Die Früchte ernten: Bedingungsloses Grundeinkommen!, Realistische Lösung, Utopie oder Unsinn? |
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Die Früchte ernten: Bedingungsloses Grundeinkommen!, Realistische Lösung, Utopie oder Unsinn? |
21.Jan.2009 - 22:54
Beitrag
#1
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
Werte Gemeinde,
mich, als Verfechterin des bedingungslosen Grundeinkommens, interessiert Eure Meinungen zu diesem zukunftsorientierten Modell. Ich selbst bin aufgrund eines Interviews mit dem Gründer von dm drogeriemarkt Götz Werner im DLF auf das Thema gestossen. Was ist das überhaupt? Stellt Euch vor - so könnte eine Version des Modells aussehen: Jede/r bekommt einen Betrag von geschätzten 800,- ausgezahlt, ohne Bedürftigkeitsprüfungen, ohne andere Bedingungen. Keine Rente, kein ALG I, kein ALG II, kein Sozialgeld; dementsprechend keine Abzüge auf den Bruttolohn für deren Versicherungen. Weiter wird nicht mehr das Einkommen besteuert, sondern der Konsum. Durch eine Konsumsteuer können Produkte nach ihrem Wert besteuert werden, eine Flasche Champagner spült demnach mehr Geld in die Staatskasse als eine Flasche Bier. Menschen, die sogenannte Luxusgüter kaufen, unterstützen den Staat, die Gemeinschaft, stärker als derjenige, welcher einfachere Waren kauft, unabhängig von seinem realen Einkommen. Der Lohn wird also zum reinen Nettolohn. Von diesem wird allerdings eine negative Einkommenssteuer erhoben, Bürgerinnen mit höherem Einkommen zahlen das Grundeinkommen quasi wieder zurück. Ein kurzer Abriß, aber hier gibt es mehr Infos: Zum Thema Finanzierbarkeit Netzwerk Grundeinkommen - Einblicke in die Lobbyarbeit Die Seite von Götz Werner - bed. GE verständlich erklärt Warum habe ich den Beitrag mit "Die Früchte ernten" betitelt? Nun, deshalb: Seit Anbeginn der Menschheit ist diese darauf bedacht, ihr Leben einfacher zu gestalten. Ob es die Axt aus Stein war oder später die Bearbeitung von Metalllen, heute die der von Kunststoffen jeglicher Art, immer war das Ziel den Menschen die Arbeit zu erleichtern, um mehr freie Zeit zu erwirtschaften. Die Industrialisierung (Stichwort Fließband) ist der Höhepunkt dieser Entwicklung: In immer kürzerer Zeit, mit immer weniger Menschenkraft (Maschinen), immer mehr Produkte herstellen (stete Produktivitätserhöhung) war und ist die Prämisse. Ziel allen Fortschritts ist eine Zunahme von arbeitsfreier Zeit für den Menschen. Damit er sich beispielsweise der Muße hingeben kann oder der Philosophie oder dem zwischenmenschlichen Miteineinander oderoderoder. Was aber macht unsere Gesellschaft? Anstatt anzuerkennen, daß die klassische Erwerbsarbeit (Stichwort Vollbeschäftigung) zu einem Relikt geworden ist, wird an ihr festgehalten. Unsere Gesellschaft, das gesamte System fußt weiterhin auf der abhängigen Erwerbsarbeit. Sie hinkt ihrer Zeit hinterher. Dabei enstehen neue Probleme, vor allem das Versorgungsproblem der Alten. Während die kl. Erwerbsarbeit abnimmt, tauchen anderernorts neue Betätigungsfelder auf, wie zB. und insbesondere die Pflege. Die freien Kapazitäten, die der Mensch sich mühevoll erarbeitet hat, sollten dazu genutzt werden, neuen Problemen zu begegnen. Arbeit ist längst nicht mehr das, was es mal war - das ist kein Grund zur Trauermine, sondern so gewollt und so wie es ist, ist es progressiv! Das Grundeinkommen ist die Antwort auf die sich verändernde Arbeits - Gesellschaft. Zu diesem Argumentationsstrang gibt es einen sehr lesenswerten Artikel in der brandeins. Götz Werner führt in seinen Buch Einkommen für alle noch einen weiteren interessanten Argumentationsstrang an, den ich bei Interesse gerne noch darlegen kann. Natürlich gibt es viele Pros und Contras. Lasst uns diese doch zusammentragen! Ich bin gespannt auf Eure Meinungen! |
