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> die toleranz der studentInnen
blue_moon
Beitrag 12.Feb.2008 - 22:59
Beitrag #1


strösen macht blau!
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ein blick auf die toleranz des wissenschaftlichen nachwuchses: -klick- in der zeit klagt eine lesbische studentin die verhältnisse an.
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Yula
Beitrag 12.Feb.2008 - 23:05
Beitrag #2


Naschkatze
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Schlicht erbärmlich
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Liane
Beitrag 12.Feb.2008 - 23:25
Beitrag #3


Heiligenanwärterin
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Unglaublich :blink:
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dandelion
Beitrag 13.Feb.2008 - 00:33
Beitrag #4


don't care
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ich finde es traurig - vor allem, weil ich als Klischee-Lesbe in einem Studiengang, der nicht gerade für Toleranz berühmt ist, in einer Gegend, die es ebenfalls nicht ist, ganz ganz andere Erfahrungen gemacht habe.

mich hat nie jemand wegen meiner Orientierung angegriffen, ich habe nicht mal Sprüche in der Richtung gehört. an beiden Hochschulen nicht.

im Gegenteil: erst als ich geoutet an einer Hochschule studierte, war überhaupt mal Raum für echte Frauenfreundschaften in meinem Leben.

gut, ich habe es nicht in die Welt posaunt - allerdings hatte das den einfachen Grund, daß ich mit vielen meiner KollegInnen aus verschiedenen Gründen nicht besonders harmonier(t)e. ich möchte gar nicht, daß die mein Privatleben kennen.

nicht, daß ich die Authentizität des Artikels bestreiten will. wirklich nicht. aber es ist nicht grundsätzlich so.
nur mal am Rande ;)
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-Agnetha-
Beitrag 13.Feb.2008 - 01:57
Beitrag #5


ungerader Parallel-Freigeist
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Glaube auch, dass es nicht grundsätzlich so ist. Meine Freundinnen studieren alle und keine hatte ein Problem mit Homosexualität. Im Gegenteil, mit meiner besten Freundin kann ich sogar richtig gut darüber reden und auch sie kann sich darüber ereifern, wie ungerecht es ist wenn Homosexuelle benachteiligt werden.
Ich denke schon, dass die Toleranz bei Studenten höher ist, weil sie sich vielleicht mehr Gedanken machen, mehr informieren über all das, was es auf der Welt so gibt.
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wolke
Beitrag 13.Feb.2008 - 11:25
Beitrag #6


blinder Passagier
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QUOTE (dandelion @ 13.Feb.2008 - 00:33)
nicht, daß ich die Authentizität des Artikels bestreiten will. wirklich nicht. aber es ist nicht grundsätzlich so.
nur mal am Rande ;)

nein, bestimmt nicht.
Trotzdem glaube ich auch umgekehrt nicht, dass es bestimmte Bevölkerungsgruppen- oder Schichten gibt, von denen man grundsätzlich mehr Toleranz erwarten kann als von anderen. Intoleranz gibt es überall, leider. Auch unter noch so "Gebildeten".
(gemeint sind die "als besonders tolerant geltenden Studenten")

Der Beitrag wurde von wolke bearbeitet: 13.Feb.2008 - 11:26
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blue_moon
Beitrag 13.Feb.2008 - 11:27
Beitrag #7


strösen macht blau!
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ist schon komisch. in meiner zeit an der uni (so vor 25 jahren) hatte ich schon auch den eindruck, da sind ultrakonservative leutchen unterwegs, aber das war die klare minderheit. für mich war der elfenbeinturm geradezu eine art biotop für lesben, ein bereich, der trotz aller unebenheiten noch weitaus toleranter war als der rest der welt.

hat sich nun dieses verhältnis verschoben? oder ist die wahrnehmung heute anders, weil das thema mehr ins öffentliche gerückt ist? hat das erleben der reaktionen anderer auch was mit dem eigenen selbstbewusstsein zu tun? fragen über fragen... :D
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Mausi
Beitrag 13.Feb.2008 - 13:21
Beitrag #8


Mama Maus
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In den 3 Semestern, in denen ich vor 6 Jahren studierte habe ich ganz viele wichtige Erfahrungen gesammelt,für mich.
Diskriminierung aufgrund meiner sexuellen Orientierung war mit Sicherheit keine davon.
Das in einem technischen Bereich, an einer FH, wo die Frauenquote eh nicht so toll war.

