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Vollansicht: EMMA über "Hass-Rapper"
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sahi
Ich "muss" es auch hier nochmal verlinken, weil es mich so aufregt und anwidert!

Heute bekam ich die neue "EMMA" geliefert, in welcher folgender Artikel über die sog. "Hass-Rapper" stand:

http://www.emma.de/poo_oder_porno_2007_5.html

Ich begreife einfach nicht, wie es in unserer Gesellschaft möglich sein kann, dass solche Menschen, die derartiges von sich geben, von Jugendzeitschriften und anderen Medien als "Idole" propagiert werden und dem ganzen so wenig Einhalt geboten wird!

Wie seht Ihr das? Eure Meinung dazu würde mich sehr interessieren!

Lieben Gruß
junisonne
Ich habe den Artikel nur überflogen und kann dazu sagen:

kurz vor Schulbeginn als Lehrerin in der Altersklasse ab 16 Jahre komme ich mir vor wie Don Quijote, der gegen Windmühlen kämpft, wenn die Massenmedien jegliche Anstrengung unterwandern, den Kindern und Jugendlichen Werte zu vermitteln. mad.gif sad.gif ph34r.gif was.gif

Aber das heißt auch: nicht aufgeben und weiter daran arbeiten, dass in dieser Gesellschaft Werte wieder einen Stellenwert erhalten. sleep.gif
wolke
QUOTE (Sanhin @ 27.Aug.2007 - 14:59)
http://www.emma.de/poo_oder_porno_2007_5.html

ph34r.gif ph34r.gif ph34r.gif

Furchtbar und absolut unverständlich warum es tatsächlich an den vernünftigen und denkenden Köpfen mangelt, die dem Einhalt gebieten. Warum wundern wir uns noch, wenn Homophobie, Sexismus und Rassismus (nicht nur!!) unter Jugendlichen wieder populär wird?!

Von solchen "Textzeilen" habe ich bisher noch nie gehört, und dass sowas tatsächlich verkauft wird schockiert mich..Ich denke das geht über das Maß der "gesunden Rebellion" im gewissen Alter hinaus. sad.gif
shark
Allerdings!
Eines der Probleme ist, dass die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, die entscheidet, welcher Song auf dem Index landet, Anträge nur von speziell legitimierten Behörden (z.B. Jugendhilfeeinrichtungen) akzeptieren kann.
Da diese aber alle Hände voll zu tun haben, gelangen zu wenige Hinweise zur Bundesprüfstelle, die dann ein "ordentliches Verfahren" durchführen muss, um zu indizieren.

Das alles dauert und dauert und dauert.... sad.gif

Will ich selbst als Privatperson, dass ein Song auf dem Index landet, muss ich das örtliche Jugendamt informieren, das diese Informationen dann für einen Antrag bei der Bpst nutzen kann... aber nicht muss...

Mehr Infos zum Thema "Indizierung" gibt es direkt bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien.
Glühwürmchen
In der Kinder- und Jugendbibliothek wo ich zur Zeit arbeite haben wir zum Beispiel Cds von Bushido nicht, eben wegen dem Inhalt und der Gefahr das die Cd doch auf dem Index landet. Trotzdem bin ich manchmal schon fassungslos in welchem Alter die Kinder schon nach Rappern wie Bushido oder auch Sido fragen. Erst letzten Freitag waren das zb. zwei Mädels Geburtsjahr 98...
shark
Am allerschlimmsten finde ich, wenn Mädchen oder Frauen sich als Fans von Bushido und Co erklären.

Ich kann immer wieder nicht fassen, wie wenig Würde diese weiblichen Menschen haben und wie wenig Solidarität sie aufbringen.

Meine jüngere Tochter hat zwei Klassenkolleginnen, die Bushido- und Frauenarzt-Fan sind. Meine Tochter ist so angeekelt davon, dass sie mit diesen Mädchen inzwischen jeden kameradschaftlichen Umgang eingestellt hat.

Auch wenn das von "Fans" immer wieder abgestritten wird: diese Inhalte HABEN Auswirkungen auf die kids. Diese beiden Mädels - erst 14 - schlafen wahllos mit Jungs, kleiden sich extrem aufreizend, treiben sich saufend und grölend mit älteren Jungs in Parks rum, kommen zur Schule und auf jedes Klassenfest wie zum Po*nodreh gekleidet und scheinen immerzu an nichts Anderes zu denken als daran, möglichst vielen Jungs den Kopf zu verdrehen - solchen Jungen, die wiederum nichts anderes wollen, als diese Mädchen zu benutzen. Und die? Sie merken es gar nicht...

Ich bin so froh, dass meine Mädchen nicht so sind. *erleichtert seufz*

Alfalfa
ja shark, diese Mädels sind dann die späteren Sozialhilfeempfängerinnen, weil sie nur mit der Kl*****s denken und nicht das sie sich selber schädigen wenn sie hirnlos durch die Welt gehen, vor allem sollten sie nachdenken das sie sich in erster Linie selber schaden vor allem wenn sie dann auch noch ungeschützten S** haben und eventuell mit nem Kind dastehen und dann nichts anderes waren als F***matratzen für Jungs die diese Mädels nur benutzen und durch sollche Lieder von Rappern aufgestachelt werden und das Weibliche nur als Spielzeug und Gegenstand sehen

Alfalfa,eine für die es ein Triggerthema ist und sich wieder Aufregt
edelbratschi
...ich erinnere mich gerade, wie "unproblematisch" meine 5t- und 6t-KlässlerInnen diese Musik fanden... unsure.gif ...kein Wunder. Sie bekommen nur mit, dass die Älteren die Musik und die Texte "cool" finden. Damit finden sie sie dann selber cool. Was "gesungen" wird, verstehen die meisten nicht. (Vielleicht die einzelnen Worte, aber selten den Zusammenhang.)
junisonne
QUOTE (edelbratschi @ 27.Aug.2007 - 17:55)
Was "gesungen" wird, verstehen die meisten nicht. (Vielleicht die einzelnen Worte, aber selten den Zusammenhang.)

Danke für diesen Gedankenanstoß. Ich glaube, das trifft auch auf die oben schon beschriebene Klientel der Musikhörer zu, die schon älter ist.
lioness
Habe da auch mal einen Artikel drüber gelesen, in dem auch Textauszüge abgedruckt waren. Erschreckend. Mein Sohn könnte sich auf den Kopf stellen- mir kommt sowas nicht ins Haus.
Im vergangenen Schuljahr habe ich in einer ersten/zweiten Klasse gearbeitet-ausnahmslos alle Schüler kannten Bushido und Co und waren total begeistert von dieser "Musik". Da kann man auch Aufklärungsarbet leisten wie man will- wenn die Eltern sowas zulassen kämpft man gegen Windmühlen. sad.gif
Mausi
QUOTE (shark @ 27.Aug.2007 - 17:25)
Auch wenn das von "Fans" immer wieder abgestritten wird: diese Inhalte HABEN Auswirkungen auf die kids. Diese beiden Mädels - erst 14 - schlafen wahllos mit Jungs, kleiden sich extrem aufreizend, treiben sich saufend und grölend mit älteren Jungs in Parks rum, kommen zur Schule und auf jedes Klassenfest wie zum Po*nodreh gekleidet und scheinen immerzu an nichts Anderes zu denken als daran, möglichst vielen Jungs den Kopf zu verdrehen - solchen Jungen, die wiederum nichts anderes wollen, als diese Mädchen zu benutzen. Und die? Sie merken es gar nicht...

