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Vollansicht: Pflegereform
Die gute alte Küche - in neuem Gewand > Allgemeines > Politik & Wirtschaft
sand69
Die neue Pflegereform ist beschlossen. Ich als Altenpflegerin weiss, wie wichtig das ist, aber warum schon wieder mal auf unsere Kosten? Ab 1. Juli werden die Beiträge um 0,25 % steigen!!!!! Ich bin ja mal gespannt, ob wir dann tatsächlich mehr Zeit und mehr Personal für unsere Bewohner haben werden!? was.gif gruebel.gif mad.gif sad.gif was.gif was.gif was.gif was.gif was.gif
Ilymo
Ich (auch Altenpflegerin) frage mich, wann denn wohl endlich einmal die Pflegekräfte streiken. Jeder hat Verständnis für alle Streikenden; es ist ja auch gut und richtig, dass auch die Arbeitnehmer Anteil an dem haben sollen, was uns als "Aufschwung" verkauft wird. Bei Pflegekräften scheint aber die Meinung vorzuherrschen, dass, wer so blöd ist, in diesem Beruf zu arbeiten, dafür nicht auch noch mit einer angemessenen Bezahlung und erträglichen Arbeitsbedingungen belohnt werden sollte. Bei Pflegekräften wird Lohn gekürzt, sei es, um die gestiegenen Gehaltsforderungen von Ärzten zu befriedigen (so geschehen an der Charité in Berlin), sei es, um der Öffentlichkeit zu demonstrieren, wie man aktiv um Kostendämpfung im Gesundheitswesen bemüht ist. Auf meiner letzten Stelle bekam ich als examinierte Kraft ganze 6€ brutto, und das für Nachtarbeit, während der ich auch noch den ganzen Laden putzen durfte. Das bedeutete Akkordarbeit, denn die Dementen mit gestörtem Tag-Nacht-Rhythmus, deren Betreuung ja meine eigentlich Aufgabe war, wurden nicht deshalb lammfromm, weil ich noch die Bäder wischen musste.
hexe
QUOTE (Ilymo @ 02.May.2008 - 15:25)
Ich ... frage mich, wann denn wohl endlich einmal die Pflegekräfte streiken.

Gute Frage,nur : wie stellst Du Dir das vor?
Den Gedanken,zu streiken,hatten wir (die Pflegekräfte) sicher alle schon mal,aber wer versorgt derweil die Patienten/Bewohner?
Stelle mir grad vor,wie Deine dementen Bewohner freudig das Haus auf den Kopf stellen oder was wohl auf unserer ITS los wäre,wenn wir alle aus Streikgründen abwesend wären rolleyes.gif

Meine Meinung:Pflegekräfte würden streiken,wenn sie KÖNNTEN.Von den Bewohnern/Patienten mal abgesehen,ist es in vielen Häusern auch vertraglich verboten,zu streiken,und wird mit fristloser Kündigung geahndet - und wer kann sich das leisten?
pandora
streiken in unserem beruf ist schon möglich, wir haben nur leider fast alle ein "zu" hohes verantwortungsbewusstsein.
natürlich könnten wir genau wie die ärzte nur die grundversorgung sicherstellen, tun wir aber nicht...warum?
weil wir aus den schon von euch genannten gründen denken, es geht nicht.
aber mal abgesehen davon, dass wir so gut wie keine lobbi haben, wird sich in unserem bereich nie etwas ändern, wenn wir nicht endlich auf die barrikaden gehen.

