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> Verliebt in die Tierärztin
Viktoria
Beitrag 17.Sep.2013 - 15:47
Beitrag #1


Vorspeisenexpertin
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Liebes Forum,

nachdem ich hier schon viele Beiträge gelesen habe, möchte auch ich meine, etwas seltsame, Geschichte erzählen. Sie spielt in Russland. Ich selbst stamme aus dem deutschsprachigen Raum, lebe aber in dem riesigen Land bereits ein paar Jahre – allein mit meinem 3-jährigen Kater in einem kleinen Dorf. Schon über ein Jahr möchte ich ihn kastrieren lassen. Nur konnte ich mich nie für einen Tierarzt bzw. Tierklinik entscheiden (allerdings gehen hier die Uhren noch etwas anders als etwa im deutschsprachigen Raum). In der nächstgelegenen (20 km entfernten) Stadt gibt es eine staatliche städtische Tierklinik. Da fährt aber nur ein altersschwacher Bus hin, der ständig eine Panne hat. Keine schöne Vorstellung, mit einem kranken Tier im Winter bei -30 Grad mitten in der Pampa zu stehen. In der anderen, größeren Stadt, die 36 km von meinem Dorf entfernt und mit dem Zug zu erreichen ist, gibt es eine Tierarztpraxis (die von einer Tierärztin geführt wird) in der Nähe des Bahnhofs und eine staatliche Tierklinik, zu der man aber ziemlich weit laufen muss, da sie sich am anderen Ende der Stadt befindet. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten schwankte ich nun. Der Vorteil der ersten ist klar die Bahnhofsnähe, andererseits haben mir Bekannte gesagt, dass diese Tierärztin ziemlich unfreundlich ist und ohnehin nur Tabletten und Injektionen verabreicht, aber keine umfassendere Therapie oder gar Analysen durchführt. In diesem Punkt hat die Tierklinik klar die Nase vorne.

Anfang Juli erkrankte mein Kater. Ohne Tierarzt ging es nun nicht mehr. Einer plötzlichen Eingebung folgend entschied ich mich für die Tierklinik am anderen Ende der Stadt. Dienstagfrüh wollte ich also meinen Kater in den Kennel packen. Dummerweise ließ ich ihn noch hinaus, damit er seine Geschäfte verrichten konnte, schließlich würden wir ja eine zeitlang unterwegs sein. Trotz Rufen kam er nicht zurück – erst am Nachmittag. Doch da war es schon zu spät, in die Tierklinik zu fahren, die nur bis 18 Uhr geöffnet hat. Daher fuhren wir erst am Mittwoch. Dieses Mal aber ließ ich meinen Kater in der Früh nicht mehr hinaus. Die Straße in der sich die Tierklinik befindet, war mir unbekannt, fast wäre ich an dem Haus vorbeigelaufen. Wir waren etwas zeitig, 7.45 Uhr, dran (die Ordination beginnt erst um 8 Uhr), aber es war schon offen. Nach ein paar Minuten kam eine der Tierärztinnen und fragte, was der Kater habe. Ich antwortete, dass er sich anscheinend erkältet habe (meine Vermutung war allerdings Katzenschnupfen). Sie antwortete, dass sie uns gleich drannimmt. Sie sperrte den Behandlungsraum auf, untersuchte meinen Kater und stellte die Diagnose: Katzenschnupfen. Die Therapie würde sehr, sehr lange dauern und nicht einfach sein. Sie fragte noch, ob ich ihn überhaupt behandeln lassen möchte. „Ja, natürlich“, antwortete ich etwas erstaunt. Gleichzeitig aber vergegenwärtigte ich mir, dass es mit dem Tierschutz in Russland noch ziemlich im Argen liegt, obwohl sich inzwischen viel verbessert hat, und die Leute kranke Haustiere oft nicht vom Tierarzt behandeln lassen, sondern einfach aussetzen. Dann stellte sie sich vor. Nennen wir sie Larissa Michailowna. Sie schrieb mir auf einen Zettel einige Medikamente (samt Dosierung) auf, die in einer gewöhnlichen Apotheke zu kaufen sind, und stellte die Rechnung aus. In 5 Tagen sollte ich wieder zur Kontrolle kommen. Ich ging mit dem guten Gefühl, eine kompetente und überaus sympathische Tierärztin gefunden zu haben. In der Apotheke kaufte ich alles und verabreichte die Medikamente meinem kleinen Patienten, was dieser gar nicht toll fand.

Nach 5 Tagen fuhr ich mit meinem Kater, dessen Zustand sich leider nicht gebessert hat, in der Früh wieder zu ihr. Larissa freute sich sichtlich, mich zu sehen. Anscheinend ist es in Russland gar nicht so selten, dass die Leute sich nach dem ersten Besuch nicht mehr zeigen, dachte ich. Sie untersuchte ihn wieder, wobei ich ihn im Nacken festhielt. Beim Abtasten berührte sie zufällig meine Hand, mit der ich den Kater festhielt. Danach schrieb sie mir wieder Medikamente (andere) auf, die ich in der Apotheke besorgen musste, und stellte die Rechnung aus. Dieses Mal sollte ich in 10 Tagen wieder kommen. Während der Untersuchung hat sie mich mehrmals tief aus ihren dunkelbraunen Augen angeschaut. Ich las darin aufrichtige Sympathie. Abermals dachte ich, was für ein Glück ich mit dieser Tierärztin hatte, denn ich hätte genauso gut eine alte Beißzange geraten können, gerade in einer staatlichen Klinik. Da wäre es mir sehr schwer gefallen, mit meinem Kater öfter herzukommen.

Nach 10 Tagen fuhr ich mit meinem Kater, dessen Zustand sich sogar verschlechtert hat, in der Früh wieder zu ihr. Wie beim letzten Mal freundliche Begrüßung. Auf einmal beginnt Larissa mich, die ich die Ältere von uns beiden bin (ich bin fast 50, sie ist ein paar Jahre jünger), zu duzen. In Russland geht man jedoch schnell vom Sie zum Du über, wenn man jemanden sympathisch findet. Insofern hat das plötzliche Duzen durch Larissa keine besondere Bedeutung, außer dass sie mich eben sympathisch findet. Und wieder dieser tiefe Blick aus ihren dunkelbraunen Augen. Dieses Mal aber meinte ich, außer Sympathie noch etwas darin gelesen zu haben. Sie untersuchte wiederum meinen Kater und schrieb mir neue Medikamente auf. In 5 Tagen sollte ich wieder zur Kontrolle kommen. Als ich zum Schluss die Geldbörse aus der Handtasche nehmen wollte, meinte sie: „Du brauchst nichts zahlen“ und berührte mich mit der Hand an der Schulter. Ein eigenartiges Gefühl, als ob ein Funke übergesprungen wäre, durchzuckte mich, das ich nicht zu deuten wusste, mich aber den ganzen Weg nach Hause erfüllte und zu Hause weiter beschäftigte.

