Farbe wahrnimmt - warum beschreibt sie das eigentlich nicht? Das gelbbraune Bier, in dem die Tinte dunkle Schlieren (aha! die Muster) bildet, das wäre auch etwas, oder die dunkle Tinte, die sich am Rand des Biers allmählich aufhellt? Dass sich das so schnell nicht zu einer einzigen Flüssigkeit mengt, liegt doch wohl an unterschiedlicher Viskosität. Aber das wird nun eindeutig zu technisch. Dass ich mich beim Lesen damit beschäftige, statt die Geschichte zu verfolgen, liegt meiner Meinung nach an diesen "Mustern". Wenn das Wort nicht "sitzt", bleibt ein Spalt in der Geschichte offen, durch den ich entwischen kann. Und das ist ja nicht der Sinn der Sache.

Zum Glück geht es ja spannend weiter. Ich will wissen, was bei Marieluise passiert, warum ihr Mann so komisch ist, was sie so verändert hat - dabei sind das Nebenfiguren. Das finde ich klasse, dass die nicht einfach nur Staffage sind. Über das Marylouise bin ich auch zunächst gestolpert, aber es war mir dann sehr schnell klar, dass in diesem Haushalt Marieluise so wenig respektiert wird, dass das allererste was sie verliert, die vertraute Aussprache ihres Namens ist. Als Detail finde ich das hinreißend. Und sehr genau beobachtet. Kompliment!

Und heute Abend lese ich weiter.

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Oldie
Beitrag 02.Oct.2008 - 14:23
Beitrag #14


multifunktionales Blond(s)chen
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Ganz bin ich durch den ersten Teil noch nicht durch ;)
Einige Dinge sind mir aber schon aufgefallen.
Im Gegensatz zu einigen anderen, machte mir die Tagebuchform aus verschiedenen Perspektiven Mühe.
Vielleicht liegt es daran, dass die erzählende Figur im 2. Kapitel erst so spät einen Namen erhielt.

Manche Bilder, da erging es mir wie blaustrumpf, lassen zu viele Lücken oder empfinde ich als nicht so treffend (Bsp. S.25 "Ziegelsteinturm")

Etwas verwirrt hat mich S. 52, Noa berichtet von den Kleidern. Er hat den Namen eines "seltsamen Dings" vergessen. In meinen Gehirnwindungen stöberte ich nach dem Begriff, kam auf die Krinoline.
Die war aber, außer in Spanien, seit dem 17. Jahrhundert außer Mode.
S. 60 erinnert sich Noa entweder wieder an den Begriff, nämlich "Korsett", das verbreitert aber die Hüften nicht :D
( jedenfalls nicht das Korsett, das die feinen Damen des 17./18. Jahrhunderts trugen ;) )

Gestolpert bin ich auch über die Stelle, als Natalja die Bilder davon flogen und ich mir überlegte, ob sie wohl ihren halben Hausstand von London zu den Cavendars geschleppt haben mag.

Ach ja und noch eine Frage, Tereza: Eine berufstätige, selbstständige Frau 1787? Gab es das wirklich? Erstaunte mich sehr.

Der Beitrag wurde von Oldie bearbeitet: 02.Oct.2008 - 14:23
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Lucia Brown
Beitrag 02.Oct.2008 - 15:02
Beitrag #15


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Jetzt muß ich schon noch mal nachfragen. Oben steht, dass wir ab 1. Oktober anfangen und dann bis S. 102 lesen. Also ich bin gerade mal auf Seite 25 und konnte daher nur wenige Eindrücke sammeln, die ich hier noch gar nicht besprechen könnte.

Bis wann sollten denn die 102 gelesen sein?
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blaustrumpf
Beitrag 02.Oct.2008 - 15:15
Beitrag #16


Ich will Durchblick! Darum ist meine Brille von MrsM!
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Hallo, Lucia,

das Forum hat ja ein langes Gedächtnis ... ;)
Lies halt in Deinem Tempo und schreib dann - und falls Dir Fragen kommen sollten, sind die zu dem Zeitpunkt auch vielleicht noch nicht alle bereits beantwortet. Du müsstest allerdings, wenn Du nicht vorher wissen willst, wie es weitergeht oder gar endet, vermeiden, in die weiterführenden Threads zu schauen.

