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Die gute alte Küche - in neuem Gewand _ Coming-out und andere LesbenLebenslagen _ Jeden Seelenpups mit der Liebsten teilen?

Geschrieben von: sonnenstrahl am 03.Aug.2008 - 20:49

Welche von uns kennt das nicht?
"Nur weil du immer .... , geht es mir jetzt schlecht!", "Weil du .... konnte ich nicht schlafen!", Du setzt mich schon wieder unter Druck!", "Du bist wie ... (mein Vater, meine Mutter, mein Mann, mein Bruder, meine Schwester, meine erste Freundin etc.)!!!", "Warum kannst du nicht einmal .... ?!?"

Mit meiner Gesprächspartnerin heute nachmittag, mit der ich mich in letzter Zeit auf allen möglichen Einladungen bereits mehrfach gerne, lange und intensiv unterhalten habe, war ich mir einig: Was wir gerne in Schuldzuweisungen packen, hat letztlich v.a. mit uns selbst zu tun. Schuldzuweisungen sind nur für Eines gut: Sie ent-erotisieren total ph34r.gif .
Und dann sagte sie (eine Frau von Ende 50): "Seit 5 Jahren lebe ich zum ersten Mal eine Beziehung, in der es keine Schuldzuweisungen gibt. Und auch mit unseren Prozessen lassen wir uns weitestgehend in Ruhe, solange sie noch gären. Manchmal erfahre ich Monate später, dass meine Liebste irgendein Stressthema mit mir am Laufen hatte, wovon ich nicht das Geringste mitbekommen habe. Und irgendwann, wenn das Thema längst durch ist, erzählt sie´s mir - und wir können herzlich drüber lachen."

Was sie gesagt hat, hat eine ganz tiefe Sehnsucht in mir berührt. Etwas, das sich nach wirklichem Erwachsensein anfühlt: Endlich soweit zu sein, in der Liebsten nicht mehr die Mutter, die Therapeutin, die langverflossene Horrorbeziehung von vor 25 Jahren, mein zweites Ich ... zu sehen - sondern einfach nur SIE wub.gif .
Sich gegenseitig nicht mehr mit dem ganzen dampfenden Müll überschütten.
Nicht mehr erwarten, dass die Andere an meinem Prozess mitarbeitet.
Sondern die Partnerschaft als einen Ort anzusehen, an dem es uns miteinander gut gehen soll.
Was natürlich auch bedeutet, sich im Alltäglichen zu unterstützen. Und in Krisenzeiten füreinander da zu sein. Und miteinander lachen und weinen zu können - ohne sich gleich vollständig dabei auszukotzen.
Im Moment zu sein miteinander - so oft es irgend geht.

Das ist etwas ganz Anderes als das, was - warum auch immer - jahrelang mein Ideal war (und allmählich zu meinem Anti-Ideal wird): ALLES, noch den letzten Seelenfurz, miteinander teilen zu können. Sich miteinander durch´s Eingemachte zu wühlen, mal durch ihrs, mal durch meins ... und irgendwann nur noch durch gemischtes Eingemachtes - doppelt konzentriert -, das in einem großen Topf dumpf vor sich hinbrodelt.
Um irgendwann sagen zu können: Wir kennen uns "wirklich" - und wir lieben uns "trotzdem". (Neinnein, aber mit Symbiose hatte das natürlich gar nichts zu tun ..., gegen die habe ich mich vehement verwahrt.)

Kannten wir uns deswegen wirklich? Kann ich die Andere überhaupt "wirklich" kennen? War es nicht oft vielmehr ein gegenseitiges, nur halb-bewusstes Funktionalisieren der Anderen - mal in die eine, mal in die andere Rolle hinein?
Wobei der Groll durch all die Projektionen und Überfrachtungen mitunter so groß wurde, dass an ein fruchtbares Unterstützen kaum noch zu denken war. user posted image

Ist es verwunderlich, dass dabei die Lust in ein Schattendasein gedrängt wird?

Wäre es nicht viel spannender, wirklich hinzuhören, was die Andere zu sagen hat? Wie sie denkt, welchen Blick in die Welt sie hat, wie die Dinge bei ihr ankommen?
Und sich dem anzunähern - ohne den Anspruch, die Andere "wirklich" zu kennen, und ihr "wirklich" so bekannt zu sein, wie ihr eigener Herzschlag?

Ist der Seelenmüll nicht bei der/dem Therapeutin/en, der Supervisorin, in der Selbsthilfegruppe, im Nähkästchen-Kreis, bei der guten Freundin (mit der ich diesen aktuellen Seelenstress nicht laufen habe), ... besser aufgehoben? user posted image

(Nicht, dass wir uns missverstehen: Ich plädiere hier nicht dafür, runterzuschlucken, wenn mir was nicht passt. Natürlich ist es gut, im rechten Augenblick zu sagen. "Das möchte ich so nicht." Oder "Das gefällt mir so nicht." Oder "Ich habe da andere Vorstellungen."
Und wenn ich wütend bin, darf es mir auch weiterhin gut tun, zu brüllen - aber könnte das nicht mit einer kleinen Vorwarnung, und ohne gegen die Andere gerichtet zu sein, im Nebenzimmer geschehen?
Zugegeben: Das ist fortgeschrittenes Bei-sich-bleiben. Und es gelingt mir weissdiegöttin nicht immer. Aber ich finde es höchst erstrebenswert.)

Wieviel von euren laufenden Prozessen und Verwicklungen teilt ihr mit eurer/euren Liebsten?

Und wie geht es euch damit?



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Geschrieben von: Mausi am 03.Aug.2008 - 22:11

Hallo,

ich denke zu wissen, was Du meinst.
Und mir würde dazu mit Sicherheit auch was einfallen.

Jedoch, und da verzeih man mir bitte, möchte ich, wenn Dinge, die evtl. dem ggü. wichtig sind - als Seelenpubs / Seelefurz (der Ausduck dampfender Müll wäre ja noch ok gewesen - trotzdem ich weiß was Du damit meinst) - entwertet werden, und mir der Ausdruck an sich schon sehr widerstrebt, möchte ich momentan dazu nicht viel sagen.

Wie gesagt, die Ausdrucksweise schreckt mich definitiv ab - vielleicht legt sich das ja noch, aber im moment, nein.

Mausi

Geschrieben von: sonnenstrahl am 04.Aug.2008 - 05:52

@ Mausi: Möglicherweise hast du mich missverstanden. Es geht mir nicht darum, NICHTS mehr mit meiner Partnerin zu bereden, was mich bewegt. Göttin bewahre! Dafür tausche ich mich viel zu gerne aus.
Doch mitunter gibt es Seelenbewegungen, die einfach noch zu sehr gären, und daher zu leicht zu Beschuldigungen führen können, welche "eigentlich" völlig fehl am Platze sind. Das, was da so unausgegoren mitunter rausgelassen wird (ich rede jetzt von mir, vielleicht sind deine Äusserungen ja immer ganz ausgereift ...), habe ich mir gestattet, ein wenig deftig als Seelenpups/-furz zu bezeichnen.

edit - Noch ein Satz zu meiner Ausdrucksweise: Ich bin, wenn ich´s mir recht überlege, froh drum, dass meine (in diesem Falle gedankliche) Verdauung Menschliches entlässt, und keinen "dampfenden Müll" (womit ich eher beispielsweise leere Fischdosen, Kartoffelschalen, Kaffeesatz, Nudeln aus dem Abfluss, faulende Salatstrünke, ... verbinde), auch wenn ich diesen Ausdruck selbst an einer Stelle verwendet habe smile.gif .

Geschrieben von: pandora am 04.Aug.2008 - 09:39

mit der zeit habe ich gelernt, nicht mehr jedes kleine detail meines lebens, meiner gedanken, oder gefühle zu teilen.
oft ist es aber auch so, das ich erst durch ein gespräch mit meiner liebsten/freundin/freund, lange zeit war es auch meine therapeutin, zu einem resultat komme/kam.
früher war es so, das ich sobald mich etwas piekste, mit ungefilterter intensität raussprudelte, was oft zur folge hatte, dass meine gefühlswelt noch chaotischer wurde, oder unrechte und unsensible schuldzuweisungen geschahen.
heute mache ich oft genau das gegenteil, ich ziehe mich eine zeitlang zurück"in mich, meine wohnung, meine welt" und denke/fühle.
sobald der müll sortiert ist, teile ich und fahre gut damit.

edit....satzteil eingesetzt
edit 2... ein fatales doppeltes S entfernt

Geschrieben von: shark am 04.Aug.2008 - 10:39

QUOTE (sonnenstrahl @ 03.Aug.2008 - 21:49)
Welche von uns kennt das nicht?
"Nur weil du immer .... , geht es mir jetzt schlecht!", "Weil du .... konnte ich nicht schlafen!", Du setzt mich schon wieder unter Druck!", "Du bist wie ... (mein Vater, meine Mutter, mein Mann, mein Bruder, meine Schwester, meine erste Freundin etc.)!!!", "Warum kannst du nicht einmal .... ?!?"


Klar kenne ich das... allerdings zum Glück aus der Vergangenheit.

Nicht, dass es in meiner jetzigen Beziehung niemals in irgendeiner Form Auseinandersetzungen gäbe oder auch mal ein unfeines, unfaires Grummeln in Richtung der Liebsten, aber Schuldzuweisungen, persönliche Angriffe oder ungesunde Vergleiche kommen zwischen meiner Frau und mir nicht vor. Projektionen und Ueberfrachtungen gehören nicht zu unserer Partnerschaft - und wäre das anders, spräche ich von einer solchen gar nicht.

Auch nach über 5 Jahren Beziehung glaube ich nicht, meine Frau ganz und gar zu kennen; sie überrascht mich nach wie vor immer wieder mal - und ich sie wohl auch.

Es gibt innere Konflikte, die ich durchaus "bekanntgebe" - das Arbeiten daran erfolgt aber nicht auf Beziehungsebene. Trotzdem weiss ich (und habe es erlebt), dass im akuten Ernstfall meine Liebste zur Stelle ist und auch bereit, zuzuhören, ihre Einschätzung einfühlsam zu kommunizieren und mir so ein Stück weiterzuhelfen.
Umgekehrt natürlich auch.

Wir haben es (meist) gut miteinander und fast immer geht das auch "leicht"; manchmal ist es aber auch Arbeit, fordert mal auf dieser, mal auf jener Seite erhöhte Sensibilität und Verständnis für die inneren Prozesse der jeweils Anderen.
Und wo es um beide geht, um Aspekte, die direkt mit der Beziehung zu tun haben, ist ohnehin klar, dass beide "ran müssen", um zu Lösungen zu kommen, die lebbar und förderlich sind.

Auf diesem Weg fühle ich mich gut und "richtig". Und meiner Frau geht es wohl auch so.
Jedenfalls empfinde ich - durch alle persönlichen und beziehungsbedingten Höhen und Tiefen hindurch - unsere Partnerschaft grundsätzlich als friedvollen Garten, iin dem ich mich sowohl erholen und an den Blumen erfreuen, als auch mit Spaten und Giesskanne arbeiten kann, um unser Feld zu bestellen, auf welchem ihre Tomatenstauden ebensoviel Platz haben wie meine Erdbeeren.


shark

Geschrieben von: Reena am 04.Aug.2008 - 11:11

@ Sonnenstrahl:

Also, erstmal finde ich die Ausdrucksweise absolut ok. Es erzählt eben nicht einfach nur worum es geht, sondern drückt auch das Gefühl dahinter ganz gut aus.

Ich zitiere Dich mal: "Sondern die Partnerschaft als einen Ort anzusehen, an dem es uns miteinander gut gehen soll."

Als ich das las, fiel mir spontan das Wort Oase ein. Ein Ort, wo es einem gut geht, wo man sich fallen lassen kann, wo man sich aus dem ganzen Alltagskram heraus hin flüchten kann.

Für mich gehört aber in eine solche Oase auch der Platz, um seine Sorgen auszuschütten. Es sollte nicht zum Hauptbestandteil einer Beziehung werden aber wenn man alles runter schluckt, nur um die Harmonie nicht zu stören, geht das irgendwann sicherlich mal nach hinten los. Ich denke, der alte Spruch "geteiltes Leid ist halbes Leid" kommt da schon zum tragen.

Geschrieben von: LadyGodiva am 04.Aug.2008 - 11:28

Eine Frau, die aus ihrem Leben eine 1:1 Live-Übertragung macht, wäre sehr vermutlich keine Freundin, geschweige denn eine mögliche Partnerin für mich.

Ich entstamme einer recht wortkargen Ecke Deutschlands, wo man seinen Kummer entweder mit dem Herrgott auf der harten Kirchenbank oder am Ufer eines kleinen Sees mit sich ausmacht.
Über all das zu sprechen, was mich jenseits meiner rudimentären Schöngeistigkeit so tief bewegt, habe ich erst sehr spät gelernt - und möchte davon auch um keinen Preis (und der kann zuweilen auch den radikalen Verlust der Nähe zu mir zeitweilig wichtigen Menschen bedeuten) mehr ablassen können.
Ebenso, wie ich offene Worte zu schätzen weiß, ist mir auch bewusst, dass sich Menschen (ich, du, die andere) immer nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten ändern können. Aber wenigstens die Pflicht sehen, sich um einen größt möglich reflektierten Umgang mit den eigenen Problemen, vor allem aber jenen, die sie mit anderen Leben verknüpfen, zu bemühen. Ich kann bei Bedarf unendlichen Trost für einige und einiges spenden - dazu müssen sich beide Parteien jedoch mit der Unabänderlichkeit der Situation bescheiden, als realitätsresistente Optimistin ist das bei mir aber seltenst der Fall. Ich habe weiche, starke Arme für die Erschöpfung - sie fixieren jedoch weniger als dass sie halten möchten, wer sich sinken lassen kann. Ich habe einen unbändigen Glauben an den Ideenreichtum und die Kraft aus mir, wenn mir genügend Raum und Zeit zum Sammeln eben jener eingeräumt wird, kann ich mich auch noch recht effektiv für andere stark machen, um sie ein Stückchen weit zu stützen.

In meiner Liebe bin ich verwundbar wie nirgendwo - und bedürftig und klein wie stark und unendlich, für jedes Ding so seine Zeit.

Und alles davon abhängig, wie man selbst wohl einfach gestrickt ist. Für manche kann tatsächlich mehr auch schon unendlich viel sein. Und für die anderen ist weniger wohl immer noch immens.

Geschrieben von: Reena am 04.Aug.2008 - 11:44

Das klingt sehr gut Mab. Es ist schlicht und ergreifend stimmig zwischen Euch. Gratulation!! smile.gif

Lösungs- statt problemorientiert diskutieren. Das klingt an sich einfach, ist es aber nicht in jedem Fall. Wohl denen, die es hinkriegen.

Leider war das in meiner letzten Beziehung nicht möglich. Sie suchte Probleme, wo keine waren. Das war mir sehr schlimm. Ich konnte da trotz aller Lösungswege nichts mehr ausrichten und bin mit hängenden Flügeln gegangen. Mein Umfeld hat darauf mit großem Entsetzen reagiert, weil sie in uns zeitweise DAS Paar sahen. Aber sie sahen schlussendlich auch, dass sie mit ihrem Pessimismus, den sie an den Tag legte, ohne dass es auch nur einen Grund dafür gab, unsere Mitte schwer beschädigt hatte und mir nur noch damit zusetzte.

Deswegen, so denke ich, muss die Mischung einfach stimmen. Das sehe ich als meine Mitte in einer Beziehung. Probleme erkennen und gemeinsam eine Lösung finden, damit man danach die Liebe wieder in vollen Zügen genießen kann. *seufz*

Geschrieben von: LadyGodiva am 04.Aug.2008 - 11:50

Ob Negativzuschreibung von der versprochenen lösungsorientierten Strategie zeugt, einen allseits praktikablen, weil fairen Umgang mit Verflossenen zu finden? engel.gif

Geschrieben von: -Agnetha- am 04.Aug.2008 - 11:51

QUOTE (pandora @ 04.Aug.2008 - 10:39)

früher war es so, das ich sobald mich etwas piekste, mit ungefilterter intenssität raussprudelte, was oft zur folge hatte, dass meine gefühlswelt noch chaotischer wurde

Ich fürchte, das geht mir öfters auch so.
Oft habe ich ein großes Bedürfnis mich mitzuteilen, auch wenn ich meine Gefühle noch gar nicht geordnet habe und sie nicht richtig in Worte fassen kann.
Das kann dann sicher mitunter schwierig und verwirrend für mein Gegenüber sein. Wenn die Reaktion dann Unverständnis ist oder ich mich falsch verstanden fühle, habe ich erst recht das starke Bedürfnis mich zu erklären, auch wenn ich es nicht kann.
Und am Ende bin ich dann noch verwirrter und fühle mich möglicherweise noch schlechter.

Nun ja, aber ich bin noch jung und hoffe auch noch zu lernen anders damit umgehen zu können.



Teilweise kann ich mich mit der Sicht von sonnenstrahl anfreunden.
Wahrscheinlich ist es in vielen Fällen wirklich besser nicht jedes kleine Problem zu besprechen, sondern erstmal abzuwarten ob es sich nicht vielleicht von selbst wieder gibt.
Manchmal belastet man sich gegenseitig sicher unnötig.


Wenn man entscheidet erstmal nichts zu sagen, sollte es dann aber auch gelingen sich nichts anmerken zu lassen. Und ich denke das würde mir leider auch nicht immer leicht fallen.

Wenn man nichts sagt, die Partnerin aber merkt, dass etwas nicht in Ordnung ist, ist es doch auch nicht gut.
Dann macht sie sich womöglich noch Gedanken, man belastet sie erst recht mit.



QUOTE
Ist der Seelenmüll nicht bei der/dem Therapeutin/en, der Supervisorin, in der Selbsthilfegruppe, im Nähkästchen-Kreis, bei der guten Freundin (mit der ich diesen aktuellen Seelenstress nicht laufen habe), ... besser aufgehoben?



Wenn es dabei um Dinge geht, die die Beziehung betreffen, bin ich mir da nicht so sicher!

Eigentlich würde es einleuchten.
Allerdings hatte ich manchmal den Eindruck, dass Beziehungsprobleme zu kompliziert sind, um sie Freunden richtig zu erklären. Sie kennen dann doch nie die ganze Situation und meistens eben nur die Seite einer Person.

Manchmal treffen Unbeteiligte genau ins Schwarze, sehen Dinge, die man selbst nicht gesehen hatte und können wirklich helfen.
Allerdings denke ich, sie können auch Einfälle haben, die dann aber gar nicht stimmen. Sie interpretieren dann vielleicht manches ganz anders und bringen einen auf falsche Ideen.
Also manchmal denke ich dann, es wäre besser in der richtigen Situation (das ist wichtig) die Partnerin kurz zu fragen, warum sie sich in einer bestimmten Situation so und so verhalten hat, als mit Unbeteiligten ewig Mutmaßungen aufzustellen.


Also ich denke schon, dass es wichtig ist, miteinander zu reden. Auch wenn es manchmal nur Kleinigkeiten sind.
Aber es wäre schön, wenn man erkennen würde, wo ein Gespräch mit der Partnerin weiter helfen kann und wo es vielleicht nur unnötig belastend ist und die Situation gar verschlimmert.

Auch wenn ich das noch nicht so raus habe, ist es wohl wichtig zu warten, bis man seine Gefühle sortiert hat.
Dann ist es vielleicht besser auch mal zu sagen: "Ich mag jetzt noch nicht drüber reden, muss erst alleine drüber nachdenken."



