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> Psychosomatisches 'Wehleiden' -
verstehe ich eher als ein Zeichen von:
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Abstimmungen insgesamt: 58
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megan
Beitrag 04.Dec.2007 - 12:53
Beitrag #1


skaldkona
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Ich habe die Frage plus Antwortalternativen bewußt minimalistisch und zu kurz greifend zweigeteilt aufgebaut, womit ich dazu einlade, sie unten in textlicher Form ausführlicher zu beantworten.

Welche Meinung habt ihr zu diesem Thema?

Wieviel verträgt eine Seele,
wie ausgeprägt kommuniziert sie für euch ihr Leiden über körperliche Symptome,
wie ernst nehmt ihr Solche?
Welche sind diese überhaupt und -
welche Botschaften entnehmt ihr ihnen bei Geneigtheit?
Wie geht ihr mit vermeintlichen Auslösern um?
Welche Rolle spielt in dieser Betrachtung die Frage nach Disziplin/-losigkeit?

Obiges als kleine Anregung :)

Interessiert grüßend
meg.
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Rafaella
Beitrag 04.Dec.2007 - 13:01
Beitrag #2


Freies Vögelchen
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Ho, megan,

Mit Disziplinlosigkeit hat es m. E. wenig zu tun.
Eher schon mit der übeforderten Seele, die sich, in primärem und sekundärem Krankheits"gewinn" ein Ventil sucht.
Bei deiner Fragestellung fehlt mir bei den Ankreuzböglichkeiten der konstruktive Ansatz, psychosomatisches Geschehen als Botschaft der Seele über den Körper, als Ausdruck derselben, zu begreifen.
Der Begriff "Psychosomatisch" wird ja, durchaus nicht nur von Laien, häufig, unkorrekt, als Synonym für "rein psychisch bedingt" oder schlimmer Hypochondrie und auch Simulantentum verwendet.
"Frau X. somatisiert gerne" - so lautet der leicht abfällige Spruch mancher SchulmedizinerInnen.
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pandora
Beitrag 04.Dec.2007 - 13:11
Beitrag #3


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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die disziplin spielt für mich allerhöchstens zur/während/nach der genesung oder bahandlung eine rolle.
von der frühkindlichen störung bis hin zur altersdepression, es gibt vielerlei auslöser für diese arten von psychosomatischen problemen, welche mit disziplinlosigkeit für mein dafürhalten wenig, bis garnichts zu tun haben.
dann wohl eher mit dem lauf der zeit, dem druck auf unsere gesellschaft und den eigenen lebensstrukturen.

edit:"mannigfaltig" gegen vielerlei "ausgetauscht"

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 04.Dec.2007 - 13:15
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LadyGodiva
Beitrag 04.Dec.2007 - 13:16
Beitrag #4


Strøse
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Wenn man davon ausgeht, dass "Krankheit" nicht allein die Ausschlussdiagnose "Gesundheit" meint, sondern einen Zustand des Körperlichen, Sozialen, Seelischen beschreibt, welcher die empfundene oder messbare Leistungs- und/oder Funktionsfähigkeit eines Individuums statuiert, dann fallen somatoforme Störungen keineswegs in den Bereich des "freien Willens", sondern sind per definitionem somatische Manifestationen psychischer Funktionsminderungen.

Insofern ist der "Hypochonder" (die extremste und am meisten stigmatisierte Ausprägung von Konversionsstörungen) nach meiner Einschätzung der wohl Therapiebedürftigste unter allen Kranken - auch, wenn es für ihn wohl symptomatisch keinen "therapeutischen Goldstandard" geben kann.

Und allen anderen wünsche ich Mut und Selbstvertrauen in die eigene Körperwahrnehmung, um verkörperlichte Seelenleiden so rasch wie möglich anzugehen - Aufrechtigkeit wiederzuerlangen, Selbstignoranz überwinden.

Immerhin gibt es seit ca. 10 Jahren eine eigene Disziplin hierfür.
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McLeod
Beitrag 04.Dec.2007 - 15:27
Beitrag #5


mensch.
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Hm... Wehleiden und Psychosomatik sind für mich zwei paar Schuhe. Der Körper gibt Signale der Psyche weiter. Wer stattdessen "Seele" sagen mag, bitte. Mir kommt es so vor, als würden diese Signale gerne überhört und ignoriert, also gerade das Gegenteil von "Wehleiden".

Geht es vielleicht um die Unterscheidung von Hypochondrie und somatischen Schmerzen (die nicht auf einfach aufzufindende körperliche Krankheiten zurückzuführen sind)?

McLeod, ziemlich ratlos angesichts dieser Umfrage
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wolke
Beitrag 04.Dec.2007 - 16:11
Beitrag #6


blinder Passagier
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QUOTE (McLeod @ 04.Dec.2007 - 16:27)
McLeod, ziemlich ratlos angesichts dieser Umfrage

so in etwa geht es mir auch.

