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Vollansicht: Weihnachten ohne Glauben?
Die gute alte Küche - in neuem Gewand > Allgemeines > Allgemeines
Seiten: 1, 2
-Agnetha-
Mich würde interessieren was ihr dazu denkt.

Wie jedes Jahr habe ich mit meiner Familie Weihnachten gefeiert. Auch wenn keiner von uns gläubig ist und auch keine Kinder dabei sind.
Früher hatte ich einmal eine gläubige Brieffreundin, die mich gefragt hat warum wir denn feiern, wenn wir nicht glauben. Es gibt ja dann eigentlich nichts zu feiern, wenn man sich nicht über Jesu Geburt freut. Irgendwie stimmt es.

Andererseits finde ich aber auch, dass Weihnachten - unabhängig vom Glauben - auch schon zu unserer Kultur gehört.

Und es muss auch ohne Glauben kein reines Konsumfest sein.
Man kann auch ohne Kirche besinnlich sein. Und es ist doch etwas sehr schönes Familie und Freunden etwas zu schenken, sich Gedanken zu machen.

Wenn man nun gar keiner Religion angehört, gibt es eigentlich auch gar keine Feste.
Abgesehen vom Geburtstag, aber da feiert ja nur einer.



shark
So, wie in unseren Breiten Weihnachten gefeiert wird (mit Tanne im Haus, Kerzen, Kugeln, Festmahl), hat das Ganze ja ohnehin wenig mit "Jesus" zu tun - zumal der auch nicht im Dezember geboren wurde. wink.gif
Die meisten gängigen Weihnachtstraditionen sind ja im Ursprung heidnisch und wurden vom Christentum nur adaptiert.

Ich feiere nicht Christi Geburt - ich feiere dieses Lichterfest zur Sonnenwende mit Familie und FreundInnen und verabschiede das alte Jahr. smile.gif
Eine festliche Woche also - ganz ohne Bezug zum christlichen Glauben.
Und ja: das geht auch für mich sehr gut ohne "Konsumwahn".

shark
McLeod
Also meine Patchwork-Familie ist ein sehr bunter Haufen unterschiedlicher Glaubensarten inklusive Atheismus, Buddhismus, christlichem Glauben, Humanismus, Pessimismus, Realismus, Sozialismus, Soziopathie und Vegetarismus. Unvollständig, aber immerhin alphabetisch gereiht. biggrin.gif

Wir feiern das familiäre Wiedersehen, gehen je nach Kombination auch in die Kirche (einige singen dort im Chor) oder in den Pferdestall (Viecher kennen keine arbeitsfreien Feiertage) und wir versuchen, möglichst friedlich miteinander umzugehen. Dem Konsumterror entgehen wir durch Wichteln (jede/r Erwachsene beschenkt eine/n andere/n). Außerdem freuen wir uns, dass die Tage wieder länger werden und wir das Jahr allesamt lebend und leidlich gesund beenden.

Beim derzeitigen Wetter / Schnee ist Schlittenfahren mit den Kindern angesagt.

Auch wenn nicht alle daran glauben, hat dieses Weihnachtsdingensbummens trotzdem viel mit Christi Geburt, Christkind, Rudolph, Santa Claus und Weihnachtsmann zu tun.

Besinnlichkeit... öhm... ist mentalitätsbedingt schwer hinzubekommen. biggrin.gif Einige würden wollen, wenn sie können.

Das ist's so aus meiner Sicht auf unser Weihnachten.

McLäut
june
ZITAT(McLeod @ 26.Dec.2010 - 18:10) *
Besinnlichkeit... öhm... ist mentalitätsbedingt schwer hinzubekommen. biggrin.gif Einige würden wollen, wenn sie können.


biggrin.gif

Haaaaaaach... Das klingt wie in meiner Familie - nur, dass hier mein Vater schon wollen würde, er es aufrund meiner temperamentvollen Mutter jedoch nicht kann...



Ich denke auch, dass Weihnachten auch ohne Glauben feierbar ist (obwohl wir alle gläubig sind) - einfach, weil es ein wohltuendes Ritual sein kann...
Wenn man allerdings merkt, dass es belastet, sollte man über eine Umstrukturierung oder Wegrationalisierung nachdenken...
mek63
ich denke, dass es typisch mensch ist, sich die rosinen herauszupicken, sprich: weihnachten sind 2 1/2 extrafreie tage, man schenkt sich was und gut ist.
für mich schwer vorstellbar, dass es menschen gibt, die weihnachten "feiern" aber keinen bezug zum glauben habe, das gleiche ist beim osterfest...
ich meine, wer feiert das laubhüttenfest, nur weil es so eine tolle gemütliche atmosphäre ist, wenn man sich dann im kreise der familie trifft? oder was ist mit dem ramadan, hanuka oder wie die ganzen anderen feste der glaubensgemeinschaften heißen?

ist vielleicht etwas kätzerisch, aber was haben die nichtgläubigen bitteschön mit weihnachten zu tun?
gruebel.gif ... ahhh jaa, die rosinen......... huh.gif
Liane
Ein Fest ist ein Fest.
Ich feiere Weihnachten. Mit Baum und Geschenken. Mit Weihnachtsliedern.
Das als absolut Ungläubige.

Ich habe immer Weihnachten gefeiert, weil das in unserer Familie so üblich ist. Ich sehe auch keinen Grund, von einer Tradition, die mir guttut, abzuweichen, nur weil ich das, was für viele das Fest ausmacht, nicht teile. Ich feiere meinen Aspekt des Fests. Zu Weihnachten aus Prinzip alleine zu sein und die Wohnung zu putzen und dafür einen x-beliebigen Werktag zu meinem persönlichen Feierlichkeitstag zu erklären, fände ich reichlich übertrieben. Ich feiere nicht die Geburt Christi, sicher nicht. Ich feiere, dass ich da bin, liebe Menschen kenne, wir einander eine Freude machen, und das an einem Tag, an dem auch die anderen dafür Zeit haben. Natürlich könnte ich all den Menschen auch übers Jahr verteilt einzeln ein Geschenk geben, ihnen eine liebe Karte schreiben. Aber genaugenommen finden es doch sehr viele Menschen angenehm, auf das Beschenktwerden eingestellt zu sein, um ihrerseits nicht mit leeren Händen dazustehen. Und es bringt einen Rhythmus in den Jahresablauf, wenn klar ist, wann eher gefeiert, gefastet, gearbeitet etc. wird.
Ich verstecke auch Ostereier, ohne an den Osterhasen zu glauben.

Ich halte es aber nicht für "Rosinen herauspicken", und es fällt Gläubigen auch kein Zacken aus der Krone, wenn sie anderen zugestehen, dass sie das religiöse Feierdatum zum nichtreligiösmotvierten Feiern nutzen.
Lucia Brown
Habe heute Morgen mal in meinen Geschichtsbüchern nachgelesen:

Die christliche Kirche kannte während der ersten drei Jahrhunderte den Geburtstag ihres Heilandes nicht. Im 4. Jahrhundert gab es lange Diskussionen und die römische Kirche übernahm dann den 25. Dezember aus Gewohnheit, diesen Tag Geburtstag zu nennen. Die östliche Kirche weigerte sich, diesen Tag zu ehren.