*sich nun etwas aus dem Fenster hängt* - und nebenbei mal die Frage was ist "Frauenarzt"? - Musikgruppe? wacko.gif - dabei bin ich doch noch garnicht so alt - eigentlich überhaupt nicht - aber sowas sagt mir mal garnix (Wobei ich mir auch nicht sicher bin, ob ich das bei DEM Namen auch überhaupt will).
Egal.

Ich bin mir nun nicht so sicher, dass diese Musik der Einzige Grund ist, wieso diese Mädchen so sind. Klar, es ist ein Zutun, doch wenn vorher mehr "gut" gelaufen wäre, den Mädchen Selbstrespekt beigebracht worden wäre usw. usf. würden sie das wohl nicht tun.
Wobei die andere Frage ist, ob die Mädels es nicht als Selbstbestimmung sehen und ihrereseits die "Kerls" auch benutzen - zur Tr*ebbefri*digung. (etwas unbeholfen, mein splatten - ich mag das eigentlich nicht und mach das sonst eigentlich auch nie) - es könnte auch ein Ausdruck von Selbstbewusstsein sein - je nachdem wie man es interpretiert.
Klar ist, dass die Texte unter aller Kanone sind, Menschen/Frauenverachtend, Diskriminierend und eigentlich nicht tragbar - aber das ist dann "Gangsta - Rap" - weil Gewalt ja so nötig ist wacko.gif
Aber sie als SO beeinflussend darzustellen, halte ich für etwas (wirklich nur etwas!) übertrieben - wenn die Eltern der Kinder eben diese angemessen behandeln und der Hintergrund halbwegs ok ist! - wobei wir aber auch wieder bei der Erziehung wären, die auch (v.a. bei 9 (!!) jährigen!) eine enorme Rolle spielt!
Meist wird leider die Musik eben nur nachgesungen und - wie bratschi das schon sagte - nicht verstanden, da sollten dann eigentlich die FSK oder wer auch immer die Finger drauf haben. Aber das mit den Anträgen war mir neu, danke dafür smile.gif , kein Wunder, dass heutzutage so wenig auf dem Index landet!
Trotzdem sollten die Eltern auch da nen Auge/Ohr drauf haben, was die Kinder hören.

Wahrscheinlich mal wieder völlig OT rolleyes.gif

Liebe Grüsse
Mausi, deren Vater einst BÖ - Kassetten ihres Bruders zertreten hat, damit diese Musik nicht ins Haus kommt und die damals verschiedene Lieder von ihnen auch einfach nur nachgesungen hat, ohne zu verstehen
edelbratschi
QUOTE (Mausi @ 27.Aug.2007 - 19:16)
[...] - wenn die Eltern der Kinder eben diese angemessen behandeln und der Hintergrund halbwegs ok ist! - wobei wir aber auch wieder bei der Erziehung wären, die auch (v.a. bei 9 (!!) jährigen!) eine enorme Rolle spielt!

Geh mal in eine durchschnittliche Großstadtschule und guck dir an, wie viele Kinder einen halbwegs ok-en Hintergrund haben und wie viele Eltern eine Ahnung davon haben, was ihre Kinder so hören/ machen...

edit: vielleicht etwas flapsig formuliert... bitte nicht als Angriff werten, M@usi bluemele.gif
Mausi
Nein, ich werte es keinesfalls als Angriff. Aber ich bin da einfach immernoch idealistisch, und ich denke das wird auch nicht aufhören ph34r.gif
edelbratschi
QUOTE (Mausi @ 27.Aug.2007 - 19:24)
Nein, ich werte es keinesfalls als Angriff. Aber ich bin da einfach immernoch idealistisch, und ich denke das wird auch nicht aufhören ph34r.gif

Das find ich schön! flowers.gif

Meiner ist wahrscheinlich zwischen Mai und Juli in irgendeiner Musikstunde verloren gegangen, als mir die 6te Klasse "Ghetto" von Ek* Fr*sh und B*sh*d* (ob des sozialkritischen Hintergrunds vielleicht noch eines der weniger heftigen Stücke) vorgespielt hat und völlig darin aufgegangen ist ohne hinzuhören... ich mein... die hören das so ähnlich, wie wir auf Parties "Dancing Queen" von Abba hören... blink.gif
Mausi
Hm, ich denke dann sollte man schulen und evtl. wären da dann die Schulen gefragt (wenn schon die Eltern nicht handeln - also nicht alle aber viele) um die Kids sensibel zu machen und die Aussage zu nehmen.
Zu Deutsch - Aktuelles in den Unterricht mit aufnehmen - aber das wäre mal wieder was auf die Lehrer abgewälzt, was auf Dauer nicht zu leisten ist.

Auf jeden Fall ist es irgendwems Aufgabe, die Kinder sensibel zu machen - aber egal wer - der Aufgabe wird zu großen Teilen nicht nachgekommen
unsure.gif sad.gif
edelbratschi
QUOTE (Mausi @ 27.Aug.2007 - 19:42)
Zu Deutsch - Aktuelles in den Unterricht mit aufnehmen - aber das wäre mal wieder was auf die Lehrer abgewälzt, was auf Dauer nicht zu leisten ist.

Och, ich finde, gerade im Bereich des Musikunterrichts ist es durchaus nicht schwer, immer wieder auf die Aktualität Bezug zu nehmen. Gerade WEIL sich die Musikszene ja ständig ändert. Natürlich bedeutet das ein Mehr an Arbeit, weil man sich immer wieder mit der Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen auseinandersetzen muss. Leider sind viele Musiklehrer "Klassiker", deren Musikinteresse bei dem aufhört, was in der eigenen Pubertät aktuell war. Dabei ist es eigentlich ganz einfach immer mal wieder eine kurze Unterrichtseinheit "Musik und Politik" oder "Über Musik sprechen" oder "Musik und Text" oder "Was ist deine Lieblingsmusik? Begründe!" oder oder oder einzuschieben. Ich denke, es kann ja nicht darum gehen, den Kids zu sagen "DAS ist SCHLECHT!" - das wäre vermutlich kontraindiziert... Aber zu sensibilisieren sollte auf jeden Fall drin sein.

edit: Himmel, mir fallen grad massig interdisziplinäre Unterrichtseinheiten ein... *notieren geh*
Mausi
Nein - "Das ist schlecht" wäre ja definitiv kontraproduktiv. Aber eben die Bedeutung der Texte und was dahinter steht wäre wichtig, und eben ob die Kids sich so behandelt fühlen wollen usw. Klar wirds da immer ausreißer geben - so die coolen Jungs und Mädchen und so - aber auf Dauer würde es bestimmt funktionieren.

