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> Von der "Provokation, eine Frau zu lieben", DIE WELT-Artikel von Andrea H. Hünniger
shark
Beitrag 11.Mar.2015 - 23:32
Beitrag #1


Strösenschusselhai
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Hallo, die Damen,

heute bin ich auf einen Artikel in DIE ZEIT gestoßen, der ein bisher eher unbestimmtes Gefühl in mir so klar beschrieben hat, dass ich mich endlich so richtig damit befassen kann.

"Warum es eine Provokation ist, eine Frau zu lieben"

Schon seit ein paar Jahren hatte ich das Gefühl, dass viel von der zur Schau getragenen "Toleranz" der Leute in Wirklichkeit das Gegenteil von dem aufdeckt, das sie eigentlich darzustellen versuchen.
Ich konnte das aber viel schlechter greifen als klar geäußerte Respektlosigkeiten.
Im Grunde aber muss ich einräumen, dass ich mich mit halben Zugeständnissen öfter hab "besänftigen" lassen als es sich gut angefühlt hat.
Ich hab mir vorgenommen, in Zukunft noch sensibler hinzuhören und auch offensiver zu reagieren.

Vielleicht mögt Ihr ja schreiben, was Ihr zu dem Artikel denkt, wie Euer Erleben ist. Würd mich freuen.

Herzliche Grüße

shark (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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Sägefisch
Beitrag 12.Mar.2015 - 09:38
Beitrag #2


Schlaudegen.
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Ich finde das mit zunehmendem Alter eher verwirrender, weil man mehr Aspekte der Sache sieht und gegeneinander abwägt.

Wenn man schlecht (bzw. meistens wohl eher merkwürdig) behandelt wird, kann das seitens des Gegenübers viele Ursachen haben. Direkter Hass oder kalkulierte Heuchelei sind mir jedenfalls bislang verschwindend wenig begegnet. Unsicherheit und Ahnungslosigkeit schon eher. Wenn man dem mit einer gewissen Grösse begegnet, ist meistens doch noch ein ganz guter Ton möglich und das Gegenüber hat die Chance, sich vielleicht zum ersten mal ein eigenes Bild zu machen. Da geht es dann aber in die eigenen Erwartungen rüber. Erwarte ich, in allen Lebenslagen als lesbisch wahrgenommen und geachtet zu werden, oder möchte ich gerade nicht, dass das eine Rolle spielt? Ist es für das Gegenüber möglich, dem gerecht zu werden oder erwarte ich dass er/sie meine diesbezüglichen Wünsche errät? Mache ich zu oder auf wenn ein Kontakt eine bestimmte Wendung nimmt und wie schnell unterstelle ich ideologische Gründe?

Was glaube ich generell so ein Frauenthema ist, ist die zentrale Stellung des menschlichen Wunsches, positiv gespiegelt zu werden. Was also tun, wenn das ausbleibt? Überhaupt Wünsche: der unausgesprochene Abgleich in dieser Gesellschaft ist ja immer der mit dem weissen, gesunden heterosexuellen Mann. Die Norm. Der maximale Respekt, die maximale Freiheit. Daran messen wir unsere Forderung nach Gleichwertigkeit. Guckt man aber mal genauer hin, hat diese Norm ja auch noch eine unbequeme Seite. Ganz geschenkt gibt es das nämlich nicht. Archetypisch (! Bitte nicht persönlich auf alle mögliche HanswürstInnen beziehen) gesprochen steht er für sich. Er erwartet und braucht keinen Spiegel. Er befindet sich auch ständig im aktiven Einsatz für seine Interessen und hat keine Zeit, sich an anderen Leuten abzuarbeiten. Passt es nicht, dann geht er daran vorbei, wird er daran gehindert geht er in den einfachen, nicht psychologisierenden Konflikt. Ist da vielleicht irgendetwas das wir lernen können, ja: sollten?

