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> Jeden Seelenpups mit der Liebsten teilen?, Oder ihr die Gärungsgase ersparen?
shark
Beitrag 06.Aug.2008 - 20:20
Beitrag #41


Strösenschusselhai
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Ich kenne das gut... das Sich-auf-niemanden-als-eine-selbst-verlassen...
Auf den ersten Blick mag das für alle Menschen um mich herum eine Entlastung gewesen sein; Eine, die nichts fordert, nichts erbittet, kann man auch durch Unterlassung und Versagung, so mag es scheinen, nicht treffen und enttäuschen.

Ich war aber auch keine langmütige, verzeihende oder besonders bescheidene Person - ich habe einfach nicht vertraut, niemandem zu-ge-traut, mir verlässlich und sicher zu sein.

Es hat lange gedauert, mich insoweit zu öffnen, dass überhaupt ein Mensch die Chance bekommen konnte, sich mir als Gefährte zu erweisen - das war mir einfach zu gefährlich... Nur langanhaltende, unerfragte Loyalität vermochte den geheimen Messbecher mit Zutrauen zu füllen.

Erst in meiner derzeitigen Beziehung ist es mir gelungen, das Risiko einzugehen, offen zu werden für das, was mir ein Mensch geben könnte.
Das hieß auch: mich das erste Mal lediglich auf das "Gefühl" zu verlassen, da könnte es Eine ehrlich meinen, das erste Mal keine Beweise zu brauchen, die Vertrauen rechtfertigen.

Trotz diverser Schwierigkeiten (vor allem durch die Erfahrung, dass ihre Loyalität nicht dieselbe Rezeptur hat wie die meine - und dennoch als solche gelten darf) ist mir dieses Empfinden, mich ihr antrauen und zumuten zu können, geblieben.

Und so verlaufen daher auch Auseinandersetzungen, Missstimmungen vor dem warmen Hintergrund der völligen Akzeptanz meiner und ihrer Person - ganz egal, worum es geht.

Da habe ich mich in LadyGodivas Schilderungen wiedergefunden: auch und gerade als Schwache, als nicht und niemals perfekte Frau mit einer Menge Defizite im Gepäck kann ich vor sie treten und weiß mich angenommen. Ich dürfte sogar richtig lästig sein, falls es nicht anders ginge...

Aber gerade das Wissen darum, dass sie mich jederzeit als einen in ihren Garten gefallenen Stern sieht und wohlwollend auch zersplissene Zacken betrachtet, hat auch den großen Respekt befördert, den ich für sie habe.

(Ich glaube nämlich inzwischen, dass fehlende Vertrauensfähigkeit in andere Menschen mit mangelndem Respekt für diese einhergeht. Und den zu haben oder auch nicht ist eine Entscheidung.)

Die Achtung, die ich für meine Frau empfinde, hilft mir einerseits, ehrlich meine Befindlichkeiten (mitzu)-teilen und andererseits nicht auf sie zu werfen, was mit ihr nicht zu tun hat.
Ich kann sagen: "Ich muss die Musik lauter machen, damit ich nicht höre, wie Du in den Pfirsich beißt, denn dieses Geräusch ist mir noch immer furchtbar" und brauche nicht knurrend zu verlangen: "Hör auf, so schmatzend vom Pfirsich abzubeißen! Das ist widerlich!"

Ich kann sie lassen und sie mich; natürlich ist das manchmal auch Arbeit; gerade wenn Gefühle aufgescheucht werden, die unangenehm sind. Oder eine von uns zu verstummen droht, weil wir eben beide nicht beizeiten gelernt haben, dass wichtig ist, was wir denken und wollen...

Und wann immer, aus meiner Sicht, wirklich etwas zwischen uns steht, kann ich mich an sie wenden mit der Sicherheit im Rücken, dass ihr ebenso daran gelegen ist, unserer Beziehung wohl zu tun wie mir.

Vielleicht streiten wir zunächst trotzdem, sind böse aufeinander, missverstehen einander in der Sache vielleicht sogar mit Fleiß - aber zuletzt sind wir uns in einer Sache einig: wir können auch das alles nur, weil wir jede für sich und beide gemeinsam ehrliches Interesse am Bestehen unserer Liebesbeziehung haben.


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 06.Aug.2008 - 20:45
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sonnenstrahl
Beitrag 06.Aug.2008 - 23:42
Beitrag #42


verboden vrucht
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Als mich gerade wieder ein bisschen durch eure Beiträge gehangelt habe, hatte ich mehrfach den Eindruck, nicht (oder nicht ganz) so verstanden worden zu sein, wie ich es meine. Deshalb wiederhole ich zunächst noch einmal die folgende Aussage von mir (vielleicht ist sie ja z.T. überlesen worden):

QUOTE (sonnenstrahl @ 06.Aug.2008 - 09:24)
... aggressive, beleidigende, maßregelnde, abwertende, unterstellende Anwandlung (NUR um die geht es mir in diesem Thread! Nicht um das Glattbügeln von Reibungsflächen/wirklichen Konfliktpotentialen .. im Gegenteil: Um die kann es m.E. dann erst richtig gehen.)


Ist hier (oder bei meinen anderen Forums-Beiträgen) der Eindruck entstanden, dass ich dafür eintrete, sich bloß nicht zu streiten? Dafür, so oft es geht, ein Blatt vor den Mund zu nehmen? Dass mein Credo lautet: "Zeig dich auf keinen Fall je anders als von deiner Schokoladenseite"?

Hm. Wahrscheinlich ist das Ganze nicht nur eine Frage der eigenen Geschichte, sondern darüberhinaus auch des Naturells.

Es gibt so viele Stategien, mit (u.a.) Gedrückt- und Gesteuert- und Verhöhntwerden umzugehen. Manche Kinder machen sich zum Schutz ganz klein und unsichtbar. Andere werden kokett. Andere flüchten in eine Parallelwelt. Wieder andere entziehen sich durch Krankwerden. Oder Mehreres zusammen. .... Meine Haupt-Strategie war es, selbst zu drücken und zu steuern. Selber an die Macht zu kommen. Auf Anziehungskraft zu setzen. Und: Zu beissen, bevor ich möglicherweise selbst gebissen werde.

Vielleicht ist vielen von euch der Impuls tatsächlich fremd, die Andere in Grund und Boden zu stampfen im ursprünglich sich schützen wollenden Affekt.