Denn wenn es tatsächlich um psychische/psychosomatische Krankheiten geht, finde ich, ist eine Umfrage überflüssig, da es nicht um "Meinungen" sondern um "Fakten" geht.
Andererseits spiegelt diese Umfrage die Haltung in unserer Gesellschaft wider, was sie wiederum völlig rechtfertigt- und es (nicht nur für mich) zu einem sehr hitzigen Thema macht, wo es (mir) schwer fällt, mich sachlich und korrekt auszudrücken. Aber ich will es versuchen.

Alle reden ganz selbstverständlich über Tante Y, die sich eben den Oberschenkelhals gebrochen hat, schenken Onkel X ihr Mitgefühl, dessen Arteriosklerose immer schlimmer wird und überhäufen Cousine Z mit gut gemeinten Ratschlägen ihre Migräne in den Griff zu bekommen. Über Tante T hingegen wird nur hinter vorgehaltener Hand etwas gemunkelt, sie hätte "psychische Probleme..."- ein rotes Tuch für die Verwandtschaft- und als sich der Verdacht erhärtet, weil sie Onkel X beim Gang zum Therapeuten beobachtet hat, wird sowieso nur noch der Kopf geschüttelt...

Was ich damit- mit einem durchaus aus der Realität gegriffenem Beisiel- sagen will, ist, dass ich es furchtbar finde, wie stigmatisierend "Erkrankungen", die mit der Psyche zusammenhängen, heute immer noch sind, und dass jedes Wort und jeder Krankheitsbegriff, in dem die Silbe "Psych-..." vorkommt, ein rotes Tuch für viele ist.

Zur Umfrage:
In Abhängigkeit, wie "Schwäche" gerade definiert wird, bin ich jedenfalls überzeugt, es handelt sich bei psychosomatischen Erkrankungen um keine "Charakterschwäche".
Natürlich haben wir alle unsere Schwächen- auch gesundheitlich. Mein suppressives Immunsystem mag als Schwäche bezeichnet werden, sowie meine fehlerhaft behandelten Narben, die immer wieder zu Entzündungen führen...der Unterscheid ist der, dass diese körperl. Schwächen breit akzeptiert werden, und nicht als "selbstverschuldet" gelten- im Gegensatz zu seelischen/psychischen Schwächen.

Aber auch meine (überlastete?) Seele sucht sich, sofern ich sie ignoriere, ein Medium, "Stopp" zu schreien. Und dieses Medium nimmt den Weg des geringsten Widerstandes- die (körperl.) Schwächen von jedem von uns- ganz individuell.

Wie viel das individuell ist, das eine Seele überlastet, hängt womöglich von unserem erlernten Umgang mit Stress/Konflikten ab, hat aber auch seine- individuell völlig unterschiedlichen!!- Grenzen.

Trotzdem- ein gebrochener Arm wird "geflickt", eine Grippe behandelt und ein Krebs therapiert- aber eine kranke Seele wird ignoriert, unterdrückt und stigmatisiert.

Es ist höchste Zeit, dass hier ein Umbruch in den Köpfen von uns Menschen statt findet.
Nicht zuletzt auch darum, weil Burn Out, Depression und all ihre Verwandten wohl demnächst- nein, schon lange, zur Volkskrankheit geworden sind.

Der Beitrag wurde von wolke bearbeitet: 04.Dec.2007 - 16:16
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McLeod
Beitrag 04.Dec.2007 - 18:11
Beitrag #7


mensch.
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QUOTE (Mab @ 04.Dec.2007 - 16:38)
Das Problem bei diesen "Psych..."-Krankheiten ist doch die Vorstellung, dass diesem dem menschlichen Willen unterliegen.

Da ist aber die Wissenschaft schon viel weiter: Entweder sind es Verdrahtung, ein fehlendes Hormon, oder Vorstufe zu irgendeinem Vitamin, die dem Gehirn fehlen.
Alles Dinge, die sich Entscheidungen entziehen.

Ja und nein. Wie bei Zucker, Arthrose und ähnlichen Krankheiten beeinflusst die Alltagsgestaltung bei psychischen Krankheiten den Krankheitsverlauf, die Schwere, die Rückfallabstände.

Unabhängig davon, ob es eine "biologische" Psychose ist, oder eine "erworbene" Neurose (um mal 2 Beispiele zu nennen). Während Epilepsie ganz selbstverständlich als Krankheit angesehen wird, ist es die Depression - da stimme ich Dir zu - sehr viel weniger.

Das Stigma ist da und wie bei jedem Stigma gilt es schlicht (meiner bescheidenen und singulären Meinung nach): anfangen, aufzuhören. Selbst, täglich und entspannt.

