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Vollansicht: Freud und Leid als transsexuelle Lesbe
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Tanzmäuschen
Habe länger nix geschrieben und mich mittlerweile in der queeren und lesbischen Szene getummelt, die aber leider in meiner Stadt homöopathisch klein und eher für Leute ist, die halb so alt sind, Studenten eben. Bin leider aus wirtschaftlichen Gründen nicht so mobil und muss für Frauenparties etc. etliche Kilometer Anfahrt in Kauf nehmen was ziemlich aufwendig ist und sich bis jetzt irgendwie nicht so gelohnt hat. Ja ich fühle mich akzeptiert und angenommen wie ich bin, auch nette Gespräche und Freundschaften, alles toll...
Aber...
Bin halt ne Transe und habe irgendwie das Gefühl eher als potentielle gute Freundin denn als potentielle Partnerin wahr genommen zu werden, genauso wie mich heterosexuelle Frauen wahrnehmen. Warum ist natürlich klar, jede Person hat ihre persönlichen Präferenzen und das ist auch gut so und das hat auch nichts mit mir zu tun, wer nicht auf mich steht, steht halt nicht auf mich und gut ist.
Auf normalen Parties bin ich für Frauen, die sich psychisch und emotional zu Frauen hingezogen fühlen, aus dem bi- bzw. pansexuellem Spektrum oder solchen die einfach einen Fetisch für Transen haben durchaus interessant...
Aber auch hier: Aber...
Sobald ich klarstelle, dass ich als feminine Lesbe, als die ich mich definiere, wirklich nur die lesbische Liebhaberin sein will, alles andere kommt für mich nicht mehr in Frage, hier bin ich wirklich klar, fällt in der Regel dann die Kinnlade runter...
Bis jetzt hat sich nur eine Frau, die sich nicht als lesbisch definiert, mal drauf eingelassen, auch darauf, dass ich das Weibchen bin, aber wenn ich weiß, dass sie eigentlich auf Typen steht, fühle ich mich doch irgendwie unwohl dabei ob sie mich nun als Mann oder Frau begehrt, weshalb ich die Sache derzeit wohl eher auslaufen lasse...
Habe ja nun leider auch nach einjährigem Kampf noch immer nicht die Indikation für die HRT und muss halt mit dem Körper vorlieb nehmen, den ich habe, auch wenn er nach außen eher nicht so aussieht wie ich mich innerlich fühle...
Blöde Situation...

Da ich nicht die erste bin, die hier im Forum das Thema anspricht: für mich kommen selbstverständlich auch andere Trans*Personen jeglicher Coleur als potentielle Partner_innen in Frage, die Offenheit die ich erwarte, bringe ich auch selbst mit und entdecke derzeit meine Pan-Seite und die Definition als reine Lesbe ist somit auch nicht mehr haltbar. Trotzdem bleibt es meine Präferenz und die ändert sich ja eher nicht es sei denn es passiert doch.

Erschwerend kommt ja hinzu, dass ich eher passiv gepolt bin und voll drauf abfahre wenn die andere Person mir aktiv zeigt, dass sie auf mich steht, während ich eher subtile Signale aussende wenn ich jemand mag, die vielen Menschen dann doch eher zu subtil sind...
Aber ich will mich auch hier nicht verbiegen, möchte auch in Liebe und Beziehung ganz Frau sein (zumindest nach meinem Gefühl, ohne jetzt eine feministische Grundsatzdiskussion lostreten zu wollen) und auch so behandelt werden, definiere mich eben als Femme und fühle mich auch total wohl dabei...

Jetzt meine Frage: wie realistisch sind die Chancen überhaupt unter diesen Umständen?
Die Frage hat einen ganz pragmatischen Hintergrund. Lohnt sich der Aufwand überhaupt, fast 100km auf eine Frauenparty zu fahren? Klar kann ich da meine ganzen frauenliebenden Freundinnen mitschleppen und wir können uns da amüsieren, aber das ginge mit weniger Aufwand auch anders...

Wenn es das Schicksal so will könnte ich ja auch auf einer normalen Party oder in der Fußgängerzone auch jemanden treffen...
Gehe sowieso nicht auf ne Party oder queere Events um primär jemand kennenzulernen sondern um Spaß zu haben und nette Leute kennen zu lernen und gute Freundin zu sein ist auch OK für mich, nur...
Wär natürlich cool wenn in meiner Stadt die queere Szene größer wäre und mehr in meinem Alter dabei wären, ist aber nicht...

Überlege auch aus anderen Gründen in eine andere Stadt zu ziehen, gibt aber keine Garantie dass es da besser läuft, weshalb das nicht der primäre Grund sein sollte.
Pirola
ZITAT
Jetzt meine Frage: wie realistisch sind die Chancen überhaupt unter diesen Umständen?


Wie soll das Forum das beurteilen können ? Ich kann nur sagen , wie Deine Schilderungen auf mich wirken :
wie ein in sich geschlossenes System , eine Welt für sich , die für mich nicht zugänglich ist . Es scheint ja sowieso
klar , dass das alles ausweglos ist , Du sprichst mit Dir selbst und hast eh schon alles abgewägt - sehr intellektuell ,
sehr verkopft . Wo bleibe da ich als Angesprochene , Gefragte ? Willst Du überhaupt eine Antwort , einen Impuls ,
einen Dir fremden Gedanken ? So ist jedenfalls mein Eindruck .
McLeod
Moin smile.gif

Ich bekomme noch nicht so ganz zusammen, wie "passiv/Weibchen" mit Deinem Kommunikationsstil, das und mehr sehr direkt an- und auszusprechen zusammenpasst? Ist es eher ein Rollenspiel bzw. eine Vereinbarung für das Setting der intimen Begegnung und/oder des Alltagsumgangs...?

Erinnere mich schmunzelnd beim scheiternden Versuch tanzen zu lernen mit meiner damaligen Partnerin, dass die Tanzlehrerin in schallendes Gelächter ausbrach, als die Führende sagte, die Folgende habe diese Rollenverteilung bestimmt.

Wer sich klar positioniert und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt, ist für mich weder mit Weibchen, noch mit "ich sende subtile Signale" beschreibbar.

Kenne Menschen, die ihre Partnerschaf genau auf diese geradeheraus-Art konstituieren. Auch übrigens in der Kombi lesbisch/pan cis/trans. Vielleicht statistisch seltener und vermutlich nicht auf den FeldWaldWiesen-Frauenpartys gestiftet... Aber ich kenne die Kennenlerngeschichten eigentlich nicht wink.gif

Toitoitoi, auch für das mühselige Verfahren bis zur HRT und weiteren Schritten.
McLeod
Tanzmäuschen
ZITAT(Pirola @ 17.Jul.2017 - 16:30) *
ZITAT
Jetzt meine Frage: wie realistisch sind die Chancen überhaupt unter diesen Umständen?