Geschrieben von: shark am 04.Aug.2008 - 12:02

@LG:
Nun ja... ich kenne das schon auch so, wie Reena es beschreibt... meine Exfreundin ist ein extremer Mensch - in allen Belangen.
Und so habe ich in der Beziehung zu ihr einfach auch eine Menge "abgekriegt"...
Da die Probleme, die sie vorbrachte, so stark mit ihr als Person, mit ihrer Vergangenheit zu tun hatten, sie diese aber als jeweils aktuelles Problem in unsere Beziehung gebracht hatte (und zwar unter einer Menge von Vorhaltungen, Projektionen und Forderungen), nützten meine Versuche, mit ihr zusammen "herauszuklabüsern", was denn nun genau nur mit ihr und was mit uns zu tun hatte, einfach gar nichts. Abprallen lassen konnte ich das alles aber auch nicht - schliesslich WOLLTE ich ja mit ihr zusammen sein und mich irgendwann auch wohlfühlen. Und ich wollte natürlich auch, dass sie sich wohlfühlte...
Aber ihr tiefes Unglück und ihre Aengste, ihre Vorwürfe, ihre Ansprüche, ihr Pessismismus haben es unmöglich gemacht, an auch nur einem Problem zu arbeiten...

Und wenn ich das so schreibe, kommt meine Exfreundin natürlich nicht besonders gut weg, das ist wohl so.
Man könnte mir vorwerfen, das sei unfair.
Ich halte dagegen: so war die Situation eben. Und wenn ich etwas gelernt habe, dann das:
Es kann nicht gutgehen, wenn nur eine der Partnerinnen versucht, Probleme in der Beziehung zu lösen.

shark

Geschrieben von: LadyGodiva am 04.Aug.2008 - 12:05

Bei mir hat und würde sich vermutlich dann auch wieder bezeiten einfach die Frage stellen, woran mir überhaupt gelegen ist... an der Beziehung selbst oder an der Frau. Wenn 85% der Beziehung nach meinem Empfinden aus meinem Anteil bestehen... rolleyes.gif , dann ist Frustration nicht verwunderlich - und sollten 15% nicht zum Vorwurf gemacht werden. Aber das ist ziemlich ot.

edit: für mich ist es Ausdruck einer erwachsenen Beziehungspflege, nach dem Ende einer Beziehung immer noch erinnern zu könne, warum man sie überhaupt gewagt hat. rolleyes.gif

Geschrieben von: dandelion am 04.Aug.2008 - 12:05

ich denke, das Timing zum Besprechen von Entwicklungen ist ohnehin ein rechter Eiertanz. mal überstürzt, mal ausschließend langsam, mal genau rechtzeitig.

Im Normalfall habe ich Menschen in meiner unmittelbaren Nähe, denen ich Gefühlsregungen anmerke, und die mir Gefühlsregungen anmerken. Was mich dann absolut nervös macht (und wie ich zeitweise mitbekomme, meine Mitmenschinnen ebenso), ist, wenn ich dem Gefühl nicht die Bestätigung der Betroffenen ("ja, es ist was") entgegensetzen kann; quasi ein Abstellen der inneren Alarmanlage.
Ob das dann gleich an Ort und Stelle verhackstückt werden muß - ich denke nicht. Das mache ich auch mittlerweile nicht mehr mit eigenen Dingen. "Wenn ich's weiß, sage ich Bescheid" - das reicht für mich in solchen Situationen als gesprochenes wie gehörtes Statement. Seit ich an mir die psychischen Auswirkungen von PMS genauer unter die Lupe nehme, bin ich mit unreflektiertem Seelenwind auf Konfrontationskurs doch recht vorsichtig geworden.
Aber dieses Mindestmaß an Kommunikation, eine kurze Signalbestätigung, ist für mich wichtig, um einen "reality check" zu haben. Denn ohne den ist früher oder später der allseits gehaßte "ich dachte, du wolltest..." - "ich dachte, du magst (nicht), ..." - "ich dachte, es wäre..." - Dialog unvermeidbar.
Mit Signal kann das Mutmaßungskarussell bis zur nächsten Änderung der Stimmung erstmal relativ still stehen. Das beruhigt beide Beteiligten.

edit:

QUOTE (Agi)
Wenn man nichts sagt, die Partnerin aber merkt, dass etwas nicht in Ordnung ist, ist es doch auch nicht gut.
Dann macht sie sich womöglich noch Gedanken, man belastet sie erst recht mit.

thumbsup.gif !!
QUOTE (Agi)
Auch wenn ich das noch nicht so raus habe, ist es wohl wichtig zu warten, bis man seine Gefühle sortiert hat.
Dann ist es vielleicht besser auch mal zu sagen: "Ich mag jetzt noch nicht drüber reden, muss erst alleine drüber nachdenken."

Ja. Das ist für mich aber schon wieder eine Form von drüber reden, von teilhaben lassen. Zugegeben eine sehr fragmentarische. Aber das ist angesichts der verwirrten Lage meistens auch eine sehr ehrliche.

Es ist einfach nicht gesund, sich zu einem abschließend klingenden Urteil über solche Prozesse hinreißen zu lassen, wenn noch gar nichts abgeschlossen ist. Man sperrt sich in seinen eigenen Worten ein und wird sich selbst und anderen nicht mehr gerecht. Wie Agi es so "schön" (Beschreibung ja, Situation nein) beschrieb: man verheddert sich buchstäblich in Erklärungsversuchen und ver-wirrt sich und andere in ein gedankliches Wollknäuel.

Geschrieben von: dandelion am 04.Aug.2008 - 12:19

QUOTE (Mab)
Und während des Versuchs, ihnen alles nahezubringen, entsteht Klarheit in sich selbst.

Ein alter Grundsatz aus der Informatik: Eine präzise und sachgerecht formulierte Frage ist schon die halbe Antwort. thumbsup.gif
oder umgekehrt, das geliebte Zitat aus dem "Anhalter":
"Doch doch, die Antwort stimmt. Aber kann es sein, daß ihr gar nicht wußtet, wie eure Frage lautet?"
QUOTE (Mab)
dann kann das Gespräch mit der Liebsten geführt werden. Aber dann sind aus den "pupsen", dem Gärprozess, der Wein geworden, der dann gemeinsam genossen werden kann und der dann die Grundlage für eine schöne Mahlzeit wird.

das Bild finde ich seehr schön smile.gif

Geschrieben von: shark am 04.Aug.2008 - 12:33

Ich glaube, wie fast immer im Umgang mit Menschen, ist es am allerwichtigsten, Respekt für die Haltung und die Bedürfnisse der Partnerin mindestens durchscheinen zu lassen.
Wenn ich mir sicher sein kann, dass meine Partnerin mich grundsätzlich als Person wahrnimmt und meine Belange achtet, ist es auch "halb so wild", wenn sie dann und wann unsortiert Befindlichkeiten herauslässt. Ich weiss dann einfach, dass sie "würde, wenn sie könnte" - und auch wird, wenn sie kann... nämlich: sich erklären, teilen und meine Meinung einholen.

Was sich letztlich daraus dann ergibt, KANN dann unser beider Sache sein; vielleicht aber auch nicht. Und auch das gilt es dann - wieder im Respekt voreinander - zu akzeptieren.
Nicht alles, was meine Partnerin betrifft, betrifft auch mich so direkt, dass ich irgendetwas tun könnte oder sollte.

Geschrieben von: LadyGodiva am 04.Aug.2008 - 12:50

Ich ginge beispielsweise nie eine Partnerschaftsbeziehung mit einer Frau ein, die sich noch in einer anderen Beziehung befindet. Oder die, um beim Beispiel zu bleiben, keinen Faden zu ihrer Ex mehr halten kann. Inzwischen würde es mir, sollte dies im Vorfeld zu mir auf unerfindlichen Wegen zu mir durchsickern, oder Bestandteil unseres Austauschs gar sein, vermutlich sogar jedwedes G'spusisein austreiben - ich finde weniger situative Schwäche unerotisch als offenbare Unsortiertheit, Wirrheit, oder gar einen Mangel an Eigenverantwortung, der nicht selten in wilder Zuschreibung eine augenblickliche Entlastung findet. Wenn, dann streichle ich und lasse lieber über Narben streicheln als dass ich zu beiden Seiten der Rabatte Neurosen dünge.

Ein wenig weiche Gebrochenheit weckt viele warme Empfindungen in mir, sehe ich trotz allem zugegebenermaßen faszinierend-Diffusen auch noch hinter ihr einen konturierten Menschen, auf den ich mich in der von mir benötigten Form verlassen kann.

Viel selbsterhaltendes Gerede geht mir aufs Gemüt, mit Nichtssagern bin ich zu lange zu klein und leer geblieben - irgendwo gibt's doch die Mitte, auch 100% supervisions- und plattitüdenfrei. Ich hoffe, man lernt sie schon aus Eigenschutz im Lauf der Irrtümer eben immer sicherer zu treffen.

Aber vielleicht kenne ich auch immer nur die für mich löblichen Ausnahmen gerade deshalb so gut, wer weiß. Ich Glückliche dann, jedenfalls. rolleyes.gif

edit: die Fachwelt überlegt, wie sich der Beitrag ins Gefüge bringen will - was ich sagen wollte: für eine Beziehung setze ich freilich ein gewisses Maß an Sortiertheit und den Wunsch nach einer Persepektive voraus.
Hilflos stehe ich dem gegenüber, wer mir nicht verständlich mitteilen kann, was er sich vom Leben, von mir, von sich selbst konkret wünscht - aber auch da liegt das Problem vermutlich auf zwei Seiten. Und bedeutet eben eine wenigstens situative Inkompabilität, wenn es darum geht, etwas/sich ein wenig verändern zu wollen, oder wenigstens anders sehen zu können. Mehr ist dadurch nicht gleich angezeigt. Sonst gäb's ja auch kein (Liebes)Glück, sondern lediglich Beziehungsarbeit.
edit2: Und was das Aggressionstraining betrifft - Schaukelpferdchen LG geht einfach zum Sport, isst ein Stück Bitterschokolade oder sortiert ihre Bankauszüge; personenunabhängig. Und von einer, die zu exsaltierten Gefühlsäußerungen neigt, bin ich geneigt, seltenst Ratschläge aus dem Affekt anzunehmen. Oder gar mit ihr in eben jenem Zustand diskutieren zu wollen.
Mit einem Satz: Ich verstehe das Problem möglicherweise einfach nicht, erleichterterweise.

Geschrieben von: LadyGodiva am 04.Aug.2008 - 18:21

Für mich gibt es außer massivem Stalking oder in der Beziehung zu mir entdecktem Hang zum Sadismus kaum einen Grund, es nicht wenigstens auf einem gelegentlichen "Melden" und einem freundlichen "Hallo, so geht's mir grad - und wie dir?" beruhen zu lassen. Und das liegt nicht nur am Mutter-Theresa-Gen.
Denn in der Verflossenen sehe ich vieles deutlich klarer in eindeutigem Bezug zu mir selbst zu der Zeit, damals, an die ich mich, wodurch so geläutert und "beziehungsfähiger" wie ich heute ihretwegen bin, natürlich nur ungern erinnern lasse. cool.gif

Wer sich von einer Absolutheit in die nächste rettet, immer und immer wieder auf die Traumfrau stößt und sie nach mehr oder weniger langer Zeit letztenendes an der Diskrepanz der eigenen Maßstäbe und Leistungsfähigkeit korrodieren sieht, ist mir einfach suspekt. Das ist sicherlich eine Frage der individuellen Partnerinnenwahl und -präferenz. Eine gewisse Entschiedenheit mit gleichzeitigem klaren Bekenntnis an das "ich, wie ich auch mal war und was ich in dir gefunden habe" ist für mich mitnichten Zeichen einer gewissen entwicklungstechnischen Betonniertheit, sondern möglicherweise Indiz einer weitaus praktischeren und lebenstauglicheren Form von Introspektion (und damit auch Bindungsfähigkeit) als es jedwede Beziehungstheorie leisten könnte.

Geschrieben von: LadyGodiva am 04.Aug.2008 - 18:37

Ich habe dich so verstanden, dass das, was ich "klare Ansage" und "Sortiertheit" nenne (also: wie will ich ggf mit wem und wo mein Leben verbringen?) auch eine Form von... Determinierung anderer sein könnte. Ja, sicherlich insofern, dass es für mich klare Kriterien gibt, die eine nicht zu mir passen lassen, bei aller Verliebtheit: Wankelmütigkeit in Lebensorientierungsdingen, eine sehr emotionsbetonte, agitierte Auseinandersetzung mit dem Leben (im Positiven wie im Negativen übrigens), eine, die die Folgen wie Ursachen ihrer eigenen Entscheidungen (also besonders jener, da ich sie noch nicht näher kannte) durch ein betontes "ab heute für immer so, mein ganzes Herz!" zu leugnen sucht.

edit: m@b, vielleicht liegt es auch an der Frage:
Muss man jeden Pups an die Gattin bringen?
Nein. Aber wer ohnehin permanent verbal seine private Innen- mit der sozialen Außenwelt in Kontakt bringt, ist von vorneherein nüscht für mir, jedenfalls nicht, wenn es darum geht, mich in irgendeiner Form zu binden. Und von wem ich in relativer Regelmäßigkeit mit Superlativen überhäuft werde, bei dem schau' ich drei- oder gar fünfmal auf den jeweiligen Kontext, dem sie entspringen, nicht selten lotet ein anschließender Sinkflug nie geahnte Untiefen aus.
Von da - sitz' ich wohlig unter relativen Schweigern und habe gelernt, dem verbalen Austausch den Wert beizumessen, den er erfahrungsgemäß in meiner Beziehung hat: einen großen, nicht nur notgedrungen durch die vielen km.
Und irgendwie könnte ich mich nicht erinnern, in meiner jetzigen oder vergangenen Beziehung in irgendeiner Form mit "Seelenpupserei" in Kontakt gekommen zu sein. Also, ich spreche von 2 und 6 Jahren.

Geschrieben von: sonnenstrahl am 04.Aug.2008 - 18:52

Das Sommerloch füllt sich angeregt und sicherlich interessant - wie schön! Leider habe ich gerade gar keine Zeit, mir all eure Beiträge aufmerksam durchzulesen, aber ich bin schon ganz gespannt auf das Stündchen in den nächsten Tagen, wo´s wieder geht ... smile.gif

Geschrieben von: shark am 04.Aug.2008 - 19:48

Ich zweifle allmählich daran, überhaupt richtig verstanden zu haben, was mit "Seelenpups" gemeint ist...

Mir ist es wichtig, mich mit meiner Frau auszutauschen und ich finde es auch gut, wenn sie mich auf dem Laufenden halten mag über das, was in ihr schwärt oder tanzt.
Ich höre zu, biete tröstliche Umarmungen und Freudentänze - und das gern auch mal zu ein und demselben Thema mehrmals... manchmal dauert es halt, bis alles raus ist, was raus soll.

Weniger lieb sind mir die Dinge, die Sonnenstrahl benannt hat: Projektionen, Vorhaltungen, Vergleiche, Ueberfrachtungen meiner Person mit Attributen, die mir nicht entsprechen oder mit Ansprüchen, welchen ich nicht genügen mag und kann.

Solche sind mir in der Vergangenheit durchaus schon begegnet - und haben letztlich zum Ende der jeweiligen Beziehung geführt.

Und spannenderweise sind es gerade diese Menschen, mit welchen ich keinen Kontakt mehr habe. Obwohl ein Beziehungsende für mich nicht grundsätzlich bedeutet, dass keine Anrufe oder Treffen mehr vorkommen sollen.

Aber manchmal wars das dann einfach. Beziehungsende (und eine Menge gelernt in der vergangenen Zeit) und kein Bedürfnis nach weiterem Kontakt. Mal bei mir, mal bei ihr, mal bei beiden nicht.
Und das sagt gar nichts aus über die Qualität der gemeinsamen Zeit oder über deren Bedeutung.


Geschrieben von: LadyGodiva am 04.Aug.2008 - 20:10

Ich habe mich einfach an den "Eingangstonbeispielen" orientiert. Dass eigene Unbequemlichkeiten grundsätzlich eine externe Verursacherin haben, die das ganze mit einer gewissen Rücksichtslosigkeit, Perfidität oder Gleichgültigkeit verschuldet. Dass eigene "Läunchen" (heut ist Diminuitivtag! bounce.gif ) zum Gesprächsgegenstand oder vordergründigen "Pfefferstreuer" der Beziehung avancieren.
Dass man, vergleichbar mit der pubertären Launenverwirrung (ich kann mich auch nicht wirklich erinnern, unter einer solchen dezidiert gelitten zu haben - oder gar mein Umfeld leiden lassen habe), seinen augenblicklichen Daseinsunmut mit persönlichen Bemerkungen in Bezug auf andere würzt.
Wie schnell man die jeweiligen Grenzen übellaunen kann.
Also, kurzum: wie viel Zickenpotential möchte man (s)einer Beziehung zumuten?

...ob das in der Hand einer jeden selbst liegt? Ich zweifle das fast an - zu verlockend das große Drama, immer wieder aufregend und neu. Und mit viel zu wenig Esprit die anderen, die knarrend fast unmerklich vor sich hinschaukeln.


Und alles andere, Nichtlaunische, hat für mich viel zu viel mit Erkennen und Liebe zu tun, um es als "Pups" abzutun, der im schlimmsten Fall nur dumpf unter der Bettdecke rumort statt erotisch knistert. Dafür ist Leben, Nähe viel zu erotisch, um mir von ein wenig ratgeberverordneter Fremdheit meine Form von Lust diktieren zu lassen.

edit: und edit-Tag, aber jetze nur wegen die Kommas :-]

Geschrieben von: -Agnetha- am 04.Aug.2008 - 21:52

QUOTE (Mab @ 04.Aug.2008 - 13:16)
@Agnetha

Das ist ja gerade das Gute, wenn Freundinnen nicht alles wissen. Und noch besser ist, wenn sie nachfragen, um die Situation besser zu begreifen. Und während des Versuchs, ihnen alles nahezubringen, entsteht Klarheit in sich selbst.
Der Vorteil hier ist, dass es eben nicht die Beziehung, das Du ist, die sich dann "betroffen" fühlt und dann wird über die Betroffenheit gesprochen, argumentiert, es kann sich aufschaukeln etc.
Mit einer guten Freundin (oder dem Tagebuch) kann erstmal Klarheit gewonnen werden und dann kann das Gespräch mit der Liebsten geführt werden. Aber dann sind aus den "pupsen", dem Gärprozess, der Wein geworden, der dann gemeinsam genossen werden kann und der dann die Grundlage für eine schöne Mahlzeit wird.

Natürlich so sollte es sein. smile.gif
Ich habe aber dennoch die Erfahrung gemacht, dass Außenstehende zwar helfen, aber eben in einigen Fällen auch nur noch mehr verwirren können.
Dass zB falsche Begründungen für bestimmtes Verhalten gefunden werden.


QUOTE
Und während des Versuchs, ihnen alles nahezubringen, entsteht Klarheit in sich selbst.


Das finde ich allerdings auch. Oft zumindest.

Wenn die eigenen Gedanken aber noch sehr unausgegoren sind, ist ein Tagebuch wahrscheinlich am besten.
Zwar schreibe ich kein Tagebuch mehr, habe aber zB einmal in einer Streitsituation eine Mail geschrieben, sie dann aber nicht abgeschickt. Das hat mir geholfen meine Gedanken zu sortieren und auch besser artikulieren zu können, falls wir noch einmal über das Thema gesprochen hätten.
Das war dann aber gar nicht mehr nötig.