Ich finde es nicht hitzig, darüber zu schreiben oder zu reden, dass sich die Schwere von Depressionen (um beim Beispiel zu bleiben) reduzieren lässt durch weniger Arbeitsvolumen. Muss es denn auf dem Level eines Workaholics sein? Das ist eine Entscheidung. Nicht die Entscheidung, depressiv zu werden, sondern die Entscheidung, sich zu gefährden. Ich fahre ja auch nicht mit geschlossenen Augen Auto und sage hinterher: für den Unfall an der Kreuzung kann ich aber nichts.

Das Stigma ist es, dass viele den Mund halten lässt, wenn Cheffin/Cheffe mal wieder mit einem tollen Projekt inklusive Überstundengarantie kommt. Wer sagt schon gerne "Ich mach heute keine Überstunden, ich schlafe schon nicht mehr gut, das ist ein Warnsignal, ich muss mal kürzer treten." (und meint meist damit: ich muss mal wieder zwei, drei Wochen nur noch ganz normal arbeiten)

Behauptet janz frech et
McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 04.Dec.2007 - 18:11
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Oldie
Beitrag 04.Dec.2007 - 18:36
Beitrag #8


multifunktionales Blond(s)chen
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Leider kann ich mit dieser Umfrage auch nichts anfangen :(
"Wehleidig" hat etwas mit Jammern zu tun, mit lautem, vielleicht überzogenem Vortragen irgendwelcher Beschwerden. Prinzipiell gehe ich aber davon aus, dass jemand, der sich zum Arzt begibt, sich krank "fühlt", oder nicht "heil", oder etwas "weh tut".
Mag sein, dass meine Wahrnehmung von Schmerz eine ganz andere ist, als die von Lieschen Müller und ich das auch ganz anders beklage und darunter leide, als Frau Müller.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist in jedem Fall, seinen eigenen Körper so gut zu kennen und wahrzunehmen, dass eine Aussage über einen veränderten Zustand möglich ist. Ganz eng damit verbunden ist die Möglichkeit zu differenzieren, gibt es psychische Belastungen, gab es die, könnten diese im Zusammenhang mit meinem jetzigen Unwohlsein stehen. Das ist mein Anspruch an meine Disziplin. Aber: ich bin nicht so wie andere :D
Ich will damit sagen, dass es viele Menschen gibt, die nicht mehr auf ihren Körper und die Signale ihres Körpers hören können.
Da sind einfühlsame MedizinerInnen gefragt, die das Körperbewußtsein fördern und jede "Befindlichkeitsstörung" diagnostisch abklären. Die alleinige Diagnose "psychosomatischer Schmerzzustand" ist mir persönlich zu wenig.
Beispiel Schmerz: Was war zuerst? Der Schmerz, der nicht erkannt und behandelt wurde oder die instabile Psyche, die zu schlechter Haltung und einem Bandscheibenvorfall führte?
"Wehleiden" kann ich nicht gelten lassen und "psychsomatisches Wehleiden" ist undifferenziert mit eindeutig negativem Unterton, der keinem leidenden Menschen gerecht wird.
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pandora
Beitrag 04.Dec.2007 - 18:36
Beitrag #9


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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es ist bestimmt richtig, dass man das risiko einer burnouterkrankung oder einer belastungsstörung minimieren kann, indem arbeitsdruck reduziert wird.
jedoch ist dies gerade bei der heutigen wirtschaftlichen lage und den damit zusammenhängenden exixtenzängsten, nur in den allerwenigsten fällen möglich.
somit für mich nicht mit "geschlossenen augen" autofahren zu vergleichen.

ich zum beispiel habe meinen arbeitsalltag um 20%reduziert weil mir der druck, die psychische und phhysische belastung zu hoch war.
als alleinversorgerin muß ich mir somit einiges regelrecht vom munde absparen :(

was das stigma angeht...ich befürchte da sind die menschen mit psych-problemen auch ein wenig selbst verantwortlich, denn je öfter verschwiegen oder verschleiert wird, je weniger wird eine akzeptanz geschaffen.
für mich ist das ähnlich dem homosexuell sein..je offener und selbstverständlicher darüber geredet wird, je einfacher ist es für andere sich mit unbekanntem auseinander zu setzen...

edit...satzteil eingebaut

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 04.Dec.2007 - 18:51
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McLeod
Beitrag 04.Dec.2007 - 21:30
Beitrag #10


mensch.
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Hallo pandora,

dann bist Du ja genau ein Beispiel dafür, dass es geht. Oder? Und Dein Beispiel zeigt auch, dass es zu wenig gesamtgesellschaftliche Anerkennung für die Notwendigkeit der einen oder anderen Einschränkung durch nicht-sichtbare (und auch oft nicht-verstehbare, da komplexe und eben nicht-sichtbare) Krankheiten / Eigenschaften gibt.