*mein Idealismus lässt sich nicht bremsen* - aber find das toll, dass dir da nun Dinge bzgl. des Unterrichts eingefallen sind flowers.gif *

edit: nen Tag wird sich wohl schließen lassen!
Candela
Wenn ich den Artikel lese, wird es mir einfach nur übel. Und es macht mich wütend! Bis vor einigen Monaten (da hat Alice Schwarzer dieses Thema schon mal in einer Talk-Show diskutiert) wusste ich nicht, dass es sowas gibt - jedenfalls nicht von deutschen Rappern. Und ich begreife nicht, dass niemand etwas dagegen tut, gerade wo die Diskussion um Kinder, Bildung ect. doch aktuell im Gange ist. Warum regt man sich über Ego-Shooter auf und denkt über Verbote nach, aber solche Texte, die vermutlich noch wesentlich mehr Kids erreichen, bleiben unangetastet?? Sharks Erläuterungen zufolge ist es ja nun offensichtlich, dass das derzeitige Kontrollsystem überfordert bzw. nicht handlungsfähig ist. Ich sehe ein, dass jeglicher Eingriff in die Freihiet des Einzelnen, sich äußern zu können, ohne Zensur fürchten zu müssen, Politikern (und Behörden) in diesem Lande schwer fällt, aber diese Texte gehen meiner Meinung nach einfach zu weit.
blaustrumpf
Ja, auch ich kann dieses testosterondurchräucherte Genuschel nicht gut ab.

Das unerträgliche Genuschel (eben noch kein schlechtes Deutsch, sondern lediglich eine maulfaule Aussprache) tröstet mich nicht darüber hinweg, dass die Umgangssprache, die diese "Songs" pflegen, die Texte schon in wenigen Jahren reichlich alt aussehen lassen werden.

Aber wieder einmal finde ich - wie so oft -, dass EMMA am Thema vorbei argumentiert. Weder die Rappenden noch die, die ihnen zujubeln, sind plötzlich während eines heftigen Wolkenbruchs aus dem Gully gekrochen.

Während allfällig überall Spaß- und Eventkultur gepriesen wird, während brav Multikulti beschworen wird, soll das doch bitteschön möglichst so aussehen, dass die Berliner Philharmoniker mit den vereinigten LesBiSchwulen Sambatruppen ein Open-Air-Konzert geben, während Griechen und Türken gemeinsam und friedlich das Catering mit ihren Gyros- und Dönerspießen besorgen.

Ach nee, so war das nicht gemeint? Es sollen sich aber doch bitte alle recht schön lieb haben. Besonders beim Weinfest, nicht wahr? Also gut, Ironiemode OFF und mal schön brav nachgefragt: Was bieten wir denn dagegen?

Das berühmt-berüchtigte "Lebensgefühl der Jugend" ist eben nicht nur Kirchentag in Köln. Das ist auch "Egal, was wir tun, es passt euch nicht", es ist auch "Egal was ihr tut, ihr habt mit unserer Realität nur den Durst am Morgen danach gemein". Und dann kommt so ein Wohlgenährter, dem es überaus egal ist, unter wessen Tisch er seine Füße streckt. Wenn er sie nicht sowieso lieber drauflegt.

Was soll das heißen? Nun, Elvis Presley war Provokation. Jimi Hendrix war Provokation. Und wie sie alle heißen. Sie waren erst einmal Provokation. Nach der ersten Million sieht es meist anders aus, aber bis dahin?

Es ist meiner Meinung nach den Jugendlichen im Grunde völlig Banane, was Bushido & Co. da so von sich geben. Solange es die Obrigkeit und die Eltern schockt, gilt es der heranreifenden Jugend als cool. Okay, wenn selbst der Streetworker zuckt, dann sind die Texte wohl doch ein bisschen heftig. Aber das Ziel kann doch nicht sein, artig zu sein. Und was sind denn das für Ideale, die mir die Umwelt vorlebt?

Ich habe es weiter oben schon gefragt: Was bieten wir eigentlich? Was sind unsere Werte, wie leben wir sie und wie lassen wir unser Leben durch beispielsweise Musik reicher werden? Achtung, hierzu gibt es unten noch eine Fußnote.

Der Ruf nach mehr Einsatz der Lehrer und Mehraufwand der Schule wird ja mit unschöner Regelmäßigkeit hörbar. Aber wieso muss eigentlich wieder die Schule das richten, was im Elternhaus schon versäumt wurde? Erziehung beginnt zuhause.

Und ich weiß, dass dieses Posting ziemlich im Thema hin und herzappelt.

Grüssli, blaustrumpf

[COLOR=gray]P. S.: Die versprochene Fußnote
Hier geht es nicht um eine persönliche Rechtfertigung möglichst vieler Userinnen nach dem Motto "Aber ich höre regelmäßig die und die Musik mit meinen Kindern, ich erlaube keine Waffen in der Spielzeugkiste, ich bin doch eine von den Guten, warum attackierst du mich". Ich frage um zu zeigen, dass unsere so wunderbar sich liberal gebende Gesellschaft vor lauter "du mach dein Ding und es ist gut, weil du überhaupt etwas machst" verlernt hat, das, was sie im Kern ausmacht, das, was diese gelassene Einstellung überhaupt erst ermöglicht, zu schützen. Oder gar, es zu schätzen.

Astra
Ich finde das auch ganz schrecklich. Man müsste gegen sowas massiv vorgehen, nur warum tut kaum jemand was gegen diese Blödheit und Beeinflussung der Jugend? Wieso wird sowas sogar noch von den Medien hochgepuscht und unterstützt?
DerTagAmMeer
Jüngst gab es in der taz eine recht kontroverse Diskussion zu dem Thema mit einigen ziemlich interessanten Beiträgen (z. B. den Kommentar von Heide Oestreich zu einem Beitrag von Thomas Winkler) Leider gelingt es mir nicht die gesammelte Debatte zu verlinken (vielleicht kann mir da eine taz-Archiv-erfahrene Ströse weiterhelfen? wink*)

Irgendwo wurde jedenfalls beiläufig erwähnt, dass die Musik meiner Generation ja auch nicht gerade p.c. gewesen sei. "Aber!" hat es sich in mir empört "bei Zappa, Kiss, Black Sabbath und Co. blieben Sexismen nie ohne ironische/sozialkritische Brechung!" Sonderbarer Weise attestiert aber auch Bushido seinen Texten über die "Geilheit von einem selber" Ironie und Sozialkritik. Und auch die Kids sind sich einig, das das alles bewusst übertrieben und gar nicht ernst gemeint sei.
Vielleicht reagieren wir "Alten" ja wirklich auch deshalb stärker, weil plötzlich in unserer Muttersprache provoziert wird, die wir für intelligente, verantwortungsvolle Texte reserviert haben.
McLeod
Je nun, ich hörte früher die Ärzte und "Schwanz ab", "Claudia hat nen Schäferhund" etc. pp. und das laut und trotz Indexierung weit unter 18...

Meine Mutter fand das gar nicht nett. Mit ähnlichen Argumenten wie hier.