Ich denke schon, dass vieles davon
QUOTE (blui)
hat das erleben der reaktionen anderer auch was mit dem eigenen selbstbewusstsein zu tun?

abhängt.

Wer negative Reaktionen erwartet, wird überdurchschnittlich oft welche bekommen. Wer unsichere Reaktionen erntet und direkt sich zurück zieht, wird Diskriminierung empfinden und hat die Chance vertan, die Unsicherheit evtl. in "Ist wirklich ok für mich" zu ändern.

Nicht dass Diskriminierung nicht vorkommt, allerdings denke ich kann vieles als Diskriminierung angesehen werden, was bei anderem Verhalten in andere Bahnen gelenkt werden kann.
Und Per Se denke ich nachwievor, dass Diskriminierung nicht mehr die Mehrheit ist - jedoch auch keine nicht zu beachtende Minderheit - aber es hält sich mindestens die Waage - mehr mit dem Zünglein zur Toleranz :)
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McLeod
Beitrag 13.Feb.2008 - 13:24
Beitrag #9


mensch.
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Also ich habe dem Artikel folgendes entnommen:

Bei einem Kennenlerngespräch war erstmal irritiertes Schweigen auf "nein, ich habe eine Freundin" angesagt. -> in meinen Augen eine typische Reaktion, die nicht auf Ablehnung sondern perplexe Überforderung ;o) temporärer Natur zurückzuführen ist. Strukturelles Problem, dass immer noch zuwenig Alltäglichkeit herrscht. Was nützen Soaps, wenn die Schule von Textaufgaben bis Biounterrsicht diesen Lebensbereich ausspart?

Desöfteren Reaktionen nach dem Motto "Dir sieht man's ja gar nicht an" -> Kritik am herrschenden Lesbenbild. Dagegen hilft nunmal nur: unsichtbare Lesben aller Länder vereinigt Euch, wählt Anne Will zu Eurer Präsidentin und macht Euch so sichtbar, dass Ihr das Bild mitbestimmt.

Irgendjemandem fiel in einer Diskussion nicht mehr ein, als zu zischen "Scheiß Lesbe" -> Herzlichen Glückwunsch, da war aber jemand sowas von am Ende mit dem Latein. Sieg auf der ganzen Linie. Persönliche Unzulänglichkeiten gehören nunmal zu Leben, inklusive schlechter Verlierer/innen.

Ansonsten lese ich sehr viel: ich tu dies nicht, ich lass das lieber sein und jenes führt immer zu Gejohle oder Getuschel. -> Willkommen in der Realität der Selbst-Tabuisierung. Ändert sich meine Meinung zu Hilary Clinton, weil andere denken könnten, meine Perspektive sei von meinem Beziehungsleben geprägt? Vermutlich nicht, da ich mir über persönliche oder gar Liebes-Beziehungen mit Hillary Clinton keine Gedanken mache. Hat ein Mann in meinen Augen besser argumentiert, wenn ich eine Hete wäre? Wieder nein. Wenn ich die Reaktion der Menschen um mich herum darauf reduziere, sie stünden ausschließlich in Zusammenhang mit meiner Liebespräferenz, dann reduziere auch ich mein ganzes Sein und Tun auf diesen einen Punkt. Und ich glaube, in dieser Phase steckt die junge Dame. Ich hab auch drin gesteckt. Und Mütter und Väter mit "müssen *es* denn die Nachbarn mitbekommen? Küsst Euch doch bitte erst im haus..." habe das auch noch unterstützt.