Geschrieben von: Bilana am 05.Aug.2008 - 21:23

QUOTE
Endlich soweit zu sein, in der Liebsten nicht mehr die Mutter, die Therapeutin, die langverflossene Horrorbeziehung von vor 25 Jahren, mein zweites Ich ... zu sehen - sondern einfach nur SIE

Das ist ja richtig, insofern die Beziehung eben eine Partnerschaftsbeziehung ist und eben keine Elter-Kind-beziehung, keine Therapeutin-Klientin-Beziehung und auch keine Selbstbeziehung (die hat frau eben nur mit sich).
Aber ich sehe jede Beziehung unter anderem als einen mehr oder weniger klaren Spiegel meiner Selbst. Es geht nicht nur um den gegenüber, es geht auch um mich.

QUOTE
Stressthema mit mir am Laufen hatte, wovon ich nicht das Geringste mitbekommen habe. Und irgendwann, wenn das Thema längst durch ist, erzählt sie´s mir - und wir können herzlich drüber lachen.


Hmmm….

QUOTE
Nicht, dass wir uns missverstehen: Ich plädiere hier nicht dafür, runterzuschlucken, wenn mir was nicht passt. Natürlich ist es gut, im rechten Augenblick zu sagen.

Was wäre denn der rechte Augenblick? Was du weiter oben in deinem Eingangsposting schriebst las sich für mich schon wie runterschlucken.

Ich bin so aufgewachsen, das ich die Begriffe „darüber reden“, „miteinander reden“ gar nicht kannte. Man sprach nur um sich gegenseitig zu informieren, wenn überhaupt.
Und so spreche ich noch heute zu oft und merke wie eng die Grenzen dabei gesteckt sind, privat, wie beruflich. Ich bin gerade dabei zu lernen, dass ich es Menschen einfacher mache, wenn ich sie an meinen Prozessen teilhaben lasse und nicht immer vor vollendete Tatsachen stelle. Einfacher mich zu verstehen und damit auch mir einfacher das durchzusetzen, was ich möchte.

QUOTE
Und sich dem anzunähern - ohne den Anspruch, die Andere "wirklich" zu kennen, und ihr "wirklich" so bekannt zu sein, wie ihr eigener Herzschlag?

Ist der Seelenmüll nicht bei der/dem Therapeutin/en, der Supervisorin, in der Selbsthilfegruppe, im Nähkästchen-Kreis, bei der guten Freundin (mit der ich diesen aktuellen Seelenstress nicht laufen habe), ... besser aufgehoben?

Das wäre ja auch nur eine Verlagerung der Symbiose-Symptomatik in die Therapie oder den Nähkästchen-Kreis. Auch mit diesen Menschen wird man die Symbiose nicht wirklich haben können und es wird früher oder später deshalb zu Problemen kommen.
Und nach wie vor verschließt sich mir der Sinn. Wenn ich mich schon dazu aufraffe über ein Problem zu sprechen, dann doch mit der Person, mit der ich es habe. Denn Seelenstress hat doch oft mit Miss-/Un-verständnissen zu tun. Und um die zu beheben, muss frau da nicht mit der Person sprechen, die es betrifft?
Natürlich hilft ein Blick von Außen manchmal und eine Aussprache im Zustand irrationaler Gefühlsbeherrschung mag auch nicht sinnvoll sein. Nur vom Prinzip, schaffe ich nicht Verständnis wenn ich den betreffenden Menschen am Prozess teilhaben lasse?

Ich überlege das wirklich, denn das Modell, ich mache es mit mir aus und teile dir dann das Ergebnis mit, habe ich lange genug gelebt und musste für mich feststellen, das es nicht so funktioniert hat, wie es gut für mich gewesen wäre. Weil die Menschen, bei allem Wohlwollen, mehr brauchen um zu verstehen, als nur Ergebnisse.
Und auch ich tue mich leichter, wenn ich mehr habe als nur das Saldo.

Geschrieben von: shark am 05.Aug.2008 - 21:48

Ich stimme Dir absolut zu, Bilana.

Wenn ich ein, wie auch imer geartetes, Problem mit (oder durch das Verhalten) meiner Frau habe, so hilft letztlich nur eines zur Lösung: Mich mitteilen, mit ihr sprechen, ihren Standpunkt erfragen - und besser verstehen; sie und mich.

Manchmal, wenn die Dinge aber sehr diffus sind, ich ein unangenehmes Gefühl noch nicht näher benennen kann oder noch keine eigene Haltung habe, hilft es mir aber auch, erst mal mit mir auszumachen, an welcher Stelle genau ich ein Problem womit habe.
Am Ende dieses Prozesses führt aber kein Weg an einer Auseinander-Setzung mit der Liebsten vorbei.

Sonnenstrahl hatte ich anfangs jedoch so verstanden, dass sie Prozesse und Befindlichkeiten meinte, die mit der Person der Partnerin nicht wirklich etwas zu tun haben (sondern vielmehr ledigich auf diese projeziert werden).
Solche Projektionen und alle daraus resultierenden Effekte (Schuldzuweisungen, Vergleiche mit Anderen, Auflastungen etc) gehören für mich nicht in eine partnerschaftliche Beziehung;
Da ich aber nicht völlig frei von derlei Menschlichkeiten bin, bemühe ich mich in einem solchen Fall immer sehr, erst mal für mich selbst klar zu bekommen, weswegen ich denn gerade so fühle. Und oft finde ich heraus, was mit mir los ist, während sich meine Frau zunächst mit der Ansage "Ich fühle mich grade nicht so gut und muss für mich da was klären" bescheiden muss. Wenn ich klarer sehe, kann ich das Problem dann auch kommunizieren. Und zwar ohne, dass ich von ihr erwarte, sie möge doch bitte gefälligst irgendetwas an sich ändern.
Bisher bin ich immer auf Verständnis gestoßen - und auf Respekt für meinen Weg.

Geschrieben von: Bilana am 05.Aug.2008 - 22:31

Ja shark, ich denke auch, wenn frau etwas klarer ist, kann sie besser kommunizieren. Das geht mir auch so, ganz eklatant oft. Wenn ich so verwirrt bin, das ich einfach nichts gescheites sagen kann, dann kann ich eben nicht und tue es nicht.
Ich hatte Sonnenstrahl allerdings so verstanden, das sie es als Ideal betrachtet sich bewusst zurück zu halten, obwohl sie könnte.

Ich frage mich, wie merkt frau, dass sie projeziert, wenn sie gerade projeziert? Und: Löst es sich nicht gerade dann auf, wenn frau drüber spricht? Und: Ist es nicht für einen selbst klärend es (an jemanden gerichtet) zu formulieren und Feedback zu bekommen?

Ich bin sicher nicht fürs nie zurück halten. Aber tendenziell denke ich schon, das zurückhalten eher dazu beiträgt Bauchschmerzen, Verstimmungen usw. zu kultivieren, die sich schnell erledigen ließen.

Wie gesagt, ich habe da sicher nicht den Stein der Weisen gefunden und werde es sicher auch nie. Ich kann nur sagen wie es sich anfühlt, Prozesse nur in sich zu bearbeiten. Es produziert ab einem gewissen Grad Einsamkeit, auch dnan wenn man umgeben ist von lauter wohlwollenden Menschen. Es gärt dann eben erst richtig und macht Wut, statt Mut.

QUOTE
Am Ende dieses Prozesses führt aber kein Weg an einer Auseinander-Setzung mit der Liebsten vorbei.

Genau. Und meine These (von mir bisher leider nicht getestet) ist, dass die Auseinandersetzung umso fruchtbarer und schmerzloser wird, je eher man den gegenüber am Prozess teilhaben lässt.

QUOTE
Wenn ich klarer sehe, kann ich das Problem dann auch kommunizieren. Und zwar ohne, dass ich von ihr erwarte, sie möge doch bitte gefälligst irgendetwas an sich ändern.

Das eh. Aber auch das sehe ich zur Zeit als potentiell leichter an, wenn ich den Prozess mitteile und für beide vllt. eben wirklich schneller Eigen- und Fremdanteil auseinanderklamüsiert wird, statt sich um die eigene Achse zu drehen und vor lauter Fliehkraft nur den Gegenüber im Blick (der Problemverursachung) zu haben.

Geschrieben von: LadyGodiva am 05.Aug.2008 - 22:40

Ja, letztenendes habe ich es auch so verstanden wie Bilana -
man weiß, wo der Hase im Pfeffer liegt und versucht, ja letztenendes um der Liebe zu einer eigentümlichen Form von partnerschaftlicher Distanz willen, sich möglichst weitab davon zu verlustieren, wohl wissend, was tunlichst zu umgehen ist.

So eine Form von Zweisamkeit wäre mir zu viel misstrauenbesetztes Aneinander - und nicht die Form von "Symbiose", die mich wohl eher ausfüllt.
Von da: große Skepsis. Und eine völlig andere Baustelle.

Geschrieben von: sonnenstrahl am 05.Aug.2008 - 23:49

QUOTE (Bilana @ 05.Aug.2008 - 22:23)

Aber ich sehe jede Beziehung unter anderem als einen mehr oder weniger klaren Spiegel meiner Selbst. Es geht nicht nur um den gegenüber, es geht auch um mich.


Ja, das sehe ich auch so. Wir Menschen neigen sehr dazu, im Anderen nur das zu erkennen - oder in die Andere das zu projizieren - , was unseren eigenen Themen entspricht. (Habe ich jetzt eigentlich zu ... gesagt: "Du A.schloch !", oder habe ich gesagt: "Reich mir doch bitte mal den Salzstreuer rüber"? ... wie es eine Freundin neulich treffend formulierte.)
Wirklich hinzuhören ist vielleicht die Kunst, die sich uns am schwersten erschließt. Vor allem wenn es um die Menschen geht, die uns am nächsten sind.


QUOTE
QUOTE
Stressthema mit mir am Laufen hatte, wovon ich nicht das Geringste mitbekommen habe. Und irgendwann, wenn das Thema längst durch ist, erzählt sie´s mir - und wir können herzlich drüber lachen.


Hmmm….

QUOTE
Nicht, dass wir uns missverstehen: Ich plädiere hier nicht dafür, runterzuschlucken, wenn mir was nicht passt. Natürlich ist es gut, im rechten Augenblick zu sagen.

Was wäre denn der rechte Augenblick? Was du weiter oben in deinem Eingangsposting schriebst las sich für mich schon wie runterschlucken.


Es geht mir weiter oben nicht um runterschlucken, sondern darum, innezuhalten und zu merken bzw. davon auszugehen, dass ich gerade einen Film mit "dir" laufen habe, und kurz davor bin, dir etwas in der folgenden Art vorzuhalten: "Musst du eigentlich immer zentimeterdick Krabbensalat auf dein Brötchen türmen? Es geht mir SO auf den Zeiger. Ich könnte dich vom Stuhl schubsen dafür!!!!"
So etwas würde ich gerne erstmal reflektieren, was manchmal schnell, und manchmal langsam geht.
Und wenn ich dann irgendwann rausgefunden habe, dass ich mich "eigentlich" zuvor von dir bevormundet gefühlt habe, als du sagtest: "Ich find´s nicht schön, dass du die Serviette zum Naseputzen nimmst", was mich wiederum an olle Kamellen mit meiner Mutter erinnert hat, und ich auf deine Art, dir Krabbensalatbrötchen herzurichten überhaupt nur reagiert habe, weil mein Ego nach einer Retourkutsche gesucht hat ... DANN kann ich dir entspannt und amüsiert davon erzählen (in drei Sätzen), ohne dass das Frühstück und der halbe Vormittag versaut sind. Und dann ggf. über das reden/das tun, was gerade tatsächlich anliegt/uns gut tut, und weiterbringt ... cool.gif

Im zweiten Fall geht es mir darum, meine Wünsche und Grenzen in Bezug auf mich zu benennen. "Ich habe da andere Vorstellungen, nicht "Du solltest mal ...
Ich finde, da gibt es einen entscheidenden Unterschied in Form eines Vorwurfs, der gemacht wird, oder eben unterbleibt.

QUOTE
Ich bin so aufgewachsen, das ich die Begriffe „darüber reden“, „miteinander reden“ gar nicht kannte. Man sprach nur um sich gegenseitig zu informieren, wenn überhaupt.
Und so spreche ich noch heute zu oft und merke wie eng die Grenzen dabei gesteckt sind, privat, wie beruflich. Ich bin gerade dabei zu lernen, dass ich es Menschen einfacher mache, wenn ich sie an meinen Prozessen teilhaben lasse und nicht immer vor vollendete Tatsachen stelle. Einfacher mich zu verstehen und damit auch mir einfacher das durchzusetzen, was ich möchte.


Die Kommunikation in meinem Elternhaus war auch nicht von großem gegenseitigem Interesse geprägt. Viel Vereinnahmung und Vorwegnahme im Sinne von "Wir sind ... " und "Bei uns macht man ...", manipulativ ("Du bist doch schon groß, da kannst du doch ...."), vera.schend ("Nilpferde sind Elefanten ohne Rüssel") oder abstempelnd ("Du warst doch schon immer ...").
Für mich ist die Möglichkeit, wahrhaftig miteinander zu sein, und sich gegenseitig teilhaben zu lassen an dem, was uns bewegt, etwas ganz Wunderbares. Ich wollte es nie und nimmer missen.
Was ich hingegen gerne missen mag ist, etwas übergestülpt zu bekommen bzw. überstülpen zu "wollen", und sind Begegnungen, die sich so impulsgesteuert gestalten, dass es im Austausch bestenfalls noch um die Beseitigung der Hindernisse geht, und das Eigentliche schicksalsschwer im Schlamm der Angriffs- und Verteidigungsschlacht versinkt.
Oder in der "Versöhnung" ... "Ich hab´s nicht so gemeint" - "Ich auch nicht." - "Hast du mich noch lieb? - "Ja, Schnucki."

QUOTE
Und sich dem anzunähern - ohne den Anspruch, die Andere "wirklich" zu kennen, und ihr "wirklich" so bekannt zu sein, wie ihr eigener Herzschlag?

QUOTE
Ist der Seelenmüll nicht bei der/dem Therapeutin/en, der Supervisorin, in der Selbsthilfegruppe, im Nähkästchen-Kreis, bei der guten Freundin (mit der ich diesen aktuellen Seelenstress nicht laufen habe), ... besser aufgehoben?

Das wäre ja auch nur eine Verlagerung der Symbiose-Symptomatik in die Therapie oder den Nähkästchen-Kreis. Auch mit diesen Menschen wird man die Symbiose nicht wirklich haben können und es wird früher oder später deshalb zu Problemen kommen.


Nein! Symbiose ist für meine Begriffe sowas wie "Egal ob´s uns gut tut oder schlecht - wir können nicht ohneeinander. Und wir haben den Anspruch, ALLES miteinander zu teilen, damit wir uns in der illusionären Sicherheit wiegen können, der andere habe keine bedrohlichen Geheimnisse. Unsere Beziehung ist bauchfellwarm und verlogen. Klarheit ist das Letzte, was wir brauchen können."
Darum geht es mir in dem, was du gerade zitierst, überhaupt nicht. Es geht mir darum, zu einer Person/Gruppe meines Vertrauens zu gehen, mit der ich in der zu besprechenden Thematik nicht verstrickt bin, und zu sagen: "Das und das geht mir durch den Kopf - hilf mir mal, es aufzudröseln, damit ich wieder klarer seh." Sozusagen das positive Gegenteil von Symbiose.

QUOTE
Und nach wie vor verschließt sich mir der Sinn. Wenn ich mich schon dazu aufraffe über ein Problem zu sprechen, dann doch mit der Person, mit der ich es habe. Denn Seelenstress hat doch oft mit Miss-/Un-verständnissen zu tun. Und um die zu beheben, muss frau da nicht mit der Person sprechen, die es betrifft?
Natürlich hilft ein Blick von Außen manchmal und eine Aussprache im Zustand irrationaler Gefühlsbeherrschung mag auch nicht sinnvoll sein. Nur vom Prinzip, schaffe ich nicht Verständnis wenn ich den betreffenden Menschen am Prozess teilhaben lasse?


Auf jeden Fall - ab dem Moment, wo zerstörerische Impulse bereits weitgehend sortiert sind. Sonst geht die Aussprache nach hinten los, und das Gestrick wird immer dichter, mit jeder neuen Verletzung, die hinzukommt.


QUOTE
... das Modell, ich mache es mit mir aus und teile dir dann das Ergebnis mit, habe ich lange genug gelebt und musste für mich feststellen, das es nicht so funktioniert hat, wie es gut für mich gewesen wäre. Weil die Menschen, bei allem Wohlwollen, mehr brauchen um zu verstehen, als nur Ergebnisse...


Seh ich auch so - aber die Gesprächsbasis (das Wohlwollen) muss stimmen, und manchmal eben auch erst hergestellt (ent-projiziert/entwirrt) werden, sonst ist die versuchte Kommunikation ziemlich wahrscheinlich für die Katz ...


Ist es verständlicher geworden, was ich meine?


user posted image


edit: Kleine Ergänzung

Geschrieben von: LadyGodiva am 06.Aug.2008 - 00:27

Vielleicht liegt es daran:
Symbiose ist für mich bei weitem nicht so negativ besetzt - und meines Wissens auch in der Botanik/Faunistik nicht absolut gleichbedeutetend mit wechselseitig auslaugendem Parasitismus, was ich hinter deiner Definition vermute.
Mein (durchaus erfüllend gelebter) Symbiosebegriff tendiert eher in Richtung einer (mutualistischen) win-win-Auslegung, eine Art Fließgleichgewicht in einem halboffenen System. Das bedeutet zwar zwangsläufig einen höheren Energieverbrauch (konkret in Form von sich umeinander bemühen, das Selbst und sein Mögen und Wollen im Kontext des "wir" hierarchisieren können, ohne das Gefühl zu haben, dabei etwas preiszugeben), zieht aber gleichzeitig weniger Substanzverlust nach sich als ein völlig offenes System, durch das Information in viele Richtungen rauscht, aber keinen kontinuierlichen Fluss erzeugt. Mit anderen Worten: Bezogensein ist für mich nicht gleichbedeutend mit: eine emotionale Tankstelle, optimalerweise zum Fixpreis, gefunden zu haben, sondern wirklich der Ort, an dem ich meine erwachsenste Beziehung von allen üben und mich dadurch gleichermaßen an sie und mich annähern kann, Tag für Tag, Missverständnis für Missverständnis, (Fehl)Interpretation für (Fehl)Interpretation.
Liebe ist für mich das Wohlwollen, das ich meiner kleinen Welt grundsätzlich unterstelle - ich hätte ein großes Problem mit meinem Vertrauen, hätte ich den Eindruck, meine Liebste "arbeitet" sichtlich im Verborgenen (biggrin.gif) an sich, um etwaige Reibungsflächen oder Unzulänglichkeiten, die sie auch schön und spannend für mich machen, wegzupolieren.
Lieber benetzt ihr lebendiger Schweiß meine Haut als dass ich ihre kühl-blanke Oberfläche streicheln kann.

Wozu aber noch einmal der ganze Aufwand der Fremd-Selbst-Bewertung?