Heute ist die Musik und das Milieu eben der Rap aus der Vorstadt. Ich liebe übrigens deutschen Rap, wenn er von den Fantas (oder einzelnen von ihnen), Fettes Brot und ähnlichen Sprachakrobaten kommt. Doch das ist ne andere Geschichte, die Geschichte mit den Unterschieden innerhalb eines Genres...

Ja, es mag eine gekonnte Inszenierung der Provokation sein. Kommerziell höchst erfolgreich. Und auch wenn ich das übliche Problem sehe: Jugendliche zwischen 9 und 19 (naja, oft eher 16) können das nicht feinsinnig und feuilletonistisch intellektuell hinterfragen und finden einfach das Verbotene und das Anrüchige und das Krasse geil... Ich weiß nicht, ob sie nun alle sexuell unfähige Mentalkrüppel werden, wie es hier schon behauptet oder zumindest rethorisch gefragt wurde. Ich kann auch nicht locker-flockig sagen, die (frühen) Ärzte hätten mir nicht geschadet. Es kam zu einer Auseinandersetzung mit meiner Mutter, wegen der Texte. Eine, die notwendig war. Die Bravo übrigens hat die Ärzte ebenso gefeiert, wie die Hosen (und die singen solche Sachen wie "...und alles nur, weil ich Dich liebe ... und bringe mich für Dich um!") - wichtig ist, dass die Provokation Eltern und Kinder in Kontakt bringt.

Was ich mal wieder sehe, bei aller Symapthie für die von der EMMA vorgebrachte Argumentation, ist dass irgendwelche Obrigkeiten zur Weiterentwicklung (oder Rettung) der Gesellschaft herangezogen werden sollen. Natürlich ist es wünschenswert, dass solche Texte nicht unter jene Form der Kunst fallen, die Minderjährigen zugänglich gemacht wird. Doch mir persönlich wäre es lieber, wenn sich Eltern, Familie, Nachbarn und Freunde zu einem Netzwerk zusammenschlössen, in dem junge Menschen sich gesund entwickeln können (gesund ist ein herrlich unpezifischer und viel Gestaltungsfreiheit gebender Begriff (hoffe ich)). Es ist schrecklich ohnmächtig, wenn Väter und Mütter nicht mehr selbst Einfluss nehmen können oder wollen auf die Freizeit und Entwicklung ihrer eigenen Kinder, sondern sie und sich in dem, was sie als Mainstream fühlen, mitschwimmen in der vagen Hoffnung, wenn es schädlich wäre, würde es schon irgendwer "da oben" verbieten. Aufwachen! Nur weil Autos 250 fahren können und die Strecke gerade ist, kann ich doch nicht am Kindergarten vorbeiheizen. Zwischen können und tun liegt der gesunde Menschenverstand.

Oder lag er mal.

Insofern: spießig sein oder andere Möglichkeiten der Ablenkung von Kindern von solcherart Gefährdung nutzen. Und nicht "Ach, ich geb meinem Sohn zum 14. Geburtstag mal ne Kiste Bier aus, ist mir lieber er trinkt zu Hause Alkohol, als heimlich anderswo"...

McLeod, die ihren Tantenstatus nutzt, um Bücher ("Bäh... schon wieder ein Buch!") und Meinungen ("Du magst Rap? Ich auch... schon mal Solo von ThomasD gehört?") unter das greifbare minderjährige Familienvolk zu bringen. Mut zum eingreifen und zwar direkt vor Ort! wenn ich es kann, könnt Ihr es auch...
Milka
eine wirklich schwierige Geschichte die Musik. Sie hat und wird
immer eine Art der Provokation sein, an der sich die Geister scheiden.
Ich meine, haben wir nicht alle "Bobby Brown" von Frank Zappa gemocht?
Er hat so viele Lieder gemacht aber dies eine wurde immer und immer
wieder im Radio, in Discos gespielt. Wer hat sich über den Text aufgeregt?

McLeod hat vollkommen recht mit Ihrer Aussage. Wir als Eltern, die Familie,
wir sind es die der Jugend die Werte vorleben und auch vermitteln sollten.
Sind nicht wir in erster Lienie ihr Vorbild bzw. sollten es sein?
Heutztage machen es sich leider viele zu einfach und schieben die Verantwortung
auf Instanzen wie Schule und Politik ab. Das kann und wird nicht funktionieren.

Wir müssen wieder lernen uns mit den Kids auseinander zu setzen und mit Ihnen
kommunizieren. Nicht die Arbeit und das Materielle in den Vordergrund zu stellen.
Dann kann eigentlich, trotz wirklich schlimmen Texten nichts schiefgehen
Mausi
Völlig OT - aber wenn ich "liebeslied" von den Toten Hosen höre, dann ist das auch nicht grade wenig Gewaltverherrlichend, wenn da eben die Chaostage beschrien und "geheiligt" werden - die Hosen waren schon immer politischer als die Ärzte - die waren dann eher die Fun-Punk riege mit manchmal politischen Aussagen - die sich meist auf "Gegen Rechts" "beschränken" - Hosen waren da schon eher engagiert. Allerdings sieht man da von beiden heute nicht mehr wirklich so viel - auch die kamen eben in die Jahre rolleyes.gif

Mausi, die aber beides trotzdem gerne hört
edelbratschi
Milka, im Großen und Ganzen stimme ich dir zu. Aber ich denke schon, dass Politik und Schule mit (sic!) gefordert sind, wenn es um Wertevermittlung geht.
Schule schon per se.
Zu sagen, wir sollten Arbeit und Materialismus nicht so ernst nehmen, finde ich bei dem Leistungsdruck, der u.a. von der Wirtschaft/ Arbeitsmarkt ausgeübt wird (und der auch schon auf Schulkinder übertragen wird -> Pisa), irgendwie... blauäugig... Ich wünsche mir auch, dass ich arbeiten kann, um zu leben (und entsprechend viel Zeit für meine zukünftigen Kinder aufbringen zu können), und dass ich nicht leben muss, um zu arbeiten. Oftmals ist diese Einstellung aber schlicht nicht möglich. Und genau da müsste m.E. die Politik greifen. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Eltern zwei bis drei Stunden in der Woche weniger arbeiten würden (und diese Zeit dann vielleicht sogar mit ihren Kinden sinnvoll gestalten würden) - wenn sie es sich denn leisten könnten.

Nochmal zu den Schulen... solange die Klassengröße in Grundschulen i.d.R. um die 25 Kinder beträgt, in weiterführenden Schulen eher zwischen 25 und 30, auch darüber, und gerne mal Lehrerstellen gestrichen werden, so dass die Klassen NOCH größer werden, sehe ich da relativ wenig Chancen... noch ein Aspekt der Politik..
blaustrumpf
QUOTE (edelbratschi @ 28.Aug.2007 - 10:10)
(...)
Nochmal zu den Schulen... solange die Klassengröße in Grundschulen i.d.R. um die 25 Kinder beträgt, in weiterführenden Schulen eher zwischen 25 und 30, auch darüber, und gerne mal Lehrerstellen gestrichen werden, so dass die Klassen NOCH größer werden, sehe ich da relativ wenig Chancen... noch ein Aspekt der Politik..