Ich wünsche drum der Verfasserin und allen, die sich in ihrer Umwelt ähnlich erleben einen vielleicht um ein paar Jahre kürzeren Weg als meinen hin zu einer selbtsverständlichen Selbstverständlichkeit, die weg ist von Verteidigung, Rechtfertigung und Verleugnung. Und es gehört vielleicht auch dazu, zu akzeptieren, dass für viele Heten einfach gar kein großes "Juhu" zu einem Outing gehört, sondern ein schlichtes "Na und?" - im neutralsten aller Sinne.

Herzliche Grüße!
McLeod
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LadyGodiva
Beitrag 13.Feb.2008 - 14:31
Beitrag #10


Strøse
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Ich finde mich in einem nach wie vor recht konservativen, leistungsorientierten Studiengang mit teilweise hochneurotischen Studierendenpersönlichkeiten wieder.
Und genau darin liegt das Problem.
Es wird nach meiner Einschätzung viel zu viel Privatheit in Seminargruppen getragen.
Meine Meinung, mein Werdegang, meine Erfahrungen - es gibt einfach Momente, gerade auch im Hinblick auf den späteren Berufsalltag, wo gefordert ist, vom Meinen ein wenig Abstand zu nehmen.
Aber das ist wohl nicht sehr en vogue, und vorrangig erschreckend, wenn Meinungen tatsächlich so selbstverständlich und gleichberechtigt scheinen wie Wissen über etwas.

An der Uni möchte ich, dass meine studentischen Qualitäten Beachtung finden -
vorrangig mein Wissen, meine Reflexionsfähigkeit, Bescheidenheit, Abstraktionsfähigkeit, Belastbarkeit und mein empathisches Adaptionsvermögen.
Nicht aber, wo ich schon überall unterwegs war, welcher WG-Zoff mich gerade vom Lernen abgehalten hat, was ich schon alles an Berufspraxis gesammelt habe, welche Weisheiten aus dem Nähkästchen meiner Oma gekrochen sind.
Meine persönliche Aufgabe im Studium ist es, mein erworbenes Wissen mit einer Persönlichkeit an die spätere Kundschaft zu bringen, die eben nicht aus einer Flut von Informationen über mich besteht, sondern aus dem, was wohl Kompetenz vermittelt: Freundlichkeit und Kundigkeit.

Insofern - bleibt es jeder selber überlassen, sich dem teilweise recht traurig demaskierenden Small-Talk über teilweise peinlichst-intimste Dinge hinzugeben, oder eben Ihres zu behalten, für die, die eine Offenbarung wert scheinen. Bildung schützt vor Dummheit nicht.
Mir missfällt die redeverliebte Plapperei auf dem Flur - das macht mich innerhalb meiner Seminargruppen womöglich nicht unbedingt zum beliebten Pausenclown, aber immerhin in fachlichen Dingen geschätzter, weil sie davon ausgehen können, dass ich in der Regel nicht um des Quasselns willen spreche. Ist ja auch schon etwas wert.

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 13.Feb.2008 - 14:33
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McLeod
Beitrag 13.Feb.2008 - 16:19
Beitrag #11


mensch.
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Nun... ähm... die im Artikel beschriebene Szene spielte sich beim gemeinsamen Kaffee ab. Nicht im Seminar und nicht auf dem Flur und es hätte ja auch ein einfaches "Also ich freu mich schon auf die erste Vorlesung Werbepsychologie (oder was auch immer)" die Privatsphäre beim ersten Kaffee privat gelassen.

Ich würde nach einem oberflächlichen "wie geht's" und der Antwort "ach, meine Therapeutin meint, ich wär schon schlimmer dran gewesen" wenn sie ernst rüberkommt, etwas irritiert bis baff. Sprich: ich würde nach Auffassung der Artikelautorin ähnlich intolerant sein. ;)

McLeod, die nicht nur auf Studierendenseite die Konzentration auf den Stoff, statt auf die persönlichen Insuffizienzen hin und wieder vermisste, insgesamt aber einfach anspruchslos vor sich hin studierte, mal mit mehr, mal mit weniger Enthusiasmus.
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LadyGodiva
Beitrag 13.Feb.2008 - 17:07
Beitrag #12


Strøse
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Wo sich die Szene im Einzelnen abspielt ist eigentlich egal - mich hat ein wenig erschreckt, dass jemand mit Philosophie-Medien-Sonstwas im Studiengang quasi (für alle Seiten) schonungslose Offensivität als Offenheit und Aufgeschlossenheit begreift.