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21.Jan.2009 - 23:30
Beitrag
#2
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mensch. Gruppe: Members Beiträge: 6.498 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 |
Howdi,
ich lebe in einem Land voller Neider und Korinthen... ähm... Nachrechner. Im TV prügeln sich ehemalige und noch nie gewesene Promis um Viertelreistassen und Gemüse... In der Theorie mag ich die Vorstellung der beinahe kompletten Abschaffung der taschenrechner-traktierenden Behörden (was sicherlich befreundete Mernschen in der Steuerberatungsbranche nicht gut hießen, aber ich bin hier ja unter Pseudonym ;o) ). Auch jetzt "spült" schon eine Flasche Champagner mehr Mehrwertsteuer in die Staatskasse, als eine Flasche Bier. Eine Luxusarmbanduhr mehr als ein Plastechronograph aus dem Discounter. In der Praxis kann ich mir noch nicht vorstellen, dass dieses Land bereit dazu ist. Hartz IV-Organe traktieren Arbeitssuchende und verschicken sie quer durch die Republik, um dann (oder in anderen Fällen) mit genüsslichem Lächeln irgendwelche Mittel wegzustreichen. Ich kann's immer nicht fassen und hoffe und vertraue drauf, dass iuch nie in dieser Maschinerie lande. Diese Realität müsste (meines Erachtens) mit viel Energie verändert werden. Ich seh derzeit nicht, woher sie kommt und an welchen Punkten sie ansetzen müsste um ernsthaft Change (Yes we Can!) zu ermöglichen. So viele Blockierer und Blockiererinnen. Arbeit ist längst nicht mehr das, was es mal war - das ist kein Grund zur Trauermine, sondern so gewollt und so wie es ist, ist es progressiv! Das Grundeinkommen ist die Antwort auf die sich verändernde Arbeits - Gesellschaft. Hm... ich bin ja nun nicht sooo alt, aber was ist anders an der Arbeit als vor 100 Jahren oder 50? Arbeit dient ein bis vier Dingen: Gelderwerb, Selbstverwirklichung, Anerkennung, sozialer Aufstieg. Könnten auch ein paar mehr sein, ich bin ja keine wirtschaftswissenschaftlich ausgebildete Person. Ich hab jetzt nicht alle Quellen durchgearbeitet - wie würde das Modell mit Staatsbürgerschaft und Wohnsitz umgehen? Ein Land mit diesem Modell dürfte für ganz viele Menschen aus anderen Systemen attraktiv sein. Was wenn ein/e Deutsche/r sich aus dem hiesigen System körperlich verabschiedete? Was passiert in systemübergreifenden Beziehungen und Familien? Hm... Abendliche Grüße McLeod |
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22.Jan.2009 - 01:27
Beitrag
#3
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
Nur kurz, da schon sehr spät:
Das Ende der Arbeit (Neuauflage) von Jeremy Rifkin beschäftigt sich genau mit diesem Thema - mit dem Wandel der Bedeutung von Arbeit, den Folgen der Industrialisierung und wirtschaftlichen Abhängigkeiten. Sehr empfehlenswert. (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif) Interessantes Thema, nico. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) shark Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 22.Jan.2009 - 01:36 |
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22.Jan.2009 - 06:14
Beitrag
#4
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Schlaudegen. Gruppe: Members Beiträge: 4.102 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 71 |
Naja, diese "Arbeit wie wir sie kennen" ist ja mitnichten vorbei, sie hat sich nur geographisch verlagert.