McLeod

edit: 2. Satz hinzugefügt

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 05.Dec.2007 - 07:37
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Bilana
Beitrag 04.Dec.2007 - 22:54
Beitrag #11


Capparis spinosa
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Wehleiden ist doch ein arg abwertender Begriff. Zumal für so etwas nützliches wie psychosomatische Erkrankungen. Was sollen Menschen auch fühlen, als ihren Körper, wenn sie nur eingeschränkten Zugang zu ihrer Gefühlswelt, ihren Bedürfnissen haben?

Ich habe meine psychosomatischen Probleme schon vor einiger Zeit zu schätzen gelernt. Was wäre ich ohne meine Harnwegsinfekte? Sie haben es mir in meiner Studienzeit erlaubt im Winter regelmäßig ohne schlechtes Gewissen die frühen Vorlesungen zu knicken (da sind die Hörsäale immer bitterkalt und dann die kalten Holzsitze…) und mir die Inhalte lieber gemütlich im warmen Stübchen mit einem Kaffee zu Gemüte zu führen. Sie erlauben es mir auf Autobahnfahrten meine MitfahrerInnen alle 2h zum anhalten zu bringen. Das ich auch einfach keine Lust habe länger am Stück in einem Auto eingepfercht zu sein ist auch Tatsache, ebenso wie mangelnde Fähigkeit und Mut das so zu sagen.
Früher überkam mich regelmäßig von Anfang Dezember bis Mitte Januar fiebrige Magen-Darm-Infektionen oder grippaler Infekt, die es mir unmöglich machten zu den mir verhassten Familienfesten und dem Geburtstagsmarathon zu erscheinen. Wie praktisch! Zumal zu einer Zeit als ich noch gar nicht wusste wie verhasst mir diese Feste waren. Seit sich das für mich geklärt hat und ich entsprechende Konsequenzen gezogen habe, hatte ich noch nicht einen Schnupfen.

Meine Krankheiten helfen mir einfach zu funktionieren. Nicht optimal, aber okay, solange bis ich bessere Lösungen habe.

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LadyGodiva
Beitrag 05.Dec.2007 - 08:40
Beitrag #12


Strøse
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Zivilisatorisches Leben ist per se unnatürlich. Und bietet eine Vielzahl von sehr praktikablen Möglichkeiten, uns von der eigenen Leiblichkeit, resp. deren bewusster Wahrnehmung fern zu halten.

Jedes Tier leckt seine Wunden.

Manchmal sind diese durch unsere Lebensumstände so abstrakt gehalten, dass sich unser Ganzes einen Weg zu uns zurück bahnen muss - erschreckend und traurig, wie wenig Körperlichkeit unter den Menschen ist! Dass wir aber mehr sind als ein animal functionale, dafür haben wir zur Erinnerung das Schmerzempfinden psychosomatischer Genese.

Wie Bilana sagt, manchmal schützt uns Schmerz auch davor, uns noch weiter zu verheben.
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pandora
Beitrag 05.Dec.2007 - 09:04
Beitrag #13


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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QUOTE (LadyGodiva @ 05.Dec.2007 - 08:40)


Manchmal sind diese durch unsere Lebensumstände so abstrakt gehalten, dass sich unser Ganzes einen Weg zu uns zurück bahnen muss -


Wie Bilana sagt, manchmal schützt uns Schmerz auch davor, uns noch weiter zu verheben.

richtig, nicht umsonst macht sich die überforderung immer an unseren schwächstellen bemerkbar.


mcleod, grundsätzlich stimme ich dir zu, ich mag ein beispiel dafür sein, dass es geht.
ich bin jedoch nur mir selbst verantwortlich und wie ich schon sagte, dies funktioniert nur unter sehr sehr großen opfern.
wie aber soll dies funktionieren bei einer alleierziehenden mutter, oder einem mann der zwei kinder und ehefrau zu versorgen hat?
ist da der zivilisatorische druck nicht noch einmal ganz anders, viel höher?
erwartungshaltung der kinder, druck/ansehen der ehefrau/gesellschaft, lebenserhaltende verpflichtungen wie miete, versicherungen, kleidung, versagensängste des mannes, ect, pp...
ich glaube dies alles sind gründe warum viele zeichen zwar wahrgenommen, aber unterdrückt/übergangen werden.

was das gesellschaftliche anerkennen angeht, kann ich nur aus eigner erfahrung sagen...alles was menschen nicht greifen/sehen können, alles was anders ist, macht immer noch angst.
und aus dieser angst heraus verhalten sich sehr sehr viele menschen unmöglich...
ich habe wegen meiner psychischen/physischen erkrankung sogar meine "so dachte ich" beste freundin verloren.
aber dies alles geht wahrscheinlich meilenweit an der ursprünglichen fragestellung vorbei, darum in grau


edit...ein zwei wörter eingefügt

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 05.Dec.2007 - 09:06
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megan
Beitrag 05.Dec.2007 - 09:55
Beitrag #14


skaldkona
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Ich erlebe oft und gern als Beobachter, wie als persönlich Betroffene, eine Neigung, Überlastungsmomente -originär psychischer Natur- in ihrem somatisierten Ausdruck gegenüber den rein somatischen Überlastungen zu diskriminieren.