Wie soll das Forum das beurteilen können ? Ich kann nur sagen , wie Deine Schilderungen auf mich wirken :
wie ein in sich geschlossenes System , eine Welt für sich , die für mich nicht zugänglich ist . Es scheint ja sowieso
klar , dass das alles ausweglos ist , Du sprichst mit Dir selbst und hast eh schon alles abgewägt - sehr intellektuell ,
sehr verkopft . Wo bleibe da ich als Angesprochene , Gefragte ? Willst Du überhaupt eine Antwort , einen Impuls ,
einen Dir fremden Gedanken ? So ist jedenfalls mein Eindruck .


Sorry für das Chaos, weshalb ich es auch unter dem Thema Coming Out gestellt habe, wo solche Themen Platz haben (?) .
Stell Dir einfach mal eine pupertierende 17jährige mit allen Stimmungsschwankungen vor, die gerade entdeckt hat, dass sie irgendwie queer ist, aber noch nicht so recht weiß, wie überhaupt, wo die Gefühle ständig Achterbahn fahren, massenhaft positive Erlebnisse, aber eben auch andere und ich fühle mich einfach momentan vollkommen durch den Ventilator gedreht weshalb es mir naturgemäß schwer fällt, eine konkrete Frage zu stellen, da bei mir noch voll das innere Coming Out und die Suche nach meiner sexuellen Orientierung läuft.

Wenigstens die Identität wird immer klarer. Das gibt mir schon mal Halt, der Rest ist einfach Achterbahn.
Denke, beim Thema Coming Out dürfte das nicht völlig ungewöhnlich sein.

Ich versuche einfach meine völlig widerstreitenden Gedanken und Gefühle zu sortieren, die sind mal so und mal das absolute Gegenteil, mal himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt. Aber mich einfach mal über meine Gefühlswelt auszutauschen hilft mir schon mal wieder etwas runter in Bodennähe zu kommen und eine Annäherung an die Mitte.

Sollte das Thema nicht für ein Forum passend sein dann möchte ich mich dafür entschuldigen.
Tanzmäuschen
ZITAT(McLeod @ 17.Jul.2017 - 18:06) *
Moin smile.gif

Ich bekomme noch nicht so ganz zusammen, wie "passiv/Weibchen" mit Deinem Kommunikationsstil, das und mehr sehr direkt an- und auszusprechen zusammenpasst? Ist es eher ein Rollenspiel bzw. eine Vereinbarung für das Setting der intimen Begegnung und/oder des Alltagsumgangs...?

Erinnere mich schmunzelnd beim scheiternden Versuch tanzen zu lernen mit meiner damaligen Partnerin, dass die Tanzlehrerin in schallendes Gelächter ausbrach, als die Führende sagte, die Folgende habe diese Rollenverteilung bestimmt.

Wer sich klar positioniert und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt, ist für mich weder mit Weibchen, noch mit "ich sende subtile Signale" beschreibbar.

Kenne Menschen, die ihre Partnerschaf genau auf diese geradeheraus-Art konstituieren. Auch übrigens in der Kombi lesbisch/pan cis/trans. Vielleicht statistisch seltener und vermutlich nicht auf den FeldWaldWiesen-Frauenpartys gestiftet... Aber ich kenne die Kennenlerngeschichten eigentlich nicht wink.gif

Toitoitoi, auch für das mühselige Verfahren bis zur HRT und weiteren Schritten.
McLeod


Du Liebe, danke für Deine Geduld.
Mir geht es nicht um ein Rollenspiel, sondern um Selbsterkenntnis wie ich ticke, was ich mag und was ich bevorzuge.
Da jetzt irgendwelche Rollen-Etiketten dran zu kleben hilft mir, das für mich selbst klarer zu stellen und dann irgendwie auch kommunizieren zu können.

Ich versuche mal die Klischees wegzulassen. Ich stehe total drauf, wenn ich angeflirtet werde und mir die andere Person klar signalisiert, dass sie Interesse an mir hat. Natürlich mag das jede_r. Logisch. Bin ja auch total unsicher und habe zeitlebens sehr viel Abweisung und Zurückweisung erfahren, außerdem bewege ich mich in einem Umfeld wo die meisten Menschen sehr viel jünger sind und wenn dann der Kontakt von ihnen ausgeht dann ist schon mal klar, dass sie kein Problem mit dem Altersunterschied und damit haben, dass ich bin wie ich bin - schon mal ein guter Anfang.
Auf die Art bleibe ich auch offen für Menschen die nicht meiner gewohnten Präferenz entsprechen und kann mich auf vollkommen neuartige Begegnungen einlassen, mit Menschen wo ich es nie gedacht hätte. Meine Ex-Loverin war eine ganze Ecke älter als ich und fast das Gegenteil meiner normalen Präferenz. Aber sie hat sich so um mich bemüht und mein Herz gewonnen und anfangs war es auch total schön und romantisch, eine Erfahrung die mein Leben total bereichtert hat, dass wir uns wieder dabei sind auseinanderzudividieren hat allerdings noch 1000 andere Gründe die später erst offensichtlich wurden, die Disphorie allein, das hätten wir durchaus lösen können, weil ich das immer sofort klar angesprochen habe und sie auch darauf Rücksicht genommen hat.

Aktiv, passiv, wie auch immer man/frau das nennen mag hat natürlich viel mit meiner totalen Unsicherheit zu tun, andererseits ist es ja auch total schön, umworben zu werben und meine alten Präferenzen in den Mülleimer zu werfen und einfach nur drauf zu achten, ob es sich stimmig anfühlt, ist einfach befreiend.

Ich mag es auch gar nicht, bestimmend in der Beziehung den Ton anzugeben, eben wegen meiner Offenheit und Neugier, mich auf völlig neue und andersartige Dinge einzulassen. Würde ich den Ton angeben, dann würde ich ja immer wieder diesselben Erfahrungen machen und das will ich ja gar nicht.

Aber irgendwie liegt es auch in meinem natürlichen Naturell, habe ein großes Herz, will gar nicht bestimmen sondern im Fluss sein.
Frauen haben jahrhundertelang gegen das weibliche Rollenklischee gekämpft, aber mir liegt es irgendwie und ich finde es total befreiend und entspannend, mich voll hinzugeben und eben nichts zu bestimmen...

