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> Alles Ergebnis deiner Physiologie?, Ein Erfahrungs- und Gedankenaustausch
sonnenstrahl
Beitrag 06.Jul.2008 - 15:58
Beitrag #1


verboden vrucht
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QUOTE
Alles, was du bist, ist Ergebnis deiner Physiologie. Auch deine Gedanken sind stofflicher Natur ....

Diese Theorie, (im Thread "Gibt es hier feminine Lesben?", Seite 6) von LadyGodiva in den Raum gestellt, beschäftigt mich seit Tagen immer wieder zwischendurch ...
Etwas in mir "weiss", dass das so für mich nicht stimmt, und durchforstet, während aller möglichen anderen Beschäftigungen, meinen Erfahrungspool nach Momenten, die sich formulieren, und der o.g. Idee unverkrampft und mit Leichtigkeit entgegenstellen lassen.

Vorweg: Ich selbst wohne in einem Hänflingskörper - 1, 72 groß, ideale Flohmarktmaße, um immer mindestens 2 fast neue Hosen, T-Shirts, Jacken ... für ein bis drei Euro zu finden.
Meine Brüste sind so klein, dass sie keines Erleichterungs-BHs bedürfen.
Ich hatte in meinem Leben zwar Unfälle, aber keine, die zu langfristigen Einschränkungen geführt haben.
In meinem Arzt-Elternhaus (Vater Spross einer alten, betuchten, hanseatischen Kaufmannsfamilie, Mutter Sprosse sich verbandelt habender hoher Forstbeamten-Generationen) wurde auf "Proleten" und beleibtere Menschen herab geschaut: Selber schuld. Krank werden? Eine Behinderung haben? Nun gut, kann passieren ... aber nervig und höchst überflüssig für uns körperlich nach Plan funktionierende Wesen, uns damit befassen zu müssen. Es sei denn, gegen Geld. Nicht-Deutsche? O.k. - solange es Skandinavier waren. Oder Spanier - dort hatte mein Vater sich im deutschenfreundlichen Willkommen der Franco-Freunde einmal sehr prinzenhaft gefühlt.
Als ich ein noch sehr kleines XX-Mädchen war, begann ich mit zunehmender Intensität, ein Junge sein zu wollen. Als ich sechs war, gab ich mir einen Jungs-Namen, den ein bewunderter Klassenkamerad trug. Ich stopfte so lange meine verhassten Pepita- und Schotten"röckchen" in meine Baumwollstrumpfhosen, bis meine Klassenlehrerin meine Mutter anrief, und sie davon überzeugte, dass ich in Hosen ein glücklicheres Kind wäre. Ein Mädchen, das ich irgendwo auf meinen Streifzügen kennen gelernt hatte, fragte meine Mutter nichts ahnend: "Ist das wirklich sein Fahrrad?" Meine Mutter korrigierte, und sagte: "Aber X. ist doch ein Mädchen." Sie fing sich von ihrer siebenjährigen Tochter die erste und einzige ohnmächtig-beschämte Ohrfeige unserer Beziehung ein. Allabendlich betete ich darum, mit dem ersehnten Männlichkeitsbeweis zwischen den Beinen zu erwachen.
Soweit zu meiner Physiologie, meinen Prägungen, meinen kindlichen Identitätskämpfen ..

Was - oder wer - bin ich heute?

Eine, die gern in ihrem weiblichen Körper wohnt. Und die viele, viele Erfahrungen gemacht hat, die nicht vornehmlich mit ihrem eigenen Körper-Zuhause zu tun haben.

Ich werde das eine oder andere aus meinen Durchforstungs-Funden für Euch rauspicken.

Ich bin:

1. Eine, die viel intensive, partnerschaftliche Zeit mit zwei Frauen verbracht hat, die dicke, runde Bäuche und große, schwere Brüste haben. Die eine der beiden, mit der mich bisher 22 Jahre Freundschaft und 17 Jahre Liebe verbinden, ist nach einem schweren Unfall gehbehindert, und hat oft Schmerzen. Sie ist nicht-spanische, südeuropäische Arbeitertochter aus kleinen Verhältnissen. 1, 58 cm groß (?). Es ist ihre, nicht meine Körperlichkeit und Lebensgeschichte, durch die ich mit am entscheidendsten gelernt habe, meine Überheblichkeit in vielen Lebensfragen überhaupt erstmal zu erkennen.
Und die Körperlichkeit meines besten Freundes, die über 7 Jahre immer weniger wurde, bis er schließlich mit 42 Jahren starb.
Ich habe meine Frauen und ihn so oft in den Armen gehalten.
Ich habe viel mit allen dreien diskutiert, gestritten, mir um die Ohren hauen lassen und ausgeteilt.
Und einfach mit-gelebt, mit-gefühlt, mit-gespaßt, mit-gestöhnt - und mit-getrauert. Um körperliche Schätze, die ich hatte und habe - aber sie nicht. (Und manchmal auch um Schätze, die sie haben, und ich nicht. Meist auf nicht-körperlichen Ebenen.).
Ich habe dagestanden, und ihre Brüste angehoben und gehalten, wenn sie unter Rückenschmerzen litt. "Ah, tut das gut - kannst du eine Weile so bleiben?" Ich habe gelernt, zu verstehen, dass Vieles eben nicht "Anstellerei" ist, sondern ein anderes Körper-Erleben. Ich habe gelernt, mitzufühlen, wo eine Stufe zu hoch, ein Abhang zu steil, ein Einkaufsbeutel zu schwer, ein Urinbeutel voll, eine Todesangst einfach gerade da ist.
Nicht, dass es mir immer leicht gefallen wäre ... aber ohne diese Erfahrungen, die mit den Körpern der anderen zu tun haben, wäre ich nicht die, die ich heute bin.


2. Eine, die eine weitere, prägende, ganz regelmäßige, nicht so private und intime, aber auf andere Weise ebenso persönliche Erfahrungswelt hat:
Meinen Beruf.
Ich arbeite (u.a.) als Körper-Therapeutin. Meine Arbeit besteht zu ca. 50% darin, mich auf andere einzuschwingen. Das ist etwas, was über das wissende Einfühlen hinaus geht. Je weitgehende ich mich freimachen kann von gedanklichen Anhaftungen an eigene Themen, desto tieferes und wohltuenderes Berühren des Menschen, der sich mir, der Therapeutin, anvertraut, ist mir möglich.
Eine Zeitlang waren meine besten, effektivsten, tiefsten Behandlungen oft die, die ich gab, wenn ich völlig übermüdet war. Warum? Vermutlich weil ich an solchen Tagen ausser mit Wachsein mit nichts aus meinem eigenen Nähkätchen beschäftigt sein konnte , vor lauter Müdigkeit (die ich oft eher als ganz eigenartige Wachheit empfunden habe), und der Rest der Aufmerksamkeit ins Da-Sein und intuitive Erspüren gehen konnte. Oft hätte ich nicht wirklich sagen können, was ich da tue - aber es war gut.
(Inzwischen gelingt es mir sehr häufig, diese Tiefe zu erreichen, ohne die Nacht zuvor durchwacht zu haben. Madame Schlaflosigkeit war eine meiner großen LehrmeisterInnen, in vielfacher Hinsicht. Aber v.a. auch, was Durchlässigkeit für Ströme außerhalb meiner Körperlichkeit angeht.)

3. Eine, die "hört", wenn ihre Pflanzen nach Wasser oder Zuwendung schreien.

4. Eine, die überall in ihrer Wohnung Toll- , Ausruh- und Wohlfühlplätze für die mit ihr wohnenden Gnome, Elfen, Trolle verteilt hat. Wenn sie sich nicht wohlfühlen (beispielsweise, wenn es zu ordentlich oder zu chaotisch ist - in ganz spezieller Hinsicht), "höre" und "sehe" ich auch sie.

5. Eine, die etliche (nicht-hellinger´sche) Familien-Aufstellungen begleitet und mitgemacht hat. Die Erfahrung, in der Rolle beispielsweise einer Frau vor vier Generationen zu stecken, die ihrem 13. Kind "begegnet", bei dessen Geburt sie starb, und mit diesem Kind zu weinen, und es in den Armen zu wiegen, bis es sich beruhigt hat, ist alles andere als nur körperlich. (Auch wenn sich unter solche Tränen sicherlich welche mischen (dürfen), die etwas aus meinem eigenen Leben beweinen.)

6. Eine, in deren Armen eine alte Frau starb, die sie vor vielen Jahren ambulant mit betreute. Auch keine körperliche, aber eine wegweisende Erfahrung: Zu spüren, wie die Seele noch da ist, und, nachdem der Arzt da war, stundenlang, aus Respekt vor eben dieser Noch-Anwesenheit, zu warten, bis ich das Bestattungsinstitut angerufen habe.

7. Eine, die gespürt hat, als ihr geliebter Hund starb - 700 km entfernt.

So, bei diesen Beispielen belasse ich es erst mal. Es gäbe sicherlich mehr zu finden. Viele von Euch werden Ähnliches, Vergleichbares, Nicht-Vergleichbares, Transzendentes und Zwischenmenschliches erfahren haben, was sie jetzt und heute ausmacht, ohne Ergebnis ausschließlich oder überhaupt ihrer Physiologie zu sein. Ich denke nicht, dass es dafür einer besonderen Fähigkeit bedarf (wie oft gemutmaßt wird). Bestenfalls z.T. einer besonderen Aufmerksamkeit.

Ganz zum Schluss möcht ich Mandelbäumchen zitieren (auch aus dem "Gibt es feminine Lesben-Thread) mit der wunderschönen Beschreibung einer Erfahrung, die ich teile:

QUOTE
Ich habe das Gefühl mit einem Strom verbunden zu sein, manche würden es vielleicht kollektives Unbewusstes nennen, ich nenne es einfach nur Strom. Ich nehme etwas aus dem Strom heraus und gebe etwas hinein. Ich mische mich damit und vermische mich damit mit anderen. Ich bin über diesen Strom mit Männern verbunden. Ich bin in diesem Strom, der Strom ist in mir. Andere, auch Männer sind in diesem Strom, also habe ich auch Männer in mir…


"Alles nur Ergebnis deiner Physiologie ..." ? Welche Erfahrungen habt ihr, was denkt ihr darüber?

Bin gespannt auf eure Beiträge.

Schönen Restsonntag noch.

(IMG:http://www.cosgan.de/images/smilie/verschiedene/s010.gif)

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 06.Jul.2008 - 16:06
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Rainbow67
Beitrag 06.Jul.2008 - 16:30
Beitrag #2


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Hallo Sonnenstrahl ;)

Danke für Dein tiefes Teilen hier mit uns allen! Ich wertschätze Deine Offenheit sehr!!!

Für mich stimmt dieser Satz
"Alles, was du bist, ist Ergebnis deiner Physiologie. Auch deine Gedanken sind stofflicher Natur ...." überhaupt nicht.

Ich kenne aus meiner eigenen Geschichte und auch aus vielen anderen Geschichten von Menschen auch, dass - sobald die Körperlichkeit sich verändert - sich sehr oft auch Verhaltensweisen verändern.... aber nicht der gesamte Mensch - die Persönlichkeit.

Meiner Meinung nach sind wir sehr viel mehr als "nur" unser Körper (bzw. gehe ich heute soweit zu sagen, dass ich NICHT mein Körper bin). Alles, was uns ausmacht, ist für mich die Seele des Menschen - der Teil, der nie sterben kann - der Teil, der ewig ist.... der Teil, der bleibt, wenn der Mensch seine Hülle (den Körper) verliert....

Vielleicht ist aber auch mit dem Satz oben etwas anderes gemeint. Worte sind manchmal sehr vieldeutig - Sätze erst recht. Ich fände es spannend, auch in diesem Thema tiefer einzutauchen.... und bin sicher, dass hier viele verschiedene Ansichten, Annahmen, Einsichten, Erkenntnisse uvm. zu finden sind.


Ich könnte mich "vielleicht" hinreißen lassen bei dem Satz: "Ich bin das Ergebnis meiner Erfahrungen" - wobei ich so ganz damit auch nicht einverstanden bin. Es gibt sicher auch Momente, wo ich einfach sehr unbewusst Erfahrungen gemacht habe, über die ich mir heute noch gar nicht bewusst bin.....

Ein echt komplexes Thema!!


Soviel trotzdem erstmal von mir!

LG in die Runde,
Rainbow
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sonnenstrahl
Beitrag 06.Jul.2008 - 16:49
Beitrag #3


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QUOTE (Rainbow67 @ 06.Jul.2008 - 17:30)
Ich könnte mich "vielleicht" hinreißen lassen bei dem Satz: "Ich bin das Ergebnis meiner Erfahrungen" - wobei ich so ganz damit auch nicht einverstanden bin. Es gibt sicher auch Momente, wo ich einfach sehr unbewusst Erfahrungen gemacht habe, über die ich mir heute noch gar nicht bewusst bin.....