Ich bin da selber sehr im Zwiespalt. Ich lebe ja davon, dass mal welche offensiver waren als ich. Offene Übergriffigkeit ist auch heute leicht identifizierbar und die Reaktion darauf hängt eher von Klarheit und persönlichem Mut ab als von irgendwelchen Feinheiten. All die im Artikel angesprochenen Zwischentöne hingegen fordern etwas anderes heraus. Ich weiss nicht mehr so recht, ob ich das als meine Aufgabe ansehen will, an den Leuten herumzuerziehen und meine Lebenszeit mit Ärgernissen zu verbringen. Scheint mir eher eine Sackgasse zu sein. Dazu gehört auch eine Akzeptanz des Umstandes, dass ich tatsächlich quantitativ betrachtet nicht "normal" bin. Das ist kein Freibrief für mieses Benehmen mir gegenüber, aber es ist eben kein Leben von der Stange. Dazu muss ich mich irgendwie verhalten. Und ich persönlich mag der Welt nicht so begegnen wie der Artikel es tut, weil ich damit einige Kinder mit dem Bade ausschütten müsste. Ich bin lieber stolz anders und akzeptiere auch, dass eine bestimmte gesellschaftliche Wärme dann eben nicht drin und mir auch irgendwie zu miefig ist ist. Halte es nämlich für ein Gerücht, dass die ganzen "normalen" wirklich ständig besser behandelt werden. Sie haben bloss andere Baustellen. Und weil mich nebenbei gesagt andere gesellschaftliche Konflikte derzeit viel dringender beschäftigen.

So geht es mir - ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
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pfefferkorn
Beitrag 12.Mar.2015 - 11:32
Beitrag #3


Gut durch
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puuh, da ist ja viel unterwegs ... in dem artikel -

erste irritation und dann sicherheitshalber mich nochmal vergewissert - ja es ist soooo ...: seit wann machen autorinnen ihr selbstporträt liegend mit der zukünftigen gattin im arm ? was soll das bild da....?

dann: toleranz hat mich noch nie interessiert - was ich möchte, ist dass ich akzeptiert werde....oder eben nicht, dann weiß ich auch, wo die feinde sind...
darüber bloggt manchmal sehr klug - manchmal nicht so:-) ... herr kram bei "ich hab ja nichts gegen schwule aber..."

http://www.nollendorfblog.de/?p=4431


auch:
in der tat gibt es heterofeministinnen, die vorgeben neidisch zu sein.... weil männer ja so doof sind, sie aber drauf "angewiesen" sind - ich kenne aber zunehmend welche, denen klar ist, dass sie durchaus auch mit frauen zusammenleben können und sie ja niemand zwingt mit menschen zusammenzuleben, mit denen sie nicht klarkommen, nur weil sie guten sex mit ihnen haben - das soll es auch bei lesben geben -

da hilft es schlau zu reagieren - das ist ein freies land....


darüberhinaus : angebote sexueller art - das sollte auch einer lesbe klar sein - sind als solche zu kontern.... ich weiß nicht, warum die autorin meint, da mehr muffen haben zu müssen, oder angepasster sein zu wollen als andere ....klar ist, dass ich ob lesbe oder nicht - anecke, wenn ich meine meinung äußere

mir wichtig:

ich "bestehe" darauf, dass ich mich entschieden habe, lesbisch zu leben - und wenn ich mirs aussuchen könnte - ich würds mir aussuchen :-) im gegensatz zur autorin, die homosexualität als schicksal beschreibt - '( oder sehe ich das falsch?)

das mag ja sein, trotzdem gibt es genügende, die keine beziehungen leben etc... wir sind ja schon auch "frei" in der gestaltung unserer leben -

ich denke, es bleibt wichtig zu gucken, dass sexuelles begehren und beziehungsgestaltung nicht übereinstimmen müssen - da finde ich die autorin "spießig" im sinne von einem kleinen horzont in dem sie beziehung denkt - das hat für mich sowas von "verliebt, verlobt, verheiratet" - und das leben ist imho etwas vielfäliger.... wenn eine das für sich zulässt












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shark
Beitrag 13.Mar.2015 - 09:42
Beitrag #4


Strösenschusselhai
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Danke für Eure Gedanken. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Als ich den Artikel gelesen hab, ist mir spontan durch den Kopf geschossen, wie oft mich Aussagen geärgert haben, die im Grunde positiv gemeint sind, sich aber auch wieder nur aus einem negativen Klischee bedienen.