Dann kam DER Tag, der 24. Juli. Wie gewöhnlich fuhr ich mit meinem Kater wieder zu ihr. Es war alles wie immer. Wirklich alles? Wieder diese tiefen Blicke aus ihren dunkelbraunen Augen. Und dieses Mal hob sich der Nebel und ich glaubte verstanden zu haben. Sie will etwas von mir!? Wieder das gleiche Spiel: Untersuchung, neue Medikamente, wieder brauchte ich nichts zu zahlen, und ich sollte am 31. Juli wieder kommen. Den ganzen Weg nach Hause war ich wie weggetreten. Ich überdachte noch einmal alles bis dahin Geschehene gründlich. Auch zu Hause konnte ich an nichts anderes denken. Wieder und wieder wälzte ich diese Gedanken in meinem Kopf. Ich war mir sicher, sie empfand für mich mehr als bloße Sympathie. Was würde ich ihr antworten, wenn sie mich fragen würde, ob ich schon einmal etwas mit einer Frau gehabt habe und ob ich es nicht mit ihr machen wolle? Nun, mit einer Frau hatte ich bisher nichts gehabt, aber mit ihr würde ich es nur zu gerne machen. Dieser Gedanke ließ mich nun nicht mehr los…

Im September wollte ich meine Eltern und Freunde, die alle im deutschsprachigen Raum leben, besuchen. Dazu war es bald an der Zeit, die Flugtickets zu kaufen. Würde sich aber der Zustand meines Katers bis dahin so weit gebessert haben, dass ich ihn 4-5 Tage allein und ohne Medikamente lassen kann? Bei einem Heimatbesuch, den ich immer in der warmen Jahreszeit absolviere, mache ich es so, dass ich meinen Kater einfach draußen lasse. Durch eine Klappe kommt er in den Vorraum des Hauses, wo Futter und Wasser für diese Tage bereitstehen. Ich weiß, es ist nicht die ideale Lösung, aber da ich niemanden Zuverlässigen habe, der sich in den Tagen meiner Abwesenheit um ihn kümmert, ist das noch immer der bessere Ausweg. Bisher hat es immer problemlos geklappt. Diesbezüglich musste ich mich mit Larissa beraten.

Am 31. Juli fuhr ich mit meinem Kater erneut zu ihr. Ich schilderte ihr die Situation, dass ich während meiner Abwesenheit niemanden hätte, der meinen Kater versorgen würde. Wir kamen zu dem Schluss, dass es, so wie es jetzt aussieht, riskant wäre, ihn allein zu lassen. Aber wir sollten, um eine endgültige Entscheidung zu treffen, doch noch etwas abwarten. Als ich erwähnte, dass ich alleine wäre und niemanden hätte, merkte ich ein gewisses Aufblitzen in ihren Augen und ein unverhohlenes Interesse. Für mich gab es keinen Zweifel mehr, dass sie mehr wollte – und ich mich in sie verliebt hatte. In 2 Wochen sollte ich wieder kommen. Ich war mir sicher, dass es in Wirklichkeit gar nicht notwendig war, so oft zu ihr zu fahren.

Auf dem Nachhauseweg und zu Hause war ich total neben der Spur. Wieder und wieder überdachte ich alles. Aber wie sollte es weitergehen? Sie hatte einmal, noch ziemlich am Anfang, erwähnt, dass sie Kinder hat. Nach Larissas Alter zu urteilen, schätze ich so 10-14 Jahre alt. Ob sie verheiratet ist, weiß ich nicht. Sie stammt aus einer anderen Stadt, ein paar 1000 km von dieser entfernt, und dürfte noch nicht lange hier leben. Zu all dem kommt ja noch dieses dämliche Antigay-Gesetz, das Putin erlassen hat. Da muss man noch vorsichtiger sein, noch dazu hat unsere Stadt weit unter 100 000 Einwohner.

2 Wochen später fuhr ich wieder zu ihr. Es war ihr letzter Tag vor dem 2-wöchigen Urlaub. Ich fragte sie, was sie im Urlaub macht. Sie antwortete, sich um den Gemüsegarten und die Kinder kümmern und endlich ausschlafen. Sie schrieb mir wieder Medikamente auf und gab mir ihre Handynummer. Ich solle sie in 5 Tagen anrufen, wie es meinem Kater geht. Die Frage meiner Reise blieb weiter offen, aber mir das an sich schon egal. Ich wollte nicht mehr wegfahren. Und wieder ihre Blicke… Da ich leider schüchtern bin, wusste ich nicht, was ich machen sollte, außer ihr ebenfalls tiefe Blicke zuzuwerfen. Schade, dass ich sie nun ganze 2 Wochen nicht sehen würde.

So blieben mir nur wunderschöne erotische Fantasien. Nach 5 Tagen rief ich sie an. Ich muss noch sagen, dass ich eine gewisse Telefonophobie habe und dadurch beim Telefonieren oft kein Wort herausbringe oder einfach nicht das sagen kann, was ich möchte, bzw. das nicht so rüber kommt, wie es sollte. Larissa meinte, ich könne nun doch fliegen, aber da hatte ich meinen Eltern und Freunden schon gesagt, dass ich nicht komme. Sie gab mir andere Medikamente an und ich sollte in 6 Tagen wieder anrufen. Das tat ich auch, nur brachte ich vor Aufregung kaum ein Wort heraus, so dass ich danach das Gefühl hatte, ich hätte alles verbockt. Ich sollte Anfang September wieder zu ihr kommen. Die ganze Zeit bis dahin saß ich wie auf glühenden Kohlen. Ich konnte es nicht erwarten, sie zu sehen, gleichzeitig aber fürchtete ich mich auch davor.