Oh ja - ein weiterer, sicherlich in uns mitlebender Aspekt ... :)
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Leah
Beitrag 06.Jul.2008 - 18:15
Beitrag #4


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Ich kann damit nicht viel anfangen,da das Leben,jedes Einzelne,so komplex ist und so viele Seiten aufzeigt...ich finde das überhaupt nicht stimmig,denn dann gäbe es nicht so viel Unterschiedlichkeiten....um nur ein wirklich kleines Beispiel zu nennen...

Der Körper an sich ist das vielleicht...da laufen viele Prozesse ab die erklärbar sind,aber es gibt so viel mehr wie "nur" den Körper...
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dandelion
Beitrag 06.Jul.2008 - 18:53
Beitrag #5


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das stimmt sicher... aber vieles, wie sonnenstrahl selbst schon sagte, wird über Erfahrungen angestoßen, die wir ohne unseren Körper in genau dieser aktuellen Form nie gemacht hätten.
Beispiel dazu: ich bin stolze 1,62m klein. ein Freund ist sehr groß, fast 1,90m, und nicht eben schmal. wenn wir beide einen bestimmten Weg zurücklegen müssen, passiert es schonmal, daß ich einen Weg wähle, der für ihn fast unpassierbar ist - weil ich nicht darauf achte, ob ich beim gehen 30cm Kopffreiheit habe :roetel:
das, denke ich, ist eine Erweiterung des Satzes "wir sind Ergebnis unserer Physiologie": durch die Sinneserfahrungen, die unser Körper macht, und die seelischen Erfahrungen, die wir und die uns nahestehenden auf Grund ihrer Körperlichkeit machen, formt sich unser Charakter sehr nachhaltig. Was daran liegt, daß wir unseren Körper immer bei uns tragen. Einschneidende Ereignisse sind zweifelsohne stark prägend. Aber die Einflüsse durch den eigenen Körper machen nie Pause - was sicherlich eine ganz eigene Intensität von Prägung bietet.
Ich denke, man kann vieles von dem, was sonnenstrahl eingangs sagte, so deuten, daß es mit der Aussage, die sie widerlegen wollte, konform geht. Eine philosophische Frage.
Für mich wiederum ist es so, daß ich mein Sein von den Ursachen möglichst losgelöst betrachten will - solange das Ich, mit dem ich rumlaufe, lebbar scheint, darf es so bleiben, danach wird rumkonzipiert, 10% davon umgesetzt, und weiter geht's von vorn ;)
Daher von meiner Warte nicht genug Reflexionsenergie vorhanden, um meine Prägungsursachen zu erforschen... :blumen:
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Leah
Beitrag 06.Jul.2008 - 20:25
Beitrag #6


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wir tun so ziemlich gar nichts ohne unseren Körper...denn wir haben ihn nun mal,aber dennoch gibt es weitaus mehr als dies...
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Rainbow67
Beitrag 06.Jul.2008 - 20:34
Beitrag #7


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... und das ist wunderbar so, Leah!!
Ich bin schon oft heilfroh gewesen, dass ich nicht "nur" mein Körper bin!
Da ich selber MS habe und einige Male den Körper nicht mehr fühlen konnte - oder Teile davon - weiß ich einfach, dass ich wirklich SEHR VIEL mehr bin - und das ist gut so!!!!


LG, Rainbow
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dandelion
Beitrag 06.Jul.2008 - 20:35
Beitrag #8


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QUOTE (Leah @ 06.Jul.2008 - 21:25)
wir tun so ziemlich gar nichts ohne unseren Körper...denn wir haben ihn nun mal,aber dennoch gibt es weitaus mehr als dies...

das soll ja, wenn ich das richtig verstanden habe, auch gar nicht bestritten werden.
die Frage ist eher: wieviel davon hat seinen Ursprung oder seine Art von etwas, das mit dem Körper zusammenhängt?
wie du schon sagst: wir tun nichts ohne unseren Körper. sicher, daß dessen Art das, was wir tun, oder die Art, wie wir das tun, nicht sehr oft beeinflußt?
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Leah
Beitrag 06.Jul.2008 - 20:36
Beitrag #9


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QUOTE (Rainbow67 @ 06.Jul.2008 - 21:34)
... und das ist wunderbar so, Leah!!
Ich bin schon oft heilfroh gewesen, dass ich nicht "nur" mein Körper bin!
Da ich selber MS habe und einige Male den Körper nicht mehr fühlen konnte - oder Teile davon - weiß ich einfach, dass ich wirklich SEHR VIEL mehr bin - und das ist gut so!!!!


LG, Rainbow

das seh ich genauso :zustimm: :blumen2:
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Leah
Beitrag 06.Jul.2008 - 20:43
Beitrag #10


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@ dandelion : alles was mit Psyche zu tun hat ist sicher durch 10000 Dinge beeinflusst,aber deshalb ist es dennoch nichts körperliches....meine Meinungen sind nicht körperlicher Natur,sondern entstehen durch Dinge die mir passieren,oder wie immer ich dazu komme wann mir irgendeine Meinung über was auch immer zu bilden...

Wenn alles so "stofflich" (ich finde dieses Wort - gelinde gesagt widerlich) wäre,dann wären alle psychischen Erkrankungen gleich,benennbar und heilbar....ist es aber nicht.... Weil jede dieser Erkrankungen bei jedem Menschen anders sind...

Wir wären alle ohne eigene Meinung und im Grunde Zombies die einfach tun,was sie tun müssen,weil sie nicht anders können... Und DAS ist definitiv nicht so :blink:
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dandelion
Beitrag 06.Jul.2008 - 20:50
Beitrag #11


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QUOTE (Rainbow67 @ 06.Jul.2008 - 21:34)
Da ich selber MS habe und einige Male den Körper nicht mehr fühlen konnte - oder Teile davon - weiß ich einfach, dass ich wirklich SEHR VIEL mehr bin - und das ist gut so!!!!

aber ich denke, du überlegst dir z.B. Strategien, wie du ohne die betroffenen Körperregionen zurechtkommst - ein Erfindungsreichtum, den du ohne deinen Körper vielleicht nicht entdecken würdest.
dir wird der enge Horizont deiner Mitmenschen, was allgemeine Mobilität angeht, viel bewußter.

mir ist durch meine Körpergröße vielleicht bewußter als manch anderen, wie sinnlos es für manche Menschen ist, daß die meisten Regale 2,20m hoch sind.
oder wie blödsinnig Brustvergrößerungen sein können (das beschrieb sonnenstrahl ja schon ausführlich).

als Kind habe ich meinen Körper als etwas erfahren, was wunderbar in die kleinsten Ecken paßt. heute mag ich zugestellte Räume (Lagerraum-Entdeckerspielplatz-Feeling) sehr gerne, klettere gern unter Weidezäunen durch etc.


Dinge an mir, von denen ich nicht zumindest konstruieren kann, daß sie auf Beschaffenheiten oder Befindlichkeiten meines Körpers fußen, fallen mir auch nach mehreren Stunden nicht ein. ob diese Konstruktion mir weiterhilft, ist natürlich eine andere Frage ;)
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dandelion
Beitrag 06.Jul.2008 - 21:05
Beitrag #12


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QUOTE (Leah @ 06.Jul.2008 - 21:43)
@ dandelion : alles was mit Psyche zu tun hat ist sicher durch 10000 Dinge beeinflusst,aber deshalb ist es dennoch nichts körperliches....meine Meinungen sind nicht körperlicher Natur,sondern entstehen durch Dinge die mir passieren,oder wie immer ich dazu komme wann mir irgendeine Meinung über was auch immer zu bilden...

Wenn alles so "stofflich" (ich finde dieses Wort - gelinde gesagt widerlich) wäre,dann wären alle psychischen Erkrankungen gleich,benennbar und heilbar....ist es aber nicht.... Weil jede dieser Erkrankungen bei jedem Menschen anders sind...

Wir wären alle ohne eigene Meinung und im Grunde Zombies die einfach tun,was sie tun müssen,weil sie nicht anders können... Und DAS ist definitiv nicht so :blink:

es ist einfach nur eine Frage der Perspektive.

und an der Erklärung finde ich alleine schon vier Punkte, an denen ich Anstoß nehme:

1. nicht alles, was stofflich ist, ist erklärt. nicht alles, was stofflich ist, ist gleich. ich habe blaue Augen. das ist nicht heilbar. und selbst alle blauen Augen dieser Welt unterscheiden sich in Nuancen. Stofflichkeit und Gleichheit sind zwei Paar Schuhe.

2. man kann Stofflichkeit auch als Erdigkeit, Authentizität, Präsenz auffassen. und das finde ich nicht widerlich ;) Menschen bestehen nun mal nicht nur aus Geist und Meinung.

3. ja, Meinungen entstehen durch Digne, die dir passieren. aber wie oft passieren dir Dinge, die in erster Linie deinem Körper passieren, aber dein Geist, deine Psyche, muß damit umgehen? Wie oft hat dein Körper das, was du tust, beeinflußt? Sei es die maximale Tragkraft, der Gleichgewichtssinn, die Größe, das Gewicht, oder eben auch feinere Nuancen? ich sage nicht, daß das schon alles ist. aber es fließt doch in allem mit ein. (kursiv, damit ich nicht im nächsten Beitrag wieder verteidigen muß, warum ich den Mensch auf den Körper reduziere - das tue ich sicher nicht. -_- )

4. wir wären eben nicht ohne Meinung. wir sind nicht ohne Meinung. spätestens Größenangaben wie "zu groß" oder "zu klein" funktionieren ohne Körper gar nicht und sind hoch subjektiv. nochmal: Stofflichkeit und Gleichheit haben keinen Zusammenhang.

Beispiel: Schneeflocken. sie sind wirklich nur stoffliches, doofes Wasser. und doch sind nie zwei Schneeflocken exakt gleich.
ob man das als sehr große Permutation, göttlichen Geist, Zufall, physikalische Impulse oder das Werk kleiner Schneeflockenwichtel betrachtet, tut der Schönheit der Schneeflocke keinen Abbruch ;) denn der Theologe, der Wichtelfreund, der Atomphysiker und der Mathematiker sind allesamt hin und weg und freuen sich, bevor sie sich mit ihren Theorien zur Entstehung die Köpfe einschlagen...
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Leah
Beitrag 06.Jul.2008 - 22:09
Beitrag #13


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Ich habe auch nicht behauptet dass an einem Menschen nichts stoffliches dran ist,aber alles was mit Psyche zu tun hat ist definitiv nicht stofflich und ich habe auch nicht gesagt,dass stofflichkeit bedeutet dass alles gleich ist...
KLaro,wenn meinem Körper etwas passiert muß ich auch damit umgehen,aber mindestens genauso oft passiert meiner Psyche irgendwas....dass kann man also nicht so pauschal daher sagen... :rolleyes:
Ich habe auch nicht gesagt dass Menschen nur aus Geist und Meinung bestehen - wenn Du kommentierst solltest Du genau lesen :)

:blink: naja....ein irres Thema....wenn man das Anfangszitat so stehen läßt hieße das das an uns nichts "unstoffliches" dran ist...

So und ich weiß dass ich das nicht bin und denke das auch von allen Menschen....die ich bisher kennen gelernt habe...wenn Du da anders bist....INTERESSANT!
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sonnenstrahl
Beitrag 06.Jul.2008 - 22:10
Beitrag #14


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QUOTE (Leah @ 06.Jul.2008 - 21:43)
..."stofflich" (ich finde dieses Wort - gelinde gesagt widerlich) ...

Liebe Leah, ich finde den Begriff "stofflich" in unserem Kontext überhaupt nicht "widerlich" oder fehl am Platz.

Mir geht es bei meiner Fragestellung um Erfahrungen, die ihren Ursprung nicht in der Grobstofflichkeit des eigenen menschlichen Körpers haben. Es geht mir um unser Einfühlungsvermögen in Befindlichkeiten, die sich nicht in unserem eigenen Organismus entfalten, um Wahrnehmungen, die über unsere 5 Sinne hinaus gehen, um sehr sehr feinstoffliche Erfahrungen wenn du so willst.

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Leah
Beitrag 06.Jul.2008 - 22:15
Beitrag #15


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ja aber gerade das.....gerade das ist für mich mit diesem "stofflichwort" sehr befremdlich... - alles was über die 5 Sinne hinausgeht hat - für mich nichts,absolut gar nichts mit stofflich zu tun und deshalb finde ich das sehr wohl fehl am Platze!
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sonnenstrahl
Beitrag 06.Jul.2008 - 22:30
Beitrag #16


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@ leah: Vielleicht ist "stofflich" für dich nur das, was man anfassen kann, während du Feinstoffliches einfach anders benennst?
In der chinesischen und japanischen Philosophie gibt es ein Wort, das wir hier im Westen nur unzureichend mit Stofflichkeit, Kraft, Lebenskraft oder Energie übersetzen. Es ist das Wort Qi oder Ki, dir evtl. bekannt aus Qi Gong, Tai Qi, Aikido, Reiki ... Das Zeichen für dieses Wort zeigt unten (ungekochten) Reis, und darüber den Dampf, der beim Kochen von Reis entsteht.
Ki kann einerseits so zart, dünn und immateriell wie Dampf und andererseits so dicht und materiell wie Reis sein. Das Zeichen zeigt auch, daß Ki eine feine Substanz ist, die aus einer groben entsteht - so wie sich beim Kochen von Reis Dampf bildet.
Ki gilt als die Grundlage für die Vielfalt an Lebensmanifestationen des Universums, Mineralien, Pflanzen und Tiere eingeschlossen. Für Feinstoffliches wie Grobstoffliches. Kannst du damit was anfangen?




Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 06.Jul.2008 - 22:40
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mandelbäumchen
Beitrag 07.Jul.2008 - 17:08
Beitrag #17


Naschkatze
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Danke, sonnenstrahl, dass du diese berührenden Erfahrungen mit uns teilst.:blumen2:

Deine Frage beschäftigt mich und weckt in mir das Bedürfnis, ebenfalls eine Fülle von Erfahrungen und Gedanken mitzuteilen. Ohne - so viel weiß ich jetzt schon ;) - eine Antwort darauf geben zu können.
Im Moment fühle ich mich dem (dem Mitteilen) nicht wirklich gewachsen.

Nur kurz ein Bild, dass mich nicht mehr los lässt:
Der Körper ist das Instrument auf dem unsere Erfahrung spielt. Er gibt uns Begrenzungen und Möglichkeiten vor, welche Virtuosität wir aber im Rahmen dieser Möglichkeiten erreichen und wie wir das Instrument letztendlich spielen (oder wie es gespielt wird), hängt von vielen Faktoren ab.

Ein Vergleich, der - wie jeder - hinkt. Und ganz sicher nicht die Antwort auf die Frage ist. ;)

Ich glaube schon, dass allem, was existiert eine gewisse Art von Stofflichkeit zugrunde liegt, und dass sich alles auch stofflich äußert. Ich glaube aber nicht, dass diese Stofflichkeit nur in den begrenzten Räumen von Körpern stattfindet und auch dort nicht isoliert agiert, sondern von außen beeinflusst ist und hinausfließen kann.

Zu abstrakt! Wenn ich weitermache veheddere ich mich nur. Ich glaube, ich bleibe bei meinen Leisten, den Erfahrungen, und werde vielleicht demnächst ein wenig davon berichten.

Mandelbäumchen

Der Beitrag wurde von mandelbäumchen bearbeitet: 07.Jul.2008 - 17:18
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sonnenstrahl
Beitrag 08.Jul.2008 - 08:46
Beitrag #18


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QUOTE (mandelbäumchen @ 07.Jul.2008 - 18:08)
Ich glaube schon, dass allem, was existiert eine gewisse Art von Stofflichkeit zugrunde liegt, und dass sich alles auch stofflich äußert. Ich glaube aber nicht, dass diese Stofflichkeit nur in den begrenzten Räumen von Körpern stattfindet und auch dort nicht isoliert agiert, sondern von außen beeinflusst ist und hinausfließen kann.

Ja, davon gehe ich auch aus. Und wenn man Physiologie in diesem Sinne zu greifbarer und nicht-greifbarer Vielstofflichkeit ausdehnt, die Aura, den 6. und 7. und ... Sinn, unsere Fähigkeit zu morphischer Resonanz, etwas wie ein höheres Selbst, etc. mit hineinnimmt, dann kann ich mich sogar mit dem Ausgangspostulat von LG anfreunden ...
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shark
Beitrag 08.Jul.2008 - 21:13
Beitrag #19


Strösenschusselhai
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Ich weiss ganz viel... meist, ohne es irgendwoher nehmen zu können... jedenfalls nicht aus sicht- und berührbaren Töpfen.

Ich fühle den Tod von Lebewesen nahen, fühle Lüge und Wahrhaftigkeit Anderer körperlich in mir... auch dieses "Bauchweh", wie Unbehagen oft genannt wird, spüre ich direkt und mit warnender Wirkung... Ich kann Menschen und ihre Empfindungen "erfühlen"... ungefragt kommen Informationen bei mir an, die sich irgendwann als überaus treffend erweisen.
Ich träume manchmal Ereignisse "voraus", kann durch Handauflegen Kopf- und Bauchschmerzen "wegnehmen".. alles nie "gelernt" und "laienhaft", aber wirksam.

Und ich habe manchmal Kontakt zu nicht leibhaftig lebenden Wesen.

Nicht selten muss ich dieses sonderbare Wissen und diese Fähigkeiten zurückhalten, weil sie in der grobstofflichen Welt irgendwie keine Berechtigung zu haben scheinen.

Aber das macht sie nicht "unwahrer" oder "unechter"...

Mein Körper ist eben auch "Ankunfts- und Abfahrtsbahnhof" vieler "Geisterzüge"...


shark
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Leah
Beitrag 08.Jul.2008 - 21:16
Beitrag #20


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QUOTE (shark @ 08.Jul.2008 - 22:13)

Aber das macht sie nicht "unwahrer" oder "unechter"...

Mein Körper ist eben auch "Ankunfts- und Abfahrtsbahnhof" vieler "Geisterzüge"...


shark

:zustimm:
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Bilana
Beitrag 09.Jul.2008 - 20:54
Beitrag #21


Capparis spinosa
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Ich glaube schon, dass jeder Gedanke und jedes Gefühl eine physiologische Ursache, Basis haben. Eine Ahnung ist für mich ein Konstrukt, dass helfen mag Dinge einzuordnen, die vorbewusst an die Oberfläche kommen.

Wenn ich mal nur von mir aus gehe:
Wie ich heute bin hat sicher viel mit meiner Geschichte, meiner Erfahrung zu tun. Aber Initial hat es mit meiner Physis zu tun, denke ich. Ich denke es ist mir angeboren so und nicht anders auf die Lebensumstände zu reagieren. Chemie in meinem Gehirn, Hormone, nicht mehr. Ein anderes Hirn hätte anders reagiert. Selektive Wahrnehmung verstärkt nur was da ist.
Aber ich finde das macht mein Ich, meine Gedanken und Gefühle nicht banaler. Und das macht meinen Handlungsspielraum auch nicht kleiner. Ich kann meine Entwicklung trotzdem in die Hand nehmen. Und mit meinem Ich verändert sich die Physiologie. Ich weiß, dass es geht.
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sonnenstrahl
Beitrag 09.Jul.2008 - 21:36
Beitrag #22


verboden vrucht
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Liebe Bilana "capparis spinosa" (zu schön! ich muss es einfach dazu schreiben) - und wie erklärst du es dir zum Beispiel, dass ... ach, ich nehm einfach mal wieder eine persönliche Erfahrung, sowas kann ich am besten:

Während eines Aufenthaltes in Barcelona vor einigen Jahren träumte ich zum ersten Mal bewusst von meiner Oma. Es war ein sehr aufwühlender Traum, in dem ihre jüngste (Lieblings-)Tochter, meine Tante, gestorben war, und ich es ihr sagen musste. Ich wusste nicht wie, war wie geprügelt von Sorge und Pein, und statt irgendwas zu sagen, legte ich meinen Kopf in ihren Schoß. "Es ist alles gut", sagte sie, und streichelte meine Haare. Derartige Intimitäten zwischen meiner Oma und mir hatte es seit meiner Kindheit nie mehr gegeben. Wenn überhaupt. Sie war keine Schmuse-Oma. Und als Übermittlerin der Todesnachricht war ich nicht nur erfüllt von Sorge um sie - sondern ich fürchtete auch, dass sie auf den großen Schmerz mit eisiger Brüskheit reagieren würde, weil das ihr Schutzmuster war. Diese Art, zu reagieren, tat mir bei allem Verständnis und Wissen weiterhin jedesmal weh. Aber sie streichelte mich, lange und zärtlich. "Alles ist gut".
Ich erwachte plötzlich, mit einem Ruck, und schaute auf den Wecker. Es war 5.17 Uhr.
Vier Tage später, wieder in Hamburg, erfuhr ich von meiner Mutter, dass meine Oma an jenem Morgen gestorben war. Unerwartet musste sie am Abend zuvor ins Krankenhaus. Multiple Infarkte. Sie starb um kurz nach fünf.


Viele Menschen machen solche Erfahrungen.

Hormone? Chemie? Selektive Wahrnehmung? Erfahrung?

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 09.Jul.2008 - 21:38
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LadyGodiva
Beitrag 09.Jul.2008 - 21:51
Beitrag #23


Strøse
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Ich halte das für eine Form von Aberglauben, also der interpretierenden, überbewertenden Verknüpfung von an sich zusammenhangslosen Ereignissen - und "bewusst" ist hier möglicherweise ein dienlicher Fingerzeig.
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PikSieben
Beitrag 09.Jul.2008 - 22:16
Beitrag #24


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Je nach Glauben definiert mensch auch den Aberglaube... :rolleyes:
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LadyGodiva
Beitrag 09.Jul.2008 - 22:20
Beitrag #25


Strøse
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Wenn mein Dogma ist: "Die hauseigene Physiologie bestimmt (auch) das Bewusstwerden und die Bewertung des selben." ist "Mein Bewusstsein schöpft aus mehr als mir selbst." der Aberglaube, ganz recht.
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sonnenstrahl
Beitrag 09.Jul.2008 - 23:02
Beitrag #26


verboden vrucht
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QUOTE (LadyGodiva @ 09.Jul.2008 - 22:51)
Ich halte das für eine Form von Aberglauben, also der interpretierenden, überbewertenden Verknüpfung von an sich zusammenhangslosen Ereignissen - und "bewusst" ist hier möglicherweise ein dienlicher Fingerzeig.

So hab ich auch mal versucht, zu denken - vor 25 Jahren ungefähr. Es war schmerzhaft, denn es leugnete, was ich spürte - nicht dachte oder glaubte - ,und wovon ich mich mein Leben lang hatte berühren und durchdringen lassen. Ganz selbstverständlich, und ohne dass mir dadurch je die geistige Klarheit und die Bodenhaftung abhanden gekommen wären, die nötig sind, um in dieser Welt auf die Dauer eigenständig zu bestehen. Wenn ich mir diese Sinne verboten hätte, wäre mir wahrscheinlich irgendwann der aufrechte Gang abhanden gekommen, so niederdrückend und trist hätte ich es gefunden, dieser Empfindsamkeiten benommen zu sein. Als wäre mir ein Physiologie-Fachbuch implantiert und meine Fähigkeit zur Resonanz weitgehend amputiert worden.
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Leah
Beitrag 10.Jul.2008 - 07:53
Beitrag #27


Meer sein
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Also wenn solche Dinge passieren wie das shark schon schrieb,oder auch jetzt sonnenstrahl,dann hat das für mich nichts mit Aberglaube zu tun....Aberglaube ist,wenn ich vor schwarzen Katzen Angst habe,die die Straße überqueren,oder ich davon überzeugt bin,dass ich Glück haben werde,weil ich gerade einen Schornsteinfeger gesehen habe...

Aber ich denke hier wird einfach versucht alles zu erklären,auch das unerklärbare...man kann eben nicht alles fassen und erklären....es gibt nicht für alles Formeln,die etwas schwarz auf weiß belegen können...

Auch wenn diese Formeln hier nicht wirklich das Thema ist,so denke ich dass das am Liebsten auch noch einige tun würden...

:gruebel: *nachdenklich bin*
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Rainbow67
Beitrag 10.Jul.2008 - 07:56
Beitrag #28


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Ich fände es auch schlimm, wenn wir Menschen behaupten würden, dass wir wirklich ALLES erklären können, was so zwischen Himmel und Erde passiert......
Wie überheblich ist das denn???

Ich liebe das Mysterium des Lebens!!! Und außerdem lasse ich mich auch immer wieder gern überraschen ;)

LG von Rainbow
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Leah
Beitrag 10.Jul.2008 - 07:57
Beitrag #29


Meer sein
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QUOTE (Rainbow67 @ 10.Jul.2008 - 08:56)
Ich liebe das Mysterium des Lebens!!! Und außerdem lasse ich mich auch immer wieder gern überraschen ;)

LG von Rainbow

Ich auch.... :zustimm:
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LadyGodiva
Beitrag 10.Jul.2008 - 08:09
Beitrag #30


Strøse
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Ich halte diese "Fähigkeit zur Resonanz", also in letzter Konsequenz etwas wie Religiösität, also eine individuelle und nicht-rational erläuterbare Widmung, für einen recht lebenspraktischen Mechanismus - über den mehr oder weniger (abgesehen von Asperger-Typen oä) alle Menschen verfügen und der sie vorrangig in besonderen Situationen zu deutlich mehr befähigt als die aktuelle Erfahrungswelt vermuten ließe.
In meinen Augen ist es eine recht gelungene Kompensation der erkannten individuellen Einsamkeit und Vergänglichkeit - Glaube an Metaphysis hat eine soziale wie individuelle Funktion, ebenso wie Liebe, Hoffnung und was die Körperwelt sonst noch an starken und die Körpergrenzen scheinbar aufweichenden Emotionen bereit hält. Der Einzelmensch ist klein und schwach, bis ihn das Hirn unter "Drogen" setzt: Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit, der Assoziationskraft, altruistische Züge... die Liste der sekundär-rationalen ist wohl endlos.
Ich will nicht einmal in Abrede stellen, dass es andere Form von "Schwingungen" (im Sinne von Umwelteinflüssen auf das Individuum) gibt, die wir eben noch nicht messen können - aber auch hinter ihnen vermute ich ganz "stoffliche" Regelkreisläufe. Die Zeit wird's beweisen, Neugier ist langfristig ein Selektionsvorteil.