Die Existenz von schriftlichen Zeugnissen im Land Jesus konnte nicht aufrechterhalten werden und die Kirche von Jerusalem weigerte sich bis ins 7. Jahrhundert, das offizielle Datum zur Kenntnis zu nehmen.

Diese vereinfachte Hineinschau in die kirchliche Seite der Geburt Jesus ist eben nur ein kleiner Teil dieser doch auch unklaren Geschichte. Diese Unklarheit und Machtposition der "Kirche" scheinen noch heute zu bestehen.

Bräuche wie Weihnachtensbäume, Geschenke, Kerzen, Mistelzweige, Stechpalmensträucher, Lieder, Feiern und Prozessionen waren allesamt heidnisch und stammten aus der Verehrung der Göttin als Mutter des göttlichen Kindes.

Weihnachtsbäume entwickelten sich aus den Pinienhaine, die beim Tempel der Göttin lagen. So wurden in der Nacht vor einem heiligen Tag eine der heiligen Pinien geschnitten und in dem Tempel gebracht und mit Figuren behängt.

Die Feiern der Weihnachtszeit blieben offensichtlich heidnisch und darüber waren die Kirchen Männer verärgert.

So gibt es noch heute diese Uneinigkeit über dieses Fest und viele Menschen feiern gar nicht mehr.

Ich feiere diesen Tag sehr gerne, weil ich Rituale mag und gerne Freundinnen bekoche und gerne etwas Besonderes verschenke und gerne Weihnachtslieder singe. Und ich empfinde es als eine besonders Energie, wenn dies an einem Tag ganz viel Menschen gleich tun und liebevolle Karten verschickt werden.

In meinem Haus sind alle Menschen herzlich willkommen, die ein Fest der Liebe und der Freude mit mir teilen möchten.

Lg

Lucia B.
Deirdre
Ich empfinde sehr ähnlich wie Lucia Brown.

Ein bestimmtes spriituelles Bedürfnis steckt in den Menschen. Sie nehmen den Kreislauf der Natur wahr, empfinden bestimmte Mächte, die hinter den physischen Ausprägungen der Welt stehen mögen und begehen von der Natur gesetzte Zeitpunkte wie Mittsommernacht, Mittwinternacht, Tag- und Nachtgleiche, das Erwarten des Frühlings, das Verabschieden der Vegetationsperiode ... Dass die christliche Kirche sich einige dieser Zeitpunikte für ihre Feste zueigen gemacht hat, zeugt von Verständnis und Vernunft.

Ist man im christlichen Kulturkreis, in einer von der christlichen Kultur geprägte Familie aufgewachsen, spricht doch alles dafür, Weihnachten mitzufeiern? Warum nicht an dieser Energie teilhaben, in einer vertrauten Form?

Konsumterror ... das ist für mich ein absolut irrelevantes Wort. Ich schenke so gerne, spüre den Wünschen und Bedürfnissen meiner Lieben nach, bekomme auch gerne Geschenke.

Beim Weihnachtsgottesdienst versuchte die Pfarrerin, den Besuchern nahezubringen, dass ihre Harmonieerwartungen für die Weihnachtszeit einen vielleicht zu großen Druck erzeugen. Diese Erwartungen teile ich gar nicht, fiel mir da auf. Wir sind dieselben Menschen wie sonst, begehen nur eine Zeremonie miteinander. Sie fällt so aus, wie es zu uns passt.
Schräubchen
Ich bin gläubig und feiere an Weihnachten in erster Linie die Geburt Christi. Das war nicht immer so (auch ich habe als Teenager rebelliert tongue.gif),
aber irgendetwas hat mir damals gefehlt. Natürlich gibt es auch in unserer Familie Geschenke, einen Christbaum, selbstgebackene
Plätzchen, Weihnachtsmusik und dieses ganze Brimborium. Das gehört für mich einfach zu dem Fest dazu, weil es Tradition ist und ich diese
als schön empfinde.
Dennoch glaube ich, dass jeder dieses Fest auf seine ganz eigene individuelle Art feiern darf und feiern sollte. Ich feier ja auch so, wie ich
das gerne möchte und will mich nicht von anderen einschränken lassen. Wenn also die muslimischen Mitschüler meinen, sie wollen
auf keine Weihnachtsfeier der Schule gehen, dann akzeptiere ich das, oder sorge dafür, dass wir stattdessen eine Jahresabschlussfeier
veranstalten, damit alle mitfeiern können und das mit ihrem Glauben vereinbaren können (wobei auch das nicht ganz einfach war cool.gif ).
Denn letztendlich geht es Weihnachten doch genau darum, dass wir einen Weg zueinander finden. Wie dieser Weg aussieht ist dann doch
nebensächlich, und welche Überschrift dieser Weg trägt ebenso.
dandelion
Bei mir ist es noch eine Nummer schräger.

Als Kind fand ich die Bräuche am wichtigsten, die eine ganze Kultur teilt. Auch wenn ich das damals nicht so gesehen habe.
Als junge Erwachsene die Geburt Christi.
Und heute... ist Weihnachten für mich eher eine Jahreseinteilung - wenn auch nicht ganz so sachlich, wie der Begriff gerade klingt.
-Agnetha-
ZITAT(mek63 @ 27.Dec.2010 - 09:17) *
ich denke, dass es typisch mensch ist, sich die rosinen herauszupicken, sprich: weihnachten sind 2 1/2 extrafreie tage, man schenkt sich was und gut ist.
für mich schwer vorstellbar, dass es menschen gibt, die weihnachten "feiern" aber keinen bezug zum glauben habe, das gleiche ist beim osterfest...
ich meine, wer feiert das laubhüttenfest, nur weil es so eine tolle gemütliche atmosphäre ist, wenn man sich dann im kreise der familie trifft? oder was ist mit dem ramadan, hanuka oder wie die ganzen anderen feste der glaubensgemeinschaften heißen?

ist vielleicht etwas kätzerisch, aber was haben die nichtgläubigen bitteschön mit weihnachten zu tun?
gruebel.gif ... ahhh jaa, die rosinen......... huh.gif


Das würde ich so nicht sagen.
Würde ich irgendwo leben, wo viele Menschen in meinem Umkreis jüdisch wären und Hanuka feiern, würde ich es wohl auch feiern.
Einfach weil es schön ist etwas mit lieben Menschen zu teilen. Auch wenn ich nicht daran glaube.
Man feiert Weihnachten ja nicht, weil man unbedingt etwas feiern will. Es ist eben mit der Zeit entstanden und daher bei uns ein Brauch.
Man bekommt die Stimmung ja mit, ob man will oder nicht.
Beim Ramadan oder bei Hanuka ist das anders. Das bekommen wir eben nicht mit, oder die meisten von uns nicht.
Möglich, dass ich auch das chinesische Neujahr feiern würde, würde ich sehr lange dort leben.
Auch wenn das Jahr für mich dann immer noch am 1.1. beginnt.