Sich Schützen?
Wovor?
Vor Vereinnahmung. Vor Nötigung. Vor Manipulation ...
Akte des Misstrauens, keine Frage ...
So etwas wie allergische Reaktionen. Überschießend. Stellvertretend.
Wider besseres Wissen.
Immer noch, manchmal.
Nach so viel Auseinandersetzung mit mir selbst greifen die uralten Muster mitunter immer noch:
Verächtlichkeit als Kokon gegen das Im-Stich-gelassen-worden-sein.
Gegen den Schmerz.
Gegen die Hilflosigkeit.
Alte Mechanismen - heute längst fehl am Platz.
"Nie wieder geduckt und bevormundet werden."
und "Die Frau an meiner Seite soll strahlen - das wirft ein gutes Licht auf mich."
Ein inneres Zusammenziehen, reflexartig, immer stärker, immer stärker. Wie ein Krampf ... und dann: Der Ausbruch!
Die unsublimierte sonnenstrahl kann sehr gemein sein. Sehr herablassend. Sehr runterputzend. Sehr vernichtend. Sehr herrisch. Sehr ablehnend. Sehr kalt.
So bin ich aufgewachsen.
Und ich möchte DAS meiner Liebsten nicht überbraten. Nicht mehr. Ich hab´s oft genug getan. Und oft genug wehgetan.
Wenn ich in diesem Punkt nicht alles rauslasse, was da aufflackern kann, bin ich deswegen nicht konfliktscheuer. Auch nicht weniger lebendig im Zusammensein. Nicht weniger auseinandersetzungsfreudig. Nicht weniger herausfordernd. Nicht weniger wollend. Nicht weniger eigen und reibungsflächig. Nicht weniger menschlich.
Und kein Stück weniger ehrlich. Im Gegenteil. Wenn ich nicht impulshaft angreife, lasse ich es doch erst zu, zu vertrauen (was mir nicht in die Wiege gelegt worden ist), zart, weich, verletzbar und auch mal schwach zu sein.

Der Angriff ist ein Täuschungsmanöver: Immerwährende Überlegenheit und aufgeblasenes "Es nicht nötig haben". Das Nicht-Angreifen hingegen verlangt Mut. Von mir jedenfalls.

Wenn ich es fertigbringe, innezuhalten, und mich zu überprüfen, bin ich einfach nur liebevoller. Ich muss ihr/ihnen die auf sie zielenden Ausbrüche meiner z.T. über 40 Jahre alten Tretminen nicht ständig zumuten.

Oder wäre eine von euch im Falle einer mir (in Bezug auf das oben Genannte) ähnlich gestrickten Liebsten anderer Meinung?


edit: Komma

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 06.Aug.2008 - 23:55
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Bilana
Beitrag 07.Aug.2008 - 09:39
Beitrag #43


Capparis spinosa
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Liebe sonnenstrahl,
ich glaube, was mich angeht, so habe ich dich jetzt wirklich besser verstanden.
Deine ersten Postings klangen für mich schon nach lieber alles so weit wie möglich mit sich klären, nicht streiten. Das an mich gerichtete Posting klang dann irgendwie, wie das ganze Gegenteil davon und ich war etwas verwirrt, dachte mir aber, okay orientiere ich mich daran, es ist das aktuellere. Jetzt aber macht beides zusammen Sinn.
Ich würde gerne noch mehr dazu sagen, weil ich mich gerade selbst viel mit dem Thema beschäftige.

QUOTE
Vielleicht ist vielen von euch der Impuls tatsächlich fremd, die Andere in Grund und Boden zu stampfen im ursprünglich sich schützen wollenden Affekt.

Also mir ganz und gar nicht. Im Gegenteil.

QUOTE
Verächtlichkeit als Kokon gegen das Im-Stich-gelassen-worden-sein.
Gegen den Schmerz.
Gegen die Hilflosigkeit. […]Ein inneres Zusammenziehen, reflexartig, immer stärker, immer stärker. Wie ein Krampf ... und dann: Der Ausbruch!

Ich kenne es aber auch so, das so ein Ausbruch mir noch mehr schaden kann. Weil er Aggressionen im Gegenüber schürt, die dann auch irgendwann ausbrechen und dann reichem dem vielleicht Worte nicht mehr um sein Ego wieder aufzurichten….
Also habe ich auch gelernt Ausbrüche nach außen ganz zu verhindern. Und das war eine ganz gute Strategie, später all die Jahre, als ich mich noch kaum kannte. Als ich nur die Wahl hatte: Ausbruch rauslassen, ja oder nein. Und als ich merkte, das ich mit einem Ausbruch Menschen Angst mache, die es wirklich gut mit mir meinen. So einige Sachwerte habe ich vernichtet in der Zeit. Und da dachte ich, nee, das kanns nicht sein. Dann doch lieber wieder ganz zurück halten.

QUOTE
Und kein Stück weniger ehrlich. Im Gegenteil. Wenn ich nicht impulshaft angreife, lasse ich es doch erst zu, zu vertrauen (was mir nicht in die Wiege gelegt worden ist), zart, weich, verletzbar und auch mal schwach zu sein.

Zu allem uneingeschränkt ja, von mir.

So wie ich dich nun verstanden habe versuchst und lebst du die Mitte, die Grautöne zwischen Frontalangriff und ganz zurück halten. Ich würde sagen (für mich), das ist der richtige Weg.

Allerdings erging es mir in letzter zeit so, dass es mich unzufrieden und weiter unverstanden zurück ließ, wenn ich Konflikte lauwarm auftischte oder es mit mir ausmachte und dann ein vorläufiges, wohlformuliertes Ergebnis auftischte. Und damit schiebe ich mich auch wieder in eine wohl bekannte, aber auch dunkle und kalte Ecke von keiner versteht mich.
Und für einen wohlwollenden gegenüber ist es auch nicht bequem, denn der merkt ja, das etwas im Busch ist, kommt aber nicht ran.
Je mehr ich darüber nachdenke um so mehr glaube ich wirklich, das man die Gefühlsschichten in genau der Reihenfolge abarbeiten muss, wie sie anstehen.

Was ich allerdings nicht weiß ist, WIE. Wie wenn die oberste Schicht Wut, Ärger, Zorn ist? Oder anders gefragt: Wie drückt man die darunter liegende Verletzung, Kränkung, Enttäuschung aus? Wie drückt man es wirklich aus, ohne den Gegenüber mit seiner Wut nieder zu machen?