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LadyGodiva
Beitrag 10.Jul.2008 - 08:10
Beitrag #31


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Na, Rainbow -
überheblich ist für mich eher, mich nicht auf meine Körperlichkeit und ihre wohlgemerkt komplexe Funktionalität reduzieren zu lassen.
:wink:
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Leah
Beitrag 10.Jul.2008 - 08:15
Beitrag #32


Meer sein
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Aber gerade diese Reduzierung ist es doch,was einschränkt....versucht alles nicht erklärbare zunichte zu machen....aber das kann man gar nicht,aber Ihr könnt es natürlich gerne weiterhin versuchen - ;)
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LadyGodiva
Beitrag 10.Jul.2008 - 08:21
Beitrag #33


Strøse
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Es liegt in der komplexen Natur der Welt, dass sie sich dem trotz seiner gigantischen Leistung sehr adaptiven und leistungsfähigen Gehirn niemals als Buch präsentiert, sondern erschlossen werden will.
Die Erschließung begrenzt sich auf das Beobachten von Phänomenen und einer größtmöglichen Verallgemeinerung deren Zusammenhänge - sollte es einen Grund hinter all dem geben, fürchte ich, wird er der menschlichen Wahrnehmung verschlossen bleiben. Wir können Kausalitäten ermitteln, aber wohl eher keinen ursächlichen Sinn. Statt dessen hat uns die Natur das Vermögen geschenkt, unserem Tun selbst einen "Erstatz-Sinn" zu verleihen.
(Das ist die gedankliche Erweiterung der - im kleinen Rahmen als falsch erwiesenen - sowjetischen Vorstellung, Astronauten könnten beim Anblick der Erde aus dem All schizophren werden.)

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 10.Jul.2008 - 08:27
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sonnenstrahl
Beitrag 10.Jul.2008 - 08:37
Beitrag #34


verboden vrucht
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QUOTE (LadyGodiva @ 10.Jul.2008 - 09:09)
Ich halte diese "Fähigkeit zur Resonanz", also in letzter Konsequenz etwas wie Religiösität, also eine individuelle und nicht-rational erläuterbare Widmung, für einen recht lebenspraktischen Mechanismus - über den mehr oder weniger (abgesehen von Asperger-Typen oä) alle Menschen verfügen und der sie vorrangig in besonderen Situationen zu deutlich mehr befähigt als die aktuelle Erfahrungswelt vermuten ließe.
In meinen Augen ist es eine recht gelungene Kompensation der erkannten individuellen Einsamkeit und Vergänglichkeit - Glaube an Metaphysis hat eine soziale wie individuelle Funktion, ebenso wie Liebe, Hoffnung und was die Körperwelt sonst noch an starken und die Körpergrenzen scheinbar aufweichenden Emotionen bereit hält. Der Einzelmensch ist klein und schwach, bis ihn das Hirn unter "Drogen" setzt: Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit, der Assoziationskraft, altruistische Züge... die Liste der sekundär-rationalen ist wohl endlos.
Ich will nicht einmal in Abrede stellen, dass es andere Form von "Schwingungen" (im Sinne von Umwelteinflüssen auf das Individuum) gibt, die wir eben noch nicht messen können - aber auch hinter ihnen vermute ich ganz "stoffliche" Regelkreisläufe. Die Zeit wird's beweisen, Neugier ist langfristig ein Selektionsvorteil.

Wir kommen uns ein wenig näher, Lady ... ;)
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pandora
Beitrag 10.Jul.2008 - 15:39
Beitrag #35


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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eine kleine begebenheit meines lebens...klein, aber sehr eindrücklich und maßgebend

es war vor etwas über zehn jahren, als mich ein totalzusammenbruch zwang, endlich die baustellen meiner kindheit und jugend anzugehen.
ich war vormittags zu dritten probestunde bei einer psyschotherapeutin und musste so langsam die entscheidung für oder gegen eine ambulante-vollzeit therapie(3 ganze tage die woche) treffen.
mir machte dies schreckliche angst.
ich hatte angst davor, dass mich die monster der vergangenheit vielleicht wieder in ihre fänge bekämen und ich diesmal nicht überleben würde.
ich zog an diesem tage fast alles in erwägung... ich überlegte ob ich die ganze pein, die angst und die schmerzen nicht einfach durch einen suizid beenden könnte.
ich überlegte mich zu betrinken, oder vielleicht auch drogen zu nehmen..
über diese ganzen überlegungen und tränen schlief ich irgendwann gegen morgen, mit dem gedanken an meine mutter ein.
ich träumte, dass sich während meines schlafes, ein winziges apfelgrünes vögelchen auf mein kopfkissen setzte und mit der stimme meiner mutter, "die zu diesem zeitpunkt schon 7 jahre tod war", zu mir sprach..." kind, gehe diesen steinigen weg, stelle dich dem kampf, alles wird gut."
ich erwachte weinend und war ganz erstaunt, dass meine damalige freundin hellwach im bett saß.
ich fragte sie was denn los sei und sie antwortete mir..." ich habe eben geträumt, deine mutter hätte bei uns auf dem bett gesessen und sich mit dir unterhalten, aber es hat sich wohl nur ein vogel hier ins zimmer verirrt..."
E. hielt eine kleine grüne feder in der hand


edit...anmerkung
es sei dazu gesagt, ich habe meine therapie gemacht und alles wurde gut, E. hat meine mutter nie kennen gelernt, da wir erst 4 jahre nach muttchens tod zusammen kamen.

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 10.Jul.2008 - 15:50
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Mausi
Beitrag 10.Jul.2008 - 18:21
Beitrag #36


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Da bekomm ich Gänsehaut @pandora und auch bei Dir,sonnenstrahl.
Ich denke es gibt mehr als "Physiologie" - kenne ich doch einige Leute, die eben "Vorahnungen" haben.


Die Physiologie - natürlich ist sie gegeben und natürlich gehen von ihr viele Dinge aus. Aber nicht alles.

Ich denke immernoch, dass es so etwas wie "Seele" gibt, ich weiß auch garnicht, wie ich das nennen soll.

Natürlich wird auch sie vom Körper beeinflusst und sie beeinflusst den Körper. Wie kann ich mir denn sonst Wut erklären, wo genau sitzen dann Gefühle?

Solange mir dafür noch keine stichhalten Beweise vorliegen, welches Zentrum und welche Vorgänge eben dafür zuständig sind, dann gibt es für mich mehr.

Und niemand kann mir erklären, wieso manche mit den Erfahrungen so und andere mit den Selben Erfahrungen anders reagieren.
Wieso Geschwister, in dem selben Umfeld, mit der Selben Erziehung (natürlich haben sie andere Zusammenhänge aber so grob eben) sich komplett unterschiedlich entwickeln.

Ich streite die Physiologie und deren Wirkung nicht ab, weiß, dass eben vieles davon abhängt - aber nicht alles.
Die Charakterstärke, das Kämpfertum hat damit nichts zu tun - wo soll es sitzen?

Wie gesagt - solange mir das nicht alles schlüssig erklärt wird, gibt es, für mich mehr.
Gibt es für mich mehr als Körperlichkeit - aber ich würde mich nur wiederholen.

Allerdings ist der Zusammenhang von Physis und Psyche unbestritten - immer gewesen - und das ist für mich das Wichtige und v.a. auch das Spannende.

Mausi
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LadyGodiva
Beitrag 10.Jul.2008 - 18:47
Beitrag #37


Strøse
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"Charakterstärke" beispielsweise ist ganz stark von deiner Frustrationstoleranz und (indirekt wenigstens durch Symptomäußerungen/veränderungen schon nachweisbar) von deinem serotoninergen System abhängig - und das kann dann schon wieder leichter mit der Rezeptordichte und dem Transmitterstoffwechsel im Kopf in Verbindung gebracht werden. Der sehr wohl adaptiv ist, aber eben "nur" ein Stoffwechsel, ein intelligenter, der deine Nervenzellen schürt - warum, das steht auf einem anderen Blatt.
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pandora
Beitrag 10.Jul.2008 - 19:20
Beitrag #38


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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QUOTE (Mausi @ 10.Jul.2008 - 19:21)

Die Physiologie - natürlich ist sie gegeben und natürlich gehen von ihr viele Dinge aus. Aber nicht alles.

Ich denke immernoch, dass es so etwas wie "Seele" gibt, ich weiß auch garnicht, wie ich das nennen soll.

wissen tue ich auch nichts und irgendwie auch ganz viel.
beweisen kann ich nichts, aber auch die wissenschaft nicht, oder?

ich weiß jedoch, dass das zusammenspiel von körper und geist, einen menschen ausmachen.

zumindest kann ich für mich behaupten, dass mein körper(physis) oft ein anderes lied sang als meine seele(psyche).
das eine mal bewegte ich mich zu der einen melodie, dass nächste mal zu der anderen, aber selten war es ein gleichklang.
erst als ich lernte beiden melodien gleichzeitig zu lauschen, wurde es ein rhytmisches zusammenspiel... die melodie, meine melodie des lebens, wurde weich und rund :rolleyes:

wahrscheinlich bin ich jetzt weit am thema vorbei -_- , so sei es denn.
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DerTagAmMeer
Beitrag 11.Jul.2008 - 00:16
Beitrag #39


Adiaphora
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Nun schleiche ich schon die ganze Zeit um dieses Thema herum und komme nicht auf den Punkt. Mein Problem ist vor allem ein methodisches: Ich lese sprachliche Zeichen von Menschen, die via internet kommunizieren, wie sie kognitiv verarbeiten, was ihr Verstand als Signal dessen interpretiert, was er zuvor als "Körper" konstruiert hat.
Oder anders: Auch der religiöse Leib-Seele-Dualismus, der aufgeklärte Widerstreit zwischen Körper und Geist oder die moderne Wiederentdeckung der Psychosomatik ... sind (in meiner beschränkten Wahrnehmung) "nichts weiter" als sprachlich codierte Gebilde - Konstrukte mit denen sich denkende Egos als Subjekt erschaffen, indem sie eine "unbeseelte" Körperlichkeit erfinden, die sie anschließend zu objektivieren suchen.

Vor lauter Begeisterung sich selbst im Spiegel wiederzuerkennen, definieren sich Egos selbstverliebt als eine Sammlung von Lichtreflexen auf einer Glasscheibe, als Buchstabensalat in einer Zeitung oder als IQ in einem Mensatest und staunen über die unglaubliche Fähigkeit mit dem Kopf wackeln zu können, wann immer sie Lust dazu haben.

Da beschleicht mich dieselbe Verwunderung, mit der ich Menschen über "die Umwelt" reden höre, so als wären sie selbst gar nicht Teil dieser Welt, so als stünden sie außerhalb, könnten diese Erde am Ende zuklappen wie einen apokalypten Roman und eine neue zur Hand nehmen.

Es ist vielleicht dieselbe Verwunderung, die einen "Aspi" nach einer ermüdenden "Vegetarierdiskussion" über das "natürlichen Recht" des Menschen als "Krone der Schöpfung" Tiere zu essen sagen ließ: "Stell Dich doch mal bitte nackig vor den Spiegel und erklär mir noch mal wie Du auf die Idee kommst, dass ausgerechnet dieses unbeholfene, linkische, unangepasste Würmchen "Mensch" mit Brille und falschen Zähnen die Krone der Schöpfung sein sollte."

Nicht, dass ich mich nicht begeistern könnte für die Schöpfungen des menschlichen Geistes - für Kunst, Literatur, Musik, Medizin, Philosophie und Technik ... ich find's toll - wirklich! ... aber im Vergleich mit der Physiologie einer Pusteblume bleiben es banale, kümmerliche Abbildungen und Nacherzählungen. Das Berauschende an ihnen ist die Verheißung von Macht ... und die ist (glaube ich) eine Lüge.

In meinem eigenen Leben habe ich neben dem Glauben und der Seele sicher auch das ein oder andere Mal den Verstand verloren (zumindest zeitweise) - meinem Körper hat nichts von alledem auch nur entfernt etwas anhaben können.
Umgekehrt bin ich nicht in der Lage auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, sobald mich ein Mückenstich juckt. Auf diese Weise klärt sich für mich ziemlich schnell, wer "bei mir zu Hause die Hosen anhat": Die Physis, eindeutig ... andere mögen da anders gestrickt sein.