Öhm. Auch OFF-Topic
Als ich eingeschult wurde, saß ich mit 37 MitschülerInneN im Klassenzimmer. Das galt als völlig okay, erst ab über 40 Kindern sprach man von einer großen Klasse.
Als ich ins Gymnasium kam, hatte ich 35 Mitschülerinnen. Die beiden Parallelklassen hatten jeweils 2 Schülerinnen mehr, also insgesamt 38.
Hat auch keiner Wind drum gemacht. Gut, das war in den 60-ern.
Hatten wir Samstags frei? Hatten wir weniger zu lernen? Waren wir am Abend weniger müde?
Nö. Nö. Und nö.
Später kamen nullte, siebte, achte Stunden in den Plan. Und die (zusätzlichen) AGs waren auch am Nachmittag.

Bitte, ich glaube gerne, dass Kinder und Jugendliche es heutzutage nicht leicht haben.
Aber unsere LehrerInnen machten nicht den Versuch, unsere Kumpels zu sein. Sie waren Respektpersonen, von denen wir allerdings wussten, dass sie durch die Bank einen an der Klatsche hatten. Klar haben wir böse Witze über sie gerissen, ihnen Streiche gespielt und all den anderen Kinderkram gemacht. Aber wir wussten auch, dass wir den Kürzeren ziehen würden, wenn wir es übertrieben.

Meine Mutter war Lehrerin, am Gymnasium. Sie sagte bereits in den 70-ern über ihre neue "Klasse 5" (die "Sexta" war mittlerweile abgeschafft): "Die Kinder kommen heutzutage in die Schule, sitzen da und sagen praktisch 'nun bedien mich mal, motivier mich.' Da ist kaum ein eigener Impuls, alles musst du dir holen. Ich frag mich, was aus denen mal wird."

Tja. Wir sind 30 Jahre weiter.
Fledi
Wie gesagt, nach der ersten Million sieht alles anders aus. Eltern sehen die Dinge grundsätzlich anders, als ihre Kinder und was verbotenes beschreibt ist in und bringt Geld. Musik ist heutzutage Wirtschaft.

Mein Musikgeschmack hat sich groß nicht verändert seitdem ich 13 bin. Mit 13 hörte ich Black Metal und meine Eltern hatten die größtmöglichen Bedenken, dass ich dem Satanismus verfalle und mich umbringe wacko.gif

Die Böhsen Onkelz zB. früher verschriene Naziband haben sich ja selbst geläutert und bekehrt und sind nun ganz brav. Wer's glaubt wacko.gif
Rosenstolz mochte ich früher ab und an ganz gerne wegen provokanten Texten in denen es meist ausschließlich um S*x ging. Gekräht hat da kein Hahn nach. Aber populär konnte man damit nicht werden, von daher widmet man sich Wischiwaschigesängen, die an jeder Straßenecke zu finden sind.
Eine Gothicband, die ich mal mochte (L'Âme Immortelle) trällerten früher depressiv und düster vor sich hin und klingen inzwischen nach einem Duett zwischen Andrea Bocelli und Michelle wacko.gif

Musik ist Wirtschaft und die Verrohung von Jugendlichen fängt nicht bei der Musik an. Dass jene einen Teil als Vorbild beiträgt, möchte ich nicht bestreiten, jedoch muss man sich einfach mal vor Augen halten, wie der Jugendliche von heute überhaupt befähigt wird, Werte zu erkennen.
Nächstes Beispiel: letztes oder vorletztes Jahr sollte Konstantin Wecker (welcher Jugendliche kennt den eigentlich noch) ein Konzert in einer Kleinstadt im Harz geben. Der Bürgermeister hat es verboten. Angst vor rechtsextremen Übergriffen.
Die Menschen schlucken es, es ist ja normal, dass einem die Meinung vorgegeben wird. Da kann man den Jugendlichen an sich keinen Vorwurf draus machen. Nicht nur der Stern beschreibt in seinem Artikel "Die Abgeklärten" das jugendliche Verhalten von heute. Der Spiegel hatte dieses Jahr auch einen sehr interessanten Artikel zu bieten wie selbst Eltern mit der S*xualität ihrer Sprösslinge umgehen. Die Zeiten von Wohlbehütetsein und der ersten Aufklärungsstufe in Form von Blümchen und Bienchen sind Mittelaltergeschichte. Die DVD-Ausleihen strotzen vor einschlägigen Filmen und wer sich heute mit 11 nicht gescheit im Internet auskennt ist schlichtweg ein Streber und somit out. Nur was bietet sich den Jugendlichen im Internet denn? Suchen sie ein Lied in einer Tauschbörse, so werden diese meist von P*rnoanbietern gesponsort. Und wie die Werbung dann auszusehen hat, ist sicher jedem von uns schon mal über den Weg gelaufen. Ob wir wollten oder nicht. Gefragt werden wir bei der Informationssuche im Internet ja nicht.
Wir wissen wie nackte Körper aussehen. Jugendliche im frühen Stadium nicht. Was also sollte sie interessieren? Sicher nicht die Alltäglichkeit wie Streicheln und Küssen, wenn es so coole Begriffe wie Gang Bang und Blow Job gibt.
Diese schillernde, geheimnisvolle Umschreibung kann nur Bestes beinhalten. Wer übt da schon noch knutschen mit einem Kissen, wenn Bushido als Jugendidol in seinen Texten verspricht die Zuhörerin mit seiner ganzen Gang flachzulegen.

Dass Liebe weh tut, wird vorgesungen, wer wundert sich dann also noch? Es driftet schlicht ab.... und muss ja so sein, wenn Internet, Medien im allgemeinen davon zu lesen ist, Bushido und Co davon singen, Bilder und hastenichtgesehen diese Sprache als die Einzige noch gesprochene in ihre Jugendbildung einschlägigeren Sinnes aufnehmen.
junisonne
Ich finde diesen Thread wirklich interessant. Er spiegelt vieles wieder, was mir in der letzten Zeit so durch den Kopf gegangen ist.

Das eigentliche Problem (vor allem im Vergleich zu der früheren provokanten Jugend) sehe ich darin, dass das regulierende Elternhaus (häufig) fehlt. Aber nicht nur das. Auch früher schon wurde nicht nur durch das Elternhaus Einfluss genommen. Auch Sport- oder andere Vereine haben irgendwie "gegengelenkt" und den Jugendlichen irgendeinen Halt gegeben.

Heute wird dagegen in einer medialen Vielfalt gelebt, in der es sicherlich für die Jugendlichen schwer ist, sich zu orientieren.

Deswegen finde ich es um so wichtiger, dass "von oben" bei solch gravierenden Entwicklungen Einfluss genommen wird.

edelbratschi
QUOTE (blaustrumpf @ 28.Aug.2007 - 11:54)
Aber unsere LehrerInnen machten nicht den Versuch, unsere Kumpels zu sein. Sie waren Respektpersonen, von denen wir allerdings wussten, dass sie durch die Bank einen an der Klatsche hatten. Klar haben wir böse Witze über sie gerissen, ihnen Streiche gespielt und all den anderen Kinderkram gemacht. Aber wir wussten auch, dass wir den Kürzeren ziehen würden, wenn wir es übertrieben.