Ich finde ab und zu auch Gottesdienste motivierend, auch wenn ich nicht gläubig bin.

Vielleicht hat das wirklich was von "nur die schönen Sachen auskosten" und die weniger erfreulichen wie Beichte, Fastenzeit, Beten, usw. lässt man weg.

Allerdings auch aus Beichte und Fastenzeit ziehen die meisten ja wohl auch etwas Positives.
Und wenn nicht, wenn man sowas wirklich nur täte, weil es eben so sein muss, wäre es für mich persönlich Quatsch. Ich könnte nicht glauben, dass es einen Gott gibt, der will, dass wir Menschen etwas nur für ihn tun, auch wenn es uns nicht hilft.

Es respektiere es, wenn es andere anders sehen.
Trotzdem für mich ist nicht Falsches daran, wenn man schöne Dinge mitfeiert. Es gibt genug im Leben was nicht schön ist.






Lucia Brown
ZITAT(-Agnetha- @ 27.Dec.2010 - 18:28) *
Trotzdem für mich ist nicht Falsches daran, wenn man schöne Dinge mitfeiert. Es gibt genug im Leben was nicht schön ist.

thumbsup.gif

Und wenn ich in einem anderen Land mit "fremden" Ritualen bin, dann feiere ich diese mit und zwar aus Freude und Respekt an der anderen Kultur und der Gastfreundschaft. Aber auch hier im Lande wurde ich schon zu "anderen" Ritualen eingeladen und ich konnte neue Erfahrungen sammeln und sie erweiterten meine Sichtweise.

Was ist Glaube für euch? Hängt dieser mit einer Religion zusammen?

ZITAT(McLeod @ 26.Dec.2010 - 18:10) *
Also meine Patchwork-Familie ist ein sehr bunter Haufen unterschiedlicher Glaubensarten inklusive Atheismus, Buddhismus, christlichem Glauben, Humanismus, Pessimismus, Realismus, Sozialismus, Soziopathie und Vegetarismus. Unvollständig, aber immerhin alphabetisch gereiht. biggrin.gif



Sowie ich hier lese, wurde Glauben von einigen neu definiert und immer auch eine Verbindung zu den unterschiedlichen Religionen hergestellt.
Das gelingt manch Kirchenvätern (und Kirchenmüttern? - gibt es diesen Begriff?) nicht. Hier gelingt es und das freut mich.

lg
Lucia B.
plop
bei mir ist es eigentlich genau andersrum:
ich komme aus einer recht konsequenten katholischen erziehung ,
weihnachten und die ganze weihnachtszeit war früher wirklich zeit der erwartung
des christkindes-aber gespickt mit einer riesenanzahl von liebevoll und zauberhaft arrangierten
bräuchen und geschichtchen bis hin zur geheimnisvollen weihnachtszimmerinszenierung.
mit reichlich geschenken.ersehnten und unverhofften!

vieles hat mich der kirche als institution total und dem glauben an sich sehr entfremdet so dass
weihnachten als religiöses fest für mich keine bedeutung mehr hat .
und mit dem verschwinden dieses hauptmotives ist mit den jahren auch der weltliche
weihnachtszauber immer mehr aus meinem leben entschwunden.
ob für immer ,weiss ich nicht,aber seit längerer zeit ist es so und es ist momentan gut so.

das einzige was ich vermisse,ist der zauber dieser zeit,der für mich unwiderbringlich an meine jugendzeit geknüpft ist.
was ich gewinne :keinen weihnachtszwang und weihnachtsstress zu haben,zeit zu haben für was und wen auch immer.
dandelion
ZITAT(-Agnetha- @ 27.Dec.2010 - 18:28) *
Allerdings auch aus Beichte und Fastenzeit ziehen die meisten ja wohl auch etwas Positives.
Und wenn nicht, wenn man sowas wirklich nur täte, weil es eben so sein muss, wäre es für mich persönlich Quatsch. Ich könnte nicht glauben, dass es einen Gott gibt, der will, dass wir Menschen etwas nur für ihn tun, auch wenn es uns nicht hilft.

Ich glaube noch nicht mal daran, daß nicht-kirchlich geprägte Mitteleuropäer wirklich nicht zur Beichte gehen. Sie beichten eben nur nicht dem Pfarrer, sondern der/m besten FreundIn.

So wie du es formulierst, mek, entsteht für mich ein Bild des Vorwurfs, das ich lange nicht verstanden habe. Jedenfalls entstand in meinem Bauch sofort ein "schlechtes Gewissen", das ich beim besten Willen nicht zuordnen konnte.
Wenn man allerdings Kirchenfeste als "gerechten Lohn der harten (Glaubens-)Arbeit" sieht, wird schon viel eher ein Schuh draus... gruebel.gif Denn das macht die weihnachtenden "Ungläubigen" zu den Papierschiebern und Maulaffen beim christlichen Betriebsfest. Verschwurbelt gesagt.
Ist das eine Mentalität, die tatsächlich kursiert, habe ich dich missverstanden oder... gibt es eine dritte Möglichkeit?
malene
ZITAT(plop @ 27.Dec.2010 - 20:49) *
ich komme aus einer recht konsequenten katholischen erziehung ,
weihnachten und die ganze weihnachtszeit war früher wirklich zeit der erwartung
des christkindes-aber gespickt mit einer riesenanzahl von liebevoll und zauberhaft arrangierten
bräuchen und geschichtchen bis hin zur geheimnisvollen weihnachtszimmerinszenierung.


Idem. smile.gif
Aber im Gegensatz zu Dir stelle ich in den letzten Jahren eine Rückkehr der Verzauberung fest. Eben weil ich die Worte des Neuen Testaments ganz anders verstehe als früher. Dies ist recht plötzlich, ohne mein Bemühen und fast ohne mein Zutun geschehen. Und weil ich - auch ein ganz unerwartetes Geschenk - zur Weihnachtszeit (und an manchen anderen Tagen und Nächten) wieder die Zeit anhalten kann wie damals als Kind in dem wohlig verwunschenen, funkelnden Wohnzimmer.
Herzfilz
ZITAT(-Agnetha- @ 27.Dec.2010 - 18:28) *
Vielleicht hat das wirklich was von "nur die schönen Sachen auskosten" und die weniger erfreulichen wie Beichte, Fastenzeit, Beten, usw. lässt man weg.

Allerdings auch aus Beichte und Fastenzeit ziehen die meisten ja wohl auch etwas Positives.


Als Heidin mit katholischer Vergangenheit wink.gif und vielleicht Zukunft bestätige ich einfach mal deinen Eindruck, dass meiner Erfahrung nach weder Beichte, noch Fasten, noch Beten in irgendeiner Weise unerfreulich sein müssen für Gläubige. Im Gegenteil smile.gif .