Aber da fehlt halt vorrangig eins: Lebenserfahrung, Professionalisierung.
Nur hat diese Einsicht früher eben zu Rückzug und Reflexion geführt, heute eher zu 1:1 gebloggter Westenwäsche. Im Kleinen wie im Großen, da sind einige dann schon Profi.

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 13.Feb.2008 - 17:29
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Yula
Beitrag 13.Feb.2008 - 19:39
Beitrag #13


Naschkatze
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Ich finde gar nicht wichtig wo die Diskriminierungen der Autorin stattfanden (Uni) sondern das sie stattfanden, mal dahingestellt was davon subjektives Erleben war.

Warum sollten Studenten auch toleranter sein als der Rest der Bevölkerung.
Das sind doch nicht alles intellektuelle Überflieger sondern zum größten Teil Leute mit einem hat-gerade-so-geklappt Schulabschluss die ein Wischi-Waschi Fach studieren.

Durch den Artikel wird aber wieder einmal darauf hingewiesen das Deutschland in Toleranzübungen noch viel nachzuholen hat.
So etwas wie Gender- und Diversity-Trainings gibt es doch meines Wissens hier nicht.
Ebenso gibt es keine Vermeidungsgesetzt gegen Gewalttätigkeit analog der hate crime Gesetze in den USA.

Wären die geschilderten Diskriminierungen an einer US Uni passiert wären die allesamt geflogen.
Es gibt da auch eine Beweislastumkehr. Es reicht das frau sich diskriminiert oder belästigt fühlt.

Stellt die Uni ein mobbing nicht Augenblicklich ab kann man auch auf Millionen an Schadenersatz klagen und bekommt die auch zugesprochen.
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maja74
Beitrag 13.Feb.2008 - 19:57
Beitrag #14


Naschkatze
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QUOTE (Yula @ 13.Feb.2008 - 19:39)
Warum sollten Studenten auch toleranter sein als der Rest der Bevölkerung.

Studenten sind auch nur Menschen. Endlich ist es raus.
Obwohl ich als ehemals Betroffene doch etwas mehr erwartet hätte.

Nein, wirklich, schön wäre es zu wissen, dass ein Buch einmal öfter in die Hand nehmen, wer weiss was bedeutet.

Aber der Horizont geht nur bis zur eigenen Ignoranz.

ALLE MENSCHEN SOLLEN MICH NEHMEN WIE ICH BIN!

Ich grüsse im Frieden! :ww:
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Gänseblümchen
Beitrag 13.Feb.2008 - 20:37
Beitrag #15


zur Blume mutierend
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QUOTE (Yula @ 13.Feb.2008 - 19:39)
Es reicht das frau sich diskriminiert oder belästigt fühlt.

Ja, das reicht, um sagen zu können: Die Frau ist wirklich arm dran.
Aber es reicht meines Erachtens nicht, um die achso-intoleranten Studenten oder die Gesellschaft zu verurteilen. Das Gefühl steht doch in keinem 1:1-Verhältnis zu dem, was da wirklich ist.

Wenn ich mich in der Öffentlichkeit frauenliebend zeige mit der Überzeugung, diskriminiert zu werden, dann fallen mir die 3 Leute auf, die komisch gucken, aber nicht die 30, die neutral, freudig oder sonstwie vor sich hinschauen oder anderweitig beschäftigt sind. Dann interpretiere ich neugierige Blicke als abwertend und ein verschmitztes Lächeln als Auslachen. :rolleyes:
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kahikatea
Beitrag 13.Feb.2008 - 23:21
Beitrag #16


Reisefreudige Nacht-zum-Tag-Macherin
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Das Umfeld, das die Autorin beschreibt, finde ich menschlich wie akademisch merkwürdig.