edit... ausserdem denke ich, ist der grund für ein verharren und stillhalten, angst!
nur angst ist ein schlechter partner, angst macht passiv und verleiht anderen macht.
setzt euch zur wehr.
ihr könntet z.b in die gewerkschaft eingetreten.
dies zumindest gibt mir ein stück sicherheit und rückhalt.
Ilymo
Dienst nach Vorschrift wäre eine Möglichkeit. Jede Überstunde ablehnen, nicht "mal eben 30 Minuten länger bleiben", um der nächsten Schicht keinen vollen Schreibtisch zu hinterlassen. Nicht 10 Bewohner in 30 Minuten fertig machen, was, wenn wir ehrlich sind, einfach nicht geht, wenn jeder angemessen gepflegt werden soll.
In die Gewerkschaft eintreten, gut und schön. Aber wann haben die Gewerkschaften schon einmal die schlicht inakzeptablen Arbeitsbedingungen von Pflegekräften aufgegriffen? Wichtig wäre, dass Einigkeit unter den Pflegekräften herrscht. Als ich noch in der Hauspflege tätig war, hatten wir eine Patientin, deren Angehörige für den Spätdienst lediglich "eine kleine Mahlzeit zubereiten" (10 Minuten + 5 Minuten Wegpauschale) gebucht hatten. In diesen 10 Minuten sollte das Abendbrot zubereitet werden (Brote, Tee, Grießsuppe), protokolliert werden, wieviel die Dame isst, eine weitere Mahlzeit für die Nacht bereit gestellt, das Geschirr gespült, die Patientin auf den Toilettenstuhl gesetzt, eine Intimhygiene und Inkontinenzmaterialwechsel durchgeführt, Gesicht + Hände gewaschen, Mund- + Zahnpflege durchgeführt, Medikation verabreicht und die Patientin ins Bett gebracht werden. Die Dame war alles andere als kooperativ. Kein Einsatz war unter einer dreiviertel Stunde zu bewältigen. Die Zeit wurde nicht bezahlt. Als ich deswegen in einer Dienstbesprechung einmal sehr ruhig klagte, wurde ich sofort von einer Kollegin zum Schweigen gebracht. "Wenn Du nicht hilfsbereit bist, mache ich das eben. Ich will gar kein Geld dafür, man kann die arme Frau doch nicht sich selbst überlassen!" Die PDL pflichtete ihr bei: "So ist es, in Ihrem Beruf können Sie einfach nicht erwarten, jede Stunde bezahlt zu bekommen!" Nur zur Info: DIe Familie der Patientin wohnte im selben Haus, einem Miethaus, welches ihnen gehörte. Sie hätten genug Geld gehabt, wirklich alles zu bezahlen, was sie forderten, wollten das Geld aber nicht ausgeben.
hexe
QUOTE (Ilymo @ 23.Jun.2008 - 15:49)
DIe Familie der Patientin wohnte im selben Haus, einem Miethaus, welches ihnen gehörte. Sie hätten genug Geld gehabt, wirklich alles zu bezahlen, was sie forderten, wollten das Geld aber nicht ausgeben.

...und sehr wahrscheinlich hätten sie doch die gewünschten Leistungen auch selbst und somit völlig unentgeltlich erbringen können.
Ihnen gegenüber wäre die alte Dame womöglich sogar kooperativ gewesen.

Sorry,das war Off-Topic,aber ich muß grad mal den Kopf schütteln über solche Angehörigen.
Mausi
QUOTE (hexe @ 25.Jun.2008 - 15:57)
QUOTE (Ilymo @ 23.Jun.2008 - 15:49)
DIe Familie der Patientin wohnte im selben Haus, einem Miethaus, welches ihnen gehörte. Sie hätten genug Geld gehabt, wirklich alles zu bezahlen, was sie forderten, wollten das Geld aber nicht ausgeben.

...und sehr wahrscheinlich hätten sie doch die gewünschten Leistungen auch selbst und somit völlig unentgeltlich erbringen können.
Ihnen gegenüber wäre die alte Dame womöglich sogar kooperativ gewesen.

Sorry,das war Off-Topic,aber ich muß grad mal den Kopf schütteln über solche Angehörigen.

Das sind solche, die dann eben in der Psych landen (die alte Dame) da sie ja aggressiv sei - weil die Angehörigen eben einfach mal "Pause" wollen, oder vielleicht der Urlaub ansteht - aber durch unterdrückte Schuldgefühle/Aggressionen (die will ich nicht pflegen aber muss ja doch) oder fehlendes/übersteigertes Verantwortungsbewusstsein nicht auf die Kette bekommen, dass ein Heim manchmal die beste Alternative ist - weil man die Versorgung nicht unbedingt leisten könnte.
*args* - bei sowas könnt ich ausflippen! mad.gif mad.gif
Ilymo
Ja, und wenn sie ihre alten Leutchen dann im Heim haben, meinen sie, ihre Sorge und ihr Verantwortungsbewusstsein für die Eltern dadurch dokumentieren zu müssen, dass sie vom Pflegepersonal Unerfüllbares verlangen. ICh arbeite wirklich gern in meinem Beruf, aber bei den Vorstellungen mancher Angehöriger fällt es mir schwer, ruhig zu bleiben. Wenn man dann gesagt bekommt, dass man als Fachkraft dafür zu sorgen habe, dass die 78jährige Mutter wieder wie vor dem Schlaganfall werde, oder dass der knapp 100 kg schwere Vater, der kein Standbein hatte, den Südpol im Stehen geputzt bekommen sollte. Natürlich sind mir die psychologischen Abläufe bei den Angehörigen bewusst, aber wir sind ja auch nur Menschen. Schade ist dann, wenn man keine Rückenstärkung durch die PDL erfährt, weil diese Angst hat, der lukrative Bewohner (Selbstzahler, PSt III) könnte woanders hin abwandern. Die anderen Bewohner müssen dann darunter leiden, dass für sie dann noch weniger Zeit übrig bleibt.
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