ZITAT(Liane @ 27.Dec.2010 - 09:55) *
Ich feiere Weihnachten. Mit Baum und Geschenken. Mit Weihnachtsliedern.
Das als absolut Ungläubige.
[..] Ich feiere meinen Aspekt des Fests[...]. Ich feiere nicht die Geburt Christi, sicher nicht. Ich feiere, dass ich da bin, liebe Menschen kenne, wir einander eine Freude machen,

Irgendwie berührt mich diese Aussage sehr ... ich kenne Christen, die an meiner Stelle jetzt sagen würden, genau das sei es, wofür die Geburt Christi stehe: Dafür, dass Menschsein nicht ganz verloren ist.

Ich komme gerade von einem Familien-Weihnachten zurück, das betont nicht gefeiert wurde - vier Menschen setzten sich (in unterschiedlicher Intensität und wechselnder Besetzung) über mehrere Tage immer wieder zusammen, die gerade alle jeweils durch je eigene Krisen gehen, und mindestens eine dieser Krisen ist ein Sterbeprozess. Feste haben mit Bräuchen zu tun - "Ich hab keine Plätzchen gebacken, mir war nicht nach Weihnachten", sagte meine Mutter, die - seit Jahren - ihre Mutter beim Sterben begleitet, beinahe zur Begrüßung, als ich ankam. Und doch, als ich meine Tasche auf die Treppe stellte und die Schachtel mit den armseligen, halb verbrannten Plätzchen auspackte und öffnete, die ich in letzter Minute, in der Nacht vor dem Aufbruch, mit einer Freundin zusammen gebacken hatte, sah ich sie leuchtende Augen bekommen. Ich bin nicht stolz auf diesen Moment, denn die Freude, die dieses Mitbringsel ausgelöst hat, war nicht verdient - ich hatte mich in meinen eigenen Probs verfranst und viel zu spät ans Backen gemacht, um noch etwas zustande zu bringen, das mehr als symbolischen Wert hätte haben können - sondern geschenkt.

Und das ist es, scheint mir, wofür Weihnachten irgendwie steht - dass wir das, worauf es ankommt, nicht machen, erzeugen können müssen - wir bekommen es geschenkt. Oder eben auch nicht.. aber auch dann ist es nicht unsere Schuld, sondern der Ratschluss der GöttInnen, dass es nicht eintraf. Und das ist vielleicht, glaube ich, das größte, wenn auch schwerste, Geschenk, dass die GöttInnen uns machen konnten: Dass es nicht unsere Schuld ist, sondern ihr Ratschluss, wenn wir trotz heißen Bemühens, worauf es uns angekommen wäre, nicht hinkriegen.

Übrigens betrachte ich Weihnachten, wie auch Ostern, als grundheidnische Feste und habe keinerlei Hemmungen, sie als solche auch für mich zu beanspruchen und zu feiern, teils auf unorthodoxe, oder wenn frau so will, ketzerische Weisen. Ich glaube aber, dass es KetzerInnen nicht gibt, nur Suchende und Reisende, und, vielleicht, unerkannte Heilige. Und ich bin der Kirche, die einmal meine war und es vielleicht eines Tages wieder sein wird, sehr dankbar dafür, diese alten Feste und mit ihnen ihren Zauber "in ihrem Herzen bewahrt" und bis zu mir weitergereicht zu haben.

ZITAT(Lucia Brown)
Was ist Glaube für euch? Hängt dieser mit einer Religion zusammen?

Lange Zeit, für mich: Ja. Heute eher: Mit vielen Religionen, als mit einer.

Bearbeitungsgrund: Verdeutlichung
DerTagAmMeer
ZITAT(-Agnetha- @ 27.Dec.2010 - 18:28) *
Vielleicht hat das wirklich was von "nur die schönen Sachen auskosten" und die weniger erfreulichen wie Beichte, Fastenzeit, Beten, usw. lässt man weg.
Allerdings auch aus Beichte und Fastenzeit ziehen die meisten ja wohl auch etwas Positives.


Ich konnte Weihnachten auch nichts abgewinnen als ich noch gläubig war.
Viel zu hohe Erwartungen, zuverlässige Enttäuschungen, Übelkeit und Langeweile ...
Für mich ist Weihnachten eine durchaus brutale Einrichtung, um einsamen Menschen ihre Einsamkeit, Armen ihre Mittellosigkeit und destruktiven Familien ihre Kaputtheit vor Augen zu führen.
Ein "Fest der Liebe", das gnadenlos Bilanz zieht, wie es denn so steht mit der Lieblosigkeit im eigenen Leben.
Und nein, ich weiß absolut nicht, was an diesem kollektiven Glückseeligkeitszwangsmarathon schön sein soll. Wirklich nicht.

Wirklich positiv fand und finde ich hingegen das Fasten. Weil es auch denen gut tut, denen es nicht ohnehin schon dufte geht im Leben. Weil es außerdem hilft, den ganzen Weihnachtsballast wieder abzuschütteln.
Das hab ich mir aus dem Kuchen rausgepickt und in meinen heidnischen Keks gebacken.

Und weil es ebenso wie das Weihnachts- und das Osterfest älter als das Christentum ist, bin ich auch nicht bereit Exklusivansprüche zu berücksichtigen.

Mit genervten Grüßen,
dtam (bösartig, hat nämlich grad erst Weihnachten überstanden)
Sägefisch
Weihnachten wird als Versammlungsanlass immer besser, seit ich es selbst ausrichte und somit bestimme wer dabei ist. rolleyes.gif

Mit Geschenken hat das zum Glück schon lange nichts mehr zu tun – und mit Glauben auch nicht, das habe ich nämlich nicht gelernt.
-Agnetha-
@DerTagamMeer:

Dass manchen unabhängig vom Glauben Weihnachten nicht gefällt verstehe ich!

Nur eben nicht ganz, warum manche Christen es Ungläubigen nicht zugestehen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es für einsame Menschen schwer ist.
Aber ist das nicht bei jedem Fest so?
An meinem Geburtstag wäre ich auch nicht glücklich, wenn ich niemanden habe, der ihn mit mir feiert.
Aber soll man deswegen alle Feste abschaffen?

DerTagAmMeer
ZITAT(-Agnetha- @ 28.Dec.2010 - 12:23) *
@DerTagamMeer:
An meinem Geburtstag wäre ich auch nicht glücklich, wenn ich niemanden habe, der ihn mit mir feiert.

Man hat aber wenigstens die Chance, ganz unbemerkt und heimlich Geburtstag zu haben.
Ich hab viele Jahre über die Feiertage gearbeitet und war von Herzen froh, endlich einen Vorwand zu haben, um den Feierlichkeiten fern zu bleiben. Hätte ich mir weihnachtlich-familiäres Beisammensein gewünscht, wären die gut-gemeint-mitleidigen Blicke dienstleistungsnutzender Weihnachtsglückskekse (haben Sie denn niemanden, mit dem sie feiern könnten? Wie gut, dass es auch Menschen wie Sie gibt, die auch an diesen Tagen Dienst tun ...) sicher schwer zu ertragen gewesen.

