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Die gute alte Küche - in neuem Gewand > Hobbies & Fun > Schreibwerkstatt
Eselchen
Hallo liebe Leserinnen,
ich möchte euch ein paar Textpassagen zeigen - für konstruktive Kritik am Thema, Stil und co.
EDIT: Es ist nicht der gesamte Text im Zusammenhang, da ich Ideenklau und co vermeiden will. Es wird ein Kinderbuch, das ich nach Kritik und Überarbeitung an einen Verlag zu schicken gedenke.

Rex=Nuffel, Dobermannschnauzermischlingswelpe
Nepomuk = Irish Setter auf dem Nachbargrundstück (schon etwas betagter)
Andi, 9 Jahre, hatte Autounfall, Folge: Hirnschaden
Rüdiger, Nachbarskind, hänselt und ärgert Andi
Gisi (Giesela) = Physiotherapeutin die Hausbesuche macht
Nele = Logopädin

ZITAT
Andi ist 9 Jahre alt.
Mama ist stolz auf ihn, denn vor zwei Wochen hat er es endlich geschafft „Mama“ zu sagen und nicht mehr „Amah“. Er mache sich gut, meint Tante Gisi mit den komischen Spielzeugen, die dreimal pro Woche zu Besuch kommt.
Tante Nele vom Brettergymnasium sagt das auch.
Komisches Wort, aber der dicke Rüdiger von nebenan sagt das immer, wenn er Andi und mich im Garten sieht. „Na? Schon wieder Schulschluss im Brettergymnasium?“
Andi lacht dann und geht zum Gartenzaun. Er freut sich, dass jemand mit ihm spricht und mit ihm lacht. Der dicke Rüdiger lacht auch. Er macht auch Andis Gang nach und gibt komische Laute dabei von sich, die wie ein Tier klingen.

Ich bleibe im Gras liegen und kaue an meinem Kauknochen.
Dann piekt Rüdiger Andi immer in die Seite, an den Kopf oder an die Arme. Sieht wie ein Spiel aus. Andi spielt mit und versucht den piekenden Finger zu fangen. Andis Lache wird immer lauter und wilder.
Doch irgendwie endet es immer gleich. Andi fuchtelt wild mit den Armen herum, verliert das Gleichgewicht und landet im Gras.
Rüdiger lacht.
Auch wie immer.

Aufstehen fällt Andi schwer und so ruft er „Nuffel! Nuffel!“
Ich glaube er meint mich, dabei heiße ich eigentlich Rex. Ich mag den Namen Nuffel nicht. Er klingt so unfertig. Also höre ich nicht darauf.
Kurz darauf fängt Andi dann an zu weinen und ruft „Mama!“ – es ist zwar schon das ganze Wort, aber selbst das klingt bei ihm noch unfertig.
Die Schiebetür geht auf und Mama kommt heraus, um Andi wieder aufzuhelfen und ihn zurück zu seiner Decke auf dem Rasen zu bringen.
Rüdiger ist weg.
Auch wie immer.


ZITAT
Andi ist auch viel im Garten. Er sitzt meist nur auf einer Decke rum, jault irgendwelche Melodien oder hat seine Hand im Mund. Wenn Nepomuk nicht da ist, jaule ich auch ab und zu mit. Dann krault mich Andi ein wenig. Das ist schön. Andi hört nicht wieder auf zu kraulen. Aber er guckt immer nur auf seine Hand, die er im Mund hat – heraus nimmt – neu reinstopft. Aber egal. Hauptsache ein wenig hinter den Ohren kraulen. Ich lege mich einfach passend auf die Decke und robbe so hin und her, dass mich Andi da krault, wo ich es gerade mag.
Manchmal schlaf ich dann bei Andi ein. Aber meist nicht lange, denn irgendwie fängt Andi nach einer Zeit an zu kneifen. Das tut weh und das mag ich nicht. Dann schnappe ich nach der Hand.
Andi lacht und kneift noch mal.
Ich knurre und schnappe erneut.
Andi macht weiter. So lange, bis ich ihn treffe und ich ihn mit meinen Zähnen auch kneife.
Ehe Andi schreien kann ist Papa schon da und packt mich im Nacken und zieht mich von Andi weg.
„AUS!“, schreit er.
Ja genau, Papa! Sag es dem Andi! Der darf mich nicht immer kneifen!
„Du darfst den Andi nicht beißen! Böser Hund!“
Wieso ich? Er hat doch angefangen! – knurre ich.


ZITAT
Bellend und schwanzwedelnd flitze ich zur Tür und springe daran hoch.
Mama kommt auch und schiebt mich leicht zur Seite als sie die Türe öffnet. Es ist Tante Gisi! Wieder mit so einem riesigen Ball und einem komischen Brett.
Ich versuche mich an Mama vorbei zu drängeln, um Gisi zu begrüßen, aber Mamas Beine sind irgendwie überall. Wie viele hat sie eigentlich? Das können nicht nur zwei sein. Gemein!