Endlich kam der heißersehnte Tag. Im Behandlungsraum waren außer ihr noch eine andere Tierärztin und eine Helferin. Ich war entsetzlich aufgeregt. Larissa war zwar etwas kühler als sonst, wohl wegen des Herumgewusels, aber ihre Blicke eindeutig. Wie die vorigen Male schrieb sie wieder Medikamente auf. Dann stand sie vom Schreibtisch auf, um meinem Kater ins Maul zu schauen, da auch sein Zahnfleisch entzündet war. Das tat sie aber nicht von ihrer Seite des Behandlungstisches aus, sondern sie trat an meine Seite heran, ganz dicht, uns trennten nicht einmal Millimeter, sie beugte sich tiefer zum Maul meines Katers und zu mir, ich mich zu hin – und es flogen die Funken zwischen uns. Wahnsinn. Ich sollte in 1 Woche wieder kommen.

Auf dem Nachhauseweg war ich wieder total neben der Spur. Dieser Zustand hielt auch zu Hause an. Es musste etwas geschehen. Aber was? Auch wenn ich mir sicher bin, was sie will, so schien von ihr doch keine Initiative zu kommen. Nur, was sollte ich machen? Sie einfach direkt darauf anzusprechen, war mir zu plump und auch etwas gefährlich, denn wer weiß, vielleicht hört das Gespräch zufällig jemand von den Kollegen. Am Tag davor kam mir plötzlich eine Idee: sie zunächst direkt nur auf Freundschaft anzusprechen und zu fragen, womit ich ihr eine kleine Freude machen kann (in Russland sind kleine Geschenke üblich), da sie außer die ersten beiden Male für die Behandlung nichts mehr genommen hat.

Vor einer Woche war ich wieder bei ihr. Bei meinem Kater hat sich inzwischen auch eine Wurminfektion eingestellt. Zur genaueren Bestimmung brachte ich Larissa ein paar dieser Würmer mit. Glücklicherweise war sie allein, musste aber gleich wegfahren (die Tierärzte dieser staatlichen Tierkliniken fahren u. a. in die Dörfer, um dort Hunde und Katzen u. a. gegen Tollwut zu impfen). Sie schrieb mir ein paar Antihelmetika auf, von denen ich ihm eines ihm geben sollte, und bestellte mich leider erst wieder in 17 Tagen, u. a. weil ich schon so müde aussehe. So lange ohne sie! Zum Schluss fasste ich mir ein Herz und sagte ihr, dass ich hier schon ein paar Jahre lebe, aber keine richtigen Freunde finden konnte. Erst vor 2 Jahren habe ich tolle Menschen (eine Familie mit 2 Kindern) kennen gelernt. Und jetzt sei auch sie, der nächste großartige Mensch, in mein Leben getreten. Da streichelte sie meine Hand. Ich sagte noch, ich würde mir wünschen, dass wir, auch wenn die Therapie meines Katers abgeschlossen ist, weiterhin Freundinnen und in Kontakt bleiben. Sie antwortete ganz warmherzig, das bleiben wir, ich solle beruhigt sein. Ich hätte ja ihre Handynummer. Dann erzählte sie noch kurz von ihren Tieren (Hunde, Katze, Vögel), die sie zu Hause hielt, auch Lustiges, so dass wir gemeinsam lachten. Ihr ging irgendwie das Herz über und die Worte sprudelten nur so aus ihr hervor, als ob sie nun endlich jemanden gefunden hätte, der ihr zuhört. Zum Schluss umarmten wir uns noch herzlich. Sie werde meinen Kater wieder gesund machen. Wir würden auch danach in Kontakt bleiben. Sie schien so glücklich. Ich war natürlich auch glücklich.

Wie aber soll es nun wirklich weitergehen? Ich sehe sie erst wieder in 10 Tagen. Soll ich sie vielleicht mal anrufen? Wenn ich nur besser telefonieren könnte, aber ich bin am Telefon immer total blöd. Wenn wir uns in 10 Tagen wiedersehen, frage ich sie, womit ich ihr eine Freude machen könne. Das tat ich nämlich vor 1 Woche nicht, weil ich sie nicht länger aufhalten wollte.
Aber wie soll es danach weitergehen? In Russland ist es, außer vielleicht in Moskau oder St. Petersburg, nicht üblich, sich in Cafes oder Restaurants (in kleineren Städten gibt es kaum etwas, außer eventuell McD. oder üble Kneipen) zu treffen, sondern zu Hause. Ich kann ihr daher nicht einmal vorschlagen, nach der Arbeit mal auf einen Kaffee zu gehen. Ich könnte sie nur zu mir nach Hause einladen, am Wochenende, aber das sind 36 km. Oder sie ergreift die Initiative. Oder soll ich dem ganzen mehr Zeit geben, entspannter herangehen?

Vielen Dank fürs Lesen. Ich bin für jeden Rat und Kommentar dankbar.

Liebe Grüße
Viktoria
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Antworten (40 - 59)
Rafaella
Beitrag 28.Oct.2013 - 19:00
Beitrag #41


Freies Vögelchen
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Liebe Viktoria, oh, mich interessiert zum Beispiel, wie und warum du dorthin gegangen bist - oder dort geblieben? Und wann? Wie das Ankommen war für dich - oder das Bleiben? Was und wie arbeitest du in Russland? Wie erlebst du das Land, die Menschen, wie ist dein Lebensgefühl? Wenn dir davon manches zu persönlich direkt ist - kann ich verstehen. Erzähl nur, was du magst.

...Liebe Grüße und alles Gute für dich und deinen Kater (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) und für deine Herzensangelegenheit wünsche ich dir.

Übrigens - mein neues Interviewprojekt hat das Thema "Wo bin ich eigentlich zu Hause" ich möchte Menschen interviewen, die iel umgezogen sind, die weit weggegangen sind aus ihrer Heimat, andere die ortsfest sind....zum Lebensgefühl und Werdegang. Ich finde diese Aspekte sehr spannend. Aber ich wollte dich nicht ausquetschen für mein Buchprojekt. Das hat nur am Rande damit zu tun, einfach die Thematik ist immer wieder interessant für mich.
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Viktoria
Beitrag 29.Oct.2013 - 18:22
Beitrag #42


Vorspeisenexpertin
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Liebe Rafaella,

Dein Interesse an Russland, Land und Leuten, freut mich sehr. Es gibt da sehr viel zu erzählen – ganze Bände könnte ich damit füllen. Daher dauert es ein bisschen, bis ich alles zusammengeschrieben habe. Offene Fragen beantworte ich dann auch gerne (manche vielleicht besser per PN).