Auch beim Tanzen wo ich offiziell führe ist es meine Art zu führen eher eine Art Vorschlag und es entwickelt sich eher eine Art Dialog wo Führen und Folgen einfach ineinander fließen. Früher haben mich viele Frauen nach ein paar Schritten stehen lassen weil ich zu unklar und unsicher war, heute habe ich nach jahrelanger Übung inzwischen genau die richtige Mischung drauf und versuche es auch mittlerweile in der anderen Rolle, merke aber auch da, dass ich Schwierigkeiten habe wenn mein_e Partner_in mir unklare Signale gibt weil ich am liebsten die Augen schließen und mich voll meine_r Partner_in hingeben möchte ohne an irgendwelche Schritte zu denken, die ich aktiv machen müsste...

Vielleicht lässt sich das so umschreiben. Die Begriffe "Weibchen/Männchen" gehören in die Gender-Mottenkiste obwohl ich gerne mit den Begriffen kokettiere, aktiv passiv trifft es besser und ist neutraler.

Und mich so zu definieren gibt mir in meinem ganzen Gefühls-chaos einfach halt. Ich erlaube mir eben, passiv zu sein, mein früheres Leben habe ich mich stets unter Druck gefühlt, aktiv zu sein, weil es eben von mir erwartet wurde (oder es mir das so fest eingetrichtert wurde, dass ich es glaubte, ob es tatsächlich stimmt kann nur beurteilen wer anders aufgewachsen ist), obwohl es irgendwie nicht zu meinem Naturell gehört.

Ab und zu mal muss ich natürlich auch mal aktiv werden. Gehört schon dazu damit es Ping/Pong macht. Fühle mich aber hierbei sehr unsicher und verletzlich. Da spielen natürlich jahrzehntelange Abweisung und entsprechende negative Erfahrungen, die sich leider nicht aus dem emotionalen Gedächtnis löschen lassen, eine große Rolle.

Aber jetzt ist es erstmal wie es ist und im Augenblick finde ich es OK, zu meiner Unsicherheit und Verletzlichkeit zu stehen und das auch zu kommunizieren. Wenn ich dann doch mal aktiv werden muss, da ich an einer Person einfach Interesse habe, dann sage ich rundheraus, dass das für mich ungewohnt ist und mir das Herz bis zum Halse klopft, ich aber aus meinem Schneckenhaus gehe weil die Person mir wichtig ist. Das kommt deutlich besser an, als wenn ich versuche meine Unsicherheit und Ängste, die durch meine Körpersprache klar sichtbar sind, zu überspielen.

Wie gesagt, fühle mich durch und durch wie eine 17Jährige für die alles neu ist und die schüchtern erste Versuche macht, da Erfahrungen zu machen und dabei ist, ihre Sexualität zu erkunden, denn genau in dieser Phase bin ich jetzt.

Inzwischen würde ich mich auch eher Richtung Pan definieren, denn Alter, Aussehen, Geschlecht, sexuelle Identität und Orientierung beginnen für mich immer mehr an Bedeutung zu verlieren, zugleich bin ich daher in dieser turbulenten Phase völlig verwirrt und orientierungslos. Eigentlich schön, begegne aber immer wieder Menschen, für die diese Dinge noch eine Bedeutung haben und jetzt, wo ich mich beginne zu öffnen, muss ich auch lernen das zu akzeptieren....


So, schon wieder lange Textwüste, aber ich sehe die Dinge schon wieder ein wenig klarer und optimistischer.
Das mal zu Formulieren hilft ungemein, mein Gefühls- und Gedankenchaos in meinem Kopf zu sortieren und mir einige Fragen letztlich selbst zu beantworten.

Fällt mir auch sehr schwer, das meinem Umfeld mitzuteilen, da kommt irgendwie niemand mehr mit, außer anderen die den gleichen Prozess erleben. Dass sich bei Trans*menschen nach dem Coming Out auch die sexuellte Orientierung verändern/erweitern kann ist gar nicht so selten und ich habe es auch schon von anderen gehört....

Bin mir auch unsicher, ob und wie weit es hier noch themenmäßig in dieses Forum gehört, weil das ja über das Hauptthema der frauenliebenden Frau hinaus geht, obwohl ich auch das immer bleiben werde, allerdings eben nicht nur das...
McLeod
Hallöchen...

Hast Du denn jetzt noch eine Frage...? Außer, dass es offenbar wie bei vielen Menschen ist und Verlieben nicht vom Himmel fällt und an jeder Ecke wartet...?

Liebe Grüße
McLeod
Tanzmäuschen
ZITAT(McLeod @ 17.Jul.2017 - 22:58) *
Hallöchen...

Hast Du denn jetzt noch eine Frage...? Außer, dass es offenbar wie bei vielen Menschen ist und Verlieben nicht vom Himmel fällt und an jeder Ecke wartet...?

Liebe Grüße
McLeod


Eigentlich nicht mehr. Ist mir mittlerweile auch sehr viel klarer geworden, und Dein voriger Beitrag hat da auch noch einiges zur Bestätigung beigetragen.
Mit Bi/Pan-Menschen ist es naturgemäß am einfachsten, wobei mich eigentlich nur interessiert ob jemand auf mich steht oder nicht, und mit dem Thema Disphorie muss ich eben lernen umzugehen. Bin da auf gutem Weg. Wenigstens da bin ich klar und kann es kommunizieren um Missverständnisse zu vermeiden was für alle Seiten einfach fair ist.
Frauen-Party mag jetzt wegen der langen Anfahrt jetzt eher nicht der richtige Ort sein, wenn es um die Ecke wäre, wärs auch schnuppe, schließlich mag ich ja total die entspannte Atmosphäre. Werde da eher mit ein paar Freundinnen hinfahren um mal einen unter Mädels drauf zu machen oder um mal meine total nette Arbeitskollegin auszuführen😉

Ansonsten eben, relaxen, relaxen, relaxen....

Ist halt ein wenig wie bei Alice im Wunderland. Wenn frau nicht weiß wo sie hin will sind alle Wege die richtigen.
Bin zur Zeit völlig verwirrt aber das ist nicht unbedingt schlecht, denn so bewegt sich was und ich finde so Schritt für Schritt zu meinem wahren Selbst. Vor ein paar Tagen habe ich mich gefragt, ob ich das mit Frauen nicht besser dran geben sollte weil es irgendwie schwierig ist, mit der anderen Seite ist es deutlich einfacher, wobei ich mich da genauso irren kann😉, aber am selben Tag lerne ich prompt ne tolle Frau kennen was das ganze wieder völlig ad absurdum führt 😂😂😂

Coming out ist halt ein komplizierter Prozess und das dauert wohl noch ne Weile...
Bin halt derzeit emotional mega instabil und pendel derzeit rasant zwischen Wolke 7 und Depression hin und her.
Immerhin besser als eine stabile Depression.