Das ist genau der Punkt. Aber welche Mittel hast du als Lehrer denn, wenn die Eltern nicht hinter dir stehen, sondern hinter ihrem Kind, was ja prinzipiell auch völlig in Ordnung ist, aber auch gut mal anders sein könnte, wenn es darum geht, dass es andere Kinder - geschweige denn die/den LehrerIn - nicht anzuspucken hat ("Aber er/sie hat mich XXX genannt!" - Dass das Kind selber vorher die eine oder andere Aktion gebracht hat, wird aber GANZ fix vergessen!), sondern sich mal gepflegt auf den Hosenboden setzen könnte.
Strafarbeiten? Werden nicht gemacht. Schulverweis? Is cool. Gedacht wird (zum Glück nicht immer! rolleyes.gif) vom eigenen Sitzplatz bis zur Klassenzimmertür (oder bis zum Fenster - je nachdem was näher ist).

Klar hab ich gelacht (nicht ihn aus, sondern in mich hinein), als ein Schüler (6.Klasse) mir mehrfach drohte, er würde mich anzeigen (weil ich ihn - wie abgesprochen - nach so einigen Ermahnungen für den Rest der Stunde zur Klassenlehrerin schickte... rolleyes.gif). Aber ich finde es schon krass, dass er soetwas bringt.



Edith war mal wieder mit ihrer Schlechtschreibung zugange... rolleyes.gif
blaustrumpf
QUOTE (junisonne @ 28.Aug.2007 - 11:08)
(...) Auch früher schon wurde nicht nur durch das Elternhaus Einfluss genommen. Auch Sport- oder andere Vereine haben irgendwie "gegengelenkt" und den Jugendlichen irgendeinen Halt gegeben.

Heute wird dagegen in einer medialen Vielfalt gelebt, in der es sicherlich für die Jugendlichen schwer ist, sich zu orientieren.

Deswegen finde ich es um so wichtiger, dass "von oben" bei solch gravierenden Entwicklungen Einfluss genommen wird.

Hallo, junisonne

Tja, die Sportvereine. Die sind ja auch nicht gerade glücklich über ihre Nachwuchszahlen. Wie auch all die anderen Organisationen und Vereine, die Jugendarbeit betreiben. Manchmal scheint da sogar ein Zusammenhang zu bestehen.

Nein, früher war nicht alles besser. Ganz gewiss nicht. Es gab nur einfach weniger.

Als meine Oma vor gefühlten hundert Jahren (geschätzt können es nicht mehr als 43 gewesen sein) von einer Urlaubsreise eine Kuckucksuhr mitbrachte, war das die Sensation in unserer Reihenhaussiedlung. Wir Kinder saßen tatsächlich gebannt davor und warteten die nächste Viertelstunde ab. Jo. Ganz ganz großes Kino. Und mein Vater war der große Zauberer, der den Kuckuck auch zwischendurch rufen lassen konnte (damit die Nachbarskinder endlich heimgingen, es war Essenszeit).

So. Fernsehprogramme? Bei richtig gut ausgestatteten Geräten - drei. Videotheken? Fehlanzeige. Im Ort gab es drei Kinos, die vor sich hindümpelten. Und gegen was konkurrieren die Vereine heute? Eine Gesellschaft, in der ich (fast) alles darf und für nichts verantwortlich bin, das ist das, mit dem nicht nur die Sportvereine konkurrieren müssen.

Wenn dann ein Jungtalent mal ein bisschen Leistung zeigen muss, wenn es nicht nur ums Cool-Aussehen auf dem Mannschaftsfoto geht, wenn mir so ein A*schloch den Ball vom Fuß dribbelt und ich darf noch nicht mal zuschlagen? Was soll ich denn in einem Verein, in dem ich den Respekt, der mir doch zusteht, mir erst einmal verdienen muss und das nicht mit einer kessen Lippe oder Rumrotzen direkt vor die Sitzbank?

Und was bieten sie dafür? Streß. Weniger Freizeit. Nicht mal den Schiedsrichter darf ich beschimpfen. Und einen Job oder eine Lehrstelle finde ich so auch nicht leichter (jedenfalls meistens nicht). Also, was soll's? Und was soll mich sonst motivieren, in den Verein zu gehen? Nur für den Spaß, da kann ich auch an der Bushaltestelle abhängen mit Bier und weiterem von der Tanke.

Dass die Jugend früher braver war oder wenigstens weniger vandalistisch zu Werke ging, wage ich zu bezweifeln. Kastanien beispielsweise wurden auch früher schon mit Gewalt vom Baum geholt, Feuerchen brachen nicht von allein aus und selbst Kirchenfenster gingen bisweilen zu Bruch. Nur die Ausrüstung ist anspruchsvoller geworden. Der Knabe von heute baut sich keine Schleuder aus einer Astgabel und einem Einmachgummi, er lässt sie diskret im Waffengeschäft mitgehen.

Ach ja. Die gute alte Nostalgie ist auch nicht mehr das, was sie mal war.

Wenn die Jugend erst jetzt verroht, wie erklären wir, dass Amerika im 18./19. Jahrhundert der Fluchtpunkt nicht nur für die war, denen die Heimat zu eng schien, sondern auch für alle, denen der Boden unter den Füßen zu heiß wurde?

Grüssli, blaustrumpf
shark
Sie erleben keine Grenzen mehr, die Kids.

In einer Zeit, in der "alles möglich" zu sein hat, Individualismus das höchste Gut ist und die Freiheit der Anderen keinen Pfifferling mehr wert scheint neben der eigenen, suchen sie unbewusst doch noch immer nach diesen Grenzen...

Sei es durch Provokationen gegenüber Lehrkräften, sei es Gewalt gegen feindliche "Gangsta", sei es mit Musikstücken, die so himmelschreiend grauenvoll sind und so laut gespielt werden, dass die Eltern mit roten Ohren vor Scham nur noch hoffen, dass die Nachbarschaft durch die Hausmauern die Texte nicht versteht....

Gewissen ist nicht mehr gefragt.... "Nur nicht erwischen lassen" ist die Devise.
Und diese bekommen die Kids ja auch bei jeder Gelegenheit um die Ohren gehauen - mal direkt, mal subtiler, aber schon längst nicht mehr wirklich geahnded.

PolitikerInnen sind korrupt, die Eltern lügen einander an und betrügen den Fiskus, Kummer wegen Arbeitslosigkeit wird in der Flasche ertränkt, Gespräche verstummen, Hilflosigkeit und Überforderung wachsen angesichts fehlender Zukunftsperspektiven.

Und da kommen eben "radikale" Parolen gerade recht: einfach in der Botschaft, freisprechend von Schuld am eigenen Ungemach, dröhnender Beat, der wegbläst, was eineN klein macht, die Illusion von Macht nährt und die Buhmänner- und Frauen gleich mit- und ausliefert.