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dandelion
Beitrag 07.Aug.2008 - 10:01
Beitrag #44


don't care
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ich weiß was du meinst. :troest: und ich konnte damit noch nie leben. meine Reaktion war und ist in dem Falle Rückzug.

weil mein Leben im Grunde völlig leise ist. wer nur das laute hört, geht meiner Schale auf den Leim, die lacht, schon irgendwie weiter weiß, und die sich einfach ihren Kern schnappt und geht, wenn sie "nicht nötig hat".
dem Kern darunter bereitet ein Streit Schmerz. erträglichen, wenn er leise ist, unerträglichen, zerstörerischen, wenn geschrien wird.
wenn ich "nein" sage, sage ich es leise. wenn ich etwas von mir mitteilen will, sage ich es leise. wer es dann nicht hört, wird nur noch auf meine Schale treffen. was der wichtig ist, wird angepriesen, rauscht, lärmt. die bietet weniger Angriffsfläche und schmerzt bei Treffern etwas weniger. "tanking" würde man das unter Computer-Spielern nennen.


für mich sieht dieses Bild fast schon umgekehrt aus. mir wird immer wieder vorgehalten, ich beschwere mich nicht, wenn mich etwas stört. meistens stört es mich einfach nicht. oder ich habe etwas gesagt, war aber zu leise (siehe oben).
dementsprechend sieht auch die Reaktion aus, wenn ich gezwungen werde, zu schreien oder Fragen für eine Antwort zu brüllen - also dann, wenn ich spüre, daß ich "mit verbundenen Augen" in einer Spannungslage gefangen bin. völlige Überreaktion, Aggressivität, gezielte Tritte an empfindliche Stellen, schneidende Kälte. glaubt mir nur keiner. und ich denke, genau deshalb passiert es auch immer wieder trotzdem, daß die "liebe kleine" jemand eins zwischen die Augen verpaßt.
kürzlich durfte ich die Geduld einer Freundin erfahren, nicht laut werden zu müssen, obwohl ich anfangs nicht gehört wurde. für mich mittlerweile Voraussetzung, um jemanden an den Kern lassen zu können.

und der Grund, warum ich die Problemstellung nicht nur als "Punching Ball", sondern auch als Täter aus einer anderen Richtung kenne.
um das zu vermeiden, brauche ich eben genau diese Informationen. ähnlich, wie du es schreibst: "dasunddas macht mich gerade aggressiv. ich glaube, da ist was anderes dahinter. aber ich weiß noch nicht, was." - "oh, sorry... sehr schlimm?" - "kannst du ja nix für. geht so." - "okay... sag Bescheid, wenn du mehr weißt." - "ist gut. noch Kaffee da?" - der Schritt raus aus dem "wir" ist da, finde ich, genau so wichtig wie die Existenz beider "ich" und beider "du".

ich find's schwierig im Timing, für mich persönlich sehr schwer in der Lautstärke, aber absolut unverzichtbar.
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pandora
Beitrag 07.Aug.2008 - 10:18
Beitrag #45


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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QUOTE (Bilana @ 07.Aug.2008 - 10:39)


QUOTE
Verächtlichkeit als Kokon gegen das Im-Stich-gelassen-worden-sein.
Gegen den Schmerz.
Gegen die Hilflosigkeit. […]Ein inneres Zusammenziehen, reflexartig, immer stärker, immer stärker. Wie ein Krampf ... und dann: Der Ausbruch!


Ich kenne es aber auch so, das so ein Ausbruch mir noch mehr schaden kann. Weil er Aggressionen im Gegenüber schürt, die dann auch irgendwann ausbrechen und dann reichem dem vielleicht Worte nicht mehr um sein Ego wieder aufzurichten….


QUOTE
Und kein Stück weniger ehrlich. Im Gegenteil. Wenn ich nicht impulshaft angreife, lasse ich es doch erst zu, zu vertrauen (was mir nicht in die Wiege gelegt worden ist), zart, weich, verletzbar und auch mal schwach zu sein.

Zu allem uneingeschränkt ja, von mir.

So wie ich dich nun verstanden habe versuchst und lebst du die Mitte, die Grautöne zwischen Frontalangriff und ganz zurück halten. Ich würde sagen (für mich), das ist der richtige Weg.


Je mehr ich darüber nachdenke um so mehr glaube ich wirklich, das man die Gefühlsschichten in genau der Reihenfolge abarbeiten muss, wie sie anstehen.

Was ich allerdings nicht weiß ist, WIE. Wie wenn die oberste Schicht Wut, Ärger, Zorn ist? Oder anders gefragt: Wie drückt man die darunter liegende Verletzung, Kränkung, Enttäuschung aus? Wie drückt man es wirklich aus, ohne den Gegenüber mit seiner Wut nieder zu machen?

ja, genau so kenne ich sie auch, die eskalationen.
entweder ist mein gegenüber dermaßen verängstigt, dass es mit gegenaggression reagiert, oder ist so total eingeschüchtert und in seinem vertrauen mir gegenüber enttäuscht, das eine totale verstummung entstand/steht.

diese oberste schicht von wut, zorn, ect. ist, so könnte ich mir denken, eine art ohnmacht, die eben durch brüllen, vorwürfe/schuldzuweisungen machen o.ä angegangen werden will, weil, so ist es jedenfalls bei mir, noch nicht wirklich klar ist, was da eigentlich genau in mir gärt.
manchesmal muß meine liebste nur etwas"scheinbar" unbedeutendes sagen und ich gehe auf die palme.
erst eine ganze zeit danach, mittels rückzug, denken, fühlen und sortieren, erkenne ich den schwelbrand hinter der fassade.
es wurden alte wunden/ängste angekratzt, mein "verletztes ich" geht sofort in verteidigungshaltung und schlagt erst zu und fragt dann was los ist.
alte überlebensmechanismen schalten sich automatisch ein und leider schaffe ich es bis heute "noch" nicht immer, sie vor inbetriebnahme abzuschalten.

bilana, auch ich bin immer noch auf der suche nach der "non-plus-ultra-lösung", aaaaber und darauf bin ich stolz, habe gelernt in erster linie "ich-botschaften" zu senden, meinem gegenüber achtung und respekt entgegen zu bringen und im falle von verhärtung, die notbremse zu ziehen und mir eine auszeit zum frust/wut/zornabbau und nachdenken zu nehmen.
(selbstverständlich wird eine erklärung für die"nötige" ausszeit abgegeben)

edit... komma und ergänzung in klammern


Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 07.Aug.2008 - 10:25
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dandelion
Beitrag 07.Aug.2008 - 10:48
Beitrag #46