Aber ganz ganz lieben Dank für Deine Geduld🤗

McLeod
Gern... ich muss ein wenig schmunzeln über so einiges. Weil ich mir nicht wirklich vorstellen kann, wie "es mit den Frauen sein lassen" funktionieren kann... oder auch weil ich schon viele Lieben gesehen (und z.T. auch selbst erlebt habe), bei denen ein Begehren erst zu der Reflektion und ggf. Neu-Benennung der eigenen Orientierung führte. Also Frauen, die sich bei "hetero" einsortiert hätten und sich dann in eine andere Frau verliebt erlebten. Frauen, die immer der Meinung waren, dass Frauen mit einer transsexuellen Biografie bestimmt nie nicht attraktiv für sie wären - und dann treffen sie eine zauberhafte solche und verlieren ihr Herz. Ob sie sich dann "pan" nennen oder in China fällt ein Sack Reis um. Wenn ich mich lesbisch nenne, dann kann ich trotzdem nicht für mich ausschließen (und würde es auch nicht), dass eine Verliebung und Beziehung in der Zukunft sich anders konstituiert und diese Benennung nicht mehr passt. Was angesichts meiner begonnenen Freundschaften der letzten Jahre, die sich aus meinen beruflichen / ehrenamtlichen Zusammenhängen ergeben haben, durch die ich viele Menschen aus der Sphäre trans/non-binary kennenlernte, eine grundsätzliche statistische Chance ergibt. Und Statistik ist mir ja sowas von wurscht, wenn ich mich verliebe und einlassen möchte. Auch meine eigene Beziehungsstatistik. Es geht ums Menschsein, nicht um Begriffe.

Einen guten Dienstag Dir...
McLeod
JuliaLovely86
Hallo Tanzmäuschen smile.gif

Kann sehr gut verstehen das du "verwirrt" bist, was deine Präferenzen angeht. Bin selber eine lesbische Transfrau^^ Selber ins Bewusstsein gelangt ist mir das erst während meiner Therapie, als ich meiner Therapeutin von meinen "seltsamen" Träumen erzählt habe (bin wegen schwerer Depression in Behandlung). Habe zwar schon immer gespürt das ich "anders" bin, aber richtig bewusst wurde es erst durch die Träume und als ich mich zum ersten Mal geschminkt habe. Ich konnte mich zum ersten Mal selbst im Spiegel ansehen und lächeln. Weil ich in dem Moment dachte:"Das bin ich wirklich, eine Frau und kein Mann!". Bin ehrlich, als ich jünger war hatte ich sogar eine Abneigung gegen Homosexuelle und Transsexuelle. Mein Vater ist leider einer von der konservativen Sorte und einer der gerne Leute runtermacht die im nicht gewachsen sind. Dazu zähle leider auch ich sad.gif Aus Angst vor ihm, wagt man dann nicht seinem verkorksten Weltbild zu widersprechen. Aber dank der Medikation und meiner Therapie gewinnt meine offene Einstellung jetzt die Oberhand cheerlead.gif Fühle mich mittlerweile auch sowohl zu Transfrauen als auch "normalen" Frauen hingezogen wub.gif Was Präferenzen angeht: Probieren geht über studieren smile.gif Wenn Frau sich gut dabei fühlt und glücklich ist, dann ist es richtig. Auf das Bauchgefühl hören lohnt sich in diesem Zusammenhang. Ganz egal was die Umgebung denkt. Was das Flirten angeht: Das hat nicht unbedingt was mit dem Geschlecht zu tun wink.gif Gibt Menschen die genießen es zu flirten und andere wiederum lieben es mehr zu an geflirtet zu werden. Ich genieße Beides, obwohl lieber selber "aktiv" werde biggrin.gif
Tanzmäuschen
Liebe Julia,

irgendwie ähneln sich die Geschichten alle. Auch ich bin extrem homo- und transphob erzogen worden, alles feminine wurde mir ausgeprügelt damit ich mal nicht schwul werde. Heute wäre es meinen Eltern lieber wenn ich schwul wäre a5.gif
Lesbisch kapieren die erst recht nicht, ok seit ein paar Tagen jetzt offiziel bi bzw. pan - f$%k the labels...

Leider habe ich bis jetzt noch keine Therapeutin gefunden die sich meiner Probleme annimmt. Bin wegen psychicher Probleme berentet, schwer traumatisiert, Opfer von häuslicher Gewalt, Missbrauchsthema etc. aber bis jetzt hat sich noch kein Therapeut irgendwie dafür interessiert. Auch mit meinen Problemen wegen meiner Sexualität fühle ich mich völlig allein gelassen.

Meine gesetzlich vorgeschriebene Zwangstherapie wird bis jetzt nicht von der Kasse übernommen, muss ich von Sozialhilfe selbst tragen...
Ja alles eine unglückliche Verkettung lauter unglücklicher Umstände..
Hatte vorher eine Therapeutin die von der Kasse bezahlt wurde, aber die hat nach 2 Jahren hingeschmissen weil sie mich nicht zum Hetero umerziehen konnte und irgendwie Ursache mit Wirkung verwechselt hat.
Momentan liegt die Priorität darauf, die Indikation zu kriegen, damit es wieder voran geht und sich wenig etwas ändert. Kann aus Kostengründen jetzt nicht so viele Therapiestunden nehmen dass ich auch noch zusätzlich über meine sexuellen Probleme sprechen kann, obwohl der Leidensdruck ja ursächlich daher rührt und der ganze Eisberg darüber nur die Folgen sind da ich mich viel zu spät geoutet habe und jetzt mit den Folgen meiner verzweifelten Versuche, irgendwie heterosexuell zu leben klar kommen muss...

Aber besser spät als nie. Kenne andere die sich noch viel später geoutet haben, insofern bin ich keine Ausnahme....

Zu meinem Problem: mich finden überwiegend Heterosexuelle (oder welche die sich dafür halten wink.gif ) beiderlei Geschlechts total zum Anbeißen.
Wenn ich noch imstande wäre heterosexuelle Praktiken auszuüben oder genug Erfahrung mit der anderen Straßenseite hätte (habe erst seit ein paar Tagen erkannt dass ich tatsächlich bi bin) dann könnte ich so ein tolles Leben haben....
Könnte...
Genau da liegt der Hase im Pfeffer.
Heterosexuelle Praktiken gehen nicht mehr. Meine Psyche spielt da wegen der Disphorie nicht mit. Die Hardware ist zwar da, die Treiber sind aber nicht geladen. Das einer Frau zu erklären, die noch nie was mit einer Frau hatte und die sich gar nicht vorstellen kann wie das ohne gehen soll ist....äh, ja.. mühsam...
Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer wirklich an mir interessiert ist lässt sich drauf ein, die anderen - tschüsss
Mit Frauen die schon Erfahrung mit Frauen haben wäre das wirklich einfacher, denn die wissen, dass es auch ohne geht...