Geschrieben von: sonnenstrahl am 06.Aug.2008 - 08:24

QUOTE (LadyGodiva @ 06.Aug.2008 - 01:27)
Bezogensein ist für mich nicht gleichbedeutend mit: eine emotionale Tankstelle, optimalerweise zum Fixpreis, gefunden zu haben, sondern wirklich der Ort, an dem ich meine erwachsenste Beziehung von allen üben und mich dadurch gleichermaßen an sie und mich annähern kann, Tag für Tag, Missverständnis für Missverständnis, (Fehl)Interpretation für (Fehl)Interpretation.
Liebe ist für mich das Wohlwollen, das ich meiner kleinen Welt grundsätzlich unterstelle - ich hätte ein großes Problem mit meinem Vertrauen, hätte ich den Eindruck, meine Liebste "arbeitet" sichtlich im Verborgenen (biggrin.gif) an sich, um etwaige Reibungsflächen oder Unzulänglichkeiten, die sie auch schön und spannend für mich machen, wegzupolieren.
Lieber benetzt ihr lebendiger Schweiß meine Haut als dass ich ihre kühl-blanke Oberfläche streicheln kann.

Wozu aber noch einmal der ganze Aufwand der Fremd-Selbst-Bewertung?

Das klingt so erstmal sehr schön, LG - aber es unterschlägt meiner Erfahrung nach so manche, vor lauter Romantik gerne ignorierte bzw. nicht gesehene Tücke.
Zur Reife gehört es für mein Verständnis schon auch, mit den Tücken - in Gestalt von alten "Kopffilmen" über Nähe-Distanz-Crashs, Eifersucht, Neid, Idealvorstellungen ... , sprich: mit dem ganzen Topf unserer Schatten, die wir ja haben, ob wir wollen oder nicht - bewusst zu rechnen.
Das mildert dann optimalerweise die eine oder andere aggressive, beleidigende, maßregelnde, abwertende, unterstellende Anwandlung (NUR um die geht es mir in diesem Thread! Nicht um das Glattbügeln von Reibungsflächen/wirklichen Konfliktpotentialen .. im Gegenteil: Um die kann es m.E. dann erst richtig gehen. smile.gif ) in etwas Liebevolles, Unausgegorenes ab:

"Ist was, Schatz? Du kuckst sp komisch!"
"Hm ... mich macht gerade aggressiv, wie du den Krabbensalat auf dein Brötchen häufst, aber ich weiss noch nicht, warum. (Ich bin mir sicher, dass es gar nichts mit dir zu tun hat.)"
"Ach so - na ja, wenn du´s weisst, kannst du´s mir ja erzählen."
"O.k. - darf ich jetzt wieder komisch kucken? Es nervt mich nämlich immer noch ..."
"Klar, mein Engel ..."

edit: Und gelegentlich geht es halt um etwas komplexere Dinge als um Krabbensalat-Brötchen, die das wirklich große Kopfkino hervorbringen ...

Geschrieben von: LadyGodiva am 06.Aug.2008 - 09:03

Ganz ehrlich? Solcherlei Beziehungskultur ist mir wirklich fremd.
Da muss ich ja unwissentlich über eine recht elaborierte Form selbiger verfügen, ob ich das von meinen Eltern lernen durfte? a5.gif
Vielleicht liegt es an meiner direkten Art, "Querliegendes" auch direkt und aus meiner Perspektive anzusprechen, was mir in der Regel recht schnell gelingt und ich meist auch schon die dahinter vermutete Ursache für meine Missstimmung, mein Missempfinden benennen kann. Und wenn mir grad die Worte fehlen, dann finde ich tätliche Wege, auf mich zurück zu fallen: Sport, Sex oder Schlafen.
Offenbar ist mir auch eine Frau zuteil geworden, mit der ich keine Abgrenzungsspielchen betreiben muss, vielleicht, weil sich da zwei mit einem ähnlichen Bedürfnis nach immer wieder zarter Nähe und liebevoller Eigenheit gefunden haben. Vielleicht auch, weil wir hinreichend klar für einander waren? rolleyes.gif


Geschrieben von: sonnenstrahl am 06.Aug.2008 - 09:06

QUOTE (LadyGodiva @ 06.Aug.2008 - 10:03)
Ganz ehrlich? Solcherlei Beziehungskultur ist mir wirklich fremd.
Da muss ich ja unwissentlich über eine recht elaborierte Form selbiger verfügen, ob ich das von meinen Eltern lernen durfte? a5.gif
Vielleicht liegt es an meiner direkten Art, "Querliegendes" auch direkt und aus meiner Perspektive anzusprechen, was mir in der Regel recht schnell gelingt und ich meist auch schon die dahinter vermutete Ursache für meine Missstimmung, mein Missempfinden benennen kann. Und wenn mir grad die Worte fehlen, dann finde ich tätliche Wege, auf mich zurück zu fallen: Sport, Sex oder Schlafen.
Offenbar ist mir auch eine Frau zuteil geworden, mit der ich keine Abgrenzungsspielchen betreiben muss, vielleicht, weil sich da zwei mit einem ähnlichen Bedürfnis nach immer wieder zarter Nähe und liebevoller Eigenheit gefunden haben. Vielleicht auch, weil wir hinreichend klar für einander waren?  rolleyes.gif

Ich würde mal sagen: Da habt ihr aber Glück!

edit: grau

Geschrieben von: LadyGodiva am 06.Aug.2008 - 09:21

Ein - so schön's auch für mich ist - recht trauriger Gedanke, oder?

Für mich ist meine Liebesbeziehung niemals etwas Selbstverständliches, das mir die Welt zum Schöpfen reicht. Sondern wirklich etwas, wofür ich dankbar bin, was mich andererseits auch in einer gewissen Weise verpflichtet, bei mir zu bleiben, an mich zu halten. Kein Tag, an dem ich nicht meine Partnerin als großes Geschenk der Welt an mich betrachtet habe. Selbst im Rückblick auf die vergangene Beziehung, nach einer nicht gerade glücklichen Trennungszeit, in der sich kristallisierte, dass die Liebe wohl nicht fürs Zusammenaltwerden reicht, sich aber dadurch nicht von selbst abschafft.
Der Beginn meiner aktuellen Beziehung war zugleich das Leichteste und Haarfeinste, das ich je erleben durfte - weil wir beide uns eben lange Zeit mit unseren Zukunftsvisionen zurück gehalten haben, bei uns geblieben sind und so viel Zeit war, uns gegenseitig näher zu betrachten, das was-auch-immer-aber-liebstens-immer-mit-dir auf uns zukommen lassen.
Wer diese Behutsamkeit der Liebsten und Dankbarkeit dem Leben gegenüber behalten kann, sich in aller Unsicherheit aus Liebe öffnen kann und gleichzeitig nicht vergisst, dass jede Welt einen Angelpunkt benötigt, dem kann doch nur der Himmel hold sein, oder? Egal übrigens, wie's letztenendes kommt. wink2.gif

Geschrieben von: sonnenstrahl am 06.Aug.2008 - 09:32

@LG: Ich finde das wunderschön, was du schreibst - und doch gehört, wie ich finde, schon Glück dazu (oder ein sehr feines Gespür dafür, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Oder: Die Verteilung der Lernkatastrophen im Leben auf ein anderes Feld als das der Liebe. wink.gif ), dass einer mit dieser Bereitschaft auch die Frau begegnet, mit der´s "bei aller Liebe für´s Zusammenaltwerden reicht".


edit: grau

Geschrieben von: sonnenstrahl am 06.Aug.2008 - 09:58

QUOTE (Mab @ 04.Aug.2008 - 12:33)
Aber interne Grummeligkeiten brauchen Zeit zum Entwickeln. Einfach im Prozess mitteilen, dass etwas gerade schief läuft ist irgendwie unpraktisch, wenn noch nicht bekannt ist, was denn schiefläuft. Mein Bauch erzählt mir nämlich leider nicht genau, was ihn unstimmig macht.
Und da meine Frau und ich gerne lösungs- statt problemorientiert kommunizieren und leben, würde das dann nur zu weiteren Grummeleien führen, weil es problemorientiert ist...

thumbsup.gif

(ich "arbeite" mich nach und nach durch eure Beiträge ... und das völlig unchronologisch. Und jetzt muss (will!) ich schon wieder los ... , die Erwerbs-Arbeit ruft.)

Geschrieben von: Bilana am 06.Aug.2008 - 10:43

Danke, dass du es noch mal ausgeführt hast. Jetzt klingt es für mich schon noch anders. Wie dem auch sei, es ging mir ja nicht darum dich anzugreifen oder zu sagen, du siehst das ganz falsch.
Es geht mir um den Austausch zum Thema. Es ist seit längerem mein wichtigstes Thema. Manchmal durchaus auch spielerisch und lustvoll, in letzter Zeit aber eher schmerzhaft und quälend. Da finde ich es sehr spannend zu lesen, wie andere mit dem Thema umgehen.

QUOTE
Ja, das sehe ich auch so. Wir Menschen neigen sehr dazu, im Anderen nur das zu erkennen - oder in die Andere das zu projizieren - , was unseren eigenen Themen entspricht.

Das auch. Und die Kritik am zu dicken Krabbensalat mag eine Kritik an der eigenen Gier sein oder die Kritik eines zu kurz gekommenen Teils in sich, der anderen nun nichts gönnen mag.
Gleichzeitig denke ich, lösen wir aber auch im anderen eine bestimmte Konstellation innerer Befindlichkeiten, Anteile aus. Deshalb gibt es für mich ein „Ich sehe nur SIE, nur DEN Menschen“ nicht. Denn wie der mit gegenübertritt hat viel mit mir zu tun. Andersrum ebenso. Wie ich mich verhalte hat nicht nur mit mir zu tun. Zumindest mir geht es so: Bei Freundin X bin ich so und bei Freundin Y irgendwie anders. Und doch bin ich immer ich.

QUOTE
"Du A.schloch !", oder habe ich gesagt: "Reich mir doch bitte mal den Salzstreuer rüber"?

Gut, derartige Du-Botschaften vom Format Du Arschloch, kenne ich in meiner langjährigen Beziehung nicht. Kenne ich auch aus Freundschaften nicht. Kenne ich aber gut aus diversen Pflegefamilien und schlimmeres. Das war für mich lange ein Grund lieber nichts zu sagen, als so etwas, denn es ist mir nach wie vor ein Graus. Ebenso natürlich so etwas gesagt zu bekommen. Wenn ich aber schweige, ist keine Angriffsfläche mehr da für derartiges.

QUOTE
"Ich habe da andere Vorstellungen, nicht "Du solltest mal ...
Ich finde, da gibt es einen entscheidenden Unterschied in Form eines Vorwurfs, der gemacht wird, oder eben unterbleibt.

Ja ich denke ich verstehe was du meinst und denke durchaus, das öfters mal ein Innehalten, das finden einer Ich-Botschaft für alle Beteiligten besser ist, als das Raushauen einer impulsiven Du-Botschaft.
Aber gerade in letzter Zeit frage ich mich, ob das alles ist, ob das immer so ist.
Manche Anliegen, manche Gefühle lassen sich vielleicht gar nicht in einer Ich-Botschaft transportieren. Ich denke die ein oder andere Du-Botschaft ist manchmal einfach nötig um das rüber zu bringen, was anliegt oder auch um etwas ins Rollen zu bringen.
So erlebe ich das: Wenn ich die Wut doch mal raus lasse und dann bin ich eben auch subtil, aber nicht minder wirkungsvoll abwertend und damit natürlich auf heftigen Widerstand stoße, dann bin ich aber trotzdem im Kontakt mit dem anderen und mit mir. Und dann gibt es eine Chance, dass freigelegt wird, was unter der Wut ist. Trauer vielleicht, aber auch alte Gefühle von zu kurz gekommen sein. Und dann fühle ich mich seltsam eins mit mir und habe das Gefühl den anderen viel klarer zu sehen als je zu vor. Und dann habe ich den Eindruck wirkliche Nähe zu spüren. Natürlich erfordert das eine stabile, lang gewachsene Beziehung und die wiederum mag tatsächlich auch mit Glück zu tun haben. Aber eben auch mit der Arbeit, die ich mir damit mache. Und mit den Themen, die eben nicht unter den Teppich gekehrt werden.
Andersrum habe ich es schon zu oft erlebt, wie irrsinnig ich mich um mich selbst drehen kann, um mein aktuelles Problem und herzlich wenig kommt dabei heraus. Weil ich allein einfach zu begrenzt bin um problematisches vollständig in mir selbst umzuwandeln.



Geschrieben von: dandelion am 06.Aug.2008 - 11:06

QUOTE (sonnenstrahl @ 06.Aug.2008 - 09:24)
"Ist was, Schatz? Du kuckst sp komisch!"
"Hm ... mich macht gerade aggressiv, wie du den Krabbensalat auf dein Brötchen häufst, aber ich weiss noch nicht, warum. (Ich bin mir sicher, dass es gar nichts mit dir zu tun hat.)"
"Ach so - na ja, wenn du´s weisst, kannst du´s mir ja erzählen."
"O.k. - darf ich jetzt wieder komisch kucken? Es nervt mich nämlich immer noch ..."
"Klar, mein Engel ..."

ich erlebe derzeit an mir den Wandel, genau solche Dialoge am liebsten zu mögen, sei es in Partner- oder Freundschaft. es ist ein Ausmaß von Direktheit, das Klarheit ohne Eskalation ermöglicht. die Dinge sind, wie sie scheinen. für mich ein sehr wichtiger und absolut nicht selbstverständlicher Punkt im Miteinander.

man spart so viel Energie. für das Auslassen der Wut am Gegenüber. für das schlechte Gewissen, weil das Gegenüber gar nichts dafür konnte. für das Leiden unter dem Kopfkino. für aufsteigenden Haß gegen einen eigentlich geliebten Menschen. für den verzweifelten Versuch, sich trotz Emotionalität vor weiteren Vorwürfen des Gegenübers zu schützen.

sicher, die Notbremse zu ziehen erfordert ebenfalls Energie und Selbstbeherrschung. der Schritt aus der eigenen Situation heraus erfordert Übung - also auch Energie.
aber ehrlich gesagt ist mir das schöne Gefühl, einen Streit auf halber Flamme ausgefochten zu haben (statt ihn auf kleiner Flamme einbrennen zu lassen oder gleich die Seelenküche abzufackeln) und die daraus erwachsende Verbundenheit zu den Menschen, die mir am Herzen liegen, den Versuch wert.

wobei ich es ohne eine Freundin sicherlich niemals auch nur bis ins Versuchsstadium geschafft hätte. ( flowers.gif ) warum? weil sie lange Zeit gnadenlos ehrlich, verläßlich, warmherzig aber unaufgeregt mir gegenüber war. nichts geht über Vertrauen. smile.gif

Geschrieben von: DerTagAmMeer am 06.Aug.2008 - 12:25

Am Anfang habe ich mich sehr über die Selbstverständlichkeit gewundert mit der "Teilhabe" und "Beschwerde" gleichgesetzt wurde. Denn ähnlich wie LG sehe ich die gegenseitige Anteilnahme an Entwicklungsprozessen als etwas ausgesprochen Schönes und Wertvolles an. Ich würde sogar behaupten wollen, dass gerade diese gegenseitige Aufmerksamkeit für Erahntes, Unfertiges und Unausgegorenes die Lebendigkeit, Tragfähigkeit und Entwicklungsfähigkeit unserer Liebe ausmacht. Gerade WEIL wir uns jeden Frust von der Seele reden, jede Schieflage benennen und Unausgeglichenheiten zeigen dürfen, kommt es gar nicht erst so weit, dass sich mühsam angesammelte Aggessionen plötzlich Bahn brechen, auf ein läppisches Krabbenbrötchen fokussieren und kein konstruktiver Umgang mehr möglich ist, weil die ursprünglichen Gründe für den Groll schon längst verschüttet sind.

Aus meiner Sicht wird nämlich eher Verschweigen zum Problem. Alles Negative, Beängstigende, Trennende wird solange verdrängt, ungekaut geschluckt und für sich behalten, bis plötzlich alles nervt und nur noch Dauernörgeln, Langstreckenschweigen oder die Trennung zur Wahl stehen. Natürlich bleibt auch noch die Möglichkeit eine Paarberatung in Angriff zu nehmen, unter professioneller Anleitung gemeinsam in den anverdauten Resten gemeisamer Mahlzeiten zu wühlen, dabei zu rekonstruieren, welche Speisen wohl besser hätten vermieden werden sollen und einen Ernährungsplan für den Neuanfang aufzustellen. Tagebuchaufzeichnungen können dabei sicherlich helfen die eigene Position zu festigen und mit datierten Belegen überzeugend durchzusetzen. Außerdem lässt sich so nach jahrelang klaglos und mit einem Lächeln ertragener Beziehung eine erschlagende Bilanz aus dem Ärmel schütteln, die dann so erschütternd ausfallen dürfte, dass die (sich bis dahin in falscher Sicherheit wiegende) Fortan-Ex ohne Streit und Widerrede vor Scham im Boden versinkt und auf Nimmerwiedersehen verschwindet.
Wahrscheinlich gilt das sogar als "erwachsen" - richtig kann ich es trotzdem nicht finden.

Für mich macht es sehr viel mehr Sinn Verdauungsbeschwerden schon bei der Nahrungsaufnahme vorzubeugen: Gemeinsam kochen, aufmerksam würzen, langsam essen, mit Bedacht kauen, konzentriert schmecken, Rezepte gemeinsam bewerten, an ihnen feilen und dem individuellen Geschmack anpassen. Ein symbiotischer Gleichklang ist dafür gar nicht mal nötig: Mein Organismus hat beispielsweise gerade "Kreuzkümmel-Wochen" ausgerufen, während meine Liebste ein umfassendes Curry-Veto eingelegt hat - also gibt's das Gemüse derzeit pur mit Senf/Chutney/Kräuterquark zum Selbertunken ... auch sowas erspart übelriechende Flatulenz. Frau kann natürlich auch zum Pupsen in den Keller gehen, wenn sie gesteigerten Wert darauf legt alles zu essen, was auf den Tisch kommt wink.gif ...

Geschrieben von: pandora am 06.Aug.2008 - 12:50

QUOTE (DerTagAmMeer @ 06.Aug.2008 - 13:25)


Für mich macht es sehr viel mehr Sinn Verdauungsbeschwerden schon bei der Nahrungsaufnahme vorzubeugen: Gemeinsam kochen, aufmerksam würzen, langsam essen, mit Bedacht kauen, konzentriert schmecken, Rezepte gemeinsam bewerten, an ihnen feilen und dem individuellen Geschmack anpassen. Ein symbiotischer Gleichklang ist dafür gar nicht mal nötig: Mein Organismus hat beispielsweise gerade "Kreuzkümmel-Wochen" ausgerufen, während meine Liebste ein umfassendes Curry-Veto eingelegt hat - also gibt's das Gemüse derzeit pur mit Senf/Chutney/Kräuterquark zum Selbertunken ... auch sowas erspart übelriechende Flatulenz. Frau kann natürlich auch zum Pupsen in den Keller gehen, wenn sie gesteigerten Wert darauf legt alles zu essen, was auf den Tisch kommt wink.gif ...

rolleyes.gif göttin noch, herrlich blumig ausgedrückt und so viel weisheit liegt in deinen worten, DTaM flowers.gif

edit... das von dir beschriebene, ist in meinen augen die hohe kunst des gemeinsamen umgangs miteinander.
es braucht m.E nach, geduld, unmengen an (ur)vertrauen und die kunst der kommunikation und des ständig miteinander in kontakt bleibens.

edit...fehler und immer wieder diese verkorksten satzstellungen wacko.gif

Geschrieben von: LadyGodiva am 06.Aug.2008 - 18:42

dtam,
ich sehe gerade in diesem Kult des "Idealen" eine recht... verzweifelte, fast schon pubertäre Absolutheit im Fühlenwollen - das meinte ich, als ich mich aufs immer-wieder-die-nächste-aber-diesmal-in-echt-Traumfrau-für-mich bezogen habe.
Gerade die Integration des Menschlichen an ihr, des Schwachen, Launischen, Kleinen macht sie ebenso unersetzlich und einzigartig für mich. Es ist ein ganz anderer Liebesbeweis, sich klein und unfertig zu präsentieren, im festen Vertrauen, ihr stets unter die Augen treten zu können. Vielmehr die Akzeptanz ihres Menschseins und die ihre des meinen lässt mir in unserer Beziehung eine Reife spüren, die mich sanft, aber nachhaltig berührt. Zwei, die nicht mehr an die Allgewaltigkeit des Wollens glauben müssen, sondern die Dauerhaftigkeit beiderseitiger Verbundenheit erkennen und zu bewahren suchen.