Menschlich wären mir Mitstudierende suspekt, die in der allerersten Woche, ohne sich irgendwie näher zu kennen, nach vorhandenen Partnern fragen. In so einem Kontext käme mir bei der Frage in den Sinn, daß das Freund-haben womöglich als Status-Indikator und Angebe-Objekt von Interesse sein könnte, aber nicht um die Andere als Mensch kennenzulernen. Eine Freundin wäre dann natürlich wenig prestigefördernd.

Mag sein, daß ich irgendwie so aus der Reihe fiel, daß mich nie jemand gefragt hätte, aber ich habe es in meinem ganzen Studium auch bei Anderen kein einziges Mal erlebt, daß so direkt nach Partnerschaft gefragt worden wäre, sofern sich Leute nicht schon ziemlich gut kannten (und dann wäre es eher "Seid ihr noch zusammen?" oder "Was macht die Liebe?" gewesen - aufbauend auf etwas, das jemand vorher schon von sich aus mitgeteilt hätte).

Akademisch würde ich hoffen und vermuten, daß sich von einer kleinen Ex-Pädagogischen Hochschule nicht auf Universitäten generell schließen läßt. Gerade an den im Artikel kritisierten "Massenuniversitäten" gibt es oft genug Lesben- und/oder Schwulenreferate, und außerdem auch viel eher eine kritische Masse vernünftiger Leute unter den Studierenden und Lehrenden, die dafür sorgen, daß ein derart miefiges Klima eben nicht unausweichlich wird.

Meine Güte, bis zu diesem Artikel wußte ich noch nicht mal, daß man in Hildesheim Psychologie studieren kann. Wird dort so ein alter Müll gelehrt und geprüft? :blink: Falls das tatsächlich so sein sollte, wäre es für dieses Fach aber definitiv nicht repräsentativ.

QUOTE (blui)
für mich war der elfenbeinturm geradezu eine art biotop für lesben, ein bereich, der trotz aller unebenheiten noch weitaus toleranter war als der rest der welt.

Im Durchschnitt ist das auch mein Eindruck, allerdings habe ich schon sehr deutliche Unterschiede im Klima zwischen Fachbereichen erlebt, sogar innerhalb eines Studiengangs zwischen verschiedenen Semestern. Es hilft gegebenenfalls, nach Bekanntschaften außerhalb des unmittelbar Studiengang-gegebenen Umfelds zu suchen. Für die von der Autorin erwähnten kulturbereichernden Sprüche genügt es hierzulande tatsächlich manchmal schon, als Frau alleine auf der Straße unterwegs zu sein, aber gerade auf dem Campus wäre es absolut nicht üblich.

Der Beitrag wurde von kahikatea bearbeitet: 13.Feb.2008 - 23:24
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McLeod
Beitrag 14.Feb.2008 - 09:11
Beitrag #17


mensch.
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QUOTE (Yula @ 13.Feb.2008 - 19:39)
Durch den Artikel wird aber wieder einmal darauf hingewiesen das Deutschland in Toleranzübungen noch viel nachzuholen hat.
So etwas wie Gender- und Diversity-Trainings gibt es doch meines Wissens hier nicht.
Ebenso gibt es keine Vermeidungsgesetzt gegen Gewalttätigkeit analog der hate crime Gesetze in den USA.

Wären die geschilderten Diskriminierungen an einer US Uni passiert wären die allesamt geflogen.
Es gibt da auch eine Beweislastumkehr. Es reicht das frau sich diskriminiert oder belästigt fühlt.

Stellt die Uni ein mobbing nicht Augenblicklich ab kann man auch auf Millionen an Schadenersatz klagen und bekommt die auch zugesprochen.

Hallo Yula,

also erst einmal gibt es viele "tolle" Gesetze in den USA, was nichts über deren Wirkkraft aussagt. Es gibt vielerstaats die Todesstrafe und trotzdem Mordraten irgendwo in er Weltspitze. Es gibt Antidiskriminierungsgesetze und eine starke Separierung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen...