Vermutlich wäre ein Grundeinkommen tatsächlich finanzierbar und würde sich als Kaufkraftsubvention auch lohnen, bzw. als Mittel, Geld im tatsächlichen Geldkreislauf zu halten statt es als Dividende auf ein Schweizer Stillstandskonto abwandern zu sehen. Ob es MACHbar ist, in diesem Land mit diesen Leuten, wurde ja weiter oben schon bezweifelt. Ich glaube es ehrlich gesagt auch nicht. Die Ideen und die Überlegungen die hinter einem solchen Schritt stehen muß man sich ja auch erst mal gemacht haben, und da kann sich Herr Werner eine Mentalität leisten die es in Deutschland in der Breite einfach nicht gibt, die sich hier nie entwickelt hat. Damit nicht gesagt daß es nicht viele gäbe die es toll fänden, 800 Euro zu bekommen, aber da vermute ich eher profane Gründe dahinter. Und wenn das ganze nicht durch klare Vorstellungen zum Zweck des ganzen getragen würde, dann würden sich vermutlich auch die negativen Szenarien der GE-Gegner nicht unerheblich bemerkbar machen - ein noch passiveres Verhältnis zum eigenen Leben; eine als unausweichlich akzeptierte Abhängigkeit von einem politiklosen Schmerbauch-Staat der kaum auf den quasi mitgeliferten Hebel verzichten wird, sich immer mehr rausnehmen kann und den man dann gegen Schweigegeld gewähren läßt; ein Graben zwischen "Nettozahlern" und "Schmarotzern"; das endgültige Ende auch nur ansatzweise konstruktiver Arbeitsmarktpolitik und so weiter. Aber die Idee, daß wir ob des monetären Segens alle kleine Innovationswutzen und Kreativmokel würden ist für Anhänger der reinen Zivilgesellschaft sicher charmant. |
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22.Jan.2009 - 07:26
Beitrag
#5
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Adiaphora Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 |
Hab' leider grad kaum Zeit (die Erwerbstätigkeit drängt (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) ... wollte darum nur kurz beitragen, dass es in Afrika einige Dörfer gibt, in denen Social Cash Transfer praktiziert wird:
Wo das Geld vom Himmel fällt Afrika traut sich ... und sagen, dass ich die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens gut und realisierbar finde. Auch mit den Menschen, die da sind. |
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22.Jan.2009 - 09:28
Beitrag
#6
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Gut durch Gruppe: Validating Beiträge: 1.332 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.620 |
in der letzen zeit gab es in der wochenzeitschrift freitag eine debatte zu dem thema, unter anderem http://www.freitag.de/2009/02/09020601.php
ich habe das mit interesse verfolgt, bin einerseits grundsätzlich dafür, gebe andererseits zu bedenken, das beispielsweise die 800 euro ja nicht zum überleben reichen, jedenfalls nicht lebenslang (oder hängen wir den brotkorb jetzt so hoch?) - es ist ja durchaus daran gedacht, das menschen zuverdienen - und da geht das problem los.... weil die bezieherinnen von grundeinkommen dann unter umständen die löhne drücken.... was aber mal auf jeden fall ein ziel sein könnte, ist, diese hartz IV geschichte, die unendlich großen verwaltungsaufwand bedeutet und nicht das bringt, was sie bringen sollte (ganz abgesehen davon, ob ich gut finde, was damit bezweckt war) erheblich zu vereinfachen |
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22.Jan.2009 - 09:51
Beitrag
#7
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mensch. Gruppe: Members Beiträge: 6.498 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 |
Hab' leider grad kaum Zeit (die Erwerbstätigkeit drängt (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) ... wollte darum nur kurz [...] ... und sagen, dass ich die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens gut und realisierbar finde. Auch mit den Menschen, die da sind. Also mein persönlicher Pessimismus erahnt Menschen, die am jetzigen System festhalten und es manifestieren und behalten möchten. Irgendjemand muss doch seinen oder ihren Nutzen daraus ziehen, dass arbeitssuchende Hartz IV-Beziehende schnellstmöglich in der Spirale "Sie dürfen arbeiten, aber verdienen Sie bloß nicht zuviel, sonst müssen wir Ihnen was wegnehmen" landen und am Ende lieber Ehrenamtler/innen werden und damit Arbeitsplätze für 435 Euro kompensieren. So weit weg von 1€-Jobs und Hartz IV sind 800 Euro Grundeinkommen ja nun nicht. Irgendjemand hängt da sehr am geschaffenen Regeldschungel-Bestand. Und dafür sehe ich Energiebedarf. In einem Land, das großflächig wenig Energie für "Gesellschaft" und "Miteinander" aufbringt. (Natürlich