Geschrieben von: DerTagAmMeer am 06.Aug.2008 - 19:41

QUOTE (Mab @ 06.Aug.2008 - 17:58)
tongue.gif
Die Angst vor den Tagebuchschreibenden.

Eher das Wissen um die Fallstricke der eigenen Persönlichkeit, deren Gedächtnis sich an dem einer Elefantendame zu orientieren scheint.

In meiner Familie habe ich recht nachhaltig gelernt, unbedachte Gefühlsäußerungen zu vermeiden und mich Auseinandersetzungen nur wohlsortiert zu stellen. Zwar ließen sich Verletzungen nicht vermeiden - die offensichtliche Verletztheit hingegen schon. In Beziehungen habe ich dies lange beibehalten und bin aus meiner Sicht recht gut damit gefahren.
Ich habe nie gewarnt, nie um etwas gebeten, nichts verboten und statt dessen auf Freiwilligkeit und Eigenverantwortung gesetzt. War mein Maß voll oder wurden meine Grenzen überschritten, bin ich gegangen - konsequent und mit gutem Grund.

Ich habe nicht vertraut - und lange keinen Grund gesehen, dies zu ändern. Schließlich gab es auch Freundinnen, von denen ich aus Erfahrung wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte. Vertrauen als Vorschuss gab es bei mir nicht - eher das böse Erwachen, dass auch meine Geduld Grenzen hatte.

Während meiner letzten Trennung kam dies zur Sprache. "Hättest Du Dich nur einmal wirklich auf mich verlassen, hätte ich einen Grund gehabt, zuverlässig zu werden. So war es egal, was ich tue, Du hast mich sowieso nicht ernst genommen."

Daran habe ich ziemlich lange herumgekaut - wenn auch für mich und ohne zuzugeben, dass etwas Wahres dran war. Deshalb versuche ich es diesmal besser zu machen.

Geschrieben von: shark am 06.Aug.2008 - 20:20

Ich kenne das gut... das Sich-auf-niemanden-als-eine-selbst-verlassen...
Auf den ersten Blick mag das für alle Menschen um mich herum eine Entlastung gewesen sein; Eine, die nichts fordert, nichts erbittet, kann man auch durch Unterlassung und Versagung, so mag es scheinen, nicht treffen und enttäuschen.

Ich war aber auch keine langmütige, verzeihende oder besonders bescheidene Person - ich habe einfach nicht vertraut, niemandem zu-ge-traut, mir verlässlich und sicher zu sein.

Es hat lange gedauert, mich insoweit zu öffnen, dass überhaupt ein Mensch die Chance bekommen konnte, sich mir als Gefährte zu erweisen - das war mir einfach zu gefährlich... Nur langanhaltende, unerfragte Loyalität vermochte den geheimen Messbecher mit Zutrauen zu füllen.

Erst in meiner derzeitigen Beziehung ist es mir gelungen, das Risiko einzugehen, offen zu werden für das, was mir ein Mensch geben könnte.
Das hieß auch: mich das erste Mal lediglich auf das "Gefühl" zu verlassen, da könnte es Eine ehrlich meinen, das erste Mal keine Beweise zu brauchen, die Vertrauen rechtfertigen.

Trotz diverser Schwierigkeiten (vor allem durch die Erfahrung, dass ihre Loyalität nicht dieselbe Rezeptur hat wie die meine - und dennoch als solche gelten darf) ist mir dieses Empfinden, mich ihr antrauen und zumuten zu können, geblieben.

Und so verlaufen daher auch Auseinandersetzungen, Missstimmungen vor dem warmen Hintergrund der völligen Akzeptanz meiner und ihrer Person - ganz egal, worum es geht.

Da habe ich mich in LadyGodivas Schilderungen wiedergefunden: auch und gerade als Schwache, als nicht und niemals perfekte Frau mit einer Menge Defizite im Gepäck kann ich vor sie treten und weiß mich angenommen. Ich dürfte sogar richtig lästig sein, falls es nicht anders ginge...

Aber gerade das Wissen darum, dass sie mich jederzeit als einen in ihren Garten gefallenen Stern sieht und wohlwollend auch zersplissene Zacken betrachtet, hat auch den großen Respekt befördert, den ich für sie habe.

(Ich glaube nämlich inzwischen, dass fehlende Vertrauensfähigkeit in andere Menschen mit mangelndem Respekt für diese einhergeht. Und den zu haben oder auch nicht ist eine Entscheidung.)

Die Achtung, die ich für meine Frau empfinde, hilft mir einerseits, ehrlich meine Befindlichkeiten (mitzu)-teilen und andererseits nicht auf sie zu werfen, was mit ihr nicht zu tun hat.
Ich kann sagen: "Ich muss die Musik lauter machen, damit ich nicht höre, wie Du in den Pfirsich beißt, denn dieses Geräusch ist mir noch immer furchtbar" und brauche nicht knurrend zu verlangen: "Hör auf, so schmatzend vom Pfirsich abzubeißen! Das ist widerlich!"

Ich kann sie lassen und sie mich; natürlich ist das manchmal auch Arbeit; gerade wenn Gefühle aufgescheucht werden, die unangenehm sind. Oder eine von uns zu verstummen droht, weil wir eben beide nicht beizeiten gelernt haben, dass wichtig ist, was wir denken und wollen...

Und wann immer, aus meiner Sicht, wirklich etwas zwischen uns steht, kann ich mich an sie wenden mit der Sicherheit im Rücken, dass ihr ebenso daran gelegen ist, unserer Beziehung wohl zu tun wie mir.

Vielleicht streiten wir zunächst trotzdem, sind böse aufeinander, missverstehen einander in der Sache vielleicht sogar mit Fleiß - aber zuletzt sind wir uns in einer Sache einig: wir können auch das alles nur, weil wir jede für sich und beide gemeinsam ehrliches Interesse am Bestehen unserer Liebesbeziehung haben.


shark

Geschrieben von: sonnenstrahl am 06.Aug.2008 - 23:42

Als mich gerade wieder ein bisschen durch eure Beiträge gehangelt habe, hatte ich mehrfach den Eindruck, nicht (oder nicht ganz) so verstanden worden zu sein, wie ich es meine. Deshalb wiederhole ich zunächst noch einmal die folgende Aussage von mir (vielleicht ist sie ja z.T. überlesen worden):

QUOTE (sonnenstrahl @ 06.Aug.2008 - 09:24)
... aggressive, beleidigende, maßregelnde, abwertende, unterstellende Anwandlung (NUR um die geht es mir in diesem Thread! Nicht um das Glattbügeln von Reibungsflächen/wirklichen Konfliktpotentialen .. im Gegenteil: Um die kann es m.E. dann erst richtig gehen.)


Ist hier (oder bei meinen anderen Forums-Beiträgen) der Eindruck entstanden, dass ich dafür eintrete, sich bloß nicht zu streiten? Dafür, so oft es geht, ein Blatt vor den Mund zu nehmen? Dass mein Credo lautet: "Zeig dich auf keinen Fall je anders als von deiner Schokoladenseite"?

Hm. Wahrscheinlich ist das Ganze nicht nur eine Frage der eigenen Geschichte, sondern darüberhinaus auch des Naturells.

Es gibt so viele Stategien, mit (u.a.) Gedrückt- und Gesteuert- und Verhöhntwerden umzugehen. Manche Kinder machen sich zum Schutz ganz klein und unsichtbar. Andere werden kokett. Andere flüchten in eine Parallelwelt. Wieder andere entziehen sich durch Krankwerden. Oder Mehreres zusammen. .... Meine Haupt-Strategie war es, selbst zu drücken und zu steuern. Selber an die Macht zu kommen. Auf Anziehungskraft zu setzen. Und: Zu beissen, bevor ich möglicherweise selbst gebissen werde.

Vielleicht ist vielen von euch der Impuls tatsächlich fremd, die Andere in Grund und Boden zu stampfen im ursprünglich sich schützen wollenden Affekt.

Sich Schützen?
Wovor?
Vor Vereinnahmung. Vor Nötigung. Vor Manipulation ...
Akte des Misstrauens, keine Frage ...
So etwas wie allergische Reaktionen. Überschießend. Stellvertretend.
Wider besseres Wissen.
Immer noch, manchmal.
Nach so viel Auseinandersetzung mit mir selbst greifen die uralten Muster mitunter immer noch:
Verächtlichkeit als Kokon gegen das Im-Stich-gelassen-worden-sein.
Gegen den Schmerz.
Gegen die Hilflosigkeit.
Alte Mechanismen - heute längst fehl am Platz.
"Nie wieder geduckt und bevormundet werden."
und "Die Frau an meiner Seite soll strahlen - das wirft ein gutes Licht auf mich."
Ein inneres Zusammenziehen, reflexartig, immer stärker, immer stärker. Wie ein Krampf ... und dann: Der Ausbruch!
Die unsublimierte sonnenstrahl kann sehr gemein sein. Sehr herablassend. Sehr runterputzend. Sehr vernichtend. Sehr herrisch. Sehr ablehnend. Sehr kalt.
So bin ich aufgewachsen.
Und ich möchte DAS meiner Liebsten nicht überbraten. Nicht mehr. Ich hab´s oft genug getan. Und oft genug wehgetan.
Wenn ich in diesem Punkt nicht alles rauslasse, was da aufflackern kann, bin ich deswegen nicht konfliktscheuer. Auch nicht weniger lebendig im Zusammensein. Nicht weniger auseinandersetzungsfreudig. Nicht weniger herausfordernd. Nicht weniger wollend. Nicht weniger eigen und reibungsflächig. Nicht weniger menschlich.
Und kein Stück weniger ehrlich. Im Gegenteil. Wenn ich nicht impulshaft angreife, lasse ich es doch erst zu, zu vertrauen (was mir nicht in die Wiege gelegt worden ist), zart, weich, verletzbar und auch mal schwach zu sein.

Der Angriff ist ein Täuschungsmanöver: Immerwährende Überlegenheit und aufgeblasenes "Es nicht nötig haben". Das Nicht-Angreifen hingegen verlangt Mut. Von mir jedenfalls.

Wenn ich es fertigbringe, innezuhalten, und mich zu überprüfen, bin ich einfach nur liebevoller. Ich muss ihr/ihnen die auf sie zielenden Ausbrüche meiner z.T. über 40 Jahre alten Tretminen nicht ständig zumuten.

Oder wäre eine von euch im Falle einer mir (in Bezug auf das oben Genannte) ähnlich gestrickten Liebsten anderer Meinung?


edit: Komma

Geschrieben von: Bilana am 07.Aug.2008 - 09:39

Liebe sonnenstrahl,
ich glaube, was mich angeht, so habe ich dich jetzt wirklich besser verstanden.
Deine ersten Postings klangen für mich schon nach lieber alles so weit wie möglich mit sich klären, nicht streiten. Das an mich gerichtete Posting klang dann irgendwie, wie das ganze Gegenteil davon und ich war etwas verwirrt, dachte mir aber, okay orientiere ich mich daran, es ist das aktuellere. Jetzt aber macht beides zusammen Sinn.
Ich würde gerne noch mehr dazu sagen, weil ich mich gerade selbst viel mit dem Thema beschäftige.

QUOTE
Vielleicht ist vielen von euch der Impuls tatsächlich fremd, die Andere in Grund und Boden zu stampfen im ursprünglich sich schützen wollenden Affekt.

Also mir ganz und gar nicht. Im Gegenteil.

QUOTE
Verächtlichkeit als Kokon gegen das Im-Stich-gelassen-worden-sein.
Gegen den Schmerz.
Gegen die Hilflosigkeit. […]Ein inneres Zusammenziehen, reflexartig, immer stärker, immer stärker. Wie ein Krampf ... und dann: Der Ausbruch!

Ich kenne es aber auch so, das so ein Ausbruch mir noch mehr schaden kann. Weil er Aggressionen im Gegenüber schürt, die dann auch irgendwann ausbrechen und dann reichem dem vielleicht Worte nicht mehr um sein Ego wieder aufzurichten….
Also habe ich auch gelernt Ausbrüche nach außen ganz zu verhindern. Und das war eine ganz gute Strategie, später all die Jahre, als ich mich noch kaum kannte. Als ich nur die Wahl hatte: Ausbruch rauslassen, ja oder nein. Und als ich merkte, das ich mit einem Ausbruch Menschen Angst mache, die es wirklich gut mit mir meinen. So einige Sachwerte habe ich vernichtet in der Zeit. Und da dachte ich, nee, das kanns nicht sein. Dann doch lieber wieder ganz zurück halten.

QUOTE
Und kein Stück weniger ehrlich. Im Gegenteil. Wenn ich nicht impulshaft angreife, lasse ich es doch erst zu, zu vertrauen (was mir nicht in die Wiege gelegt worden ist), zart, weich, verletzbar und auch mal schwach zu sein.

Zu allem uneingeschränkt ja, von mir.

So wie ich dich nun verstanden habe versuchst und lebst du die Mitte, die Grautöne zwischen Frontalangriff und ganz zurück halten. Ich würde sagen (für mich), das ist der richtige Weg.

Allerdings erging es mir in letzter zeit so, dass es mich unzufrieden und weiter unverstanden zurück ließ, wenn ich Konflikte lauwarm auftischte oder es mit mir ausmachte und dann ein vorläufiges, wohlformuliertes Ergebnis auftischte. Und damit schiebe ich mich auch wieder in eine wohl bekannte, aber auch dunkle und kalte Ecke von keiner versteht mich.
Und für einen wohlwollenden gegenüber ist es auch nicht bequem, denn der merkt ja, das etwas im Busch ist, kommt aber nicht ran.
Je mehr ich darüber nachdenke um so mehr glaube ich wirklich, das man die Gefühlsschichten in genau der Reihenfolge abarbeiten muss, wie sie anstehen.

Was ich allerdings nicht weiß ist, WIE. Wie wenn die oberste Schicht Wut, Ärger, Zorn ist? Oder anders gefragt: Wie drückt man die darunter liegende Verletzung, Kränkung, Enttäuschung aus? Wie drückt man es wirklich aus, ohne den Gegenüber mit seiner Wut nieder zu machen?




Geschrieben von: dandelion am 07.Aug.2008 - 10:01

ich weiß was du meinst. troest.gif und ich konnte damit noch nie leben. meine Reaktion war und ist in dem Falle Rückzug.

weil mein Leben im Grunde völlig leise ist. wer nur das laute hört, geht meiner Schale auf den Leim, die lacht, schon irgendwie weiter weiß, und die sich einfach ihren Kern schnappt und geht, wenn sie "nicht nötig hat".
dem Kern darunter bereitet ein Streit Schmerz. erträglichen, wenn er leise ist, unerträglichen, zerstörerischen, wenn geschrien wird.
wenn ich "nein" sage, sage ich es leise. wenn ich etwas von mir mitteilen will, sage ich es leise. wer es dann nicht hört, wird nur noch auf meine Schale treffen. was der wichtig ist, wird angepriesen, rauscht, lärmt. die bietet weniger Angriffsfläche und schmerzt bei Treffern etwas weniger. "tanking" würde man das unter Computer-Spielern nennen.


für mich sieht dieses Bild fast schon umgekehrt aus. mir wird immer wieder vorgehalten, ich beschwere mich nicht, wenn mich etwas stört. meistens stört es mich einfach nicht. oder ich habe etwas gesagt, war aber zu leise (siehe oben).
dementsprechend sieht auch die Reaktion aus, wenn ich gezwungen werde, zu schreien oder Fragen für eine Antwort zu brüllen - also dann, wenn ich spüre, daß ich "mit verbundenen Augen" in einer Spannungslage gefangen bin. völlige Überreaktion, Aggressivität, gezielte Tritte an empfindliche Stellen, schneidende Kälte. glaubt mir nur keiner. und ich denke, genau deshalb passiert es auch immer wieder trotzdem, daß die "liebe kleine" jemand eins zwischen die Augen verpaßt.
kürzlich durfte ich die Geduld einer Freundin erfahren, nicht laut werden zu müssen, obwohl ich anfangs nicht gehört wurde. für mich mittlerweile Voraussetzung, um jemanden an den Kern lassen zu können.

und der Grund, warum ich die Problemstellung nicht nur als "Punching Ball", sondern auch als Täter aus einer anderen Richtung kenne.
um das zu vermeiden, brauche ich eben genau diese Informationen. ähnlich, wie du es schreibst: "dasunddas macht mich gerade aggressiv. ich glaube, da ist was anderes dahinter. aber ich weiß noch nicht, was." - "oh, sorry... sehr schlimm?" - "kannst du ja nix für. geht so." - "okay... sag Bescheid, wenn du mehr weißt." - "ist gut. noch Kaffee da?" - der Schritt raus aus dem "wir" ist da, finde ich, genau so wichtig wie die Existenz beider "ich" und beider "du".

ich find's schwierig im Timing, für mich persönlich sehr schwer in der Lautstärke, aber absolut unverzichtbar.

Geschrieben von: pandora am 07.Aug.2008 - 10:18

QUOTE (Bilana @ 07.Aug.2008 - 10:39)


QUOTE
Verächtlichkeit als Kokon gegen das Im-Stich-gelassen-worden-sein.
Gegen den Schmerz.
Gegen die Hilflosigkeit. […]Ein inneres Zusammenziehen, reflexartig, immer stärker, immer stärker. Wie ein Krampf ... und dann: Der Ausbruch!


Ich kenne es aber auch so, das so ein Ausbruch mir noch mehr schaden kann. Weil er Aggressionen im Gegenüber schürt, die dann auch irgendwann ausbrechen und dann reichem dem vielleicht Worte nicht mehr um sein Ego wieder aufzurichten….


QUOTE
Und kein Stück weniger ehrlich. Im Gegenteil. Wenn ich nicht impulshaft angreife, lasse ich es doch erst zu, zu vertrauen (was mir nicht in die Wiege gelegt worden ist), zart, weich, verletzbar und auch mal schwach zu sein.

Zu allem uneingeschränkt ja, von mir.

So wie ich dich nun verstanden habe versuchst und lebst du die Mitte, die Grautöne zwischen Frontalangriff und ganz zurück halten. Ich würde sagen (für mich), das ist der richtige Weg.


Je mehr ich darüber nachdenke um so mehr glaube ich wirklich, das man die Gefühlsschichten in genau der Reihenfolge abarbeiten muss, wie sie anstehen.