Trotzdem bin und bleib auch ich Mensch - wenn auch nicht immer gern und aus freiem Willen - kann nicht schnell rennen, nicht weit springen, bin kurzsichtig, nahezu taub, unsensibel, frostanfällig, weder fürs Jagen noch zum Sammeln gut geeignet, kurz gesagt: physiologisch kein sonderlich begnadetes Tier. Ich kann nur eins: mich mit Meinesgleichen verständigen, Modelle konstruieren, Komplexität auf sprachliche Zeichen reduzieren und kommunizieren. Es ist das EINZIGE, was meine Art in dieser Welt überleben lässt. Darum überschätze ich diese Fähigkeit maßlos - wie vielleicht jeder Mensch. Darum wäre es sehr beruhigend für meine Spezies, fände dieser unermüdlich plappernde Geist einen Weg die übermächtige, allumfassende Physis zu dirigieren - ist er ja das einzige, was dem menschlichen Willen unterliegt. Leider beschränkt sich dieser Einfluss bislang noch auf's Kaputtmachen und auf's Ausdemgleichgewichtbringen ...

Da ist jetzt viel verknotetes Gegrübel zusammengestopft ... ich hoffe, es ist noch halbwegs nachvollziehbar.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 11.Jul.2008 - 07:29
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sonnenstrahl
Beitrag 11.Jul.2008 - 12:42
Beitrag #40


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Danke, dtam. Ich mag dein Zusammengestopfe meistens sehr ... auch dieses Mal, und auch wenn ich manches zuvor zwei- oder dreimal gelesen haben muss, um es ganz zu verstehen (das geht Manchen sicherlich mit meinen Beiträgen auch nicht anders ;)) . In all deinem Geknote und Gegrübele finde ich viel Nachvollziehbares, Vieles, was mir, je nachdem, für welche Art von Wellenlänge ich gerade bewusst auf Empfang bin, ähnlich geht - auch bei mir hat die Physis oft, zumindest vordergründig, "die Hosen an", auch ich bin mitunter zu kaum etwas anderem mehr bewusst (da isses wieder, schon zum zweiten Mal in diesem Beitrag - was, LG, allerdings nichts weiter bedeuten möchte, als dass ich denke, Vieles, was ich empfange, krieg ich auf dieser Ebene gar nicht mit ...) in der Lage, ausser meinen Hunger zu spüren, oder etwas, was mich juckt - so schön diese Bilder für eine Psychosomatik-Therapeutin, die ich ja auch "bin", zugleich sein mögen. Und auch mir stößt die allgegenwärtige Hybris und Selbstbeweihräucherung unserer Spezies häufig auf, obgleich mein ganz spezielles, eigenes, schräges, gieriges Ego zur einen oder anderen Nabelschau und Politur gewiss nicht 'nein' sagt . Die Widersprüchlichkeit des Menschseins halt, und der Preis des Individualismus-Luxus unserer freiheitlichen Kultur obendrein - und bei all den gedanklichen Windungen auch immer wieder viel Klarheit, die mich freundlich erfrischt. :blumen2:

edit: Hab der Hybis ein "r" geschenkt.

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 11.Jul.2008 - 18:21
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sonnenstrahl
Beitrag 11.Jul.2008 - 20:38
Beitrag #41


verboden vrucht
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Ich hab nochmal hinein gelauscht in dieses "meine Physis hat die Hosen an", das ich selbst erstmal bereitwillig übernommen habe. Nun merke ich: Dieses Bild passt für mein Empfinden nicht. Dafür möchte ich ein bisschen ausholen:

Ich denke, dass es auf jeder Ebene - materiell-körperlich, geistig (bewusst wie unbewusst), seelisch-emotional, sowie bei Allem, was darüber hinaus geht -, um ein Empfangen, Aufnehmen (oder Abwehren), Verarbeiten (oder jetzt Abwehren), Integrieren ( ... ) und zum Ausdruck bringen (oder Unterdrücken) von Energien geht. Grobstofflichen wie Fein- und Feinststofflichen.
Ich kann einen Pups unterdrücken oder Tränen, das Bedürfnis, Wasser zu lassen ... stundenlang, bis es krampft ..., oder aufflackernde Wut. Manchmal habe ich 7 verschiedene Impulse, die mich in 7 verschiedene Richtungen zu schubsen versuchen (essen, telefonieren wollen, Blumen gießen, Fenster öffnen, mich am Fuß kratzen, zappeln, streiten z.B.), aber wenn ich wirklich aufmerksam bin, kann ich meine Läufer in den Übersprungsstartlöchern in Luft auflösen, und in Gefühlen wie Gedanken in diesem Moment anwesend sein - und spüren, wie die Lebensenergie in mir jetzt fließt (nach oben, nach unten, in die Arme ...), und sich ausdrücken will.
Manchmal tut es verdammt gut, laut zu schreien. Zu toben. Oder loszuweinen.

(Wusstet ihr übrigens, dass, psychologisch gesehen, die Panikzustände, in die Menschen geraten können, die über lange Zeit immer wieder starke Empfindungen unterdrücken, identisch sind mit der Todesangst in einer realen Gefahrensituation? Jedesmal, wenn wir solch ein heftiges, lebendiges Gefühl runterschlucken, trennen wir uns vom Leben, von unserer Lebendigkeit. Und das ist es, was uns droht, wenn da eine wirkliche, tödliche Gefahr ist. Unser Körper reagiert auf beides gleich - mit dem Unterschied, dass er für die Angst durch Unterdrückung - auch dessen, was nach einer überstandenen realen Gefahrensituation an Gefühlen raus will - mitunter viele Jahre oder ein ganzes Leben lang Zeit hat.)

Ich habe keinen Körper, sondern ich BIN mein Körper. Ein Körperkern, mit Herz und Nieren und Gehirn, und Armen und Beinen. Und einem Gesicht, na klar. Und etwas, was über das Anfassbare hinaus geht, und sich in schwingenden, empfangenden und sendenden "Häuten" oder Schalen um diesen Kern bewegt. Ab irgendeiner dieser "Häute", stelle ich mir vor, ergieße ich mich in ein Meer aus Schwingen und Pulsieren und Sich-Austauschen, das uns Allen gemeinsam ist. Einschließlich all dem, was "unsere Umwelt" genannt wird.

So gesehen hat also nicht mein Körper-Kern "die Hosen an", im Sinne von: Er regiert mich. Sondern dieser Kern, dieser anfassbare, sinnliche, atmende, blutdurchströmte, manchmal schmerzende, geliebte, für Augen sichtbare Körper, mit struwweligen Haaren oben drauf, drückt etwas aus. Etwas ist auf seiner Ebene angekommen, ein Mückenstich z.B., gesetzt von einem anderen (kleinen, nervenden, unendlich zarten) Teil des großen Wir-Meeres. Etwas wird angeschubst. Etwas geht in Resonanz. "Ich" werde berührt. Während einer hitzigen Diskussion mag mir der Stich gar nicht weiter auffallen. Wenn ich mir das Hirn zermartere, wegen irgendwas, evtl. auch nicht. Oder wenn ich frisch verliebt bin. Aber bin ich dann ganz wach und aufmerksam? Auf allen Ebenen zugleich?

Andere Schwingungen kommen, denke ich, auf anderen Ebenen an. Und setzen sich mitunter in Wellen fort, bis in mein Bewusstsein. Oder bis in meine Träume. Z.B. dass ein mir sehr vertrauter anderer menschlicher Körper-Kern in unserem Ozean, nämlich der meiner Oma, sich gerade transformiert. Oder, im Falle von Pandora, dass sie eine Botschaft scheinbar aus dem Jenseits (das es in meiner Vorstellung gar nicht gibt) bekommt, die nichts weiter bedeutet, als dass sie gerade, zunächst unterbewusst und dann bewusst, mit dem Großen und Ganzen im Einklang ist - zum dem natürlich auch Pandoras Mutter damals wie heute gehört. Meiner bescheidenen Vorstellung nach jedenfalls.

A propos Mücke: Neulich drehte eine kleine Stuben- nein, nicht -Mücke sondern -Fliege in meiner Küche urplötzlich durch. Wieder und wieder schoss sie auf mich zu, und umschwirrte mich auf eine Art, die mir höchst lästig war. Ich wedelte mit den Händen, und wollte mich nicht stören lassen. Doch die Fliege liess nicht locker. Ich hätte sie umbringen können! Miststück! Spinnst du? Mich so zu nerven. Ich liess von meiner Schreibarbeit am Computer ab, und schaute nach draussen. Es war - mitten am Tage - dunkel geworden. Erst jetzt hörte ich das Gewittergrummeln. "Ach so", murmelte ich, "du spürst das Gewitter schon die ganze Zeit. Und ich sitz hier wie ein Stein, und krieg nichts mit. Das muss dich ja aufregen." Sie hatte es geschafft, mich ins Jetzt zu holen. Ich liebe Gewitter. Ich schaltete das Notebook ab, und gab mich der Stimmung hin. Und mit mir die Fliege. Ab dem Moment, wo ich wieder HIER ankam, war sie die unnervigste Fliege der Welt. Sie saß, und vibrierte mit der atmosphärischen Spannung, so wie ich. Anscheinend sind Fliegen sehr sensible Tierchen, die mit Unmut darauf reagieren, wenn jemand im Raum ist, der querschwingt. Oder so. Ich weiss es nicht. Aber es war lustig :lol: .

edit: Anhängsel

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 11.Jul.2008 - 21:05
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mandelbäumchen
Beitrag 11.Jul.2008 - 22:48
Beitrag #42


Naschkatze
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QUOTE (sonnenstrahl @ 11.Jul.2008 - 21:38)
(Wusstet ihr übrigens, dass, psychologisch gesehen, die Panikzustände, in die Menschen geraten können, die über lange Zeit immer wieder starke Empfindungen unterdrücken, identisch sind mit der Todesangst in einer realen Gefahrensituation? Jedesmal, wenn wir solch ein heftiges, lebendiges Gefühl runterschlucken, trennen wir uns vom Leben, von unserer Lebendigkeit. Und das ist es, was uns droht, wenn da eine wirkliche, tödliche Gefahr ist. Unser Körper reagiert auf beides gleich - mit dem Unterschied, dass er für die Angst durch Unterdrückung - auch dessen, was nach einer überstandenen realen Gefahrensituation an Gefühlen raus will - mitunter viele Jahre oder ein ganzes Leben lang Zeit hat.)

Ja, das kenne ich aus eigener Erfahrung..

Und auch der Rest ist mir nachvollziehbar.

Meine beiden folgenden Beiträge habe ich geschrieben, bevor ich deinen gelesen habe. Es sind meine gesammelten Gedanken - oder ein Teil davon - der letzten paar Tage.
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mandelbäumchen
Beitrag 11.Jul.2008 - 22:52
Beitrag #43


Naschkatze
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Ich glaube, dass wir sehr physische Wesen sind, aber eben auch in dem Sinne, dass sich Erfahrungen, Erlebnisse physisch äußern, sich manchmal auch in den Körper "einbrennen".

Bei mir verhält es sich mit den Mückenstichen anders als bei dir, liebe dtam. Sie können mich beizeiten extrem nerven, zu anderen sind sie mir ziemlich egal. Meistens nerven sie mich, wenn es mir sowieso nicht gut geht. Dann nervt jede Kleinigkeit.
In letzter Zeit bin ich häufig extrem müde, fühle mich abgeschlagen und ausgelaugt und habe Sorge, nicht mehr lange durchzuhalten. Dann kommt eine gute Nachricht und ich bin von einem Moment auf den anderen wieder hellwach und frisch und könnte Bäume ausreißen.

Ich erinnere mich an einen Kilometerlangen Fußmarsch nach Brockdorf mit blutigen Blasen, die mich nur am Rande interessierten, weil ich so in das Gespräch mit meiner Begleiterin vertieft war. Ich war verliebt.

Ich erinnere mich an Migräneattacken mit heftiger Übelkeit und großen Schmerzen, die nach zwei Aspirin mit Cola, etwas menschlicher Zuwendung und Meeresrauschen von einem Moment auf den anderen einen großen Wohlbefinden gewichen sind.

Auch 10-km-Läufe können sehr unterschiedlich empfunden werden, nicht nur abhängig von der körperlichen Verfassung, sondern auch von den Umständen. Wettkämpfe sind dreimal so hart wie es zum Beispiel ein Trainingstestlauf in vergleichbarem Tempo ist. Und das nicht, weil ich gewinnen will. Bei mir geht es eher darum nicht letzte zu werden ;) bzw. die mir selbst gesteckten Ziele zu erreichen, und es ist eine besondere Härte, dies unter den Augen anderer Leute zu tun, die keinen Schimmer haben, was ich eigentlich in dem Moment leiste, die nur sehen, dass ich im Feld ganz hinten bin, vielleicht sogar die letzte, obwohl ich eine erheblich höhere Leistung bringe als manch eine, die viel weiter vorne ist. Ich muss mir das selbst dann immer wieder sagen, um überhaupt durchzuhalten. Die psychische Belastung führt zu einem weitaus höheren Puls und stärkeren Schmerzen, als ich sie im Taining hätte. Andererseits würde ich im Training auch viel eher abbrechen. Mit dem Ziel im Focus gelingt es mir dann die Schmerzen zu beherrschen. Ein ziemlich gutes psychisches Training, dass sich auch auf das Durchhaltevermögen im Alltag postiv auswirkt.