Nein, natürlich sollte man Feste nicht abschaffen. Ich wehre mich nur gegen diesen Glückseligkeitskuschelterror auf Knopfdruck. Wenn Weihnachten immer so wäre, wie Herzfilz es beschrieben hätte. Wenn es Platz für Trauer und Abschied böte, man sich auch einfach schlecht fühlen und traurig sein dürfte ohne andere damit zu enttäuschen, wenn Kinder mit weniger Gewalt und Alkoholmissbrauch durch diese Zeit kämen ... wenn's einfach weniger verlogen wäre ... dann würde ich sicher auch 'nen Zugang dazu finden.
-Agnetha-
Das stimmt.
Ich finde auch, dass man diese Weihnachtsstimmung nicht erzwingen kann und auch nicht sollte.
sonnenstrahl
Nein, für mich kein Weihnachten ohne (christlichen) Glauben.

Wohl aber ist es für mich eine besondere Zeit - die Zeit, in der andere Weihnachten feiern. Und die Tage danach.
Es ist für mich eine Mitten-im-Winter-Aus-Zeit.
Eine Verkriech-Zeit.
Eine Schneespaziergangszeit.
Oder eine In-Gummistiefeln-durch-Regen- und Matschzeit.
Eine Zeit der absoluten Muße. Wenn ich will.
Ja, ich will.
Eine Zeit der Bratäpfel. Wenn ich Bock drauf hab.
Eine Zeit völlig ohne Programm. Wenn ich drauf achte.
Ja, das tu ich.
Tage außerhalb der empfundenen Zeit.
Ich muss noch nicht mal besinnlich sein. Aber ich darf es, wenn es mich überkommt.
Ich muss meine Wohnung nicht aufräumen. Aber ich darf es.
Ich muss niemanden anrufen.
Ich muss niemandem mailen.
Aber ich darf es.
(Meist fasse ich mich dabei extrem kurz für meine Verhältnisse. Wenn überhaupt.)
Ich darf wie ein Staubflöckchen durch den Tag trudeln.
Mich hierhin setzen. Und dorthin. Und weiterwehen.
Nichts hält mich auf, nichts hält mich fest, (fast) nichts zwingt mich zu irgendwas - wenn ich vom Atmen und so mal abseh.
Ich arbeite nicht in diesen Tagen. Nehme mir traditionell seit vielen Jahren frei. Und Zeit. Vor allem für mich.
Schlendere so dahin. Lasse mich treiben, sei´s zuhause, sei´s durch die Stadt.
Ich liebe die leeren Straßen, wenn die Mehrheit der Menschen in diesem Land irgendwo drin feiert.
Ich liebe es, Ausschau danach zu halten, wer denn noch geöffnet hat. "Der" Chinese? "Der" Araber"?
Wer streift noch durch die Stadt am 24.12. zwischen 15.00 und 21.00?
Sehr vereinzelt treffe ich mich in diesen Tagen mit Freunden. Eher weniger als mehr. Vielleicht auch gar nicht.
Ich darf in Abschiedsstimmung sein. Aber ich muss nicht.
Das alte Jahr geht auch so. Ich muss nichts dafür tun, aber auch gar nichts.
Ich darf in Rauhnachts-Verfassung sein.
Ich darf Weißwäsche waschen und aufhängen.
Ich darf Geister begrüßen.
Nächtlich durch die Wohnung tanzen.
Oder lieber schlafen.
Ich darf knisternde Begegnungen haben. Eingebettet in wundervolle Langeweile.
Ich darf Einladungen zu leckerem Essen annehmen. Oder ausschlagen.
Ich darf in sentimentaler Stimmung sein.
Ich darf am 24. zu Jamaica Papa Curvin´gehen und abhotten. Und ich darf´s bleiben lassen.
Ich darf mich einsam fühlen und heulen.
Ich darf glücklich sein und strahlen.
Ich darf miesepetrig sein.
Je mehr ich das sein darf, desto weniger muss ich es sein.
Ich darf all das gleichzeitig fühlen.
Ich brauche gar nix zu fühlen - darf auch einfach nur da sein.
Ich darf Klassik Radio hören, die ganze "Schönste Zeit des Jahres"-Palette rauf und runter: Dreaming of a White Christmas, Stille Nacht, Jingle Bells, Weihnachtsoratorium, Little Drummer Boy, Messias, Rudolph the Red Nose Reindeer, Oh Tannebaum ... und ich darf die Aus-Taste drücken, wenn´s reicht. Meist reicht es schon nach 20 Minuten spätestens.

Ach, es ist eine Zeit, die mir ganz wichtig ist!
Ich darf mich in meinem ganz eigenen Rhythmus spüren.
Ich darf spüren, wie sehr ich ein freier Mensch bin.
Wie sehr ich hier, wo ich lebe, ein freier Mensch sein darf.
(Im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, versteht sich.)
Ich darf spüren, dass aus meinen Wurzeln, die tief im Morast stecken, trotzdem ein recht ansehnliches Gewächs ragt, das aus den Nährstoffen, die es kriegen konnte und kann, das Bestmögliche macht: Mich.
(Ich vermute, die eine oder andere Wurzel hat es mittlerweile geschafft, zu den Quellen unterhalb des Morastes vorzustoßen, und daraus für hochwertigere, wahrhaft erdverbundene Erquickung zu sorgen.)
Und wenn´s mir danach ist, darf ich mir bunte Kugeln an die Ohren hängen.
Oder in meine Yuccapalme. Der steht das vielleicht sogar noch besser als mir.


edit: Schreibfehler
Lucia Brown
ZITAT(-Agnetha- @ 28.Dec.2010 - 12:23) *
Nur eben nicht ganz, warum manche Christen es Ungläubigen nicht zugestehen.

Lasse doch einfach mal die Einteilung Christen und Ungläubige weg.

Ich habe jedenfalls bisher noch nicht in der Zeitung gelesen, dass am Weihnachten Menschen aus der Kirche rausgeworfen worden sind, nur weil sie da einmal im Jahr hingehen.

Menschen feiern Weihnachten einfach unterschiedlich und welche feiern dieses Fest nicht, oder nur manchmal oder oder ...


Ein Brite feiert jeden Tag Weihnachten: Andy Park
-Agnetha-
Hm, ich weiß nicht ob du mich ganz richtig verstanden hast.
Es ging mir ja gar nicht darum ob man feiert oder nicht.

Aber stimmt natürlich: Ich finde es generell schade, wenn Menschen anderen nicht zugestehen so zu feiern wie sie wollen. Es kann auch Leute geben, die selbst nicht glauben und es dennoch oder grade trotzdem nicht verstehen, wenn andere Nicht-Christen feiern.
Das habe ich persönlich noch nicht erlebt und daher auch nicht so aufgeführt.
Lucia Brown
Was kümmert mich das, was die Leute reden?
-Agnetha-
Mich manchmal schon. Wenn es Leute sind, die ich ein bisschen kenne.