Was ich allerdings nicht weiß ist, WIE. Wie wenn die oberste Schicht Wut, Ärger, Zorn ist? Oder anders gefragt: Wie drückt man die darunter liegende Verletzung, Kränkung, Enttäuschung aus? Wie drückt man es wirklich aus, ohne den Gegenüber mit seiner Wut nieder zu machen?

ja, genau so kenne ich sie auch, die eskalationen.
entweder ist mein gegenüber dermaßen verängstigt, dass es mit gegenaggression reagiert, oder ist so total eingeschüchtert und in seinem vertrauen mir gegenüber enttäuscht, das eine totale verstummung entstand/steht.

diese oberste schicht von wut, zorn, ect. ist, so könnte ich mir denken, eine art ohnmacht, die eben durch brüllen, vorwürfe/schuldzuweisungen machen o.ä angegangen werden will, weil, so ist es jedenfalls bei mir, noch nicht wirklich klar ist, was da eigentlich genau in mir gärt.
manchesmal muß meine liebste nur etwas"scheinbar" unbedeutendes sagen und ich gehe auf die palme.
erst eine ganze zeit danach, mittels rückzug, denken, fühlen und sortieren, erkenne ich den schwelbrand hinter der fassade.
es wurden alte wunden/ängste angekratzt, mein "verletztes ich" geht sofort in verteidigungshaltung und schlagt erst zu und fragt dann was los ist.
alte überlebensmechanismen schalten sich automatisch ein und leider schaffe ich es bis heute "noch" nicht immer, sie vor inbetriebnahme abzuschalten.

bilana, auch ich bin immer noch auf der suche nach der "non-plus-ultra-lösung", aaaaber und darauf bin ich stolz, habe gelernt in erster linie "ich-botschaften" zu senden, meinem gegenüber achtung und respekt entgegen zu bringen und im falle von verhärtung, die notbremse zu ziehen und mir eine auszeit zum frust/wut/zornabbau und nachdenken zu nehmen.
(selbstverständlich wird eine erklärung für die"nötige" ausszeit abgegeben)

edit... komma und ergänzung in klammern

Geschrieben von: dandelion am 07.Aug.2008 - 10:48

QUOTE (pandora @ 07.Aug.2008 - 11:18)
auch ich bin immer noch auf der suche nach der "non-plus-ultra-lösung", aaaaber und darauf bin ich stolz, habe gelernt in erster linie "ich-botschaften" zu senden, meinem gegenüber achtung und respekt entgegen zu bringen und im falle von verhärtung, die notbremse zu ziehen und mir eine auszeit zum frust/wut/zornabbau und nachdenken zu nehmen.
(selbstverständlich wird eine erklärung für die"nötige" ausszeit abgegeben)

*aufspring und wild applaudier* thumbsup.gif bluemele.gif

Geschrieben von: Bilana am 07.Aug.2008 - 11:24

Dandelion und Pandora, danke für eure Beiträge. Es Macht mich gerade etwas leichter zu sehen, das es anderen auch so geht. Und zuversichtlich…

@Dandelion:
Das hätte ja von mir sein können, genau so ergeht es mir auch. Wenn mein Inneres mal sprechen darf, dann immer leise und dadurch oft zu leise, so dass es klar ist, das das Innere nicht gehört wird. Was dann eben eine unerhörte Kränkung ist, worauf das Äußere wieder in Kontakt tritt und es operiert meist in den Modi kaltes, schneidendes Schweigen oder (in den letzten Jahren eher selten) in verbalen Aggressionen, die dann auch mit Sicherheit da treffen, wo es richtig weh tut.

QUOTE
"dasunddas macht mich gerade aggressiv. ich glaube, da ist was anderes dahinter. aber ich weiß noch nicht, was." - "oh, sorry... sehr schlimm?" - "kannst du ja nix für. geht so." - "okay... sag Bescheid, wenn du mehr weißt." - "ist gut. noch Kaffee da?"

Das wäre der Idealfall. Dazu darf aber eine gewisse Schwelle noch nicht überschritten sein. Ja dann tut es gut, genau so etwas kund zu gebe und zu wissen, dass man es mit jemandem zu tun hat, der das so stehen lassen kann, der das bei einem lassen kann, einem Zeit lassen kann. (Kann auch nicht jeder.)

Ich erlebe es bei mir aber meist so, das etwas ganz langsam hoch kocht. Wie ein Schnellkochtopf auf niedriger Flamme. Lange Zeit ist äußerlich nichts zu erkennen, aber innerlich brodelt es unbemerkt und plötzlich, peng, springt das Ventil auf und Dampf entweicht mit Hochdruck.

Ich merke das richtig, wie sich meine Gedanken über Stunden und Tage entwickeln. Ich nehme nur diese war, nicht die Wut und nicht die Kränkung. Und dann will ich meine Gedanken „ganz sachlich“ darlegen und merke nicht wie abwertend ich mein Gegenüber behandle. Sehr subtil, aber vielleicht genau deshalb so wirksam. Und bin dann noch erstaunt und gekränkt, wenn so was kommt wie: „Ich lass mich von dir doch nicht zum Oberarsch machen! So red ich nicht mir dir.“ Merke dann erst viel später, wie mies ich meinen gegenüber behandelt habe und denke mir: Scheiße, dass wollte ich doch echt nicht.

@pandora
QUOTE
bilana, auch ich bin immer noch auf der suche nach der "non-plus-ultra-lösung", aaaaber und darauf bin ich stolz, habe gelernt in erster linie "ich-botschaften" zu senden, meinem gegenüber achtung und respekt entgegen zu bringen und im falle von verhärtung, die notbremse zu ziehen und mir eine auszeit zum frust/wut/zornabbau und nachdenken zu nehmen.


Das ist schön, wenn es so funktioniert. smile.gif

Bei mir ist es leider so, dass ich das seit längerem probiere und bis zu einer gewissen Grenze ging es auch. Aber dann habe ich mich mit Sachen hervorgetraut, die mir sehr wichtig waren. Und musste feststellen, dass meine Ich-Botschaften viel zu leise waren. Natürlich gibt es Menschen, die können oder wollen nicht gut hören. Damit muss man leider auch leben, dass es Menschen gibt, die nur auf Krawall reagieren. Aber es betraf Menschen, die mir wohl gesonnen sind und eigentlich nur zu gerne etwas aus meinem Inneren wüssten.
Also hat sich das verletzte und gekränkte Innere wieder zurückgezogen und die gute, alte, bewährte harte, kalte Schale übernahm die Regie. Und wurde gehört ob ihrer eindringlichen Abwertungen und Aggressionen.. nur eben nicht so, wie ICH wollte.

Macht mich echt ratlos.

Geschrieben von: dandelion am 07.Aug.2008 - 11:57

QUOTE (Bilana @ 07.Aug.2008 - 12:24)
Ich merke das richtig, wie sich meine Gedanken über Stunden und Tage entwickeln. Ich nehme nur diese war, nicht die Wut und nicht die Kränkung. Und dann will ich meine Gedanken „ganz sachlich“ darlegen und merke nicht wie abwertend ich mein Gegenüber behandle. Sehr subtil, aber vielleicht genau deshalb so wirksam. Und bin dann noch erstaunt und gekränkt, wenn so was kommt wie: „Ich lass mich von dir doch nicht zum Oberarsch machen! So red ich nicht mir dir.“ Merke dann erst viel später, wie mies ich meinen gegenüber behandelt habe und denke mir: Scheiße, dass wollte ich doch echt nicht.

[...]

Bei mir ist es leider so, dass ich das seit längerem probiere und bis zu einer gewissen Grenze ging es auch. Aber dann habe ich mich mit Sachen hervorgetraut, die mir sehr wichtig waren. Und musste feststellen, dass meine Ich-Botschaften viel zu leise waren. Natürlich gibt es Menschen, die können oder wollen nicht gut hören. Damit muss man leider auch leben, dass es Menschen gibt, die nur auf Krawall reagieren. Aber es betraf Menschen, die mir wohl gesonnen sind und eigentlich nur zu gerne etwas aus meinem Inneren wüssten.
Also hat sich das verletzte und gekränkte Innere wieder zurückgezogen

So ähnlich könnte es auch von mir stammen. Allerdings fange ich mittlerweile an, schneller zu schalten. Hängt wohl auch damit zusammen, daß ich derzeit unter größerem Druck stehe als in den Jahren davor, und die Toleranzschwelle einfach geringer, die Haut dünner ist.
Und damit, daß mir vieles dadurch kaputt gegangen ist.
Und damit, daß meine Sprache sehr viele Doppeldeutigkeiten beinhaltet. Oftmals war es dann so, daß die verletzende Zweitbedeutung gehört wird, wo ich sie überhaupt nicht meinte, ja, nicht mal daran gedacht habe, daß sie existiert.
Mittlerweile werde ich dann überdeutlich (Mantra "nein. alles ist gut. ehrlich.") - und in den von dir beschriebenen Eskalationen passiert mir das nicht mehr unbewußt. Wenn genügend gereizt, will ich nicht mehr sachlich darlegen. Dann will ich nach babylonischem Recht handeln. Kommt allerdings selten vor.
Manchmal auch Schmerz transportieren. Der nimmt mittlerweile allerdings auch für die Adressaten eine Plastizität an, die nicht nett ist. Denke ich. Leider erst hinterher.

So langsam habe ich akzeptiert, daß es nun mal einen besonderen Charakter braucht, um mich "als ich" zu ertragen, überhaupt wahrzunehmen. Und freue mich, daß es Freunde gibt, die das können. Ob durch Ausdauer, Gleichmut, Empfindsamkeit, mit oder ohne Zusammenraufen - egal. Es freut mich sehr smile.gif und macht dankbar.

Die Situation, daß jemand wirklich großes Interesse an diesem Kern zeigte, ihn aber dann nicht wahrnahm, als er frei da lag, ist noch nicht so alt, und schon gar nicht so neu. Wäre es nicht im letzten Augenblick gut gegangen, könnte ich das hier und jetzt so wohl gar nicht schreiben.
Dort versuche ich es momentan so, daß ich den Dialog suche, in den Dialogpausen mein Inneres frage, was es so meint, und das dann mit dem "Außen-Ich" ein bißchen verstärke. Ist aber noch Testreihe, ich weiß nicht, wie es funktioniert. Bleibt aber in dieser Zweierkonstellation; anderenorts klappt es anders.

Hast du erfolgreiche Konzepte?

Geschrieben von: pandora am 07.Aug.2008 - 12:14

das leben hat so seine tücken *grins*
entgegengesetzt zu euch beiden, dandelion und bilana, meldet sich mein inneres, wenn es sich dann mal traut, eben viel zu laut.
ich durfte früher nie reden und wenn mir alle jubeljahre mal jemand zuhörte, dann eben nur dann, wenn ich sie alle überschrie sad.gif
diese mechanismen haben sich über jahrzehnte so tief eingebrannt, dass es einfach knochenarbeit war/ist, sie nicht zum vorschein kommen zu lassen.
dies geschieht mir nur noch in extrem situationen, wie liebesdingen oder ungerechtigkeiten mir oder anderen gegenüber.

QUOTE
Ich merke richtig wie sich meine Gedanken über Stunden und Tage entwickeln.Ich nehme nur diese wahr, nicht die Wut und nicht die Kränkung. Und dann will ich meine Ggedanken "ganz sachlich" darlegen und merke nicht wie abwertend ich mein Gegenüber behandle. Sehr subtil, aber vielleicht genau deshalb so wirksam.Und bin dann noch erstaunt und gekränkt...
Merke dann erst viel später, wie mies ich meine gegenüber behandelt habe und denke mir; Scheiße, dass wollte ich doch echt nicht.


witziger weise, nahm ich bei meinen überlegungen auch nie die wut, oder verletzungen wahr und trotz allem sachlichen vornehmen, brach der vulkan nach den ersten zwei sätzen aus.
was du schreibst bilana über das "doch endlich" gehört werden, ist meines erachtens nach, " negative aufmerksamkeit" auf sich ziehen.
zumindest war dies bei mir immer so...ich wollte aufmerksamkeit und wenn ich sie durch brüllen oder schuldzuweisungen erzwingen musste, dann bitte.
es brachte mich nur nicht weiter, denn mein gegenüber war längst aus der situation gegangen, hörte nicht mehr zu, oder war nur noch damit beschäftigt sich zu schützen. ph34r.gif


Geschrieben von: dandelion am 07.Aug.2008 - 12:39

QUOTE (pandora @ 07.Aug.2008 - 13:14)
ich durfte früher nie reden und wenn mir alle jubeljahre mal jemand zuhörte, dann eben nur dann, wenn ich sie alle überschrie sad.gif

ich denke, da liegt der Unterschied zu mir. reden durfte ich schon... nur das mit dem zuhören funktionierte lautstärkeunabhängig nicht, das verstehen noch viel weniger.

daher vielleicht dieses schnelle resignieren...

und da ich nun ein kleines Stimmchen höre, das mir aus dem Bauch ein "nein" entgegenflüstert, brauch ich ne Pause. flowers.gif danke euch beiden.

Geschrieben von: Bilana am 07.Aug.2008 - 14:06

@Dandelion:

QUOTE
Die Situation, daß jemand wirklich großes Interesse an diesem Kern zeigte, ihn aber dann nicht wahrnahm, als er frei da lag, ist noch nicht so alt, und schon gar nicht so neu.

Ach du. troest.gif

Nein ein Rezept habe ich noch nicht. Bei mir ist es auch noch zu frisch. Bin noch am sortieren. Hatte gerade etwas geschrieben und jetzt ist es schon wieder überholt, weil mir noch was eingefallen ist. Ich denke, es wird schon darauf hinaus laufen, mir meine Wut und verletzung in dem Moment bewusster zu machen. Ich denke das würde automatisch für die Kommunikation die richtigen Weichen stellen.
Das ich eben oft, nicht immer, Probleme damit habe, das bewusst wahrzunehmen, wenn ich wütend und enttäuscht bin hängt sicher damit zusammen, das es nicht in mein Selbstbild passt verletzt, gekränkt, enttäuscht zu sein und ergo unerfüllte Ansprüche, Ansprüche überhaupt an andere zu haben. Ich fühle mich eh schon so klein und mickrig, wnen ich gekränkt bin und habe nach wie vor den Eindruck, wnen ich das kommunizieren würde, würde ich mich noch kleiner machen, als ich eh schon bin.
Mein Kopf durchschaut den Unsin zwar, aber mein banges Herzchen braucht noch eine Weile.

@Pandora:
QUOTE
witziger weise, nahm ich bei meinen überlegungen auch nie die wut, oder verletzungen wahr und trotz allem sachlichen vornehmen, brach der vulkan nach den ersten zwei sätzen aus.

Ganz genau.

QUOTE
ist meines erachtens nach, " negative aufmerksamkeit" auf sich ziehen

Ich denke ja. Lieber eine negative Beziehung als gar keine. Wobei das bei mir Grenzen hat. Ich steige eher ziemlich schnell aus. Weglaufen, Schweigen, Wegtreten.

QUOTE
diese mechanismen haben sich über jahrzehnte so tief eingebrannt, dass es einfach knochenarbeit war/ist, sie nicht zum vorschein kommen zu lassen.
dies geschieht mir nur noch in extrem situationen, wie liebesdingen oder ungerechtigkeiten mir oder anderen gegenüber.

Knochenarbeit ist es immer. Aber sie lohnt sich, denke ich gerade. smile.gif
Für mich ist es gerade aktuell Knochenarbeit das Innere zu zeigen. Mich zu trauen und das äußere Schutz-Ich, das ich gar nicht gänzlich missen möchte mal wegzulassen. Wenn das Schutz-Ich nicht da ist, dann ist schon ein hallo und ein da sein des anderen ein Wagnis, glaube ich.

Ich danke euch, Pandora und Dandelion. (Die Arbeit ruft *hüstel*)


Geschrieben von: dandelion am 07.Aug.2008 - 14:31

QUOTE (Bilana @ 07.Aug.2008 - 15:06)
Ich fühle mich eh schon so klein und mickrig, wnen ich gekränkt bin und habe nach wie vor den Eindruck, wnen ich das kommunizieren würde, würde ich mich noch kleiner machen, als ich eh schon bin.

selber ach du troest.gif

wenn du gerade dran arbeitest, dein Kopf es schon weiß, und wir dir vielleicht einen ganz, ganz kleinen Impuls geben können, sind die Chancen doch gar nicht so schlecht bluemele.gif
genau genommen ist es doch schon ein echter Anfang, hier mitzuschreiben. ich habe die Kraft gerade nicht mehr, an meinem "Schutz-Ich" (schönes Wort!) vorbei ins Innere zu langen. du schon. das ist toll! smile.gif

bitte nicht mißverstehen: die letzte Situation des Nicht-Wahrnehmens war eher lehrreich/schwierig als wirklich schlimm. smile.gif

Geschrieben von: sonnenstrahl am 07.Aug.2008 - 15:12

Wie schön - jetzt sind wir so in der Thematik, wie ich sie verstanden wissen wollte. Ich danke euch sehr, Bilana, Dandelion, Pandora, für eure Offenheit.

@ Bilana

QUOTE
Allerdings erging es mir in letzter zeit so, dass es mich unzufrieden und weiter unverstanden zurück ließ, wenn ich Konflikte lauwarm auftischte oder es mit mir ausmachte und dann ein vorläufiges, wohlformuliertes Ergebnis auftischte. Und damit schiebe ich mich auch wieder in eine wohl bekannte, aber auch dunkle und kalte Ecke von keiner versteht mich.
Und für einen wohlwollenden gegenüber ist es auch nicht bequem, denn der merkt ja, das etwas im Busch ist, kommt aber nicht ran.
Je mehr ich darüber nachdenke um so mehr glaube ich wirklich, das man die Gefühlsschichten in genau der Reihenfolge abarbeiten muss, wie sie anstehen.

Was ich allerdings nicht weiß ist, WIE. Wie wenn die oberste Schicht Wut, Ärger, Zorn ist? Oder anders gefragt: Wie drückt man die darunter liegende Verletzung, Kränkung, Enttäuschung aus? Wie drückt man es wirklich aus, ohne den Gegenüber mit seiner Wut nieder zu machen?


Was ich weiss, liebe capparis spinosa, ist: Das ist ein "echtes Pfund", und viel viel achtsam begleitete Arbeit an sich seibst kann allmählich nicht nur zu verstandesmäßigen Einsichten verhelfen, sondern viele der Knoten, die dieses Pfund ausmachen, einen nach dem anderen aufdröseln.
Ich habe mich in den vergangenen 25 Jahren immer wieder tiefenpschologisch arbeitenden Therapeuten anvertraut, bin mit Gestalt, NLP, systemisch, nach Reddemann ... , aber auch mit nicht-psychologischer Unterstützung - und durch mein gelebtes Leben selbst - , sehr viel weiter gekommen.
Ich bin eine aufrechte, gestandene, emotional offene, mutige, ehrliche Frau geworden, wild und zärtlich, traurig und lebensfoh, nur noch sehr selten wirklich verzweifelt, und im Allgemeinen liebevoll mit meinen Verkorkstheiten. Eine, die selber seit vielen Jahren selber therapeutisch arbeitet.
Und wisst ihr was?
Jetzt, mit 47 Jahren, bin ich an dem Punkt, mir den Raum, die Zeit, die Aufmerksamkeit und den Tiefgang einer Analyse schenken zu wollen.
"Keine Zeit" war jahrelang eines meiner Argumente dagegen. ("Schließlich bin ich beruflich weitgehend selbständig - ich muss doch ganz viel arbeiten ...".)
"SO schlecht geht´s mir ja nun wirklich nicht" ein anderes.
"Bitte nicht dieses ewige Wühlen in ollen Kamellen" ein drittes, das ich schon vor längerer Zeit ad acta gelegt habe.
Ob gewühlt wird, liegt an mir. Ich bekomme den Rahmen, und ein Gegenüber, das so freundlich ist, mir spannende Fragen zu stellen. Jemanden der mir zuhört - nicht nur einmal pro Woche oder seltener. Bei dem ich trauern darf. Und schauen, was, genau, ich da eigentlich tu, so zwischenmenschlich und mit mir.
Ein Luxus, den ich jetzt mir zu gönnen bereit bin. Schließlich geht es um nichts Geringeres als um mein glückliches Seelenleben. Ich freu mich schon drauf smile.gif

So, und jetzt Schluss mit Mittagspause ... hab noch einen langen Rest-Arbeitstag vor mir.

edit: Ein 'r' zuviel

Geschrieben von: LadyGodiva am 07.Aug.2008 - 15:46

Ich verstehe, nach der von mir empfundenen 120°-Wende des Themas eingedenk des Ausgangsbeitrags, dann aber nicht, warum du, sonnenstrahl, den Begriff "Seelenpups" für etwas verwendest, was bei weitem nicht so schnell flüchtig oder windig ist wie die Bezeichnung suggerieren möchte, sondern nach deinen/Euren Ausführungen schon eher nach einer ... mittelschweren "Alltagsbehinderung "(im Sinne eines erschwerten Zugangs zu nicht nur geteilter Heimeligkeit) klingt, sollte ich dich jetzt richtig verstanden haben... unsure.gif Also, rein aus Interesse, weil ich offenbar wirklich völlig an deiner Intention vorbeigelesen habe...
-und ohne persönlich mit dieser Problematik in Kontakt gekommen zu sein-

Geschrieben von: dandelion am 07.Aug.2008 - 16:22

könnte "Seelenpups" eventuell das unangenehme Nebenprodukt eines psychischen Verdauungsprozesses darstellen?

