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> Hmm ... ich bin doch nicht die Einzige, die derzeit beunruhigt ist, oder?, Libyen, Japan
Mausi
Beitrag 23.Mar.2011 - 10:52
Beitrag #1


Mama Maus
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Hallo ihrs,

ich bin etwas verwundert - dass da bisher noch kein Thread aufgetaucht ist - also "trau" ich mich mal und versuche einen zu eröffnen.

Mich beunruhigt dass derzeit massiv, was so in der Welt passiert.

Es hört ja auch garnicht mehr auf.
Es war, für mich, klar, dass irgend ein Dikatator (nach Tunesien und Ägypten, zeitgleich jetzt mit dem Jemen) nicht mehr "mitmachen" wird & friedlich das Feld räumen.
Daher hab ich mich zwar einerseits für die Menschen gefreut, die einen Umsturz haben herbeiführen können, andererseits (aufgrund von Besorgnis/Angst vor einem Krieg) Sorgenvoll zugeschaut und sehr mit den Menschen in Libyen gelitten & mir aber auch gedacht "Da muss doch mal einer eingreifen".
Und jetzt ist es soweit - es ist Krieg.
Deutschland hält sich raus - zuerst war ich da nicht sonderlich erfreut darüber, inzwischen bin ich geteilter Meinung.

Tatsache ist, dass mir der "Flächenbrand" allgemein ein wenig Sorgen macht & der Krieg sowieso.
Ich glaub ich kann es garnicht richtig in Worte fassen - es beunruhigt mich nur massiv - so sehr, dass ich, sobald ich das Internet anschalte erstmal auf Informationsseiten gehe (was sonst bisher nicht zu meinen ersten Interessen gehört hat (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ).

Und dann noch Japan dazu - das Erdbeben, was schon schlimm genug ist, dann der Tsunami, der alles noch viel schlimmer machte & nun das AKW was im Endeffekt, finde ich, nicht sonderlich unter Kontrolle zu bekommen ist. Mal abgesehen von der Informationspolitik Japans(Tepco) und den Beschwichtigungsversuchen.

Irgendwie finde ich, hat sich im letzten halben Jahr - oder eigentlich seit der Weltwirtschaftskrise- die Lage in der Welt immer mehr zugespitzt. Im Moment empfinde ich es als sehr bedrohlich.

Sonderlich fundiert kann ich hier nun nicht schreiben - aber mein Unbehagen wollte ich ausdrücken & fragen, ob - weil eben bisher noch nichts geschrieben wurde - es andere denn genauso beunruhigt wie mich?

Mausi
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LadyGodiva
Beitrag 23.Mar.2011 - 12:02
Beitrag #2


Strøse
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Wenn ich so fernab des Molochs Berlin von der heimischen Terasse den Blick über grüne Wiesen schweifen lasse und mir mein früherer Hunger nach Unmittelbarkeit eigentlich nur durch die momentane Efülltheit gewahr wird, fällt mir auf, wie analog ich doch konstruiert bin.
Ich habe kein Bedürfnis (mehr) nach ständig aktualisierter Informiertheit - oder gar bemühtem Verständnis für so vieles, was mir Karen Mioska et al. permanent hinterher tragen. Weil ich einfach glaube, dass das Informationsangebot gestiegen ist, nicht aber dessen Qualität für mich. Und damit meine ich sicher nicht, dass ich intellektuell gerade in bürgerlicher Romantik baden gehe, sondern eher, dass es inzwischen kaum noch Medien gibt, von denen ich mich adäquat informiert fühle - also eher engagiert denn aufgeregt.
Gestern scherzten wir sogar, dass sich das Erste langsam einen 30 minütigen Lückenfüller für den fast schon etablierten 20:15 Uhr Brennpunkt ausdenken muss, wenn mal keine Plage durch die Medienlandschaft gescheucht wird. Heute geht es mir auch gut, wenn ich einen Tag lang keine Nachrichten aus der "weiten Welt" konsumiert habe.
Das muss ja nicht unbedingt gleich "mehr echte, weniger virtuelle Sorgen" bedeuten, aber manchmal tut einer etwas weniger Verbindung zu Dingen, zu denen ohnehin kein konkreter eigener Zugang besteht, erheblich besser.
Die Welt ist nicht schlimmer geworden, nur weil die eigenen Dimensionen schwimmen.
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Mausi
Beitrag 23.Mar.2011 - 12:13
Beitrag #3


Mama Maus
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ZITAT(LadyGodiva @ 23.Mar.2011 - 12:02) *
Die Welt ist nicht schlimmer geworden, nur weil die eigenen Dimensionen schwimmen.