Wenn es einen gar nicht kümmert, dann wären viele Thread hier überflüssig.

Ist aber gut, wenn du das so kannst!


Ist jetzt aber auch kein Thema, das mir schlaflose Nächte bereitet. Es hat mich einfach interessiert wie es die Userinnen hier sehen.
Hortensie
Ich selber kann mir nicht vorstellen, ein Weihnachtsfest zu feiern, ohne an Christus zu glauben. Ich kann aber nachvollziehen, dass trotz keinem empfunden Glauben an Christus Weihnachten als Tag der Besinnung und des Zusammenseins um den Weihnachtsbaum möglich sein kann.
Bei mir war so, dass mich selber häufiger als Agnostikerin bezeichnet und empfunden habe und in diesen Zeiten habe ich Weihnachten auch häufiger ausfallen lassen.

Mittlerweile empfinde ich den Advent als eine schöne Zeit, und versuche mit mir nahe stehenden Menschen eine gemütliche „Kaffeerunde“ (wer möchte „darf“ natürlich auch Tee trinken) mit selbstgebackenen Plätzchen an den Adventssonntagen zu verbringen.

Ich erlebe – auch bei anderen Menschen – Weihnachten, als einen Zeitpunkt des Innehaltens und der Rückbesinnung und teilweise auch einem als Zeitpunkt für eine Art „Jahresbilanz“.

Mit der „Weihnachtspost“ erreichen mich mittlerweile auch immer mehr „Weihnachtsrundbriefe“ in denen Angehörige und FreundInnen, meist reichlich mit Bildern bestückt, darüber informieren, was bei Ihnen im jetzt bald beendeten Jahr so passiert ist.

Ich habe mal gelesen, dass „Thanksgiving“ in den USA von der Wichtigkeit es im Kreise von Familie oder anderen einander nahe stehenden Menschen, einen ähnlichen Platz einnimmt wie im christianisierten Europa Weihnachten.

Klar, beim Gottesdienst schmunzelt man schon mal über die so genannten „U - Boot“- Christen, die zu Weihnachten auftauchen und das restliche Jahr über nicht gesehen werden.

Aber ist es denn nicht legitim? Ist es nicht auch eine Form von Religionsfreiheit oder Traditionsfreiheit, wenn ich mir aus dem Angebot der Religionen und Traditionen die Dinge herausnehme, die mir entsprechen?

Im katholischen Rheinland ist z.B. gute Sitte und Tradition, an Heiligabend Kartoffelsalat mit Bockwürstchen zu essen. … aber pflegen nicht mittlerweile auch viele Protestanten diesen Brauch?

Unabhängig von der Glaubensfrage, habe ich manchmal das Gefühl, dass es kaum einen Baum gibt, um den sich so viele „Histörchen“ und Bedeutungen ranken.
mek63
ZITAT(dandelion @ 27.Dec.2010 - 21:51) *
ZITAT(-Agnetha- @ 27.Dec.2010 - 18:28) *
Allerdings auch aus Beichte und Fastenzeit ziehen die meisten ja wohl auch etwas Positives.
Und wenn nicht, wenn man sowas wirklich nur täte, weil es eben so sein muss, wäre es für mich persönlich Quatsch. Ich könnte nicht glauben, dass es einen Gott gibt, der will, dass wir Menschen etwas nur für ihn tun, auch wenn es uns nicht hilft.

Ich glaube noch nicht mal daran, daß nicht-kirchlich geprägte Mitteleuropäer wirklich nicht zur Beichte gehen. Sie beichten eben nur nicht dem Pfarrer, sondern der/m besten FreundIn.

So wie du es formulierst, mek, entsteht für mich ein Bild des Vorwurfs, das ich lange nicht verstanden habe. Jedenfalls entstand in meinem Bauch sofort ein "schlechtes Gewissen", das ich beim besten Willen nicht zuordnen konnte.
Wenn man allerdings Kirchenfeste als "gerechten Lohn der harten (Glaubens-)Arbeit" sieht, wird schon viel eher ein Schuh draus... gruebel.gif Denn das macht die weihnachtenden "Ungläubigen" zu den Papierschiebern und Maulaffen beim christlichen Betriebsfest. Verschwurbelt gesagt.
Ist das eine Mentalität, die tatsächlich kursiert, habe ich dich missverstanden oder... gibt es eine dritte Möglichkeit?



ja leider sad.gif du hast es so ungefähr getroffen..

ein kleines beispiel:
am heilig abend in der kirche, es kam ein bekannter mit seinem sohn, 4 jahre.
er ist bekennender kirchenhasser und spricht dann schon mal von "blutsaugern" und anderen unschönen dingen. ich total verwundert sprach ihn an, was ihn denn in die kirche bringt. er ganz lapidar und cool : meine frau schmückt den baum und bereitet die geschenke vor..und irgendwo müßen wir ja mit dem kind hin...." er zog kaugummikauend weiter und fläzte sich in der kirchenbank, dass ich nur noch staunen konnte. dieser junge mann brauchte den platz für 2, und gottesdienstbesucher, die regelmäßig die kirche besuchen und "überzeugte christen" sind, mußten auf einem hocker abseits platz nehmen.

jetzt frage ich mich: wer "feiert" weihnachten und wer hätte es "verdient", in der bank zu sitzen? ich habe ein problem damit, dass diese gottesdienste zu weihnachten immer mehr als "event" angesehen werden und nicht der besinnung und einkehr dienen.... hmm. es ist sehr schwierig das thema und sehr schwer zu erklären...
das wort u-boot-christen ist schon gefallen,...das trifft es vielleicht im ansatz mehr.
weihnachten ohne glauben geht für mich gar nicht, genauso, wie ich nie den ramadan feiern würde, nur weil es eine gelegenheit ist, gemeinsam zusammen zu kommen.
es fehlt für mich das grundlegende: die überzeugung aus dem innersten... oder so ähnlich.... wie geschrieben, ein schwieriges thema....
Lucia Brown
ZITAT(mek63 @ 29.Dec.2010 - 09:47) *
ein kleines beispiel:
am heilig abend in der kirche, es kam ein bekannter mit seinem sohn, 4 jahre.
er ist bekennender kirchenhasser und spricht dann schon mal von "blutsaugern" und anderen unschönen dingen. ich total verwundert sprach ihn an, was ihn denn in die kirche bringt. er ganz lapidar und cool : meine frau schmückt den baum und bereitet die geschenke vor..und irgendwo müßen wir ja mit dem kind hin...." er zog kaugummikauend weiter und fläzte sich in der kirchenbank, dass ich nur noch staunen konnte. dieser junge mann brauchte den platz für 2, und gottesdienstbesucher, die regelmäßig die kirche besuchen und "überzeugte christen" sind, mußten auf einem hocker abseits platz nehmen.