Geschrieben von: LadyGodiva am 07.Aug.2008 - 16:30

...wenn's denn Zeichen einer Verdauung, also eines Umsatzes, wären, aber das liest sich bei weitem anders. Ich habe mich nur gewundert - denn die Verniedlichung und Beschwichtigung von Beschwerden und Störzeichen stellen ja nicht selten einen Löwenanteil der Dissonanz ex machina dar, welche weitere Belastungen nach sich zieht.

Geschrieben von: sonnenstrahl am 07.Aug.2008 - 19:40

@ LG: Ich sehe in meinem Bild keine Verniedlichung. Was ich vor Augen hatte, als ich "Seelenpups" schrieb, war Folgendes: Da sind sowas wie rezidivierende Verdauungsstörungen im seelischen Bereich. Sagen wir: Eine nicht ausreichend behandelte, chronische Fehlbesiedelung. Das, was eigentlich überwiegend leichte Kost sein könnte (der Beziehungsalltag), liegt mitunter schwer im Magen, und gärt und krampft höchst belastend vor sich hin, denn die Verdauung arbeitet nicht optimal. Was dann unsublimierterweise gerne mal rauskommt, mit dem Gebaren einer Anfeindung gegenüber dem Menschen, den wir, außerhalb von solchen Bauchgebreste-Episoden, lieben, nenne ich deswegen Furz oder Pups, weil es "nur" ein Nebeneffekt der Verdauungsstörung ist, und nicht die Störung selbst - der gesteigerte Gasüberschuss eben, der nicht, wie der Großteil der Verdauungsgase, in die Blutbahn (unser Innenleben) diffundiert und über die Lungen abgeatmet (angemessene Äußerungen) wird. Wobei aus dem Blickwinkel der Beziehung der Nebeneffekt sicherlich zum leidlichen Haupteffekt werden kann ... Kannst du damit im Hinblick auf den Thread was anfangen?

edit: Ich gebe allerdings gerne zu, dass mein Eingangs-Beitrag undeutlich und missverständlich formuliert war. Wozu wäre das Eröffnen eines solchen Threads auch gut, wenn gleich zu Beginn schon alles gedanklich zuende geführt wäre ... smile.gif

Geschrieben von: LadyGodiva am 07.Aug.2008 - 20:07

Ich glaube, ich verstehe inzwischen schon leidlich, was du in den Raum gestellt hast, hoffe ich jedenfalls. biggrin.gif
Allerdings...
war meine Einschätzung: es geht hier vorrangig um das Symptom, nämlich die Leiden der anderen mit der Äußerung deiner manifesten Beschwerden.
Was das betrifft, wäre ich, sollte die Ausbrüche fatal sein, in meinem Fall natürlich bemüht, sie sind von anderen weitmöglichst fern zu halten - mit entsprechender Information ("Ich verschwinde mal ein Stündchen... meinetwegen, du weißt schon.") Aber wenn eine angemessenen Zugang auch zu diesem Teil meinerselbst haben soll, dann doch diejenige, welche mir auch am nächsten ist... insofern kreist es dann doch nach wie vor... um's alte Thema, wenigstens zum Teil. Im Einzelfall sicherlich nicht aus dem Stehgreif zu erläutern, aber wenigstens anzumerken, dass etwas mit mir in leider gewohnter Weise gerade nicht rund läuft und ich unpässlich bin. Andernfalls - so weit erst einmal kommen, nicht wahr? Wer den Schritt im Erkennen zurück schon gehen kann, hat doch in der Regel auch wenigstens ein benennbares Gefühl.
Wobei ich selbst mit stimmungslabileren, sehr emotionsbetonten, aber "netto" verstummten (und das ist ja in dem Fall dann meine Draufsicht) Zeitgenossinnen... generell weniger anfangen kann und daher von Natur aus eher auf wohlwollende, aber nicht minder interessierte Distanz gehe, tatsächlich wohl wieder eine Frage des Naturells.
Und davon abhängig, ob sich eine Wut oder Aggression tatsächlich in Konfrontation mit ihrer Liebsten vorstellen kann; mich wirft vieles eher auf mich zurück und auf eine feine und vertraute Traurigkeit, die ich zeitlebens mit der Welt pflege und bahnt sich, wenn dann eher skurril cool.gif, den Weg ins Draußen.
Also - hab' ich wohl nix Konstruktiveres beizutragen als: eine Analyse käme für mich persönlich nur bei kompletter Dysfunktion in Frage, wenn überhaupt. Bei leichten Seelenflatulenzen, die durchaus symptomatisch sein können, würde ich weitaus erbaulicheren und erquicklicheren Gehhilfen auf dem Weg zu mir den Vorrang geben. Insofern... bin ich wohl im falschen Thread. wink2.gif

Geschrieben von: sonnenstrahl am 07.Aug.2008 - 21:03

QUOTE (LadyGodiva @ 07.Aug.2008 - 21:07)
Allerdings...
war meine Einschätzung: es geht hier vorrangig um das Symptom, nämlich die Leiden der anderen mit der Äußerung deiner manifesten Beschwerden.


Darum darf es hier gerne auch gehen. Ein ebenso spannender Aspekt der Thematik, finde ich: Wie kommt die Liebste damit klar, dass einige Altlasten manchmal noch allzu beherrschend/schwer beherrschbar nachwirken? Kann sie die andere lassen? Macht es ihr Angst? Drängt sie? Unterstützt sie die Andere auf irgendeine Weise - auch wenn bei der gerade Klausur angesagt ist?

QUOTE
Was das betrifft, wäre ich, sollte die Ausbrüche fatal sein, in meinem Fall natürlich bemüht, sie sind von anderen weitmöglichst fern zu halten - mit entsprechender Information ("Ich verschwinde mal ein Stündchen... meinetwegen, du weißt schon.") Aber wenn eine angemessenen Zugang auch zu diesem Teil meinerselbst haben soll, dann doch diejenige, welche mir auch am nächsten ist... insofern kreist es dann doch nach wie vor... um's alte Thema, wenigstens zum Teil. Im Einzelfall sicherlich nicht aus dem Stehgreif zu erläutern, aber wenigstens anzumerken, dass etwas mit mir in leider gewohnter Weise gerade nicht rund läuft und ich unpässlich bin.


Ja. Ich bin die Letzte, die etwas, was sie umtreibt, dauerhaft unter Verschluss hält - gerade die Liebste möchte ich mir nah wissen, in guten wie in schlechten Zeiten (wenn auch nicht immer unbedingt körperlich, so doch auch aus der kleinen oder großen Ferne im Geiste). Ich rede gerne darüber, wie es in mir aussieht. Nur in Zeiten, wo ich fühle, dass ich ihr mit einem meiner Querschläger wehtun würde, lieber erstmal nicht. (Was, wenn der Impuls vibrierend in den Startlöchern steht, nicht so einfach ist. Es hat in heftigeren Zeiten schon ein ziemliches Zusammenreissen erfordert - manchmal kläglich misslungen - und ein geduldiges Sofa im Nebenzimmer, das mein Treten, Schlagen, Toben geduldig hinnimmt ... , und Wände wie Nachbarn, die mein Brüllen ertragen.)

QUOTE
Andernfalls - so weit erst einmal kommen, nicht wahr? Wer den Schritt im Erkennen zurück schon gehen kann, hat doch in der Regel auch wenigstens ein benennbares Gefühl.


Inzwischen meistens schon. Aber die Zeiten, in denen ich mich meinen Impulsen immer mal wieder nahezu ausgeliefert gefühlt habe, liegen noch nicht so lange zurück. Und das waren keine Zeiten, in denen ich unwissend war in Bezug auf mich. Die Gefühle hinken dem Verstand oft hinterher ...

QUOTE
... eine Analyse käme für mich persönlich nur bei kompletter Dysfunktion in Frage, wenn überhaupt. Bei leichten Seelenflatulenzen, die durchaus symptomatisch sein können, würde ich weitaus erbaulicheren und erquicklicheren Gehhilfen auf dem Weg zu mir den Vorrang geben. Insofern... bin ich wohl im falschen Thread. wink2.gif


Den erbaulicheren und erquicklicheren Gehilfen habe ich lange Zeit auch den Vorrang gegeben. Was ich nicht bedauere.
Ich halte Psychoanalyse keineswegs für die ultima ratio, aber u.a. für sinnvoll, wenn psychotherapeutisch nicht erst noch der Boden für eine selbständige, gefestigte Alltagsbewältigung bereitet werden soll (weil er eben längst bereitet ist), deutlich mehr als eine akute Krisenintervention gewünscht ist, und das wöchentliche Anreissen und nach 50 Minuten wieder Fallenlassen von lebensprägenden, z.T. sehr schmerzhaften Themen als unbefriedigend empfunden wird. Kein Mount Everest mehr, den ich vor mir sehe, nach so viel bisheriger Arbeit an mir, keine Abgründe mehr, in die ich nicht schon mutig geblickt hätte, und z.T. reingeklettert bin - aber es ist durchaus eine Reise hin zu mehr Leichtigkeit, die ich mir verspreche. Die bestimmt nochmal durch das eine oder andere Tal der Trauer führt.


Geschrieben von: Bilana am 08.Aug.2008 - 11:55

@Dandelion:
Ja gestern war, denke ich jetzt, ein guter Tag für mich. Dieser Thread, der Austausch mit dir und Pandora, das war gut und ich konnte später am Tag daran anknüpfen und etwas von dem ganzen noch besser verstehen und auch mitteilen, zwei Menschen, die wichtig und positiv in meinem Leben sind.

Und ich glaube, es ist alles okay so. Für jeden von uns gibt es helle Momente der Öffnung und auch das Dunkle und alles dazwischen auch.

QUOTE
die letzte Situation des Nicht-Wahrnehmens war eher lehrreich/schwierig als wirklich schlimm.

Das ist schön. smile.gif So empfinde ich JETZT auch. Aber bevor es lehrreich und emotional erhellend war, war es eben auch richtig richtig schwer und schlimm und ach.. Weltschmerzformat. rolleyes.gif

@sonnenstrahl:
Ich empfinde, um ehrlich zu sein auch eine 120 Grad Wende. Aber, nun auch die ist erlaubt.
Ich denke wenn man sich gerade von einem Extrem löst, schießt man vielleicht erstmal übers Ziel hinaus, ins andere Extrem und sei es nur verbal.
Wie ein Pendel eben, das noch eine zeit hin und her schwingen muss, um ins Lot zu gehen. So empfinde ich den Seelenpups. Denn im Prinzip empfinde ich es als sehr abwertend. Eben das Gegenteil von Achtsam. Denn in dem Moment wo man etwas empfindet ist es eben real. Und es wird nicht weniger real, wenn sich später herausstellt, was da empfunden wurde war zu 95% eine alte Verletzung und nur zu 5 % etwas aktuelles.

Ich denke, sonnenstrahl, jeder geht eh seinen Weg, nach seinen Kräften.
Ich wünsche dir Erfolg/Leichtigkeit im besten Sinne mit der Analyse. Ich finde es anerkennenswert, wer an sich arbeitet und damit ja auch etwas für seine soziale Umwelt tut. Alles was man halbwegs bearbeitet hat (wie auch immer!) gibt man dann ja nicht mehr so ungefiltert an andere weiter und nur so wird der Kreislauf aus Misshandlung, Gewalt, großer Kränkung und unnötig großer Angst durchbrochen. Und ein positiver Kreislauf kann beginnen.... vielleicht.





Geschrieben von: dandelion am 08.Aug.2008 - 12:16

QUOTE (Bilana @ 08.Aug.2008 - 12:55)
QUOTE
die letzte Situation des Nicht-Wahrnehmens war eher lehrreich/schwierig als wirklich schlimm.

Das ist schön. smile.gif So empfinde ich JETZT auch. Aber bevor es lehrreich und emotional erhellend war, war es eben auch richtig richtig schwer und schlimm und ach.. Weltschmerzformat. rolleyes.gif

troest.gif Weltschmerz krieg ich auch ne Nummer kleiner hin... roetel.gif aber nicht in der Situation. was mich da belastete war eher eine Mischung aus Erschöpfung und einem kleingeseufzten "schade". lag allerdings auch an der Gesamtsituation, es hätte schlimmer kommen können. isses aber nicht smile.gif weder im Rückblick noch in dem Moment. so.

man muß es ja nicht heißer aufwärmen als es gekocht wurde. wink.gif


QUOTE (LadyGodiva)
mich wirft vieles eher auf mich zurück und auf eine feine und vertraute Traurigkeit, die ich zeitlebens mit der Welt pflege und bahnt sich, wenn dann eher skurril cool.gif , den Weg ins Draußen.

thumbsup.gif und auf diese Weise kann aus einem tiefschwarzen Samen sogar noch was buntes wachsen.
finde ich sehr tröstlich. smile.gif

Geschrieben von: Bilana am 08.Aug.2008 - 12:43

Ich bin seit Monaten im halbdunklen herumgetappst mit diesem Thema, in den letzten Wochen im stockdunklen. Ich fing schon an zu zweifeln ob ich es je schaffen würde. (Nur was dieses Thema angeht, wohlgemerkt.) Seit gestern ist mir klarer und ich fühle mich leicht. Jetzt spüre ich seit langem mal wieder die Kraft, ganz pragmatisch die Auswirkungen, Nebenschauplätze, die schon recht dringlich sind, anzugehen.

QUOTE
Weltschmerz krieg ich auch ne Nummer kleiner hin...

ohmy.gif Sei doch froh, wenn der Weltschmerz ne Nummer kleiner ist. sleep.gif tongue.gif
Oh oh Dandelion, ich weiß schon..
Aber es ist gut, wenn man mal wieder merkt, es ändert sich doch. Es wird doch anders, besser.

Geschrieben von: dandelion am 08.Aug.2008 - 12:46

em.gif

Geschrieben von: Bilana am 08.Aug.2008 - 12:47

flowers.gif

Geschrieben von: LadyGodiva am 08.Aug.2008 - 12:48

troest.gif Ihr... smile.gif

Geschrieben von: dandelion am 08.Aug.2008 - 12:52

bluemele.gif selber troest.gif danke...

und mit dem Gedanken, daß Weltschmerz für mich wie ein Kind ist, daß in die Stube rennt, im Brustton der Überzeugung verkündet, es werde nun Astronaut, Lokführer oder mindestens Waldelfe, Widerspruch als zwecklos posaunt und mit dem Berufswunsch Pilot wieder rausrennt, wünsche ich erstmal angenehme Aggressionsbeleuchtung... denn das Thema ist gut und wichtig. nur nicht meins. *schwupps*

Geschrieben von: sonnenstrahl am 08.Aug.2008 - 23:21

QUOTE (Bilana @ 08.Aug.2008 - 12:55)
@sonnenstrahl:
Ich empfinde, um ehrlich zu sein auch eine 120 Grad Wende. Aber, nun auch die ist erlaubt.
Ich denke wenn man sich gerade von einem Extrem löst, schießt man vielleicht erstmal übers Ziel hinaus, ins andere Extrem und sei es nur verbal.


Ich denke, sonnenstrahl, jeder geht eh seinen Weg, nach seinen Kräften.
Ich wünsche dir Erfolg/Leichtigkeit im besten Sinne mit der Analyse. Ich finde es anerkennenswert, wer an sich arbeitet und damit ja auch etwas für seine soziale Umwelt tut. Alles was man halbwegs bearbeitet hat (wie auch immer!) gibt man dann ja nicht mehr so ungefiltert an andere weiter und nur so wird der Kreislauf aus Misshandlung, Gewalt, großer Kränkung und unnötig großer Angst durchbrochen. Und ein positiver Kreislauf kann beginnen.... vielleicht.

Liebe Bilana - ich kann inzwischen gut nachvollziehen, warum ihr eine 120° Wende in der Chronologie meiner Beiträge empfunden habt.
Weiter oben habe ich in einer Antwort auf LG geschrieben: "Die Gefühle hinken dem Verstand oft hinterher". Aber manchmal ist es auch genau andersrum: Man fühlt etwas ganz deutlich, und die Gedanken versuchen, es zu erfassen, und schwimmen dabei ein wenig tastend rum.
Oder, mit anderen Worten ausgedrückt:
"Wie soll ich wissen, was ich denke, bevor ich lese, was andere auf mein Geschriebenes geantwortet haben? wink.gif "
(In Anlehnung an einen Postkartenspruch, den ich vor Jahren mal gefunden habe ...)


QUOTE
Wie ein Pendel eben, das noch eine zeit hin und her schwingen muss, um ins Lot zu gehen. So empfinde ich den Seelenpups. Denn im Prinzip empfinde ich es als sehr abwertend. Eben das Gegenteil von Achtsam. Denn in dem Moment wo man etwas empfindet ist es eben real. Und es wird nicht weniger real, wenn sich später herausstellt, was da empfunden wurde war zu 95% eine alte Verletzung und nur zu 5 % etwas aktuelles.


edit: Grundgütige Göttin! Was habt ihr (Mausi und du) nur gegen Pupse? Ich hab doch oben schon erklärt, wie ich zu dem Bild gekommen bin ... Es ging mir dabei nicht um Abwertung, sondern darum, die Anfeindungen der Liebsten gegenüber als Randerscheinung von etwas Anderem, viel Älterem, Weitreichenderem darzustellen. Dass jede Empfindung, wenn wir sie gerade fühlen, uns gleich real ist - denn so fühlen wir nun mal, warum auch immer, - möchte ich nicht in Frage stellen.



Es lebe der Faden, der weitergesponnen wird. Danke euch allen! flowers.gif

Geschrieben von: DerTagAmMeer am 09.Aug.2008 - 10:38

QUOTE (sonnenstrahl @ 09.Aug.2008 - 00:21)
Grundgütige Göttin! Was habt ihr (Mausi und du) nur gegen Pupse? Ich hab doch oben schon erklärt, wie ich zu dem Bild gekommen bin ... Es ging mir dabei nicht um Abwertung, sondern darum, die Anfeindungen der Liebsten gegenüber als Randerscheinung von etwas Anderem, viel Älterem, Weitreichenderem darzustellen. Dass jede Empfindung, wenn wir sie gerade fühlen, uns gleich real ist - denn so fühlen wir nun mal, warum auch immer, - möchte ich nicht in Frage stellen.