Ich will als erste an dieser Stelle eingestehen, daß mir dieses sehr wohl auch unterläuft.

Natürlich gebe ich mich nach außen hin gern aufgeklärt, nach innen hin ist das keinesweg immer der Fall, vor allem, wenn es um mich geht.
Ich bin gerne badei, mir mein 'Wehleiden' übel zu nehmen, frage mich, ob auslösende Faktoren nicht einfach anerkannt und besser ausgehalten werden müssten (Disziplin) gerade, wenn es sich um berufliche Rahmenbedingungen handelt, auf die es wenig Einfluß gibt.
'Ich kann nicht vor allem was mich stresst (via Krankheit) flüchten.' Mit Disziplin meine ich in diesem Zusammenhang viell. auch Haltungs-Ansichtsänderungen, die die Somatisierung unnötig machen.
...
Ich finde in dieser Frage keine leichten Antworten.

Der Beitrag wurde von megan bearbeitet: 05.Dec.2007 - 10:59
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regenbogen
Beitrag 05.Dec.2007 - 10:29
Beitrag #15


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QUOTE (megan @ 05.Dec.2007 - 09:55)
Ich erlebe oft und gern als Beobachter, wie als persönlich Betroffene eine Neigung, Überlastungsmomente -originär psychischer Natur- in ihrem somatisierten Ausdruck gegenüber den rein somatischen Überlastungen zu diskriminieren.

@megan, das musst du bitte noch mal übersetzen. Ein Komma würde glaub ich schon was ausrichten. ;)
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McLeod
Beitrag 05.Dec.2007 - 10:50
Beitrag #16


mensch.
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QUOTE (pandora @ 05.Dec.2007 - 09:04)
mcleod, grundsätzlich stimme ich dir zu, ich mag ein beispiel dafür sein, dass es geht.
ich bin jedoch nur mir selbst verantwortlich und wie ich schon sagte, dies funktioniert nur unter sehr sehr großen opfern.
wie aber soll dies funktionieren bei einer alleierziehenden mutter, oder einem mann der zwei kinder und ehefrau zu versorgen hat?
ist da der zivilisatorische druck nicht noch einmal ganz anders, viel höher?
erwartungshaltung der kinder, druck/ansehen der ehefrau/gesellschaft, lebenserhaltende verpflichtungen wie miete, versicherungen, kleidung, versagensängste des mannes, ect, pp...
ich glaube dies alles sind gründe warum viele zeichen zwar wahrgenommen, aber unterdrückt/übergangen werden.

Hallo pandora,

darf ich wieder in schwarz switchen, denn ich denke dass es zum Thema gehört. Und ich will mich gleich mit in die Waagschale werfen, um als weiteres Beispiel zu gelten.

Erst einmal: ja, der "zivilisatorische" (=gesellschaftliche / familiäre / beides?) Druck ist hoch. Und psychosche Krankheiten leiden an ihrem Stigma, das heißt dass meine Kollegen mich komisch anschauen, wenn ich wegen schlechtem Schlaf meine Arbeitszeit diszipliniere. Hätte ich eine steife Hüfte und könnte eben nur 6 Stunden am Schreibtisch sitzen (und nicht 10), dann würde das niemand hinterfragen. In großen Unternehmen bekäme ich mit meinem Behinderten-Ausweis, den ich vielleicht hätte, sogar ein komplettes Gehalt für meine leistbare Arbeit. Huuuu... da ist es schon wieder dieses Stigma. Wenn ich jetzt den Stigmata-verändern-Modus einschalte, dann stelle ich fest, dass sehr, sehr viele Menschen in meiner Umgebung (inklusive mir) auf verschiedenste Art und Weise daran gehindert sind, das angeblich existente Ideal des gesunden 100%-Menschen zu erreichen.

Den einen fehlt es an körperlichen Voraussetzungen, es gab einen Unfall im Laufe des Lebens oder einen schlecht eingestellten Schreibtisch. Anderen fehlt es an der best-passenden (Aus-)Bildung, um ihr Potential auszuschöpfen. Oder an Rückgrat, um ihr bestes Talent zum Beruf zu machen und die Welt damit zu bereichern. Oder sie haben psychische Eigenschaften, die eine Gruppe Ärzte und Wissenschaftler in einen Katalog geschrieben haben, der den Titel "...Code... Krankheiten" trägt. Übrigens gibt es auch viele körperliche Zustände, die in (anderen) Katalogen mit Titeln, die Krankheit beinhalten, stehen.