Der Spruch, den ich diesbezüglich am häufigsten gehört hab oder gelesen, wenn es um meine Homosexualität oder Homosexualität an sich ging, war so in etwa "Mir doch egal, wer was mit wem macht. Hab ich kein Problem damit."

Das hat mir nie gefallen, aber ich bin drüber weg gegangen, weil ich verstanden hab, dass da jemand eigentlich gern ausdrücken wollte, dass die sexuelle Ausrichtung eines Menschen ihm nicht wichtig ist.
Im Grunde aber sagt er: "Lesben haben Sex mit Frauen. Meinetwegen."
Ich hab da immer das Gefühl, nicht verstanden zu werden.
Sex ist ja nur ein Teil der ganzen Sache; eigentlich gehts doch darum, dass ich Frauen - also eine Frau - liebe!
Immer wieder nur auf den Sex, den ich habe, reduziert zu werden, ärgert mich. Und ja, manchmal empfinde ich das sogar als Beleidigung.
Ich hab mir vorgenommen, das künftig häufiger auch zu adressieren in solchen Fällen.
Auch wenn es vielleicht nicht gut ankommen wird, weil sich die Leute ja gern für etwas, das sie doch "gut gemeint" haben, kritisiert fühlen.

Persönlich hätte ich mir übrigens mein Lesbischsein auch nicht ausgesucht. Heute, mit dem, was ich erlebt und erstritten hab, ja - aber damals war die Erkenntnis, eine Lesbe zu sein, mir ganz und gar kein Grund zur Freude.
Ich hab mich jedenfalls nie "entschieden", lesbisch zu sein (und so versteh ich auch die Autorin) - ich hab mich nur entschieden, diesem Teil meines Seins den angemessenen Raum zu geben und dazu zu stehen und ihn mit Leben auszufüllen.

Ja, sägefisch, die Sache mit dem "positiv gespiegelt werden wollen"... da find ich mich auch wieder. Heut schon viel weniger als früher, aber doch, ich glaub auch, dass wir als Frauen da deutlicher drauf "hinerzogen" wurden als Männer.
Mit dem Alter scheine ich insgesamt etwas weniger Angst davor zu bekommen, unangenehm aufzufallen und es macht mir auch nix aus, einer Minderheit anzugehören.
Solange mein Gegenüber nicht ein "Minderheit = abartig" draus macht.
Aber grundsätzlich ist mir immer noch sowas wie eine "faire Harmonie" am liebsten....

Noch mal Danke schön, dass Ihr was dazu geschrieben habt.
Und einen schönen Tag. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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pfefferkorn
Beitrag 13.Mar.2015 - 11:38
Beitrag #5


Gut durch
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manchmal bin ich mir nicht sicher, ob das "sex ist nur ein Teil der sache" uns nicht manchmal auch im weg steht - was bedeutet denn "nur" in dem zusammenhang?
ich glaube, dass die sexualität der teil ist, der am meisten provoziert - dass frauen zusammenleben ist meiner ansicht nach nicht der entscheidende punkt-

ich finde es immer wieder in dem zusammenhang
interessant, dass die Frauenzeitschrift Brigitte in der nachkriegszeit forderte, dass frauen, die aus "männermangel " - also in wahrheit sogenannte Kriegerwitwen - zusammenleben, sich wirtschafltlich unterstützen - und ihre Kinder gemeinsam aufziehen, die Möglichkeit haben sollten zu heiraten. das zusammenleben von frauen war damals also gang und gäbe - und kein problem -

und manchmal wünschte ich mir, wir würden unsere sexualität da wichtiger nehmen -

warum ist es "schlimm" auf sexualität "reduziert" zu werden? hat das nicht was damit zu tun, welchen stellenwert auch wir sexualität bemessen?