Auch mein Übergewicht ist - sicherlich auf der Basis einer entsprechenden Veranlagung - Ausdruck meiner Erfahrung: solange ich zunehme ist alles gut, wenn ich keinen Appetit mehr habe, abmagere, dann wird es bedrohlich. Das hat sich so in meinen Körper eingebrannt - oder in meine Seele? - dass ich bisher noch keinen Weg herausgefunden habe, obwohl mir dieser Mechanismus bewusst ist (aber ich habe ihn wohl noch nicht vollständig und vor allem nicht "emotional" und damit auch nicht "physisch" verstanden).

Ich glaube, wir sind Körper. Wir nehmen die Welt mit unseren Körpern wahr, aber was und wie wir wahrnehmen verändert auch unsere Körper und unsere Wahrnehmung der Welt und unseres Körpers.

Auch das Schreiben, eigentlich eine intellektuelle Tätigkeit, erlebe ich stark physisch. Ich schreibe mit dem Körper. Nicht immer, aber wenn ich gut bin, und das bin ich, wenn ich mich vollständig hineinbegebe, die Szene, die ich beschreibe für mich fühl- und fassbar wird. Ich bin dann in der Lage Erfahrungen, die ich selbst nie gemacht habe, so zu beschreiben, dass sie anderen und mir selbst nachfühlbar werden.
Das Paradoxe daran ist, dass ich aufgrund meiner Erfahrungen große Schwierigkeiten habe, in meinem Körper zu bleiben. Leider immer noch. Aber die Fähigkeit, aus dem Sumpf von (Todes-)Angst, Schrecken und Missachtung in andere Sphären zu fliehen hat mir das Leben gerettet. Die Fähigkeit mir physisches Erleben über meine Phantasie und die Geschichten anderer zu erschließen, hat mich darüber hinaus lebendig erhalten. Manchmal bahne ich mir so den Weg vom Unmöglichen zum Möglichen, vom nur Geträumten zum Erlebten, von der Vorstellung vom Glück zum richtigen physischen Glücksgefühl.
Möglich ist das aber nur, weil ich Körper bin.

Das ist ein Aspekt der Frage, angerissen.
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mandelbäumchen
Beitrag 11.Jul.2008 - 23:10
Beitrag #44


Naschkatze
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Bin ich Ergebnis meiner Physiologie?

Vermutlich habe ich meine Intelligenz von meiner Mutter geerbt, auch ihre Vorstellungskraft. Jedenfalls halte ich meine Mutter für eine sehr intelligente Frau. Dennoch ist sie nur Verkäuferin geworden, hat zwischendurch in einer Fabrik gearbeitet und zuletzt in Heimarbeit Kabelbäume gefertigt. Sie liest Liebesromanheftchen und nutzt ihre Phantasie hauptsächlich dazu, sich schlimme Dinge auszumalen, die ihren Familienmitgliedern geschehen könnten.
Aber was, weiß ich, was für ein reiches Innenleben meine Mutter hat, von dem ich nur nichts weiß. Und was bin ich für ein arrogantes Ar*loch, so über sie zu schreiben!

Ja, ich habe das Potential zum Kotzbrocken. Wäre ich in eine reiche Familie geboren, von Geburt an verhätschelt und männlich sozialisiert, wäre ich wahrscheinlich nicht auszuhalten Ich wäre ein fürchterlicher Angeber, führe ein dickes Auto und sähe auf Menschen herab, die ihr Leben unter schwierigeren Umständen zu fristen haben, denen vieles schwerer fällt als mir. Mein Haus, mein Auto, mein Pferd, meine Yacht, meine Frauen... Das würde zu mir passen ;)

Wäre ich zwanzig Jahre früher geboren, wäre ich vielleicht Fleischereifachverkäuferin oder Friseuerin geworden. Aber ich bin Ende der Sechziger Jahre in die Schule gekommen und habe von den Ideen und Reformen der Achzundsechziger profitiert. Eigentlich wollte ich in die Realschule wechseln, das wäre im Vergleich zu meinen Eltern und Großeltern schon ein Sprung gewesen. Aber wir wurden ordentlich durchgetestet, Probearbeiten und tagelange psychologische Tests. Meine Eltern wurde in die Schule bestellt. Es wurde ihnen geraten, mich aufs Gymnasium zu schicken. Sie überließen mir die Entscheidung. Ich wollte erst nicht, tat mich schwer mit der Entscheidung. Meine Freundinnen wechselten fast alle zur Realschule, meine beste blieb auf der Hauptschule. Ich erinnere mich noch, wie ich eines Samstags morgens im Klassenzimmer saß und auf einen Globus schaute und plötzlich wusste, was ich zu tun hatte: auf's Gymnasium gehen. Ab da hatte die Unentschlossenheit ein Ende. Keine Ahnung, woher der Funke kam.

Keine Ahnung, was aus mir geworden wäre, ohne meine Großmutter. Auch eine sehr kluge Frau, zu Berufszeiten Spinnerin in einer Baumwollspinnerei- und weberei. Sie hat angefangen mir Lesen und Schreiben beizubringen, bevor ich in die Schule kam. Bei ihr auf dem Sofa habe ich ganze Nachmittage verbracht und Wilhelm Busch gelesen. Sie hat mir mein erstes Buch geschenkt, in Schreibschrift und später Erich Kästner. Meine Großmutter hat einen großen Anteil daran, dass ich auch "Spinnerin" geworden bin ;)

Ich bin siebzehn Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges geboren, relativ nahe dran. Mein Vater hat das Dritte Reich noch volle Breitseite mitbekommen. Als Junge. Ich bin mit den Kriegsgeschichten meines Vater und meines Großvaters aufgewachsen. "Bloß nie wieder Krieg", sagte mein Großvater. "Ihr seid verwöhnt, ein kleiner Krieg könnte euch nicht schaden" sagte mein Vater.
Zeitweise hatte ich das Gefühl, ich stehe bis zu den Knien in Blut. Beklemmend!
Auch der Deutsche Herbst 1977 hat für mein Denken und meine Entwicklung eine große Rolle gespielt. Die Stimmung in der Bevölkerung, das Geschrei nach Todesstrafe, war Anlass für mich, Amnesty International beizutreten.

Wer wäre ich ohne all das? Ich weiß es nicht. Ganz bestimmt nicht die, die ich heute bin.

Wir sind Kinder unserer Eltern. Sie geben uns weit mehr als ihre Gene.
Wir sind Kinder unserer Zeit.
Und wir sind Kinder der Kultur, in der wir aufgewachsen sind und leben.


Weitere Aspekte, angerissen:

Und die Wissenschaft?

Wenn ich mal wieder häufiger in Arztpraxen zu Besuch bin, befällt mich ein Gefühl, das mit dem deutschen Titel eines fünfzigerjahre Filmes mit James Dean gut beschrieben ist: "Denn sie wissen nicht, was sie tun". Ich versuche mich daher so weit wie möglich von Ärzten fernzuhalten.
Dabei habe ich eigentlich großen Respekt vor Ärztinnen und Ärzten. Medizingeschichte hat mich schon immer fasziniert. Ich bin unheimlich froh über all die mutigen Ärzte, die neue Wege bestritten haben. Ohne sie würden wir heute noch an Blasensteinen sterben und an Kröpfen ersticken. Narkose, Antisepsis. Dem Himmel sei Dank, dass es sie gibt.
Mit jeder neuen Erkenntnis egal in welchem Zweig der Naturwissenschaft, kann es uns wie Kocher gehen, der als erster Schilddrüsen entfernt hat, weil er dachte, sie erfüllen keine wichtige Funktion, um dann später mit Entsetzen festzustellen, dass er sich geirrt hat. Spät, weil die meisten der Operierten aus Bergbauernfamilien stammten und dann wieder in die Berge zurückgekehrt und damit aus seinem Blickfeld verschwunden sind. Und doch hat er ein kleines Stückchen dazu beigetragen, dass ich heute nur jeden morgen eine kleine weiße Tablette einwerfen muss, und dann funktioniert mein Stoffwechsel wieder einigermaßen. Darüber bin ich froh.

Ich glaube, es ist immer eine Sache von Versuch und Irrtum, das wird so bleiben, egal wie weit sich die Medizin weiterentwickelt oder verändert. Ich vermute es ist mit anderen Wissenschaften genauso. Was heute als wahr gilt, ist es morgen vielleicht schon nicht mehr.Die Instrumente der Wissenschaft sind vielleicht in manchner Hinsicht feiner als unsere Sinne oder ermöglichen uns Dinge erkennen, die sonst völlig außerhalb unseres Blickfeldes wären. Was auch sie nicht sehen, wissen wir nicht. Wir merken nur häufig, dass vieles durch den Rost fällt. Dazu fällt mir wieder ein Filmtitel ein: "Was nicht passt, wird passend gemacht".

Keine Ahnung, was für Paradigmenwechsel uns noch bevorstehen, aber dass das Geheimnis unserer Existenz jemals entschlüsselt wird, halte ich doch für fraglich. Wir sind nun mal Plattwürmer.
Ich halte es mit Paul Feyerabends These, dass die Astrologie sich mit genauso großem Recht als Wissenschaft bezeichnen kann wie z.B. die Astromomie oder die Physik es tun.

Und was ist mit dem Übernatürlichen, das ich nicht wirklich für übernatürlich sondern nur für uns nicht fassbar halte?

Ich weiß es nicht. Ich sehe ja die Welt nicht, wie sie ist, ich nehme sie ja nur wahr, wie ich sie mit den beschränkten Mitteln meines Körper wahrnehmen kann. Ich habe nur das Gefühl, dass da mehr ist. Manchmal habe ich das Gefühl, dass alles was jemals war und sein wird, in jedem Moment da ist. Ich habe das Gefühl, dass es Paralellwelten gibt, manchmal nur durch einen hauchdünnen Schleier von unserer getrennt. Manchmal reißt der Schleier, manchmal öffnen sich Kanäle - oder auch nicht. Nachts habe ich große Angst davor, dass sie es tun, tagsüber wünsche ich es mir manchmal. Ich glaube, dass es meine verstorbenen Kater noch gibt. Ich hab auch schon von dem Strom erzählt, den ich fühle.

Vielleicht mache ich mir das alles nur zurecht, weil ich sonst das Leben nicht ertragen würde. Grund genug. Wenn es sich herausstellt, dass ich falsch liege, merke ich es nicht mehr. Jetzt, heute, profitiere ich nur von diesen Vorstellungen. Meine Welt wäre um einiges ärmer, ließe ich mich nur auf das ein, was sich eindeutig beweisen lässt. Ich ließe mir vieles Heilsame entgehen, auch wenn es nur heilsam sein sollte, weil ich es mir so denke. Letzendlich ist es Wurscht, warum ich geheilt werde, wenn ich nur heiler bin als vorher. Manchmal macht mir das alles auch Angst, das ist dann weniger gut. Aber die hätte ich vielleicht auch so, sie sucht sich nur ihre Kanäle.

Als mein Großvater starb, bin ich nachts plötzlich mit einem Kribbeln im Kopf aufgewacht. Später hatte ich dauernd einen Geruch in der Nase, vielleicht sein Aftershave, keine Ahnung.Es hat mir Angst gemacht. Ich bin ganz gut im Evozieren von Empfindungen. Das kann ich mir gut selbst herbeigezaubert haben.

Als ich London mit Anfang zwanzig eine Frau gepflegt habe, hatte ich nachts fürchterliche Angst vor dem Flur. Ich vermute, es hatte mit meiner eigenen Krankheit zu tun, es waren unverarbeitete Gefühle, die sich, ich weiß nicht warum, im Flur sammelten. Die Frau hat mich nur ausgelacht, als ich ihr davon erzählte. In diesem Umfeld bin ich auch zum ersten Mal mit Geistheilern in Kontakt gekommen, einer netten Nachbarin z.B. die meine schmerzende Hüfte behandelte, was mir sehr angenehm wahr.
Ich habe immer noch Angst vor Fluren, vor allem, wenn sie lang sind. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht ist ja diese Zeit in London der Ursprung. Aber warum Flur?

Meine Freundin berichtet von einem Erlebnis, dass sie vor vielen Jahren mit ihrem damaligen Freund hatte. Die beiden saßen in seinem Zimmer. Sie waren beide wach und standen nicht unter Drogen, als sie plötzlich einen blutüberströmten Mann neben dem Schreibtisch stehen sahen, der dann auch schnell wieder verschwand. Keine Erklärung hierfür.

Ich habe beobachtet, dass zu Zeiten, in denen ich sehr aufgewühlt bin, Glühbirnen kaputtgehen. Kann auch Zufall sein.