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QUOTE (pandora @ 07.Aug.2008 - 11:18)
auch ich bin immer noch auf der suche nach der "non-plus-ultra-lösung", aaaaber und darauf bin ich stolz, habe gelernt in erster linie "ich-botschaften" zu senden, meinem gegenüber achtung und respekt entgegen zu bringen und im falle von verhärtung, die notbremse zu ziehen und mir eine auszeit zum frust/wut/zornabbau und nachdenken zu nehmen.
(selbstverständlich wird eine erklärung für die"nötige" ausszeit abgegeben)

*aufspring und wild applaudier* :zustimm: :blumen:
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Bilana
Beitrag 07.Aug.2008 - 11:24
Beitrag #47


Capparis spinosa
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Dandelion und Pandora, danke für eure Beiträge. Es Macht mich gerade etwas leichter zu sehen, das es anderen auch so geht. Und zuversichtlich…

@Dandelion:
Das hätte ja von mir sein können, genau so ergeht es mir auch. Wenn mein Inneres mal sprechen darf, dann immer leise und dadurch oft zu leise, so dass es klar ist, das das Innere nicht gehört wird. Was dann eben eine unerhörte Kränkung ist, worauf das Äußere wieder in Kontakt tritt und es operiert meist in den Modi kaltes, schneidendes Schweigen oder (in den letzten Jahren eher selten) in verbalen Aggressionen, die dann auch mit Sicherheit da treffen, wo es richtig weh tut.

QUOTE
"dasunddas macht mich gerade aggressiv. ich glaube, da ist was anderes dahinter. aber ich weiß noch nicht, was." - "oh, sorry... sehr schlimm?" - "kannst du ja nix für. geht so." - "okay... sag Bescheid, wenn du mehr weißt." - "ist gut. noch Kaffee da?"

Das wäre der Idealfall. Dazu darf aber eine gewisse Schwelle noch nicht überschritten sein. Ja dann tut es gut, genau so etwas kund zu gebe und zu wissen, dass man es mit jemandem zu tun hat, der das so stehen lassen kann, der das bei einem lassen kann, einem Zeit lassen kann. (Kann auch nicht jeder.)

Ich erlebe es bei mir aber meist so, das etwas ganz langsam hoch kocht. Wie ein Schnellkochtopf auf niedriger Flamme. Lange Zeit ist äußerlich nichts zu erkennen, aber innerlich brodelt es unbemerkt und plötzlich, peng, springt das Ventil auf und Dampf entweicht mit Hochdruck.

Ich merke das richtig, wie sich meine Gedanken über Stunden und Tage entwickeln. Ich nehme nur diese war, nicht die Wut und nicht die Kränkung. Und dann will ich meine Gedanken „ganz sachlich“ darlegen und merke nicht wie abwertend ich mein Gegenüber behandle. Sehr subtil, aber vielleicht genau deshalb so wirksam. Und bin dann noch erstaunt und gekränkt, wenn so was kommt wie: „Ich lass mich von dir doch nicht zum Oberarsch machen! So red ich nicht mir dir.“ Merke dann erst viel später, wie mies ich meinen gegenüber behandelt habe und denke mir: Scheiße, dass wollte ich doch echt nicht.

@pandora
QUOTE
bilana, auch ich bin immer noch auf der suche nach der "non-plus-ultra-lösung", aaaaber und darauf bin ich stolz, habe gelernt in erster linie "ich-botschaften" zu senden, meinem gegenüber achtung und respekt entgegen zu bringen und im falle von verhärtung, die notbremse zu ziehen und mir eine auszeit zum frust/wut/zornabbau und nachdenken zu nehmen.


Das ist schön, wenn es so funktioniert. :)

Bei mir ist es leider so, dass ich das seit längerem probiere und bis zu einer gewissen Grenze ging es auch. Aber dann habe ich mich mit Sachen hervorgetraut, die mir sehr wichtig waren. Und musste feststellen, dass meine Ich-Botschaften viel zu leise waren. Natürlich gibt es Menschen, die können oder wollen nicht gut hören. Damit muss man leider auch leben, dass es Menschen gibt, die nur auf Krawall reagieren. Aber es betraf Menschen, die mir wohl gesonnen sind und eigentlich nur zu gerne etwas aus meinem Inneren wüssten.
Also hat sich das verletzte und gekränkte Innere wieder zurückgezogen und die gute, alte, bewährte harte, kalte Schale übernahm die Regie. Und wurde gehört ob ihrer eindringlichen Abwertungen und Aggressionen.. nur eben nicht so, wie ICH wollte.

Macht mich echt ratlos.

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 07.Aug.2008 - 11:24
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dandelion
Beitrag 07.Aug.2008 - 11:57
Beitrag #48


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QUOTE (Bilana @ 07.Aug.2008 - 12:24)
Ich merke das richtig, wie sich meine Gedanken über Stunden und Tage entwickeln. Ich nehme nur diese war, nicht die Wut und nicht die Kränkung. Und dann will ich meine Gedanken „ganz sachlich“ darlegen und merke nicht wie abwertend ich mein Gegenüber behandle. Sehr subtil, aber vielleicht genau deshalb so wirksam. Und bin dann noch erstaunt und gekränkt, wenn so was kommt wie: „Ich lass mich von dir doch nicht zum Oberarsch machen! So red ich nicht mir dir.“ Merke dann erst viel später, wie mies ich meinen gegenüber behandelt habe und denke mir: Scheiße, dass wollte ich doch echt nicht.

[...]