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shark
Beitrag 13.Mar.2015 - 12:19
Beitrag #6


Strösenschusselhai
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Ich weiß nicht. Für mich ist es unangenehm.
Und nicht, weil Sex in meinem Leben nur ne ganz untergeordnete Rolle spielen würde - mitnichten.

Ich möchte als lesbische Frau einfach nicht darauf reduziert werden, es stört mich, wenn das erste Bild, das (meist auch ganz fremde) Leute im Kopf haben, wenn sie an mir meine Homosexualität wahrnehmen, das ist, was ich mit meiner Frau intim erlebe.
Es ist die gleiche Sorte "Ärger", die ich empfunden hab, als mir damals zu meinem CO jemand sagte: "Wegen so ein bisschen Sex verlässt Du Deinen Mann??"

Das bedeutet nicht, dass ich mich verstecke - gar nicht. Hab ich nie und würd ich nie. Aber diese enge Sicht nur auf das Körperliche geht mir auf den Wecker. Und zwar grade dann, wenn Leute sich selbst als akzeptierend darstellen wollen.
Ich hör da nicht raus: "Alles OK, es ist ja eh nur der Sex, der uns vielleicht unterscheidet", sondern ich empfinde solche Aussagen als meine Lebensweise nicht ernstnehmend.
Kann das schlecht beschreibenn.

Jedenfalls hab ich mir vorgenommen, da künftig mehr nach meinem Gefühl zu antworten anstatt dieses bittere Gefühl einfach mitzunehmen. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

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pfefferkorn
Beitrag 13.Mar.2015 - 12:40
Beitrag #7


Gut durch
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ich versteh das....

und das , was sich deiner meinung nach so schlecht beschreiben lässt - dieses "dazwischen" - das würde ich gerne mal untersuchen, was das genau ist... ich weiß es auch nicht - und ich verstehe deine argumente schon - und es hat was damit zu tun, dass es eben nicht "so ein bisschen sex" ist - das ist eine frechheit ... ... und es so schwer ist, das so rüberzubringen, dass es stimmt
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regenbogen
Beitrag 13.Mar.2015 - 12:42
Beitrag #8


a.D.
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ZITAT(shark @ 13.Mar.2015 - 09:42) *
Der Spruch, den ich diesbezüglich am häufigsten gehört hab oder gelesen, wenn es um meine Homosexualität oder Homosexualität an sich ging, war so in etwa "Mir doch egal, wer was mit wem macht. Hab ich kein Problem damit."

Das hat mir nie gefallen, aber ich bin drüber weg gegangen, weil ich verstanden hab, dass da jemand eigentlich gern ausdrücken wollte, dass die sexuelle Ausrichtung eines Menschen ihm nicht wichtig ist.
Im Grunde aber sagt er: "Lesben haben Sex mit Frauen. Meinetwegen."


Interessant, dass du das so verstehst. (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif) Ich verstehe solche Aussagen meistens viel negativer, nämlich als "Solange ich nichts davon hören oder sehen muss, kann ich das von mir aus tolerieren, aber lasst mich damit in Ruhe." Und das überhaupt nicht nur auf Sex bezogen, sondern ganz allgemein auf homosexuelle Beziehungen.
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shark
Beitrag 13.Mar.2015 - 16:19
Beitrag #9


Strösenschusselhai
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Genau, pfefferkorn, das ist es. (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif)

Und klar, regenbogen: Die Sorte gibts auch noch. Aber das hör ich oft dann wirklich konkret: "Ist mir egal, wenn wer homo ist - Hauptsache, der grabscht mich nicht an/Hauptsache, die macht meine Frau nicht an/Hauptsache, die knutschen nicht auf der Straße rum." Oder halt ähnlich.
Da kann ich aber auch leichter reagieren oder besser: da fühl ich mich auch sofort dazu veranlasst. Anders bei denen, die nicht so ne Steilvorlage biete und im Grunde ja versuchen, wirklich "tolerant" rüberzukommen.
Wobei auch mir Toleranz immer schon nicht genug war. Nur geduldet zu werden in meiner Lebensweise empfinde ich auch irgendwie als Angriff....