Eine der für mich wichtigsten Erfahrungen hatte ich mit meinem sterbenden Kater.
Aber das ist eine längere Geschichte, ich weiß noch nicht, ob ich sie erzählen soll.

Das ist jetzt lang genug, ich hoffe, ich strapaziere euch nicht zu sehr.

Und kein Beweis nirgends für gar nichts.

Und danke für eure Geschichten :)

Edit: Viele Fehler, immer noch.

Der Beitrag wurde von mandelbäumchen bearbeitet: 11.Jul.2008 - 23:31
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sonnenstrahl
Beitrag 12.Jul.2008 - 08:38
Beitrag #45


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Danke, Mandelbäumchen, für deine langen, ganz persönlichen Beiträge. Sie haben mich so so sehr berührt, als ich sie letzte Nacht noch las, dass ich danach irgendwas von dir geträumt hab (was, weiss ich nicht mehr). :blumen2:

QUOTE (mandelbäumchen @ 12.Jul.2008 - 00:10)
Ja, ich habe das Potential zum Kotzbrocken. Wäre ich in eine reiche Familie geboren, von Geburt an verhätschelt und männlich sozialisiert, wäre ich wahrscheinlich nicht auszuhalten Ich wäre ein fürchterlicher Angeber, führe ein dickes Auto und sähe auf Menschen herab, die ihr Leben unter schwierigeren Umständen zu fristen haben, denen vieles schwerer fällt als mir. Mein Haus, mein Auto, mein Pferd, meine Yacht, meine Frauen... Das würde zu mir passen ;)


:D Das Potential hab ich auch - mit dem Unterschied, dass ich als Kind wohlhabende Eltern, väterlicherseits mit einem üppigen Erbe, hatte, die sich dann, als ich schon kurz davor stand, von ihnen weg zu ziehen, gezwungen sahen, ihren finanziellen Scherbenhaufen zur Kenntnis zu nehmen, und sich zu verkleinern. Hat ein Weilchen gedauert, bis ich von meinem inneren Lamento, dass sie "mein" Erbe an die Wand gefahren haben, und überhaupt ... weggekommen bin.

QUOTE
Die Stimmung in der Bevölkerung, das Geschrei nach Todesstrafe, war Anlass für mich, Amnesty International beizutreten.


Für mich auch, damals.

QUOTE
Die Instrumente der Wissenschaft sind vielleicht in manchner Hinsicht feiner als unsere Sinne oder ermöglichen uns Dinge erkennen, die sonst völlig außerhalb unseres Blickfeldes wären. Was auch sie nicht sehen, wissen wir nicht. Wir merken nur häufig, dass vieles durch den Rost fällt. Dazu fällt mir wieder ein Filmtitel ein: "Was nicht passt, wird passend gemacht".


Ja.

QUOTE
Vielleicht mache ich mir das alles nur zurecht, weil ich sonst das Leben nicht ertragen würde. Grund genug. Wenn es sich herausstellt, dass ich falsch liege, merke ich es nicht mehr. Jetzt, heute, profitiere ich nur von diesen Vorstellungen. Meine Welt wäre um einiges ärmer, ließe ich mich nur auf das ein, was sich eindeutig beweisen lässt. Ich ließe mir vieles Heilsame entgehen, auch wenn es nur heilsam sein sollte, weil ich es mir so denke. Letzendlich ist es Wurscht, warum ich geheilt werde, wenn ich nur heiler bin als vorher.


Da stimme ich dir von ganzem Herzen zu, und halte es mit Samuel Hahnemann: "Wer heilt, hat Recht.".


@pandora: Danke auch dir für deine sehr persönliche Geschichte :blumen2: .

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 12.Jul.2008 - 14:15
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DerTagAmMeer
Beitrag 12.Jul.2008 - 13:54
Beitrag #46


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QUOTE (sonnenstrahl @ 11.Jul.2008 - 21:38)
Ich habe keinen Körper, sondern ich BIN mein Körper. [...]
dieser anfassbare, sinnliche, atmende, blutdurchströmte, manchmal schmerzende, geliebte, für Augen sichtbare Körper, mit struwweligen Haaren oben drauf, drückt etwas aus. Etwas ist auf seiner Ebene angekommen. Etwas wird angeschubst. Etwas geht in Resonanz.

Das deckt sich mit meiner Vorstellung ... oder (um ganz ehrlich zu sein) mit meinen Gedanken an guten Tagen. An schlechten bin ich leider weniger integrativ, weniger empfänglich und stehe zum Nachteil aller Synapsen und Gliedmaßen im Widerspruch zu mir selbst.
Denn auch wenn ich nicht daran glaube, dass eine Trennung zwischen Geist und Körper wirklich existiert - mein Denken und Fühlen bleibt ja ebenso geprägt durch diese Vorstellung wie unsere Sprache, für die ich keine Alternative habe. Was uns aber bleibt, ist die Gelegenheit Unterschieden und Gemeinsamkeiten auf die Spur zu kommen, um die Grenzen des eigenen Denkens zu erweitern.

Ich fand es interessant, dass Ihr über Eure Eltern geschrieben habt. Auf die Idee wäre ich von selbst gar nicht gekommen - ziemlich dumm eigentlich. Also versuche ich das mal nachzuliefern.

Zusammenfassend ließe sich wohl sagen, ich entstamme einer "Leibbezwinger-Tradition". Meine Eltern, Jahrgang 39 und 40, erlebten ihre Kindheit auf der Flucht. Hinzu kam ein evangelikales Umfeld - einerseits mit einer unglaublichen Prüderie und Sexualfeindlichkeit - andererseits mit dem festen Glauben, der Körper sei ein "Tempel des Herrn", müsse entsprechend geehrt werden und sei in erster Linie durch Gebete zu erbauen. Der Glaube an eine "Besessenheit durch Dämonen" war zwar durch Begrifflichkeiten der "Psychosomatik" abgelöst worden, hatte sich in der Praxis aber nicht wirklich verändert.

Meine Großmutter hungerte ihre Depressionen und Ängste buchstäblich zu Tode, meine Großtante steckte jahrzehntelanges Krebsleiden weg ohne jemals zu klagen oder den Haushalt zu vernachlässigen. Beide waren in der Blüte ihrer Jugend zu Witwen geworden und hatten ihr Dasein der Familie geopfert.
Die "Verweichlichung" begann allerdings bereits mit meinen Eltern und setzte sich mit mir nahtlos fort. So tapfer ich (eine bestimmte Art) körperlicher Schmerzen auch wegsteckte, so raumgreifend und unkontrolliert brachen sich psychische Unzulänglichkeiten Bahn: Stottern, Nuckeln, Angst im Dunkeln, im Kindergarten, alleine sowieso ...
Die Konsultation einer Psychotherapeutin ging komplett nach hinten los. Meine Mutter war anschließend in Tränen aufgelöst, die Katastrophe war perfekt und ich war schuld mit meiner albernen Stotterei.
Wir einigten uns schließlich darauf, meiner Lehrerin die Schuld in die Schuhe zu schieben und wechselten die Grundschule. Gleichzeitig wurde meine Oma verrückt und mir kamen die Silben wieder gerade von den Lippen.

In den folgenden Jahren machte ich recht gute Fortschritte in Sachen Selbstdisziplin - dem Leistungssport sei's gedankt. Mein Körper war jetzt Tempel meiner Trainerin, die ich weit mehr fürchtete als den lieben Gott.

Ihrem strengen Auge entkommen eroberte sich mein Körper allerdings bald seinen Weicheistatus zurück, verlangte nach Nahrung, Wärme und Schlaf - in Unmengen. Innerhalb weniger Monate wurde ich zu einem dicken, unglücklichen und übellaunigen Teenager, der sich zurückzog und bald auch keine Freunde mehr hatte.

Böses und gutes Zureden halfen nichts, ein Wunder musste her und für solche Situationen war Gott zuständig. Also pilgerte ich fortan in Gottesdienste, Bibelstunden und Jugendgruppen, schämte mich für meine Eitelkeit und tröstete mich damit, dass Gott "jedes Pfund an mir lieb hat." In dieser Zeit entdeckte ich einen Faible für Theologie und entwickelte eine Allergie gegen idiologische Ignoranz. Mein "Abfall vom Glauben" war also vorprogrammiert und wurde diesmal nicht meiner Lehrerin sondern anderen armen Teufeln unter die Hufeisen geschoben.

Nachdem ich bei Augustinus und Meister Eckhart Blut geleckt hatte, begann ich Bücher mit langen Sätzen zu lesen, zu rauchen, Sex zu haben, hohe Absätze zu tragen, viel zu arbeiten und wenig zu schlafen. Meine Körperlichkeit verschwand - nicht nur zwischen Knochen und Muskeln, was ich mit Erleichterung zur Kenntnis nahm - sondern vor allem aus meinem Bewusstsein. ICH wurde immer mehr zu einem dauerqualmenden Kopf - leider nicht so konsequent wie meine bewundernswert vergeistigte, aristokratische Geliebte - aber immerhin genug um ihr metaphysisch das Wasser zu reichen ;)

Als sie mich verließ, erging es meinen Füßen unter umgekehrten Vorzeichen wie denen von Mandelbäumchen. Weil die kreisenden Gedanken nur in Bewegung zu ertragen waren, spazierte ich tagelang durch eine fremde Stadt und bemerkte meine blutenden Füßen erst an den roten Abdrücken am Boden einer H&M-Umkleide.

Kapitel für Kapitel entdeckte ich alsdann die Leidenschaft als aufwändig inszenierten Krieg zwischen Herz, Kopf und Leib und mit ihr den Alkohol als Ventil für eine Körperlichkeit, die in meiner verkopften Idee von mir keine Berechtigung hatte.
Bis nichts mehr zusammenpasste.Ich hatte Wissenschaften studiert, deren beruflichen Anforderungen ich nicht gewachsen war, Beziehungen geführt, die meine Seele überforderten und meinem Körper Strapazen zugemutet, die er langfristig nicht verkraftete.

Der Weg zur zurück zur Ökenflöte war einer, auf dem ich mich wieder recht häufig geschämt habe - für eine andere Form der Eitelkeit. Mittlerweile bin ich in den meisten Bereichen des Lebens das, was ich immer gemieden habe: Mittelfeld, Regionalliga, "ganz nett anzuschaun, aber nix extras", Durchschnitt eben und kann zum erstem Mal in meinem Leben sagen: Ich kann nix dafür, ich bin Stier! Schnittchen gefällig?

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 12.Jul.2008 - 21:20
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mandelbäumchen
Beitrag 12.Jul.2008 - 14:49
Beitrag #47


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QUOTE (DerTagAmMeer @ 12.Jul.2008 - 14:54)
... auch wenn ich nicht daran glaube, dass eine Trennung zwischen Geist und Körper wirklich existiert - mein Denken und Fühlen bleibt ja ebenso geprägt durch diese Vorstellung wie unsere Sprache, für die ich keine Alternative habe. Was uns aber bleibt, ist die Gelegenheit Unterschieden und Gemeinsamkeiten auf die Spur zu kommen, um die Grenzen des eigenen Denkens zu erweitern.

Ja.
Ich erweitere meins gerade um die Erkenntnis, dass ich mit Stieren doch etwas anfangen kann. ;)

:)

Edit: Unter anderem.

Der Beitrag wurde von mandelbäumchen bearbeitet: 12.Jul.2008 - 14:53
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DerTagAmMeer
Beitrag 12.Jul.2008 - 14:54
Beitrag #48


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lach* Löwe oder was?
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shark
Beitrag 12.Jul.2008 - 15:08
Beitrag #49


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QUOTE (mandelbäumchen @ 12.Jul.2008 - 15:49)
QUOTE (DerTagAmMeer @ 12.Jul.2008 - 14:54)
... auch wenn ich nicht daran glaube, dass eine Trennung zwischen Geist und Körper wirklich existiert - mein Denken und Fühlen bleibt ja ebenso geprägt durch diese Vorstellung wie unsere Sprache, für die ich keine Alternative habe. Was uns aber bleibt, ist die Gelegenheit Unterschieden und Gemeinsamkeiten auf die Spur zu kommen, um die Grenzen des eigenen Denkens zu erweitern.

Ja.
Ich erweitere meins gerade um die Erkenntnis, dass ich mit Stieren doch etwas anfangen kann. ;)

:)

Edit: Unter anderem.

Daran tust Du gut, denn wir Stiere sind einfach toll! :D ;)
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mandelbäumchen
Beitrag 12.Jul.2008 - 15:25
Beitrag #50


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QUOTE (DerTagAmMeer @ 12.Jul.2008 - 15:54)
lach* Löwe oder was?

Sonne und Aszendent.

:smokie:


QUOTE (shark @ 12.Jul.2008 - 16:08)
Daran tust Du gut, denn wir Stiere sind einfach toll! :D  ;)

Ich seh's ja ein.

Und Steinziegen auch.

Dachte immer dieses ganze Erdegedöns ist nichts für mich. Hab mich geirrt.
Jetzt muss ich wohl mein ganzes Weltbild umschmeißen?