Bei mir ist es leider so, dass ich das seit längerem probiere und bis zu einer gewissen Grenze ging es auch. Aber dann habe ich mich mit Sachen hervorgetraut, die mir sehr wichtig waren. Und musste feststellen, dass meine Ich-Botschaften viel zu leise waren. Natürlich gibt es Menschen, die können oder wollen nicht gut hören. Damit muss man leider auch leben, dass es Menschen gibt, die nur auf Krawall reagieren. Aber es betraf Menschen, die mir wohl gesonnen sind und eigentlich nur zu gerne etwas aus meinem Inneren wüssten.
Also hat sich das verletzte und gekränkte Innere wieder zurückgezogen

So ähnlich könnte es auch von mir stammen. Allerdings fange ich mittlerweile an, schneller zu schalten. Hängt wohl auch damit zusammen, daß ich derzeit unter größerem Druck stehe als in den Jahren davor, und die Toleranzschwelle einfach geringer, die Haut dünner ist.
Und damit, daß mir vieles dadurch kaputt gegangen ist.
Und damit, daß meine Sprache sehr viele Doppeldeutigkeiten beinhaltet. Oftmals war es dann so, daß die verletzende Zweitbedeutung gehört wird, wo ich sie überhaupt nicht meinte, ja, nicht mal daran gedacht habe, daß sie existiert.
Mittlerweile werde ich dann überdeutlich (Mantra "nein. alles ist gut. ehrlich.") - und in den von dir beschriebenen Eskalationen passiert mir das nicht mehr unbewußt. Wenn genügend gereizt, will ich nicht mehr sachlich darlegen. Dann will ich nach babylonischem Recht handeln. Kommt allerdings selten vor.
Manchmal auch Schmerz transportieren. Der nimmt mittlerweile allerdings auch für die Adressaten eine Plastizität an, die nicht nett ist. Denke ich. Leider erst hinterher.

So langsam habe ich akzeptiert, daß es nun mal einen besonderen Charakter braucht, um mich "als ich" zu ertragen, überhaupt wahrzunehmen. Und freue mich, daß es Freunde gibt, die das können. Ob durch Ausdauer, Gleichmut, Empfindsamkeit, mit oder ohne Zusammenraufen - egal. Es freut mich sehr :) und macht dankbar.

Die Situation, daß jemand wirklich großes Interesse an diesem Kern zeigte, ihn aber dann nicht wahrnahm, als er frei da lag, ist noch nicht so alt, und schon gar nicht so neu. Wäre es nicht im letzten Augenblick gut gegangen, könnte ich das hier und jetzt so wohl gar nicht schreiben.
Dort versuche ich es momentan so, daß ich den Dialog suche, in den Dialogpausen mein Inneres frage, was es so meint, und das dann mit dem "Außen-Ich" ein bißchen verstärke. Ist aber noch Testreihe, ich weiß nicht, wie es funktioniert. Bleibt aber in dieser Zweierkonstellation; anderenorts klappt es anders.

Hast du erfolgreiche Konzepte?
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pandora
Beitrag 07.Aug.2008 - 12:14
Beitrag #49


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das leben hat so seine tücken *grins*
entgegengesetzt zu euch beiden, dandelion und bilana, meldet sich mein inneres, wenn es sich dann mal traut, eben viel zu laut.
ich durfte früher nie reden und wenn mir alle jubeljahre mal jemand zuhörte, dann eben nur dann, wenn ich sie alle überschrie :(
diese mechanismen haben sich über jahrzehnte so tief eingebrannt, dass es einfach knochenarbeit war/ist, sie nicht zum vorschein kommen zu lassen.
dies geschieht mir nur noch in extrem situationen, wie liebesdingen oder ungerechtigkeiten mir oder anderen gegenüber.

QUOTE
Ich merke richtig wie sich meine Gedanken über Stunden und Tage entwickeln.Ich nehme nur diese wahr, nicht die Wut und nicht die Kränkung. Und dann will ich meine Ggedanken "ganz sachlich" darlegen und merke nicht wie abwertend ich mein Gegenüber behandle. Sehr subtil, aber vielleicht genau deshalb so wirksam.Und bin dann noch erstaunt und gekränkt...
Merke dann erst viel später, wie mies ich meine gegenüber behandelt habe und denke mir; Scheiße, dass wollte ich doch echt nicht.


witziger weise, nahm ich bei meinen überlegungen auch nie die wut, oder verletzungen wahr und trotz allem sachlichen vornehmen, brach der vulkan nach den ersten zwei sätzen aus.
was du schreibst bilana über das "doch endlich" gehört werden, ist meines erachtens nach, " negative aufmerksamkeit" auf sich ziehen.
zumindest war dies bei mir immer so...ich wollte aufmerksamkeit und wenn ich sie durch brüllen oder schuldzuweisungen erzwingen musste, dann bitte.
es brachte mich nur nicht weiter, denn mein gegenüber war längst aus der situation gegangen, hörte nicht mehr zu, oder war nur noch damit beschäftigt sich zu schützen. :ph34r:

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dandelion
Beitrag 07.Aug.2008 - 12:39
Beitrag #50


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QUOTE (pandora @ 07.Aug.2008 - 13:14)
ich durfte früher nie reden und wenn mir alle jubeljahre mal jemand zuhörte, dann eben nur dann, wenn ich sie alle überschrie :(

ich denke, da liegt der Unterschied zu mir. reden durfte ich schon... nur das mit dem zuhören funktionierte lautstärkeunabhängig nicht, das verstehen noch viel weniger.

daher vielleicht dieses schnelle resignieren...

und da ich nun ein kleines Stimmchen höre, das mir aus dem Bauch ein "nein" entgegenflüstert, brauch ich ne Pause. :blumen2: danke euch beiden.
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Bilana
Beitrag 07.Aug.2008 - 14:06
Beitrag #51


Capparis spinosa
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@Dandelion:
QUOTE
Die Situation, daß jemand wirklich großes Interesse an diesem Kern zeigte, ihn aber dann nicht wahrnahm, als er frei da lag, ist noch nicht so alt, und schon gar nicht so neu.

Ach du. :troest:

Nein ein Rezept habe ich noch nicht. Bei mir ist es auch noch zu frisch. Bin noch am sortieren. Hatte gerade etwas geschrieben und jetzt ist es schon wieder überholt, weil mir noch was eingefallen ist. Ich denke, es wird schon darauf hinaus laufen, mir meine Wut und verletzung in dem Moment bewusster zu machen. Ich denke das würde automatisch für die Kommunikation die richtigen Weichen stellen.
Das ich eben oft, nicht immer, Probleme damit habe, das bewusst wahrzunehmen, wenn ich wütend und enttäuscht bin hängt sicher damit zusammen, das es nicht in mein Selbstbild passt verletzt, gekränkt, enttäuscht zu sein und ergo unerfüllte Ansprüche, Ansprüche überhaupt an andere zu haben. Ich fühle mich eh schon so klein und mickrig, wnen ich gekränkt bin und habe nach wie vor den Eindruck, wnen ich das kommunizieren würde, würde ich mich noch kleiner machen, als ich eh schon bin.
Mein Kopf durchschaut den Unsin zwar, aber mein banges Herzchen braucht noch eine Weile.