Das habe ich auch nicht behauptet!

Mein Leben hier ist weiterhin soweit gut und geordnet - jedoch habe ich trotzdem das Gefühl - unabhängig davon, wie schlimm die Welt ist - dass es sich zuspitzt in den letzten Jahren und DAS beunruhigt mich - auch mit der Frage, wo das hinführt.
Ich kann nichts tun, außer zuschauen - aber die Augen verschließen will ich nunmal nicht.

Mal abgesehen davon, bin ich nie jemand gewesen, der soo viel Nachrichten geschaut hätte - gerade deswegen ist es für mich von Belang, was da gerade passiert - weil ich durchaus denke, dass die Folgen dessen "größer" sein könnten, als sie nun absehbar sind.

Mausi
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miriam
Beitrag 23.Mar.2011 - 12:33
Beitrag #4


Gut durch
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Hallo Mausi,

ich habe mich ehrlich gesagt auch schon darüber gewundert, daß hier vor allem zum Thema Japan und Atomkraft kein Wort geschrieben wurde, wohl aber zum Tod von Eisbär Knut (natürlich auch sehr traurig aber m.E. doch ziemlich belanglos im Vergleich mit den Ereignissen in der Welt...)

Dann habe ich darüber nachgedacht, ob ich zu den Ereignissen in Japan einen Thread eröffnen soll und mußte feststellen, daß mir schlichtweg die Worte fehlten um meine Gefühle und Gedanken auszudrücken. Und das geht möglicherweise vielen so. Auch erfahre ich mit einigem Befremden, daß das Thema beispielsweise im Schulunterricht häufig totgeschwiegen wird, daß Lehrer abwiegeln, wenn ihre Schüler darüber sprechen wollen. Ein klassischer Fall von Verdrängung?

Da Du nach unserem Unbehagen bezüglich der Brandherde der Welt fragst, will ich Dir rückmelden, daß auch ich mich fürchte, und zwar nicht zu knapp:

Japan oder die Auswirkungen der Finanzkrise (siehe Euro-Rettungsschirm) beschäftigen mich dabei allerdings weitaus mehr als die Angriffe auf das ölreiche Lybien/Gaddhafi, die mir fürchterlich verlogen vorkommen da es besonders in Afrika immer wieder verheerende Massaker gab, bei denen 'der Westen' nichts oder zumindest nicht viel getan hat, um die Opfer zu schützen (z.B. Ruanda, Dafur etc.) Aber das ist ein anderes Thema...

Vor allem Angesichts der havarierten Reaktoren in Japan (die mir aus privaten Gründen ganz besonders Sorgen machen) bin ich erfüllt von einer Mischung aus Entsetzen, hilfloser Wut und einem gefährlichen Gefühl der Resignation: 'die Menschen' sind wie sie sind und werden sich niemals wirklich ändern, jedenfalls nicht en Gros...

Miriam

PS: A. Einstein sagte einmal, er halte zwei Dinge für unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Beim ersteren sei er sich aber nicht ganz sicher....

Der Beitrag wurde von miriam bearbeitet: 23.Mar.2011 - 12:38
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LadyGodiva
Beitrag 23.Mar.2011 - 13:14
Beitrag #5


Strøse
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Aber was spitzt sich zu in den letzten Jahren?

Vielleicht einfach grösstenteils dein Bemühen um und Vermögen an Anteilnahme?
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Sägefisch
Beitrag 23.Mar.2011 - 14:36
Beitrag #6


Schlaudegen.
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Deutschland hält sich aussenpolitisch und militärisch nicht mehr so ausgeprägt raus, sondern ist in die Interessenwahrung eingestiegen, das ist schon mal ein Grund für mehr empfundenen Zunder - für andere Länder ist das ganz normal, in der bundesdeutschen Blasenzeit hatten die Franzosen ja weiterhin die Legion in Schwarzafrika stehen, Grossbritannien hat Kriege ausgefochten, die Amerikaner sind in diverse Länder einmarschiert usw. Vielleicht müssen wir uns erst wieder daran gewöhnen dass uns alles mögliche plötzlich etwas anzugehen hat?