"Nimm, was Du kriegst, denn sonst wird Dir genommen.
Sei ein Schwein, oder man macht Dich zur Sau.
(...)
Willst Du bestimmen, statt andre zu fragen,
Musst Du lernen über Leichen zu gehn. "

(Tanz der Vampire/ Es laden die Vampire zum Tanz)

Das ist die Stimmung, in der viele unserer Kinder aufwachsen.

Dabei brauchen sie doch positive Vorbilder, gesprächsbereite Bezugspersonen, die sie und ihre Ängste ernstnehmen und schließlich Perspektiven, die Träume und Pläne nicht im Keim ersticken.
blaustrumpf
QUOTE (shark @ 28.Aug.2007 - 12:26)
(...) Unsere Kinder brauchen positive Vorbilder, gesprächsbereite Bezugspersonen, die sie und ihre Ängste ernstnehmen und schließlich Perspektiven, die Träume und Pläne nicht im Keim ersticken.

Und wo sind die? Im Radsport jedenfalls derzeit äußerst dünn gesät.
shark
Eben!
rubia
oh-oh, Ihr lieben Mädelz smile.gif

ich habe NICHT vergessen wie es war als ich jung war. wacko.gif

Wir WOLLTEN doch gar nicht hören was Eltern und Lehrer uns erzählten rolleyes.gif

Wurde uns was verboten haben wir es erst recht gemacht, auch wenn´s völlig ohne Spass war... nur um die *Alten* zu ärgern tongue.gif

Enge Röhren-Hosen, karierte Holzfällerjacken, abgesägte Lenker vom teuren Fahrrad, die ersten Jeans im Nachkriegsdeutschland... *Nietenhosen* genannt biggrin.gif Dann - wie hier schon mal erwähnt - Jimmy Hendrix, Elvis Presley... das Vaterverbot der *Affenmusik* laugh.gif

Unsere vorherrschende Meinung war: alle Leute über 18 sind verkalkt... haben keine Ahnung vom wirklichen Leben... sleep.gif

Die Rebellion der Kiddis von heute - ist in anderer Form nur - in etwa das Gleiche *dabeisein ist alles* was wir vor 50 Jahren machten... allerdings wurde unsere Rebellion nicht von Medien unterstützt und angeheizt.
Irgendwann verlief sich alles im Sande bis die 68er kamen cool.gif

Ich glaube auch dieser Trend der Rapper wird sich im Sande verlaufen... ein Neuer wird kommen wacko.gif und auch Eltern welche sich nicht um ihre Kinder kümmerten gab es schon immer patsch.gif

unaufgeregte Grüße von

rubia morgen.gif



blaustrumpf
Zwischenfrage

Geht es uns eigentlich gerade
    [1] um die Verteidigung des jeweiligen Musik-Text-Geschmacks,
    [2] um die Frage, warum das Grundgesetz - hier besonders die Artikel 1 bis 5 - nicht die Maxime des alltäglichen Miteinanders ist,
    [3] darum, einfach Recht zu haben?
Ich persönlich reserviere für mich Tor 3. Alle anderen bitte durch Tor 1 oder Tor 2.

Grüssli, blaustrumpf
Corinna Mirja
QUOTE (blaustrumpf @ 28.Aug.2007 - 18:49)
Zwischenfrage

Geht es uns eigentlich gerade
    [1] um die Verteidigung des jeweiligen Musik-Text-Geschmacks,
    [2] um die Frage, warum das Grundgesetz - hier besonders die Artikel 1 bis 5 - nicht die Maxime des alltäglichen Miteinanders ist,
    [3] darum, einfach Recht zu haben?



Ich persönlich reserviere für mich Tor 3. Alle anderen bitte durch Tor 1 oder Tor 2.

Grüssli, blaustrumpf

Ich nehme Tor 4: Diskrimierungsglorifizierungen und Bushidoartige "Dünntelligenz" abwehren. sleep.gif
blaustrumpf
Hallo, Corinna Mirja

Nette Idee, geht aber leider nicht.
Ich hab ja nur drei Tore vorgesehen und Tor 3 für mich reserviert.
Das bedeutet, dass ich Recht habe.
Tor 4 müsstest Du wo anders erst anflanschen.
Wie wäre es im Unterforum "Wie halte ich den Ball flach"?
wink.gif

Grüssli, blaustrumpf
Corinna Mirja
QUOTE (blaustrumpf @ 28.Aug.2007 - 19:10)
Hallo, Corinna Mirja

Nette Idee, geht aber leider nicht.
Ich hab ja nur drei Tore vorgesehen und Tor 3 für mich reserviert.
Das bedeutet, dass ich Recht habe.
Tor 4 müsstest Du wo anders erst anflanschen.
Wie wäre es im Unterforum "Wie halte ich den Ball flach"?
wink.gif

Grüssli, blaustrumpf

Nee! Tor 4 hab ich ja gerade reserviert! smile.gif
Schade! Dieses von Dir erwähnte UFO übersehe ich doch immer wieder gerne - verflixt nochmal! cool.gif
shark
QUOTE (blaustrumpf @ 28.Aug.2007 - 18:49)
Zwischenfrage

Geht es uns eigentlich gerade
    [1] um die Verteidigung des jeweiligen Musik-Text-Geschmacks,
    [2] um die Frage, warum das Grundgesetz - hier besonders die Artikel 1 bis 5 - nicht die Maxime des alltäglichen Miteinanders ist,
    [3] darum, einfach Recht zu haben?
Ich persönlich reserviere für mich Tor 3. Alle anderen bitte durch Tor 1 oder Tor 2.

Grüssli, blaustrumpf

Ich kann leider auch keines der von Dir vorgesehenen Tore nehmen und quetsche mich daher mit Corinna_Mirja durch Tor 4, wenn sie erlaubt.


Und jetzt im Ernst:

Meine Frage (und die ist aus Verwunderung und Befremden geboren) ist derzeit wirklich die, wie eine Frau sich NICHT herabgewürdigt fühlen kann (sondern im Gegenteil in einer Weise angesprochen, die sie zum Fan macht) durch Texte wie die, die hier erwähnt worden sind.

Und diese Frage ist durchaus ernst gemeint; vielleicht verstehe ich dann ja endlich den weiblichen Zulauf, den Bushidos Konzerte ja tatsächlich haben.
sahi
QUOTE (shark @ 28.Aug.2007 - 18:41)
Und jetzt im Ernst:

Meine Frage (und die ist aus Verwunderung und Befremden geboren) ist derzeit wirklich die, wie eine Frau sich NICHT herabgewürdigt fühlen kann (sondern im Gegenteil in einer Weise angesprochen, die sie zum Fan macht) durch Texte wie die, die hier erwähnt worden sind.

Und genau DAS ist auch mein Problem mit diesen Rappern und insbesondere mit ihren weiblichen Fans.
advocati
ich verstehe das ganze problem nicht...