Hurra! Tante Gisi streckt ihre Hand zu mir aus und kniet sich zu mir runter. Endlich darf ich an Mamas vielen Beinen vorbei und sie begrüßen, misstrauisch wende ich mich noch einmal kurz um und zähle Mamas Beine nach. Jetzt sind es nur noch zwei.
„Hallo Rexilein!“, sagt Tante Gisi und knuddelt meinen Kopf total durch. Ich versuche mich weiter ran zu schieben und hoch an ihr Gesicht zu kommen. Einmal richtig Hallo sagen auf Hundisch!
Tante Gisi mag das glaub ich auch. Sie drückt meinen Kopf gegen ihr Gesicht und ich kann sie einmal kurz abschlabbern.


ZITAT
Ich beschließe mich nicht noch einmal der kneifenden Andihand auszusetzen, während Mama und Tante Gisi sich weiter unterhalten, und krabble unter dem Sofa entlang – was ganz schön anstrengend ist - um dann direkt am Ende des Sofas Vollgas zu geben und über das Laminat zu flitzen.
Ich sollte dieses glatte Fußbodenzeugs nicht so oft unterschätzen. Denn jedes Mal wenn ich zu schnell um die Kurve will, leg ich mich lang und schliddere gegen die Wand.
Mama und Tante Gisi schauen erschrocken zu mir rüber, als ich laut fiepse. Aber mehr vor Schreck. Weh getan habe ich mir nicht und gehe hinaus in den Flur. Dort liegen einige meiner Spielsachen. Ich entscheide mich für den knatschgelben Quietschknochen. Das Klingelbällchen finde ich doof. Das Geräusch ist in den Ohren unangenehm.
Mit dem Knochen gehe ich zurück ins Wohnzimmer – allerdings in die andere Ecke, in der Andi und Tante Gisi gerade nicht sind – und beginne kauend das Quietsch-konzert.


ZITAT
In einem glänzenden Napf setzt sie mir etwas wunderbar Duftendes vor die Nase.
Pansen! Mjam!
Er dampft sogar noch.
Mama hat ihn ein wenig für mich weich gekocht.
Zum Glück ist Papa noch bei der Arbeit. Der schimpft immer dolle und sagt, wie sehr „das Zeug“ doch stinke und ich es bloß nicht durch die Wohnung schleppen solle. Also ich finde es riecht einfach göttlich!
Ich meckere ja auch nicht rum, wenn Papa diese ekeligen orangenen, fürchterlich sauer riechenden Bälle futtert, die im Wohnzimmer auf dem Tisch in der Schale liegen. Und trotz seiner nach Seife stinkenden Finger – ganz zu schweigen von den komischen Düften die er sich unter die Arme sprüht und ins Gesicht klatscht – kuschle ich mit ihm. Wenn es Pansen gab, hält Papa immer Abstand von mir. Gemein.
Ich jedenfalls tu mich nun gütlich an diesem leckeren Pansen, bis mein Bauch zu platzen droht.

Vollgefuttert setze ich mich vor den leeren Napf und rülpse.
Boah, bin ich satt!





edit: große I im letzten Zitat ging beim Kopieren verschütt
Eselchen
ZITAT(Eselchen @ 18.Apr.2009 - 13:49) *
Hallo liebe Leserinnen,
ich möchte euch ein paar Textpassagen zeigen - für konstruktive Kritik am Thema, Stil und co.
EDIT: Es ist nicht der gesamte Text im Zusammenhang, da ich Ideenklau und co vermeiden will. Es wird ein Kinderbuch, das ich nach Kritik und Überarbeitung an einen Verlag zu schicken gedenke.


Auf Anregung einer Userin, die nach der Vollständigkeit des Beitrages fragte, editierte ich bereits im Kopf des Postings. Damit es aber nicht Verschütt geht, packe ich es fix noch einmal hier drunter smile.gif
Danke fürs Lesen.

Gruß
Eselchen
Fledi
Hallo Eselchen,

vorab würde mich interessieren, für welche Kinderzielgruppe Du Dein Buch schreibst. Die Altersgruppe interessiert mich hierbei besonders. Desweiteren möchte ich gerne wissen, ob es sich bei Deiner Geschichte um einen Roman, eine Erzählung oder dergleichen handeln soll. Wieviele Buchseiten hat das Ganze, wenn es fertig sein soll?