Und dann ist die Welt vielleicht wirklich kleiner geworden. Vor 40 Jahren war so ein Tsunami etwas was ein paar Fischer in Fernost betroffen hat, heute ist das "doch nicht etwa der Strand zu dem Klaus und Gisela immer hinfliegen?".

Drittens ist medial vorgeführter Konsumwohlstand auch an der Peripherie derjenigen Regionen vernehmbar, in denen selbiger überhaupt erreichbar ist. Irgendwann musste es ja so kommen dass die EU-Aussengrenzen unter diesem Druck leiden - soweit jedenfalls meine bescheidene Theorie, ich glaube nämlich nicht dass gerade ein orientalisches 1848 mit humanistischer Leitidee stattfindet, sondern dass es schlichtweg um mehr Wohlstand nach westlicher Manier geht. Verständlich, aber auch heikel.

Dass das alles auf einmal passiert halte ich für beeindruckenden Zufall.
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Yemaia 43
Beitrag 23.Mar.2011 - 19:49
Beitrag #7


Gut durch
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Hallo Mausi,

ich denke, Angst ist genau das, was wir jetzt nicht haben sollten.
Natürlich bin ich auch besorgt. Ich erinnere mich an die Phrophezeiungen der Mayas. Nun Prophezeiung heißt, ein Geschehen kann, muß aber nicht eintreffen.
Am besten ist, jede sorgt für sich selbst gut. Ändern können wir eh nicht viel. Wir können lediglich über politische Entscheidungen unseren Unmut kundtun in Form von Protesten und Demos.
In Bezug auf Naturkatastrophen sage ich nur:
Ruhe bewahren, beobachten, auf das Bauchgefühl hören und wenn es einen selbst trifft Handeln!
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Mausi
Beitrag 23.Mar.2011 - 20:44
Beitrag #8


Mama Maus
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@Miriam

hm, fürchten tu ich mich (noch) nicht - befürchten tu ich vielleicht, dass es größere Kreise zieht & seit der Weltwirtschaftskrise hat sich, finde ich, viel verändert.
Sei es Haltung, sei es persönliche Schicksale, sei es die (gefühlte) Skrupellosigkeit von Firmen, die vorher mit Sicherheit auch bestand war.
In Japan finde ich es fürchterlich, dass bei allem Bemühen um das AKW eben den anderen Menschen nur geringfügig geholfen werden kann.
Gleichzeitig eben dieser Flächenbrand in Afrika/Arabien - zeitgleich - das schockt mich und es sind so viele Baustellen.
Auch wenn ich selbst, persönlich, nichts tun kann.
Aber die Entwicklung - sei es der Natur oder sei es eben der Menschen die Umstürze verhindern wollen - ist einfach massiv und hat beides mit Gewalt zu tun.
Wie gesagt - das besorgt mich.

@LG

Hm - ich finde es schwierig gerade mit Dir zu kommunzieren, da ich mich von Deinen 2 Beiträgen in diesem Thread stets bewertet fühle.
Rein von meinem Gefühl her, hat sich in Deutschland (seit der letzten Weltwirtschaftskrise) die Gewaltbereitschaft sowie die Gleichgültigkeit der Menschen erhöht - was mich auch schon an sich sehr geschockt hat.

Gefühlsmässig bleibt bei mir einfach vom Weltgeschehen her hängen, dass dies sich ebenfalls auch darauf z.T. übertragen lässt.
Konkrete Beispiele kann ich Dir nun ausdem FF nicht nennen & möchte nun aber auch nicht googlen.

Jedoch würde ich Dich einfach bitten, Deine Fragen vielleicht weniger wertend zu gestalten?
Meine Einfühlsamkeit/Achtsamkeit/Anteilnahme war stets da - mal mehr, mal weniger formuliert - von dem her finde ich es gerade sehr herb - so wie es bei mir ankommt - unterstellt zu bekommen, dass ich dies eben "vorher" nicht war sondern nur "stumpf" stetig gehandelt/gelebt hätte.
Wie gesagt - die Formulierungen rufen in mir (ab)wertende/wegwischende Emotionen hervor und das finde ich dann schwierig einfach zu beantworten. (und habe es nun trotzdem zeilenreich getan)