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 13.Mar.2015 - 16:22
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Mausi
Beitrag 14.Mar.2015 - 00:15
Beitrag #10


Mama Maus
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Ich hab den Artikel nun nicht gelesen (hole ich wacher nach) - aber ich möchte meinen, persönlichen, Eindruck der letzten Jahre vermitteln, dass die Homophobie in allen Sparten des Lebens zunimmt. Und ich finde es ganz schwer erträglich.
Sei es im Job oder im Privaten/Wohnumfeld - und immer von Leuten, die sagen "Da hab ich nix gegen!" - und ich werde immer schneller sauer deswegen, wo ich früher einfach drüber hinweg gegangen bin und es ignoriert habe.
Bis vor 3 -4 Jahren habe ich noch gesagt, dass ich sehr wenig Homophobie bis dahin erlebt habe.
Mittlerweile würde ich das so nicht mehr sagen, und das in einer sehr offenen Region Deutschlands, die eigentlich echt tolerant ist. (will heißen, dass ich nun in einer Ländlichen Region, wo ich bis vor bald 10 Jahren wohnte, noch mehr Homophobie entgegengebracht bekommen würde und ich eigentlich Glück habe, hier zu leben)

Der Beitrag wurde von Mausi bearbeitet: 14.Mar.2015 - 00:18
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Pirola
Beitrag 14.Mar.2015 - 12:41
Beitrag #11


Bekennende Urlesbe
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Mir geht es da so ähnlich wie Sägefisch , wenn sie schreibt :

[quote]Ich finde das mit zunehmendem Alter eher verwirrender, weil man mehr Aspekte der Sache sieht und gegeneinander abwägt.[/qu
ote]

Früher war ich extrem hellhörig und empfindlich , was mein Lesbischsein angeht . Mittlerweile geht es mir so , dass ich kapiert habe, dass
ich ja auf mehreren anderen Ebenen auch gesellschaftlich total anecke und , wollte ich konsequent sein , dort auch kämpfen müsste :
als Künstlerin , als Frau , die sich nirgendwo rasiert , als Frau , die laut wird, wenn sie wütend ist , Trompete spielt , Schrott sammelt etc.

Meine Umgangsweise heute damit ist , das Problem bei den anderen zu lassen : nicht ich habe ein Problem , sondern die Gesellschaft , in der
ich lebe .

Wir haben eine ziemlich rechte Nachbarin , ehemalige DDR-Bürgerin . Sie versucht immer wieder , uns zu schaden und bringt ausländerfeindliche
Sprüche - sie glaubt , ich sei Ausländerin - und pöbelt lautstark herum , dass unsere Vermieterin uns bloss endlich raussetzen solle .
Dass wir ein Paar sind , hat sie mal ganz nebenbei erwähnt , das war selbstverständlich für sie und dagegen hat sie sich nie aggressiv
geäussert . Dies als Beispiel , dass die Umwelt bei Weitem nicht nur die partnerinnenschaftliche Ausrichtung als anstössig ansehen muss.
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leslie
Beitrag 14.Mar.2015 - 13:46
Beitrag #12