Klick doch einfach mal in das Leserunde-Forum zu Sandra Wöhes "Giraffe im Nadelöhr", da gab es auch schnellere und nicht ganz so schnelle Leserinnen.

:troest:
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Sandra Wöhe
Beitrag 02.Oct.2008 - 15:20
Beitrag #17


Gut durch
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QUOTE (Lucia Brown @ 02.Oct.2008 - 15:02)
(...) Bis wann sollten denn die 102 gelesen sein?

Ich bin auch nicht so schnell, werde mich später einklinken.

Sandra
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Lucia Brown
Beitrag 02.Oct.2008 - 15:40
Beitrag #18


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@ blaustrumpf

Danke für deine Tipps.
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Tereza
Beitrag 02.Oct.2008 - 16:48
Beitrag #19


Gemüseputzi
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Wer der jeweilige Erzähler ist, sollte eigentlich klar sein, denn sie wechseln sich immer gegenseitig ab. Bei Natalja steht immer ein Datum am Anfang. Noas Text kommt im Anschluß, sobald ein neuer Abschnitt auf einer neuen Seite beginnt. Es müsste sich auch aus dem Inhalt ziemlich schnell ergeben, wer da gerade erzählt.

Die Frage, ob es glaubwürdig ist, dass Noa sich so gewählt ausdrückt, kam schon öfter. Ich habe auch schon eine PN erhalten, die in diese Richtung geht.

Grundsätzlich ist die Sprache in historischen Romanen immer ein bisschen ein Problem, denn es soll ja einigermaßen authentisch, aber für moderne Leute noch lesbar sein. Bei Natalja war es einfach. Sie sollte kultiviert und geistreich klingen.
Bei dem jamaikanischen Sschwarzen hatte ich ein größeres Problem und habe lange herumgerätselt, wie ich das anstelle. Es gab damals schon das Patois, einen Art Slang in Jamaika. Den hätte ein Sklave, der dort geboren und aufgewachsen war, gesprochen. Auf englisch könnte man das mit einschlägiger Hilfe wiedergeben, aber auf deutsch? Sollte er wie ein Ausländer klingen, holprig und mit Grammatikfehlern? Wie Erkan und Stefan? (dies bitte nicht bierernst nehmen (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) )

Eine einfache, mit Fehlern behaftete Sprache wäre wohl glaubwürdig gewesen, aber der Schwarze sollte die Hälfte der Geschichte erzählen, und das gebrochen und fehlerhaft? Ich denke, es hätte bei der Lektüre viele Leute gestört.

Also machte ich aus meinem Sklaven einen hochbegabten, intellektuell ambitionierten Jungen, der bewusst versucht, wie ein weißer Herr reden und schreiben zu können. Als Hausdiener sitzt er ja an der Quelle, er kann heimlich Bücher lesen und lauschen, wie vornehme Herrschaften miteinander plaudern.
Er sollte nicht ganz so gewählt klingen wie Natalja, und ich habe mich bemüht, seine völlig andere Perspektive und seinen Hintergrund mit einfließen zu lassen.

Sadie konnte nicht selbst erzählen, weil das ein Briefroman ist und sie nicht schreiben kann. Sie ist das Gegenstück zu Noa, hat keinerlei Interesse an der Kultur der Weißen. Bei ihr wäre es auch schwerer gewesen, auf Dauer ein angemessene Sprache zu finden. Zwar ist auch sie Hausdienerin und daher mit dem Englisch der Weißen vertraut, aber sie hätte nicht so gewandt formulieren können wie Noa.

Das Buch über den Aufstieg des tugendhaften Mädchens stammt von Samuel Richardson und heißt: "Pamela or Virtue Rewarded". Es gab eine Satire darauf von Fielding: "Shamela". Da ist die tugendhafte Maid ein berechnendes Luder.


Viele Grüße

Tereza
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Tereza
Beitrag 02.Oct.2008 - 16:55
Beitrag #20


Gemüseputzi
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QUOTE (blaustrumpf @ 02.Oct.2008 - 09:20)
Das gelbbraune Bier, in dem die Tinte dunkle Schlieren (aha! die Muster) bildet,



Lieber Blaustrumpf,

genau das meinte ich mit Mustern. Tut mit leid, dass dieses Bild dich nicht überzeugt hat. :unsure:

Viele Grüße

Tereza
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