auch nur meine persönliche und enttäuschte Wahrnehmung.) @shark: Danke für den Link. Der Buchbeschreibung konnte ich entnehmen, dass es um ein Phänomen geht, dass ich sogar schon selbst ab und zu durchdacht habe. Sicherlich nicht auf dem intellektuellen Niveau des Verfassers und die in dieser Viel-Seitigkeit (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Nun ist es so, dass ich Kartoffelanbau schon seit langem nicht mehr in meiner Familie erlebe. Ehrlich gesagt hab ich es persönlich nie erlebt. Wir sind und waren alle Lohnarbeiter/innen und Dienstleistende. Ich glaube zwar nicht, dass das Informationszeitalter die Lohnarbeit abschaffen wird (es sei denn die Menschen führen das bedingungslose Einkommen ein) - aber ich sehe schon die Notwendigkeit, es großflächiger wie Volkswagen zu machen: gutes Geld bei einer paarunddreißig-Stundenwoche. Dort ist tatsächlich das Versprechen der Industrialisierung, dass Maschinen uns die Arbeit erleichtern (verkürzen) und uns zu Reichtum (oder zumindest guter Entlohnung) verhelfen, eingelöst worden. Gleichzeitig stelle ich (persönlich / subjektiv / empirisch) fest, dass selbst die objektiv guten Arbeitsbedingungen bei VW nicht automatisch glückliche Menschen hervorbringen. Die Kultur des Miteinanders wäre noch etwas, das zwischen den Maschinen und Bändern zu fördern wäre... Was mich wieder zurück bringt zur Frage (die ich bislang noch nicht ausdrücklich gestellt habe): reicht es das System zu verändern, um das Miteinander fruchtbarer und menschlicher zu machen? Oder ist der derzeitige Zustand auch einfach nur menschlich und ich bin eine Frau mit zu hohen Ansprüchen? Wenn ich es richtig verstanden habe, zielt auch das bedingungslose Grundeinkommen letztlich auf die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen? Würde das Abschaffen von Hartz IV-Kontrolleuren dafür sorgen, dass sie sich respektvoller verhalten und dass sie einem Zeitvertreib oder einer freiwilligen Arbeit nachgehen, in der sie mit Menschen anders umgehen? Würde RTL dann Sendungen produzieren, die nicht nur deswegen gesehen werden, weil sie unsere niederen Instinkte der römischen Belustigung und des Voyeurismus bedienen, sondern die edlere Gefühle in uns provozieren? Sind wir bereit für Paradigmenwechsel? Wer sagt denn hier aus voller Brust "yes we can" und bekommt eine multimillionenfache Resonanz? Gibt es im neuen System noch Leader und Nachfolgende? Kommunistische Ideen lassen sich im kleinen Rahmen ja auch ganz nett umsetzen, oder freie Busfahrten für Stadtbewohner in belgischen Kleinstädten, bürgersteig- und schilderfreie Verkehrszonen in deutschen Kleinstädten, es gab sogar mal eine Gruppe (vielleicht gibt es sie noch), die die Ideen von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard ohne Repression und Geldbeutelschneiderei zum Wohle aller Beteiligten verfolgte. Im derzeitigen Globalismus liegen die Fäden meiner Wahrnehmung nach in den Händen von Menschen, die nicht bereit sind, loszulassen oder etwas in Richtung bedingungsloses Einkommen zu verändern. Und mir persönlich fehlt jemand, dem oder der ich das zutraue. Vielleicht, weil ich es mir selbst nicht zutraue. Vielleicht bin ich so kleinkariert und altbacken, weil ich mich gerade im derzeitigen System positioniert habe und es so mühsam fand, ergo einen großen Erfolg einfach ins Schächtelchen zu legen hätte. Ich bin ja auch nur ein Mensch. Und wenn schon ich noch nicht bereit bin (halte ich mich doch für insgesamt progressiv und etwas über dem Durchschnitt Mainstream-kritisch), wo kommen dann die Menschen her, die die Welt für Zauderer wie mich zum Guten verändern? Göttin... ich glaub ich war noch nie so pessimistisch, wie hier und gerade jetzt. McLeod, nachdenklich |
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22.Jan.2009 - 19:07
Beitrag
#8
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verboden vrucht Gruppe: Members Beiträge: 2.903 Userin seit: 16.07.2005 Userinnen-Nr.: 1.862 |
Hab' leider grad kaum Zeit (die Erwerbstätigkeit drängt (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) ... wollte darum nur ... ... sagen, dass ich die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens gut und realisierbar finde. Auch mit den Menschen, die da sind. Dem schließe ich mich, inmitten von ganz viel Arbeit, mal eben auf die Schnelle an ... (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) |
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22.Jan.2009 - 20:16
Beitrag
#9
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
@all, schön, so viel Resonanz!