Du kannst mich wirklich gerne für Dein neues Buchprojekt ausquetschen. Mich spricht dieses Thema stark an. Menschliche Schicksale interessieren mich überhaupt sehr.

Vielen Dank auch für Deine guten Wünsche. Ich werde Larissa höchstwahrscheinlich morgen am Abend anrufen ...

LG Viktoria
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Rafaella
Beitrag 29.Oct.2013 - 18:42
Beitrag #43


Freies Vögelchen
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Liebe Viktoria, danke - das werde ich tun (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif)
Und alles Gute für morgen Abend

glg
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Viktoria
Beitrag 30.Oct.2013 - 18:33
Beitrag #44


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Liebe Rafaella,

danke schön. Ich habe heute am Abend zwei Mal versucht, Larissa zu erreichen. Leider hat sie nicht abgehoben. In Anbetracht der stressigen Situation bei (von der sie ja erzählte), lasse ich es jetzt so. Außerdem wird es sonst von der Uhrzeit her zu spät (sie muss sehr zeitig aus den Federn). Ich möchte sie nicht noch mehr unter Druck setzen. Sie sieht ja (wohl erst in der Früh), dass ich angerufen habe. Entweder ruft sie mich morgen zurück, oder ich versuche es morgenabend wieder.

LG Viktoria
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Viktoria
Beitrag 31.Oct.2013 - 18:10
Beitrag #45


Vorspeisenexpertin
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Liebes Forum,

heute hat es geklappt. Ich habe Larissa erreicht. Sie hat sich wirklich gefreut, meine Stimme zu hören, und war auch froh, sich ausjammern zu können: über ihre Gesundheit, die Kommission und den ganzen damit verbundenen Papierkram, und zu Hause geht es auch drunter und drüber. Es geht ihr nach wie vor gesundheitlich nicht so gut. Die Verkühlung war zunächst besser, hat sich dann aber, wegens des ganzen Stresses wohl, wieder verschlechtert. Sie war ihr eh noch ganz heisrig. Sie ist entsetzlich müde, kommt auch immer spät nach Hause, nach einem fast 12-stündigen Arbeitstag. Diese dämliche Kommission ist noch immer in der Klinik, so dass Larissa auch nicht in den Krankenstand gehen kann. Jetzt muss Larissa noch dazu alle möglichen Berichte schreiben (z. B. Milzbrand, Maul- und Klauenseuche). Wir treffen uns daher erst in ca. 2 Wochen. Sie fragte, wie es mir geht, wie sich mein Kater fühlt, und ich habe ihr erzählt, was sich bei mir inzwischen getan hat. Es war wieder ein total warmherziges Gespräch. Die positive Energie, die zwischen uns floss, war so schön zu spüren. Bis zu unserem Treffen telefonieren wir noch. Irgendwie wollte keine von uns das Gespräch beenden. Beim langen Verabschieden haben wir uns gegenseitig gesagt, dass wir uns gefreut haben, einander zu hören, sie hat „mein Schatz“ zu mir gesagt, und ich habe ganz automatisch, ich wollte das gar nicht, einen Kuss ins Telefon „geschmatzt“.

LG Viktoria
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Viktoria
Beitrag 04.Nov.2013 - 16:46
Beitrag #46


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Liebes Forum,

für alle, die mehr über Russland erfahren möchten, habe ich in der Rubrik „Newbies und Regionales“ einen eigenen Thread mit dem Titel „Das andere Antlitz Russlands“ eröffnet, in dem ich in mehreren Teilen das Land, die Leute und das Lebensgefühl näher bringen möchte.

LG Viktoria
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Deirdre
Beitrag 04.Nov.2013 - 19:37
Beitrag #47


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Liebe Viktoria,

gerade habe ich gesehen, dass Du erst 26 Beiträge hast: Dabei bist Du enorm präsent! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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Rafaella
Beitrag 04.Nov.2013 - 22:38
Beitrag #48


Freies Vögelchen
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ZITAT(Viktoria @ 04.Nov.2013 - 16:46) *
Liebes Forum,

für alle, die mehr über Russland erfahren möchten, habe ich in der Rubrik „Newbies und Regionales“ einen eigenen Thread mit dem Titel „Das andere Antlitz Russlands“ eröffnet, in dem ich in mehreren Teilen das Land, die Leute und das Lebensgefühl näher bringen möchte.

LG Viktoria

super, danke!

ZITAT(Deirdre @ 04.Nov.2013 - 19:37) *
Liebe Viktoria,

gerade habe ich gesehen, dass Du erst 26 Beiträge hast: Dabei bist Du enorm präsent! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

würde ich unterschreiben (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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Viktoria
Beitrag 10.Nov.2013 - 16:04
Beitrag #49


Vorspeisenexpertin
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ZITAT(Rafaella @ 05.Nov.2013 - 00:38) *
ZITAT(Viktoria @ 04.Nov.2013 - 16:46) *
Liebes Forum,

für alle, die mehr über Russland erfahren möchten, habe ich in der Rubrik „Newbies und Regionales“ einen eigenen Thread mit dem Titel „Das andere Antlitz Russlands“ eröffnet, in dem ich in mehreren Teilen das Land, die Leute und das Lebensgefühl näher bringen möchte.

LG Viktoria

super, danke!

ZITAT(Deirdre @ 04.Nov.2013 - 19:37) *
Liebe Viktoria,

gerade habe ich gesehen, dass Du erst 26 Beiträge hast: Dabei bist Du enorm präsent! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

würde ich unterschreiben (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)


Meine Lieben,

danke schön! (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)

Liebes Forum,

nur ganz kurz ein kleiner Zwischenbericht. Gestern habe ich Larissas Profil auf einer russischen Social-Network-Seite gefunden. Warum nicht schon früher, weiß ich nicht, gesucht hatte ich. Ich war völlig baff und danach durch den Wind. Sie ist auf dieser Seite schon ein paar Jahre. Auf dem Foto hat sie tief traurige Augen und schaut so unglücklich aus, dass einem das Herz bricht. Ich habe dann auf dieser Seite ebenfalls ein Profil angelegt und ihr eine Freundschaftsanfrage geschickt. Sie schaut allerdings sehr selten, höchstens ein Mal im Monat, oft auch nur ein Mal in 2 Monaten, auf diese Seite. Sie war voriges Wochenende dort online, vielleicht konnte ich sie deshalb finden. Ich weiß jetzt nicht, ob das mit der Freundschaftsanfrage so eine gute Idee war. In 2-3 Tagen werde ich Larissa wieder anrufen, falls sie sich selbst nicht meldet.