@Pandora:
QUOTE
witziger weise, nahm ich bei meinen überlegungen auch nie die wut, oder verletzungen wahr und trotz allem sachlichen vornehmen, brach der vulkan nach den ersten zwei sätzen aus.

Ganz genau.

QUOTE
ist meines erachtens nach, " negative aufmerksamkeit" auf sich ziehen

Ich denke ja. Lieber eine negative Beziehung als gar keine. Wobei das bei mir Grenzen hat. Ich steige eher ziemlich schnell aus. Weglaufen, Schweigen, Wegtreten.

QUOTE
diese mechanismen haben sich über jahrzehnte so tief eingebrannt, dass es einfach knochenarbeit war/ist, sie nicht zum vorschein kommen zu lassen.
dies geschieht mir nur noch in extrem situationen, wie liebesdingen oder ungerechtigkeiten mir oder anderen gegenüber.

Knochenarbeit ist es immer. Aber sie lohnt sich, denke ich gerade. :)
Für mich ist es gerade aktuell Knochenarbeit das Innere zu zeigen. Mich zu trauen und das äußere Schutz-Ich, das ich gar nicht gänzlich missen möchte mal wegzulassen. Wenn das Schutz-Ich nicht da ist, dann ist schon ein hallo und ein da sein des anderen ein Wagnis, glaube ich.

Ich danke euch, Pandora und Dandelion. (Die Arbeit ruft *hüstel*)

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dandelion
Beitrag 07.Aug.2008 - 14:31
Beitrag #52


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QUOTE (Bilana @ 07.Aug.2008 - 15:06)
Ich fühle mich eh schon so klein und mickrig, wnen ich gekränkt bin und habe nach wie vor den Eindruck, wnen ich das kommunizieren würde, würde ich mich noch kleiner machen, als ich eh schon bin.

selber ach du :troest:

wenn du gerade dran arbeitest, dein Kopf es schon weiß, und wir dir vielleicht einen ganz, ganz kleinen Impuls geben können, sind die Chancen doch gar nicht so schlecht :blumen:
genau genommen ist es doch schon ein echter Anfang, hier mitzuschreiben. ich habe die Kraft gerade nicht mehr, an meinem "Schutz-Ich" (schönes Wort!) vorbei ins Innere zu langen. du schon. das ist toll! :)

bitte nicht mißverstehen: die letzte Situation des Nicht-Wahrnehmens war eher lehrreich/schwierig als wirklich schlimm. :)
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sonnenstrahl
Beitrag 07.Aug.2008 - 15:12
Beitrag #53


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Wie schön - jetzt sind wir so in der Thematik, wie ich sie verstanden wissen wollte. Ich danke euch sehr, Bilana, Dandelion, Pandora, für eure Offenheit.

@ Bilana
QUOTE
Allerdings erging es mir in letzter zeit so, dass es mich unzufrieden und weiter unverstanden zurück ließ, wenn ich Konflikte lauwarm auftischte oder es mit mir ausmachte und dann ein vorläufiges, wohlformuliertes Ergebnis auftischte. Und damit schiebe ich mich auch wieder in eine wohl bekannte, aber auch dunkle und kalte Ecke von keiner versteht mich.
Und für einen wohlwollenden gegenüber ist es auch nicht bequem, denn der merkt ja, das etwas im Busch ist, kommt aber nicht ran.
Je mehr ich darüber nachdenke um so mehr glaube ich wirklich, das man die Gefühlsschichten in genau der Reihenfolge abarbeiten muss, wie sie anstehen.

Was ich allerdings nicht weiß ist, WIE. Wie wenn die oberste Schicht Wut, Ärger, Zorn ist? Oder anders gefragt: Wie drückt man die darunter liegende Verletzung, Kränkung, Enttäuschung aus? Wie drückt man es wirklich aus, ohne den Gegenüber mit seiner Wut nieder zu machen?


Was ich weiss, liebe capparis spinosa, ist: Das ist ein "echtes Pfund", und viel viel achtsam begleitete Arbeit an sich seibst kann allmählich nicht nur zu verstandesmäßigen Einsichten verhelfen, sondern viele der Knoten, die dieses Pfund ausmachen, einen nach dem anderen aufdröseln.
Ich habe mich in den vergangenen 25 Jahren immer wieder tiefenpschologisch arbeitenden Therapeuten anvertraut, bin mit Gestalt, NLP, systemisch, nach Reddemann ... , aber auch mit nicht-psychologischer Unterstützung - und durch mein gelebtes Leben selbst - , sehr viel weiter gekommen.
Ich bin eine aufrechte, gestandene, emotional offene, mutige, ehrliche Frau geworden, wild und zärtlich, traurig und lebensfoh, nur noch sehr selten wirklich verzweifelt, und im Allgemeinen liebevoll mit meinen Verkorkstheiten. Eine, die selber seit vielen Jahren selber therapeutisch arbeitet.
Und wisst ihr was?
Jetzt, mit 47 Jahren, bin ich an dem Punkt, mir den Raum, die Zeit, die Aufmerksamkeit und den Tiefgang einer Analyse schenken zu wollen.
"Keine Zeit" war jahrelang eines meiner Argumente dagegen. ("Schließlich bin ich beruflich weitgehend selbständig - ich muss doch ganz viel arbeiten ...".)
"SO schlecht geht´s mir ja nun wirklich nicht" ein anderes.
"Bitte nicht dieses ewige Wühlen in ollen Kamellen" ein drittes, das ich schon vor längerer Zeit ad acta gelegt habe.
Ob gewühlt wird, liegt an mir. Ich bekomme den Rahmen, und ein Gegenüber, das so freundlich ist, mir spannende Fragen zu stellen. Jemanden der mir zuhört - nicht nur einmal pro Woche oder seltener. Bei dem ich trauern darf. Und schauen, was, genau, ich da eigentlich tu, so zwischenmenschlich und mit mir.
Ein Luxus, den ich jetzt mir zu gönnen bereit bin. Schließlich geht es um nichts Geringeres als um mein glückliches Seelenleben. Ich freu mich schon drauf :)

So, und jetzt Schluss mit Mittagspause ... hab noch einen langen Rest-Arbeitstag vor mir.

edit: Ein 'r' zuviel

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 07.Aug.2008 - 15:19
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LadyGodiva
Beitrag 07.Aug.2008 - 15:46
Beitrag #54