Wenigsten geht er in die Kirche und unternimmt was mit seinem Kind. Wenn in seinen Ohren kein Ohropax steckt, dann bekommt er sogar was mit, auch wenn er es nicht will. Allemal besser als zum Saufen in die Kneipe zu gehen. Die Pfarrerin oder der Pfarrer scheinen ihn zu akzeptieren, oder haben sie ihn aus der Kirche geschmissen?

ZITAT(mek63 @ 29.Dec.2010 - 09:47) *
weihnachten ohne glauben geht für mich gar nicht, genauso, wie ich nie den ramadan feiern würde, nur weil es eine gelegenheit ist, gemeinsam zusammen zu kommen.
es fehlt für mich das grundlegende: die überzeugung aus dem innersten... oder so ähnlich.... wie geschrieben, ein schwieriges thema....

Das ist deine freie Entscheidung. Dazu zwingt dich niemand zu einem Ramadan Fest zu gehen. Wenn, dann wirst du dazu eingeladen und dann kannst du ja immer noch absagen.

Ich finde es schön, dass du Weihnachten mit deinem Glauben verknüpfst. Dazu zwingt dich ja auch niemand und ich nehme an, dass dies aus freien Stücken aus dir heraus entstanden ist. Oder wurdest du dazu gezwungen?

lg

Lucia B.
dandelion
Dazu fällt mir ein: ich werde wohl am Sonntag auch wieder im Fanblock stehen, obwohl ich kein ausnehmend großer Fan der Mannschaft bin. Sie ist mir ähnlich wichtig wie der christliche Bezug zu Weihnachten.

Trotzdem gehe ich mit, weil es meiner Freundin was bedeutet, und bin an Weihnachten bei meinen Eltern, weil es ihnen was bedeutet.

Was das "verdienen" von Glück angeht, sehe ich die Dinge wohl sehr ähnlich wie dtam. flowers.gif Es mag bitter und verunsichernd sein, aber ich fürchte, daß zuviel Wahrheit darin liegt, um es aus Gerechtigkeitsbedürfnis heraus zu leugnen... (welches ich allerdings auch sehr gut nachvollziehen kann - aber das ist eine völlig andere Geschichte)

Kurzeinwurf im Gewusel - Knappheit bitte ich zu entschuldigen bluemele.gif
DerTagAmMeer
ZITAT(mek63 @ 29.Dec.2010 - 09:47) *
jetzt frage ich mich: wer "feiert" weihnachten und wer hätte es "verdient", in der bank zu sitzen?

Diejenigen, die die Bank inkl. Reinigungspersonal und Entertainment das ganze Jahr über mit staatlich eingetriebenen Kirchensteuern finanzieren, den Service aber jenen spenden, die es öfter nötig haben? Wozu die Aufrechnerei?
shark
Ich versteh das Problem gar nicht...

Was kann einer/einem "echten Christen" schon die Freude an dem nehmen, was sie/er glaubt, nur weil Andere "Weihnachten" ohne Bezug zum Christentum feiern?

Und wie schon mehrfach in diesem Thread erwähnt: fast alle Traditionen, die sich um diesen angeblichen Geburtstag Christi ranken, sind viel, viel älter.

Wenn wir die Sache mal umkehren, haben im Grunde Christen, die das Heidentum ablehnen, "kein Recht auf einen Weihnachtsbaum" - aber ficht mich das an?
Grolle ich der Christenfamilie nebenan, weil die einen schöneren Baum abgekriegt haben als ich?
Nein.

Sollen sie alle ihren Baum in der Stube haben und dabei an ihren Erlöser denken - ist mir doch egal.
Solange sich alle freuen und diesen Tagen etwas Gutes abgewinnen können, ganz nach ihrem Geschmack, ist doch alles bestens.

shark
mek63
ZITAT(Lucia Brown @ 29.Dec.2010 - 10:18) *
Ich finde es schön, dass du Weihnachten mit deinem Glauben verknüpfst. Dazu zwingt dich ja auch niemand und ich nehme an, dass dies aus freien Stücken aus dir heraus entstanden ist. Oder wurdest du dazu gezwungen?

lg

Lucia B.



das frage ich mich auch....
shark
Du fragst Dich, ob Du gezwungen wurdest?
Lucia Brown
ZITAT(shark @ 29.Dec.2010 - 10:25) *
Ich versteh das Problem gar nicht...



Wenn wir die Sache mal umkehren, haben im Grunde Christen, die das Heidentum ablehnen, "kein Recht auf einen Weihnachtsbaum" - aber ficht mich das an?
Grolle ich der Christenfamilie nebenan, weil die einen schöneren Baum abgekriegt haben als ich?
Nein.




shark


thumbsup.gif
ZITAT(mek63 @ 29.Dec.2010 - 10:32) *
ZITAT(Lucia Brown @ 29.Dec.2010 - 10:18) *
Ich finde es schön, dass du Weihnachten mit deinem Glauben verknüpfst. Dazu zwingt dich ja auch niemand und ich nehme an, dass dies aus freien Stücken aus dir heraus entstanden ist. Oder wurdest du dazu gezwungen?

lg

Lucia B.



das frage ich mich auch....

Was fragst du dich?

Ich verstehe nicht ganz, was du meinst. Jetzt verstehe ich es so, dass du dich jetzt gefragt hast, ob du gezwungen wurdest? Kann das sein?
mek63

das frage ich mich auch....
[/quote]
Was fragst du dich?

Ich verstehe nicht ganz, was du meinst. Jetzt verstehe ich es so, dass du dich jetzt gefragt hast, ob du gezwungen wurdest? Kann das sein?
[/quote]

du hast es erfasst...
Liane
@mek
Du meinst, Du glaubst nur, weil Du es so vorgelebt bekommen hast? Und Du würdest nicht glauben, wenn Du als Erwachsene dazu kämst und den Glauben kennenlernen würdest?

Ein interessanter Aspekt - was ist Glauben?
mek63
ja liane , sicher ein sehr interessanter aspekt, aber nein, das ist es nicht smile.gif
für die glaubensfrage würde sicherlich ein eigener thread seine berechtigung finden smile.gif

ich wäre am heiligen abend nicht in die kirche geganmgen, wenn ich nicht dazu gezwungen worden wäre... lt. definition aus tante wikiped : " Zwang steht für:
die nachdrückliche Beeinflussung der Entscheidungs- und Handlungsfreiheit durch verschiedene Einflüsse, "

..und das war bei mir der fall... ich gehe eigentlich immer am 1. u. 2. feiertag i. d. kirche, das ist mir wichtiger als am 24. diesen stress.
McLeod
Angesichts der im Kinderbuch, das ich am Wochenende vorlesen durfte, verbreiteten "Tatsache", dass der Weihnachtstermin seitens der Kirche im 3./4. Jahrhundert bewusst nah an die Wintersonnwende gelegt wurde, um den Heiden den Wechsel zu erleichtern (oder um mit ihnen zu feiern?) finde ich es wenig angebracht, einen Anspruch zu formulieren, das gehöre exklusiv denen, die christlichen Glaubens sind. Das ist ja wie die Gültigkeit von Tarifverträgen nur für Gewerkschaftsmitglieder zu proklamieren.