Ist das jetzt die Midlife-Crisis?

Okay, ich fang schon mal an: :blumen2: :cheerlead: :peace: :knuddel: :knicks:
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sonnenstrahl
Beitrag 12.Jul.2008 - 15:37
Beitrag #51


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QUOTE (DerTagAmMeer @ 12.Jul.2008 - 14:54)
QUOTE (sonnenstrahl @ 11.Jul.2008 - 21:38)
Ich habe keinen Körper, sondern ich BIN mein Körper. [...]
dieser anfassbare, sinnliche, atmende, blutdurchströmte, manchmal schmerzende, geliebte, für Augen sichtbare Körper, mit struwweligen Haaren oben drauf, drückt etwas aus. Etwas ist auf seiner Ebene angekommen. Etwas wird angeschubst. Etwas geht in Resonanz.

Das deckt sich mit meiner Vorstellung ... oder (um ganz ehrlich zu sein) mit meinen Gedanken an guten Tagen. An schlechten bin ich leider weniger integrativ, weniger empfänglich und stehe zum Nachteil aller Synapsen und Gliedmaßen im Widerspruch zu mir selbst.

Solche Tage bzw. Zeiten, mal ganz kurze, mal längere, durchlebe ich - wie alle anderen "Unerleuchteten" (mir fällt gerade kein besseres Wort ein) - natürlich auch: Hübsch verknotet im Nirgends und Irgendwann. Da schlag ich dann auch mal ´ne Fliege tot, was mir hinterher sehr leid tut. Knalle wegen nichts mit den Türen. Bin humorlos bis in die Haarwurzeln. Und kann gut mit Schuldzuweisungen um mich werfen, obwohl sich eine gänzlich andere Sichtweise doch schon mal als viel entspannender erwiesen hatte (und zusehends mehr Verankerung in mir findet - dennoch könnte und wollte ich keine Beziehung führen, in der Rumbrüllen und Türenknallen Tabu sind):

Nämlich eine, die davon ausgeht, dass alle Emotionen in ihrem vollen Ausmaß sowieso von Anfang an in mir waren. Was ja so sein muss, wenn ich davon ausgehe, dass ich mit allem und mit jeder Facette des Daseins verbunden bin. Irgendetwas in meinem Körper-Kern (Hormone, Hunger, ...) oder ausserhalb davon (meine Geliebte macht mir Vorhaltungen, meine finanziellen Einnahmen sind schlechter als erwartet, etc.) geht mit diesen immer da gewesenen Gefühlen in Resonanz, und bringt sie zum Klingen ("Hallo, ich bin auch noch da"). Nichts und Niemand kann Schuld daran sein, dass sie da sind. Denn sie gehören zu mir. Wenn sie sich zeigen, wollen sie nichts als von mir angenommen werden. Also, wozu Vorwürfe machen? Ich könnte doch auch einfach nur dorthin gehen, wo ich niemanden erschrecke, ein Kissen an die Wand schleudern, einen Schrei loslassen, und gut is.

Nun ja ... Die erste meiner ausbalancierenden Fähigkeiten, die sich nach solcher Schieflage wieder aufrichtet, ist meistens mein Humor. (Er ist ungefähr so unverwüstlich wie Breitwegerich, den es nicht wirklich beeinträchtigt, wenn auf ihm rumgetrampelt wird.) Daran hangeln sich nach und nach meine ganzen anderen lebensbejahenden und stressreduzierenden Errungenschaften und Erkenntnisse einmal mehr zu meinem Bewusstsein hoch (Woran sich nun unschwer erkennen lässt, auf welcher Höhe ich mein Bewusstsein ansiedle - gemessen an dem, was ich alles nicht weiss.)

Die Gestalt-Therapie benutzt den Begriff des Gefühlskontinuums, in dem mensch in voller Lebendigkeit mit seiner momentan stärksten, authentischsten Empfindung zu strömen vermag, wenn es ihm gelingt, wirklich da und aufmerksam zu sein.
Ein schönes Bild, wie ich finde - aber eben auch nur ein Bild, das wir nutzen können, um uns einem tieferen, umfassenderen Glück als dem durch einen Lottogewinn, oder eine Traumhochzeit, oder den ersten Preis beim Schönheitswettbewerb, zu nähern.

"Don't Mistake the Finger Pointing at the Moon for the Moon" (oft gehörtes buddhistisches Sprichwort). Etwas einmal erkannt zu haben, heisst ja, wie jede, die sich bewusst auf "den Weg" begeben hat, wohl unzählige Male schon erfahren musste, noch lange nicht, dass diese Erkenntnis von nun an immer präsent ist, und alle unsere Gedanken und Handlungen bestimmt.
Was uns Menschen, wie ich finde, sympathisch, liebenswert und vielschichtig spannend macht.

Bin ich eigentlich noch beim Thema? "Ein bisschen ja, ein bisschen nein", wie ein befreundetes kleines Mädchen einmal sagte. Ich editiere mal in grau ...


edit: Mangelndes Komma-Gen führt zu mehreren Versuchen, wie es am Passendsten aussieht :rolleyes:

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 12.Jul.2008 - 16:06
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sonnenstrahl
Beitrag 12.Jul.2008 - 15:59
Beitrag #52


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QUOTE (mandelbäumchen @ 12.Jul.2008 - 16:25)
QUOTE (DerTagAmMeer @ 12.Jul.2008 - 15:54)
lach* Löwe oder was?

Sonne und Aszendent.

:smokie:



Grundgütige, und ich dachte immer, das sei die letzte Himmelskonstellation, die mir was Angenehmes zu bieten hat. Midlife-Crisis wohl auch bei mir :D .
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sonnenstrahl
Beitrag 15.Jul.2008 - 21:04
Beitrag #53


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Ich möchte, nachdem ich nochmal ein paar Nächte drüber geschlafen hab, mein Wir-Modell noch ergänzen um die folgende Idee: Dass es nicht allein, wie oben beschrieben, Schichten von strömenden Feldern (oder energetischen Häuten) gibt, die den Körper-Kern von dessen Zentrum sich entfernend umhüllen, und ab irgendeiner Sphäre in ein gemeinsames Wir-Meer münden.

Sondern auch sowas wie energetische Schichten immer tiefer ins Körperkern-Innere hinein:

Das, wohin wir uns verkriechen, wenn uns jeder Kontakt zu viel ist.
Wo Menschen unzugänglich werden füreinander. Mal mehr, mal weniger. Mal für kurze, mal für lange Zeit. Bis hin zu dauerhafter völliger Unerreichbarkeit.
Vielleicht die Wohnstätten der Seelenteile, die sich nach einer heftigen Verletzung zurückziehen an einen für sie sicher erscheinenden Ort, von dem aus sie uns im Alltag nicht mehr zur Verfügung stehen, solange sie nicht ganz behutsam und liebevoll (und in vielen Fällen mit kundiger Unterstützung) wieder aus ihrem Versteck gebeten werden.
Die Schichten, wohin wir unsere Tentakeln einfahren, wenn wir nichts mehr spüren wollen.
Wodurch im Extremfall, wenn die Tentakeln zu lange eingestülpt bleiben, anstatt sich hinaus in die Welt zu tasten, wohl Zustände entstehen können, in denen mensch in seiner Vorstellungskraft (,die ntürlich auch ein sehr heilsames Potential haben kann,)versackt, oder sogar Illusion von Wirklichkeit nicht mehr zu unterscheiden vermag - und Grübelzwänge, Schwermut, Wahnideen, kultivierte lebensfeindliche Phantasien, sich verselbständigende Destruktivität ... den Weg ins Wir-Fühlen verstopfen (wobei sicherlich auch der eine oder andere Neurotransmitter eine Rolle spielt ;) ).
Ich habe das Bild vor Augen, dass es von jedem schwingenden Feld um uns und in uns, direkte Quer-Verbindungen geben kann zu jedem anderen schwingenden Feld um uns und in uns.
Wer tief in sich vergraben ist, muss deswegen noch lange nicht fühllos sein gegenüber der Sprache beispielsweise der Musik, bestimmter (oder aller) Tiere, oder gegenüber Schwingungen, die sich im Milchstraßen-Cha Cha diagonal durch Zeit und Raum ondulieren.
Und wer Botschaften aus anderen Galaxien zu empfangen imstande ist, oder mit den Vögeln spricht, kann, trotz dieser speziellen Empfindsamkeit, im Zwischenmenschlichen die Sensibilität einer Drahtbürste an den Tag legen.
Eine meiner Liebsten sagt z.B. gelegentlich zu mir, ich sei so mitfühlend wie eine Steckrübe. Und wahrscheinlich hat sie in gewisser Hinsicht und zu gewissen Zeiten Recht. Trotz meiner "heilenden Hände", die nicht wenig dazu beitragen, dass ich mir regelmäßig was zu essen kaufen kann. (Abgesehen davon: Wer weiss schon etwas über die Resonanzfähigkeit von Steckrüben?)

Stufen der zunehmenden Verbundenheits-Intensität und Stufen des Sich-Vereinzelt-Fühlens stell ich mir vor:
Beide "Richtungen" bedürfen der Mitte, der Bodenhaftung sozusagen, des handfesten Verankertseins im Den-Alltag-auf-die-Reihe-kriegen. In beide Richtungen können wir sonst weltfremd werden. Und beides, Verbundenheit und Vereinzelung, brauchen einander, um immer wieder in die Balance zurückzufinden.

Oder, um es anders zu sagen: Wir brauchen unsere Höhen, und wir brauchen unsere Tiefen, und wir brauchen unseren Körper, um ganz Wir zu sein.

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 15.Jul.2008 - 21:04
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Bilana
Beitrag 19.Jul.2008 - 23:32
Beitrag #54


Capparis spinosa
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Hi sonnenstrahl, jetzt sag ich doch nochmal was dazu.
Wollte eigentlich schon eher antworten, aber das war mir dann zu schwer, zu viel, zu intim. Ging eigentlich darum, dass ich ganz bei dir bin, mit deinbem Beispiel des spürend so eines Ereignisses wie der Tod eines geschätzen Menschen.

Ich denke ich erkläre (mir) das aber anders. ich denke das der Mensch unbewusst und halbbewusst viele Informationen aufnimmt und sehr wohl verarbeitet. Es hinterlässt etwas. Das wurde ja auch eigentlich experiementell nachgewiesen.

Und ich denke mir, dass Menschen die in einem guten Kontakt sind mit sich, eben auch das aus sich selbst heraus wahrnehmen und deuten, was unbewusst, halbbewusst kommt. Und es als (Vor)ahnung zu deuten finde ich ganz stimmig.

Ebenso denke ich, dass es zwar die Psyche und soziale Bedingungen sein mögen, die einen Menschen dazu bewegen Panikattacken zu bekommen. Aber ich denke es hat eben -auch- etwas mit der Physiologie zu tun. Ein anderes Gehirn mit einer anderen Chemie hätte sich vllt. mit einer Depression oder einem Zwang geholfen.

Ich denke die Physis hat ein gehöriges Wort mitzureden beim psychischen Sein. Wie aber eben auch der Körper teilweise Ergebnis der Psyche ist.

Für mich hat es aber auch nichts entzauberndes oder abwertendes. Eher etwas bezauberndes. Etwas das mich fasziniert.
Aber vllt. muss ich das auch denken, denn ich bin so unsteht aufgewachsen, ich halte mich gerne ans stetige. Gefühle kommen und gehen, wie Wellen in einem Ozean. Sie sind da und auch wieder nicht, aber sie könnten ohne den physischen, konkreten Grund nicht sein.

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 19.Jul.2008 - 23:33
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sonnenstrahl
Beitrag 20.Jul.2008 - 17:41
Beitrag #55


verboden vrucht
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QUOTE (Bilana @ 20.Jul.2008 - 00:32)
Ich denke die Physis hat ein gehöriges Wort mitzureden beim psychischen Sein. Wie aber eben auch der Körper teilweise Ergebnis der Psyche ist.

Für mich hat es aber auch nichts entzauberndes oder abwertendes. Eher etwas bezauberndes. Etwas das mich fasziniert.
Aber vllt. muss ich das auch denken, denn ich bin so unsteht aufgewachsen, ich halte mich gerne ans stetige. Gefühle kommen und gehen, wie Wellen in einem Ozean. Sie sind da und auch wieder nicht, aber sie könnten ohne den physischen, konkreten Grund nicht sein.

Danke, capparis spinosa :D .

Das kann ich so ganz wunderbar stehen lassen.
Deins ist vielleicht ein wenig "linkshirniger", meins ein wenig "rechtshirniger" betont - und der Rest sind eh nichts weiter als Modelle, mit denen wir unsere Erfahrungen zu begreifen versuchen. Es gibt so Vieles, was wir verstandesmäßig nicht "wissen", sondern glauben oder nicht glauben. Und das bei Erfahrungen, die wir vermutlich mit den meisten anderen Menschen teilen.

Bezaubern kann es allemal, wenn wir uns drauf einlassen ;) .
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