@Sägefisch
Vielleicht ist es so, dass ich eben mehr das Gefühl habe, weil D einfach mehr "mitmischt" (oder jetzt in Libyen eben nicht) - es eben mehr "betrifft".
Oder eben wg. der Informationen - das kann alles sein - aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass man mehr "mittendrin" statt "nur dabei" ist (um mal einen Slogan eines öffentlich/rechtlichen zu nutzen (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) )

Ja & der Zufall, dass dies alles gemeinsam geschieht - wo doch jedes für sich schon eine Katastrophe wäre (in Japan) und eben der Umsturzgedanke (in den arabischen Ländern) so große - wenn auch für die Menschen hoffentlich langfristig gute- Kreise zieht. Es ist so viel, was vorher irgendwie "nacheinander" ablief.

Dass die Natur "zurückschlägt" ist ja nix neues, aber irgendwie häuft sich das eben immer mehr.

@Yemaia
Nein Angst in dem Sinne habe ich nicht. Aber es besorgt mich trotzdem, es lässt mich nicht kalt.
Natürlich kümmere ich mich um meins, doch bin ich einfach jemand, der eben sehr besorgt ist, wenn Krieg geführt wird, in dem D evtl. beteiligt sein könnte, und wenn es "nur" als Nachbarland wäre.
Die Ruhe bewahre ich - aus meinen Gedanken ist es jedoch trotzdem nicht gestrichen.
Zumal ich denke, dass das - was in Japan ist - evtl. doch auch indirekt D betreffen könnte, wobei ich schon hoffe, dass es zu weit weg ist, aber das kann ich eben nicht beurteilen, bin kein Experte für Radioaktivität oder Wetter oder was auch immer.

Die Naturkatastrophen oder dass das Wetter "verrückt" spielt kommen, meinem Gefühl nach, auch immer häufiger vor. Irgendwann ist es eben soweit, dass die Menschen das, was sie mit der Natur angerichtet haben, eben doch auf die ein oder andere Weise zu spüren bekommen.

Aber es ist, für mich, nachwievor, besorgniserregend.

Danke auf jeden Fall, für Eure Beiträge!

Mausi
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kröpi
Beitrag 23.Mar.2011 - 20:53
Beitrag #9


Naschkatze
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ZITAT(Mausi @ 23.Mar.2011 - 10:52) *
Mich beunruhigt dass derzeit massiv, was so in der Welt passiert.
Es hört ja auch garnicht mehr auf.
Irgendwie finde ich, hat sich im letzten halben Jahr - oder eigentlich seit der Weltwirtschaftskrise- die Lage in der Welt immer mehr zugespitzt. Im Moment empfinde ich es als sehr bedrohlich.

Sonderlich fundiert kann ich hier nun nicht schreiben - aber mein Unbehagen wollte ich ausdrücken & fragen, ob - weil eben bisher noch nichts geschrieben wurde - es andere denn genauso beunruhigt wie mich?

Mausi


Hallo Mausi,
ich bin auch beunruhigt. Allerdings nicht wirklich mehr als schon mein Leben lang. Und ich habe derzeit ein merkwürdiges Deja-vu-Erlebnis, was ich nun wiederum schwer in Worte fassen kann. Aber mir kommt es so vor, als hatten wir das alles genau so schon einmal, in einer Zeit, als ich sehr empfänglich war für Ängste:
1985 empfahl ich mich für ein Jahr in's Ausland im Rahmen eines Schüleraustausches, und wenige Wochen, nachdem ich das fremde Land betreten hatte, passierte dort ein schreckliches Erdbeben, bei dem tausende Menschen ums Leben kamen. Wir mußten damals in der Schule Trinkwasser in Flaschen abfüllen, jeder dort kannte Tote oder hatte persönliche Verluste erlitten von der dortigen Bevölkerung. Meine Eltern hier waren plötzlich sehr in Sorge und weil die Telefone alle nicht funktionierten hatten sie auch erst keine Meldung über meine Befindlichkeit. Internet gab es noch nicht, wenigstens nicht im Hausgebrauch.
Anfang 1986 kamen dann die Ereignisse Schlag auf Schlag: Krieg zwischen Libyen und USA, damals noch R. Reagan, aber Gaddafi war schon der selbe! Und in unmittelbarer zeitlicher Nähe Tschernobyl. Im Ausland kamen die Meldungen im Wortlaut von "In 3 Monaten gibt es Europa nicht mehr!" "Ganz Europa ist verstrahlt!" "Gaddafi wird ganz Europa verbrennen!" "Erste Bomben in Italien gefallen!" In meiner Gastfamilie war man sich einig, d. ich nie mehr nach Deutschland zurück könne und die Bewerbung ihres Sohnes für das Austauschjahr nach Deutschland wurde wegen der Unruhen zurück gezogen. Deutschland galt damals als unsicheres Reiseland! Zu gefährlich für Austauschschüler! Ich dachte, ich würde meine Familie nie mehr wieder sehen...