Wie gesag, mit Geduld und Spucke. Will erstmal die Transition durchziehen. Habe auch was mit einer Frau am Köcheln die auf Frauen steht und sich sehr zu mir hingezogen fühlt, aber in welche Richtung das mal gehen wird steht derzeit noch in den Sternen. Eile mit Weile...
JuliaLovely86
ZITAT
Meine gesetzlich vorgeschriebene Zwangstherapie wird bis jetzt nicht von der Kasse übernommen, muss ich von Sozialhilfe selbst tragen...
Ja alles eine unglückliche Verkettung lauter unglücklicher Umstände..
Hatte vorher eine Therapeutin die von der Kasse bezahlt wurde, aber die hat nach 2 Jahren hingeschmissen weil sie mich nicht zum Hetero umerziehen konnte und irgendwie Ursache mit Wirkung verwechselt hat.
Momentan liegt die Priorität darauf, die Indikation zu kriegen, damit es wieder voran geht und sich wenig etwas ändert. Kann aus Kostengründen jetzt nicht so viele Therapiestunden nehmen dass ich auch noch zusätzlich über meine sexuellen Probleme sprechen kann, obwohl der Leidensdruck ja ursächlich daher rührt und der ganze Eisberg darüber nur die Folgen sind da ich mich viel zu spät geoutet habe und jetzt mit den Folgen meiner verzweifelten Versuche, irgendwie heterosexuell zu leben klar kommen muss...

"Zwangstherapie" das Wort lässt mich schon erschaudern....Aber deine ehemalige Therapeutin hat auch eindeutig ihren Beruf verfehlt, wenn ich das mal so sagen darf mad.gif . Zum hetero "umerziehen" geht gar nicht! Transsexualität ist keine Krankheit, sonder eine Form der Sexualität. Wie z.B. Hetero-, Bi- oder Homosexualität. Genauso wie es übrigens meine Therapeutin sieht smile.gif Sexualtherapie macht auch nicht jede/r Psychotherapeut/inn. Gibt auch extra Therapeuten die sich nur darauf spezialisiert haben. Meine Therapeutin macht ist z.B. auch mehr auf Verhaltenstherapie spezialisiert, den auf Sexualtherapie. Leider gibts in meinem Ort kaum welche. Das Problem, wenn man in einer Erzkatholischen Stadt wohnt sad.gif. Seltsamerweise aber genau diese Stadt ein Lokal für Trans-, Bi- und Homosexuelle hatt^^ Ein Lokal für Erwachsenenunterhaltung lach.gif .Jap wir lesbischen Frauen wissen das es auch "Ohne" geht^^ Was Zuneigung angeht: Ich wurde mal online von einem Mann umworben (Wurde sehr intim, Details lasse ich lieber weg^^). Was ich aber leider nicht wusste zum Zeitpunkt als ich mich darauf eingelassen. Hab selber aber mit offenen Karten gespielt und ihm direkt gesagt wer ich bin (lesbische Transfrau). Hatte auch keine Abneigung gegen mich und hat mich sogar für meinen Mut bewundert. Er hat aber wirklich so geschrieben als wäre ich eine Frau und mich außerhalb der PMs, die wir uns geschrieben haben, so gesehen. Das war das erste Mal in meinem ganzen Leben, das meine Liebe erwidert wurde. Als er dann aber sagte das er ihn Wirklichkeit ein Mann ist und keine Frau, brach für mich eine Welt zusammen. Meine Gefühle waren auf einmal vollkommen verpufft und ich war traurig. Hab ihm dann am nächsten Tag geschrieben das ich in dieser Hinsicht nichts mit Männern "anfangen" kann. Freundschaft ja, Liebe nein. Geht einfach nicht bei mir sad.gif Aber ich habe ihm trotzdem geschrieben das es mich mehr als schmeichelt, das es Menschen dort draußen gibt die sich in mich verlieben smile.gif Das es Menschen gibt die mich attraktiv finden und mich als das sehen was ich bin: Eine Frau die sich von anderen Frauen angezogen fühlt (Ganz gleich ob Trans- oder Cisfrau). Mensch ich erzähle schon wieder Romane^^

LG Julia
Tanzmäuschen
Liebe Julia,

Danke für Deine offenen und ausführlichen Ausführung.

"Zwangstherapie" ist eine harte zuspitzende Formulierung, die ich bewusst aus der aktuellen Petition zur Neuformulierung des TSG entnommen habe, wo umfangreiche Reformen gefordert werden.

Eine freiwillige therapeutische Begleitung macht Sinn, muss aber von speziell ausgebildeten Therapeuten durchgeführt werden und sollte selbstverständlich von der Krankenkasse übernommen werden.

Das momentane Verfahren ist wissenschaftlich veraltet und unnötig bürokratisch und kostenintensiv und in meinem Fall treffen halt sehr viele ungünstige Umstände zusammen.
Zum Beispiel soll lt. Richtlinie Botderline als Ursache ausgeschlossen werden was völliger Unsinn ist, da sich gerade als Folge einer unterdrückten Transidentität borderline-ähnliche Symptome oder auch Borderline als Folge entwickeln kann.
Fast alle TS die ich kenne fangen mit dieser Diagnose an, die eher ein Hinweis auf eine unterdrückte TS sein kann statt der Ursache.

Habe eine spezialisierte Therapeutin gefunden, die auch Sexualtherapeutin ist. Wenn der enorme Kostendruck nicht wäre bzw. ich endlich die Kostenübernahme durch die KK erkämpfen könnte, dann wäre sie genau die richtige Person um auch über all die anderen Themen zu sprechen. So zieht es sich ewig in die Länge...
Aber außer Geduld, Geduld und nochmals Geduld hilft hier eben nichts...

Mehr als das was ich ohnehin schon tue kann ich eigentlich nicht tun.
Durch meinen sorgfältig gewählten Kleidungsstil und meine Körpersprache bin ich für Menschen, die sich mit der Thematik beschäftigt haben leicht von einem Transvestiten, Crossdresser, DWT oder einer Dragqueen zu unterscheiden. Dass andere den Unterschied nicht kennen und mich verwechseln liegt außerhalb meiner Kontrolle aber ich kläre die Leute auf. Es mag nervig sein, aber so ist es nun mal.