Und dass die Schadensersatz-/Schmerzensgeld-Urteile in den USA oft genug jedwede Verhältnismäßigkeit sprengen, ist ebenso bekannt, wie die Tatsache, dass dort auf einen Pappkaffeebecher "Achtung heiß!" geschrieben werden muss, damit sich der dummdreiste Teil der Kundschaft nicht entschädigungspflichtig die Zunge am selbst-bestellten Heiß(!)getränk verbrennt.

Ist denn perplexes Schweigen wirklich schon Mobbing? Macht es Sinn, mit Talkshow-Schreieren und "Star"-Gewäsch groß gewordene Studierende des Campus' zu verweisen, weil sie oberflächlich und statusverliebt sind? (Übrigens ist in den USA das Statussymbol "Date" oder gar "Lover" sehr viel höher geachtet und wichtiger, als hierzulande...) Ist nicht auch die gefühlte Diskriminierung in eine rationale Relation zu bringen, sprich in ein vernünftiges Verhältnis? Und können (oder sollen) Verbote und Strafandrohungen ernsthaft zu einer Verbesserung des Umgangs führen? Prävention und Aufklärung funktionieren anders. Meiner bescheidenen, unpädagogischen Meinung nach.

Sich um vernünftige Gesetze und ihre sinnhafte Auslegung und Durchsetzung zu bemühen ist die eine Seite. Die andere ist, wo es nur geht an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken. Idioten-TV abschalten und so die Einschaltquoten senken, in der Straßenbahn den Mund aufmachen, wenn blöde Sprüche gegen andere fallen, Unaufgeklärten die Möglichkeit zum Kennenlernen bieten, dreimal am Tag jemandem die Tür aufhalten, mindestens ein Dutzend Mal täglich fremde Menschen anlächeln und beim Hundespaziergang grüßen, Themen mit Substanz in Gesprächsrunden einbringen, sich in Souveränität üben, wenn andere entgleisen. Und und und.

Wir sind es, die den Sog entfachen. Oder die es laufen lassen, wie es ist. Der Artikel ist einer von der Sorte: "Aufwachen, nicht alles ist rosarot. Immer noch nicht." Er mag zu oberflächlich sein oder zu emotional, nicht ausgewogen zwischen eigener Empfindung und Einordnung / Bewertung der Geschehnisse. Immerhin reden wir hier von einem journalistischen Machwerk in einem renommierten Blatt unter der Rubrik Campus und nicht von einem hippen autobiographischen Häppchen in der online-Version der Neon.

Der Artikel kann also nur ein kleiner erster Schritt sein, wie zum Beispiel in Diskussionen wie diese hier. ;)

Meiner bescheidenen Meinung nach.

McLeod
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Diana
Beitrag 14.Feb.2008 - 10:17
Beitrag #18


Gut durch
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QUOTE (McLeod)
Immerhin reden wir hier von einem journalistischen Machwerk in einem renommierten Blatt unter der Rubrik Campus und nicht von einem hippen autobiographischen Häppchen in der online-Version der Neon.

Der Text ist in der Tat ein Häppchen, ein schwer verdauliches allerdings.
Und ich empfinde ihn in der Tat als oberflächlich und undifferenziert. Voller emotionaler Färbungen, die – denke ich – aus einer tiefen Unsicherheit entspringen.
Mag sein, dass kleine Unis nett und kuschelig sind, aber allein die fehlende Masse bringt es mit sich, dass die Welt dort enger ist und die Luft ein wenig abgestanden. Spassige Lehrmeinungen aus der schwarzen Psychologie passen da ja durchaus ins Bild.
Wenn ich mich dort nicht wohl fühle, kann ich die Provinz verlassen und mir eine große Uni mit mehr Vielfalt suchen. Will ich das nicht – weil ich das Kuschelige mag – dann bleibt mir nur die differenzierte Auseinandersetzung mit der Realität UND mit mir selbst.