Das war sehr schlimm für mich damals und als ich endlich Telefonkontakt zu meiner Mutter bekam, fragte ich nur, ob alle noch leben würden. Das war krass. Mein Vertrauen in die Medien ist seit dem ziemlich erschüttert. Aber die Komination "Erdbeben-Radioaktivität-Gaddafi" habe ich schon einmal erlebt - und überlebt.

Es ist alles sehr schlimm. Aber es war schon einmal schlimm und in Wahrheit ist es auf dieser Erde permanent irgendwo schlimm. Und das ist besorgniserregend. Nur sehe ich keine Verschlimmerung. Falls Dich das tröstet irgendwie...
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LadyGodiva
Beitrag 24.Mar.2011 - 08:15
Beitrag #10


Strøse
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Mausi, so ganz erschliesst sich mir nicht, inwiefern meine Beiträge als "wertend" empfunden werden - aber an dieser Stelle gerne deutlich: sie drehen sich im Kern um mein Medienkonsumverhalten.
Nur, weil dich heute mehr erreicht, heisst es ja nicht, dass du früher stumpfer warst. Oder anders: weniger anfechtbar.

Daher hätte es mich einfach interessiert, was in etwa zu deiner steigenden Beunruhigung beiträgt, da ich Gefühle bevorzugt dort reflektiere, wo sie vermutlich herrühren, bei mir und anderen.

Ansonsten denke ich nach wie vor, zur eigenen und der Beruhigung anderer, dass der Mensch an sich wohl immer das gleiche Wesen bleibt - nur, dass es davon immer mehr gibt und uns immer grössere Möglichkeiten offenstehen, Anteil an Schicksalen anderer zu nehmen.
Schlägereien mit Todesfolge, Kindesmissbrauch, Genozid, Erdbeben, kalte Winter, technische Unglücke hat es wohl immer schon gegeben - manchmal denke ich, der Mangel an konkretem eigenen Existenzkampf provoziert gerade den Blick auf die, denen dieses Glück nicht hold ist, anstatt die eigene Unbill zu relativieren.

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 24.Mar.2011 - 08:20
Bearbeitungsgrund: Anteil nehmen, nicht haben. :-)
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Lucia Brown
Beitrag 24.Mar.2011 - 08:43
Beitrag #11


- keep it up you go girl -
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Gute Morgen Mausi und danke für diesen Beitrag.

Auch ich hatte schon ein paar mal den Gedanken: "Warum schreiben wir denn hier nichts über die vielen Tsunamies, Kriege und atomaren Supergaus." Meine Finger und meine Gedanken waren nahe daran, auch eine Thread damit zu eröffnen. Doch immer wieder als ich hierher kam und mit las, war ich über die wunderbare zwischenmenschliche Energie erfreut und so lies ich meine Finger hier ruhen.

An anderer Stelle schreibe ich ganz viel, tausche mich aus und gehe zu Demos. Die Zeitungen schaue ich seit Tagen nicht mehr an. Ich fühle mich über meine anderen Informationen-quellen (übers Internet und persönlichen Gesprächen), besser informiert und das ist für mich ausreichend.

Zur Beruhigung meiner inneren Tsunamies, gehe ich in die Natur zur Erholung.

Die AKW-Bewegung hat wieder Aufwind bekommen. Leider gehen wir nach 30 Jahren wieder und immer noch auf die Straße und leider gibt es immer noch so viele Menschen, die uns als Exoten betrachten.


Die Medien manipulieren uns. Ich bin sehr vorsichtig damit geworden.

lg

Lucia B.