Rex ist also ein Dobermannschnauzermischlingswelpe. Für mich klingt Dein Protagonist in Deinen Textpassagen allerdings eher älter. Den Jungen beschreibst Du lebhaft, detailliert und bildlich vorstellbar. Wenn Rex ein Welpe ist, sollte er für mein Verständnis ebenfalls lebhafter wirken, unerfahren im Umgang mit Menschen und ausreichend erziehungsbedürftig. Desweiteren kann Rex für meinen Geschmack bereits zu viele Alltagsdinge abschätzen, und was wie immer ist. Da er allerdings ein Welpe sein soll, dürfte er noch nicht allzulang bei der Familie wohnen.
Der Welpe wird nicht ankündigend knurren, sondern das Kneifen des Jungen als Spiel interpretieren und seine Zähne viel eher zum Einsatz bringen. Desweiteren bezweifle ich, dass erfahrene Hundebesitzer und besorgte Eltern ihrem behinderten Kind ausgerechnet einen Dobermannschnauzermischling vor die Nase setzen. Nun gut, erfahren im Umgang mit Hunden dürften sie nicht sein, denn niemand setzt seinem Hund SOVIEL Pansen vor, dass er bald platzt.

ZITAT
Ehe Andi schreien kann ist Papa schon da und packt mich im Nacken und zieht mich von Andi weg.
„AUS!“, schreit er.
Ja genau, Papa! Sag es dem Andi! Der darf mich nicht immer kneifen!


Du meinst wohl dem Nuffel?!

Und ein Tip wink.gif : Für das Problem des Jungen sind keine Physiotherapeuten zuständig, sondern Ergotherapeuten. Ball und Brett sollen wohl Gleichgewichtsprobleme lösen. Chronische Probleme des Bewegungsapparates bei geistig unterentwickelten Kindern, sowie das Koordinieren der eigenen Bewegungen, Gleichgewichtssinn und alles damit zusammenhängende wird in der Ergotherapie behandelt.

Die Geschichte liest sich für mich flüssig und angenehm. Für Kinder ab ca 10 Jahren gut verständlich und für die jüngeren zum Vorlesen gut geeignet. Allerdings würd ich mir eingehende Recherchen wünschen, zum Welpenwesen des Dobermanns, zum Welpenwesen des Riesenschnauzers (ich setze nun einen Riesenschnauzer voraus, denn sonst würde der Hund ziemlich merkwürdig aussehen), und - wie schon geschrieben - zu den zuständigen Therapeuten für das Kind.

Ach so... und was mir auch noch aufgefallen ist. Ich würde für Kinder solche Ausdrücke wie "knatschgelb", "ekeligen orangenen, fürchterlich sauer riechenden Bälle futtert", "Und trotz seiner nach Seife stinkenden Finger – ganz zu schweigen von den komischen Düften die er sich unter die Arme sprüht und ins Gesicht klatscht – kuschle ich mit ihm" vermeiden.
Ein Kind liest anders als wir. Da ist gelb, gelb. Und nur weil in Norddeutschland der Begriff "knatschgelb" Anwendung findet, werden vielleicht Kinder aus Ba/Wü damit nichts anzufangen wissen.
Zu den Orangen: Hast Du mal an einer Orange gerochen? Ich habe mir jetzt - extra um das zu überprüfen wink.gif - eine Zitrone geholt. Nichtmal die riecht sauer. Die riecht nach gar nichts.... Gut, wenn man den wesentlich intensiveren Geruchssinn von Hunden berücksichtigt und davon ausgeht, dass der Geruchssinn bei diesem Welpen schon vollkommen ausgeprägt ist, dann riecht die Orange vielleicht nach ein wenig Behandlungsmittel, aber immer noch nicht sauer.

Gerade Kinder gehören zu einer ernstzunehmenden Zielgruppe. Also... weiterschreiben, recherchieren, weiterschreiben.

LG
Fledi
McLeod
Ich finde, aus der Sicht eines Hundes oder eines zurückgebliebenen Kindes zu schreiben, bedeutet 2 Dinge nicht zu tun: Das Kind lauter naives Zeug (Begriffe nicht kennen und sie trotzdem verwenden, Häme nicht spüren, einige Spielzeuge komisch finden und andere nicht) denken zu lassen, dass die erwachsenen Leser/innen dann entschlüsseln sollen. Und Hunde, die "Mensch sprechen", also verstehen, wenn sie und nicht der kneifende Junge getadelt werden.

Mein Kurzfazit ist: der Text mag gut gemeint sein, er bleibt hinter den selbstgesetzten oder sich aus dem gewählten Setting ergebenden Ansprüchen zurück.

Um es einem Verlag zu schicken, braucht der Text ein intensives Lektorat - was sowieso nur im Gesamtzusammenhang geht und bestenfalls nicht-öffentlich stattfindet. Ansonsten ist er meiner Meinung nach für einen Verlag zu arbeitsintesiv, um ihn erst dort zurecht zu schleifen.

Deswegen viel Mut und Kraft bei der bevorstehenden Arbeit und viel Erfolg wünscht
McLeod
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