Zack... plötzlich sind so ziemlich alle zivilisierten Menschen mit mir im Stigma. Da sind Lady Godiva und ich uns anscheinend einig.

Und wie so oft wählen wir Menschen drei Grundhaltungen, die meiner Meinung nach Grundübel der Zivilisation sind: "nach unten treten" und "was ich nicht sehe, gibt es nicht" und "ich bin normal". Am besten tritt es sich auf die, deren Verwundbarkeit und Eingeschränktheit nicht sichtbar und damit leicht anzweifelbar ist. Und solange mensch sich selbst als "normal"empfindet, scheint mensch das Recht dazu zu haben. Beziehungsweise lässt es sich mit den eigenen Einschränkungen viel besser leben, wenn sie als "normal" eingestuft werden könne, weil andere (immer feste treten!) abnormal anders sind.

Mein persönlicher Anfang ist es, meine Stigmas aufzubrechen und mich zu akzeptieren. Hallo, ich bin McLeod und in 20 oder 30 Jahren werde ich wohl nicht mehr Treppen steigen können und deswegen vielleicht meine Arbeit und mein Zuhause aufgeben müssen. Hallo Familie von McLeod, Ihr habt Angst zu versagen und mich dann nicht unterstützten zu können. Ich liebe Euch und wir werden das schon irgendwie schaffen. Hallo Nachbarn, Ihr guckt komisch und tuschelt meinetwegen? Schön, Euch zu sehen - ich lebe weiterhin, wie es mir gefällt und wie es mir möglich ist. Hallo Finanzamt, ich habe eine Behördenphobie und deswegen meine Steuererklärung 2006 noch nicht abgegeben.

Offenheit entwaffnet die Stigmatisierenden. Egal, welches Stigma sie sich aussuchen. Die Wirkungsfläche der Stigma-Veränderung hängt davon ab, wie viele mitmachen. Das hat sich in der Lesbenbewegung ebenso gezeigt, wie in der zunehmenden öffentlichen Präsenz körperlich und/oder geistig Behinderter. Und da sich bereits viele Magazine mit der Psyche in Zeiten der Zivilisation auseinandersetzen, könnte sich dieses Stigma auch zum Besseren wenden.

Es ist nicht einfach, offen zu sein. Wenn ich beim Mittagessen in der Kantine in ein Gespräch über Suchtverhalten und Internet fallen lassen "Vor ein paar Jahren hab ich von morgens 7 bis nachts um 3 am Rechner gesessen", versucht es eine wohlmeinende Kollegin mit "Naja, aber Du bist wenigstens alleine wieder da raus gekommen, warst also nicht wirklich krank". Und dann sag ich trocken: "Neenee, ich war 3 Monate sozusagen in Kur." Zwei Tage später kommt ein Kollege rein und lädt mich auf einen Kaffee ein, bei dem er sich dann auch als Ex-Junkie (Online-Rollenspiele) outet. So wie sich eine neue Kollegin nach der letztjährigen Weihnachtsfeier bei mir (und dann beim Rest) outete, weil ich ganz offen über meinen Alltag redete und alle, weil längst entspannt, nickten und mitredeten.

Ich arbeite dran, dass aus meiner persönlichen Betroffenheit zu so vielen Themen, Stigmata und Tabus eben keine hitzige Diskussion auf abstraktem Level entsteht. Sondern dass es entweder gesitteter und fundierter Austausch (Variante nicht-persönlich-sein) wird oder ich als lebendiges Beispiel diene, das die sehr vereinfachten Urteilsbildungen knackt und Fragen möglich macht.

Wenn es für mich ein Prinzip gibt um zu leben, dann das, dass es (andere) Wege gibt. Falls das zu flapsig rübergekommen sein sollte, entschuldige ich mich vielmals.

Herzliche Grüße von der manchmal sehr, sehr wehleidigen und ständig irgendwo eingeschränkten
McLeod

edit: statt konisch gucken - komisch gucken. Weniger Geometrie, bitte!
edit2: Kauderwelsch-Satz mal mit ein paar fehlende Worten lesbar gemacht

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 05.Dec.2007 - 10:55
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Bilana
Beitrag 05.Dec.2007 - 12:37
Beitrag #17


Capparis spinosa
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Gibt es überhaupt eine rein somatische Überforderung, Krankheit? Ich denke es ist immer psychosomatisch. Die Frage ist höchstens wie groß jeweils der psychische und somatische Anteil ist.