LG Viktoria
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Rafaella
Beitrag 10.Nov.2013 - 18:19
Beitrag #50


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ZITAT(Viktoria @ 10.Nov.2013 - 16:04) *
Ich weiß jetzt nicht, ob das mit der Freundschaftsanfrage so eine gute Idee war. In 2-3 Tagen werde ich Larissa wieder anrufen, falls sie sich selbst nicht meldet.


Liebe Viktoria, wenn du dich- und damit indirekt uns? fragst, ob das eine gute Idee war - wenn du meine spontane Idee hören möchstest: ja, finde ich in dem Kontext schon ein bisschen zu viel, also in der Kennenlernphase, zumal du ja noch gar nicht weißt, wie sie "tickt". Da es nun aber geschehen ist - soooo schlimm finde ich es auch nicht - kannst du dir sagen, wie vor einiger Zeit im Thread schon angesprochen: du hast nicht so viel zu verlieren.
glg und schöne Woche
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Viktoria
Beitrag 10.Nov.2013 - 19:05
Beitrag #51


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Liebe Rafaella,

vielleicht hast Du Recht, und es war ein bisschen zu viel, andererseits sieht man das in Russland nicht so eng, man ist da wesentlich spontaner und offener. Auch im persönlichen Umgang. Was man im deutschsprachigen Raum als frech, zudringlich, grob u. Ä. bezeichnen würde, ist in Russland normal. Ich habe auf anderen russischen Seiten solche Anfragen von Leuten bekommen, die ich weit weniger kenne als Larissa, und kenne das aus Erzählungen anderer genauso. Außerdem besucht sie diese Seite eh selten. Es war mehr eine rhethorische Frage. Es hat mich dann doch wohl etwas verunsichert, weil ich nichts falsch machen möchte. Schließlich hätte mir Larissa dann auch nicht ihre (wohl gemerkt private) Handynummer geben und auch nicht verraten dürfen, in welcher Kleinstadt sie wohnt (Gleiches gilt auch umgekehrt, d. h. für mich). Sie dort zu finden, wäre kinderleicht.

LG Viktoria

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Viktoria
Beitrag 20.Nov.2013 - 15:44
Beitrag #52


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Liebes Forum,

übermorgen ist es nun soweit: Ich treffe mich endlich mit Larissa. Das haben wir vorige Woche in einem weiteren äußerst warmherzigen Telefongespräch ausgemacht. Sie hat leider noch immer totalen Stress auf der Arbeit. Diese komische Kommission verlässt jetzt endgültig die Klinik, nachdem sie alles bis ins kleinste Detail geprüft hat. Zwischendurch war Larissa krank. Wir haben uns lange verabschiedet, einander gesagt, dass wir uns gefreut haben, die andere zu hören, und dass wir uns auf das Treffen freuen. Zum Schluss hat sie ganz zärtlich zwei Mal „mein Goldschatz“ gesagt. Ich ihr auch und habe noch einen Kuss geschickt. Ich kann es nun kaum erwarten und bin schon ganz aufgeregt.

LG Viktoria
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june
Beitrag 20.Nov.2013 - 15:54
Beitrag #53


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Wenn es einen verzückt guckenden Smiley gäbe, dann würde ich den jetzt anklicken!
(Oder ist es in Russland auch normal, die lose Bekannte "mein Goldschatz" zu nennen? (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) )
Ich freu mich für dich und sitze breit grinsend vorm Rechner! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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Rafaella
Beitrag 20.Nov.2013 - 16:43
Beitrag #54


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Ich finds auch klasse! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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Viktoria
Beitrag 22.Nov.2013 - 11:29
Beitrag #55


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Liebes Forum,

heute Morgen habe ich mich mit Larissa bei ihr in der Tierklinik getroffen. Wie Larissa vorige Woche am Telefon sagte, sollte da schon Ruhe eingekehrt sein. Denkste! Für heute 9 Uhr hatten sich Insperktoren angesagt, die die Klinikleitung und -mitarbeiter überprüfen sollten und im besten Fall Rügen erteilen, im schlimmsten Fall die Kündigung aussprechen. Larissa meinte nur unglücklich: „Wir haben für heute niemanden erwartet.“ Auf meine Frage, ob sie selbst eine Rüge bekommen könnte, antwortete sie, sie wisse es nicht. Aber es war ihr anzumerken, dass sie Angst um ihren Arbeitsplatz hatte.

Die Klinikmitarbeiter tröpfelten gleich nach mir der Reihe nach ein und liefen dann umher wie aufgescheuchte Hühner. Larissa bat die Putzfrau, ihr noch einen Mantel zu bügeln, weil auf dem anderen trotz Waschen noch Blutspritzer von der letzten Operation zu sehen waren und sie alle heute extra geschniegelt und gestriegelt aussehen mussten. Außerdem mussten wegen den Inspektoren alle noch ein Häubchen aufsetzen, das sie, obwohl eigentlich vorgeschrieben, nie tragen. Das sieht lustig aus, Larissa und ich haben voll gelacht bei ihrem Anblick mit Häubchen (bald jedoch sollte mir das Lachen vergehen). Dazu kommt, dass Larissa ihr Büro mit 2 anderen Mitarbeiterinnen teilt, die schon da waren und von denen eine total unfreundliche Hexe ist. Daher setzten wir uns wieder ins Behandlungszimmer, durch das dauernd jemand durchgaloppierte. Es war fast so wie bei unserem Treffen in ihrer Mittagspause damals im September, vielleicht eine Spur besser. Larissa war hundemüde, was ihr deutlich anzusehen war, äußerst nervös und saß wie auf Nadeln, was ja kein Wunder war.