@shark, dTaM, pefferkorn, Danke für die links. Aber die Idee, daß wir ob des monetären Segens alle kleine Innovationswutzen und Kreativmokel würden ist für Anhänger der reinen Zivilgesellschaft sicher charmant. Befürworter rechnen tatsächlich mit einem Anstieg an Neugründungen, neuen Ideen und generell neuer Tatkraft (Stichwort Ehrenamt). Gerade Menschen, die bisher aus unterschiedlichsten Gründen nicht gearbeitet haben, sind mit dem b.G. sozial abgesichert und haben den Kopf für andere Dinge frei. Das würde Deiner Einschätzung, sägefisch, widersprächen, wenn Du eine Zunahme an ohnmächtigen, nichtstuenden Menschen befürchtest. Die wird es im übrigen immer geben. |
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22.Jan.2009 - 20:49
Beitrag
#10
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
Im derzeitigen Globalismus liegen die Fäden meiner Wahrnehmung nach in den Händen von Menschen, die nicht bereit sind, loszulassen oder etwas in Richtung bedingungsloses Einkommen zu verändern. Da liegt die Crux! Denn was losgelassen werden muss, ist ein Arbeitsethos, der uns die Erwerbsarbeit so hochschätzen läßt. Du hattest ja schon Arbeit gleichgesetzt mit "Selbstverwirklichung, Anerkennung, sozialer Aufstieg". Aber: das wurde nur nachträglich draufgelegt. Der berühmte Soziologe Max Weber hat in seinem Werk Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus einen Ethos ausgemacht, der im Zuge der Reformation, später im Laufe der Industrialisierung die Arbeit als Heilsbringer für die Zeit auf Erden entwickelt wurde. Arbeit wurde gleichgesetzt mit Anerkennung und sozialen Aufstieg, der ein vorgeschobener Aufstieg in den Himmel gleichen sollte. Unsere westliche Gesellschaften sind nach Weber - und das behauptete er schon vor 100 Jahren - durchdrungen von einem protestantischem Geist, der uns das (kapitialistische) Anhäufen von (monetären) Gütern durch Arbeit, Fleiß und Tugend so hochschätzen lässt. Der Grund war u.a. die Mobilsierung von Arbeitskräften. Man denke nur an die Zeit, in der die ersten Eisenbahnstrecken in den Staaten gebaut wurden. Hm, das war jetzt ziemlich verkürzt - das Buch läßt sich aber leicht und schnell lesen und öffnet einer die Augen, warum wir immer noch an unserem Regelsystem festhalten. Deshalb ist auch nicht die Frage der Menschlichkeit relevant, sondern was wir verpassen, wenn wir nicht auf die Zeichen der Zeit achten. |
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22.Jan.2009 - 23:55
Beitrag
#11
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Adiaphora Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 |
Hm. Vielleicht arbeite ich nur zu gern ... freiwillig. Ohne Druck arbeite ich konzentriert und auf das Wesentliche focussiert. Ich darf fragen, lernen, Fehler machen, mich austesten, besser werden. Motivation und Erfolg begünstigen sich gegenseitig und schaffen einen Mehrwert: Befriedigung.
Unter Druck, unter Über- oder Unterforderung, ausgebrannt und hingeschleppt, von Existenzangst getrieben nutze ich weder mir noch meinen Kollegen oder Vorgesetzten. Ich glaube nicht, dass ich damit ein Sonderfall bin. Vor ein paar Tagen sagte eine Schulleiterin im TV: "Lernen ist die Neugier des Menschen auf sich selbst". Ich finde es wichtig, dass vor allem junge Menschen wieder die Chance bekommen in diesem Sinne zu lernen, statt schon zu Schulzeiten unter Burn-Out-Erscheinungen zu leiden. Das bedingungslose Grundeinkommen stünde ja auch Kindern zu. Wäre somit auch eine Chance für einen besseren, kompetenteren und gesünderen Start ins Arbeitsleben. |
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23.Jan.2009 - 01:39
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#12
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"Jeck op Sticker" Gruppe: Members Beiträge: 14.609 Userin seit: 18.10.2008 Userinnen-Nr.: 6.317 |
so ein grundeinkommen wäre schon eine feine sache, aber ich weiss nicht, wie man es realisieren könnte.