Strøse
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Ich verstehe, nach der von mir empfundenen 120°-Wende des Themas eingedenk des Ausgangsbeitrags, dann aber nicht, warum du, sonnenstrahl, den Begriff "Seelenpups" für etwas verwendest, was bei weitem nicht so schnell flüchtig oder windig ist wie die Bezeichnung suggerieren möchte, sondern nach deinen/Euren Ausführungen schon eher nach einer ... mittelschweren "Alltagsbehinderung "(im Sinne eines erschwerten Zugangs zu nicht nur geteilter Heimeligkeit) klingt, sollte ich dich jetzt richtig verstanden haben... :unsure: Also, rein aus Interesse, weil ich offenbar wirklich völlig an deiner Intention vorbeigelesen habe...
-und ohne persönlich mit dieser Problematik in Kontakt gekommen zu sein-
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dandelion
Beitrag 07.Aug.2008 - 16:22
Beitrag #55


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könnte "Seelenpups" eventuell das unangenehme Nebenprodukt eines psychischen Verdauungsprozesses darstellen?
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LadyGodiva
Beitrag 07.Aug.2008 - 16:30
Beitrag #56


Strøse
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...wenn's denn Zeichen einer Verdauung, also eines Umsatzes, wären, aber das liest sich bei weitem anders. Ich habe mich nur gewundert - denn die Verniedlichung und Beschwichtigung von Beschwerden und Störzeichen stellen ja nicht selten einen Löwenanteil der Dissonanz ex machina dar, welche weitere Belastungen nach sich zieht.
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sonnenstrahl
Beitrag 07.Aug.2008 - 19:40
Beitrag #57


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@ LG: Ich sehe in meinem Bild keine Verniedlichung. Was ich vor Augen hatte, als ich "Seelenpups" schrieb, war Folgendes: Da sind sowas wie rezidivierende Verdauungsstörungen im seelischen Bereich. Sagen wir: Eine nicht ausreichend behandelte, chronische Fehlbesiedelung. Das, was eigentlich überwiegend leichte Kost sein könnte (der Beziehungsalltag), liegt mitunter schwer im Magen, und gärt und krampft höchst belastend vor sich hin, denn die Verdauung arbeitet nicht optimal. Was dann unsublimierterweise gerne mal rauskommt, mit dem Gebaren einer Anfeindung gegenüber dem Menschen, den wir, außerhalb von solchen Bauchgebreste-Episoden, lieben, nenne ich deswegen Furz oder Pups, weil es "nur" ein Nebeneffekt der Verdauungsstörung ist, und nicht die Störung selbst - der gesteigerte Gasüberschuss eben, der nicht, wie der Großteil der Verdauungsgase, in die Blutbahn (unser Innenleben) diffundiert und über die Lungen abgeatmet (angemessene Äußerungen) wird. Wobei aus dem Blickwinkel der Beziehung der Nebeneffekt sicherlich zum leidlichen Haupteffekt werden kann ... Kannst du damit im Hinblick auf den Thread was anfangen?

edit: Ich gebe allerdings gerne zu, dass mein Eingangs-Beitrag undeutlich und missverständlich formuliert war. Wozu wäre das Eröffnen eines solchen Threads auch gut, wenn gleich zu Beginn schon alles gedanklich zuende geführt wäre ... :)


Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 07.Aug.2008 - 19:46
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LadyGodiva
Beitrag 07.Aug.2008 - 20:07
Beitrag #58


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Ich glaube, ich verstehe inzwischen schon leidlich, was du in den Raum gestellt hast, hoffe ich jedenfalls. :D
Allerdings...
war meine Einschätzung: es geht hier vorrangig um das Symptom, nämlich die Leiden der anderen mit der Äußerung deiner manifesten Beschwerden.
Was das betrifft, wäre ich, sollte die Ausbrüche fatal sein, in meinem Fall natürlich bemüht, sie sind von anderen weitmöglichst fern zu halten - mit entsprechender Information ("Ich verschwinde mal ein Stündchen... meinetwegen, du weißt schon.") Aber wenn eine angemessenen Zugang auch zu diesem Teil meinerselbst haben soll, dann doch diejenige, welche mir auch am nächsten ist... insofern kreist es dann doch nach wie vor... um's alte Thema, wenigstens zum Teil. Im Einzelfall sicherlich nicht aus dem Stehgreif zu erläutern, aber wenigstens anzumerken, dass etwas mit mir in leider gewohnter Weise gerade nicht rund läuft und ich unpässlich bin. Andernfalls - so weit erst einmal kommen, nicht wahr? Wer den Schritt im Erkennen zurück schon gehen kann, hat doch in der Regel auch wenigstens ein benennbares Gefühl.
Wobei ich selbst mit stimmungslabileren, sehr emotionsbetonten, aber "netto" verstummten (und das ist ja in dem Fall dann meine Draufsicht) Zeitgenossinnen... generell weniger anfangen kann und daher von Natur aus eher auf wohlwollende, aber nicht minder interessierte Distanz gehe, tatsächlich wohl wieder eine Frage des Naturells.
Und davon abhängig, ob sich eine Wut oder Aggression tatsächlich in Konfrontation mit ihrer Liebsten vorstellen kann; mich wirft vieles eher auf mich zurück und auf eine feine und vertraute Traurigkeit, die ich zeitlebens mit der Welt pflege und bahnt sich, wenn dann eher skurril B), den Weg ins Draußen.
Also - hab' ich wohl nix Konstruktiveres beizutragen als: eine Analyse käme für mich persönlich nur bei kompletter Dysfunktion in Frage, wenn überhaupt. Bei leichten Seelenflatulenzen, die durchaus symptomatisch sein können, würde ich weitaus erbaulicheren und erquicklicheren Gehhilfen auf dem Weg zu mir den Vorrang geben. Insofern... bin ich wohl im falschen Thread. :wink:
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sonnenstrahl
Beitrag 07.Aug.2008 - 21:03
Beitrag #59


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QUOTE (LadyGodiva @ 07.Aug.2008 - 21:07)
Allerdings...
war meine Einschätzung: es geht hier vorrangig um das Symptom, nämlich die Leiden der anderen mit der Äußerung deiner manifesten Beschwerden.