Dann kam der Schock, etwas, das ich nicht (mehr) erwartet hatte. Sie erzählte, dass ihr Sohn diese Woche 19 Jahre wurde und dass „wir eine kleine Feier für ihn gemacht haben.“ Klein deshalb, weil sie keine Zeit für große Vorbereitungen hatte und immer spät abends erschöpft von der Arbeit nach Hause kommt und daher für ein langes Beiandersitzen viel zu müde war. Dieses „Wir“ schien mir zunächst sie, ihre Eltern und ihre Tochter zu bedeuten. Der Satz danach ließ mir aber buchstäblich das Blut in den Ader gefrieren: „Mein Mann und ich machen nur für die Kinder eine Geburtstagsfeier, für uns selbst nicht …“ Den Rest hörte ich nicht mehr. Da ist sie doch tatsächlich verheiratet! Ich war wie gelähmt, hatte keinen Sinn mehr für ihre tiefen Blicke, mit denen sie mich trotz der allgemeinen Aufregung bedachte, vergaß, wie sie strahlte, als ich ihr Büro betreten hatte, und warf ihr meinerseits nicht nur keine tiefen mehr Blicke zu, sondern hörte überhaupt auf zu flirten. Ich weiß nicht, ob Larissa etwas gemerkt hat, dass sich meine Stimmung schlagartig geändert hatte. Den Rest des Gesprächs war ich in einem Schockzustand, total starr, zu nichts mehr fähig. Sie kam auch gleich noch auf Neujahr zu sprechen, das sie immer zu Hause mit ihrem Mann, den Kinden und Eltern verbringt. Irgendwie kam mir sogar vor, sie erwähnte ihn absichtlich (aber ich finde, das passt nicht zu der Stimmung, in der sie war). Warum? Vielleicht aus Angst vor ihren Gefühlen zu mir? Weil die Beziehung zwischen uns schon in ein anderes Stadium überzugehen scheint? Weil sie einfach das Gefühl hatte, die Notbremse ziehen müssen?

Ach ja, ich habe ihr von der Freundschaftsanfrage erzählt. Sie findet es toll, dass ich sie über die Social-Network-Seite gefunden habe, und hat sich über meine Freundschaftsanfrage sehr gefreut, was ihr auch deutlich anzusehen war. Sie hatte aber noch keine Zeit, ihre Seite zu besuchen (das habe ich gesehen).

Ja, sie hat nie erwähnt, dass sie verheiratet ist. Ihren Erzählungen nach ist sie immer allein, macht sie alles allein und ist sie immer allein auf Urlaub gefahren. Diversen Schilderungen (die denen vieler mir bekannter alleinerziehender Mütter hier in Russland aufs Haar glichen) war für mich eindeutig zu entnehmen, dass da weder Ehe- noch ein anderer Mann ist, und sie erwähnte auch nie einen. Mein Fehler war freilich, dass ich sie nicht direkt gefragt habe, ob sie verheiratet ist, z. B. als sie noch ziemlich am Anfang von Kindheit, Schule, Jugend, Studium, Kindern usw. erzählte. Da erwähnte sie zwar, dass sie geheitatet hat, aber in einem Ton, als wollte sie sich daran und an die Ehe nicht erinnern, was auch jetzt durchaus zutreffen kann (da sie aus irgendeinem Grund nicht von ihrem Mann loskommt, z. B. Geld). Wohl doch von Wunschdenken beseelt, habe daraus und aus ihren Schildungen einen voreiligen Schluss gezogen.

Aber darin, dass zwischen uns etwas läuft, täusche ich mich nicht. Warum soll sie trotz Ehemann kein Interesse an Frauen haben? Ich habe irgendwo sogar gelesen, dass frau mit einer verheirateten Frau viel leichter eine Beziehung unterhalten kann, weil die bestehende Ehe dieser Frau irgendwie das Gefühl von Normalität gibt. Alleine lebend ist sie zwar äußerlich frei, wagt aber oft gerade deswegen den letzten Schritt (ganz hin zur Frau) nicht. Für Russland gilt das wohl umso mehr. Obwohl ich natürlich nicht weiß, ob zwischen Larissa und ihrem Mann sexuell da noch etwas läuft, turnt mich das nicht unbedingt an, sie im Bett mit einem Mann zu teilen.

Ich durchlebe ein Wechselbad der Gefühle. Nein, enttäuscht, so wie damals im September, bin ich nicht. Ich kann nicht einmal weinen. Ich fühle nur eine entsetzliche innere Leere und Lähmung. Daraus reißt mich auch nicht, dass Larissa so strahlte, als ich ihr Büro betrat, ihr anzumerken war, wie gern sie mich sah und mit mir plauderte, mir tiefe Blicke zuwarf und sich über meine Freundschaftsanfrage freute. Auch das konnte mich nicht erfreuen, dass sie selbst es war, die vorschlug, dass wir am Wochenende telefonieren und uns am Dienstag wieder bei ihr treffen. Da sollten nun keine unerwarteten „Gäste“ mehr auftauchen, der ganze Spuk sollte heute endgültig enden. Sie muss nur noch den Jahresbericht erstellen. Obwohl ab Montag ursprünglich 2 Wochen Urlaub, der dauernd verschoben worden war, angedacht waren, wird daraus wieder nichts. Sie hofft nun, dass sie wenigstens 1 Woche ab 9.12. bekommt, damit sie die Neujahrfeier und Geschenke vorbreiten kann. Vielleicht ist ja der Ehemann der Grund, dass wir uns bisher nur in der Klinik treffen.

Mir ist aber (leider) schmerzlich klar geworden, dass mir eine reine Freundschaft mit ihr nicht reicht. Als ich die Tierklinik verließ, eher innerlich starr davonschlich, wollte ich sie nicht mehr sehen. Ich weiß, es ist ihr gegenüber total ungerecht. Auf dem Nachhauseweg habe ich mich auch gefragt, ob sie nicht vielleicht mit mir spielt. Gibt es den Ehemann vielleicht gar nicht und wollte sie nur meine Reaktion testen oder Zeit gewinnen? Realistisch gesehen ist das wohl nur der sprichwörtliche Grashalm. Warum hat sie ihren Mann gerade jetzt (erst) erwähnt, wo doch vorher viele bessere Gelegenheiten waren? Weil sie Angst hat? Vor ihren eigenen Gefühlen? Oder vor mir? Schließlich sahen wir uns ja jetzt eine zeitlang nicht und da hatte sie, obwohl sie bis über beide Ohren in Arbeit steckt, doch Gelegenheit, über ihre Gefühle zu mir nachzudenken. Dass sie an mich zumindest öfter gedacht hat, war ihren Worten zu entnehmen.