Dazu gehört einerseits das Grenzen ziehen (seit wann sind eigentlich Universitäts-Seminare Selbsterfahrungsgruppen, in der ich mein Privatleben zum besten geben muss, um an der Diskussion teilzunehmen?) und andererseits eine gewisse emotionale Distanz zu all den beliebigen Sprüchen und dämlichen Spontaneinlassungen der lieben Mitmenschen. Manchmal hilft Humor, manchmal Offenheit und Mut. Aber auch selbstschützender Rückzug kann eine angemessene Reaktion sein. Auch außerhalb des Themas s*xuelle Identität, das ich nur als einen Aspekt unter vielen sehen würde.
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Yula
Beitrag 14.Feb.2008 - 19:22
Beitrag #19


Naschkatze
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Der Thread könnte doch eigentlich geschlossen werden.

Es wurde festgestellt das die Autorin aus Unsicherheit oder weil sie einfach dumm ist alles aufgebauscht hat und in möglichst schlechtem Licht sehen wollte. Schlichter Sensationsjournalismus halt.

Gibt also gar nichts mehr zu diskutieren. Gibt auch keine Probleme. Jede Lesbe kann sich jederzeit outen, kann mit ihrer Frau knutschend in einer Eckkneipe sitzen oder vor einer Moschee stehen.

@ McLeod
Die Gesetze in den USA gerade im Hinblick auf Antidiskriminierung sind sehr viel wirkungsvoller als du glauben magst. Das es dennoch zu einer Separierung der Rassen kommt, besonders bei den Latinos, die sich zusätzlich noch in immer kleinere Untergruppen aufspalten, ist von denen selbst ebenso gewünscht wie das in Deutschland bei den Türken bzw. Türkischstämmigen ist.

Zur hate crime Entwicklung noch ein Link.
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edelbratschi
Beitrag 14.Feb.2008 - 19:59
Beitrag #20


~ Fischkopp ~
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QUOTE (Yula @ 14.Feb.2008 - 19:22)
Der Thread könnte doch eigentlich geschlossen werden.

Schön, dass du das findest. Andere vielleicht nicht.. ;)

QUOTE (ebd.)
[...] oder vor einer Moschee stehen.


Hast du das schonmal ausprobiert? Ich bezweifle es. In dem Moment, in dem eine Horde halbwüchsiger Koranschüler samt Lehrer herauskommen, ist es nicht wirklich witzig, und frau braucht ein ganz schön dickes Fell. Exi mag es vielleicht bestätigen (so sie sich denn erinnert und mitliest)...

Zum Thema: Ich habe es an meiner süßen kleinen Uni eigentlich genau andersrum erlebt. Ein Theologieprofessor (der älteste derer) ist mir bei meinem CO ihm gegenüber wortwörtlich um den Hals gefallen.. "Sie sind LESBISCH??? Das ist ja WUNDERBAR!!! *angestürmt komm... drück*" - "*räusper* Öhm... jaja Herr M. ... ist ja gut..." - "Sind Sie schon immer lesbisch? Sind Sie in einer Beziehung? Können Sie das mit Ihrem Glauben vereinbaren? Was sagen Sie denn zum Adoptionsrecht für homosexuelle Paare? Möchten Sie auch mal Kinder?" - Dazu ist zu sagen, wir kannten uns zu diesem Zeitpunkt schon recht lange, ich war bereits examiniert, hatte sozusagen "nichts mehr zu verlieren" und wusste um seine wahrscheinliche Reaktion (jedoch nicht, dass sie SO überschwänglich ausfallen würde :lol:), da er sich mal in einem Seminar positiv der ELP gegenüber geäußert hatte.

Und von studentischer Seite... in Musik war ich als Lesbe alles andere als ein bunter Hund, eigentlich nur noch eine mehr. In Theologie letztendlich ebenfalls *g* - irgendwie haben die versammelten Gaydare uns alle zusammengeführt. Und in Mathe... nunja, da hab ich nur die Mindestanzahl an Veranstaltungen besucht und nicht wirklich tiefe Kontakte geknüpft...
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