Miau
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Und mir geht´s mittlerweile wie Pirola (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Als erstes hatte ich große Probleme, mich überhaupt zu outen.
Danach hab´ ich hinter jeder Äußerung irgendeinen Angriff gewittert oder befürchtet, dass man hinter meinem Rücken über mich lästert, obwohl man mir vorher offen gesagt hat, dass das doch überhaupt kein Thema sei.
Inzwischen bin ich so weit, dass mir das absolut völlig schnuppe ist...
Ich habe bisher in meinem Leben (abgesehen von meinen Eltern) keinerlei negative Erfahrung gemacht (wie gesagt, was man hinter meinem Rücken sagt, weiß ich nicht, ist mir inzwischen aber auch schnurz) - sondern im Gegenteil erfahre ich mittlerweile auch von Leuten, die ich kaum kenne, Zuspruch, und die erkundigen sich auch ganz selbstverständlich nach dem Gesundheitszustand meiner Frau (die hatte jetzt ´ne doppelseitige Lungenembolie, woraufhin ich eben 2x vorzeitig die Schule verlassen habe, um sie zum einen ins Krankenhaus zu bringen und sie zum anderen auch wieder abzuholen). Ich gehe damit selbstverständlich um, und wer ein Problem damit hat, der soll es haben, meines ist es nicht (mehr).
Wir haben auch neue Nachbarn, ganz tolle Menschen, mit denen sind wir jetzt regelmäßig verabredet - die haben kein Wort darüber verloren, dass wir zwei Frauen sind. Wir haben so viele Menschen, die uns mögen und wo ich auch überzeugt bin, dass denen das wirklich schnurzpupswurstegal ist, ob ich mit ´ner Frau oder ´nem Mann zusammen bin - und wo ich ebenso überzeugt bin, dass sie begriffen haben, dass es nicht in erster Linie um Sex geht, sondern eben auch und vor allem um Liebe...
Aber das sind halt meine persönlichen Erfahrungen, anderen mag es (leider) anders gehen...
Für mich persönlich ist dieser Artikel daher in manchen Teilen irgendwie... ein wenig übertrieben... finde ich... andere mögen das anders sehen...
(Und ja, natürlich kann ich mich über die Diskriminierung von Homosexualität im Allgemeinen aufregen! Und das tue ich auch. Aber ich persönlich erfahre sie eben nicht bzw. empfinde das nicht so...)

LG
Leslie
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Schlummi
Beitrag 17.Mar.2015 - 23:04
Beitrag #13


Suppenköchin
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Zu diesem Thema fällt mir eine persönliche Erfahrung ein, die ich vor kurzem gemacht habe:

Meine zukünftige Frau und ich waren zu einer Silvesterparty eingeladen, bei der wir relativ wenig Leute kannten und scheinbar das einzige lesbische Paar waren. Im Laufe des Abends kam die Gastgeberin auf uns zu und fragte uns, ob wir ein Paar seien. Nachdem wir das bejaht hatten, hielt sie uns minutenlang einen Monolog, wie toll sie das doch findet und dass das heute ja gar kein Problem mehr sei. Das mag ja wirklich nur nett gemeint sein, doch trotzdem blieb bei mir ein fader Beigeschmack.

Denn im Nachhinein habe ich mich gefragt, wenn Homosexualität heutzutage wirklich so normal ist, warum hat diese Frau dann trotzdem so ein großes Thema daraus gemacht? Und waren ihre Worte wirklich ernst gemeint oder wollte sie nur zur Schau stellen, wie tolerant sie ist?

Solche Situationen erlebe ich immer mal wieder. Aber solange gewisse Leute so ein großes Thema daraus machen, ist Homosexualität eben doch noch nicht selbstverständlich.
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Mausi
Beitrag 17.Mar.2015 - 23:34
Beitrag #14


Mama Maus
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Naja, und wir wohnen z.B. in einem sehr viel Parteien Haus >30, in dem wir tw. "Wohnen sie hier im Haus?" "Ja, da und da" "Ah, sie sind die ... *runterschluck*" und wo Dinge die wir tun nicht ok sind, obwohl andere Leute im Hause, die Selben Dinge tun.
Es sind nicht alle so - ich sag mal 10-20%, das fing an mit "Nicht mehr Grüßen" als z.T. erfahren wurde, dass wir 2 Frauen sind, über "Schuhe klauen und verschwinden lassen" die vor der Tür standen (und wir uns nicht bewusst waren, weil andere das auch machen) und man das nicht darf, bis hin zu "Streitigkeiten wg. Kinderwagen" oder so.

Da wir auch so der Typ sind "Das gibt sich schon, wenn die Leute uns kennen" und es im Allgemeinen nicht zuerst auf unsre Homosexualität schieben, hat es uns eben doch sehr überrascht. Mittlerweile ist der Umgang hier schwankend. Es gibt auhc Leute, für die ist es wirklich kein Problem, andere sind ambivalent.
Aber Tatsache ist, dass tw. aufgrund dessen die Ablehnung war.
Bis ich hier her gezogen bin, kannte ich das in der Häufigkeit auch nicht.