Tja, ich weiß nun ehrlich gesagt nicht, wie es weitergeht, ob und auf was ich hoffen kann. Vielleicht ist es in Wirlichkeit auch gar nicht sooo schlimm, dass sie verheiratet ist, aber ich finde, es verkompliziert die Sache ungemein. Schon allein die dauernd wechselnden Gefühle die zwischen „nicht erwarten können, mit ihr spätestens übermorgen zu telefonieren und sie schon am Dienstag wiederzusehen,“ bis „sie überhaupt nicht mehr sehen wollen“ pendeln.

Wenn mir jemand helfen könnte, mich in diesem Salat zumindest ein bisschen zurechtzufinden, wäre ich sehr dankbar.

LG Viktoria
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Pirola
Beitrag 22.Nov.2013 - 16:19
Beitrag #56


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Würdest Du in Deutschland leben , dann würden längst ganz klare Tipps eingegangen sein , denke ich ,
nämlich welche in der Art , dass Du nun Abstand nehmen solltest , um Dich vor weiteren unangenehmen
Überraschungen zu schützen .
Aber da die Lage hinsichtlich offen lebbarer Homosexualität in Russland dermassen heikel aussieht ,
ist das nicht so einfach . Denn was wäre wohl die Alternative ?
Gibt es bei Euch überhaupt frei lebende Lesben ?
Wenn , dann würde ich es Dir wünschen , schnellstens von Larissa loszukommen .
Was meinst Du denn eigentlich mit einer " unfreundlichen Hexe " , als Du ihre Kollegin beschriebst?
Bei uns gab es ja die Hexenverfolgung im Mittelalter , und alleine schon daher würde ich als Feministin
nie dieses Wort als Schimpfwort benutzen .
Aber ich kann mir gut vorstellen , dass Du solche Dinge vergisst , dort , wo Du nun lebst .
Ich liebe sehr die russische Volksmusik und habe mal in einer Gruppe in Berlin diese Musik regelmässig aufgeführt .
Ein Lied hiess "Swetit mesjats" - es kann sein , dass das nicht richtig geschrieben ist - es soll heissen "scheint der Mond".
Ich wünsche Dir , dass Du , wenn Du in den Mond schaust , nicht nur Larissa siehst , sondern es eine andere Frau
in Deiner Sehnsucht geben wird und diese Sehnsucht dann auch mal befriedigt werden kann .
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Viktoria
Beitrag 22.Nov.2013 - 17:16
Beitrag #57


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Liebe Pirola,

danke für Deinen Kommentar. Das ist mir schon klar, dass es, da die Geschichte in Russland spielt, schwierig ist, klare Tipps zu geben.

Frei lebende Lesben gibt in den Großstädten wie Moskau oder St. Petersburg, auf dem Land nicht. Aber was man in den eigenen vier Wänden macht, ist die Sache jedes einzeln.
OK, die Hexe ist mir rausgerutscht. Sie war halt unfreundlich, vielleicht auch wegen diesen unerwarteten Inspektoren.

Der Titel des russischen Liedes ist richtig geschrieben und richtig übersetzt.

Ich sehe es ja auch so, dass am besten wäre, von Larissa loszukommen, aber zumindest jetzt kann ich das nicht. Ich möchte noch nicht aufgeben. Am Wochenende telefonieren wir. Da möchte ich ihr u. a. einfach sagen, dass ich mit ihr etwas dringend unter vier Augen besprechen möchte, und sie bitten, am Dienstag einen passenden Ort zu finden, an dem wir ungestört reden können. Ich werde sie dann direkt auf das Thema ansprechen, um endgültig zu zu wissen, woran ich bin. Nun habe ich schon ein wenig Abstand. Mir sieht es eher so aus, dass sie trotz Mann an mir interessiert ist. Vielleicht ist es auch (noch) nicht der richtige Zeitpunkt, das Thema anzusprechen. Ein Ort, wo wir ungestört reden können, wäre bei mir zu Hause. Ich kann sie ja morgen anrufen und ihr auch das gleich vorschlagen. Vielleicht kommt sie ja am Sonntag, obwohl ich es für sehr unwahrscheinlich halte.

LG Viktoria
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Pirola
Beitrag 22.Nov.2013 - 20:09
Beitrag #58


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Liebe Viktoria ,

das ist eine ganz klare Aussage und Entscheidung von Dir : Du möchtest noch nicht aufgeben .

Dann wirst Du die Familie Larissas mit in Kauf nehmen müssen . Aber ich habe versucht , Deine
Schilderung noch mal aus einer hoffnungsvolleren Perspektive zu lesen und konnte doch einige
Dinge finden, die Dir entgegenkämen . Immerhin hat sich ihre Art , Dir zu begegnen , überhaupt
nicht verändert . Verändert warst nur Du . Ich fände es allerdings nicht so dolle, wenn sie das gar nicht
mitbekommen hat . Aber das wirst Du auch nicht wissen , paralysiert wie Du dann warst , was ?
Dann fällt mir dazu noch ein , dass es ja wirklich auf Weihnachten zugeht und das eben leider das
Fest der Familie ist und nun will es auch noch ein Zufall, dass Larissas Sohn jetzt Geburtstag hat ,
wo sie auch ihren Mann mit hinzuholen muss . Dass das Ehepaar jedoch die eigenen Geburtstage
nicht feiert , das ist doch bestimmt ganz und gar nicht üblich im geselligen Russland , oder ? Und
dann könntest Du das so sehen, dass sie nur noch die Feier des Sohnes und Weihnachten und Neujahr
mit der ganzen Familie verbringt , dass also ihre Ehe eigentlich nicht viel für sie zählt .
Ich hoffe , es ist so.
Aber willst Du das ganze Versteckspiel mitmachen , wirst Du das aushalten , was da auf Dich zukommen könnte?

Ich finde es ganz toll und sehr mutig, dass Du Dich ihr bald offenbaren oder zumindest das Thema ansprechen willst , um auch herauszufinden,
wie sie zu Dir steht .