Darum darf es hier gerne auch gehen. Ein ebenso spannender Aspekt der Thematik, finde ich: Wie kommt die Liebste damit klar, dass einige Altlasten manchmal noch allzu beherrschend/schwer beherrschbar nachwirken? Kann sie die andere lassen? Macht es ihr Angst? Drängt sie? Unterstützt sie die Andere auf irgendeine Weise - auch wenn bei der gerade Klausur angesagt ist?

QUOTE
Was das betrifft, wäre ich, sollte die Ausbrüche fatal sein, in meinem Fall natürlich bemüht, sie sind von anderen weitmöglichst fern zu halten - mit entsprechender Information ("Ich verschwinde mal ein Stündchen... meinetwegen, du weißt schon.") Aber wenn eine angemessenen Zugang auch zu diesem Teil meinerselbst haben soll, dann doch diejenige, welche mir auch am nächsten ist... insofern kreist es dann doch nach wie vor... um's alte Thema, wenigstens zum Teil. Im Einzelfall sicherlich nicht aus dem Stehgreif zu erläutern, aber wenigstens anzumerken, dass etwas mit mir in leider gewohnter Weise gerade nicht rund läuft und ich unpässlich bin.


Ja. Ich bin die Letzte, die etwas, was sie umtreibt, dauerhaft unter Verschluss hält - gerade die Liebste möchte ich mir nah wissen, in guten wie in schlechten Zeiten (wenn auch nicht immer unbedingt körperlich, so doch auch aus der kleinen oder großen Ferne im Geiste). Ich rede gerne darüber, wie es in mir aussieht. Nur in Zeiten, wo ich fühle, dass ich ihr mit einem meiner Querschläger wehtun würde, lieber erstmal nicht. (Was, wenn der Impuls vibrierend in den Startlöchern steht, nicht so einfach ist. Es hat in heftigeren Zeiten schon ein ziemliches Zusammenreissen erfordert - manchmal kläglich misslungen - und ein geduldiges Sofa im Nebenzimmer, das mein Treten, Schlagen, Toben geduldig hinnimmt ... , und Wände wie Nachbarn, die mein Brüllen ertragen.)

QUOTE
Andernfalls - so weit erst einmal kommen, nicht wahr? Wer den Schritt im Erkennen zurück schon gehen kann, hat doch in der Regel auch wenigstens ein benennbares Gefühl.


Inzwischen meistens schon. Aber die Zeiten, in denen ich mich meinen Impulsen immer mal wieder nahezu ausgeliefert gefühlt habe, liegen noch nicht so lange zurück. Und das waren keine Zeiten, in denen ich unwissend war in Bezug auf mich. Die Gefühle hinken dem Verstand oft hinterher ...

QUOTE
... eine Analyse käme für mich persönlich nur bei kompletter Dysfunktion in Frage, wenn überhaupt. Bei leichten Seelenflatulenzen, die durchaus symptomatisch sein können, würde ich weitaus erbaulicheren und erquicklicheren Gehhilfen auf dem Weg zu mir den Vorrang geben. Insofern... bin ich wohl im falschen Thread. :wink:


Den erbaulicheren und erquicklicheren Gehilfen habe ich lange Zeit auch den Vorrang gegeben. Was ich nicht bedauere.
Ich halte Psychoanalyse keineswegs für die ultima ratio, aber u.a. für sinnvoll, wenn psychotherapeutisch nicht erst noch der Boden für eine selbständige, gefestigte Alltagsbewältigung bereitet werden soll (weil er eben längst bereitet ist), deutlich mehr als eine akute Krisenintervention gewünscht ist, und das wöchentliche Anreissen und nach 50 Minuten wieder Fallenlassen von lebensprägenden, z.T. sehr schmerzhaften Themen als unbefriedigend empfunden wird. Kein Mount Everest mehr, den ich vor mir sehe, nach so viel bisheriger Arbeit an mir, keine Abgründe mehr, in die ich nicht schon mutig geblickt hätte, und z.T. reingeklettert bin - aber es ist durchaus eine Reise hin zu mehr Leichtigkeit, die ich mir verspreche. Die bestimmt nochmal durch das eine oder andere Tal der Trauer führt.

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Bilana
Beitrag 08.Aug.2008 - 11:55
Beitrag #60


Capparis spinosa
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@Dandelion:
Ja gestern war, denke ich jetzt, ein guter Tag für mich. Dieser Thread, der Austausch mit dir und Pandora, das war gut und ich konnte später am Tag daran anknüpfen und etwas von dem ganzen noch besser verstehen und auch mitteilen, zwei Menschen, die wichtig und positiv in meinem Leben sind.

Und ich glaube, es ist alles okay so. Für jeden von uns gibt es helle Momente der Öffnung und auch das Dunkle und alles dazwischen auch.

QUOTE
die letzte Situation des Nicht-Wahrnehmens war eher lehrreich/schwierig als wirklich schlimm.

Das ist schön. :) So empfinde ich JETZT auch. Aber bevor es lehrreich und emotional erhellend war, war es eben auch richtig richtig schwer und schlimm und ach.. Weltschmerzformat. :rolleyes:

@sonnenstrahl:
Ich empfinde, um ehrlich zu sein auch eine 120 Grad Wende. Aber, nun auch die ist erlaubt.
Ich denke wenn man sich gerade von einem Extrem löst, schießt man vielleicht erstmal übers Ziel hinaus, ins andere Extrem und sei es nur verbal.
Wie ein Pendel eben, das noch eine zeit hin und her schwingen muss, um ins Lot zu gehen. So empfinde ich den Seelenpups. Denn im Prinzip empfinde ich es als sehr abwertend. Eben das Gegenteil von Achtsam. Denn in dem Moment wo man etwas empfindet ist es eben real. Und es wird nicht weniger real, wenn sich später herausstellt, was da empfunden wurde war zu 95% eine alte Verletzung und nur zu 5 % etwas aktuelles.

Ich denke, sonnenstrahl, jeder geht eh seinen Weg, nach seinen Kräften.
Ich wünsche dir Erfolg/Leichtigkeit im besten Sinne mit der Analyse. Ich finde es anerkennenswert, wer an sich arbeitet und damit ja auch etwas für seine soziale Umwelt tut. Alles was man halbwegs bearbeitet hat (wie auch immer!) gibt man dann ja nicht mehr so ungefiltert an andere weiter und nur so wird der Kreislauf aus Misshandlung, Gewalt, großer Kränkung und unnötig großer Angst durchbrochen. Und ein positiver Kreislauf kann beginnen.... vielleicht.




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