Ich denke man tut sich selbst am besten, wenn man versucht mit dem was man körperlich und psychisch mitbekommen hat zu leben und es auszubauen.
Es nützt einfach so gar nichts sich selbst auch noch fertig zu machen für seine vermeintlichen Defizite. Besser das anzunehmen, was nicht (mehr) änderbar ist und das verändern, was eben veränderbar ist. Eine robuste, gesunde Lebensweise wirkt ganz sicher auch auf die Gesundheit.
Das es sehr schwer ist, ist auch war. Man hat nur den einen Körper und die eine Psyche. Und man muss damit leben, wenn man den leben möchte. Und es ist nicht die Chefin oder die Familie die damit Leben muss. Von daher: wenn man selbst nicht acht gibt mit sich, wer dann?
Und ein bisschen Humor und Wohlwollen mögen helfen sich anzunehmen, wie man ist. und dann kommt die Zeit der Veränderung, so denn man möchte.

Wenn ich meine Erkältung ignoriere, leugne und weiter Gas gebe wird sie immer schlimmer und am Ende streckt mich eine Bronchitis oder Lungenentzündung dahin. Wenn ich aber inne halte und wahrnehme: Okay, ich habe eine Erkältung. Dann kann ich mir auch die Ruhe und die Dinge nehmen, die nötig sind. Dann werde ich sicher schneller gesund. Und vielleicht merke ich dann auch, das es noch einiges gibt, was ich tun kann, damit ich nicht mehr so anfällig bin.
Und ich denke das ist mit vielen Sachen so, nicht nur mit simplen Erkältungen.
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LadyGodiva
Beitrag 05.Dec.2007 - 12:39
Beitrag #18


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QUOTE (megan @ 05.Dec.2007 - 09:55)
Ich bin gerne badei, mir mein 'Wehleiden' übel zu nehmen, frage mich, ob auslösende Faktoren nicht einfach anerkannt und besser ausgehalten werden müssten (Disziplin) gerade, wenn es sich um berufliche Rahmenbedingungen handelt, auf die es wenig Einfluß gibt.

Aber nur, wenn du mit Disziplin eher konsequenzentragendes "Selbstbewusstwerden" meinst - denn dir Krux somatisierter psychischer Belastungen ist ja, dass es keinen 1:1-Bezug gibt, bei dem nach Schema therapiert werden kann.

Insofern ist es weniger die Bereitschaft, den Leidensdruck zu minimieren, die Erfolg verspricht, sondern das Vermögen, sich auf neue eigene Zusammenhänge einzulassen, mit dem damit möglicherweise verbundenen Risiko, sich selbst dichter zu erfahren.

Die können z.B. in einem chronobiologisch optimierteren Arbeitssituation bestehen, oder den Segelschein nach sich ziehen (ja, genau, das Jodeldiplom) und so weiter.
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McLeod
Beitrag 05.Dec.2007 - 15:05
Beitrag #19


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QUOTE (Bilana @ 05.Dec.2007 - 12:37)
Gibt es überhaupt eine rein somatische Überforderung, Krankheit? Ich denke es ist immer psychosomatisch.

Sorry, ich benutze somatisch als Synonym von psychosomatisch. Unwissend, was genau dieser Wortteil eigentlich heißt. Jetzt habe ich flugs mal in der Wikipedia nachgeschaut. Da hab ich mir wohl einen Klops geleistet. :roetel: Ich bitte, alle meine "somatisch"s durch "psychosomatisch"se zu ersetzen.
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Bilana
Beitrag 05.Dec.2007 - 17:30
Beitrag #20


Capparis spinosa
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Ich bezog mich gar nicht auf deinen Klops. :rolleyes:
Ich bezog mich auf die Frage psychosomatisch gegenüber somatisch zu diskriminieren. das Stigma das psychosomatischen Erkrankungen anhaftet.
Und mir zumindest hat es geholfen es so zu sehen, das es eigentlich keine rein somatischen Erkrankungen gibt. Es ist in meinen Augen nur Selbstbetrug sich einzureden, die psychische Komponente spiele keine Rolle. Und damit gibt es nichts zu diskriminieren.

Das gute ist ja, das die psychische Komponente noch die ist, die vllt. am leichtesten zu beeinflussen ist. Also hilft es doppelt das anzuerkennen.
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wolke
Beitrag 06.Dec.2007 - 16:44
Beitrag #21


blinder Passagier
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QUOTE (Bilana @ 05.Dec.2007 - 18:30)
Ich bezog mich gar nicht auf deinen Klops.  :rolleyes:
Ich bezog mich auf die Frage psychosomatisch gegenüber somatisch zu diskriminieren. das Stigma das psychosomatischen Erkrankungen anhaftet.
Und mir zumindest hat es geholfen es so zu sehen, das es eigentlich keine rein somatischen Erkrankungen gibt. Es ist in meinen Augen nur Selbstbetrug sich einzureden, die psychische Komponente spiele keine Rolle. Und damit gibt es nichts zu diskriminieren.

