ZITAT(Charly_1 @ 03.Jun.2009 - 17:33)
zum anderen ist es doch so, und die erfahrung habe ich auch gemacht, dass wirklich ein part fehlt, ob es jetzt der weibliche oder der männliche ist, und dieser dem kind nicht begegnet, so kann sich das kind nur in eine richtung entwickeln. es fehlt einfach die auseinandersetzung mit dem gegensetzlichen geschlecht...
Ich habe da ganz andere Erfahrungen gemacht.
Zunächst einmal liegt es ja in der Natur der Dinge, dass sich Lesben und Schwule im Vorfeld wesentlich mehr Gedanken machen müssen in Bezug auf die Realisierung ihres Kinderwunsches - sie werden ja nicht "einfach" so oder womöglich durch einen "Unfall" Eltern.
Diese Gedanken, und so erlebe ich das immer wieder, schliessen gerade den Umstand, dass ein Kind durchaus Kontakte zu jenem Geschlecht, das bei den Eltern "fehlt", haben soll, besonders ein.
Einige Lesben tun sich aus eben diesem Grund mit einem schwulen Mann/Paar zusammen, der/das dann auch die soziale "Vaterfunktion" übernimmt, sorgen für engen Kontakt zu einem Freund der Familie, zu einem Onkel, Bruder oder Grossvater.
Darüber hinaus ist es ja nun glücklicherweise nur höchst selten überhaupt möglich, ein Kind aus der heterogenen Gesellschaft, die eben zu gleichen Teilen aus Männern und Frauen besteht, herauszuhalten - und kaum ein homosexuelles Elternpaar strebt das an.
Kinder aus Familien, deren Eltern lesbisch oder schwul sind, haben demzufolge ebensowenig grundsätzlich ein Defizit zu beklagen wie Kinder aus anderen Familien.
Eher im Gegenteil:
Wieviele Kinder, die aus heterosexuellen Verbindungen hervorgegangen sind,
haben denn wirklich engen Kontakt zu ihren Vätern?
Bei derzeit jeder dritten Ehe, die geschieden wird und angesichts der Tatsache, dass noch immer die meisten Kinder aus solchen Verbindungen nach einer Trennung des Paares bei der Mutter bleiben, und nicht eben wenige der Väter nach schon einem Jahr nach der Scheidung keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern haben (entweder weil sie es so wollen oder aber weil die Mutter einen Keil treibt zwischen Vater und KindEr), ist die Situation vieler Kinder aus homosexuellen Elternhäusern geradezu "luxuriös" - eben
weil zumeist ein grosses Bewusstsein dafür besteht, wie wichtig der Kontakt zum "Gegengeschlecht" ist.
Und dadurch, dass die Beziehung der Mütter zu der männlichen Person, die als sozialer Vater oder mindestens als enge Kontaktperson vorhanden ist, eben
keine klassische Liebesbeziehung ist, sondern meist eine nahe Freundschaft, ist diese meist auch langfristig wesentlich tragfähiger.
Dass Lesben und Schwule derzeit nur als Einzelpersonen eine - mehr als nur geringe - Chance haben, in Deutschland ein Kind zu adoptieren, als Paar jedoch nicht und auch, dass an ihnen die heterologe Insemination durch einen MedizinerIn nicht vorgenommen werden darf, ja sogar schon ein Problem besteht, von einer Samenbank "bedient" zu werden für die sogenannte "Bechermethode", lässt sich nicht rechtfertigen.
Mehrere Studien weisen deutlich nach, dass ein homosexuelles Elternpaar nicht weniger geeignet ist, ein Kind zu erziehen und zu pflegen als ein heterosexuelles Paar.
Und auch, dass die aus solchen Verindungen hervorgehende Kinder keinen Nachteil gegenüber Kindern aus "klassischen" Elternhäusern haben.
Und die Scheinheiligkeit der Idee, ein Kind sei nur bei einem gemischtgeschlechtlichen Paar "gut aufgehoben" beweist das Vorgehen vieler Jugendämter.
Da gibt es hartnäckige wenigstens um Pflegschaft bemühte lesbische oder schwule Paare, welchen schliesslich die Kinder "angeboten" werden, die sonst niemand haben will - behinderte oder chronisch kranke Kinder.
Wobei ich mich ernsthaft frage, wie das zu rechtfertigen ist.
Denn ich finde, wem man nicht zutraut, ein gesundes Kind pflegen und erziehen zu können, dem gibt man mit gutem Gewissen erst recht kein besonders pflege- und förderungsbedürftiges Kind.
Und umgekehrt.: wem man zutraut, ein krankes oder behindertes Kind aufzunehmen und gut für dieses zu sorgen, dem könnte man bedenkenlos erst recht ein gesundes Kind anvertrauen.
Und genauso verhält es sich mit der "Stiefkindadoption" - entweder
können Lesben und Schwule eben Kinder begleiten, pflegen und erziehen oder sie können es
nicht - ob das Kind nun das leibliche eines der Elternteile ist oder nicht, spielt dabei ja nun wirklich keine Rolle.
Deshalb ist das geltende Adoptionsrecht und Reproduktionsrecht durch nichts zu rechtfertigen und die Ideen, die diesem zugrundeliegen, nicht mit der Realität zu vereinbaren.
Dafür wird aber sogar die "Hintertür" geschlossen, durch die homosexuelle Paare doch noch zu einem gemeinsamen, adoptierten Kind (und dieses zu einer Familie) kommen könnte.
Denn: nicht möglich ist die Adoption eines bereits von einer/einem der PartnerInnen adoptierten Kindes durch den/die eingetragene Lebenspartnerin, denn nach wie vor gilt das Gesetz, dass ein adoptiertes Kind zu Lebzeiten der annehmenden Person ausschliesslich von deren
Ehegatten angenommen werden darf.
Und da ELPs keine Ehen sind, ist eine solche Adoption nicht möglich.
Dies ist in meinen Augen der grösste Skandal, denn diese Regelung benachteiligt vor allem das Kind, das trotz Adoption (die ja eigentlich das Kind einem leiblichen völlig gleichstellt) in einem solchen Fall nicht den gleichen Status hat wie das "selbst geborene Kind" (das ja stiefkindadoptiert werden könnte) - nicht wegen der ELP ist diese Adoption nicht erlaubt, sondern weil das Kind eben in dieser Situation doch nicht als einem leiblichen gleichgestellt betrachtet wird.
Jeder dritte Schwule und fast die Hälfte aller Lesben wünschen sich Kinder.
In Deutschland leben nach koservativer Schätzung derzeit etwa eine Million Kinder in Familien, deren Eltern homosexuell sind.
Und diesen Kindern geht es nicht schlechter als Kindern in heterosexuellen Elternhäusern.
Es ist wirklich Zeit, die Diskriminierung Homosexueller in Bezug auf ihre Eignung zur Elternschaft zu beenden.
Für diese gibt es keinen einzigen Grund.
shark