Und ich finde es auch wenig christlich, das Fest nur allein feiern zu wollen. Gerade weil es so wichtig ist, sollte alle Welt frei haben und mit der frohen Botschaft in Berührung kommen.

Sag ich mal so...
McLeod
sonnenstrahl
ZITAT(McLeod @ 29.Dec.2010 - 12:20) *
... sollte alle Welt frei haben und mit der frohen Botschaft in Berührung kommen.


bounce.gif Ja!!! Frei haben und frohe Botschaft(en) für alle!!! Mit oder ohne fläzen, sitzen, knien, schlafen in bezahlten oder unbezahlten Kirchenbänken. Just as everybody likes. HalleluSie! bounce.gif


McLeod
ZITAT(sonnenstrahl @ 29.Dec.2010 - 12:30) *
HalleluSie! bounce.gif

Hällelüjä bitteschön... Wie vön Gsielinde Geysiemeysie vörgesehen.
Lucia Brown
ZITAT(McLeod @ 29.Dec.2010 - 12:59) *
ZITAT(sonnenstrahl @ 29.Dec.2010 - 12:30) *
HalleluSie! bounce.gif

Hällelüjä bitteschön... Wie vön Gsielinde Geysiemeysie vörgesehen.


HalleluSie klingt doch schön! Fast wie, Hallelucia!
-Agnetha-
Ich kann es verstehen, wenn man sich über jemanden ärgert, der in der Kirche selbst abfällig darüber spricht und sich nicht angemessen verhält.
Aber was ist mit all den Leuten, die dort sitzen und nicht auffallen, aber auch nicht gläubig sind?

Ist der Gottesdienst oder die Messe zu Weihnachten nicht schöner mit einer vollen Kirche als mit 10 Leuten, die wirklich streng gläubig sind?
Auch wenn davon viele vielleicht nicht wirklich gläubig sind?


sonnenstrahl
ZITAT(McLeod @ 29.Dec.2010 - 12:59) *
ZITAT(sonnenstrahl @ 29.Dec.2010 - 12:30) *
HalleluSie! bounce.gif

Hällelüjä bitteschön... Wie vön Gsielinde Geysiemeysie vörgesehen.




Och Gsielindchen, nu behalleluhn Se sich doch nich gleich. Wir sind doch hier´n queerer Haufen, und jede darf hier halleluhn wiese will. Wenn se denn will. ... Wobei Ihre Version wirklich auch sehr hübsch ist, Verehrteste. Ich werde sie mir für meine nächste he Attacke tief empfundener Spitzmäuligkeit aufbewahren. Für diesen Moment jedoch verbleibe ich mit einem stimmungsvollen Hallelu-allemitanand smile.gif
Schräubchen
Für viele gehört die Teilnahme am Gottesdienst an Weihnachten einfach zu einer Tradition. Ich habe viele Freunde, die das ganze Jahr über nicht in die Kirche gehen
und von denen ich mir gelegentlich anhören darf, was für ein sch... Verein das doch ist. Weihnachten sind sie dann aber da und das ist für mich als Christin vollkommen
in Ordnung. Nicht weil ich ausgerechnet mit diesen Menschen befreundet bin, sondern einfach, weil es für mich selbstverständlich ist auch jene aufzunehmen, die
normalerweise mit "meinem Verein" nichts am Hut haben. Dies ist für mich auch ein Teil der Botschaft der Weihnachtsgeschichte. Auch jene Menschen aufzunehmen, die es
scheinbar nicht verdient haben.
-Agnetha-
Wobei man finde ich auch Kritik an der Kirche loswerden kann und trotzdem einen Gottesdienst schön finden.
Kommt eben darauf an, wie sachlich man die Kritik anbringt.

Meine beste Freundin ist aus der Kirche ausgetreten, obwohl sie an Gott glaubt. Sie war mit zu vielem nicht mehr einverstanden.
Trotzdem wird sie wohl auch immer wieder mit ihrer Familie zur Kirche gehen.
Schräubchen
Eben. cool.gif
Viele Menschen, die an Weihnachten den Gottesdienst besuchen, kennt man doch gar nicht. Das heißt man weiß gar nicht, welche Intention dahinter steckt.
Vielleicht gehen sie nur an den hohen Feiertagen, oder zu besonderen Anlässen. Vielleicht besuchen sie normalerweise eine andere Kirche. Vielleicht
haben sie einen ganz anderen Grund.
Darauf kommt es doch gar nicht an. Weihnachten ist ein Fest der Familie, welche Menschen wir auch immer dazu zählen wollen.
Ich kann dies als gläubige Katholikin gut akzeptieren. Denn letztendlich läuft doch alles auf Nächstenliebe oder meinetwegen auch Utilitarismus zu tun.
dandelion
ZITAT(sonnenstrahl @ 29.Dec.2010 - 20:19) *
ZITAT(McLeod @ 29.Dec.2010 - 12:59) *
ZITAT(sonnenstrahl @ 29.Dec.2010 - 12:30) *
HalleluSie! bounce.gif

Hällelüjä bitteschön... Wie vön Gsielinde Geysiemeysie vörgesehen.




Wir sind doch hier´n queerer Haufen, und jede darf hier halleluhn wiese will. Wenn se denn will. ...


wenn das so ist: HalleBerry. wink.gif

Exzellente Frage: soll Weihnachten der Lohn für getane Katechismusarbeit sein?
Soll Weihnachten die Menschen aus ihrer Tauchfahrt jenseits der Kirchenbänke locken?
Soll Weihnachten Nächstenliebe transportieren (ggf. auch in dem Sinne, daß mensch sich über jeden freut, der mitfeiert und sich mit um die anderen kümmern will)?
Soll Weihnachten Bilanz über das gelebte Leben ziehen und in erster Linie Muße schenken?

Und wie ich mir das so ergrüble: wer kann eigentlich Weihnachten vorschreiben, was es soll?
sonnenstrahl
ZITAT(dandelion @ 30.Dec.2010 - 21:32) *
ZITAT(sonnenstrahl @ 29.Dec.2010 - 20:19) *
ZITAT(McLeod @ 29.Dec.2010 - 12:59) *
ZITAT(sonnenstrahl @ 29.Dec.2010 - 12:30) *
HalleluSie! bounce.gif

Hällelüjä bitteschön... Wie vön Gsielinde Geysiemeysie vörgesehen.




Wir sind doch hier´n queerer Haufen, und jede darf hier halleluhn wiese will. Wenn se denn will. ...


wenn das so ist: HalleBerry. wink.gif


Was sind Sie denn für ein Früchtchen? wink.gif
-Agnetha-
Weil es gerade wieder aktuell ist, dachte ich, ich hole den Thread mal hoch.

Es gibt inzwischen ja einige neue Userinnen, vielleicht gibt es auch neue Meinungen.

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