Der Beitrag wurde von Lucia Brown bearbeitet: 24.Mar.2011 - 16:44
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dandelion
Beitrag 24.Mar.2011 - 09:23
Beitrag #12


don't care
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ZITAT(LadyGodiva @ 24.Mar.2011 - 08:15) *
Schlägereien mit Todesfolge, Kindesmissbrauch, Genozid, Erdbeben, kalte Winter, technische Unglücke hat es wohl immer schon gegeben - manchmal denke ich, der Mangel an konkretem eigenen Existenzkampf provoziert gerade den Blick auf die, denen dieses Glück nicht hold ist, anstatt die eigene Unbill zu relativieren.

(IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif)
Zum Thema Genozid gibt es beeindruckende Berichterstattung in der Bibel, weite Teile des AT.
Ich erinnere mich, dass es vor gut zehn Jahren mal ein Gespräch mit irgendwem gab, in dem mir zum ersten Mal klar wurde, wie satt und friedlich wir hier leben. Keine Kriege vor der Tür, keine Hungersnöte, und die grassierendste Seuche ist die Erkältung. Die apokalyptischen Reiter galoppen anderswo, während wir in Sicherheit grasen.
Vielleicht beunruhigt mich das Ganze deshalb etwas weniger, weil ich seit Jahren auf die Rechnung für diesen Frieden warte. Sie wird kommen, da bin ich sicher; Leben pendelt erfahrungsgemäß immer irgendwie um ein Gleichgewicht.

Momentan bin ich informationstechnisch etwas behindert, deshalb habe ich die Medienhysterie nur sehr am Rande mitbekommen. Aber eigentlich bin ich froh darüber, weil es mich lähmen, aber niemandem helfen würde, wenn ich sämtliche Neuerungen verfolge. Resultat: in meiner kleinen Welt, wo es unmittelbar auf mich ankommt, bin ich leistungsfähiger und kann tatsächlich was bewirken, das mir und anderen hilft. Gerade angesichts einer Atomkatastrophe auf der anderen Seite der Welt oder (wiederholter) Bürgerkriege auf einem anderen Kontinent fühle ich mich hinreichend machtlos, um den Gedanken "da muss man was tun" recht zügig mit "kannst du aber nicht - dafür hier um so mehr" beiseite zu schieben.

Was das Thematisieren von Knut, nicht aber Fukushima angeht, gab es einen vermutlich recht treffenden Cartoon bei Flix. Der Aspekt, dass mensch nicht in Worte fassen kann, was mensch nicht versteht, spielt da sicherlich mit rein.
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Sägefisch
Beitrag 24.Mar.2011 - 11:00
Beitrag #13


Schlaudegen.
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Ihr könnt mal meinen Knut-Thread in Ruhe lassen - oder wenigstens die Metaebene darin gelten lassen. Ich hab das jedenfalls nicht geschrieben weil ich zu schlicht für Libyen bin. (IMG:style_emoticons/default/sleep.gif)

Klar gibt es wichtigere Themen, aber die kann Madame selber eröffnen wenn ihr die Gewichtung nicht passt. Und schlicht kann es auch bei den wichtigen Diskussionen zugehen. "Atom doof" und "Gaddafi weg" sind ja auch nicht weniger reflexhaft als "armer Eisbär".
(IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Der Beitrag wurde von Sägefisch bearbeitet: 24.Mar.2011 - 11:01
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dandelion
Beitrag 24.Mar.2011 - 11:03
Beitrag #14


don't care
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war ja auch nicht so gemeint sondern andersrum (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
(IMG:style_emoticons/default/bluemele.gif)
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Liane
Beitrag 24.Mar.2011 - 11:08
Beitrag #15


Heiligenanwärterin
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ZITAT(dandelion @ 24.Mar.2011 - 09:23) *
Ich erinnere mich, dass es vor gut zehn Jahren mal ein Gespräch mit irgendwem gab, in dem mir zum ersten Mal klar wurde, wie satt und friedlich wir hier leben. Keine Kriege vor der Tür, keine Hungersnöte, und die grassierendste Seuche ist die Erkältung. Die apokalyptischen Reiter galoppen anderswo, während wir in Sicherheit grasen.

Genau das habe ich unlängst auch gedacht. Wie kann es sein, dass ich mich über eine verpasste Straßenbahn oder eine neugekaufte, aber dennoch verdorbene Mango aufrege und an anderen Orten geht permanent die Welt beinahe unter? Womit habe ausgerechnet ich das Paradies verdient? (Wobei ich es schaffe, mir dieses Paradies selbst madig zu machen.)