ich überlege mir ja regelmäßig, wie ich das geld ausgeben würde, wenn ich schon mal so höre, wie hoch der jackpot beim lotto ist. ansonsten habe ich mich schon 4x selbstständig gemacht, 2 stiftungen gegründet, 2 häuser und 3 wohnungen gekauft, eine kreuzfahrt gemacht .... und das geld wurde einfach nicht aufgebraucht. lach. also, vielleicht liegt das ja an meinen kleinbürgerlichen genen, aber komplett aufhören zu arbeiten war bis jetzt noch dabei. höchstens mal längere auszeiten nehmen. aber ich würde unabhängig davon mal wissen, wie es sich anfühlen würde, arbeiten zu gehen ohne arbeiten gehen zu müssen. das muss eine ganz tolle erfahrung sein. aber nur von 800,- € kann ich nicht leben. das reicht ja fast gerade für unsere wohnung. |
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23.Jan.2009 - 17:25
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#13
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
Naja, es ist ja nicht dazu gedacht, dass 82 mio. Bürgerinnen und Bürger dieses Landes plötzlich aufhören würden zu arbeiten.
Nochmal kurz zu pfefferkorns Bemerkung, dass das b. G. die Löhne drücken könnte. Es wird eher das Gegenteil erwartet; wenn weniger Leute in klassischen (meint bestehenden) Arbeitssektoren arbeiten (Zunahme von Teilzeitarbeit), dann wird auch wieder der Faktor Arbeit teurer, denn auch die Löhne unterliegen der Angebot und Nachfrage. Hier nachzulesen (Seite 5): Ist das Grundeinkommen eine Lohnsubvention für Unternehmen? |
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23.Jan.2009 - 21:48
Beitrag
#14
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Schlaudegen. Gruppe: Members Beiträge: 4.102 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 71 |
Befürworter rechnen tatsächlich mit einem Anstieg an Neugründungen, neuen Ideen und generell neuer Tatkraft (Stichwort Ehrenamt). Gerade Menschen, die bisher aus unterschiedlichsten Gründen nicht gearbeitet haben, sind mit dem b.G. sozial abgesichert und haben den Kopf für andere Dinge frei. Das würde Deiner Einschätzung, sägefisch, widersprächen, wenn Du eine Zunahme an ohnmächtigen, nichtstuenden Menschen befürchtest. Die wird es im übrigen immer geben. Natürlich rechnen Befürworter damit. Dafür sind sie ja Befürworter. Aber Meinungen sind billig in der Haltung. Meinetwegen sogar meine. Meine Einschätzung ist im übrigen erstens mitnichten so einseitig. Ich sehe den helfenden Aspekt eines Grundeinkommens und ich weiß sehr genau wie wichtig niedrigschwellige Hilfen für viele Menschen wären. Aber ich glaube daran, daß Dinge zu der einen oder anderen Seite überhängen können, je nachdem auf welchen Nährboden sie treffen. Und zweitens sieht jeder diese Dinge aus seiner Perspektive. Wer sich in Kreisen bewegt die auf Muße und Kreativanspruch setzen, und noch in der tiefsten Unbedeutung auf unbedingten volkswirtschaftlichen Eigenwert pochen (eventuell ja aufgrund des Selbstverständnisses einer durchaus wohlstandsgeprägten Herkunft?), wird die Möglichkeiten sehen die sich mit einem staatlich gewährten Sockelbetrag realisieren lassen. Wer mit staatlich gewährter Existenzsicherung geboren wurde (so wie ich) ist in manchen Fällen froh, genau davon weg zu sein und hat möglicherweise eine gewisse Skepsis ob denn Dinge die nur mit Subventionen genügend Schub entwickeln, wirklich so weltbewegend nötig sind. Ich würde weder gegen noch für ein Grundeinkommen auf die Straße gehen. Aber lieber sähe ich es, wenn nötige Aufgaben mit ausreichend Vollzeitkräften besetzt und Müllmänner und Krankenschwestern angemessen bezahlt würden. Für gute Arbeit, nicht fürs Da-Sein. Der Beitrag wurde von Sägefisch bearbeitet: 23.Jan.2009 - 21:49 |
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26.Jan.2009 - 13:23
Beitrag
#15
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Gut durch Gruppe: Validating Beiträge: 1.332 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.620 |