Der Beitrag wurde von Pirola bearbeitet: 22.Nov.2013 - 20:12
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Viktoria
Beitrag 22.Nov.2013 - 21:35
Beitrag #59


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Liebe Pirola,

danke, dass Du Dich nochmals gemeldet hast.
Ja, Du sagst ganz richtig, dass sich ihre Art, mir zu begegnen, überhaupt nicht verändert hat und nur ich selbst verändert war. Ich würde aber sagen, auch wenn Larissa das nicht (oder nicht gleich) mitbekommen hat (sondern ihr das vielleicht erst später aufgefallen ist), heißt das nicht allzu viel, wenn man die Atmosphäre und Umstände berücksichtigt, unter denen unser Treffen stattgefunden. Sie (und die ganze Klinik) war wegen der unerwarteten Inspektoren sehr nervös, hat wieder einmal um ihren Arbeitsplatz gezittert u. Ä. Ich selber kann das leider nicht beurteilen, weil ich eben, wie Du sagst, paralysiert war. Sie wurde zum Schluss des Gesprächs hin immer nervöser, fahriger, unkonzentrierter, was aber wohl doch eher an den anrückenden Inspektoren als an meinem veränderten Zustand gelegen haben dürfte.

Das mit den Feiern ist mir auch kurz durch den Kopf gegangen, habe aber dann wieder darauf vergessen. Jetzt, wo Du es erwähnst, fällt es mir wieder ein. Es stimmt, dass es in Russland überhaupt nicht üblich ist, dass ein Ehepaar seine Geburtstage nicht feiert. Die Geburtstagsfeier des Sohnes ist mir auch aufgefallen, ebenso Neujahr, zumal sie dazu anmerkte, dass sie selbst da eh vor dem Fernseher entspannt, während die anderen, also Mann und Kinder, irgendetwas anderes machen. Man kann es so ausdrücken, sie befinden sich am selben Ort, sind aber nicht zusammen. Weihnachten wird in Russland erst am 7. Januar gefeiert. Das große Fest, an dem das künstliche Tannenbäumchen aufgestellt wird und man sich beschenkt, ist eben die Nacht vom 31.12. auf den 1.1., und das ist DER Feiertag in Russland und ein reines Familienfest. Also die Umstände, unter denen Larissas Familie dieses Fest begeht, spricht da schon Bände, eben dass für Larissa selbst die Ehe nicht viel zählt, und alles nur für die Kinder gemacht wird. Dem würde auch entsprechen, was Larissa am Anfang unserer Beziehung erzählte, eben dass sie geheitatet hat, aber in einem Ton, als wollte sie sich daran und an die Ehe nicht erinnern (nur dass ich das so interprtiert habe, dass sie sich irgendwann scheiden ließ und seitdem allein ist). Vielleicht muss sie aus irgendwelchen Gründen, z. B. finanziellen oder wegen der Kinder, mit dem Ehemann zusammenbleiben. Ferner würde dem auch entsprechen, dass sie laut ihren Erzählungen immer allein ist, alles allein macht, immer allein in den Urlaub gefahren ist. Hier liegt klar die Betonung auf „allein“. Wo ist da die ganze Zeit der Mann (gewesen)? Zu guter letzt entspräche dem vielleicht auch, dass sie ihn bisher nicht erwähnt hat, eben weil die Ehe für sie nicht viel zählt.

Mir ist klar, dass ich ihre Familie in Kauf nehmen muss. Die Kinder stören mich überhaupt nicht. Beim Ehemann hängt das davon ab, wie die Beziehung zwischen ihm und Larissa ist. Wenn ihr die Ehe eh nicht viel bedeutet und diese nur nach außen hin (z. B. zu den Feiertagen) fortbesteht, kann ich auch damit leben. Aber ich muss ohnehin erst einmal unser Gespräch abwarten. Erst danach kann ich entscheiden und wie wir unsere Beziehung praktisch leben (wenn bei ihr zu Hause Kinder und Ehemann sind).

LG Viktoria
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Viktoria
Beitrag 23.Nov.2013 - 09:23
Beitrag #60


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Liebes Forum,

heute Vormittag habe ich Larissa angerufen und ihr gesagt, dass ich mit ihr gerne unter vier Augen an einem ruhigen Ort, wo uns niemand stört, sprechen würde, am liebsten noch dieses Wochenende. Als erstes habe ich vorgeschlagen bei mir zu Hause, aber das war mehr theoretisch, weil ich ja weiß, dass sie, nachdem sie auf der Arbeit noch immer ziemlich Stress hatte, am Wochenende viel zu tun hat und es nicht ganz so einfach ist, von ihrer Kleinstadt aus mit dem Bus zu mir zu kommen. Daher habe ich gleich weiter vorgeschlagen, dass ich zu ihr fahre und wir uns in ihrer Kleinstadt an einem ruhigen Ort treffen. Worüber ich mit ihr sprechen will, habe ich nicht gesagt, sie hat auch nicht gefragt. Sie war total lieb und ihrer Stimme war zu entnehmen, dass sie sich freute, mich zu hören. Leider hat sie heute zu viel um die Ohren (was mich keineswegs überraschte), und morgen hat der Sohn ein Konzert in einem anderen Bezirk, so dass sie ziemlich weit fahren muss. Sie hat daher das nächste Wochenende vorgeschlagen, und ihrer Stimme nach, scheint sie sich darauf zu freuen. Ehrlich gesagt ist mir das nächste Wochenende auch lieber, denn auch für mich wäre es eine ziemliche Hauruck-Aktion gewesen, weil ich für dieses Wochenende schon etwas anderes geplant hatte.

Wir treffen uns ohnehin noch am Dienstag in der Klinik, wo wir aber eben nicht in Ruhe heikle Themen bereden können, sondern harmlose und auch Genaueres für das Wochenende ausmachen. Daher habe ich sie gefragt, ob ich nicht auch meinen Kater zum Kastrieren mitbringen kann. Jetzt, wo er beschwerdefrei ist und bevor der nächste Schub kommt, kann das endlich gemacht werden. Sie war damit einverstanden.

Es bleibt also weiter spannend. Ich hoffe nur, mich verlässt bis zum nächsten Wochenende nicht der Mut, um auf das Thema zu sprechen zu kommen.

LG Viktoria
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