Ich bin sprachlos in angesichts der Vorgänge in der Welt - sprachlos, machtlos, hilflos. Ich überweise Spendenbeiträge an Hilfsorganisationen, aber das ist nur ein Pflästerchen zur Notfallbehandlung der Symptome.
Während ich hier sitze und den Beitrag schreibe, verbrauche ich Strom und gieße damit Wasser in die Mühlen derer, die hier (auf erdbebengefährdetem Gebiet - auch wenn in den Medien "Sicherheit" vorgegaukelt wird, weil ja die Wahrscheinlichkeit gering ist) die Unmöglichkeit des Atomausstiegs propagieren.
Alle sprechen vom Stromsparen, gleichzeitig werden aber immer mehr strombetriebene Geräte auf den Markt gebraucht und rund um mich auch mit Begeisterung gekauft (zum Teil absolut sinnlose Dinge wie z.B. elektrische, beleuchtete Pfeffermühlen). Menschen benutzen tagsüber den Aufzug und gehen abends ins Fitnesscenter, um dort auf dem strombetriebenen Laufband die fehlende Bewegung nachzuholen. Ich erleben den Großteil der Menschheit, wenn es ihm gut geht, leider als dumm und gleichgültig. Und dadurch resigniere ich.
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Sägefisch
Beitrag 24.Mar.2011 - 11:09
Beitrag #16


Schlaudegen.
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@ dandelion: Hab schon verstanden. Gleichfalls.

Der Beitrag wurde von Sägefisch bearbeitet: 24.Mar.2011 - 11:09
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Sägefisch
Beitrag 24.Mar.2011 - 11:14
Beitrag #17


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QUOTE(Liane @ 24.Mar.2011 - 11:08) *
Ich erleben den Großteil der Menschheit, wenn es ihm gut geht, leider als dumm und gleichgültig.


Ich glaube man bleibt man selbst, ob es einem gut oder schlecht geht. Man ist nur mit jeweils unterschiedlichen Dingen beschäftigt und muss verschiedene Facetten zeigen.
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malene
Beitrag 24.Mar.2011 - 11:19
Beitrag #18


Gut durch
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ZITAT(Sägefisch @ 24.Mar.2011 - 11:00) *
Klar gibt es wichtigere Themen, aber die kann Madame selber eröffnen wenn ihr die Gewichtung nicht passt.


Ich denke auch, frau kann nicht Betroffenheit gegen Betroffenheit ausspielen. Manches wird mit sprachlosem Entsetzen registriert, manches mit trauernden Worten kommentiert. Hieraus lässt sich meiner Meinung nach keine „Bestürzungshierarchie“ ableiten. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)


edit: ein i vergessen

Der Beitrag wurde von malene bearbeitet: 24.Mar.2011 - 13:44
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Sägefisch
Beitrag 24.Mar.2011 - 11:27
Beitrag #19


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Libyen und Kernschmelze sind meinetwegen schon wichtiger als ein Eisbär im Zoo. Nur lässt sich über das kleine manchmal mehr sagen als über das grosse.
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LadyGodiva
Beitrag 24.Mar.2011 - 14:40
Beitrag #20


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Schlicht ist ein gutes Stichwort, wenn ich z.B. streiflichtartig auf den kokelnden Meiler blicke - da ist am anderen Ende der Welt eine megakomplizierte Apparatur in die Luft gegangen, von der ich schon rein intuitiv Abstand halte. Ich kann es nur schlimm finden. Noch unmittelbarer kann ich aber die Blüten beobachten, die die Live-Schalte in den Kern verursacht: so mancher deutsche Technikversand wird sich über den Absatz seiner ollen Geigerzähler gefreut haben und in den Apotheken gingen offenbar en masse irgendwelche Jodpräparate über den Tisch.
Das ist, wenn sich der Mensch zum eigenen Experten gegen in der Konfrontation mit dem Unsichtbaren, Unwirklichen wird - oder glaubt, es werden zu müssen. So ein bisschen hat das was von Live-Rollenspiel, nur dass es für andere bittere Realität ist. Und wieder kann ich es nur schlimm finden, ganz schlicht.

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