Aber lieber sähe ich es, wenn nötige Aufgaben mit ausreichend Vollzeitkräften besetzt und Müllmänner und Krankenschwestern angemessen bezahlt würden. Für gute Arbeit, nicht fürs Da-Sein. ich glaube, im besten falle sollte das eine das andere ergänzen... das muß kein widerspruch sein - bzw. so kann der widerspruch nicht konstruiert werden, das wäre ja kontraproduktiv... Der Beitrag wurde von pfefferkorn bearbeitet: 26.Jan.2009 - 13:24 |
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04.Feb.2009 - 20:04
Beitrag
#16
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a.D. Gruppe: Members Beiträge: 8.380 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 5 |
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04.Feb.2009 - 23:02
Beitrag
#17
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Adiaphora Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 |
ZITAT(Begründung aus der von Regenbogen verlinkten Petition?) Um nun allen Bürgern ein würdevolles Leben zu gewährleisten, erscheint mir die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens als guter Lösungsweg. Ca. 1500€ für jeden Erwachsenen und 1000€ für jedes Kind. Weiß eine von Euch wieso für Kinder weniger Geld veranschlagt wurde? Als Nicht-Mutter fehlt mir ein wenig der Einblick ... aber meiner naiven Vorstellung nach brauchen heranwachsende Menschen doch eher mehr Geld als ausgewachsene mit meist relativ konstanten Kleidergrößen und individuell bereits ausgeprägten Bedürfnissen und Interessen. Bei mir halten Jeans, Stiefel, Karnevalskostüme und Fahrräder bei guter Führung gern mehr als 10 Jahre, ich habe einen geringeren Nährstoffbedarf als Jugendliche, habe weniger Hautprobleme (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) , lerne viel langsamer, bin also auch weniger schnell gelangweilt, fahre nicht mehr auf Klassenfahrten, treibe weniger Vereinssport, besuche weniger Konzerte und höre noch immer Platten, die mich schon als Teenager begeistert haben. Ich brauche keine Windeln, keine Schulbücher, keine Wilde-Kerle-Tasche, kein Prinzessin-Lillifee-Glitzer-Lipgloss, keine Playstation und kein angesagtes Handy. Wieso sollte ich trotzdem mehr bekommen als ein Kind? |
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05.Feb.2009 - 09:04
Beitrag
#18
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Gut durch Gruppe: Validating Beiträge: 1.332 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.620 |
weil du von deinem geld die wohnung für alle bezahlst und den kühlschrank von deinem geld füllst... sozusagen als Haushaltsvorstand auch das telefon bezahlst.... und so...
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05.Feb.2009 - 14:34
Beitrag
#19
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Gut durch Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 |
@regenbogen, Danke für den link!
@DTAM, genau dieselbe Frage wurde ja gerade vor dem Bundessozialgericht verhandelt und an die zuständigen RegierungsvertreterInnen zurückgegeben mit der Auflage, diese Ungerechtigkeit zu verändern, zugunsten der Kinder. Hier gibt es noch einen bekannten Film zum Thema: Grundeinkommen - Ein Film Essay von Daniel Häni und Enno Schmidt |
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05.Feb.2009 - 15:30
Beitrag
#20
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Strösenschusselhai Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 |
weil du von deinem geld die wohnung für alle bezahlst und den kühlschrank von deinem geld füllst... sozusagen als Haushaltsvorstand auch das telefon bezahlst.... und so... Naja, vergliche man dieses Modell mit der ehemaligen Sozialhilfe, dann wär das anders; denn hier wurden anteilig die Kosten für Strom, Miete, Wasser auch für die Kinder ausgezahlt, waren also inbegriffen im Regelsatz; das heisst: alle füllten gemeinsam den Kühlschrank, um bei Deinem Vergleich zu bleiben. Ich denke übrigens auch, dass Kinder mindestens genauso viel Geld brauchen wie Erwachsene; gerade aus den Gründen, die DTaM genannt hat. Jedenfalls, wenn sie kindgerecht leben sollen. shark |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 01.11.2024 - 00:32 |