Mein inneres Coming out wahr auch erst durch persönlichen Kontakt mit anderen Betroffenen möglich die mich aufgeklärt haben. Und die Frau die sich auf mich als ihrer ersten Liebhaberin eingelassen hat, hat sich danach generell für Frauen geöffnet, also ihre eigene Bi-Seite akzeptiert. Insofern habe ich ihr auch etwas gegeben sozusagen als Entwicklungshelferin und das ist doch auch ein schönes Gefühl.

Bei mir war ja auch die Tatsache das ich auch Pre-HRT-Transfrauen sehr anziehend fand umgekehrt ein deutlicher Hinweis auf eine sehr wahrscheinlich vorhandene latente Bi-Orientierung. Der einzige Unterschied zwischen einer Pre-HRT und einem femininen Mann ist doch nur wie sich die betreffende Person selbst definiert. Hier dazwischen künstlich zu unterscheiden fühlte sich dann doch für mich irgendwie verdeckt homophob an. Wie gesagt, mein Gefühl, meine persönliche Meinung, die sich in meinem Fall auch tatsächlich bestätigt hat. Jetzt bin ich glücklich, meine eigene Homophobie komplett überwunden zu haben und wirklich alle Gefühle endlich zuzulassen.
Und Transpersonen waren quasi der Türöffner.

Und wenn ich der einen oder anderen Person helfen kann, eine evtl. latent vorhandene Bi-Seite zu entdecken, dann gebe ich auch wieder zurück was ich von anderen mutigen Menschen erhalten habe.
Den Prozess müssen sie selbst gehen aber wenn ich sie möglicherweise zum Nachdenken anrege kann es ihnen vielleicht auch helfen.
Das Leben ist einfach zu kurz um irgendetwas zu unterdrücken.

Dieser Gedanke hilft mir ein wenig den gelegentlichen Frust zu kompensieren, da es manchmal doch etwas nervig ist.

switch
ZITAT(JuliaLovely86 @ 19.Jul.2017 - 18:34) *
Transsexualität ist keine Krankheit, sonder eine Form der Sexualität. Wie z.B. Hetero-, Bi- oder Homosexualität.



Mit der Aussage liegst du sowas von falsch, liebe Julia.
Transsexualität ist mitnichten eine Form der Sexualität. Das hat damit überhaupnichts zu tun. Falls deine Therapeutin der gleichen Meinung sein sollte: Lauf so schnell dich deine Füße tragen können.

Zum Thema "Zwangstherapie": ja, die Begleittherapie im Rahmen der Diagnose F 64.0 ist für die medizinischen Maßnahmen Pflicht, für die rechtliche Angleichung aber nicht. Du kannst also durchaus eine Vornamens-und Personenstandsänderung vollziehen ohne Therapie. Bei medizinischen Maßnahmen, sprich die Hormonersatztherapie sowie weitere körperliche Angleichungen an das psychisch selbst empfundene Geschlecht, ist eine psychologisch fachliche Begleitung doch auch sinnvoll.
Zumal viele Transgender noch in der Findungsphase sind wenn sie einen Therapeuten aufsuchen.

Ich halte es für Rechtens, wenn man von der Solidargemeinschaft, also den Mitgliedern der Krankenkasse, Leistungen in Höhe von teilweise mehreren Zenhntausend Euro abruft, eine gesicherte Diagnose gestellt wird und der "Patient" für mindestens ein Jahr (18 Monate waren mal, ist inzwischen gelockert von diversen Krankenkassen) therapeutisch begleitet wird.

Für den rechtlichen Weg sind bis dato noch 2 voneinander unabhängige psychiatrische Gutachten, die privat gezahlt werden müssen und die Anhörung vor Gericht, erforderlich. Dieses Verfahren wird aber wahrscheinlich schon bald Geschichte sein, ein entsprechender Gesetzesentwurf liegt vor.

LG
Switch
McLeod
Für die rechtlichen Schritte sind immer noch zwei Gutachten Pflicht, das kommt aus der alten, in vielen Teilen gerichtlich gekippten (Menschenrechte, Verfassung) Kombi im TSG, die früher eine Personenstandsänderung von einem umfangreichen OP-Paket abhängig machte. Die medizinischen Voraussetzungen sind jetzt weg, die Gutachten sind geblieben. Eine Bundesratsinitiative mit einem "normalen" bürokratischen Akt für Änderungen an Papiere n ist auf dem Weg. Möge es zügig gehen.

McLeod aus dem off
Tanzmäuschen
Inhaltlich ist nichts hinzuzufügen.
Möchte nur anmerken, dass ich die Formulierung "Leistungen aus der Solidargemeinschaft beziehen" persönlich als bedenklich betrachte, auch wenn die Verfasserin das mit Sicherheit nicht so gemeint hat.
"Leistungen der KK" finde ich neutraler. Außerdem ist eine fachlich qualifizierte Begleitung auch aus vielen anderen Gründen dringend notwendig, auch wenn die Leistungsrichtlinen der KK zur Gewährung psychotherapischer Leistungen derzeit vollkommen an der Realität vorbei gehen und dringend überarbeitet werden müssen, ebenso tut eine qualifizierte Fortbildung von Therapeuti_innen dringend not die mit dem Thema hoffnungslos überfordert sind und völlig veraltete Ansätze verfolgen, um die dringend notwendige Begleitung überhaupt durchführen zu können.
Realität und Anspruch klaffen hier extrem auseinander.

Hatte vor ein paar Tagen eine Diskussion mit jemandem der der Meinung war, dass alle TS dem Steuerzahler nur unnötig zur Last fallen und alles selber zahlen müssten.

Auf die Frage wie Behinderte das dann eigentlich machen sollen, bin schwerbehindert, neben den obligatorischen psychischen Problemen bedingt durch die TS, auch noch schweres ADHS, Hochbegabung, Hochsensibel, gehöre zum autistischen Spektrum. Mit einem behindertengerechten Arbeitsplatz kann ich wegen meiner Hochbegabung Höchstleistungen erzielen, "normale" Jobs gehen leider nicht, weshalb mich das Jobcenter einfach in Rente geschickt hat, weil es billiger ist, als mir zu helfen trotz meiner Behinderung wieder in den Arbeitsprozess mit einer für mich geeigneten Arbeit zu kommen.

Dann kam natürlich das ultimative Killerargument, das ADHS angeblich eine erfundene Krankheit wäre und Betroffene einfach nur zu faul zum arbeiten wären, eine Meinung die noch immer viele Behörden vertreten und wo es noch viel Aufklärungsarbeit bedarf...