Liebe Sonnenstrahl,
ich denke nicht, dass ich Dir zu nahe trete, wenn ich meinen Eindruck mitteile, Du trügest Dein Herz auf der Zunge. Wohlreflektiert sicherlich, aber dennoch impulsiv und spontan. Da kann ich mir recht gut vorstellen (und finde es ausgesprochen sympathisch wie rücksichtsvoll), wenn Du Überlegungen anstellst, dass ein leichtes Training in Sachen Affektkontrolle und Frustrationstoleranz dem allgemeinen (Beziehungs-)gleichgewicht und Wohlbefinden mitunter ausgesprochen gut tun könnte.
Und auch der Vergleich mit den Stoffwechselprozessen ist dabei ein sehr passender - weil aufschlussreicher. Darüber hinaus ist er allerdings mehr als ein Vergleich, weil sich beides ja auch gegenseitig beeinflusst und die psychosomatischen Verflechtungen sehr viel stärker ausgeprägt sind als bei Beinbrüchen oder Lebensmittelvergiftungen.
Ich brauche gar keine "Altlasten" bemühen, um nach einem ganz normalen Arbeitstag mit einem krampfenden Kugelbauch heimzukommen. Meine verinnerlichte Anstandsdame leistet in aller Regel so gute Arbeit, dass ich gar nicht merke wie viel Wut, Aggression und Negativität ich ohne Nachzudenken schlucke, damit meine Umwelt von Pöbeleien, Zynismus und Übellaunigkeit verschont bleibt. Die kann ja schließlich nichts dafür, dass Züge ausfallen oder überfüllt sind, mir meine kleine, dicke Regenwolke penetrant folgt und ich schon wieder nassgeregnet bei der Arbeit aufschlage, das Frühstück aufgeweicht und das Netzwerk verschnupft ist ... All jene, die ihre Launen spontan an mir auslassen, können zwar schon etwas dafür, allerdings wäre Gegenstänkern für's allgemeine Großraumbüroklima wohl kaum förderlich und widerspräche außerdem meinem eigenen Anspruch an professionelle Zusammenarbeit. Also zeige ich Verständnis, heitere auf, feder ab und gleiche aus. Und sowas spricht sich dann rum und wird zum Selbstläufer. Schwieriger Kunde? Cholerischer Chef? Pubertierender Azubi? Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken! Allein nur: Ich bin nicht Jesus, genau genommen bin ich genau wie Shark noch nicht einmal eine "langmütige, verzeihende oder besonders bescheidene Person".
Was mein kleines "1x1 des guten Tons" in meinem Kopf zu Pupsen am Arbeitsplatz oder nachhaltigen Verrichtungen auf öffentlichen WC's zu sagen hat, kannst Du Dir sicher denken: nichts! Denn derlei bewegt sich selbstverständlich außerhalb dessen, worüber eine Dame nachdenken muss - selbst wenn ich müssen wollte, ich könnte es nicht und verbliebe mit wohlriechend parfümierten Grüßen ... höflich bis zum Darmverschluss.
Die Schwierigkeit bei meinen Versuchen, einen "gesünderen" Umgang zu erlernen ist tatsächlich die, dass die kleine Anstandsdame vorbewusst agiert.

Dieses berühmte Frühstück, bei dem mir die Essgewohnheiten der Lebensgefährtin plötzlich den Appetit verderben, ist für mich nichts Vorübergehendes, keine flüchtige Laune, sondern ein fatales Zeichen, dass ich den rechten Zeitpunkt verpasst habe, an dem sich noch etwas hätte ändern und möglicherweise retten lassen. Es ist das Ende von Lied, bei dem mich meine Kälte selbst überrascht. Als wenn jemand den Schalter umlegt hat, tauchen die verschwiegenen Gefühle der Vergangenheit auf, vor mir eine Fremde, ich mir selbst entfremdet: der finale Darmverschluss.

Am "anderen Ende" der Temperaments-Skala kann ein harmloser Pups also tatsächlich als Vorbeben verstanden werden und berechtigter Weise Angst und Schrecken verbreiten.

Geschrieben von: dandelion am 09.Aug.2008 - 11:22

QUOTE (DerTagAmMeer @ 09.Aug.2008 - 11:38)
Was mein kleines "1x1 des guten Tons" in meinem Kopf zu Pupsen am Arbeitsplatz oder nachhaltigen Verrichtungen auf öffentlichen WC's zu sagen hat, kannst Du Dir sicher denken: nichts! Denn derlei bewegt sich selbstverständlich außerhalb dessen, worüber eine Dame nachdenken muss - selbst wenn ich müssen wollte, ich könnte es nicht und verbliebe mit wohlriechend parfümierten Grüßen ... höflich bis zum Darmverschluss.

Ironischerweise war der Bärtigste in unserem Büro zuletzt ebendiese "Dame". Nachdem er dann einmal geplatzt war, war es auch in Ordnung, wir konnten zusammen lachen.
Es hat das Betriebsklima gerettet, miteinander zu reden, statt aneinander abzureagieren. Der Unterschied, über den ich am Arbeitsplatz froh bin: nicht "mußt du unbedingt...?" sondern "ich kann grad nicht damit umgehen, daß..." - eine Feinheit in der unfeinen Art. wink2.gif

Hängt vielleicht auch damit zusammen, daß an diesem Arbeitsplatz über 90% der Arbeit daraus bestehen, bockige Programme, Maschinen oder Formeln zur Räson zu bringen. Wenn die gesamte Arbeitszeit aus "mit etwas herumärgern" besteht, wäre es nervlicher Selbstmord, das auch noch mit Zahnpastalächeln tun zu wollen. Also bildet sich die Gemeinschaft der "Geärgerten" und ärgert sich gemeinsam.
Und es funktioniert: weil man sich so unpersönlich "abärgern" kann; die Mitmenschen werden sehr viel seltener zur Zielscheibe. Rettung fürs Klima. Glück u.a. für mich. smile.gif

Geschrieben von: sonnenstrahl am 09.Aug.2008 - 14:33

Liebe dtam - es hat mir ausgesprochen gut getan, deinen Beitrag von heute morgen zu lesen, inklusive deiner Einschätzung von mir als herzzungiges und dennoch (inzwischen) einigermaßen gesellschaftskompatibles Wesen, und deinem berührenden Blickwinkel vom "anderen Ende der Temperamentsskala". Es ist einfach schön, sich in seiner Eigenwilligkeit geschätzt zu fühlen! Und sich in Verschiedenheit zu begegnen ... flowers.gif

QUOTE (DerTagAmMeer @ 09.Aug.2008 - 11:38)
Und auch der Vergleich mit den Stoffwechselprozessen ist dabei ein sehr passender - weil aufschlussreicher. Darüber hinaus ist er allerdings mehr als ein Vergleich, weil sich beides ja auch gegenseitig beeinflusst und die psychosomatischen Verflechtungen sehr viel stärker ausgeprägt sind als bei Beinbrüchen oder Lebensmittelvergiftungen.


Ja. *erleichtert aufzeufz*

QUOTE
Ich brauche gar keine "Altlasten" bemühen, um nach einem ganz normalen Arbeitstag mit einem krampfenden Kugelbauch heimzukommen. Meine verinnerlichte Anstandsdame leistet in aller Regel so gute Arbeit, dass ich gar nicht merke wie viel Wut, Aggression und Negativität ich ohne Nachzudenken schlucke, damit meine Umwelt von Pöbeleien, Zynismus und Übellaunigkeit verschont bleibt. Die kann ja schließlich nichts dafür, dass Züge ausfallen oder überfüllt sind, mir meine kleine, dicke Regenwolke penetrant folgt und ich schon wieder nassgeregnet bei der Arbeit aufschlage, das Frühstück aufgeweicht und das Netzwerk verschnupft ist ... All jene, die ihre Launen spontan an mir auslassen, können zwar schon etwas dafür, allerdings wäre Gegenstänkern für's allgemeine Großraumbüroklima wohl kaum förderlich und widerspräche außerdem meinem eigenen Anspruch an professionelle Zusammenarbeit. Also zeige ich Verständnis, heitere auf, feder ab und gleiche aus. Und sowas spricht sich dann rum und wird zum Selbstläufer. Schwieriger Kunde? Cholerischer Chef? Pubertierender Azubi? Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken! Allein nur: Ich bin nicht Jesus, genau genommen bin ich genau wie Shark noch nicht einmal eine "langmütige, verzeihende oder besonders bescheidene Person".
Was mein kleines "1x1 des guten Tons" in meinem Kopf zu Pupsen am Arbeitsplatz oder nachhaltigen Verrichtungen auf öffentlichen WC's zu sagen hat, kannst Du Dir sicher denken: nichts! Denn derlei bewegt sich selbstverständlich außerhalb dessen, worüber eine Dame nachdenken muss - selbst wenn ich müssen wollte, ich könnte es nicht und verbliebe mit wohlriechend parfümierten Grüßen ... höflich bis zum Darmverschluss.
Die Schwierigkeit bei meinen Versuchen, einen "gesünderen" Umgang zu erlernen ist tatsächlich die, dass die kleine Anstandsdame vorbewusst agiert.


troest.gif Da fühle ich wirklich mit dir. Die meisten (zumindest Dienstleistungs-) Berufe sind offenbar von den üblichen Arbeitsplatzsituationen her gesehen geradezu Anzuchtstätten für die mannigfaltigsten Formen von Psychosomatik (die Mehrheit meiner Patienten lässt grüßen).
Demgegenüber erscheint mir mein beruflicher Alltag wahrlich als privilegiert - denn es geht vornehmlich um persönliche Wahrhaftigkeit, und das Unterstützen beim Entdecken derselben. Dabei kann ich - als Begleiterin - schon auch selbst in relativ hohem Maße authentisch sein. Und dennoch: Es gibt natürlich Grenzen. Viel Geduld und langer Atem sind im Arbeitsalltag von mir gefordert. Jedes neue Einschwingen in den Blick eines Anderen in die Welt ist gleichzeitig eine spannende, begeisternde Herausforderung wie auch ein Mich-Zurücknehmen. Ich bin dann für einige Zeit wie eine Blinde, die sich von einer/einem Sehenden führen lässt. Wo ich doch - unter "Wildwuchs"bedingungen - durchaus meinen sehr eigenen Blick auf die Dinge habe(n kann und das auch oft sehr gerne). Sie/er beschreibt, was sie/er sieht. Unser Weg erschließt sich beim Gehen. Ich komme nur mit, und stelle interessierte Fragen: "Wie sieht´s hier aus, wo wir gerade sind?", und bin offen für jede Skurrilität, zu der es uns im Gespräch hinführt.
Und dann komme ich abends nach hause, und meine Liebste sagt: "Mich piekt es hier so komisch, und mein Rücken ist ganz verspannt, könntest du nicht mal ... . Und dann wollte ich dir dies und das erzählen, was mich heute ... ". grmpf ... Sie kann ja nichts dafür, dass ich schon den ganzen Tag zugehört oder Körper gesundberührt habe - aber jetzt gerade KANN ich nicht mehr wah.gif ...
Diese Art von tagwerkbedingtem Abwehrgegrummel kenn ich auch - aber das ist in der Tat was Anderes, Leichteres ... (zum Glück!).

QUOTE
Dieses berühmte Frühstück, bei dem mir die Essgewohnheiten der Lebensgefährtin plötzlich den Appetit verderben, ist für mich nichts Vorübergehendes, keine flüchtige Laune, sondern ein fatales Zeichen, dass ich den rechten Zeitpunkt verpasst habe, an dem sich noch etwas hätte ändern und möglicherweise retten lassen. Es ist das Ende von Lied, bei dem mich meine Kälte selbst überrascht. Als wenn jemand den Schalter umlegt hat, tauchen die verschwiegenen Gefühle der Vergangenheit auf, vor mir eine Fremde, ich mir selbst entfremdet: der finale Darmverschluss.
Am "anderen Ende" der Temperaments-Skala kann ein harmloser Pups also tatsächlich als Vorbeben verstanden werden und berechtigter Weise Angst und Schrecken verbreiten.


Hm ... wäre es für mich so, dann hätte wahrscheinlich keine Beziehung in meinem Leben länger gehalten, als bestenfalls eineinhalb Jahre. Wer es in der Vergangenheit mit Prinzessin sonnenstrahl aufzunehmen gewillt war, musste schon über eine gewisse Unerschütterlichkeit verfügen (und auch heute bin ich noch ein echter Brocken mitunter). Und umgekehrt übrigens in vielerlei Hinsicht genauso. Und so sind dann sogar schonmal 5 oder 15 gemeinsame Jahre ins Land gegangen - ohne dass die Liebe am (vorläufigen) Ende zerbrochen wäre.

Da fällt mir gerade jetzt dieses schöne Zitat ein ... Von wem war es noch gleich?
"Happiness is not a place to go - it´s a place to come from."*
Ich finde, es passt hervorragend hierher ... biggrin.gif

* Autor(in) wird nachgeliefert ...


edit: 3 Wörter ...

Geschrieben von: LadyGodiva am 09.Aug.2008 - 14:58

Wie schon mehrfach geschrieben, ich kenne dieses "Frühstücksbrötchenphänomen" nur 2nd hand, am besten wohl aus der Ehe meiner Eltern, wo sich die Symptomatik inzwischen eigentlich auf alle Lebensbereiche ausgedehnt hat.
Beide übrigens auch im sozialen Bereich mit teilweise nötigem Ganzkörpereinsatz tätig - vielleicht auch ein Berufsrisiko, weil eben im Lauf der Zeit bei (immer mehr schrumpfender Trennmöglichkeit, auch räumlich) die Segmente ineinanderfließen?
Vermutlich wird kaum eine andere Studierendenzunft so früh schon zur Konsultation privater Fragestellungen herangezogen wie Medizinstudentinnen. Fußt wirklich auf der fehlenden Trennmöglichkeit der jeweils anderen Perspektive darauf. Sogar den nächsten, von denen man ja eigentlich die größte Differenziertheit erwartet.
Aber gerade das ist möglicherweise auch ein Berufsrisiko.
Und ich schweife aus...

Ich sehe diese Form der Aggression - wie dtam - schon als etwas... Bedenklicheres als eben nur ein Symptom; vielleicht, weil ich sie selbst so nicht kenne, jedenfalls nicht in einer Partnerschaft.
Ich würde mich, sollte ich ähnliche Gefühle, die weitab von dem schwirren, was "lass mir mal grad meine verdiente Ruhe" heißen könnte, in meiner Magengrube ausmachen, schon eher über den Respektsverlust und das verloren gegangene Stückchen Verehrung erschrecken... und es vermutlich so betrauern, dass es weiter reichende Konsequenzen nach sich zöge - nämlich tatsächlich doch wieder ein Nachdenken über mein Verhältnis zu Partnerschaft und Nähe im Allgemeinen, meine Duldsamkeit und meine (fehlende biggrin.gif) Impulsivität. Und käme dann doch wieder am Ausgangsthema an, diesmal von hinten. umkipp.gif

Geschrieben von: sonnenstrahl am 09.Aug.2008 - 15:24

QUOTE (LadyGodiva @ 09.Aug.2008 - 15:58)
Ich würde mich, sollte ich ähnliche Gefühle, die weitab von dem schwirren, was "lass mir mal grad meine verdiente Ruhe" heißen könnte, in meiner Magengrube ausmachen, schon eher über den Respektsverlust und das verloren gegangene Stückchen Verehrung erschrecken... und es vermutlich so betrauern, dass es weiter reichende Konsequenzen nach sich zöge - nämlich tatsächlich doch wieder ein Nachdenken über mein Verhältnis zu Partnerschaft und Nähe im Allgemeinen, meine Duldsamkeit und meine (fehlende biggrin.gif) Impulsivität.


Das kann ich gut verstehen, LG - zumal ich mit wachsender Seelen-Gesundung immer mehr Lust auf tiefen, durchgängigen Respekt und Verehrung in mir verspüren kann - Impulsivität hin oder her (nicht nur innerhalb der Partnerschaft, aber ganz besonders auch da) ...

QUOTE
Und käme dann doch wieder am Ausgangsthema an, diesmal von hinten. umkipp.gif

Ein schöner Rücken kann auch entzücken ... wink.gif

edit: Haben deine Eltern denselben Arbeitsplatz?

Geschrieben von: LadyGodiva am 09.Aug.2008 - 15:35

Selbstgewählt, ja.

Ich bin ja eher eine, die Raum nehmen lässt - und fühle mich eben so lange wohl, wie ich Respekt vorm plötzlich geteilten Raum auf meinem Territorium ausmachen kann.
Würde ich also erkennen, dass ich plötzlich deutlich fühlbar Veränderungen oder Konstanten gar an anderen so inakzeptabel finde, dass ich ihnen meinen Raum verwehren will - dann würde da weitaus mehr mitschwingen als ein Läunchen. Insofern wär' das Kind schon mit dem Bade... denn ich hätte andere Schönheitsfehler (und die sind wirklich als solche zu verstehen - etwas, das meine Partnerin nicht mehr umfassend gut für mich macht) möglicherweise mit meinem rosa Beziehungsbedürfniskleister übertüncht.

Geschrieben von: sonnenstrahl am 09.Aug.2008 - 15:49

QUOTE (LadyGodiva @ 09.Aug.2008 - 16:35)
Würde ich also erkennen, dass ich plötzlich deutlich fühlbar Veränderungen oder Konstanten gar an anderen so inakzeptabel finde, dass ich ihnen meinen Raum verwehren will - dann würde da weitaus mehr mitschwingen als ein Läunchen. Insofern wär' das Kind schon mit dem Bade... denn ich hätte andere Schönheitsfehler (und die sind wirklich als solche zu verstehen - etwas, das meine Partnerin nicht mehr umfassend gut für mich macht) möglicherweise mit meinem rosa Beziehungsbedürfniskleister übertüncht.

Bei mir ist es erfahrungsgemäß so (denn ich war auch schon mal die weniger dominante und herrische in einer lesbischen Beziehung vor um die 20 Jahren - womit ich jetzt keinesfalls behaupten möchte, dass Dominanz in einer Partnerschaft etwas Erstrebenswertes ist, oder gar zwingend dazugehören muss), dass ich, wenn solche schmerzlichen Veränderungen im Verhalten der derzeitigen Liebsten plötzlich auftauchen, und das Ende des Honeymoon und möglicherweise des Zusammenseinwollens einläuten, erstmal ganz erstaunt bin. Auch erschreckt und ein wenig erstarrt. Und dann eine unglaubliche Bereitschaft entwickle, das so nicht hinzunehmen, ohne deswegen gleich die Liebste mit dem Bade in den Abfluss hinab zu wünschen, oder ihr die Tür (den wahrscheinlich leichteren Ausgang) zu weisen bzw. selbst zu gehen ... Da bin ich ziemlich langmütig, zäh und kämpferisch - und habe so allmählich wohl ein Gespür für mindestens ebenso langmütige, zähe und kämpferische Partnerinnen im Umgang mit meinen Verkorkstheiten entwickelt ...

Geschrieben von: Rafaella am 10.Aug.2008 - 17:11

Hallo, sonnenstrahl, dtam, bilana, lg, dandelion und alle,

ich habe den thread sehr intensiv verfolgt und begleitet.

Kann noch nichts dazu schreiben, nicht, weil es mich nicht, sondern, weil es mich allzusehr betrifft.

Der Thread zielt sozusagen mitten in meine momentane Malaise...
manchmal liegt so ein Thema fast "in derLuft" - so auch hier.
Ich danke auch allen hiermit ganz herzlich

lg

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