1. ich kenne diesen möchtegernrapper göttinseidank nicht.
2. ich habe hier und heute nunmehr genug über ihn gelesen und möchte ihn auch nicht näher kennenlernen.
3. falls ich ihn dennoch aus von mir nicht zu vertretenden gründen heute näher kennenlernen würde, wäre er mit sofortiger wirkung eine rapperin, nicht mehr ein möchtegernrapper.
4. ich habe soeben und ebenfalls mit sofortiger wirkung mein langjähriges taz-abo gekündigt (selbstverständlich inklusive begründung).

und wat lernt uns dat? tun statt reden, ladies...
Mausi
Und was, liebe advocati, kann man mehr tun als ihn NICHT zu hören/kaufen usw. und eben nachzufragen?
Ich bin der Meinung man TUT hier allgemein schon sehr viel, allerdings ist das praktische Tun in einem Forum doch wirklich den virtuellen Grenzen unterlegen.
DerTagAmMeer
Ich würde gern eine möglicherweise etwas abwegige Überlegung loswerden.
Die Zeitungen haben neuerdings zwei dekorative Lieblingsfloskeln für Perspektivlosigkeit: "Bildungsverlierer" und "junge Männer mit Migrationshintergrund statt Schulabschluss".
Ob rechtsradikale Ausschreitungen, Pisastudie oder Gewalt an deutschen Schulen - immer wieder gern werden "bildungsferne Schichten" öffentlich verhandelt - distanziert, intellektuell, resigniert.

Mit Aggro Berlin ist etwas anders geworden. Intellektuelle, Lehrer/innen, Mütter und alternative Politiker/innen verlassen Ihre Unnahbarkeit und werden (an)greifbar. Sie zeigen Wut und Empörung, sie werden persönlich, sie hören zu!
Als ich jung war, ging es uns meist darum, gegen die Erwartungen unserer Eltern anzutreten. Heute gibt es diese Erwartungen für viele gar nicht mehr. Die Selektion ist gnadenloser. Gangsta-Rap hat es in die FAZ geschafft, in den Spiegel. Er wird in der EMMA verhandelt! Und irgendwie finde ich, dass das gut so ist.
Nur müsste jetzt etwas passieren!

*dankbar für konstruktive Vorschläge: dtam
Mausi
Ich denke weiterhin, das sensibilisieren das Naheliegendste ist - allerdings nur dann möglich, wenn man mit "Jugend" im Alltag in Kontakt kommt - und das widerum ist bei mir (also nun pubertäre Jugend) nicht wirklich der Fall.

Meine Güte komm ich mir Alt vor mit meinem "Altklugen" Geschwätz - aber ich bin doch weder Alt noch lange/überhaupt (?) der Jugend entkommen wah.gif
junisonne
QUOTE (Mausi @ 28.Aug.2007 - 21:53)
Ich denke weiterhin, das sensibilisieren das Naheliegendste ist - allerdings nur dann möglich, wenn man mit "Jugend" im Alltag in Kontakt kommt - und das widerum ist bei mir (also nun pubertäre Jugend) nicht wirklich der Fall.

Meine Güte komm ich mir Alt vor mit meinem "Altklugen" Geschwätz - aber ich bin doch weder Alt noch lange/überhaupt (?) der Jugend entkommen wah.gif

Doch Mausi, ich denke mal, Du begegnest beim Einkaufen, in der Bahn oder woanders Jugendlichen und kannst auch in diesen kleinen Momenten etwas bewirken. Vor allem, wenn gerade akuter "Handlungsbedarf" besteht.

Aber vermutlich meinst Du (und damit hast Du Recht), dass Eltern, Lehrer, o. ä. permanent an den Jugendlichen "dran sind".

Ich wähle überings ganz entschlossen Tor 2!
Sägefisch
Ich fühle mich persönlich weder in der Lage noch zuständig, erwachsene Menschen zu erziehen.

Ich weiß nur, daß meine Maßstäbe noch etwas intakter sind als bei denen, die sogar noch stolz sind wenn man auf ihr Geseier eine gesunde Reaktion zeigt.

Ich empfinde da tatsächlich einen Graben zwischen mir und Menschen die offensichtlich wirklich nicht wissen, was ich daran schlimm finde.

Und insofern bleibt mir nur der Entschluß, wachsam und zur Not auch wehrhaft zu sein, um bestimmte Dinge "nicht auf den Hof zu lassen". Was da draußen alles Akzeptanz findet, kann ich nicht beeinflußen, aber mein Leben wird kein Tummelplatz für diese Form von Stupidität. Von der ich übrigens glaube daß sie sich auch noch weit über die Kunst hinaus manifestieren wird.
advocati
na, als kunst würde ich das nicht bezeichnen. grundgesetz hin und künsterlische freiheit her.

hat eigentlich mal jemand wegen dieser texte anzeige erstattet? da fallen mir doch so spontan einige straftatbestände ein.

ansonsten, wie schon gesagt: ich hab mein taz-abo heute gekündigt. das emma-abo ist schon etwas länger perdu, und ich bereue es ehrlich gesagt nicht. dem tag am meer sei dank für die unaufgeregte, aber sehr treffende schilderung dessen, was auch in meinen augen ist.
LadyGodiva
Tja.
Die einen sollen ihr Kopftuch geflissentlich ablegen, anderen wird die Partei verboten - aber für (jungs)volksverhetzenden Frauenhass gibt es mal wieder nur eine Handvoll "spröder Altemanzen", die einfach nicht einsehen mag, warum Frauen allgegenwärtig zum Gegenstand männlichen Daseinshasses werden sollen.

Vermutlich, weil sie selbst in ihrer Jugend schon verknöchert waren, oder weil sie keine Ahnung haben, wie "richtiger" Sex läuft.



Mag sein.

Aber ich will für meine Minderheit Frau die selben Rechte auf Freiheit, Gleichheit und... ja Menschlichkeit biggrin.gif einfordern, wie sie anderen Bevölkerungsgruppen im Liberalwahn manchmal bis zum juristischen Schelmenstück angedeihen.
miriam
QUOTE (edelbratschi @ 27.Aug.2007 - 16:55)
...ich erinnere mich gerade, wie "unproblematisch" meine 5t- und 6t-KlässlerInnen diese Musik fanden... unsure.gif ...kein Wunder. Sie bekommen nur mit, dass die Älteren die Musik und die Texte "cool" finden. Damit finden sie sie dann selber cool. Was "gesungen" wird, verstehen die meisten nicht. (Vielleicht die einzelnen Worte, aber selten den Zusammenhang.)

Vielleicht sollte man in der Schule mal Diktate mit solchen Texten schreiben lassen. Ich würde mich nicht wundern, wenn da nicht so manchem Fan die Feder den Dienst versagt, vor allem älteren Fans.

(Aber vielleicht bin ich zu naiv und außerdem wäre die Reaktion so mancher Eltern wohl nicht auszudenken.......)

Viele Grüße von Miriam smile.gif
edelbratschi
QUOTE (miriam @ 29.Aug.2007 - 12:12)
(Aber vielleicht bin ich zu naiv und außerdem wäre die Reaktion so mancher Eltern wohl nicht auszudenken.......)

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Aber die Idee ist klasse!
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