Mir wäre dann fast rausgeplatzt, ob Euthanasie nicht in letzter Konsequenz die kostengünstigste Lösung für die Solidargemeinschaft wäre, was ich mir aber dann verkniffen habe. Allerdings hat es mich so getriggert dass ich danach noch lange heftige Depressionen hatte.

Dabei habe ich trotz meiner Behinderung 30 Jahre gearbeitet und Unsummen in die Solidargemeinschaft eingezahlt, u.a. jahrzehntelang den Höchstsatz zur freiwilligen Krankenversicherung, ohne mich auch nur einmal krank zu melden oder medizinische Leistungen in Anspruch zu nehmen. Habe alles still mit mir rumgetragen, wie es für Menschen aus dem autistischen Spektrum nunmal typisch ist, bis es eben nicht mehr ging.

Mit genügend Geld wären die meisten meiner Probleme leicht zu lösen, geht mit Psychotherapie los, geht weiter über professionelle Haarentfernung, dir ich mir finanziell nicht leisten kann, was einen enormen Leidensdruck erzeugt, geht weiter über die Schwierigkeiten soziale Kontakte zu machen, was für sozial Schwache schon mal schwieriger ist und wenn frau dann auch noch starke autistische Züge hat, eben megaschwierig und aufwendig, ist aber nicht...

Lt. Gesetz steht mir Hilfe zum Ausgleich meiner Behinderung zwar zu, in der Praxis scheitert es daran dass aus Kostengründen keine sinnvolle Hilfe gewährt wird. Die Standardausrede lautet: Behinderten darf es nicht besser gehen als Gesunden.
Dass aber Gesunde mit einem funktionierenden sozialen Umfeld besser mit Armut klarkommen und gerade Behinderte so noch doppelt die A-Karte gezogen haben, ist vielen Menschen nicht bewusst.

Kämpfe um jedes bisschen Lebensqualität und schlage mich den Umständen entsprechend recht gut und ändern lässt sich eben nichts, weil die Welt nunmal so ist, wie sie ist und es durchaus noch schlimmer sein könnte...

Aber mich damit gut zu fühlen finde ich ein wenig viel verlangt.

Soviel zur Erklärung weshalb "Solidargemeinschaft" für mich persönlich ein Reizwort ist, obwohl das Argument sachlich korrekt und nicht von der Hand zu weisen ist und ganz bestimmt nicht negativ gemeint ist. Gehe ich doch mal fest von aus😉
McLeod
Wichtiger Punkt. Ich würde es auch unter einer angemessenen Differenzialdiagnostik angesiedelt sehen wollen, vom Verständnis her. So wie eine Orthopädin erstmal über MRT und Röntgen schaut, ob es mein Meniskus oder ein Bänderriss ist, ehe sie mein Knie aufschneidet... Am Ende ist es vielleicht ein Entzündung und die wäre medikamentös behandelbar.

Das, was wir mit "Transsexualität" benennen ist ja nicht selbst eine Krankheit, sondern eine Variante des Menschseins, die ggf. mit medizinischen Möglichkeiten zu einem besseren = gesünderen Alltagsleben kommt. So wie wenn zwei zusammengewachsene Finger operativ voneinander getrennt werden, um die bestmögliche Nutzbarkeit der Hand zu schaffen. Nur ein paar Nummern größer in den Auswirkungen. Ähnlich wie bei Homosexualität ist auch hier langsam aber sicher die Unterscheidung angekommen, dass nicht die Variante selbst die (psychische) Krankheit ist, sondern die Lebensumstände zu psychischen Auswirkungen führen können (Krankheitenkatalog-Update zum ICD-10 1992 - Homosexualität raus, rein kam "psychische Leiden aufgrund unausgelebter oder abgelehnter Homosexualität" oder so ähnlich). ICD-11 ist auf dem Weg.

Auch eine Nicht-Krankheit, die medizinisch begleitet wird, ist beispielsweise die Schwangerschaft.

Während wir uns so austauschen über Fakten und Wissen und Weltsichten... Vielleicht zurück zum Thema: tanzmäuschen, ich erlebe Dich hier, soweit das digital möglich ist, in sehr unterschiedlicher Art. Mal sehr emotional und bedürftig. Mal sehr faktenorientiert, sachlich und souverän "auftretend". Einerseits kämpfst Du um elementare ökonomische Grundlagen für Deinen Lebensalltag, andererseits bist Du unterwegs, lernst Menschen kennen und lässt Dich wo die Chemie stimmt auf sie ein. Meine Hochachtung, Du hast viel zu tragen und bleibst am Ball, für Deine Belange auf allen Ebenen.

Grüßkens
McL
JuliaLovely86
ZITAT(switch @ 20.Jul.2017 - 11:47) *
ZITAT(JuliaLovely86 @ 19.Jul.2017 - 18:34) *
Transsexualität ist keine Krankheit, sonder eine Form der Sexualität. Wie z.B. Hetero-, Bi- oder Homosexualität.



Mit der Aussage liegst du sowas von falsch, liebe Julia.
Transsexualität ist mitnichten eine Form der Sexualität. Das hat damit überhaupnichts zu tun. Falls deine Therapeutin der gleichen Meinung sein sollte: Lauf so schnell dich deine Füße tragen können.

Zum Thema "Zwangstherapie": ja, die Begleittherapie im Rahmen der Diagnose F 64.0 ist für die medizinischen Maßnahmen Pflicht, für die rechtliche Angleichung aber nicht. Du kannst also durchaus eine Vornamens-und Personenstandsänderung vollziehen ohne Therapie. Bei medizinischen Maßnahmen, sprich die Hormonersatztherapie sowie weitere körperliche Angleichungen an das psychisch selbst empfundene Geschlecht, ist eine psychologisch fachliche Begleitung doch auch sinnvoll.
Zumal viele Transgender noch in der Findungsphase sind wenn sie einen Therapeuten aufsuchen.

Ich halte es für Rechtens, wenn man von der Solidargemeinschaft, also den Mitgliedern der Krankenkasse, Leistungen in Höhe von teilweise mehreren Zenhntausend Euro abruft, eine gesicherte Diagnose gestellt wird und der "Patient" für mindestens ein Jahr (18 Monate waren mal, ist inzwischen gelockert von diversen Krankenkassen) therapeutisch begleitet wird.