Job: Naja, bis vor 5 Jahren auch da nur sehr fragmentierte Erfahrungen mit Homophobie, bis zu einem Vorgesetzten, der mir dann sagte, bei manchen Frauen wisse man ja, dass sie lesbisch seien bei anderen glaube man es nicht...
Bis hin zu vor kurzem, dass mir von jmd. Redeverbot erteilt wurde bzgl. dessen, wie unsre Kinder entstanden sind (Ich darf meine Familiäre Situation gerne sagen, aber weiteres sollte ich doch dann unteralssen, das würde die Kollegen verstören und verwirren, sie leben ja nicht SO).
Ja, das war eine Vorgesetzte.
Und dieser Wortlaut wird für sie auch noch Konsequenzen haben (zur Erklärung, ich habe grundsätzlich nur die Fragen beantwortet, die mir gestellt wurden, als es um Kinderwunsch ging - da kommt eben die Frage auf, wie das bei 2 Frauen so funkioniert (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) - aber da wurde mir eben dann gesagt, dass Leute ja auch Fragen stellen, ohne die Antwort verkraften zu können )
Ok - jetzt im "Mutterzirkel" quasi schlug die Stimmung dann tw. schon auch bei manchen Mamas um, wenn sie hörten, dass ich mit einer Frau verheiratet bin, nicht total viel, aber eben spürbar.

Ja - grundsätzlich bin ich auch der Typ, der eben das nicht zuerst auf mein lesbisch sein schiebt, sondern auf persönliche Animositäten, leider haben mich die letzten 5 Jahre aber eben auch eines besseren gelehrt, da eine gewisse Häufung zu verzeichnen war.

Aber ich freue mich sehr über jede, die das nicht erlebt! (und ich bin mir sicher, dass bei uns auch wieder bessere Zeiten kommen oder es mich dann auch nicht mehr so tangiert, allerdings wird dann evtl. Homophobie eben auch unsre Kinder treffen und das trifft dann eben nochmal anders ... )
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Lilith666
Beitrag 04.Apr.2015 - 01:52
Beitrag #15


Gemüseputzi
****

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Ein Artikel, der mich nachdenklich macht und bei dem ich diverse Male bestätigend genickt habe. Mir scheint es so, dass sich die einigen Leuten innewohnende Homophobie unterschwellig Bahn bricht und durch eine Art "Schein-Toleranz" überlagert wird. Mir fällt es schwer, mein Unbehagen darüber in Worte zu fassen und somit dagegen zu argumentieren. Insgesamt erlebe ich auch so gut wie nie offene Ablehnung. Was jedoch durchaus vorkommt, insbesondere seitens männlicher Kollegen, ist eine Art gönnerhaftes Verständnis und das deutliche "Verharmlosen" der lesbischen Lebensweise. Soll heißen: Fragen wie:" Hattest du denn schon mal richtigen Sex mit einem Mann?" oder auch schon gehört:" Ja aber was können zwei Frauen denn im Bett schon anfangen?" Bei beiden Fragen hat es mir fast die Sprache verschlagen... Ein entsprechender Konter fiel mir zwar ein, aber ich bin nachträglich noch sehr wütend geworden.

Ich bin auf der Arbeit komplett geoutet und stelle fest, dass es bei den jüngeren Kollegen (25-30 J) weniger Thema ist. Erlebe durchaus positive Beispiele, wo meine Bezugnahme auf mein Lesbisch-Sein nickend und unaufgeregt zur Kenntnis genommen wird ohne Aussagen wie z.B:" Meine Cousine etc... ist auch lesbisch. Ich habe da gaaaar kein Problem mit" oder "naja, das ist ja heute überhaupt kein Problem mehr! Ihr dürft ja auch heiraten und seid komplett gleichberechtigt..."

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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 29.03.2024 - 13:36