Das sehe ich im Grunde auch so. Die Kehrseite davon ist jedoch -umgekehrt -der Freifahrtsschein für Ärzte/Mediziner etc., bei nicht sofort oder klar ersichtlichen organischen Ursachen, das körperliche außer Acht zu lassen und die Diagnose für nicht geklärte Fälle zu stellen: Psychosomatsich.

Ich denke auch, das die psych-Seite nicht außer Acht gelassen werden sollte- nie. Doch es ist heute (noch) üblich, organische Krankheiten, deren materielle Ursache man nicht findet, als "psychisch bedingt" zu betiteln. Es gibt unzählige Krankheiten, die bis vor kurzem noch zu dieser Rubrik zählten- jetzt aber nicht mehr, da man die ursächlichen Viruse(?)/Gendefekte/Stoffwechselstörungen/Auslöser gefunden hat-und erfolgreich behandelt. Deshalb lernen wir als Medizinstudenten (hierzulande+ zum Glück) nur mehr "...Ursache vorläufig psychosomatisch vermutet."

Ich weiß auch, wie man sich als Patient fühlt, mit ungeklärtem Krankheitsbild. Vorher quicklebendig und fröhlich, dann (Krankheit und) schwere Beschwerden über lange Zeit,mit mäßigem Eifer untersucht, uninteressiert weitergereicht - Ursache ungeklärt, somit nicht heilbar...und dann die terminale Aussage: "Wird schon psychosomatisch sein..." Das klingt wie "selbst schuld" oder beinahe "Simuliert..".aber noch schlimmer: das heißt von klinischer Seite wird nichts mehr unternommen, nichts versucht. Nicht einmal untersucht. Für mich klang das wie ein Todesurteil.
Man fühlt sich abgefertigt, im Stich gelassen...einfach übersehen.
Dabei gibt es gewiss unvorstellbar viele Krankheiten, deren (körperl./materielle) Ursache man einfach noch nicht kennt- man kennt doch bei so vielen nicht einmal den Verlauf..Oft wird jedoch bei LEICHT untypischen Beschwerden nicht einmal genauer untersucht, und somit im Grunde sichtbare und behandelbare Dinge übersehen...

Doch eine schwammige, undurchsichtige Diagnose zu haben ist (zumindest für ärztl. Ansehen) immer noch besser als KEINE Diagnose zu haben. Der Diagnosezwang ist nicht nur in diesem Bereich ein Problem...

Es wäre schön, wenn in Arztpraxen endlich - so wie es uns inzwischen gelehrt wird- immer multikausal und multifaktoriell gedacht, untersucht und behandelt wird. Den Mensch als GANZES sehen- nicht nur seine körperl., sondern auch seine seelische und soziale Seite.

Der Beitrag wurde von wolke bearbeitet: 06.Dec.2007 - 16:47
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pandora
Beitrag 06.Dec.2007 - 17:51
Beitrag #22


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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liebe wolke,
auch für diesen beitrag meine hochachtung :blumen2:
genau das was du schilderst ist das große problem, den menschen nicht als ganzes zu sehen.
es erging mir genau wie dir, ich lief wegen starken schwindels monatelang zum doc., immer wieder wurde es abgetan als psychosomatisches problem, weil ich den großen fehler beging, meinem arzt von meiner kinder und jugendzeit zu erzählen
ich ging in therapie, der schwindel und die kopfschmerzen wurden immer schlimmer. es kam zu stürzen u.ä. ich ging erneut zum doc und bestand auf mrt und ct.
resultat, hypophysenadenom.

nun bin ich ca.1 jahr von einem orthopäden zum anderen und von einem neurologen zum anderen, weil ich unerträgliche gelenk und knochenschmerzen hatte/habe.
diagnose immer die gleiche. sie sind altenpflegerin, sie haben die übliche überbelastung und verschleißerscheinungen, dass ist normal.
ansonsten würde ich ihnen raten sich auf ihre therapie zu konzentrieren und den ärztetourismus zu unterlassen.
nachdem ich vor lauter schmerzen nicht mehr in der lage war zu arbeiten, eine kur hinter mich brachte die nichts veränderte, begab ich mich erneut auf die suche nach einem kompetenten arzt...
endlich ergebnisse...1,8cm hüftschiefstand, in beiden schultergelenken kalkablagerungen, wirbelsäulenverkrümmung :unsure:

ich kann nur sagen, wenn ärzte etwas einfühlsamer und kompetenter wären und körper und seele als ganzes betrachteten, müßten solch verletzenden und menschenunwürdigen behandlung nicht sein.
nach diesem ganzen desaster hatte ich wirklich ein paar therapiestunden nötig.

edit: satzstellung

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 06.Dec.2007 - 17:56
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