Für den rechtlichen Weg sind bis dato noch 2 voneinander unabhängige psychiatrische Gutachten, die privat gezahlt werden müssen und die Anhörung vor Gericht, erforderlich. Dieses Verfahren wird aber wahrscheinlich schon bald Geschichte sein, ein entsprechender Gesetzesentwurf liegt vor.

LG
Switch


Das musst du mir aber mal erklären liebe Switch smile.gif. Warum ist deiner Meinung nach Transsexualität eine Krankheit? Bloß weil sie unter die Kategorie psychische Krankheit fällt, sprich F 64.0? Das sogenannte Burnout-Sydrom ist nähmlich auch keine eigenständige Krankheit, weil es nur ein Modewort für Depression ist. Klingt halt besser: Burnout, die Krankheit der Erfolgreichen und Tüchtigen. Während Depression nach "Versagen " und zu "Faul" klingt. Die Krankheit derer, die nicht auf die Reihe kriegen laut öffentlichen Bild. Zurück zur Transsexualität: Ich fühle mich was meine Transsexualität NICHT krank. Mein sagt ja schließlich auch nicht zu Homo- oder Bisexuellen das sie "krank" sind wink.gif In einem Forum für Transfrauen wo ich auch bin, sind viele die die Einteilung von Transsexualität in die Kategorie "Psychische Krankheiten" kritisch sehen und sogar dafür sind das zu ändern. In die Kategorie "Sexualpräferenzen", also in die gleiche "Schublade" wie Hetero, Bi- und Homosexualität. Der Grund dafür ist simpel: Ich möchte nicht als Transfrau als "krank" angesehen werden, obwohl ich es gar nicht bin. Ich fühle mich halt als Frau, gefangen im falschen Körper. Transsexualität selbst ist keine Krankheit, eher die Begleitumstände (Das soziale Umfeld). Hoffe ich habe es richtig erklärt (Erklärungen sind nicht gerade mein Steckenpferd^^) rolleyes.gif . Ist nicht gegen dich gerichtet liebe Switch wink.gif

LG Julia
leslie
*kurz reinschleicht*

Ich glaube, dass switch nicht meinte, dass Transsexualität eine Krankheit ist, sondern dass sie damit lediglich sagen wollte, dass es KEINE Form der Sexualität ist - und da möchte ich mich rein gefühlt mal anschließen, denn Transsexuelle "wollen" ja nicht irgendeine Form der Sexualität, sondern sie fühlen sich im falschen Körper - egal ob sie sich als lesbisch, schwul, bi oder hetero oder was ich jetzt alles vergessen habe empfinden, aber sie stecken halt im falschen Körper (aber wem erzähle ich das hier wink.gif )

*schnell wieder rausschleicht*
LG Leslie
switch
Genau Leslie (übrigens sehr hübscher Name bluemele.gif ) genauso wie du es beschreibst, möchte ich meine Aussage verstanden wissen. thumbsup.gif
McLeod
Kurz zur Klärung möglicher Kategorien: Begehren und Partnerschaften fassen wir zur Zeit in die verschiedenen sexuellen Orientierungen, wie hetero, homo, bi (aus der alten Welt, in der wir nur 2 Geschlechter zu kennen glaubten) oder eben pan (wenn inter/non-binary mitgedacht wird für jene Menschen, die nicht in m/f passen, es gilt die Selbstaussage, weil Diagnose/Begutachtung nur begrenzt "funktioniert"). Demgegenüber oder besser" unabhängig davon sind die Begriffe und Daseinsform der geschlechtlichen Vielfalt. Also: "Wer bin ich?" im Gegensatz zu "Wen begehre ich?" Hier kommen die schon erwähnten Seinsweisen inter und non-binary vor, dazu cis und trans für "bleibt, wie anfangs von Anderen ins Heftchen eingetragen" oder "ich ändere den Eintrag, er war nicht richtig, kann ja mal passieren!" Inwieweit körperlich angeglichen wird ist individuell unterschiedlich und auch, was stattdessen ins Heftchen soll. Zur Zeit gibt es offiziell / rechtlich nur die beiden Geschlechter m/f. Wir sind halt eine eher "arme" Kultur was das angeht. Andere Kulturen haben da ein weniger schlichtes, auf zwei mehrheitliche Körperlichkeiten begrenztes Verständnis vom Menschsein entwickelt. Beispielsweise das gern genommene "Two-Spirit" der nordamerikanischen Ureinwohner*innen: "Frauen mit männlichen Habitus" und umgekehrt. Erstere wurden als Anführerinnen geschätzt, Letztere als Schamanen. Wenn ich es als Querleserin richtig zusammengefasst habe.

Die Zuordnung von "Krankheit" ist ein kultureller/zivilisatorischer Akt gewesen. Zum Bedeutungswandel im Rahmen der letzten Überarbeitung bzw. dasselbe kommt demnächst im ICD-11 auch für Transsexualität, hatte ich ja schon was geschrieben. Der DSM-5 Katalog der US-Psycholog*innen von ich glaube 2009 (2011?) hat das bereits fortgeschrieben und "gender dysphoria" zum neuen Denkmodell erkoren: Unwohlsein mit dem eigenen Geschlecht, wie es von Anderen zugeschrieben wurde. Insgesamt nicht ganz einfach, hierzu zu kommunizieren, weil "Geschlecht" sich auf Körperlichkeit, Selbstwahrnehmung und erwartetes/sozial geprägtes Verhalten oder Anpassung an/Bruch mit gesellschaftliche/n Erwartungen/Rollen bedeuten kann. Im Englischen sind mit sex & gender immerhin zwei Begriffe zur Hand, wobei "gender" im aktuellen Diskurs nochmal unterteilt wird in identity, expression und... Hm... Drittes vergessen....role?

All das sind die "Krücken", mit denen wir unser Menschsein auszudrücken oder zu verstehen versuchen. Faktisch wäre ein Leben ohne all diese Begriffe und ihre Aufladung möglich. Wir würden nicht tot umkippen, hätte Mann/Frau/Geschlecht den Klang eines beliebigen chinesischen Worts für uns, von dem die meisten hier nicht wissen, was es bedeuten soll. wink.gif

Kleiner Exkurs zur Nacht...
McLeod
JuliaLovely86
patsch.gif Ich dusselige Kuh patsch.gif

Entschuldigung, habs falsch verstanden happy.gif Mein Kopf will oftmals nicht so wie ich gerne möchte sad.gif Stimmt natürlich, ist keine eigenständige Sexualität. Weils ja natürlich unter Transsexuellen sowohl Hetero-, Bi- und Homosexuelle gibt. Da waren ein paar meiner grauen Zellen wohl gerade im Urlaub^^ War auch nicht böse gemeint von mir smile.gif

LG Julia
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